Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 15, 1911, Image 7

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    Die Hanb in den
Flammen.
(10. Fortsetzung.)
„Ja, es war wie ein Wunder. Aber
das Gefühl dafür ist mir nur langsam
gekommen. Deine Güte, deine rüh
rende Fürsorge, deren Wohlthat ich
anfangs kaum empfand, hat mich all
mählich wieder aus der Erstarrung
aufgeweckt. Und dann vielleicht ist
ein Herz, das mit Füßen getreten
worden ist, dadurch doppelt empfäng
lich für ein anderes, neues Gefühl.
Als ich damals den Glauben an mei
nen Oheim verlor, schien es mir un
möglich, daß ich noch jemals für einen
anderen Menschen etwas empfinden
könnte. Und wie rasch habe ich dich
dann doch liebgewonnen! Aber heute
steht ja viel Wichtigeres auf dem
Spiel als meine Liebe zu dir. Um
dein Leben handelt sich's in diesem
Augenblick. Du hast gehört, was ich
über meinen Oheim weiß und was ich
dir unter anderen Umständen für im
mer verheimlicht hätte. Genügt es,
um dein Leben zu retten? Genügt es,
um dies Duell unmöglich zu machen?"
„Ja, du hast erreicht, was du woll
test. Mit einem Verbrecher schlage ich
mich nicht. Für seine Kugel ist eines
anständigen Menschen Leben zu kost
bar."
„Gott sei Dank! Oh, wie glücklich
bin ich, daß ich das von dir höre!
Nun will ich gern die Folgen!ragen
, und von dir gehen für immer."
„Warum, Teresa? Du giebst und
nimmst mir das Leben im selben
„Fühlst du es nicht so wie ich, daß
wir nun auseinandergehen müssen für
immer? Weil ich das fühlte, darum
habe ich geschwiegen bis heute. Durch
das, was diese beiden Männer gethan
haben, ist mein guter Name befleckt
für immer. Die Verwandte von zwei
Verbrechern kannst du niemals zu
„Aber Teresa!"
dich. Als ich es empfand, wie das
Gefühl für dich, dies gute, reine Ge
fühl, das der Schatz meines Lebens
bleiben wird für immer, allmählich in
mir wuchs, da habe ich auch gehofft
und versucht, mich rein und srii zu
machen für dich. Darum habe ich
meinen Oheim trotz meines Abscheus
redung ersucht in Santa Maria
ihm gesehen hast. Ich hatte, weil ich
nicht wieder in sein Haus gehen woll
te, ihm die Wahl eines Ortes über
lassen, wo wir ungestört und unbe
lauscht miteinander sprechen konnten,
. und er hatte die Kirche gewählt, ich
M>weiß nicht, weshalb. Dort habe ich
mich hatte jetzt, nachdem ich sein wah
res Wesen erkannt halte, in mir eine
Ahnung erzeugt, daß mein Dasein an
sich irgend einen materiellen Werth
für ihn hätte. Auch das habe ich ihm
gesagt und von vornherein für meine
selbst etwa bieten konnte, verz.ch
„Und er?"
er gesprochen und mir einzureden ver
sucht. ich hätte den Brief nicht ver
standen oder falsch gedeutet. Vergeb-
„Nein. Teresa, das ist nicht wahr.
Dir selbst ist es nicht gelungen, dich
dem frei zu machen, was deiner
Trauer wieder über ihre Zuge, und sie
schüttelte wehmüthig den Kopf. Be
vor sie jedoch die Lippen zu einer Ant-
Di« Erörterung über Fragen des Ge
fühls ist eine Angelegenheit für Sie
beide allein. Ich glaube sicher, daß
die Schwierigkeiten zu beseitigen sind,
sich ihnen in den Weg stellen. Ich
aber bin überflüssig bei diesen Erörte
rungen. Um ein« nur bitte ich: Ih
ren Oheim überlassen Sie mir. Auch
. ich habe mit ihm abzurechnen, und
Sie werden mit mir zufrieden sein."
Ein wenig noch überlegten und
zauderten Teresa und Bruckner; dann
. stimmten sie zu; die Marchesa that
-bei noch ein paar schnelle Fragen,
, kinem Dokument,
das in dem verbrannten Briese er
wähnt würd«, nicht wahr?"
„Ueber seinen Inhalt aber war
nichts gesagt?"
„Nein, lein Wort."
