Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 01, 1912, Image 2

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    »«» b«««r»e«» Arnch«.
Gustav Schüler.
LeriAdlÄlK? mein Hcrz,
Nur voll Toren
Mach: von dem allen.
Geh neue» Pfad.
Hall daS lebendige heute.
Vertreib es nickt sogleich,
Sri nicht der Schmerze« Beute.
Werde dura, Schmerzen reicht
'!!!'' '
~Fe»er.
Skizze aitt'Nunisch-P-len. Von K Nast.
Es war""um die fünfte Nachmit
tagsstunde eines heißen JulitageS.
Bljot stand an der Hobelbank und
ließ den Hobel flink über das weiße
BreU gl-Usi' von dem bald größere,
bald kleinere Späne in zierlichen Lok
ten auf den Fußboden herabslatterten.
Der sechsjährige Alexei und die
fünfjährige Marfa. beide rund und
rotbäckig, sahen dem Vater zu.
Pawel, der Jüngste, ein stämmiger
Junge nahezu drei Jahren, hing
Bljots Frau, die den Samowar an
heizte. am Nock.
„Singe, Papascha!" drang Marfa
Plötzlich in Bljot. der allezeit zum
Pfeifen und Singen. Lachen und
Scherzen aufgelegt war. „Singe das
Lied von dem lustigen Bauer, der
immer lachte." ...»
„Es sinqt sich schwer beim Hobeln,
wandte Bljot ein. ließ einen Augen
blick die Arbeit ruhen und wischte mit
dem Rücken der Hand den Schweiß
von der Stirn.
Aber Marfa gab sich mit dieser
Antwort nicht zufrieden.
„Magst Du nicht singen, so Pfeife
das Lied," bestürmte sie den Bater
Und Bljot pfiff.
Er war ein Meister in dieser Kunst,!
heute Pfiff er jedoch ganz besonders
ausdrucksvoll. Man hörte ordentlich
das sorglose Lachen des Bauern.
„Ha. ha, ha, ha," konnten sich Mar
fa und Alexei nichi enthalten, mit ein
zustimmen, und auch Bljots Frau
lachte belustigt hell auf.
Einzig aus Pawel machte der Vor
trag des Liedes keinen Eindruck.
Ihm dünkte allein das Summen
rind Brummen des Samovars bewun-
Den Blick begehrlich, zupft« und
zerrte er die Mutter ungeduldig am
Rock und verlangte mit seiner tiefen
Stimme, die so klang, als dringe sie
aus dem Keller herauf, immer wieder
zu trinken.
„Gleich, gleich," versprach ihm die
Mutter, ohne jedoch eins der bereit
stehenden Gläser zu füllen. j
Sie wandte sich vielmehr nach
ihrem Manne um, der jetzt nicht mehr
pfiff, sondern sang, und lachte mit
Marfa und Alexei um die Wette.
Da gab es plötzlich hinter ihrem
Rücken einen dumpfen Krach.
Sie fuhr herum.
Der Samowar lag am Boden und
"Pawel, der ihn dorthin befördert
hatte, stand stumm und bleich vor
Schreck mit weit aufgerissenem Mun
de haneben.
Auch Bljots Frau vermochte sekun
denlang kein Wort hervorzubringen,
als.sie das heiße Wasser sich über die
Dielen ergießen und die glühenden
Kohlen zwischen den Hobelspänen um
herliegen sah.
Selbst Bljot, der seinen Gesang jäh
unterbrochen hatte, schien zu Stein
«rstarrt zu sein.
Nur Alexei und Marfa lachten
fröhlich weiter.
Ihnen dünkte der Zwischenfall mit
dem Samowar, der wie ein rundlei
diger Trunkenbold hilflos in einer
Pfütze lag, ein durchaus angemessener
Abschluß des soeben gehörten Liedes
von den. allzeit lachlustigen Bäuer-
Ja, sie lachten selbst dann noch, als
wenige Augenblicke später der Bater
und die Mutter eifrig bemüht waren,
die glühenden Kohlen und die hier und
ten.
