Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 23, 1911, Image 6

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    Hat jedes schon den Herd ge-
Brieslein flattert dir.
Sag. Schwester. wen^^nchr^beNaa.,,
Wer ist die Aermere?" „O, grüble
nicht >
Sonne senkt
Alles Knospe wach in Feld und
Hast.
Dab sie zur Blüthe und zur Frucht einst
s R tt
l'le.wi t.en letzten
Das Wiederfinde».
Skizze von Irma v. Troll-Borostvani.
Paula erhob sich vom Klavier, um
Toilette zu machen für den Rout bei
Ihrer Freundin. ES war noch reich
lich Zeit hierzu, aber heute wollte sie
besondere Sorgfalt auf ihre äußere
Erscheinung legen. Sie hosfte, Er
win, den sie lange nicht gesehen, dort
zu treffen. Sie hatte erfahren, daß
«r von seiner Auslandsreise zurück
gekehrt sei, und zweifelte nicht daran,
daß er sich bei der Abendgesellschaft
seiner Schwester einfinden werde.
Ein sonniges Lächeln überstrahlte
Paulas zartes Antlitz bei dem Gedan
ken an dieses Wiedersehen. War doch
Erwins Freundschaft in diesem
Augenblick nannte sie vor sich selbst
Freundschaft, was doch Liebe war
das Einzige, das ihrem Her
zen Ersatz bot für ihr gestörtes Ehe
glück. , tde d
Pflicht der Frau, des Gatten
zu öffnen. Nein! Zu heiß und aus
schließlich hatte sie ihn geliebt, um
oiirch seine Untreue war sie auch
Augen entgegen. Ihre Seele fror. ..
Paula sah es wohl, daß Alfred
litt unter ihrer Entfremdung. Es
blicken ihr Blut atheinraubend zum
Herzen stürmen fühlt«, so ließ das
Wissen, daß der, den sie so geliebt,
<ben derselbe sei, der sie verrathen
ließ dieses Wissen die warme Well«,
die ihr durch Herz und Sinn« pul-
Und wie sie litt! Wi« sckial und
Werth.
kommen als die andern Herren, mit
denen sie gesellschaftlich verkehrte
Durch sein« Schwester hatt: er das
vor der Welt sorgsam gehütete Ge
heimniß ihrer zerstörten Ehe erfahren.
Er faßt« eine tiefe Zuneigung für
llii- >ie und ihn.
Ein neuer erblühte
ihr. Was sie ersahien, durozutien,
i»luge.
Wa kam die Zeit der Trennung,
die sie >iq durch o>e Erinnerung an
lichkeiten in sich zu bergen schien, )en
ruhevollen Hort zu finden, den ihr
nach rückhaltloser Hingabe dursten
des Herz mit brennender Sehnjucht
verlangt«. Vergleich« drängten »ch ihr
aus zwischen Isrwin und Alfred, und
in heimlicher Angst ertannte sie, daß
Alfreds Wesenheit sich der ihren har
monischer gesellt hatte, als die Wesen
heit Erwins.
Aber diese ahnungs- und erinne
rungsschwere Erkenntniß peitscht« ih
ren entschlummert«» Groll über seine
ken an ihr neues Glück.
Nun wird sie Erwin in wenigen
Stunden wiedersehen!
Schon sieht sie im Geiste das Auf
leuchten seines Auges, wenn sie ein
ander gcgenübertreten. fühlt den
sanften Druck seiner Hand bei der
Begrüßung.
Freilich, es kränkt Paula ein we
nig, daß er nicht sofort nach seiner
Rückkehr zu ihr geeilt war. Ab" er
hatte wohl noch nicht H«ii gesunden,
seine Amtsbesuche zu machen, und da
wäre diese eine Ausnahme zu sehr
aufgefallen. Sie lächelte über seine
Vorsicht. Ja, so war er. Ihr gu
ter Ruf galt ihm heilig. Kein Wort,
keine Beivegung hatte er sich je gestat
tet, welche das Mißtrauen neugierig
beobachtender Blick hätte wachrufen
Da wurde an die Thüre geklopft,
und auf ihr „Herein!" sah sie zu
ihrem Erstaunen ihren Mann eintre-
Thüre zögernd.