„Gut, ich danke Ihnen. Vielleicht
noch heute auf Wiedersehen. Und
lassen Sie sich beide von Ihren Her
zen leiten; eS cibt keinen besseren
Wegweiser auf dieser Welt."
Sie ging und stieg hastig die
Treppe hinab. Ungeduldig stampften
die Rosse vor ihrem Wagen auf dem
Pflaster, aber ihre Sehnsucht nach
dem Stalle wurde auch jetzt nicht be
f»i-digt. Noch zwei Adressen gab die
Marchesa dem Kutscher an, wohin er
zu fahren hatte; die erste bezeichnete
eine Station der Carabinieri, die
zweite das Haus des Rechtsanwalts
Russin!.
» » »
Rechtsanwalt Russin! stand in sei
nem Arbeitszimmer vor dem Schreib-
Kasten hervor die Läuse zweier Pisto
len blitzten. Er hatte sie beide nach
einander herausgenommen und sorg
war, wie der des blanken Stahles.
Jetzt öffnete sich die Thür zum Vor
zimmer, der Buchhalter trat herein
und meldete: „Die Marchesa Mez
zara." Des Advokaten Gesicht wurde
hell; eilig ging er selbst bis zur Thür
Eintreten.
„Du kommst zu mir, Geliebte? Das
ist ja herrlich!" sagte Rufsini, sobald
sie allein waren. „Meine Bitte von
heute Morgen war also nicht vergeb
lich!"
„Ach, ich komme leider nicht ihret
wegen. Es ist etwac ganz anderes,
was mich herführt. Kann hier Nie
mand uns höre,,."
„Was bedeuten deine sonderbaren
Worte? Nein, hören kann uns hier
Niemand."
„Es ist eine gefährliche und eilige
Sache, deretwegen ich hier bin. Du
mußt in dieser Stunde noch fliehen,
.Ich fliehen?
„Ja, dir bleibt kein anderer Aus
weg. Höre mich an. Ich war ärger
wirst es verstehen. Sonst wäre dir's
nicht nöthig erschienen, heute Morgen
zu mir zu komme:- und mir dein Ver
halten zu erklären. Ich bin eine lei
denschaftliche Natur und habe mich
„Laß mich ausreden. Du wirst
mich gleich verstehen. Ich habe mich
hinreißen lassen, meinen Zorn gegen
dich dem Doktor Bruckner und deiner
Nichte mehr zu zeigen, als ich vielleicht
gesollt hätte. Der Fehler, den ich
damit beging, ist aber zum Guten
halten mich für deine Feindin, und so
haben sie mich heute zur Zeugin einer
Szene gemacht, aul der ich gesehen
schwebst. Auf irgend eine Weise ist es
gen willst. Sie liebt diesen Deut
schen, und in dir Angst um ihn. in
dem-Wunsche, das Duell unmöglich
heute vor ihm allerlei Handlungen zur
Last gelegt, die sie verbrecherisch
nennt. Ich weiß nicht, ob sie die
hätte mir doch gesagt, sie
würde schweigen. Was hat sie er
„Du sollst sie dabei überrascht ha
ben. der Brief 'oll verbrannt worden
kann ich fliehen ohne Geld? Ich
bracht?"
fahre !ch zur Bank und versorge mich'
reichlich mit Geld. Morgen erhältst
Zeit leben zu können. Ich komme am
Abend selbst hinaus, um es dir zu
bringen, ohne daß Jemand es merkt.
Aber jetzt nimm deinen Hut und
geh!"
„Mir bleibt keine Wahl, ich danke
dir. Leb' wohl!"
„Noch eins. Du hast Briefe von
mir, zärtliche, leidenschaftliche Briefe,
die nicht in fremde Hände kommen
sollen. Gieb sie mir schnell, damit ich
sie verbrennen kann. Und vielleicht
ist nicht auch sonst noch etwas da,
was du vielleicht vernichten möchtest,
bevor du gehst? Deine Nichte sprach
„Ja, du hast recht. Für mich ist
es jetzt ohne Werth und nur noch ge
fährlich. Nimm die Zeitungen dort
und mach' ein Feuer im Kamin. Ich
gebe dir dein« Briefe und das an-
Mit bebenden Händen, die für ein
paar Augenblicke vergeblich nach
Schlüsseln in den Taschen suchten
und, nachdem sie gefunden waren, sich
ungeschickt am Schloß des. nahe beim
Kamin stehenden Geldschrankes zu
schaffen machten, öffnete Rufsini den
eisernen Verschluß. Die Marchesa
hatte Zeit genug, ein Papierseiier^vorn
menlicht fiel aus ihre Gestalt, wie sie
niit eigenthümlich wachsamem Aus
druck in die rasche Glut blickte.
