Das griine Auto. Spionage-Roman von August Weißt. (7. Fortsetzung.) „Si« regen sich ganz unnöthig auf, Baronin, ich habe ja den Todten nicht des Diebstahls beschuldigt. Ich sag te nur, es liegen Beweise vor, daß die beiden Verbrechen ineinanderspielen. Darum muß ich nochmals an Sie die Frage richten " „Ich habe Ihnen bereits erklärt, fiel die Baronin dem Kommissar ins Wort, „daß ich. wenn ich etwas wüßte, es bestimmt nicht sagen würde. Es ist nutzlos, mich damit zu quälen. Kann ich Ihnen sonst mit irgendwelcher Auskunst dienen, dann sprechen Si«. aber diese Angelegenheit muß ich dringend bitten, ruhen zu lassen". „Wenn Sie wollen. Es ist gewiß nicht meine Absicht, unangenehme Er innerungen in Ihnen wachzurufen". D«r Kommissar machte eine kurze Pause, dann fragte er unvermittelt und in leichtem Ton: „Sie Baronin, stehen natürlich den Wiener Geschehnissen ganz fern?" „Wie soll ich diese Frage verste hen?" . „Ich m«ine, Si« können mir weder iiber d«n Mord, noch Über die Ent wendung der Papiere etwas mit theilen?" „Wie kommen Sie auf diese Ver „Sie liegt nahe", antwortete der Kommissar, „der Ermordete war Ihr Verlobter. Durch Erhebungen ha ben wir festgestellt, daß Giardini sich bereits acht Tagt vor d«m Morde in Wien aufhielt: ferner, daß er in verdächtiger Weise gerade am Tage nach dem Diebstahl der militärischen Dokumente in der Grillhoferstraße un ter falschem Rainen eine kleine Woh nung gemiethen hatte. Es wäre doch nicht ganz unwahrscheinlich, daß Sie mit Ihrem ebemaligen Verlobten, der unter so seltsamen Umständen in Wien auftaucht«, in Verbindung ge standen hätten". „Nein", antwortete sie mit beweg ter Stimme, „ich habe Bartolomäo Giardini seit jenem unglücklichen Er «igniß nicht mehr gesprochen. Ich habe ihn seit damals nicht wieder ge sehen. Nie, nie mehr", sllgte sie leise hinzu. Sie schwieg «ine Sekunde und strich sich Über di« Stirn, als wollte st« die Erinnerungen wegwischen. Dann fuhr sie fort: „Daß er in Wien weilte, erfuhr ich erst aus d«n Z«itungen". Der Kommissar lächelte unmerklich. Nun hatte er sie... „Durch die Zeitungen haben Sie das erfahren? So, so .... in wel cher haben Si« denn das gelesen?" „Das weiß ich nicht genau. In ir gendeinem der Blätter". „Pardon, Baronin, aber in diesem einen Punkte wenigstens mllssen Si« sich irren. Außer drei Beamten der Polizei weiß kein Mensch, daß Stre binger mit Giardini identisch ist. Ich eigentlich habe diese Thatsache erst dank der Agnoszirung durch Ihren Vater mit voller Bestimmtheit festge stellt. In einer Zeitung können Sie das also unmöglich gelesen haben". „Ich meinte", antwortete di« Ba ronin, ohne die Ruhe zu verlieren, „ich habe in den Zeitungen von dem Morde gelesen und durch meinen Va ter erfahren, wer das Opfer war". dllrfte den Thatsachen kaum vollstän dig entsprechen. Ihre Ruhe, Ihre klaren, Überlegen Antworten bewei unterdrücken wi'l oder unterdrücken muß? Was wissen Sie denn?" „Mehr als Sie glauben, Baronin. Er betonte das letzte Wort scharf. „Das wär« nicht so leicht gegan gen. Sie werden seit fünf Tagen sage Ihnen das bloß, damit Sie nicht eventuell nach dieser Unterredung der artiges ixrfuchen." „Was foil das bedeuten? Warum läßt mich die Polizei über wachen? Was wollen Sie eigentlich vor mir?" , blickte ihr fest in di« Augen. „Wissen möchte ich, warum Sie am 13. Januar Wien plötzlich verlas sen haben? Wohin Ihr grünes Auto Welt sich krank stellen, aber des