Erst als sie den Vater keuchen hör
ten: „Wasser! Um Gott. Wasser!
sich zu schreckerfllllten Grimassen.
Auch die Mutter rief jetzt nach
Wasser, ohne daran zu denken, daß in
der Ecke am Ofen ein halbvoller Krug
stand.
Als Bljot diesen Krug ergriff,
?ls er ihn über dem Fußboden aus
schüttete. schoß hinter der Hobelbank
eine so hohe Flamme empor, daß
Marfa und Alexei laut aufkreischend
aus. die Straße hinausstürmten.
Dorthin folgten ihnen gleich darauf
die Eltern, der Bater mit dem leeren
Wasserkruqe in der Hand, die Mutter
den alten Samowar und den mit
Die Stube, in der Bljots jahrelang
gearbeitet, geschlafen, gegessen und ge
trunken hatten, in der sie redlich
„Feuer! Feuer! Es brennt!'
schrie Bljot draußen wi« besessen,
während seine Frau unter heftigem
Schluchzen mit weithin vernehmbarer
Stimme ihr Schicksal bejammerte und
Marfa und Alexei in sinnloser Hast
rcr dem Hause hin und her rannten.
Von dem Geschrei angelockt, stürm
ten die Kinder herbei, die draußen ge
svicl! hatten. Ohne sich weiter um di«
Pc.j ierschifschei' zu kümmern, die auf
der Grsse trieben, rannte» sie, bemüht,
einander zu iiberhslei', schreiend und
lachend di« schlecht gepflasterte Straße
entlang, die links und rechts von nie
drigen Holzhäuschen eingefaßt war.
„Feuer! Feuer!" lärmten sie. die
meisten von ihnen sichtlich belustigt
von dem sich ihren staunenden Blicken
darbietenden Schausniel, denn jetzt
schlugen die Flammen bereits aus den
lle nen Fenstern heraus. „Feuer!
Es brennt! Bljots Haus brennt!"
Fenster wurden ausgestoßen, Köpfe
subren herrus, fiagende und erschreckte
Blicke suchten das Haus, auf dessen
Dach ein behender Wind neckisch mit
bläulich schimmernden Flämmchen
Und plötzlich füllte sich die Straße
mit Menschen. Männer und Frauen.
Greise und Greisinnen, junge Bur-
Mädchen und Kinder drängten
und stießen einander, um möglichst
nahe an die Unglücksstätte heranzu-
Der Flickschneider Fedor Gregoro
witlch Sponka, dessen Neugierde all
gemein bekannt war, fand sich selbst
verständlich auch unter den müßigen
Lauf wandte er sich sogleich mit der
Frage an den ihm Zunächststehenden:
wie das Feuer eigentlich entstanden sei.
Ja wie?! Das wußte keiner.
„Frage Bljot." riet ihm der Grün
kramhändler Akaki Taraßitsch Sche
wetew. ein mittelgroßer Mensch von
einigen vierzig Jahren, dessen blondes
Haar bereits stark mit Grau unter
mischt war. „Der wird Dir's ganz
genau sagen können."
Sponka folgte unverzüglich dem
Rat. allein er erhielt keine Antwort
von Bljot.
Der arme Tischler, der so gern ge
sungen und gepfiffen hatte bei seiner
Arbeit, vermochte jetzt nichts weiter zu
tun als laut zu jammern, und seiner
Frau, die noch immer den dumpf
brüllenden Pawel und den alten Sa
mowar in den Armen hielt, ging es
genau ebenso.
Der langaufgeschossene Sponka
kratzte verstimmt mit den langen dün
nen Fingern den braunhaarigen Kopf.
„Ich gäbe wahrhaftig dem ersten
besten Bettler z-hn Kopeken, wenn ick
wüßte, wie es zugeht, daß bei Bljot
Feuer ausgekommen ist," seufzte er.