„Gieb mir hie Briefe!" mahnte st«,
da Ruffini mit dem Ungeschick eiliger
Menschen viel mehr Minuten zu sei
nem Thun gebrauchte, als eigentlich
dafür nöthig gewesen wäre. Jetzt
aber stand vor ihm die Thür des
Geldschrankes offen, und er holte nun
aus einer kleinen Kassette einen Pack
von beschriebenen Papieren hervor.
„Hier sind deine Briefe rasch!"
Die Marchesa gehorchte, während
Ruffini mit eiligen Blicken die übri
gen Schriftstücke flüchtig musterte.
Sie warf die Briefe nacheinander zu
sammengeballt in die Flammen, die
sich darunter zunächst niederdrückten,
um dann, einem Raubthier gleich,
darüber herzufallen.
„Dies kann bleiben dies braucht
nicht verbrannt zu werden," murmelte
Ruffini. die Papiere durchfliegend.
„Aber dies hier das ist das
Wichtigste."
Während er ein paar Schritte that,
um ein zusammengelegtes Dokument
selbst in's Feuer zu werfen, hob die
Marchesa die Hand. „Still, ich
glaube, man spricht im Vorzimmer.
Sollte die Polizei schon gekommen
sein?"
„Um Gottes willen!"
„Gieb mir das Papier und horche
Er gab ihr die weißen Blätter und
eilte zur Thür, während sie zum Fen
ster stürzte. Und bevor er noch sagen
konnte, ob ein verdächtiges Geräusch
aus dem Vorzimmer hereindränge,
rief die Marchesa plötzlich im Tone
des Entsetzens: „Die Carabinieri
dort aus der Straße! Sie suchen
dich, sie sehen schon am Hause her
auf!"
„Wo sind sie, wo? Wahrhaftig!"
Er war nun auch zum Fenster hin
gestiirmt und hatte, hinter einem Vor
hang verborgen, auf die Straße hin
abgeblickt.
„Geh, geh durch den Garten! Es
ist keine Sekunde mehr zu verlieren!"
„Ja. ja, ich gehe! Wirf das Papier
in's Feuer!"
„Sieh her, ich thu's!"
Mit fester Hand hatte sie das Do
kument gepackt und warf es mit star
kem Schwung weit in den Kamin
„Nun fort! Leb' wohl und bringe
mir Geld!"
„Gewiß. Leb' wohl!" ,
Er hatte Hut und Mantel ergriffen
und eilte durch die Verbindungsthiir
zur Privatwohnung hinaus. Die
Marchesa hörte, daß er sie hinter sich
abschloß, doch horchte sie weiter nicht
auf sein Thun. Auch stürzte sie nicht
abermals an's fsenster, um nach den
Polizisten zu sehen, sondern wandte
sich mit ungeheurer Schnelligkeit und
Gewandtheit auf's Neue zum Kamin.
Hier nahm si« den Schürhaken auf
und schob mit ihm die vorn in der
Höhlung brennenden Papiere näher
Spiele der gi«rig«n Flammen zu und
murmelte leise gleich einer Feuerbe
schwörerin: „Brennt nur, brennt nur
Als aber der flackernd«, qualmende
Hausen in sich zusammengesunken
war, als nur noch einzelne Gluthfun
ken wie auf der Suche nach neuer
Nahrung über die schwarze Asch« da
hirwanderten, da kniete sie nieder aus
nahe sah es aus, als wenn sie eS
streich«!!«. aber sagte sie
leise, während in ihren Augen der
nicht auf. Gute Reise, mein
Freund."
mit leichter Verneigung, als ob Rus
fini sie bis dorthin begleitet hätte,
hinaus.
der Marchesa aus seiner Wohnung
hatte Doktor Bruckner die Gräfin
Teresa nach der Via Campania zu
rückbegleitet. Aber kein frohes Ge
plauder verliebter Leute hatte ihnen
den Weg verkürzt. Immer auf's
Neue und immer wieder vergeblich
hatte Bruckner versucht, ihr den bei
nahe krankhaft eingewurzelten Gedan
ken auszureden, dc.ß mit der Enthül
lung des ihr bekannten Geheimnisses
jede Hoffnung auf «ine glückliche Zu
kunft für immer zertrümmert sei.
