Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 25, 1912, Image 2

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    . Von Viktor Blilthgen.
To» stillen Inseln, welche ferne Ir'nke».
« Schlafen imtrr Äiauza»il>obn»me»,
Pom Lethequeü, Vergessenheit zu trinke».
An Nebelschleiern —
Als müht' wie einst ick iie am Busen
Halle»,
Kch srag' nicht: Seid ibr? Trügen eure
Gruße s
Durch meine Seele
Ich srage nicht: Wo Wandel» eure
Fiibe?
Ach fühle Fäden, welche »>e zerrissen
Zu einem Land, wie ich s im Fieber
Voll himmlisch leichtem, lrolieni Eichbe-
EtiNgrauc Luft, „edamrlle Menschen-
Wcltheimlich alles faßbar nah gelegen.
N.ir habe' ich noch zu neben und zu
<?>arten?
Herrn einige Pflicht
verletzung.
Ekizzc von B. Wick-Al.ason.
Seit zwanzig Jahren führte Herr
Seiler das gleiche Leben. Allmor
gendlich um neun Uhr erschien er in
der großen Buchhandlung, die die
nachgedunkelten Schätze ihrer Regal?
in einem Gäßchen des alten Roms
verbirgt. Mit einem kurzen Kops
nicken begrüßte er di« Köllig«», die
zu dieser Stunde unbeschäftigt im
vorderen Verkaufslokal umherlunger
ten, und ging geradewegs zu feinem
Pult, das am Ende einer langen
Aimmerreihe stand. Rechts und links
waren die Wände vom Boden bis zur
Decke mit großen und kleinen Büchern
verschiedenartigsten Inhalts bedtckt.
Hier, an diesem Pull, beim spärlichen
Licht eines Fensterrunds, das auf die
Fossade eines der ältesten und
schwärzesten Paläste des päpstlichen
Roms blickte und überdies manche
Stunde des Tages durch eine grün
überschaltete groß« Gasslamme ver
stärkt werden mußte, trug er in seine
großen Register ein. stellt« Rechnun
g«n auf, durchblättert« alle und
Um den Kleinverkauf küinmerl« «r
sich nicht. Im Bord«rsaal, der von
i>en vergoldeten Einbänden und den
gleichsam mit Glanz übergössen schien,
flutete das groß« kosmopolitische Pu
blikum hin und wieder, Misses, di«
den neuesten Tauchnitz - Band v«r
k«n und wußt«, d.iß der Sohn sofort
ihr« Wünsche begriff, stets dienstbe
reit und voll Intelligenz. Oder aber
»er in die Hände den
Laden verlassen hält«, ohn« etwas ge
laust oder bestellt zu haben.
oder «In Kunstwerk ohne Eigen
nutz. weder um des Vortheils noch
uni der Ehr« willen.
Zu letzterer Sorte rechnete Seiler
seit langem einen jungen Mann, der
ihm unter all seinen Klienten am
sonderbarsten vorkam. Der junge
Mann war brünett, groß und mager,
mit zwei ruhelosen Augen im blassen
Gesicht, mit einem vernachlässi. ten
Biirtchen und langen, mageren, ner
vösen, ewig unruhigen Händen. Er
war schlecht, fast ärmlich gekleidet.
Im Winter hüllte er sich in einen
großen Havelock, und Seiler kannte
an ihm zu jeder Jahreszeit den glei
chen Schlapphut, den der junge Mann
kühn zurückgebogen trug. Ein biß
chen Sorgfalt verriet nur die Wäsche,
die, wenn auch armselig, doch stets
bliitenweiß war, und gewisse ander«
Einzelheiten: die Wollhandschuhe wa
ren sorgfältig gestopft, Hut und Klei
der gewissenhaft gebürstet. Diese
Sorgfalt mußte völlig das Verdienst
des kleinen weiblichen Wesens sein,
das die unvermeidliche Begleiterin des
mageren jungen Mannes mit den un
ruhigen Händen bildete. Zuerst hatte
men, ab«r schließlich fiel auch sie ihm
aus.
