Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 15, 1911, Image 6

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    ckHei -n blendendem' Betrug
lor,
SZur wenn wir selbst a» todte» Pforten
steil».
Dahinter uns da» süße Leben sch!v-lgt.
Geschieht eS, daß ein blasieS Bild »n»
zeistt ,z > -
geb».
Und der in »nS sein Eonnengluck ne-
Taö Glück der andern.
SrMlung von Lotte Budotte.
In der Hainbuchenlaube am Bach
saß Frau Luise Hille, Sie war
ganz «füllt von einer Nachricht, die
sie im Morgenblatte gelesen hatte:
Stadtbaumeister Liebetrau zeigte sei
ne Verlobung mit Elisabeth Dehren
thal an. Sie hörte nicht auf das
Lied, das Bach und Mühlrad sangen,
und nicht auf das, was der wohlge
pflegte Garten erzählt«: die Kunde
vom Segen der Arbeit und vom
wachsenden Wohlstand. Immer wie
der kehrten ihre Gedanken zu dies«r
Verbindung zurück, und mit ihrer leb
haften Phantasie malte sie sich ein
trauriges Mädchenschicksal aus. Sie
strich mit der Hand über das Zei
tungsblatt, als könne sie das, was
dort stand verwischen. Dann dachte
sie: es gibt Ehen, die im Himmel
beschlossen sind und auf Erden voll
zog«» werden. Diese gehört sicher
nicht dazu. Aber ich bin auch noch
da ja, das bin ich Gott sei
Lob und Dank!
Sie schob den Tisch zur Seite,
daß Kannen und Tassen klirrten, ging
durch den Garten am Bach entlang
bis zu dem Steg, der den Verkehr
mit dem Nachbargrundstück vermittel
te. Er bestand aus einer nicht all
zu breiten, geländerlosen Eichenbohle
Als sie den Fuß auf das schwankend«
Brett setzen wollt«, schritt quer durch
den Garten jenseits des Baches Ber
tram Bodemer. Sie blieb stehen und
ließ ihn näher kommen. S«in ern
stes Gesicht hellte sich für Sekunden
auf, als er Frau Hille gewahrte.
Wi« fein und liebenswürdig sie aus
sah: wie sie dastand in ihrem lila
Musselinkleid mit dem Hintergrund
maigrüner Hecken und blühender Bäu
me, vor ihr der schäumende Bach mit
dem leichtesten aller Briickchen. und
darüber der tiefblaue Sommerhim
mel!
Er grüßte hinüber und fragte:
.Wer soll den Steg zuerst überschrei
ten, Luis«?"
„Ich werde zu Ihnen kommen,
Bertram Sie wollen einen Gang
iiber die Felder machen? Ich werde
Sie begleiten."
Sie kam über den Steg, der sich
wippend bog. Selten hatte er
ganz den Genuß dieses Anblickes aus
gekostet.
schwindelfrei war sie auch.
„Ich bin neugierig," sagte Bertram,
Luise seine Hand zum Morgengruß
«rft diesen Steg meidet!"
„Meine Mutter war sünsundsechzig
Jahr alt, als sie sich zum ersten Male
rüstet?"
„Ich hatte Fräulein Dehrendahl
Frau Hille fiel Bodemer ins Wort:
Mann ist!" «nc
«nc Ehe. die schlecht genug aus
„Sie sind schrecklich wenn, ick
Sie nicht besser kennte!"
„Sie kennen mich gar nicht,
Luise! So wenig wie Sie sich selber
fem Spott.
„Das ist d«nn doch unerhört!"
«Aber wir wollten nicht von un»
neben dem Bache au° einem Weg. der
gerade für zwei Platz bot. Der Bach
und der Weg liefen nebeneinander,
bis zu einer alten Mauer. Der Bach
machte dann einen scharfen Bogen
bis er das Mühlrad treiben mußte.