Nachts jenseits der Rialtobriicke klei ne Gasthäuser besuchen und mit son derbaren Leuten Zusammenkünfte ha ben? Was Sie veranlassen konnte, gestern abend jenem Manne eine nam hafte Summe einzuhändigen? Warum Sie in den Kleidern eines Mädchens aus dem Bolke durch das nächtliche Venedig eilen, warum Sie —Pardon, nicht immer mit Erfolg die Rolle eines Dienstmädchens spielen und nnine Begleitung unter dem Vor wcnde ablehnten, es könnte Ihrem Rufe bei Ihrer künftigen Herrschaft sckaden? Vor allem aber möchte ich hören, wo Sie am 12. Januar zwi schen halb neun und halb elf Uhr nachts gewesen sind?" les wissen?" fragte die Baronin mit zitternden Livven, während ihre Au gen den durchdrinaenden Blicken des Der Kommissar übersah rasch d«n kleinen Raum. Es war nur eine Thür da. die hinter ihm lag. Er stand auf und sagte mit scharfer „Weil Sie dringend verdächtig sind, an dem Mord in der Grillhofer straße betheiliat zu s«in." Metas Antlitz wurde aschfahl. Sie sprang auf und starrte den sunaslos an. Dann sank sie in den Lehnstuhl zurück, schlug beide Hände vors Gesicht und brach in kramvf haftes Schluchzen aus. D«r Wein kramvf war so heftia, daß ihr gan zer Körper davon erschüttert wurde. Unaefähr zehn Minuten dauerte es, ebe die Baronin die Herrschaft über sich wieder gewann. Ein paarmal Livv«n. Stoßweise, noch immer von „Was Sie da sagen ist entsetz lich Ich ich soll mitgeholfen haben, Giardini zu ermorden? Ihn, den geliebten Jugendfreund den zärtlichen Gefährten meiner Kin derjahre? Das soll ich gethan ha ben? Wer kann aus solchen Wahnsinn verfallen, Sie mir? Wer? Wer?" Der Kommissar sah ein, daß in dieser Verfassung mit der Frau nichts anzufangen war Er mußte sie vol „Jch bitte Sie, Baronin, regen Sie sich nicht auf. Vielleicht ist es nur eine merkwürdige Verkettung der Um friedigende Antwort zu geben und al les fällt von selbst zusammen. Da zu ist aber vor allem ein« ruhige, ganz leidenschaftslose Betrachtung der Thatsachen nothwendig." Die Baronin lehnte sich in den ssauteuil zurück. Ihr Kopf sank in die Brust. ... Tischchen dort di« kl«ine SchackM, te, nicht ohne vorher einen Blick auf die Aufschrift geworfen zu haben. Die Schachtel enthielt Brompulver. Mit zitternden Fingern «ntnahm di« Baronin zwei Pulver und sagte: „Bitte, sprechen Sie ein paar Mi nuten gar nichts." Sie rückte sich in die Ecke zurecht, schloß die Augen und verharrte re gungslos. Doktor Martens war somit hin länglich Zeit zur Ueberlegung gege ' 'd b sollte er thun? Das Schwerste hatte missar. „Also, bitte j«tzt! Ob «S mir mög lich sein wird, mit klarem Kopf, lei ! trachten die Thatsache, daß man mich für die Mitschuldige eines Mör ders hält weiß ich nicht. Ich ! Sie machte eine Pause und holt« tief Athem. Dann fuhr sie fort: > „Wenn ich Sie recht verstanden '>a- hier nicht brauchen kann. D.'r Chauffeur Schroll kehrte nach Wien zurück. Das Automobil fuhr mir nur nach, da mir der Chauffeur ei nige Stücke, die ich der Bahn nicht anvertrauen wollte, mitbrachte. Den Abend vor meiner Abreise endlich war ich auf der Redoute im Sophiensaal. Sind Si« jetzt befriedigt?" Der Kommissar hatte in diesem Augenblicke ein unbehagliches Gefühl. Ihm war es, als ob er der Frau aufgesessen wär«. Er hatte sie ja schon so hübsch in die Enge g«trieben und ihr unverantwortlicher Weise Zeit gelassen, sich vollständig zu sam meln, nachzudenken, und die Ant- S«hr schlau von ihm! Auch daS Brom