Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 22, 1912, Image 3

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    Das griine Auto.
Spionage-Roman von August Weißl.
N 6. Fortsetzung und Schluß.)
Abwechselnd hatten sie dann in
Rom, Nizza, London, Brüssel und aus
Reisen gelebt, den letzten Winter hat
ten sie wieder in Paris verbracht, den
Eommer in Ostende, den Herbst
aus seinem Gut in Neapel, und als
«s Winter wurde, zogen sie nach
Wien.
Nur diese spärlichen Thatsachen
Um Näheres zu erfahren, fragte
Cartelane, als Campobello geend-'t
hatte und wieder zum vollen Weinglas
griff
.Sag', hat Dir Deine Frau nie
von einem gewissen Castellmari ge
sprochen?"
Campobello setzte das halbleere
Glas ab und sragte mit schwerer
Zunge:
„Castellmari ? Castellmari —?
Den Sohn des venezianischen Sena
tors?"
„Ja, den mein« ich. Er war näm
lich damals mit mir in Turin und
lernte Deine jetzige Frau durch mich
. kennen."
.Ja ja si« sprach von ihm
Mehrmals sogar Aber ich kann
mich jetzt nicht genau erinnern, was
si« mir erzählt hat. Ein paarmal bat
si« mich, Erkundigungen einzuziehen,
wo er>sich befinde. Meine Anfragen
blieben erfolglos. Mcir mir sehr ange
nehm, offen gestanden. Das Interesse
meiner Frau an dem mir unbekann
ten Manne machte mich eifersüchtig
ja begreiflich Ich hörte
bloß, daß der Mensch verschollen ist.
Einmal wurde mir sogar gesagt, er
sei gestorben."
„Er ist wirklich todt", bemerkte
Doktor Martens, der eben wieder ein
getreten war, mit Betonung. „Wenn
sich die Gräfin vielleicht noch für >hn
interessirt, so kannst Du ihr das mit
theilen."
Inzwischen war eS viet Uhr mor
gen» geworden, und die Herren dräng
ten zum Aufbruch. Campobello wäre
noch geblieben, doch sein« Gäste
Unsicher erhob sich der Graf, tau
melte die Stiege hinab und warf sich
Etablissement standen.
' . In den weichen Kissen schlief er so
fvrt ein und erwachte erst vor seinem
Haufe.
. Rasch! Wir haben keine Zeit zu
verlieren", sagte Doktor Martens zu
Sphor, indem er ihn zu einem Wagen
.Wohin wollen Sie?"
„Wohin —? Wie können Sie nur
so fragen! Zur Gräfin! Dem Betrun
kenen nach! Der Polizeirath ist bereits
verständigt! Ich habe ihn aus dem
Schlaf austelephonirt! Er erwartet
uns vielleicht schon!"
Mit diesen Worten öffnete Doktor
Martens den Wagenschlag und ließ
missar. .Eben ist der Gras heimge
kehrt. Sie ist noch wach. Ich habe sie
vor wenigen Minuten noch am Fen
ster gesehen "
Doktor Martens stellt« dem Po
ren.
Als er g«endet, sagte Würz:
„Na denn los! Jetzt wird sie
uns nicht mehr entkommen!"
Mit Viesen Worten schritt er, ge
folgt von Sphor und den
des Castellmaris, des Menschen, der
Ihre Glieder gefahren.
Was wollt« diese: Mann plötzlich
in Wi«n? War's Zufall, daß er zum
folgte er sie? Wußte er, ahnte er et
was? Was wollte er von ihr, daß
«r sie ankprach?
mit ihr heimzufahren. Ab» der
Boden hatte ihr unter den Füßen
gebrannt . . . Fort, nur fort, war
aus der Nähe dieses gefährlichen
Menschen!
Die Gräfin stand am Fenster, die
heiße Stirn an die Scheiben gepreßt.
Endlich hörte sie, wie ilntcn «in
Wagen vorfuhr.
Gott sei Dank! Jetzt konnte sie we
nigstens erfahren, ob sie vermocht«
den Gedanken nicht zu End« zu den
ken .. .