„Ich war vor Jahren mit einem ge
wissen Martyn Avodejewitsch Kapito
scha bekannt" meldete sich Schewetew,
dessen Lieblingsbeschäftigung im
Schwatzen bestand und der mit wahr
haft bewunderungswürdiger Unver
schämtheit neben der nackten Wahrheit
die tollsten Lügen aufzutischen pflegte.
„Diesem Kapitofcha ging eines Nachts
das Haus in Flammen aus, nachdem
er mit seinem Nachbar, einem rechtha
berischen, bösartigen Menschen, wider
Willen in Streit geraten war."
„Gott, o Gott! seufze der lange,
hagere Sponka, den Blick unruhig auf
das jetzt bereits lichterloh brennend
kleine, hölzerne Gebäude gerichtet.
„Wenn ich doch nur wüßte !"
Und Bljots Frau am Kleide zupfend
drang er in geradezu flehendem Tone
in sie. ihn doch nur ja nicht länger im
ungewissen über die Entstehung des
Feuers zu lassen.
Die Frau wandte nicht einmal den
Kopf nach ihm
Aufhören, und Bljot machte es genau
„Gott, o Gott!" seufzte Sponka
abermals. „Wer mir doch nur sagen
wollte "
„Martyn Avodejewitsch Kapitoschas
Besitztum fiel der Schurkerei eines
niederträchtigen Burschen zum Opfer,"
plauderte Schewetew munter weiter,
indessen ein grauhaariger Trunken
bold, der sich „Gelegenheitsarbeiter"
zu nennen liebte und jedermann unter
dem Namen „Onkel Fedka" bekannt
war. mit schwere Zunge in Vorschlag
brachte, die Feuerwehr von dem
„Ach ja, die Feuerwehr! die
Feuerwehr!" riefen dreißig
Burschen schössen davon, um Onkel
Fedkas Borschlag zur Ausführung zu
bringen.
schwarzhaariger, bleicher Mensch von
ungefähr dreißig Jahren, prüfte die
ses und jenes Stück der armfel^en
wie eine Fackel, einem dritten fraßen
die Flammen soeben das Dach sort
„Gott, seufzte Sponka
ganz genau sehen zu können. „Wie
das brennt! Und," fügte er beküm
mert hinzu, „niemand kann mir sagen,
auf welche Weise das Feuer entstan
den ist. Niemand!"
„Ich weiß nicht, ob Du Stetzko ge
kannt hast", meldete sich Schewetew
von neuem, der nicht von Sponkas
einmal ins Brennen; aber das
flammte an allen vier Ecken zu glei
cher Zeit auf, den Stetzko, der keine
vierundzwanzig Stunden mehr zu
leben hatte, wollte seinem Erben,
und dessen Gattin auf das nichtswür
digste behandelt worden war."
„Ho, ho, ho!" lachte Panko, ein
plumper, rothaariger Mensch von
kaum zwanzig Jahren, der allgemein
„der Blöde" genannt wurde.
„Warum lachst Du?" fuhr Scheive
richte, hat sich wirklich und wahrhaf
tig zugetragen. Ich bin kein Märchen
erzähler."
Panko glotzte den Sprecher mit sei
nen runden, wasserhellen Augen, die
ihm scheinbar aus dem Kopfe zu fal
len drohten, verständnislos an: dann
lachte er noch einmal: „ho, ho. ho!"
und wies mit beiden Händen nach der
Brandstätte hinüber.
Dort versuchte gerade die Feuer
wehr den Flammen mit einer Spritze
be>ukommen: allein der Schlauch war
durk'löchcrt und so erreichte das Was
ser nichi sein Ziel, sondern über
schwemmte nutzlos die Straße.
Flüche, Gelächter, lustiges Gekreisch
und Jammergeschrei ers.-dallten in
buntem Durcheinander.
„Ist denn hier keine Apriheke in
'»r Nähe?" brummte Onkel Fedka.
„Man müßte den Schaden mit Heft
pflaster zu heilen ve> suchet.."
, Onkel Fedka hat recht," hieß es.
~Heftpflaster ber! Wec holt für
drei Rubel Heftpflaster?" und das
Lachen schwoll zu einem wahren Ge
brüll an.