Aufs höchste überrascht, antwortete
Paula nicht gleich. Seit Jahren
seit jener Katastrophe hatte er ihre
Zimmer nicht mehr betreten. Was
führte ihn heute hierher?
Endlich erwiderte sie höflich: „Bit
te, tritt nuk herein. Du störst mich in
nichts. . . Später mutz ich allerdings
Alfred nickte: „Ja ich weiß. Aber
das hat wohl noch Zeit, und bis
dahin können wir ein bißchen plau
dern?"
Paulas Staunen wuchs. Plau
dern wie in alten Tagen?! Was
selbst „Bitte, nimm Platz!"
Alfred ließ sich im Lehiistuhl nie
»I»", sagte Alfred, „ich hab' dir
Geduld bitten."
men, was der Zweck meiner Störung
Noch immer schwieg Paula, und
Alfred fuhr fort: „Nicht von mir
will ich reden, nicht von jenem Ereig
ionnt, nach dem Uebereinkommen, das
wir geschlossen," fiel Paula ein.
„Ja, und du siehst, daß ich nicht
Paula horchte aus. Wo hmaus
'-llte das? Er hatte Wohl von Cr
>rins Rückkehr gehört. Argwohnte er
—? Mit ein«m forschend«,. Blick glitt
sx' üb:r sein Antlitz. Er hielt das Au»
7« gesenkt. Seine Züg, waren ruhig
rin lesen.
Nach kurzer Paus« wiederholte er
mit l«iser Stimme: „Nein, das tonn-
Paula fühlt« ihr Herz klopfen. Was
ger zupften nervös an der Seiden
quaste des Sofallberzuges. Sie hielt
die Livpen fest zusammengepreßt, als
ge schwieg, entgegenzuschreien: „Sag'
es nur! Sprich es aus, daß du
weißt, daß ich einen andern liebe, daß
du es nicht dulden willst, trotz allem
und allem! Sprich es aus! Dann
werd' ich dir Rede und Antwort ste
hen, du du!"
er: „Du wirst heute in der Gesell
schaft voraussichtlich Erwin Bollhardt
treffen. Ich möchte nicht, daß du ihm
unvorbereitet begegnest. Vorher sollst
du wissen, daß er. . ." Wi«d«r stockte
er.
fen hat." Alfred faltete das Blatt
Alfred hat!e hastig gesprochen. J«tzt
Gesicht Paula zu, die todtblaß, mit
Sofas lehnte.
Plötzlich hob Paula die Lid«r.
Beider Blicke begegneten sich. Gleich
Alfred erhob sich. „Ich will dich
de."
daß auch seine Braut hier sei, und
daß bei der Gesellschaft bei seiner
Schwester die Verlobung werd« gefei
ert werden."
„O! Und dies veranlaßte
dich. . ."
Alfred athmete schwer. Endlich
sagte er: „Ach, Paula, verstehst du
tete." .
te°st^?""^"^
win liebst. ..."
Eine flammend« Röthe ergötz sich
über ihr Angesicht, um sogleich wieder
fahler Blässe zu weichen.
„Ja, Paula, ich wußte es, und
ich glaubte kommen zu sehen, daß du
rung herantreten würdest, unsere
Ehe zu scheiden, um die Freiheit zu
g«winnen, dich mit dem andern zu
verbinden."
„Und hätt«st du eingewilligt?"
fragte Paula mit verhaltenem Athem.
„Ich glaube, daß ich mich nicht für
berechtigt gehalten haben würde, der
-
du liebtest."
z» sich selbst. 'i S P
„Ja, ich schwieg, weil ich das Recht
nicht in mir suhlte, mich dagegen auf
zulehnen. Ach, nicht das gesetzliche
Minuten in tiefer, beklemmend«!
Da sah Alfred Paulas Augen sich
nicht zu stolz dazu?"
Sie schüttelte den Kopf: „Nicht um
ihn ich wein« um unser beider zer
dern?"
Minute verfloß aus Minute. Paula
diesem Augenblick.
Und Alfred ja, er war es, der
sie davor bewahrt. Wie tief mußte
vermöchte er nicht, solch zarte Groß-
Jetzt saß Alfred schweigend an
Worte im Ohr: ..Wollen wic es nicht
Glück. verloren g glaubten
Noch immer hielt Alfred ihre Hand
in der seinen. Plötzlich fühlte er,
wie si« seinen Druck leise erwiderte.