hatt« er selbst gereicht! Nun hatt« sie sich natürlich alles genau überlegt. Denn daß ihre Antworten sofort das Wesentliche seiner Fragen zu entkräften bemüht waren, bewies, daß sich ihr« Gedanken in der Ruhe pause mit nichts anderem beschäftigt halten. Und ungehalten über sich selbst, be schloß er, kurzen Prozeß zu machen. „Nein, Baronin. Ihr« Antworten befriedigen mich nicht. Wenn der Grund Ihrer Abreise ein gesellschaft licher war, so erklärt er weder der«n Plötzlichkeit noch Ihre Verzweiflung der besten Freunde Ihres Hauses. Hauptmann Feinkorn —" „Auch dieser Nam« wird genannt?" stammelte sie. „Ja, auch der!" fuhr der Kom missar unerbittlich fort, »also dem Hauptmann, dem gegenüber Sie keine Geheimnisse haben, hätten Sie doch sicher nicht verschwiegen, daß Sie abreisen wollen. Um so mehr, wenn es sich um ein bloßes Ballvergniigen gehandelt hätte. Ihre Abreis« war also keine vorbedachte, sondern eine durch die Ereignisse plötzlich bestimm te sie war eine Flucht." „Ja, weshalb hätte ich fliehen sol len? Sagen Sie mir nur, weshalb?" „Bitte, mich nicht zu unterbrechen. Was das grüne Auto anbelangt, so haben Si« sich erst in der letzten Mi nute, unmittelbar vor Ihrer Abreis«, zu dessen Mitnahme entschlossen. Sie hatten bereits eine Droschke bestellt, di« Sie zur Bahn hätt« bringen sol len. Sie beauftragten also den Chauffeur e»st, Ihnen nachzufahren, als Si- die Morgenblätter gelesen hatten, folglich wußten, daß «in grü nes Automobil in d«r Angelegenheit eine Rolle spielt. Auch au? der Re doute waren Sie nicht. Sie hatten mit Hauptmann Fernkorn dort «in Rendezvous. Er erwartete Sie in Foyer, aber Sie kamen nicht. Ihr Domino lag am nächsten Tage noch unbenützt in Ihrem Ankleidezimmer. Sie s«hen also, daß sich zwischen Ih ren Erklärungen und unseren Erhe bungen Differenzen ergeben, die zu beseitigen Zweck meiner Unterredung sein soll." Die Baronin hatte ihre volle Ruhe wiedererlangt. Man sah ihr an, mit !v«lcher Gespanntheit sie nach „Ehe ich Ihnen weiter Rede st«he, müssen Sie mir eine Frage beantwor ten. Hat Hauptmann Feinkorn sonst noch etwas mit der Sache zu thun?" Dem Kommissar war es natürlich nicht entgangen, welche Veränderung die Nennung des Namens Feinkorn in der Frau verursacht hatte. Von diesem Augenblick an war sie eine andere. Ein Ausdruck von lauernder Angst hatte sich über ihr Gesicht ge breitet, und zugleich lag Mutlosig keit in ihrer ganzen Haltung. Man sah, das Hereinziehen des Haupt manns in die Affär; hatte sie tief getroffen, tiefer als sie eingestehen Doktor Martens wußt«, daß Fein korn in der ersten Zeit der Untersu chung der Spionageaffäre von der Polizei beobachtet wurde, da er als G«n«ralstabschef des Feldmarschall- Leutnants Holmhorst in einem Ge legenheitsverhältniß zu diesem stand. Es war dies nur ein pflichtgemäßer Akt der Vorsicht der Polizei g t> B ' k te mehr wußte, als er Baron Sphor mitgetheilt hatte. „Seines Wissens wurde der Name antwortet« der Kommissar auf Metas angsterfüllte Frage. „Was ich er wähnte,stammt aus Gesprächen, die er mit dritten Personen geführt. Der Hauptniann weiß >r«der, daß ich in B«nedig bin, noch daß ich mit Ih nen diese peinliche Unterredung füh „Es ist gut," sagte die Baronin in einem Tone, als ob ihr ein schwe rer Druck von der S«ele gewichen Si« athmete tief aus und ein ener gischer Zug trat in ihr Antlitz. „Gott sei Dank, daß dieser ehren werthe. durch und durch anständige die