Die invalide Spritze wurde nach
einigem Zögern ihrem Schicksal über
lassen und eine zweite herbeigeholt.
Sie rasselte nach Ablauf von fünf
undvierzig Minuten mit großem Ge
töse heran, begleitet von einem Haufen
kleiner und großer, junger und alier
Müßiggänger, und nahm vor einem
Hause Ausstellung, dessen Giebel in
Flammen stand.
„Was soll das? Warum an die
ser Stelle Zeit und Kraft verschwen
den?" knurrte mißmutig der den
Schlauch führende Mann. „Der Ka
sten ist ja doch nicht zu halten. Suchen
wir lieber das Nebenhaus zu schützen,
Wladimir Petrowitsch."
Aber Wladimir Petrowitsch war
der Ansicht, daß man wenigstens einen
Versuch machen müsse, das brennende
Haus zu retten.
Der Versuch wurde gemacht und
mißlang kläglich. Bevor Wladimir
Petrowitsch noch recht wußte, wie es
btnhaus vollkommen in ihrer Gewalt.
Nun hielt Wladimir Petrowitsch es
ebenfalls für geraten, sich nicht länger
mit dem was brannte, aufzuhalten,
lassen.
rigen Stall mit Wasser überflutet.
„So ist's recht!" wurde Wladimir
Petrowitsch von den Gaffern gelobt.
.Der versteht seine Sache! Nur
so weiter, Bruder", feuerte einer der
Erfolg nicht ausbleiben."
Und Wladimir Petrowitsch warf
sich mit der Miene eines siegreichen
Zischend und. knatternd fuhr der
starke Wasserstrahl in das Flammen-
meer hinein.
Feuer Einhalt zu tun.
Sie zweifelte keinen Augenblick
daran daß ihr das gelingen müsse
und hatte deshalb der bei ihr bedien
ftetrn Magd untersagt, Kleider oder
Eincichtungsgegenstände aus dem Ae
sährdet'n Haufe auf die Straße hin
auszuschaffen.
Die Hände zu ihrem Schutzpatron
emporreckend, der mit einfältig gut
mütigem Lächeln aus dem mit steifen
Papierblumen verzierten Rahmen
herausblickte, betete Avdotja Atakjew
na Bjellobruschkoff so lange, bis Wa
lek, ein junger Zimmermann, den sein
Weg zufällig hier vorüberfllhrte, sie
mit eigener Lebensgefahr vom Tode
des Verbrennens errettete.
Der Wind war zum Sturm gewor
den. der sich mit rasender Gewalt auf
die Flammen warf und sie vor sich
hertrieb.
Die ganze Straße bildete jetzt ein
einziges Feuermeer und von den gleich
glühenden Bienen umherschärmenden
Funken entzündet, flammten auch gar
bald in einigen anderen Straßen
Häuser, Ställe und Zäune auf.
„ Das Feuer ist zur Unzeit ausge
brochen." ließ Onkel Fedka sich ver
nehmen. „Wer steht im Sommer gern
vor dem Backofen. Im Winter wäre
es besser am Platze gewesen, wenn der
Frost einem in die Ohren beißt und
an Fingern und Zehen nagt."
„Ich bin einmal im Winter bei
einem Brande dabei gewesen," nahm
Schewetew sogleich die Gelegenheit
zum Schwatzen wahr. „Ach, war das
ein Feuer, Brüder! Sie spritzten und
spritzten aus zehn zwölf fünf
zehn Schläuchen. Schließlich war lein
Tropfen Wasser mehr aufzutreiben.
Die halbe Stadt brannte nieder."
„Du glaubst doch nicht etwa, daß
jetzt mehr als die Hälfte der Häuser
stehen bleiben wird", brummte Onkel
Fedka und drückte die alte Mütze, die
ihm der Sturm zu entführen drohte,
fester auf den grauhaarigen Kopf.
„Kommst Du mit Deiner Nase den
Gebäuden zu nahe, so brennt wohl
auch die ganze Stadt runter, Onkel
Fedka," mutmaßte ein keck aussehen
der Bursche.