Der Weg führte durch eine Pforte
in der Mauer ins Freie. Er schlän
gelte sich über «ine Wiese bis zu den
Hügeln. Die beiden hatten diesen
Weg in den zwölf Jahren, wo Luise
Wiiwe war, und Bodemer fast gleich
zeitig das Gut seines im Kriege ge
fallenen Bruders übernahm, oft zu'
„Wie zwei gute Kameraden, die im
Leben Schiffbruch gelitten hatten und
sich gegenseitig Muth zusprachen, von
Torheiten abhielten und von Erin
nerungen zehrten, oder Zukunftsplä
ne schmiedeten für die andern"
hatte Bodemer einmal in seiner spöt
tischen Weise gesagt.
Auch jetzt kamen ihm ähnliche Gedan
ken. Achselzuckend sprach er: „Im
mer das Glück der andern!" und
dann fügte er kopfschüttelnd hinzu:
„Was wollen Sie denn für einen Ge
waltstreich ausführen?"
„Nehmen Sie mich doch heute ein
einziges Mal ernst! Ich werde da?
Mädchen loskaufen!"
„Will sich denn Fräulein Dehren
dahl loskaufen lassen? Haben Sie
sich vielleicht schon mit ihr darüber
Luise ging nicht auf seine Frage
ein: „Wenn ich nur wüßte, wie viel
Geld August Dehrendahl dem Liebe
trau schuldet!"
„Und ich soll das auskundschaf
ten?"
„Ja darum wollte ich Sie bitten,
und da m schießen wir beide zusam
men unt, —"
Da ies Bodemer dazwischen
„Halt, lie'e Frau Hille, es ist mir
zwar eine Genugthuung, daß Sie
mich zum E-Nossen Ihrer liebenswür
digen Torhe ten machen wollen, aber
auf diesen Handel gehe ich nicht ein!"
„Unter keiner Bedingung?"
„Unter einer einzigen vielleicht, aber
die können Sie nicht erfüllen."
„Ich kann alles, was ich ernstlich
will!"
„Es gibt aber Dinge, die nicht von
unserem Willen abhängen!"
„Ich verstehe Sie nicht!"
stehen mich nicht ich sagte es Ih
nen schon einmal."
Luise sah Bodemer mit ihren gro
ßen, grauen Augen, deren Pupillen
einen feinen, schwarzen Rand hatten,
und die so seltsam leuchten konnten,
wenn Frau Hille erregt war, an. Er
versuchte diesen Augen standzuhalten,
aber er senkte dennoch den Blick. Ei
ne sonderbare Rührung überkam ihn,
wenn er mit seiner Freundin aus
der Jugendzeit in Meinungsverschie
denheiten kam, und wähnte ganz
knapp vor einem großen Siege zu
stehen, weil er sachlich im Recht war,
und sie ihn schließlich doch schlug.
Womit schlug sie ihn doch? Blieb
Siegerin? Er hatte gern zu ihr ge
sagt: „Liebes Kind, du!"
Ein Taubenschwarm flog der
Sonne entgegen und warf sich pfeil
schnell wieder um. Es war, als ob
Frau Venus' Vögel Furcht empsand.-n
vor dem goldenen Licht, das sie an
gelockt hatte. Bertram sah dem
Schwärm, der wie eine silberne Wel
le über den Himmel sluthete, gedan
kenvoll nach und vergaß für einen
Augenblick, weshalb eigentlich er sich
mit Luise entzweit hatte. Sein Herz
war ganz erfüllt von Gedanken und
Wünschen, denen es wie den Tauben
erging si« hatten nicht den Muth
„lch weiß ganz genau, Bertram,
daß Sie mich nicht im Stich lassen!"
fuhr Luise lächelnd fort.
„Und würden Sie mir glauben,
wenn ich Ihnen sage, Sie haben ihr
Leben lang iiber dem Bestreben, den
andern Glück bringen, das Beste
in Ihnen selbst aussieht, Luise? Sie
schlich im April, als ich Ihnen wi«
es stehe alles wohl? Besser könnte es
nicht sein, wenn ein Mann die
Wirthschaft Und waS GeorA
len Augen an, und wieder geschätztes
ihm, der in seinem Rechte war, d.ch
er den Blick vor ihr senkte. Sie
auf der breiten Fahrstraße angelangt,
die sich unterhalb der Hügel hinzieht.