All' feine« Einwänden hatte sie das
Eine nur entgegengesetzt:
„Ich liebe dich und will dein Leben
nicht belastet sehen durch die Verbin
btladcnim Hause. Was aus mir
Traurig und ärgerlich hatte Bruck
ner das Vergebliche seiner Bemühun
gen erkannt, aber sein Herz trieb ihn
trotzdem noch zu neuen Versuchen. Er
hatte sich nicht, wie gewöhnlich, auf
der Straße von Teresa getrennt, son
dern sie zur Wohnung hinausbegleitet,
und redete hier mit warmem Eifer
weiter auf sie ein.
„Ich bitte dich, höre mich ruhig an.
Wen trifft es denn, wenn wirklich ein
Alecken auf deinem Leben, auf der
Vergangenheit deiner Familie liegt?
Wer ist in dieser Sache der natürliche
Richter? Doch immer nur ich. Wenn
ich dich zu meiner Frau mache, dann
hat Niemand anders danach zu fra
gen. Wenn ich mich nicht abschrecken
lasse durch das, was vielleicht auf dei
nem Leben ruht, so mußt auch du
damit zufrieden sein. Ich weiß, daß
du gut und rein und unschuldig bist;
ich nehme dich, wie du bist, und frage
nicht nach häßlichen Dingen in der
Vergangenheit."
Sie schüttelte traurig den Kopf.
„Ich muß vernünftig sein für uns
beide. Glaube mir, daß es für mich
der schwerste Tag meines Lebens ist.
Mach' ihn mir nicht noch schwerer.
Ich sehe mein Glück vor mir, und ich
darf es nicht ergreifen. Ich darf es
nicht, ich muß stark sein!"
„Und bist arausam, indem du stark
zu sein glaubst"
(Schluß folgt.)
?ie Niehmagd.
Punkt zehn Uhr hatte sich die Vieh
legl^
Unter einer seltsamen Beklemmung
wurde sie gegen Mitternacht wach; ihr
war, als ob jemand aus dem Speicher,
in dessen Hintergrund ihre Schlas
stiitte lag, auf- und abspaziere.
Wie unter einem lllvdruck wälzte
sie sich aus ihrem Lager herum.
Es fiel ihr ein. daß sse wie
schon öfters zuvor vergessen hatte,
die Thür zur Außentreppe, die an
den Giebel anstieß und zum Speicher
führte zu verriegeln.
Von plötzlichem Schrecken erfaßt,
sprang sie aus dem Bett und rief mit
„Wer ist da?"
Keine Antwort... Nur das Ge
räusch der Tritte, das, anstatt abzu
„Wec ist da?"
Die letzte Silbe blieb ihr in der
Kehle stecken, denn im Mondstrahl,
der schief durch die Dachluke siel, sah
bin's."
„Wer. ich?"
nicht gesehen, noch seine Stimme ge
hört. Sie fühlte sich keineswegs be
ruhigt.
„Was willst Du?"
„Mit Dir sprechen."
das Weib.
ständigen Kleider auf den Leib zu zie
hen."
in ihrem groben Hanshemde, hörte
das Weib, schweigend zu. Als ob sie
eine Erscheinung sähe, suhlte sie sich
Er lersuchte sie an sich zu ziehen.
„Was, Du freust Dich nicht, mich
zu sehen, antwortest keinen Ton, Ma
riette?"
Die cynische Frage peitschte sie auf
und brachte sie zur Wirklichkeit zurück.
Sie stieß ihn zurück, und streng, wie
sllr's Vieh!"
stimmte; dann näselle er:
„Und der Kleine?"
Wie im Angstfieber krampfte sich
mal seinen Namen!"
>»r schluckte auf:
D... Da... irrst Du Dich! Wie
Du 1... 1... lügst! Er ,neß... Re...
Rene... Ha? Was Alte?"
„Ja, Du hast recht; ich bin alt!
fleißig, zärtlich wie kaum einer! Ich
schwöre Dir, Dir gleicht er nicht! Ich
„Mit meinem Geld!"
!^Du' ha st Ätti. Mte? Ge
„Jch, Dir einen Soü geben! Scher'
Dich fort!"
„Ich sage Dir, ich brauche Geld,
Alte!..."
„Mach', daß Du fortkommst!"
„Nimm Dich in Acht!"