Mit zitternden Knien schritt sie zur
Thür. Sie hörte, wie der Bediente
den Grafen die Stieg« h«rausgeleite
te.
nen Herrn frühmorgens in solcher
Verfassung z» empfangen, hatte ihn
te ihn in sein Schlafzimmer.
Er sank sofort aus den Diwan,
und der Diener begann ihn auszukln
den.
Campobello hatte eben die Krawat
te in eine Ecke geworfen, als die Thür
ausging und feine Frau ins Zim
mer trat.
Blöd« und verwundert glotzt« er sie
an.
„Mir scheint, Du hast Dich wi«d«r
gut unt«rhalten?" begann die Grä
zitternder Stimme.
„Sehr amüsant war's Bist doch
nicht bös«? Brauchst nicht eifersüchtig
zu sein . . . Waren gar kein« W«i
ber dabei . . . Wir haben immer
nur Dich leben lassen haben nur
von Dir alle bewundern
Dich, alle lassen Dich grüßen . . .
Der Sphor . . . «r Sphor, der Mar
tens und der Cartelane . . ."
Bei Nennung dieses Namens wur
de die Gräfin todtenbleich.
Sie stierte ihren Mann wie geistes
abwesend an. Ihre Lippen zitterten.
Sie wich zurück und suchte taumelnd
an der Lehne eines Fauteuils einen
Halt. Ihre Nägel bohrten sich so
tief in den Armstuhl, daß die Seide
riß.
„Wer? Was?" stammelte sie.
Ihre Kehle war so trocken, daß
die Stimme versagte.
„Cartelane?" stammelte sie noch
mals und rang nach Athem.
„Ja..."
„Ich kenne keinen Cartelane!" schrie
sie endlich. „Wer ist das? Was will
„Wer das ist?" stotterte der Graf
mit albernem Lächeln. „Ich weiß
schon ... das ist ein Doktor . . .
nein, das ist der andere, das ist . . .
ein junger Mann, der Dich ausTu
rin kennt . . . Weißt, vom Zirkus
ihrem Gatten. Wie ein wildes Thier
hatte sie ihn angesprungen. Sie faß
te ihn bei den Armen und schüttelte
ihn wüthend. Aus ihren Augen lo
derte erschreckende Gluth.
„Du, streng' jetzt Deinen Kops an!"
schrie sie. „Denk' nach! Du weißt
nicht, was auf dem Spiele steht! Paß
auf! Berstehst Du mich? Sag' mir
nur das eine: Hast Du in Deinem
Rausch ausgeplaudert, was begraben
sein sollte? Hast Du von jener Zeit
gesprochen?!"
„Aber, Violetta ... es waren ja
lauter gut« Bekannte, so nette Bur
schen, die plauschen ja nichts aus.
Sie haben Dich ohndies schon alle
gekannt. Si« haben ja alles schon
gewußt . . . Auch von dem anderen
hab«n sie gesprochen . . . w«ißt, von
dem, nach dem Du Dich erkundigt
hast, dem Castellmari ... Er ist todt,
lassen sie Dir sagen, ganz todt
Du brauchst jetzt nicht mehr überall
auf die Polizei zu lausen und nach
zuforschen ... Er ist wirklich todt.."
Violetta war bei den Worten des
Trunkenen Schritt für Schritt zurück
gewichen und stand jetzt an der Wand.
Die Füße schienen ihr versagen zu
wollen, denn sie suchte nach einer
Stütze und rang nach Athem. Als
ob es sie am Hals« würgte, griff sie
nach der Kehle, um sich Luft zu
schaffen. Ihr bleiches Antlitz ver
zerrte sich in ohnmächtiger Wuth. Sie
schlug die Hände vors Gesicht und
verharrte regungslos.
zu und lallte:
„Bist bös auf mich . . . Weil ich
getrunken hab' . . .? Es wird ni«
mehr vorkommen."
Ben.
Bei der Berührung zuckte die Frau
I zusammen. Sie stieß den Trunkenen
zurück und verließ, ohne ein Wort zu
sagen, die entlang ta
-21. Kapitel.
mer, den Kops in die eiskalten Hän
de gestützt, und starrte fassungslos
zu Boden.
das Dach des geg-nüberliegendenHau
ses und warf fahle Lichter durch die
Scheiben.
