Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 14, 1911, Image 2

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    pathetischer Begeisterung deklami-
Nach starrem Frost u. Wintersgraus,
Naht der Frühling mit Windsgebraus,
Macht auf die Herzen, auf die Thür:
Der lockige Jüngling kommt Herfür!
01l z i c r
(im tiefsten Bierbaß): Lockig bin ich
Sie nu ähm nich, ooch nich Jingling
mehr awer ich werde mir erlau
wen, ne kleene Bsändung hier vorze
nähin —!
Selbst küßt der Mann.
gerufen, als Dich Alfred küßte?"
ohne Hilfe.
Schuldlos.
Die Mutter, eine strenge Frau,
Sie hat ihr Töchterlein «rtappt
Mit d«m Nachbarssohn beim Küssen.
»Sag', siel euch nichts Gescheiteres
ein?!"
«Ihm leider nicht," hilft die Maid
sich heraus,
Und ich mußt' ihm doch Antwort
geben'"
Betrachtung.
Bierhube r: „Alles, was mit
Kapital zusammenhängt, wird jetzt
versteuert, jetzt hupp freu' ich
mich bloß, daß hupp die Kapi
talräusche nicht auch noch versteuert
werden, sonst hupp wär' ich
bald ein armer Mann."
Alles Mögliche.
Ein schlechter Kerl.
Vermietherin: Ein rechter
Lump, mein Zimmerherr! Zerreißt
die Stiefeln, bevor sie bezahlt sind!
Sprüche mit Anwendung.
„Gott f«i Dank!" sagt« «rleich
tert der spät heimgekehrt« Gatte, da
sprach die «rr«gte Gattin, daß Wort«
gar nicht imstande seien, ihr« Wuth
„Nun kann ich endlich wied«r älter
werden!" —dachte befriedigt ein« an
gejahrte Dame, als die Hochzeit vvr
„Thu das doch bei Lebzeiten!"
höhnte di« Gattin, da drohte d«r ge
plagte Ehemann, daß er ihr nach sei
nem Tod« seinen Geist erscheinen las
sen werd«.
„Der will sicher heute unsere Vor
stellung besuchen!" sagte
wi« ein Herr einer Obstfrau Aepf«!
abkauft«.
Begründeter Argwohn.
D«n allerbesten Rheinwein!
Doch ein«s m«rk' «r, Mundschenk,
Daß er mir k«in«n Schund meng'!"
denn — „Ach, der ist Aviatiker
d« l«bt von der Luft."
Unangenehm.
Wo zur
Tori, im Walde, möcht/ zu Hause
Und stieg erst zur schwarze
h de» bun
te». wohl ein.
Im Zauber des Waldes, im slüste.nden
TaS andere System.
vumoreSle von Neoiq Ruseler.
Sie wollen heirathen, junger
Freund? Dann bedenken Sie Schil
lers Wort: Drum prüfe, wer sich ewig
bindet... aber prüfen Sie genau, vor
allem schauen Sie zu, daß die Er
wählte Ihres Herzens lein anderes
System hat als Sie selber. Sie verste
hen mich nicht? Ich will es Ihnen er
klären. Ich habe die Geschichte selbst
erlebt, vor ein paar Tagen erst, an
meinem eigenen Neffen. Der arme
Junge thut mir wirtlich leid; es war
wirklich ein reizendes Mädel, und die
beiden würden jetzt außerordentlich
glücklich sein, wenn nu, das
werden Sie jetzt hören. Die Sache
spielte sich folgendermaßen ab.
ganten Hochzeitswagen, mit Gummi
rädern natürlich. Wir fuhren zum
Standesamt, mein Freund und ich
selbstverständlich nur zur Begleitung
ich will sonst was thun, daß ich
noch mal für mich selber anspannen
lasse! Ich habe genug von dem einen
Male. Meinem Neffen zu Liebe
sonst keine Verwandte. Ich hatte kür
Gefallen.
Eigentlich war uns das Geschäft
nicht nach der Mütze. Als ehrlicher
sein eigener Herr, Du weißt, das Ge
schäft! Wenn ich das gewußt hätte,
daß Du auch stenographiren kannst!
Wenn ich sehr viel zu thun habe, dik
tire ich Dir alle Geschäftsbriefe, die
„Ich habe es auch ziemlich weit ge
bracht in dieser edlen Kunst, freilich
wohl nicht so weit wie Du. Immerhin
bin ich aber Vorsitzender des größte«
Vereins unserer Stadt."