Sie war ein junges und nicht häß
liches Frauchen; aber alles an ihr
war sozusagen verwischt: das sanfte
Gesichtchen, das meist dunkle Gewand,
der finstere, anmutlose Hut und zu
mal der ganze Ausdruck, der Ausdruck
eines Wesens, das sich stets zu ver
bergen sucht, das seine Existenz ver
gessen machen möchte. Eines Wesens,
dem es den größten Schmerz bereiten
würde, wenn im gegebenen Augenblick
eine gebieterische, iiberwilleiisstarke
Notwendigkeit es zwänge, sich an an
dere zu wenden, sie zu belästigen, ihr«
Zeit und ihre Mühe zu beanspru-
Herr Seiler konnte sich nicht erin
nern. in den drei Jahren, in denen
der jungt Mann das Geschäft besuch
te, ihre Stimme jemals vernommen
zu haben. Der jung« Mann trat «in,
stritt schnurstracks aus Seilers Pult
zu, nahm mit nervös«n Fingern die
Neuheiten, die dieser ihm reichte, ver
tieft« sich aufmerksam in die Kataloge
un> forderte Bücher zur Ansicht. Di«
klein« Frau stand daneben. Dehnte
sich der Besuch längere Zeit aus, so
setzte si« sich «twas abs«its und ver
folgte aus ihrem Winkel heraus mit
den Blicken den Gntten. Sie beob
achtete jede seiner Bewegungen, und
auf ihr Ileines. blasses Gesicht trat
ein Ausdruck großer, fast mütterlicher
Zärtlichkeit, ein: Mischung von ängst
licher Sorgsamkeit, voll Achtung und
Liebe. Nach längerer Durchsicht der
Bücher und Kataloge kaufte der jun..e
Mann da« erwählte Buch, oder be
stellte etwas. Er zahlte stets pllnkt-
Was aber sonderbar war »nd
Herrn Seilers Neugier vst nicht we
nig stachelte: dieser junge Mann schien
keineswegs verniögend, vielmehr eher
BUch«r, viele Bücher sogar. Er Neß
Gebiete, mit dem der junge Mann sich
fast ausschließlich beschäftigte
Denkmäler der Schreibkunst in mit
mäßig beiseite stellte und mit einen,
leichten Lächeln sagte: „Das ist für
Herrn Vezzani!" Denn er hatte
schließlich den Namen erfahren. Es
kam nie vor, daß er sich irrte, oder
daß der hohe Preis des Buches den
Käufer abschreckte. Mochte er es auch
Inhalt er Stück siir Stück aus den
Händen d«s knienden Ladendieners
empsing. Endlich reichte man ihm
einen dicken Band, den ein Perga
mentstreisen eifersüchtig umschloß.
dem Streifen „Rudolf
Lire." darunter.
„Donnerwetter," murmelte er zwi
schen den Zähnen, „wer wird den
wollen?"
besaß, und daß sie schon sein
aus Wunsch der Firma gestelltes An
erbieten, die Doublette zu kaufen, ab
schlägig beschieden hatte. Unter der
Privatkundschaft konnte S:iler sich
in« ausgegeben hätte, einzig dem stol
zen Gefühl ziilieb, ein so seltenes
Buch seiner Bibliothek einzuverleiben.
Da schoß ihm ein Gedanke durch
den Kopf: „Herr Bezzani!"
Doch bald zuckle er die Achseln.
Nichi zu machen. Zwölfhundert
Lire für ein Buch! Zu solchen Sum
men hat er sich noch nie verstiegen.
Ein bißchen verdreht ist er ja (auch
zu dieser Ansicht hatte sich Seiler
schließlich durchgerungen), aber nicht
so verdreht. Außerdem hat er sich
wer weiß wie lange nicht mehr sehen
lassen.
Er legte den kostbaren Band auf
einen Tisch und fuhr mit der Durch
suchung der Kiste fort.
Gerade an diesem Nachmittag er
schien Herr Vezzani wieder. Er schien
in guter, in bester Laune, und wäh
rend er gewöhnlich wortkarg war, so
daß Seiler nie mehr als das Not
wendigste von ihm gehört hatte, b«-
gann er diesmal zu plaudern, als ob
er nur gekommen wäre, um zu plau
„Donnerwetter," dachte Seiler,
„wenn ich die gute Stimmung nicht
ausnutze und ihm das Buch wenig
stens zeige, bin ich ein Esel!"
„Ach, mein Herr," sagte er, „wenn
Sie wüßten, was ich Ihnen zeigen
kann! Etwas Wundervolles, wirklich
! Wundervolles!"