Polizei in einem Jrrihum befin det. Ich habe das Automobil aller dings erst im letzten Augenblick nach tungen gelesen habe, sondern weil ich erst im letzten Moment den Entschluß gefaßt, den ganzen Winter in Italien Vater beweisen. Oder wenn Si« Mißtrauen in dies« setzen sollten durch Bestellungen, die ich bei verschiedenen Lieferantin gemacht, Reisekleider, an dere Toiletten, die sich speziell für d«n Aufenthalt in Venedig eignen, für Wien jedoch ganz anders hätten ausgeführt werden müssen. Und an j«nem Abend war ich auf der Redoute, wenn mich auch Hauptmann Fern- Was und wie immer der Kom missar weiterfragte. welche Fallen er ihr auch legt«, Meta bleib bei ihren Um dem Versteckenspi«! ein Ende zu machen, ging der Kommissar zum Angriff über. nicht zum Aeußersten. Ich bin wahr lich nicht deshalb hierher gekommen. Ich kam in der Absicht, Aufklärungen von Ihnen zu erhalten. In der Hoffnung, daß ich nach dieser Unter redung meinen Koffer werde packen können, um nach Wien zurückzureisen. Seit ich Ihre Familie persönlich ken ne. habe ich den Wunsch, daß die Polizei irrt. Aber ich kann nicht nach Wien heimkommen, ohnePostti ves mitzubringen." „Was verstehen Sie unter Positi vem?" fragte die Baronin bei dem energischen Ton wieder mit angstvol lem Blicke. „Nachdem die Persönlichkeit des Giardini festgestellt ist, handelt es sich nur mehr um Ihre Person." „Also, Sie glauben noch imm«r?" „Ich glaube nicht nur," fiel ihr der Kommissar ins Wort, „sondern Ihre Ausflüchte, die Widersprüche Ihrer Aussagen, die Unwahrscheinlicht«it Ihrer Angaben bekräftigen mich in meinem Verdacht. Daß dieser Ver dacht genug sein muß, wird Ihnen einleuchten, wenn Sie bedenken, daß er das Wiener Sicherheitsbureau be wogen Hot, Veamt« und Agenten Ih nen nach Venedig nachzuschicken. Wol len Sie sich also nicht entschließen, die volle Wahrheit zu sagen?" „Sie sprechen immer in Räthseln. Wessen verdächtigen Sie mich eigent lich?" fragte die Baronin, bemüht, ihrer Stimme etwas Klang zu ver leihen. Ihre Blicke hingen erwartungsvoll an den Lippen des Kommissars. „W«nn Sie mich zu der Erklärung durchaus zwingen, so sollen Sie es hören: Ich verdächtige Sie, den Tod Giardinis verschuldet zu haben." „Ich?" schrie die Baronin auf, „Mensch. Sie sind von Sinnen! Ja, wie denn? Auf welch« Mise? Wieso denn?" „Indem Sie den Schuß aus Giar „Ah —" Sie griff nach der Kehle, als würgte sie etwas. Alles Blut war ihr plötzlich ins Antlitz geschossen. „Das ist zuviel Die Mörderin Giardinis —? Sie muthen mir zu, einen Mord begangen zu haben? Ich soll heimtückisch, meuchlings, kalten Blutes einen Menschen umgebracht haben —? Einen Menschen, den ich liebte —? Dessen Leben mir theurer war, als das meine? Für den ich, wenn es daraus angekommen wär«, das meine geopfert hätte? „Ich dachte, Si« sind die Braut des Hauptmanns Feinkorn?" „Schweigen Sie!" schrie die Ba ronin den Kommissar an und aus ihren Augen schössen Blitze. „Zer ren Sie nicht auch diesen Namen in den Schmutz Giardini wer mir theuer es ist das Ungeheuerlich ste es ist das Furchtbarste mir das zuzumuthen. Ich könnte Sie erwürgen, so hasse ich Sie!" „Kommen wir zur Sache. Sind Sie die Mörderin Giardinis oder sind Sie es nicht?" „Nein!" schrie die Baronin heiser, sen?" „Herr, Sie glauben doch an irgend etwas? Auch in der Seele eines Po lizisten muß doch irgend etwas wie Menschlichkeit schlummern. Ich schwöre Ihnen bei der Gesundheit