Da . . . was war das? Hatte e»
nicht geläutet?
Violetta fuhr in die Höhe.
Die Kammerfrau trat «in und mel
dete: z si d
zwei Herren da, die gräflich Gnaden
sofort sprechen wollen."
Violetta erbleicht« . . . Si« grisf
nach dem Kops, dessen Schläsen wild
hämmerten, preßte die Fäuste gegen
die Brust und seufzte tief auf.
„Was soll ich den Herren ausrich
ten?" fragte das Mädchen,
.Weck' den Grafen!" befahl di«
Bräfin.
Frau Gräfin —"
„Wer sind die Herren?" fragte Vio
letta leise.
„Von der Polizei," antwortete das
Mädchen.
Die Gräsin fuhr mit der Hand
»um Herzen. So war also alles
ius .. . Man kam bereits, sie zu ho
len .. . Das Verbrechen war ent
deckt ... Ihr Mann hatt« si« im
Rausch verrathen . . . Was thun...
Fliehen?
Sie eilte zum Fenster. Vor dem
Hause sah sie zwei Männer stehen...
So gab es keinen Ausweg mehr...
keinen —? O doch!
„Laß die Herren in den Salon
eintreten," befahl sie dem Mädchen.
„Ich komme gleich."
Mit diesen Worten eilte sie in ihr
Schlafzimmer und versperrte hinter
sich die Thür.
Würz und Baron Sphor wurden
in den Salon geführt und gebeten,
Platz zu nehmen; die Gräfin werde
gleich erscheinen.
Zehn Minuten vergingen.
„Die Sache dauert mir zu lange,"
sagte endlich Würz. „Ich werde kur
zen Prozeß machen. Fort kann si«
nicht, d«i,n alle Ausgänge sind besetzt.
Bitte, rusen Sie das Mädchen!"
„Wo ist die Frau Gräfin?" fragte
der Polizeirath die eintretend« Kam
„Jn ihrem Schlafzimmer, bitte."
„Führen Sie uns dahin. So
fort!" befahl Würz in so dezidirtem
Tone, daß das Mädchen keinen Ein
wand zu erheben wagte.
Würz fand die Schlafziinmerthür
»erschloss«?.
Er klopft« keine Antwort erfolg
te.
„Rufen Sie den Agenten, der im
Vorzimmer steht," sagte Würz leise
zu Sphor.
Der Agent erschien.
„Oesfnen Sie diese Thür," befahl
der Polizeirath.
Es war nicht schwer, das einfache
Schloß auszusprengen. Der Poli
zeirath Würz riß die Thür angelweit
auf, ohne in die Thürfüllung zu tre
ten, und rief:
„Gräfin, ersparen Sie uns weitere
Gewaltthaten! Zwing«» Sie uns
nicht, Hand an Sie zu legen!"
Im Zimmer blieb alles still. Merk
würdig still.
Der Polizeirath konnte die Ecke ei
nes Bettes sehen; darüber ein Heili
genbild. Der matt« Schein einer
Kerz«, die in der and«ren Ecke des
Zimmers stehen mußte, warf zittrige,
undeutliche Schatten.
Vorsichtig beugte sich der Polizei
rath vor. Er sah die Gräfin di
Campobello unbeweglich vor ihrem
Toilettentisch sitzen. Er trat vor
und blieb an der Schwelle stehen.
Gräfin, ich verhafte Sie im Namen
des Gesetzes als Mörderin des Ober
leutnants Giorgio von Castellmari!"
Die Gräfin im Lehnstuhl blieb un-
Der Polizeirath trat rasch auf sie
zu und legte seine Hand auf ihre
Schulter.
Bei der. Berührung brach die Ge
stalt in sich zusammen und kollerte
auf den Boden. Zu den Füßen des
Polizeirathes lag eine Todte!
„Sie ist vor Schreck ohnmächtig
„Nein, sie ist todt. Sehen Sie
das kleine Loch in der linken Schlä
fe nicht?"
gehört?"