Schließlich, dachle er, gibt es soge
nannte falsche Arme, wie eh falsche
Reiche gibt, und so ein Gelehrter ist
imstande, sich aus philosophischer Ver
achtung alles Aeußeren schlecht zu
kleiden, obwohl er eine wohlgespickt«
Börse besitzt.
Als die Augen des jungen Mannes
auf das Titelblatt des Bandes fielen,
ging ein fühlbarer Ruck durch seine
! ganze Gestalt.
„Ah!" stieß er fast andächtig her
vor. „Das Buch befindet sich also im
Handel?"
„Im Handel nicht. Dies Buch hier
ist ein Unikum, eine Gelegenheitssache.
Ich glaube nicht, daß man ein zweites
Exemplar auftreiben könnte."
Der junge Mann begann im Buch«
zu blättern. Seine Hände zitterten
so heftig und er war so tief erblaßt,
daß Herr Seiler fürchtete, «r würd«
ohnmächtig werden.
In diesem Augenblick erhob sich di«
kleine Frau, die, wie gewöhnlich, sich
»in wenig beiseite, sozusagen in's
Dunkel, zurückgezogen hatte, und nä
herte sich schweigend dem Geführten.
So leise näherte sie sich, daß Seiler
si« zuerst gar nicht bemerkte. Ganz
plötzlich sah «r das blasse Gesichtchen
neben dem schwarzen langen Rock des
Entrückten auftauchen, und zum er
stenmal betrachtete er es genau.
Es war wirklich ein süßes, kleines
Gesicht, gar nicht Man hätt»
irgend etwas darin zum Ausdruck ge
kommen wäre. Aber seine ganze Um
rahmung war so nichtssagend, dunkel
und farblos, das Gesicht selbst war so
blaß, das Gesichtchen einer Bleich
vielen in langem, ununterbrochenem
Schweigen erduldeten Entbehrungen
sprach. Ja, kein Zweifel, dies« Frau
mußte vi«l gelitten haben: Not, Ent
täuschungen, Qual, Elend. Wer
weiß!
Der junge Mann, der immer noch
in dem Buch« blätterte, hob plötzlich
»nd unerwartet die Augen und
wandte si« seiner Gefährtin zu. Er
sah sie bedeutungsvoll an, als wollt«
er sprechen In den Augen der klei
nen Frau las Seiler die gewohnte
Zärtlichkeit, in die sich jedoch ein
Ausdruck von Melancholie und neuen
Tränen mischte.
Aber das dauerte nur einen Augen
blick? dann hatte der junge Mann sich
wieder dem Bande zugewandt »nd
gierig, alles vergessend, nur seinem
Wunsche, keiner Leidenschaft, seiner
Manie hingegeben einzig durch
„Und -- der Preis?"
darin, wie beruhigt, wie wen» ein
heißer Wunsch durch die Wirllichkeit
oder durch die Gewißheit künftigen
Besitzes gestillt wird.
In diesem selben Augenblick fühlte
wenden.
Das junge Weib sah ihn tief, tief
an, und das ganze schien
und sprach mit Allgewalt. Seiler
war so verblüfft, daß er zunächst
nicht begriff, aber dann wußte er ver-
stehen. Das Gesichtchen sagte: Nein,
nein! und sagte es flehend, beschwö
rend. Seiler war noch immer un-
sicher. Die Frau schien sein« Zweifel
zu erfassen? sie zog sich ein wenig zu
rück. und deutlich schüttelte sie de.,
Va las er auf diesem zarten,
schwächlichen Körperchen ein Gescheh
nis, das ihn mit Mitleid erfüllte und
vas ihn zugleich wi« «in Blitzstrahl
erleuchtete: dem blassen Weibchen
stand Mutterschaft bevor.
Herr Seiler hatte verstanden: dies«
zwölfhundert Lire, die der Gatte auf
solche Weis« in einem einzigen Au
genblick vertun wollte, waren die sau
ren Ersparnisse, der Fonds für dies
neue klein« Leben, das zutage wollte.
Von ihnen wollten di« Mutterhände
die Ausstattung nähen, von ihnen die
Ernährung bestreiten, die vielleicht
ihr« unfruchtbare Brust nicht bot, von
ihnen di« Gesundheit dieser federzar
ten Existenz erhalten. Ja, sie waren
wohl di« unentbehrliche, notwendige
Lebensmöglichkeit der kommenden
Monate, des morgigen Tages.
Und das Weib, das bisher stets ge
schwiegen, wogte zum erstenmal zu
sprechen, da es Mutter wurde.