Gerade da, wo der Wiesenweg auf si:
ein Labsal für alles, diese
Straße zog. In der Laube standen
Steinbänke je eine an der Schmal-
Ausblick auf das kleine Nest im^hal,
Platz. Bertram hatte, statt eine Ant
wort auf ihre Frage zu geben, sie mit
einer Bewegung aufgefordert, in den
was zu ihrem Glück und Gedeihen
nöthig war. Aber Sie, Luise, sind
Sie eigentlich glücklich?"
Luise sah ihn seit Jahren zum
erstenmal unsicher an.
„Ich —" sie stockte und blickte durch
das Fenster in die morgenfrische
Landschaft. „Ich habe nie darüber
nachgedacht" sagte sie dann offen
und ehrlich. „Ich habe niemals
Zeit gehabt, an mich zu denken!"
Diese Antwort hatte er wieder
nicht erwartet. Und gegen seinen
Willen entfuhren ihm die Worte:
„Waren Sie nicht glücklich verheira
tet?"
„O ich war so jung fast noch
ein Kind!"
Sie saß ihm gegenüber mit nieder
geschlagenen Augen, die Hände im
Schoß gefaltet. Er schämte sich der
Frage. Wie kam er zu solchen Un
überlegtheiten!
Sie fuhr fort: „Warum fragen
Sie? Es hat sich nie jemand darüber
Gedanken gemacht, ob ich glücklich
bin. Meine Mutter, die, wi« ich,
früh Witwe wurde und sich auf dem
Mühlenhof abplagte, ohne j«d«n Er
folg, die sich immer nur gerade über
dem Wasser hielt, meinte, daß der
Mensch nicht aus der Welt wäre, um
glücklich zu sein... Und m«in Mann
—" Sie legte einen Augenblick die
Hand vor die Augen „Meine
Mutter gab mich diesem Mann, der
meine ganze Verehrung besaß. Er
hielt mich gut und werth und rettete
mir die geliebte Heimath meiner
Mutter gab er den Frieden im Alter.
Ich habe an seiner Seite die harte
Noth vergessen lernen, die in meinen
Kindertagen mir niemals von der
Seite wich, die nachts in unserer
Kammer saß. Wie oft hörte ich mei
ne Mutter weinen! Ich gebar ihm
einen Sohn. Als ich ihn begraben
mußte, war die Welt für mich ein
neues Arbeits- und Sorgenfeld ge
worden. Eins, das froh macht, und
daß ich froh sein konnte, verdankte
ich der Wohlhabenheit, die Hille auf
den Mühl-nhof gebracht hatte —"
Sie schwieg, erröthete und sprach
dann weiter: „Glücklich, so wie Sie
es meinen, selbstselia war ich nn.
Aber ich hatte ja Sie da war der
Steg über den Mühlbach, der nach
Ihrem Hof führte; wenn ich einsam
war, kam ich zu Ihnen, Sie waren
immer da! Wissen Sie, ich bin nur
gegen Sie selbstsüchtig gewesen? denn
ich habe nichts heißer gewünscht, als
daß Sie ledig bleiben möchten, da'
mit ich nicht mutterseelenallein sei!
Und als Sie mir einmal sagten, Si<
würden nie Heirathen, weil Sie eine
unerwiderte Liebe im Herzen trügen,
da wurde ich still und sicher. Nun
denn, sagte ich mir, Bodemer liebt
nur einmal."
Bertram Bodemer stand auf und
trat ins Freie. „Mir war, als ob
in der Ferne der Donner grollte,"
entschuldigte er sich; die Hand ge
gen die Sonne hebend, suchte er nach
Gewitterwolken, die aber nirgend?
zu finden waren.
Luise trat an seine Seite. „Wohin
habe ich mich verirrt! Sie HLUen mich
nicht fragen sollen! Lassen Sie uns
lieber von den andern reden!" sagte
sie im Weitergehen.
„Nein, heute nicht mehr von den
andern, Frau Hille. Ich bin Ih
nen noch eine Ausklärung schuldig,
ich habe Ihnen noch zu erzählen, daß
ich jetzt weiß, daß nein, daß ich
Hoffnung fassen darf, daß meine Lie
be erwidert wird. Wenn ich nun
wln sich die Hoffnu'"
zerschlägt, dann, meinen Sie, bleib!
es wie es ist!"