Halb erstickt, stritt sie:
„Nein! Nein! Das Geld gehört
Der dreibeinige Sessel fiel um bei
„Bei Gott! Willst Du mir sagen
wo Du's versteckt hast? Ja oder
gut Glück hier!"
Noch zweimal konnte sie: „Mörder!
G tt.
Energieaufwand zeigt? sie auf eine
Höhlpng !m wurmstichigen Dachspar
ren, dicht bei ihrem Lager, wo sie
ihren Schatz verborgen halte. Der
Pächter stieg auf den Sessel und faßte
einen Leinenbeutel. Goldstücke klirr
ten darin.
„Hier. Mariette. Das ist für Dei
nen Sohn?"
„Ja! Sagt 1hm..."
Ihr Körper wand sich im Todes
kampfe.
daß seine Mutter ... nie-
mand auf der Welt a?S ihn gelieb!
hat!"
Bestürzt fragte der Pächter:
„Aber we: hat Dir dqs gethan?
als ich die Klappe aufhob... Kennst
Du ihn?"
„Nein, Meister! Nein, ich kannte
DerKunqzurFolterkummer
lich nur d«n «inen Gedanken: 11,
Etage rechts.
An der Thür der zweiten Etage ist
„Guten Tag" raunen sie, und „Se
hen wir uns endlich?" „Es hat lange
Zeit gebraucht!"
Plötzlich sind sie still. Lang und
„Bitte klingeln!"
Gestreckten Armes, als berühre er
den einer Guillotine, drückt
Stühlchen bezogen sind, gibt schwach
den diskreten Duft eines Parfüms
vergangener Tage von sich.
Marmorplatten fällt. Das Gesicht
Thür hat sich geöffnet. Auf der
treten.
Er steht dem Gesürchteten gegen
über. Wieder die stumme Bewegung
der Hand. Sie weist auf einen
Sessel am Fenster. Ein hilfloser
Blick, dann gehorcht er und läßt sich
dort nieder. Ein langgestreckter
Sessel. Weich und üppig gepolstert.
Eine Einladung des Schlafes. Die
blaue Farbe des sammtbezogenen
Sessels hat etwas hypnotisch Betäu
bendes.
Eine still«, beängstigende Pause,
hantirt der Gefllrchtete. Und Plötz-
Stahles auf Marmor. Der im
Die Luft im Zimmer ist schwer
Wieder dieses entsetzliche Geräusch.
Der Gefllrchtete steht hinter dem Ses
um zu schreien. Ein Ruck!
bis zur Unkenntlichkeit. Jede Fiber
drückt» Schrei. Di« Hände greisen
in die Luft. Das Eisen hat
sein Werk vollbracht!
te im Sessel.
Ihm ist wohl.
zer, der über vergangene, überstan-
Der Mann im Sessel erhebt sich.
Seine Mienen sind freudig erregt.
Erfrischt von empfangenen Schmerzen.
Verlegen zerdrückt er die Thränen,
die am Rocke hängen blieben.
Der Gefllrchtete sitzt und schreibt.
Er ist fertig und reicht das Geschrie
bene dem anderen.
Wieder ein Klingen von Metall auf
Marmor.
Diesmal ist es Silber.
Gegenseitige Verbeugung
B.: Lassen Sie mal sehen. A : Ja,
Rest meiner Energie habe ich nun für
den Nachhauseweg nöthig!
Für die Küche.
! Weißkohl In der Kasse
rolle. Von einem Kopf guten
Weißkohl löst man die Blätter einzeln
aus und brüht sie ab. Durchwachse
schnitten und die vorher leicht einge
fettete Kasserolle damit ausgelegt. Auf
die Speckscheiben legt man ein« Lage
tener Zwiebel und Pfeffer und wieder
holt das Einlegen von Speckscheiben,
Kartoffeln und Kohl noch einige Ma
'le. Die oberste Lag« muß aus Speck
scheiben gebildet werden. 1 Pint
Bouillon giebt man über das Gericht
und schmort es langsam Stun
den. Beim Anrichten rührt man et
was Maismehl und saure Sahne an
das Gericht.
Gebratene K a l b s z u n g e n.
Zwei oder drei gut gereinigte KalbS
zungen werden in schwach gesalzenem
Wasser gar, aber nicht zu weich ge
kocht, abgezogen und der Länge nach
in mehrere Theile gespalten. Diese
bestreut man mit Salz und
taucht sie schnell in zerlassene Bulter,
steigender Butter auf der Pfanne auf
beiden Seiten goldbraun und legt sie
auf eine etwas vertiefte Schüssel.