meiner Schwester, ich schwöre Ihnen beim Leben meines Vaters,^ daß ich Cefllhlsausdrücke, sondern Thatsachen „So? Also auch aus Eid« geben Sie nichts?! Natürlich, der Während sie diese Worte hervor zischle, zerriß sie ihr Taschentuch in kleine Stücke d w d« Si ' nen?" Der Kommissar hatt« sich erhoben. Er zuckte bedauernd mit den Achseln stimmten! Tone: „Mir bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder in das zu pfeife, so holt mein Agent, der unten steht, in der nächsten Minute einen Polizeib«amten. der Ihre Verhaf tung vornehm«» wird. Wenn ich gehe, so geschieht es nur unter der Be dingung, daß Sie sofort Ihre Kof fer packen, mit mir nach Wien zu» rUckkehren und sich solange meine Ge sellschaft oder die eines meine! Agen ten gefallen lassen, bis Sie an Ort und Stelle den Beweis Ihrer Un schuld erbracht haben. Wenn Sie unschuldig sind, werden Sie ja nicht zögern, die R«ise mit mir anzutreten. Weigern Sie sich, Baronin, dann muß ich, so l«id es mir thut, die hie sige Behörde interverniren lassen." Baronin Sternburg überlegte kei nen Augenblick. „Glauben Sie nicht," antwortete sie, „daß ich Ihre Drohungen fürchte. Ich weiß genau, daß Sie als öster reichischer Polizeibeamter die Tochter d«s ersten Senator Venedigs nicht einfach verhaften können. Da nicht eine Entscheidung ergangen, Aber damit Sie sehen, daß ich mich schuldlos fühle, so fahre ich mit Ih nen, Nur zwei Tage Zeit mllssen Sie mir lassen." „Bedauere." „Also wenigstens einen. Wenig stens bis morgen abend warten Sie." „Gut, bis morgen abend. Ber gessen Sie nicht, Sie werden scharf bewacht!" „Morgen akxnd will ich mich Ih nen ohne alles Aussehen auf dem Bahnhof ausliefern. Ich verlange nur, daß Sie jeden Skandal vermei den. Daß mich meine Familie auf den Bahnhof begleiten darf, daß Sie sich mir erst nähern, wenn wir die Station verlassen haben. Mein Bater soll nicht erfahren, daß seine Tochter des Mordes verdächtigt wird." „Also auf morgen abend," sagte der Kommissar. „Auf morgen." Doktor Martens verbeugte sich leicht und verließ den Salon. Die Baronin verharrte einen Au genblick regungslos in ihrer Stel lung. Ihre dunllen Augen starr ten ihm nach. Plötzlich wandte sie sich um und ein triumphirendes Lächeln stahl sich Über ihr Angesicht . . . „Bierundzwanzig Stunden Zeit!" murmelte st«. 10. Kapit«l. Die ganze Nacht hindurch wurde der Palazzo del Angelo scharf be wacht. Die beiden Agenten lösten einander von Stund« zu Stunde ab, so daß im Hause niemand aus- und eingehen konnte, ohne gesehen zu wer den. Doktor Martens selbst miethe te ein« Gondel und fuhr des öfteren durch den Canal Grande um den Im ersten Stockwerk des Hauses brannte bis spät nachts Licht. An den Fenstern sah man die Schatten eiliger Gestalten vorbeihuschen. Erst gegen ein Uhr wurde es im Palast finster. Jetzt erst kehrte der Kommissar ins Hotel zurück und begab sich in die entgegen: „Ja, sagen Sie mir nur, wo haben Sie die ganze Zeit gesteckt? Ich war schon ängstlich Si«. Ich glau^ble, tete Doktor Martens ernst. „Wir reisen das heißt? Sie „Alle drei." " K ckt Achs" l nicht betheiligt wäre, Sie weiß sicher mehr als die ganze Polizei." „Ich kann nicht daran glauben," ! de? Straße ein Pfiff laut, „Da halxr wir's" Der Kommissar eilte zur Thür und ! sprang die Stufen hinab. „Sie will durchgehen/ flüsterte er hastig. „Kraft folgt ihr." „Was folgen!" rief der Kommissar ärgerlich, „anhalten hätt« er sie sol