„Nein das ertrüge ich nicht
steht Ansich!
Schritte, er blieb hinter ihr; ihm war
schwerer zumuthe als dem armen
Heinrich, ehe die Reift» an feinem
wollte ihn bcdllnlen, wie Glückslasten
schwer sind. Er betrachtete ihre
schöne Gestalt, ihre raschen, stolzen
Aber es geht schon vorüber. Ich
glaubt, meine Mutter hatte doch recht:
wir sind nicht auf der Welt, um glück
„Von Elisabeth Dehrendahl! Gut,
liebe Frau Hille, ich wei;de thun,
was sich thun läßt? heute gegen Abend
Hofmeister rathlos auf der Treppe
vor dem Hause stehen Sie l«sen
mir also auch heute abend Georg!
Brief vor?"
den geländerlosen Steg ging, ihr
Herz stockte. Wie der Steg schwank
te! Sie faßte unwillkürlich nach ib
sen f«i, als ein Knecht, der in der
Frühe mit seinem Gespann Ochse»
vom Acker heimkam, erzählt habe.
auf der Steinbank in der Laub« am
Brunnen sitze in eifriger Bera
thung.
Frau Hille gab ihre Weisungen.
Die Mamsell wollte gern noch ein«
Unterhaltung beginnen über die neue
Verlobung aber ihre Herrin ent
gegnet« kürzer als sonst: „Ja, Wer
nern, das ist nun so der Welt Lauf,
gar nicht daran dachte!"
„Mit dem Unglück trägt sich das
noch öfter zu! Das fällt aus hel
fen —^
Die Mamsell ging kopfschüttelnd
an ihr« Arbeit und dachte: „Wenn
hatte ihn ja dar nicht danach gefragt.
Als er vor Jahren zum ersten Male
davon sprach that sie es nicht aus
Taktgefühl und heute hatte sie har
nicht daran gedacht. Ach, es war ihr
verlieren würde sie ihn ja auch auf
Sie sortirte Wäsche in die
Schränke ein fast hätte sie einen
war. Als sie Jakob Hilles Frau
mied den Verkehr. Ihr Gatte paßte
Herrn".
Nur ungern hatte Bertram nach
dem Tod seines Bruders den Hos
übernommen, aber da er eine Erb
so blieb ihm kein« Wahl.
Als Bodemer gegen Abend über den
Steg schritt, dachte er: »Wirst du
halten? Wirst du nicht brechen?"
Mamsell begegnete ihm vor der
HauSthüre: „Frau Hille ist der Mor
genspaziergang schlecht bekommen, sie
„Es liegt Ihnen sehr viel daran,
Frau Hille", begann Bodemer, nach
dem er seine Freundin begrüßt hatte,
„die kleine Elisabeth Dehrendahl zu
befreien?" Die Angeredete nickte ver
legen. Du lieber Gott, sie hatte
über ihr großes Herzeleid zum ersten
Male das Unglück der andern verges
sen! Und nun ergriff sie diesen Ge
genstand eifrig, um sich selbst daran
auszurichten: „Gewiß ich sagt« es
Ihnen ja schon —"
„Ab«r «s wird nicht möglich und
auch nicht nöthig sein. Ich traf die
Braut, von der Si« annahmen, daß
sie an ihrem Opfer zugrunde gehe,
gefaßt und glücklich. Es ist die alt«
Geschichte: Gut macht Muth, und
Mitleid ist nicht allein di« Pforte für
die Liebe, auch Dankbarkeit schlägt
eine Bresche. Und auch Li«betrau
sah ich. Di« Liebe hat seine Züge
verschönt, er liebt die Elisabeth wirk
lich, und große, echte Liebe hat wer
bende Kraft."
„Das ist nicht erwiesen", rief Luise
heftig fast hätte si« «in« rechte,
vielleicht «ine süße Thorheit gesagt
ab«r sie nahm sich zusammen und
meinte: „Jeder macht sein« Erfah
rungen. Ich freue mich, daß ich mich
umsonst gesorgt habe."