Die Umstehenden lachten.
„Er hat recht, der Wanjka," hieß
es.
Onkel Fedka brummte etwas Un
verständliches in den struppigen Bart
und trat verletzt ein paar Schritte weit
der beständig leise zitternden Hand
über sein im schönsten Karmin er
strahlendes Niechorgan fuhr.
„Ho, Ho, ho!" lachte der rothaarige
Panto und glotzte mit seinen blöde
blickenden Augen - auf einen Wagen
der Feuerwehr, der mit zerbrochenem
Rad hilflos mitten auf der Straße
lag. „Ho, ho, ho!"
Schachne Dobrin, Leiser Misero
witz. Mannes Rubinstcin, Akiba
Chaiges, Hirsch Frenckel, Nachim
Chatzke Silberstein und Rotlevi, die
alle in einem der winzigen hölzernen
Häuser wohnten, waren nehst ihren
Weibern und zahlreichen Sprößlingen
eifrig bemüht, unter großem Geschrei
ihre Habe in Sicherheit zu bringen,
von der sich der bleiche hübsche,
schwarzhaarige Pachom, den zahlrei
chen Auspassern zum Trotz, ein paar
neue Stiesel anzueignen wußte.
Patantfchikoff. ein wohlbeleibter
Fresser, dem es nicht darauf ankam,
zu einer Mahlzeit ein ganzes Ferkel
zu verzehren, saß gerade beim Abend
brot, als jein Haus Feuer fing.
Mawra. feine Wirtschafterin, eine
grauhaarige, lange, dürre Person,
schaffte in fliegender Hast, unterstützt
von der schreckensbleichen Nastasia,
einer kleinen, ungeschickten Dienstbo
tin, Wäsche, Kleider, Betten. Hausge
räte und leichtere Möbelstücke auf die
„Ich bitte Euch, Philipp Jwano
witsch. helft uns", drang Mawra da
bei in ihren Brotherrn. „Faßt Ihr
nicht mit an, bringen wir kaum die
Hälfte fort."
Patantfchikoff, dessen feistes Gesicht,
rot wie der aufgehende Bollmond,
über den Tisch herüberleuchtete, taute
und schluckte ein wenig rascher als eS
vom Platze.
„Die kalte Lammskeule ist vorzüg
lich," murmelte er, laut mit den dicken
Lippen schmatzend. „So zart! So reich
mit Zwiebeln gespickt! Und der
Kwas! Wie schmackhaft! Wie kühl!"
„Philipp Jwanowitsch!" rief Maw
„Auch die Pilze hast Du wieder
ganz ausgezeichnet eingelegt, meine
Liebe", fuhr Patantfchikoff feine
Haushälterin zu loben fort, nachdem
einige kalte Steinpilze verzehrt hatte.
Mawra blieb vor dem Tische stehen.
„Es brennt, Philipp Jwanowitsch!
Es brennt! Euer Haus brennt! So
helft doch -- rettet —!"
Verbrennen zu bewahren?!"
„Aber könntet Nastasia und
Al« wenige Augenblicke später mit
lautem Geprassel und Gedröhn ein
Teil der Decke in Patantschikofss
Philipp Jwanowitsch sich schwerfällig
von seinem Stuhl, belud sich mit den
Resten seines Abendmahles und ver
ließ sein Heim.
„Ich möchte wohl wissen, ob es auch
schon dort brennt, wo ich wohne,"
erlichkeit übertraf.
Jefim Awdejewitfch Minajew, ein
schmutziger Geizhals, der, um Ausga-
und stets einen stark abgenutzten wat
tierten Schlafrock trug, fühlte sich in
seinem baufälligen Holzhäuschen nicht
steckt hatte, Teller, Tassen und Gläser
Minutenlang blieb Minajew un
schlüssig in der Haustür stehen, als
ihm aber jemand zurief, daß soeben
sein Dach Feuer gefangen habe, ent
schloß er sich dazu, ein paar der Leute
anzurufen, die sich ein Gewerbe dar
aus machten, gegen Bezahlung, die ge
fährdeten Sachen ihrer Mitmenschen
an einen sicheren Ort zu schassen.