len. Welche Richtung schlug sie ein?" „Den alten Weg zur Riciltobrücke," „DerLolaldampfer fuhr nicht mehr, So blieb nur der Landweg übrig." Der Kommissar lief, so rasch er konnte, Über den Mariusplatz, durch die Frezzeria, der Rialtobrücle zu. ten keuchend. Athemlos langten sie b«i der Brück« an. Sie warteten «ine Viertel-, eine Agent Huber würd« zum Palazz» geschickt. An seiner Stelle kam der zweite Agent zurück. sondern in eleganten Kleidern. Vor sichtig blickte sie sich nach allen Seiten um. Da sie uns nicht bemerkte, ging und kam hinter der Markuskirche bei den Leoncini auf dem Markusplatz heraus. Ueber den Platz lief sie mehr als sie ging, offenbar hatte sie Angst, von Bekannten gesehen zu > werden, und eilte durch die Bocca gegen S. MoifS. Ich schickte Huber zu Jhn«n und folgte ihr. Sie mach te einen Umweg an Ihrem Hotel vorbei, blickte zu den Fenstern hinauf und bog dann durch die Calle del Pfiff Hubers erschreckte sie. Sie rauf kehrte sie um und ging rasch int „Sie ist also jetzt wieder oben? Ist „Gewiß nicht. Ich selbst habe st« eintreten sehen und bin nicht eher von der Thür gewichen, bis Huber kam." „Wir haben uns also ganz umsonst aufgeregt," meinte Baron Sphor. Der Kommissar überhörte die Be merkung. „Lassen Sie das Palais ja nicht aus dem Auge," befahl er dem Agen ten. „Speziell in den Morgenstunden geben Sie acht. Um die Zeit, wenn der Eilzug abgeht." Langsam gingen Doktor Marlens und Baron Sphor zum Hotel zurück. „Zweifeln Si« noch immer?" frag te der Kommissar. „Kein Zweifel, sie wol«« fliehen. Der Boden ist ihr zu heiß geworden. Es heißt verdammt achtgeben bei der Frau." „Muh ich morgen mit Ihnen rei sen, Herr Doktor?" fragte jetzt der Baron. Doktor Martens lächelte. „Sie blieben lieber hier, was? Sehr begreiflich von Ihrem Standpunkt. U«brigens bleiben Sie. Es ist so gar besser. Aber Sie müssen mir ! versprechen, Augen und Ohren offen zu halten. Nicht nur für die schöne Maria. Für alles, was hier vor« l'ch "d l .t d« beiden sich zur Ruhe. Zeitig am nächsten Morgen war Doktor Martens schon vor dem Pa- Der Agent stand auf seinem Po sten. Er hatte nichts zu melden. Der Rest der Nacht war ruhig verlau fen. Die Gefahr eines Fluchtver suches schien überstanden. packte er die Koffer und expedirte sein Gepäck auf den Bahnhof. Da wurde ihm ein Brief der Baronin gebracht. de ich den um 8 Uhr 12 Minuten konstatirte, daß um 8 Uhr 12 Minu- Doktör Martens löste für sich und d«n Heimweg an. Im Hotel setzte er eine ausführli che Depesche an Polizeirath Würz auf, in welcher er seine Ankunft mit der (Fortsetzung solgt ) Au! „W'e kommt es denn, der Herr Kapitänleutnant ist lange nicht mehr so seit früher?" „Ja. seine Alte Hai ih» «lxn auf Für die Äiiche. ' Gefüllter Mürb«braten. Man spaltet 2 Mürbebraten einmal der Länge nach, ist aber vorsichtig und schneidet die Äite nicht durch. Auf d«m flach ausgebreiteten Fleisch häuft man ein Füllsel, das man aus Tasse gekochten, gestampften Kartof feln. 1 Eßlöffel geriebenen Zwiebeln, I Ei, 2 Eßlöffeln geschmolzen«! But-- ter und Salz und Pfeffer b«r«itet hat. Man legt den zweiten Mürbebraten behutsam darUber und näht oder bin nichts vom Füllsel herausquellen kann während des Bratens, Der Braten wird in reichlichem Fett gebraten und gegessen, vorzüglich. Geschmortes Kalbfleisch. Man läßt etwas z«rsch»ittenes Sup koch«n und gießt die Gemilscbrühe durch ein Sieb. Inzwischen hat man ein etwas derbes