„Wir sorgen uns sehr oft vergeb
lich!"
„Ich vergaß, glaube ich, heute mor
gen Ihnen Glück zu wünschen; ich
habe mich recht selbstsüchtig benom
weiter an."
„Doch, ich rechne es Ihnen sehr
hoch an, Luise! Vielleicht wag« ich eS
noch heute Abend, meine zukünftige
Frau auf meinen Hof zu holen."
„Heute noch? Wo wohnt sie
denn? Kenne ich sie —" Sie sprach
ganz mechanisch jedes Wort kam
ihr banal und fast wie Hohn vor.
Der Abend war hernieder gesunken,
der Mond stieg zwischen den Höfen
„Liebes, geliebtes Kind," antwor
tete Bertram, und ehe Luise Hille zur
Besinnung kam, fühlte si« sich von
zwei Armen umschlungen und kam
erst zur Besinnung, als si« sich, von
Bertram getragen, mitten auf dem
geländerlosen Steg befand, Si«
hielt sich fest an seinen Schultern und
schloß di« Augen so trug er si«
über das leicht« Briickchen auf seinen
Hof.
„Kanntest du mich?" fragte er, als
er sie behutsam aus seinen Armen
gleiten ließ.
„Ich kenne dich und mein Glück",
war Luises warme, leise Erwide
rung.
Die komische Weste.
Karl Helmerding spielte den „Wei
gelt" in „Mein Leopold" von Adolf
L'Arronge zum Hundertesten Male.
ne, im Mai 1874. Friedrich Spicl
tikel aus den der Meister
der Berliner Komik mit Recht stolz
sein durfte. —
Weste her hat!"
„Was denn sür «ine Weste?"
„Na, die W«ste, di« er als Weigelt
breiten Streifen."
„Die Weste macht's doch nicht,"
versetzte Ernestine und blinzelte den
an.
„In der West« liegt die ganze Ko
mik", erwiderte Engels, jedes Wort
„Mensch, du hast 'n Vogel oder
stinchen trocken.
„Nee, in allem Ernst, Tine. . .
so 'ne Weste, wie si« Helmerding
-hat" , ' d
bist endlich mal komisch!"
„Ach, du bist 'n Quatschkopp!" Da
mit ließ er sie stehen und eilt« auf
Georg Engels konnte indeß nicht
zu Ruhe kommen. Im Zwischenakt
klopfie er an Helmerdings Gardero
benthllr.
„Ach, entschuldigen Sie, Meister,
H, d' d
kr?"
was nicht auf. . .man muß mit Sach
kenntniß auf die Suche gehen
und dann gehört auch noch Glück da
zu. Sehen Se mal, der alte Schuster
Weigelt trägt so eine geschmacklose
Weste! An jedem Knopf und Knopf
loch erkennt man den r«ich geworde
nen Die Weste ist nach sei-
Sie mal den Weigelt in einer ande
ren Weste, zum Beispiel in einer wei
ßen Mensch, det is keen Wei
gelt!"
stentoll. Ueberall da, wo das 801 l
zusammenströmt« an Sonn- und
Feiertagen, sah man Engels hinaus
pilgern. Unter den Durchschnitts
menschen sucht« er vergeblich ein Ori
nen konnte.
So lenkt« er s«ine Schritte auch
einmal durch die Jerusalem«! Straße
nach dem Dönhoffplatz. Dort war ge
rade Wochenmarkt.
Vor einer Litfaßsäule stand kau
end ein großer, breitschulteriger
Mensch, der sich mit seiner schwieli
gen Hand die Brodkrümel von der
Weste strich. Diese verschossene
braun« Sammtweste, mit gelben
Blümchen durchwirkt, sah auffallend
genug aus.
Georg Engels gerieth in Ekstase.
Wie geistesabwesend stierte er das
Prachtexemplar an. Ohne irgendein
stürzt« er auf den Besitzer des Werth
objektes los mit der Frag«: „WaS
kostet Ihre Westes
b . .
„Keines von beiden", entgegnet«
Engels, „ich fragte ernsthaft, wollen
Sie mir Ihre Weste verkaufen?"
der Riefe und schickte sich an, weiter
zugehen. Engels hielt ihn am Rock
ärmel zurück.