Es waren das handfeste, kräftige
Burschen, unter denen sich auch einige
Soldaten befanden.
ner dünnen Stimme zu. „He!
Freunde! Brüder! Was nehmt
ihr von einem armen Manne für das
Fortbringen dieser Kiste?"
Vier der Burschen traten auf ihn
Preis.
Er war mäßig, allein Minajew
fand ihn- viel zu hoch.
Er feilschte und feilschte, bis fein
Haus in lichten Flammen stand,
drückte endlich, tief aufseufzend, dem
Sprecher der Vier das Verlangte in
die Hand, und die Kiste wurde hin
ausgeschafft.
In der engen Straße herrschte eine
wahre Höllenglut, da links und rechts
die vier Träger setzten sich sehr bald in
Trab, um dieser Glut möglichst schnell
zu entfliehen.
Da singen plötzlich, von umherflie
genden Funken entzündet, die oben
Rasch setzten die Burschen ihre Last
und trat ein paarmal kräftig in die
Flamme, um sie zu ersticken.
Es klirrte und krachte unter seinem
festen Tritt, und Minajew hüpfte und
sprang laut schreiend wie besessen um
die Kiste herum.
„Meine Gläser! Meine Tassen!
Meine Teller!" jammert« er. „Kein
Stück wird ganz geblieben sein.
Kein Stück!"
Die Träger vermuteten dasselbe,
und als über den Glasfplittera und
Porzellanscherben die Bettstiicke und
Kleider Heller als zuvor aufloderten,
machten sie sich still davon.
Auch Minajew entfernte sich. Einen
schweren Seufzer ausstoßend, schlug
er den mit unzähligen Flecken und
Flicken bedeckten Schlafrock fester um
sauer ersparten Rubeln und Kopeken
in der Tasche, so rasch er nur irgend
konnte auf seinen niedergetretenen
Schuhen die Straße entlang.
„Der kann lachen, auch wenn ihm
noch zehnmal das Haus niederbren
nen sollte," brummte Onkel Fedka, an
> den vierten Teil von dem, was Jesim
> Awdejewitfch Minajew besitzt, so wllr
! de ich mein Lebtag keine Arbeit mehr
,zu verrichten brauchen. Und trinken
kniff die kleinen Säuferaugen zusam
men und schnalzte entzückt mit der
Zunge. „Ganze Fässer voll Brantwein
könnte ich dann täglich in die Kehle
hinabgießen."
Flammen auch den Stall, in dem sich
der alte Landstreicher Iwan schwach,
krank und sterbensmüde heimlich am
Morgen in einer Ecke niedergelegt
hatte.
Er hatte dort den ganzen Tag über
zugebracht, froh, daß keiner seine Zu
fluchtsstätte betrat und ihn weiterzu
wandern zwang.
Ach. wieviel Werft hatte doch schon
sein Fuß zurückgelegt!
j Iwan vermochte sie nicht mehr zu
i zählen. Es waren ihrer gar zu viele.
! Kaum siebzehnjährig hatte er eines
Tage» im Frühling die Arbeit, die er
auf einem Holzplatz gesunden, im
Stich gelassen und war in die weite
schöne Gotteswelt hinzusaezoaen. und
seit der Zeit hatte ihn das Wandels
kieber immer wieder ergriffen, sobal"
im Wald der Kuckuck seinen erst:n
Ruf erschallen ließ.
Wie oft er auch aufgegriffen wor
den war und Strafe empfangen hatte
für sein zielloses Umherschweifen, er
hatte diesem Leben nicht entsagt. Frei
zu sein, so frei wie der Vogel in der
Luft, das hatte ihm schöner gedünkt
als jedes andere Los auf Erden, ob
wohl nicht immer die Sonne geschienen
und Felder und Wälder nicht bestän
dig in frischem Grün geprangt hatten.
dort wieder entwichen.
Ach, was hatte er nicht alles gesehen
auf feinen Wanderungen!