Stück Kalbfleisch (Kamm oder Brust oder Keule) ge klopft und in gebräunter Butter auf allen S«it«n angebraten. Dann wird es mit Salz bestreut, mit der brüh« vergossen und auf g«lindem Feuer langsam weich geschmort. Bratwllrstchen im Um» schlag. Dies ist ein s«hr feines Ge richt und besonders wenn frischt Bratwurst zu haben ist, zu empfehlen. Man hat «inen Teig fertig, wie er für Kaffe«- od«r Brtterkuchen ge braucht wird, nirr daß man keinen Zucker hinzunehmen darf Hat man keinen Hefeteig, so muß man guten Biskuit - Teig n«hm«». den man mit Backpulver ang«mengt hat. Man rollt den Teig fingerdick aus. schnei det Stücke davon, in die man bequem Vra> ürstchen einwickeln kann, ver kneif di« Enden gut miteinander, be strei« das Wurstwickel mit Eigelb und äckt es im Backofen gut gar. Die Wurstwickel werden heiz servirt, doch kann man sie auch backen unt> später aufwärmen, frisch sind sie aber am schmackhaftesten. Vorzüglich eig« net sich dieses Gebäck für «inen Her renabend, an dem nur Bier und Dill gurken zum Gebäck gereicht werden. Gedämpfter Haddock. Wenn der Fisch geputzt und abge schuppt ist, wird die Haut abgezogen und das Fleisch vorsichtig von den Gräthen gelöst, in die Pfanne gelegt, mit g«ri«benem Käs« (Parmesan- oder Schweiz«rkäse) und Paniermehl und Salz bestreut. Dann wird But ter zerlassen und Petersilie kurz darin gedämpft. Dies gießt man über den mit Citromnfaft b«träufelten Fisch und läßt alles zusammen etwa eint viertel bis eine habe Stunde dämpfen. Man servirt ein« f«ine Sauce kollan daise dazu, und um die zur Sauce nöthige Fischbrühe zu erhalten, müs sen die Gräthen und der Kopf abge kocht werden. Es empfiehlt sich, die Fischportion«n etwas reichlich zu,be m«ss«n, denn das Uebriggebliebene giebt im Verein mit der Sau:« hol landaise einen ganz vorzüglichen Feine Mand«ltorte. Man reibt einen seinen Teig von Pfund Butter. >/s Pfund Zucker und 1 Pfund Mehl, ist alles gut verrieben, so kommt die gerieben« Schal« einer halben Citrone hinzu und 8 geschla gene Eigelb. Man rollt den T«iz etwa so dick wie Finger aus, legt ihn auf eine Tortenpfanne—Spring form und stellt die Platte in einen mäßig heißen Ofen, Wenn die Lage etwa halbgar ist, bestreicht man sie mit Johannisbeerg«lte oder anderem seinen Gele«, und gi«bt folgende Fül lung darüber: 1 Pfund fein gemah lene Mandelkerne werden in 8 ganz fest geschlagene Eiweiß, in den man N Pfund Zuck«r eingeführt hat, ge mischt und sofort auf die Torte ge strichen, die man in einem lauen Backofen fertig bäckt. Man kann auch von dem Teig schmale über di« Torte legen und diese mit backen, dann in die kleinen leereiu Felder ein Stückchen festes Gele«" legen. Dies ist aber nur bei der er kalteten Torte möglich, da das Geier Kalbskopf-Ragout. Ein Kalbslops wird, nachdem er sehr sau-' b«r mehrmals gewaschen ist, in Salz wasser w«ich gekocht, dann all«S Fleisch sorgsam abgelöst und in kleine Stückchen geschnitten. Nun nimmt man ein gutes Stück Butter, läßt eS zergehen, rührt Mehl hinzu und macht davon ein« hellbraune Ein brenne. gibt eine kleine, mit zwei Nel ken bespickte Zwiebel, Salz, Pfeffer, ein kleines Gläschen Wein und etwas Efstg daran und läßt Alles gut durch kochen, nach und nach von d«r KalbS kopfbrühe zugießend. Nachdem die oickliche Sauce durch's Si«b z«rllhrd ist. legt man hin-- kann. Zuletzt garnirt man Blätter teig um die Schüff«l.
Significant historical Pennsylvania newspapers