„Auch als Castellmari erschossen
wurde, hat man leinen Schuß ge
hört. Dieselbe lautlose Kugel, die
ihm den Tod gegeben, hat auch ihr
ein Ende bereitet."
I und faßte di« Todte unter den Armen.
jMit Hilfe Sphor trug er fte zum
Lager und bettete sie unter dem Hei
ligenbild nieder.
Der Polizeirath drückte der Todten
di« Augen zu. Dann nahm er feine
Kavpe vom Kopfe und faltete die
Campobello setzte der Thätigkeit der
Polizei ein Ende. Da der Mord ge
sühnt erschien, wurde strengstes Still
> Nur beim Polizeipräsidenten sand
eine Konferenz statt, bei der Polizei
rath Würz folgenden zusammenhän
genden Bericht erstattete:
! Der Mord in der Grillhoserstraß«,
jüber den ursprünglich ein geheimniß
fin di Campobello, geborene Violetta
Crespo, die sich selbst gerichtet hat,
verübt worden. Als Beweis hierfür
Neur d'or gefärbt waren, wie mi
kroskopisch festgestellt wurde, d«r
Todten,
Viertens war die Gräfin in ihrer I
Jugend Kunstschützin und besaß ein
Gewehr neuester Konstruktion, aus!
dem mittels komprimirter Luft ge- s
'äufchlos geschossen werden kann, und
s.'s ein Kaliber ausweist, das genau
der im Bilderrahmen g«fundenen Ku
gel entspricht. !
Fünftens ist festgestellt worden,
daß die Gräfin in Strebinger an
fangs Januar auf der Mariahilfer
straße jenen Mann wiedererkannte, zu
dun sie vor Jahren in Turin in Be
zichunzen gestanden hat und den sie
seither in t ihrem Haß verfolgte.
Sechstens beweisen der angefangene
Brief, der bei dem Ermordeten ge
funden und di« Aussagen des
Herrn Cartelane, eines Jugendfreun
des Casteümaris, daß sie wiederholt
den Vorsatz geäußert hat. den frühe
ren Geliebten zu todten.
Einige Zwischenglieder, die fehlen,
lassen sich -eicht ergänzen, so daß sich
die That alle? Wahrscheinlichkeit nach
folgendermaßen abgespielt haben
dürfte:
Die Gräfin begegnete Castellmari
aus derMariahilferstraße und erkann
te in ihm jenen Mann, den sie schon
seit Jahren suchte. Doch auch er
sie erkannt, und da er einen
auf sein Leben furchtet«, wie
w'r ans Briefen und A:uf>erungen
wissen, hauptsächlich aber wohl, weil
die Mission, die ihn nach Wien ge
führt, ihn verpflichtete, sein Inkogni
to zu wahren und in Verborgenheit zu
bleiben, übersiedelte er rasch und un
auffällig in die Grillhoserstraße. Nun
fragt es sich, wie die Gräfin dies er
fuhr. Alle Wahrscheinlichkeit spricht
dafür, daß Graf Heinen, der ja mit
Castellmari in Verbindung stand, ge
sprächsweise erwähnte, in Hernals ei
nen Mann namens Strebinger besu
chen zu müssen. Da di« Gräfin wuß
te. daß das der Name des Gesuchten
war, so erfuhr si« auch sehr leicht
durch eine Nachfrage aus dem Kom
missariat seine neue Adresse. Wahr
scheinlich wollte ihn nun die Grä
fin beobachten, und da kam ihr die
leerstehende Wohnung sehr zustatten.
Diese zu miethen, war zu gefährlich.
So ließ sie sich einen Nachschlüssel
machen wenigstens deuten Bemer
kungen des Grasen darauf bin und
schlich sich in den Abendstunden, wo
keine Ueberraschung mehr zu fürch
ten war, in das Haus. Und als
sie vom Fenster aus das jenseits der
Straße liegende Zimmer ganz über
blickte, mochte wohl in ihr der Gedan
ke aufgeblitzt sein, daß es das Ein
fachste wäre, durch einen Schuß, der
bei ihrer Kunstfertigkeit sein Ziel ge
wiß nicht verfehlen würde, den Ver
haßten zu tödten. Am 12. Januar
vollführte sie die That, indem sie aus
dem Dunkel des Zimmers auf den
beim Tische sitzenden, von der Lampe
hell beleuchteten Mann, der gerade
mit dem Grafen Heinen unterhandelt«,
den Schuß abgab.