Herr Vezzani fuhr fort, mit seinen
mageren Fingern das Buch langsam
zu durchblättern, immer langsamer.
Als er die letzt« Seit« erreicht hatte,
erhob er das Gesicht, das verklärt
schien.
„Also zwölfhundert Lire sagen
Sie?"
Auch Seiler hob den Kopf und
sagte, in seinem hart«n Italienisch
„Ja, zwölfhundert Lire. Aber,
mein guter Herr Bezzani, dieses Mal
müssen Sie sich in G«duld fassen,
das Buch ist nicht für Sie. Wir
haben es für die Bibliothek des Her-
Grundbesitzers und bekannten Biblio
philen.
Vezzani sah ihn bestürzt an.
„Wirtlich?"
Ein Schweigen trat ein, dann
trennte sich der junge Mann ganz
langsam von dem Buche, grisf^mecha-
Ausgange zu. Auch das Weib hatte
sich gewandt und folgte ihm. Wie
immer begleitet« Herr Seiler fein«n
Kunden bis in den Vorderraum und
öffnete d«r Frau die Tür. Das blasse
Gesichtchen glitt an ihm vorbei,
folgte der Mann, dessen Stirn finster
war, als hätten sich schwere Wolken
Nachdenklich kehrt« Herr S«iler
auf feinen Platz zurück. Neben dem
Pulte glänzten die goldenen, tief ge
grabenen Buchstaben im Maroquin
kand des Buches. Auf einem Strei
fen las man: Baer, Monumenta pa
leographica u. s. w.
Seilers Herz krampfte sich, sein
Blick trübte sich. War er das gewe
sen, der so gehandelt hatte? Im Geiste
sah er das große, viereckige Gebäude,
dessen hundert beleuchtete Fenster das
Licht auf die abendduntle Straße
sandten. Er witterte darin das Hin
und Her der hundert fleißigen Amei
sen, die alle zum Wohlergehen, zum
Reichtum, zum Ruhm der geliebten
Firma beitrugen. Er fühlte sich ver
worfen, schuldbewußt und reuevoll.
Aber plötzlich drängte ein anderes
Bild das Gebäude mit den hundert
blinkenden Fenstern ins Dunkel zu
rück: das Bild eines blassen Gesicht
chens, eines armen, flehenden Augen
den erhabenen und schmerzlichen
Kennzeichen der Mutterschaft. Er
legte den Band beiseite und fuhr fort,
unter dem Schutze des grünen Schir-
Hunde vei der MtUtSrmusir.
Es wird gewiß nicht bekannt sein,
daß die Hund« bei d«n Musikkapellen
einzelner deutscher Regimenter früher
eine gewisse Rolle zu spielen hatten.
Es waren die sogenannten „Pauken-
Hunde," jene Tiere, die so,»sagen eine
militärische Charge bekleideten und
deren Ausgabe es war, im Kriege
»nd in Manövern die Pauke zu zie
hen, Im Manöver des Jahres Z 869
spielte die Kapelle d«s Jnsanterie-Re
giments Herzog Karl von Mecklen
burg - Strelitz die Ehrenwache. Kö
nig Wilhelm interessierte sich damals
Regiment und kam im Jahre 1866
befand sich gleichfalls im Besitz des
ben. Als schließlich die Altersschwäche
dem Hauptpaukenhunde belastn die
- Gedankensplitter. Auch
Wrun das Herz redet...
„Adieu, Ma!"
Vita?^
ging in das Zimmer neben dem
Atelier. Sie trat auf den Balkon
hinaus, und von dort sah sie Hjal
hinauf und ging darauf schnell wei
ter. Mit den Augen folgte sie ihm.
Sie wußte, warum er sich so beeilte,
wußte, wa,um er stets so plötzlich ihr
Atelier verließ, Hals über Kopf
davonstürmend. Dos geschah ja aus
schließlich, weil es ihm so grenzenlos
schwer fiel, sie zu verlassen; er
mußt« sich mit ein-m Ruck aus ihrer
Gesellschaft losreißen, obwrhl er
wußte, daß er sie täglich besuchen
durste.
Leinwand gesetzt. Und, wie es so
oft geschah, mußt« si« Palette und
Pinsel beiseite legen, ohne eins von
te. Wie er sie doch liebte! Bita
te, sie doch nicht von sich zu stoßen.