Rhabarberfuppe. Einigt
schönt Rhabarberstenge! werden ge
schäl!, in Stücke geschnitten und ge
wogen. Auf 1 Pfund Rhabarber
nimmt man Quart Wasser, setzt
sie damit auf, gibt die Schale einer
halben Citrone und einige altbackene
zerbrochene, geröstete Zwiebäcke oder
im Ofen geröstete, zerbrochene alt
backene Semmelscheiben dazu und läßt
alles leise über schwachem Feuer eine
Stunde kochen; dann streicht mal»
die Suppe durch ein Sieb, süßt sie
und zieht sie zuletzt mit I—2 ver
quirlten Eidottern ab. Beliebig kan»
man zu der durch das Sieb gerühr
ten Suppe auch etwas Weißwein ge
ben. Die Suppe wird über geröste
ten Wcißbrotwiirseln oder mit kleinen
Suppenmakronen angerichtet.
Gefüllte Schweinsbrust.
Die Schweinsbrust wäscht man, trock
net sie sehr sorgfältig ab, löst daZ
Fleisch von den Rippen, streicht die
unten angegebene Füllung darauf»
rollt das Fleisch und näht es zu oder
umwickelt es mit Baumwolle. Für
Füllung läßt man ein« feingehackte
Zwiebel mit 3 Unzen feingehacktem
Speck gelblich rösten, fügt Vs Pfund»
enthäutete und geschabte Kalbsleber,
ebensoviel feingehacktes mageres
Schweinefleisch, etwas ungeweichte
Semmel, Salz, Pfeffer, 2 Eier da
zu und vermischt Alles recht gut.
Nun legt man die Brust in «ine Brat
pfanne mit wenig Wasser, läßt sie im
eigenen Fett im Ofen unter öfterem
Begießen gar dünsten, macht, nachdem
das Fleisch weich ist, die Sauce mit,
etwas Braunmehl seimig.
Ungarisch«
Von zwei fleischigen gekochten Hüh
abgelöst, gehackt, und mit süßer But
ter, Salz, Muskatnuß und etwas-
Paprika zu einer glatten Masse zer
rieben; dann wird dies« zu kleinen.,
von Koteletten) geformt, die man in,
Ei und Weckmehl wälzt. In gleicher
Form und Größe werden Weißbrot
schnitten bereitet, die man in ge
schmolzenes Mark taucht und neben
einander in eine flache Kasserolle legt.
Auf jedes der Croulons leg! man nun
ein solches Farce-Koteleü, träufelt die
zerlassene Butter darauf und läßt
goldgelbe Farbe haben.
Kalbsrllcken. Ein Kalbs
riicken wird gehäutet, die Rippchen
vorsichtig aus dem Fleisch gelöst, zur
Hälfte abgehackt oder, noch besser,
ganz herausgelöst, so daß nur der
Rückeyknochtn im Fleisch bleibt. DaS
Bauchfleisch wird um den Braten her
umgelegt, am besten auf der anderen
reitet, klopft man das Fleisch tüchtig
und legt es 2—3 Tage in Milch. Bor
setzt es mit Butter zu. Unter sleißi
gar, und gießt nach und nach sauren
Rahm zu. Die Sauce wird kurz vor
dem Anrichten mit etwas Fleisch»
extract zusammengeriihrt und über
den Braten ein Theil davon geschüt
tet. Die Niere wird, in Scheibchen
geschnitten, oben aufgelegt.
Selleriesnppe mit Reis.
Eine groß« schöne Sellerieknolle wird
geschält, in Stücke geschnitten, in
zerlassener Butter ein Weilchen durch
gediinstet und in 2 bis Pint
leichter Knochenbrühe (aus Braten
knochen oder zerstampftem Geflügel
gerippe) 1 bis 2 Stunden über gelin
dem Feuer weich gekocht. Inzwischen
hat man eine Obertasse guten ReiS
gespült, gebrüht, abgegossen und in
etwas Wasser mit Butter weich, aber
noch körnig gedünstet. Die Suppe
wird durch ein Sieb gestrichen, wenn
sie zu dick ist, mi! etwas Brühe oder
Wasser verdünnt, mit dem Reis ge
mischt und gut nach Salz abge
schmeckt. Man kann die Suppe nun
quirlten Eidottern abziehen.