Nack dem Bericht des Polizeirathes
brack> der Präsident die Sitzung ab.
Als sich Baron Sphor von dem
Präsidenten verabschieden wollt«, sag
te er ihm:
„Ich hätte noch einige Worte mit
Ihnen zu sprechen, lieber Baron.
Vielleicht kommen Sie in mein Zim
mer."
Sphor folgte dem Präsidenten, wäh
rend die Herren das Berathungszim
mer verließen.
'ine Eröffnung zu machen,
die Sie hoffentlich freuen wird. Sie
haben uns in dieser schweren Ange.
i.'ienheit so ersprießlicke Dienste ge-
Schreibtisch lag, und reichte es Sphor
mit den Worten:
„Ihr Ernennungsdelrel, lieber Ba
ron!"
gen.
Die tiefe Trauerzeit um den Er-
E n d e.
kleines Mädchen wollte seine Suppe
Mutter getadelt. „Ach," sagte das
jungen Leute sagen, nicht soviel Be
deutung beimessen." sagte der Koch.
„Die sagen dasselbe von Ihren Vörie,
sungen."
Erläutert.
ron s >i'abe>t> L«n.
Strahlende Helle breitete die
Sonne an d«m wunderschönen März-
Noch starrte die Erde im Frost, aber
«in Ahnen ging schon durch die
Luft, ein seines Vertllnd«n von der
Auferstehung d«r Natur.
ihre Augen trete. Aber Alfriede Sie
schaute in den glitzernden Schnee.
Was nützte es ihr, daß di« Natur
neu erstehe, daß neues Leben sich an
hatten sie ihren Lenz zu Grabe ge
tragen und damit ihr Glück. Hm«
fahle, farblose Gestalt beschloß den
Zug, in mühseliger Pein sich fortbe
wegend das war ihr Leben, das
sich hinschleppen würd« wie jene,
kraftlos und müde.
Ein so tiefer, schmerzlicher Seufzer
entfuhr ihren Lippen, daß die alte
treue Christine besorgt den Kopf zur
Thür hineinsteckte.
„Es ist nichts, Tin«," sagte die
junge Frau.
»Aber die Madame sollten doch
nicht immer blos grübeln und trau
ern' Christine wagte sich herein
.bei dem schönen Wetter, Gott verzeih'
mir, das ist eine Sünd'."
war ?" Und ein vorwurfsvol
ler Blick traf d!« alte Haushälterin,
s .Nichts für ungut, Madame, so
mal zu Ende lein. Es gibt doch im
sein will."
! Was weißt du tr«ue Seele von «i
-nes Menschen Leid, w« es das meine
ist "
„Na, ja, es war schwer damals, als
sie den Herrn brachten, und so jung
noch."
„Jung und so voller Glück."
Die alte Haushälterin überkam eine
tiefe Betrübniß
großz!«hen helfen. Und darum glaub'
ich auch nicht, daß es ihm recht ist,
dem seligen Herrn, wenn er nun von
oben herabschaut und sieht, wie die
gnädige Frau kein:n Sinn hat für
alles rund herum hie». Na und das
Kind —"
„Herma ist in deiner Obhut und
damit gut aufgehoben."
Christine wollte etwas erwidern,
bezwang sich aber rechtzeitig und ver
ließ kopfschüttelnd das Zimmer. Es
war ja doch stets vergebens, dieser
Frau das Rechte klar ?u machen.
„Das arme Kind!" war alles, womit
sie draußen ihrem Aerger Luf!
Drinnen aber ließ Elfride sich in
stummer Apathie in «inen Sessel fal
len.