Um Barmherzigkeit und Mitleid für
ihre Liebe u ihm hatt: sie ihn ange
sen^
„Barmherzigkeit?" hatte er gesagt,
„Mitleid? Du gibst mir Dein«
große, reich« Licbe und verlangst
bloß Barmherzigkeit dafür? Wie
Du selbst einsiehst, daß man nicht aus
Barmherzigkeit und Mitleid sein L«-
ianntes Gesicht zu sehen. Hjalmar
Jahren. Als sie sechzehn und er sieb
zehn war. macht« er ihr einen An
sie ihn ein. sie in ihrem Atelier zu
besuchen. Da oben hatt? Hjalmar
Bitas Hände ergriffen, hatte sie
sagt:
„Nun bist Du also frei, Vita?"
„Ich werde Dich nicht m-hr danach
fragen, Bita. Du liebst mich nicht,
aber ich will mich begnügen, wenn
Du mir nur erlaubst. Dich zu besu
chen."
„Hab' Dank!" erwiderte Vita. Und
dann hatten sie von andern Dingen
gesprochen. . .
» » »
Vita saß jlht in ihrem Atelier »nd
dachte nach. Tie dachte an Hjalmar,
! nicht aus Barmherzigkeit und Mitleid
! und an j.'nen andern, den sie noch
!-nmer nicht vergessen tonnte und der
ihr gesagt hatte: „Man solle sein Leben
nicht an einen Menschen knüpfen, den
man nicht liebt!"
Ja, er hatte recht! Sie fühlte es
jetzt deutlich. Si« lonnt? sich nicht,
nur um mitleidig zu sein, mit Hjal
mar verheiraten s»lbst wenn si«
wußte, daß ihre Barmherzigkeit ihn
glücklich mach-n würde. Da sie. ihr
das Automobil ein. das vorhin so
unheimlich nah an Hjalmar vorüber
gesah'«u war Wenn er nun über
fahren worden wä-e! Würde sie
> dann um ihn getrauert haben? Nein!
s Gewiß würde es Eincruck auf sie ge
macht haben, sogar star!:n Eindruck
vielleicht aber cwch nicht viel mehr,
I als ob si- «inen Menschen verunglück«»
?remd gewesen.
Seltsum' Und sie gedachte jenes
Mannes, den sie noch immer liebt:,
und Tränen traten in ihre Augen.
Das Hcr? läßt sich nicht besiegen.
Als Bitc .im nächsten Tage von
ihrem Morg?n>paziera>inge zurück
kehrte. stand ein sreinder Herr vor
ihrer Ateliertür, offenbar aus sie war
tend. Zr :.ahm ehrerbietig seinen
wohlgebügelt.n Zylinder vor ihr ab
und fragt«:
„Entschu,di?«n Sie! Habe ich die
Ehr» Froulew Vita Linder zu spre
chen?"
„Das bin ich!'
„Mein Name ist Doktor Löwe!
Da.'f !ch Ihre Zeit zwei Minuten mit
Besch'ag belegen?"
„iL'"« schön, wollen Sie gefälligst
Der Doktor segle sich. „Sie kennen
Johnsen!"
„Ja!" st-gic Bita. Und in dem
selben Augenblick sah sie das Auto
„Es ist ihm doch nichts passirt?"
„Allerdings'' erwiderte der Arzt.
„Mörder lebt Haimar Johnsson
wahrscheinlich nicht mehr."
Vita sah ihn an doch ihr Ge
sicht verriet keine tiefer« innere Erre
gung. Es wa>- ihr ja im Grunde
gleichgültig, ?b Hjalmar Johnsion
lebtc oder nicht; denn nicht ihn liebte
sie. Trotzdem aber fragte sie denn
man hat ja doch ein Herz:
„Ist er verunMckt?"
Der Arzt, der ununterbrochen
Vitas Gesicht betrachtete hatte, erwi-
derte:
„Gestcrn nachmittag ist es geschehn.
Ein fahrlässig ausgestelltes Gerüst
schrecklich!" sagte Vita und
fand selbst, dag ihre Stimme un
heimlich kalt und nüchtern k!ang. Und
wie um nachzuhelfen, süzic sie hin
zu:
„Und nun wird er sterben?"
Der Arzt sah ihr scharf in die Au
gen. Dann wiederholte er:
> „Und nun wird er sterben!"