„Bleiben Sie doch... ich gebe Ih
nen für diese West« gebe ich
ihnen na drei Taler!"
„Wo sind Sie denn auSjerückt?"
„Det sagen alle Verrückten! Viel-
Muttern, sonst roocht'S!"
„Aber Mann des Lebens," bat
>»!" . >
„Zeigen!".
„Hier, bitte, hier sehen Sie fünf
Taler!"
„Na, mir kann'S ja schnuppe sind,
wo Se det Jeld her haben ... kom
men Se man schon!"
Engels zählte ihm fünf blank«
Taler in die Hand. Der Riese steckt«
das Geld phlegmatisch ein und warf
Handwerker immer noch unschüssig.
Di« brutal« Natur des Kraftmen
schen kam plötzlich zum Durchbruch.
„Nu wer ick dir mal wat sagen,
Jungeken ... du bist nich verrückt —
du willst mir mal bloß utzen du
... oder irgendeen andrer Schafskopf
mit dem du vielleicht jewettet hast!
Ick lasse mir aber nich utzen, verstchste
.... Darum klebe ick dir eene, die
Und ... klatsch ... verabfolgte er
dem völlig verblüfft dastehenden En
gels «ine Backpfeife, die in Anbetracht
der Größe der schlagenden Hand nicht
zu den Mittelsorten gehörte.
Der Getroffene lag am Boden wi«
eine Padde.
„Nu schlag eener lang hin", seufzte
Engels, „sür fünf Taler ein« alte
Weste und als Zugab« eine
Maulschelle, daß mir die Zähne wa
ckeln ... Roller, du bist ... nee
doch ... Weste, du bist theuer be
zahlt!"
Wo« »i« flriu will.
Montag: „Nun, Freund Karl, s»
ihr euch nneder."
Mittwoch: „Na, Freund Karl, >»
strahlend? Alles in Ordnung?"
„Du, dein Rath war famoS! Wir
haben uns wirklich geeinigt:"
„Und die Tapete?"
„Grün natürlich, sonst würden sich
ja meine Möbel gar nicht abheben!"
Der Ichneumon.
Herr Bemmchen aus Leipzig fährt
auf der Bahn und sieht des öfteren
nach einem Packet, das er im Netz
des Wagens untergebracht hat. „Was
haben Sie denn eigentlich in dem
Packet," fragt ihn nach einiger Zeit
freundlich fein Gegenüber. „Ach, da.
Tiger Miene. „Einen Ichneumon?
Das ist ja sonderbar!" „Ja, säh'n
und die soll der Ichneumon wegfres
sen." „Aber, lieber Herr, das sind
doch keine wirklichen Schlangen, die,
Ihr Freund im Kopfe hat!" Herr
Bemmchen lächelt pfiffig. „Nee, aber
säh'n Se, es is Se ja ovch kee werkli-'
cher Ichneumon; es is Se ja bloß
e Eechhörndel!"
Die Europa-Reisende.
Fräulein Weltlich (zum
Dienstmann): Wie, 1.50 Mark wollen
Sie, um mir das Gepäck nach dem
Hotel zu bringen? Sie sollten mir es
doch billiger lassen, ich komme doch
jedes Jahr hierher!
Wort gehalten.
„Ich kann dir die 20 Thaler lei
der noch nicht zurückgeben." .„Aber
du sagtest doch, du wolltest das Geld
nur auf ganz kurze Zeit!"" „Ja,
ich Habs auch schon zehnMinuten spä
radies angefangen hat.
Er: Natürlich, deshalb gab ihck
ja auch der liebe Gott das Weib zur
Strafe.
st u n de. du, Lott
nißvoll): „Meine Nase!"
Empfehlung.
„Was empfehlen Sie mir, Herr
Doktor?"
„Das Beste wird sein, ich empfehle
mich Ihnen."
le r. Junger Mann: „Wissen Sie
hübsch, reich und gebildet ist?" Hei
rathsvermittler: „Aber, bester Herr,
aus den Eigenschaften mache ich ja