Einst war sie ein lebensprühendes
Geschöpf gewesen. Eine liebliche
Mädchenknospe, die mit heißem Er
warten in's Leben schaute. O, es
gab soviel Schönes auf d«r Welt,
warum sollte es ihr vorenthalten blei
ben, nein si« wußte, das Beste und
Wunderbarste würde ihr die Zukunft
bringen. Und sie bracht« 's ... Was
einem jungen, sorglosen Menschen
kinde als Ideal vorschweben, was sein
Leben zoll auszufüllen vermag, trat
ihr in der Erscheinung Theo Sieden
bergs emqegen.
Ernst und Stolz war er ihr zum
ersten Male auf einem Jagdseste be
gegnet und ihre Hirzen jubelten ein
ander zu. Nicht lange währte das
Hangen und Bangen, dann würd« si«
seine glückliche Braut und bald feine
Gattin. Mit Hellem Jubel war sie in
dieses Haus gezogen und goldig laA
die Sonne über ihrem schmucken Heim
und ihrem Leben. Ein Töchterchen
hatte sich dann dazngesellt und ihrer
beider Glück war «in lückenloses.
Dann plötzlich nach Wen gen Jah
ren verdunkelte sich die Sonne Es
kam ein Tag, der düster und unheim
lich war und dessen Schatten nimmer
weichen wollten. Einmal muhte
auch Elfriede den Tribut zahlen den
Wieder war es Jagdtag. Eine
frische, frohe Reiterschaar hatte sich
versammelt und war bei lustigem
Hörnerklang auf munteren Pferden
davongeritten. Alfriede war daheim
gebieben, um ihr«n Hausfrauenpflich
ten nachzukommen. Aber als sie dann
ihm zuliebe mit Blumen und Per
len geschmückt strahlend seiner und
der Gäste harrte, da hatte man ihr
den Gatten gebracht..., bleich uno
leblos...
.Es kam so schnell, gnädige Frau,
so plötzlich," berichtete der begleitende
junge Offizier tesgerührt. .das Pferd
stürzte auf unerklärliche Weife beim
wlln Stunden
zum Leben. Aber alle menschliche
Kraft war hier vergebens. Ein«
kurz« Spanne Zeit des Bewußtseins
nur war ihm beschieden. Lange
iibe. in das ew>ge Reich.
Starr, thränenloö haiie Elfried«
an sein:: Bah:? gestanden. Jbr
»s unsäglich, daß ihr Theo, das dlü
talie l?'d«. Er. der so froh und
die kalte Gruft
Von diesem Tage an hatte sie ihr
Welt und Menschen und war «ine
Einsame geworden. Auch an dem
Kinde nahm sie keinen Antheil. Was
nützte denn auch >ill«s, die Gegen-
Leben?
Thür.
„Gnädige Frau/ sie stockte und die
Augen stand«,, ihr voller Thränen,
.gnädig« Frau, kommen Sie, die
„Krank?" fragte Elfri«d« stau
.Ja. die Nachbarskinder hatten sie
in ihrem kleinen Schlitten an einen
Baum geprallt und das Kind hat eine
große Kopfwunde. Unser Herr Dok
tor fuhr gerade vorüber und hat
inen und nach Haus« gtbracht, auch
sofort einen Verband angelegt."
Nun stand Elsriede an dem Bett'
chen und die großen Kinderaugen
drangen scheu und voller Angst in ihr
Inneres, so tief, so lange, bis sie da
«in weiches Plätzchen fanden, das noch
nicht berührt war von der Starrheit
der Seele. Und es begann sich da
! drinnen wunderbar zu regen unter
! diesem Kinderblick und machte sie
plötzlich sehend für die Herzensnoth
ihres Kindes. Es hatte ja mit sei
nen kleinen Wünschen und Bedräng
nissen nicht zu ihr kommen dürsen. sie
hatte es nicht verstehen wollen.
»Mütterchen, liebes, nicht bös« sein
und nicht traurig, weil ich fortging,
ohne zu fragen,' bettelte es ängstlich
vom Bettchen her, und zwei kleine
Arme streikten sich flehend nach ihr
Da ging es wi« ein kraftvoller
Frühlingssturm durch Elfriede, d«r
mit gewaltigem Sausen und Brausen
fortnimmt, was welk und faulig, der
da rüttelt und schüttelt und nichts
übrig läßt, das nicht tiefgewunelt ist.