Er hob ihren Kopf empor, da traf
ihn aus ihrem thränennassen Auge ein
ne Brust. ög P
ras ungeduldig« Modell.
Der junge Maler Olaf Karol
machte mit einigen Damen und Her
ren einen Ausflug. Natürlich nahm
er auch seine Malrequisiten mit. Im
Walde, an einer lauschigen Stelle
wurde Halt gemacht. Man lagerte
sich in'S Gras und Olaf machte es
sich bequem um ein wie er sagte
Habermus fühlte sich sehr geschmei
chelt und willfahrte sofort Olaf's
Wunsche. Die übrige Gesellschaft
Anstalten, das Werk zu beginnen.
Da ritz Bincentia die Geduld.
Wüthend sprang sie auf: „Wenn Sie
Und jetzt wußte die Gesellschaft mit
senden bestellt h^.ben?"
.So schlecht?'
TaS Blumenfräulrln.
Icn war kein anderer in der kleinen
Stadt. Er war nicht groß, «ber jeder
Zoll Erde war zur Erzeugung neuen
Lebens verwendet worden, nichts lag
todt und unbenutzt. Es war förmlich
ein Kunststück, sich die schwalen Gar
tenwege entlang zu bewegen, ohne aus
Blumenkronen zu treten, die darüber
hingen.
Die meiste Zeit des Tages sah man
sie in ihrem irdischen Paradies umher
gehen, ihre Kinder liebevoll pflegend
und wartend; denn die Blumen waren
schenkt.
Jedes Kind in der Stadt kannte
das Blumenfräulein, und die Jüng
sten empfanden Furcht vor ihm. Es
erschien ihnen als ein übernatürliches
Wesen wie aus dem Märchenland, und
dies hatte seinen Grund vor allem
darin, daß die Mütter ihre schreienden
Kinder mit ihm schreckten: „Still,
still, das Blumenfräulein kommt!"
Sie war keine Menschenfreund!,,,
suchte ihnen am liebsten aus dem
Fall ist, die tief aus den Erfahrun
gen des Lebens geschöpft haben.
Sie war sehr alt. Wie alt, daZ
wußte Niemand, aber erwachsene
Leute behaupteten, daß sie sie als
Kind gerade so gesehen hätten, wie sie
jetzt war. Sie war rasch und beweglich
für ihr Alter, stammte wohl aus kräf
tigem Geschlecht.
Die Eltern hatte sie schon in ihrer
Jugend verloren. Sie hatten ihr das
Haus und ein kleines Vermögen hin
terlassen, das sie ein wenig vermehrte,
indem sie Musikunterricht ertheilte.
Man erzählte eine Menge Geschich
ten von ihr, phantastische Geschichten,
die alle den Fehler hatten, daß sie von
phantasievollen Menschen erfunden,
von einigen aufgeputzt und von ande
ren mystisizirt worden waren.
Bald war sie eine Prinzessin, die
sich in diesem entlegenen Weltwinkel
begraben hatte, um den Nachstellungen
eines bösen Königs zu entgehen. Bald
eine Herzogin, die sich von ihrem
Manne fortgeflüchtet hatte, weil
hatte sie in ihrer Jugend ein Verhält
niß mit dem damaligen König unter
halten und so weiter. Alte Leute
zu erzählen, daß das Blumen-
Freier gehabt hätte, die aber alle abge
wiesen worden seien. Es wollte keinen
nehmen. Warum? Ja, das konnte
Niemand erzählen.
vor Sonnenuntergang führte mich
mein Weg am Garten des Blumen
fräuleins vorüber.
Während ich dastand, die Farben
pracht des Gartens überblickte und
den würzigen Duft einathmete, dran
ster des Hauses.
Das Blumenfräulein spielte.
und daß es keine Kunst war, die ein
fache Melodie zu spielen, mir aber er
schienen diese Töne ganz ergreifend.
Diese zarten Töne, die gleich der
Bitte einer sehnsuchtsvollen Seele zit
terten, diese altmodischen Blumen, die
Geschichte, eine alte Geschichte
Es saßen zwei Menschen auf einen»,
moosbewachsenen Hügel. Die Köpfe
des wilden Mohns hingen an langen
blaugrünen Stielen ringsum am
Waldsaum.