„Stolze-Schrey natürlich," unter
bricht sie ihn.
und bekommt einen merkwürdigen
! Ruck; mit einem Male ist ein Zwi
- fchenraum zwischen den beiden, wohl
konnte keine Kolibriseder zwischen
' „Babelsberger —?" fragt Margret
gedehnt, „ich bitte Dich, wie kann man
einem selch v.ralteten y tem an
,O, liebes Herz," sagt er sehr eifrig,
.veraltetes System? Es ist das ein
zige, das wahrhaft originell und nich!
Kalifation trägt es den Todeskeim in
sich. Alle wahrhaft modernen Men
schen, und Du bist doch auch ein mo
ist Stolze-Schrey."
„Kinder", fahr' ich nu dazwischen,
denn mir ist, als ob wir auf den
Vesuv klettern, wenn er Feuer spucken
will, „Kinder," sag' ich, „Ihr wollt
Brr! da hält der Wagen. Mir ist's
naten kannst Du sicher hundertfllnfzig
bis zweihundert Silben in der Minu
te schreiben."
„Dummer Kerl," sag ich da, „Zwei
Monate? Keine Minute mehr, rin!"
und lotse sie auch glücklich hinein. Der
nur, über meinen Neffen fluche ich:
„Dummer Kerl der! Soll seine Frau
gleich ist sie ei! soll sie noch
mehr lernen! Und solche ollen Krakel
unterschreiben, daß der Kitt auch
wirklich hält. Er thut's und reicht ihr
die Feder, und sie nimmt sie auch, die
auf, blickt meinen Neffen lächelnd an
und „Alfred", sagt sie, „hast Du mich
lieb?"
„Ueber alles," sagt er.
„Könntest Du für mich durchs Feuer
gehen?"
„Auch durchs Wasser."
„aber eine Probe möcht' ich haben."
„Jede, die Du verlangst," sagt der
Dummkopf.
„Ja." spricht sie, „Stolze-Schrey."
Marget."
„Gut," ruft der kleine Deubel da,
„dann kann nichts daraus werden,
Ihr letztes Wort?"
„Margret," fleht er, „fei doch lieb!"
hinaus zur Thür ist sie.
Mein Neffe wird weiß wie Kalk an
i'er Wand, ich fall' auf einen Stuhl.
Oistes Wort: „Ich will sie wieder-
len. Henning Brader bringt alles?er
ttg, was er will, und es dauert auch
nicht lange, da kommt er wieder
herein, aber allein.
„Na," sagt er, „die kriegen wir nich
tvi.'der. Sie is weg mit'n Wagen. Nu
lönnen wir zu Fuß nach Haus gehen."
So ist es denn auch gekommen. Wir
haben sie nicht wiedergesehen; die Kiste
ist kaput. Meinen Neffen habe ich aber
getröstet, als wir Abends den guten
Wein tranken, Buddel für Buddel,
und ich habe ihm gesagt, was ich jetzt
auch Ihnen sage: „Wer heirathen will,
überzeuge sich, daß die Erwählte sei
nes Herzens kein anderes System habe
als er selber."
Geduld«Lieste bei Kindern.
Jean Paul Richter spricht ein ge
dankenreiches, wohlerwogenes, wahres
Wort aus, wenn er sagt: „Kindern
ist eigentlich kein« andere Schule nö
tig, als die der Geduld." Und in
der That, der Mensch, der Geduld ge
lernt hat, lernt durch diese alles An
dere. Sie ist sür das Kind die Vor
schule zum Gehorsam, für den Er
wachsenen dagegen die Krücks, die ihm
üb«r das unvermeidliche Ertragen
hinweghilft und ihn für ein immer
neues Streben und Erreichen seiner
Zwecke und Ziele ausdauernd macht.,
Geduld ist daher einer der Hauptpfei
ler mit, die den Grund und den Bau
der Erziehung des Menschen tragen.
Die Schule der Geduld ist gewisser
maßen die Schule des Lebens. Lehr«
deine Kinder Geduld und sie werden
mit ausharrendem Fleiße alle ihr«
zum Vorsatz genommenen Endzwecke
verwirklicht sehen und nie voreilig
handeln. Denn mit der Geduld ver
bindet sich bei geistiger Anlage auch
die Besonnenheit, die stets der Lei
denschaftlichkeit anixren^schädli-
Die reichsten Frücht« wird jedoch
d!« Geduld im Unglücke bringen; sie
wird vor Verzweiflung und Klein
muth schützen, erneute Kraft geben,
um das gescheit«rt« Lebensschiff wie
der aufzubauen und dasselbe ruhig
im Fahrwasser, im Strome des »Le
bens dahingleiten lassen.