Ja, trug sie denn nicht selbst di«
Schuld daran, daß ihr Kind jetzt lei
den mußte, hatte sie es gehütet und
vor der Gefahr beschützt, wi« es ihr«
Pflicht gewesen wäre? Der Blick de?
Sterbenden, den Worte nicht mehr be
gleiten konnten, hatte er ihr nicht die
ses Kleinod an's Herz gelegt, damit
sie es leite, wie er es geleitet hätie?
Ein« furchtbare Angst packte sie,
nun würde sie auch d'eles verlieren.
„Mutter, es thut sehr weh, ater es
wird bald wieder gut sein, hat der
Doktor gesagt."
Wi« von einem Alp «freit, athmet«
sie da auf: „Ja, m«in Kind, es wird
Unter heißen Thränen beugte sie
Danlgcbet stieg zu dem Schöpfer aus.
der seine Hand darüber gebreitet
hatte.
„Gott segne diese Stunde," sagte
Christine, di« still «ingetreten war.
„)a. auch das Unglück hat s-in« Be
„Du hast recht, Tine," sagte die
junge Frau gefaßt, „das erste hat mir
gezeigt, daß das Leben kein ewiges
Glück bedeutet, das zweite, daß der
Mensch leine Pflicht erfüllen soll auf
dem Platze, auf den Gott ihn gestellt.
Von nun an soll es anders werden.
Ich will Hermas Erziehung selbst in
die Hand nehmen und gutzumachen
suchen, was ich bisher versäumte."
Da sattele Christine die Hände und
nickte ein stilles Amen.
Au! Jakob: „Mein Herr, wir
haben w unserer Kaserne den größten
Mann, den es gibt." Karl: »Den
größten Mann? Wie groß ist er?"
Jakob: .Sechs Fuß und neun Zoll."
' - Karl: .Sechs Fuß und neun ZolN
Das ist noch gar nichts. In.unserer
Kaserne ist ein Sergeant, der ist so
groß, daß er niederknieen muß, wenn
er sich den Kops kratzen will!"
Auch ein Grund. Eine
Dame sah einen kleinen Jungen mit
einem Paket in einen Schusterladen
treten. „WaS hast Du da?" fragte st«.
Muttüs Panioffel," erwiderte der
Junge. „Hier guckt ein Nagel rau».
bevor Mutter es bemerkt." „Dn
bist ein artiger Junge. Du fürchtest,
Mutter könnte sich an dem Nagel ver
letzen?" .Nein das ist aber See
Pantoffel, mit dem mich Mutta
Für die Küche.
Rlndsgebirn. Um Rinds
wird es folgendermaßen zubereitet.
Zunächst wird es in Maffer mit etwas
Essig und wenig Gewürz halb gar
in zwei fingerdicke Scheiben, wendet
diese in Eiweiß und geriebener Sem
mel, oder in einem Konzen, gequirl
ten Ei um, legt sie in steigende But
ter und röstet sie auf beiden Seitin
gar braten. Es wird mit
Petersilie und Zitronensaft serviert.
Selbstverständlich muß es ganz frisch
Gemüsesuppe aus Re
j. en. Eeiniifertste, Blumenlohl, Ka
rotten, Schote», Bohnen usw., was
man eben hat, auch Rot-, Weist,-
Grün- oder Wirsingkohl, wird sein
geschnitten und in einen Topf getan,
in d«m man etwas Bultermehl mit
Wasser oder Brühe hat angeben las
sen, dann füllt man Wasser zu, so
viel, als man Suppe zu haben
wünscht. Einige Scheiben Schwarz
brot werben gerieben und dazu ge
tan, ferner eine Zwiebel fein gerie
ben, Pfeffer und Salz nach Belieben.
Alles tüchtig gelocht und aufgetra
gen. Auch lann ma.i einen Schin
kenknochen mitlachen.