Steinen herein, lachte und plätscherte.
Manchmal war das Geplätscher lang
und tief, manchmal leicht und flü
sternd, wie der Flügelschlag kleiner
Vögel. d' Ab d
sonne.
Uebrigens war es still um sie her
bis aus das leichte Rauschen des Wal
des.
die Reise?"
.Ja, das läßt sich nicht gut sagen.
Bielleicht ein Jahr, vielleicht zwei
stützte sich mit der einen Hand aus den
Boden, „Du! Ich möchte Dir
gerne etwas sagen muß es
liebe ich so, wie Dich. O, Du soll
ganzen Welt liebe ich so wie Dich,
hörst Du!"
Es flössen Thränen feine
ten.
Fahrzeug und nach dem fer
nen Ziel.
Noch lange nach allen anderen blieb
die Jungfrau stehen und winkte und
wischte sich die Thränen aus den
Erst als das Schiff nur noch aIZ
ein kleiner Punkt am Rand des Ge
sichtskreises sichtbar war, ging sie
um zu warten.
Fttne. shs H'S '
Schließlich kamen keine Briefe mehr
und es wurden keine hinausgesandt,
weil die Adresse fehlte.
Die Jungfrau wurde bleich und
zart.
Jeder Tag brach mit der Hoffnung
„s
Es vergingen viele Jahre.
Die Jungfrau war eine alte Jung-
gen. ,
wandte aber dann den Kopf ab, ohne
zu grüßen.
Und ich ging.
an der Spitze bahnte man sich einen
Weg durch das Fenster.
Da fanden sie den entseelten Körper
Friede.
Rother Seide eingenäht: „Sei getreu
bis in den Tod, so will Ich Dir die
Krone des ewigen Lebens geben."
AdelgündenS Untergang.
Adelgund ein Mägdlein war
Mit entzückend schönem Haar.
Eines Abends machte sie
Mit 'nein Freund 'ne Kahnpartie.
Lieblich lag der Mondenschein
Auf dem sommergrünen Rhein,
Glocken klangen fern im Thal
Beide träumten kolossal.
Während sie so träumten—schrumin.
Kippte baß das Schisslein um.
Und das Fräulein fiel hinein
Da sie gar nicht schwimmen kunnt'.
Schrie entsetzlich Adelgund.
Denn der Strom trieb sie 0 Wehl
Langsam in des Strudels Näh'.
Ihr Begleiter ungesäumt
Springt in's Wasser, daß es schäumt,
Kaum wird er den Kops gewahr,
Faßt er muthig ihn beim Haar.
Schweigend in der Rettung Glück,
Schleppt er sie zum Boot zurück;
Gott sei Dank! Jetzt ist's erreicht!
Aber plötzlich er erbleicht.
Was er zog aus Strudels Grund
> War durchaus nicht Adelgund.
Nur ihr Zopf war's -- 0 Malheur!
waren im Piano drei Saiten gerissen.
„Ich nehme Rücksicht auf meine rei
senden Gäste!" sagte der Bahn
hofswirth, da gab er nur kleine Por
tionen, damit die Reisenden den Zug
nicht versäumten.
! „Ich muß erst die Bahn sehen!"
sagte der Student, da wurde er im
Examen gefragt, wie er den Kegel
! berechne.
j „Ich bin sehr zuvorkommend!"
sagte der Chef eines Kaufhauses, da
warf er alle Reisende, noch ehe diese
:in Wort sagten, zur Thür: hinaus.
Nach dem Aensteren.
.Du, Elli, wer ist denn der da hin
ten beim Doktor Muckl, der mit der
zroßen Nase ?"
„Ach, das ist ein Spezialarzt
der will besonders Herzkrankheiten
Respekt. Hoteldirektor: Was
-st denn das Johann? Alle Schuhe
Zxcellenz. des Hosmarschalls!
Hausdiener: Bitte Herrn Direktor
zielmals um Verzeihung, aber ich habe
Widerlegung.
»Woas hast' gelagt. Großbauer?
Ich hätt' ka Bildung? Sag's noch
amol, da kriegste a Watschen, daß d'
moanst, Ostern und Pfingsten fallt
auf oan Tag?"