Kreuz und quer hatte er sein gro
ßes schönes Vaterland durchst eist von
Nord nach Süd. von Ost nach West.
des.
hatte.
Flammen endlich erloschen, hatten sie
nahezu die Hälfte der Stadt zerstört.
Tie Min««».
tet in wörtlicherUebersetzung ein kleiner
Theil. Unserm Gefühl erscheint auch
eine Minute als ein unbedeutender
Zeitabschnitt, und sollen wir größere
Zeiträume in Minuten abschätzen, so
werden wir rasch genug die größten
Zahlwörter zu Hilse nehmen. Wer
Minuten spart sagt das Sprich
wort gewinnt Stunden. Nur weni
ge dürften wissen, daß seit der Geburt
Christi, also seit dem Anfange unserer
Zeitrechnung, erst im Jahre 1900 eine
Milliarde Minuten verstrichen waren.
Denn da ein gewöhnliches Jahr 525,-
600 Minuten umfaßt, so bedeutet dies
für 19 Jahrhunderte erst 998,640,000
Minuten. Nach dieser Berechnung voll
endet« !.hch also im Jahre 1900 erst
Termin genau festzustellen, wird man
die Schaltjahre berücksichtigen müssen.
Diese machen für jedes Jahrhundert
bis zum Jahre 1600 je 25 Tage und
seitdem je 24 Tage aus. Auch muß
man die im Oktober 1582 bei der Ka-
Tage abziehen. Hiernach ist der Ter
min 462 Tage srtiher anzusetzen.
Uebrigens ist selbst eine Milliarde Se
milliarde, die mehr als 100 000 Jahre
vergeht. Wahr bleibt jed»ch die War-
Aon Gertrud Trtevel.
Li«!»lick «>»»« Irren.
Im Parke einer Irr, «anstatt kann
und ruft ihm die F'ige zu: „Was
machst Du da?"
Der Mann: „Ich angelt!"
„Nein!"
Ueberflüssig. Oberkellner
(der sich mit der Tochter des Chefs
Selbstverilliiildet.
Eine Überschwemmung in deut
schen Landen hatte viel Unheil ange
richtet; von der hohen Landesstell«
kam ein sehr hoher und sehr langer
Herr einige Tage später an den Un
der Mühle am Fluß.
Se. Excellenz nehmen die Berichte
schaft, Priesterschaft, Militärs, viel
Endlich fällt das Monokel und das
garso nah beim Wasser!"
Laura: „Wenn der Leutnant
nur wüßte, daß ich eine halbe Mil
lion im Vermögen habe, dann wllroe
er schon Ernst machen mit seiner Be
werbung."
Lina: „O. das kannst du ihm
ganz gut beibringen. Du singirst
auf dem nächsten Balle eine Ohn
macht, und wenn er besorgt fragt:
„Mein gnädiges Fräulein, was ha
ben Sie?", dann hauchst du ver
schämt: „Fünfmalhunderttausend!""
Intelligenz.
Als der Erbprinz von Schlauchen
stein in Karlsbad war, sagte ihm sein
Haushofmeister, daß auch Goethe hier
gewesen sei.
„So, 50... Goethe... schön! Wann
kommt der Mann wieder?"
I
Frau: Mir scheint der gnädige
Herr ist öfters bei Ihnen!
Naiv. Frau: „Sie waren in
Ihrer ersten Stellung nur zwei Mo
nate, aus welchem Grunde wurden
Sie denn eigentlich entlassen?"
Mädchen vom Lande: „D'Frau hat
g'fagt, i wär ihr z'gscheidt!"
Bariantc.
Wenn einst die Sterne friedsam
glänzten,
Und all mein Sinnen war bei ihr,
Da zog der Friede in die Seel«:
Ich wußte ja: jie träumt' von mir.
Wenn jetz' daS NcchMch!'düster flim--
inert.
Lieg ich oft schlaflos neben ihr?
Und wenn im Schlaf sie schimpft und
wettert,
Dann w«iß ich es: sie träumt von
mir.