GerichtvonSchinlenu nd
Wurstreften. Man nimmt alle
Wurftreste, nur «eine von Leber- oder
Blutwurst, entfernt die Haut und
hackt die Rest« sein. Auch von rohen,
oder gekochtem Schinken kann man
die Stückchen mit verwenden. Ist der
Schinken roh, so schneidet man ihn
und giebt ihn bann durch die Mahl
maschin«. Aus 2 Tassen Wurst
Schinken kommen 2 Tassen Brotkru
men. 1 Eßlöffel Tsmaten-Catfup. 2
Eier mit 1 Tafse Milch geschlagen,
etwas Pfeffer. 1 Teelöffel gehackte
Zwiebel und Ivenn das Fleisch ganz
mager ist. 1 Eßlöffel Buttes
Schüssel, die man mit Fett oder But
ter ausgestrichen hat, und backt das
Gericht im Backofen. Wenn man 1
Tasse gebacken« Bohnen hat, so kann
man diese mit zum Gericht geben und
es wird dadurch sehr verbessert wer
den. Schmeckt heiß oder kalt gut, be
sonders wenn man Endivien-Salat,
oder andern frischen Salat damit >er«
vieren kann.
Heringssalat. Nachdem die
Heringe abgezogen und entgratet
sind, schneidet man sie würfelig: ab
gekochte Kartoffeln und einige Aevlel
werden ebenso geschnitten, dann
mischt man feingeschnittene Zwiebel,
Pfeffer und Salz darunter und
mischt den Salat mit Essig und
Oel an. DK Milch« zerdrückt und
zerrührt man mit Essig und Oel.
Wo man, was auch sehr zu empfeh
len ist. den Salat mit Mayonnaise
bereitet, da werden die Milche in dies«
mit hinein gerührt. Für festlichere
Gelegenheiten kann man den Herings
salat auch mit Kapern, Sardellen,
Kalbs- oder Wildbraten, in kleine
Würfel geschnitten, vermengen und
mit Fleischbrühe. Senf. Essig und
Oel anrührn.
Ueberbackener Spargel.
Zw«i Pfund Spargel, eindriltel Unze
Zwiebel. Unze Schinken, drei
achtel Quart Spargelwasser. 2 Ei
gelb. Man schwitzt das Mehl mit
der Butter, worin man den Schin
ken einige Z«it durchg«fchwitzt hat,
l und kraus, tut die Zwiebel
dazu und verlocht alles mit Spargel
wasser, gießt die Sauce durch ein
Sieb und zieht sie mit dem verquirl
ten Eigelb ab. Nun streicht man eine
Form mit Butter aus, tut den ab
gekochten Staitgenspargel hinein, gießt
de Sauce darüber, streut etwas ge
rinn« Semmel und Parmesantöfe
darüber und legt 1 Unze Buttcrstück
chen darauf und bäckt es im. Ofen
braun.
gefüllter Mürbebraten.
Mail spaltet 2 Mürbebraten einmal
der Länge nach, ist aber vorsichtig
und schneidet die Seiten nicht durch.
Auf dem flach ausgebreiteten Fleisch
haust man ein Füllsel, das man aus
1 Tasse trockenen Brotkumen,
Tass« gelochten, gestampften Kartof
feln. 1 Eßlöffel geriebenen Zwiebeln,
1 EI. 2 Eßlöffel geschmolzener But
ter und Salz und Pfeffer bereitet
hat. Man legt den zweiten Mürbe
braten behutsam darüber und näht
bindet die beiten aneinander,
damit nicht« vom Füllsel herausquel
len kann während des Bratens. Ter
Braten wird in reichlichem Fett ge
braten und die Oberseite mit Speck
scheiben belegt, die sowohl wie di«
Fäden vor dem Anrichten entfernt
werden müssen. In Scheiben ge
schnitten schmeckt dieser Braten sowohl
heiß wie lalt gegessen, vorzüglich.
Ap se lliich l e i ii. Sechs bis
acht große geschält« Aepfel werden >n
Scheiben geschnitten. Mit einem
runden Ausslecher wird das Kern
haus entf«rnt, die Apfelscheiben wer
den mit Zucker bestreut, mit etwas
Rum bespritzt, zugedeckt und etwa drei
viertel Stund«» stehen gelassen. In
zwischen hat man einen Backteig von
Mehl, «inem GlaS Weißwein, einem
Löffels Provenceöl und dem Schnee
backt. Hiermit werden sie in
lervi«rt.