Vernünftige Eltern werden ab«r
gut thun, schon frühzeitig mit d«r
Erziehung für diese Eigenschaft zu
beginnen, anfangs nur unmerklich,
mit der Zeit aber in kräftigerer Wei
se, bis daraus später die Bemeisterung
des eigenen Willens und die Herr
schaft über sich selbst hervorgeht; auch
geht mit der Erlernung d«r Geduld
di« Schule für die Enthaltsamkeit
Das Kind soll durch die ersten Jah
re der Erziehung und selbst später
noch bis zur sichtlichen Erstarkung in
der Geduld sogenannten Geduldspro
ben von Zeit zu Zeit unterworfen
werden, natürlich ohne sie als solche
schon im voraus zu bezeichnen. Auch
versteht sich von selbst, daß diese Ue
bungen nicht in unverständige Quä
lerei ausarten dürfen, nein, im Ge
g«ntheil, sie sollen so gewählt wer
den, daß nach bestandener und ge
glückter Probe das Kind selbst Freu
de darüber empfindet, vielleicht sogar
Anregung zu künftigen Selbftübun
gen. Jedes Mädchen soll ein Ver
gnügen darin finden, einen verwirrten
Knäuel Wolle usw. in Geduld zu lö
sen, statt ihn ungeduldig als nutz
los fortzuwerfen; kein Knabe sollte
seine Käfer-, Schmetterlings- oder
ander« Sammlung verschenken, weil
für seine ihm noch innewohnend« Un
geduld das Sammeln zu langsam
geht.
Wir b«z«ichneten vorher die Geduld
als einen Hauptpfeiler für den Bau
txr Erziehung, und in der That, si.>
zu üben, kann nicht dringend genug
hervorgehoben werden; soll sie aber
die wahrhaft wohlthätige F«e des Le
bens sein, so darf sie uns nicht «rst
in späteren Jahren durch das Leben
selbst aufgenöthigt werden; sie muß
sich schon bei der ersten Erziehung
unseren Wesen eingewöhnen; wir
müssen sie schon mit ins Leben brin-
denn wahrhaftig, wir gebrauchen
die kostbar« Eigenschaft, die wir Ge
„lurch die idlumc".
Ein früherer deutscher Student er
zählt: Ich war 1882 in Emmerstedt,
dem Bierdors der früheren Universi
tät Helmstedt, in d«m Gasthaus „Zur
Blume" einquartirt. Auf meine Fra
ge, woher dieser poetische Name stam
kegeln, di« Bahn aber durch
die Knechte d«r Bauern besetzt. Ih
rer Bitte an den Wirth, die Dahn
die Bahn ist frei!" Auf die Frag«,
denn ?Och,
ich habe sie einfach t>>e Kegels und die
heißt der Gasthof von der Zeit her:
„Zur Blume!" Es ist sehr wohl
!. Di« Range».
'
Bäuerin: „Jesses Maria, der Maxl! Was habt Ihr Deiselsbande
Besorgn! ß. Hansl muß
seines älteren Bruders Kleider abtra
muß ich auch später, wenn Fritz ein
mal stirbt, seine Wittwe heirathen?"
Der klassische Ge
schäftsmann. „Nu, Fichten
stamm, was werst de machen, um
Höhe?" „Werd' ich inseriren: „Neh-
Die gute Suppe.
Sie, Kellner, was ist denn das für Suppe?
—Der größte Zwerg, Zor
niger Besucher: „Das nenne ich ei-
Mann, der fast 7 Fuß groß ist."
Aussteller (freundlich): „Ja, mein
Zwerg der Welt ist."
kannst!"
Neffe: .Ja, lieber Onlel, wenn man etwas nicht versteht, soll man
auch nicht darüber reden!"
zer." I
.Sagen Sit ma!, Frau Nachbarin, wc! ist denn Ihr Mann?'
Mann!"
Gemüthlich. Wirthin, als
sich der Tourist zu Bette legt: „Und
mit ihren fünf Jungen drin!"
Ein nettes Spiel. Der
kleine Willy: „Was wollen wir jetzt
spielen, Fritz?" Der kleine Fritz:
„Piano; du legst dich aus die Erde
Hotel empfehlen?" „Hm!" „Was hal
„Theu«r!" „Vom „Goldenen Apfel?"
zen Bären?" „Schlecht« Verpfle-
AucheinGift. Nachbarin:
l »Schnell zum Arzt. . . Ihr Mann hat
fen?" Frau: „Wi>ss«r!"