Ei>: paar Minuten lang schwiegen
beide. Darauf aber nahm der Arzt
das Wort, langsam und fast wider
willig, als ab es ihm schwer siele, die
ses scheinbar so gefühllose Weib um
„Fräulein Linder! Wollen Sie
Hjalmar Johnsssn den Tod erleich
tern? Wollen Sie mi! mir ins
Krankenhaus kommen, sich an sein
Bett setzen und seine Hand in der
Ihren halte,;, bi» es vorbei ist?
Gott wird es Ihnen lohnen!"
Vita antwortete nicht. Doch der
Arzt suhr fort:
„Ich weiß alles, Fräulein Linder!
Der jungt JohnLson war beute mor
gen eine Meile bei Bewußtsein. Er
hat mir von Ihnen erzählt, von Ih
rem Unglück. Und auch von sich
selber und seiner tiesei. Liebe zu
Ihnen. Und er bat mich, Sie zu be
suchen. Das letzte aber, was er mir
sagte, war, daß Sie ein schweres Los
hätten, und daß ich gut und freund
lich mit Ihnen reden müsse. Denn
Sie seien ein unglückliches Menschen
lind, so sagte er."
Vitas Augen waren feucht, als sie
zusammen mit dem Arzt nach dem
Hospital fuhr. Durch die endlo en,
tristen Gänge des Krankenhauses ge
langten sie zu dem Zimm.r, in dem
Hjalmar allein lag. Eine Krankm
.'slegerin, die am Bett« saß, rer
iniand aus einen Wink des Arzies.
Dieser Wink -rzähl!: Bita, daß Hjal
nar von d«n Aerzten definitiv auige
,eken war. Sn setzt« sich auf den
Ztuhl neb«» dem Kopfkissen auf
>en Stuhl, auf drm die Kranlen
islegerin zu sitzen pfl«gt«, der Arzt
'ntersuchte den Puls des Kranlen.
?r schüttelte den Kopf zu Bita hin
ber und verließ das Zimmer.
— Hjalmar lag mit ge
chlossenen Augen da. Vit., ergrifs
rotzdem seine rechte Hand, die nicht
«rstümmelt war und unwilllürüch
'rückte sie einen Kuß darauf. Da
chlng Hjalmar die Augen auf. Er
ah Vita an
Und plötzlich sah sie sich selber in
einem Krankenhause in einer frem
den Stadt liegen, einsam und verlas
sen, und sie sah dei>, den sie
liebt«, noch immer li«bte, an ihrem
Lager stehen und sich über si« beug«»
und in diesem Augenblick
wurde sie barmherzig und voll Mt
leid Sie küßte abermals Hjalmars
Hand und lächelt« ihn in, so daß
s«in Aug« vor Glück strahlte, und si«
bog ihren Kops zu 'hm hinab und
flüsterte:
„Ich liebe Dich! Hjalmar,
ich liebe Dich ja!"
Ihr Herz aber blutete für den.
Gelä»s<s,t.
ausgehe, vielmehr stets 68-70 Grad
betrage. Versehentlich hat der Diener
an eiiitin Bormittag so stark einge
schürt, daß das Quecksilber auf 80
Grad gestiegen ist. In seiner Angst
hängt der Äermste das Thermometer
Grad.
Vertheidigt.
Bürgermeister: „So was!
Jetzt schläft der Kerl von einem
Nachtwächter besofsei. im Straßen
graben!"
Nachtwächter: „Warum denn
r.it? Die anständigen Leut' schlafen
auch, und wegen die Lumpen, die
net opfern!"
Der Dichterling. „Ach
ja, die Unsterblichkeit ist ein« sehr
soviel Hunger leiden müßte!"
Ein Verächter. „Warum
so traurig, Franzi?"
„„Weil ni! niemand leid'n mag. . .
Net amal prügelt hab'n s' mi wäh
rend der Kirchweih'!""
(Im Theater).
Herr: Gestatten gnädiges Fräu
lein, daß ich mich vorstelle?
kann ich ja nichts sehen.
Unerwartete Antwort.
Herr (einen kleinen Jungen auf der
Straße anredend, welcher weint):
ner?"
Berliner Junge: „Wat geht Ihnen
Arm Zurückgegeben.
Berliner: Aeb', bin nicht ge
wöhnt, jedem Schaf auszuweichen!
Der Gemüthliche: So? —>
Aber ich.
Vorletzt» Unterwürfig
keit. Geheimra.h: „Nicht fch.ccht!
kel 20,<U0 hat