Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 08, 1911, Image 7

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    Die Hand in den
Flammen.
(9. Fortsetzung.)
keinen Anlaß und kein Recht, von die
ser Wahrnehmung zu sprechen. Seit
ich aber weiß, daß Gräfin Teresa mich
liebt, hat sich auch meine Stellung zu
diesem Haus«, zu Ihnen verändert.
Sie selbst werden mir das zugeben."
„In gewissem Sinne, ja."
„Sie werden mir also auch gestat
ten, Folgendes zu bemerken: Ich fand,
als ich hierher gerufen wurde, Ihre
Nichte mit einer schweren Brandwunde
an der Hand vor. Ueber die Ursache
dieser Wunde machten Sie mir An
gaben, die mit meinen ärztlichen
„Wirklich?"
„Ja, wirklich' Die Hand mußte
zweifellos mit brennendem Holz oder
Kohlen in Berührung gekommen sein.
können. In Verbindung mit dem
Selbstmordversuch Ihrer Nichte und
mit Ihrer abweichenden Aussage
mußte mich das aus den Gedanken
sucht?"
vielleicht auch auf die Gegenwart ein
Licht werfen können. Ich weiß, daß
mir über einzelne Dinge von Ihnen
den sind."
„Herr Doktor!"
„Hören Sie mich erst an und stra
nen. Erinnern Sie sich unserer Un
terredung, in der Sie mir über die
Abstammung und Familiengejchichte
Ihrer Nichte Mittheilung machten?
ihres Großvaters, des Grafen Geltz,
Graf damals im Hotel Quirinal ab
gestiegen ist, daß er kurz vor seinem
Tode einen Rechtsanwalt hat zu sich
rufen lassen, vielleicht um ein Testa
ment oder dergleichen aufzuneh
men —"
„Mir scheint, Sie haben Ihren
wahren Beruf verfehlt, Herr Doktor.
Zum Detektiv hätten Sie sich offenbar
„Ich danke Ihnen für dieses Kom
pliment. Denn als ein solches er
scheint es mir in diesem Augenblick.
Und um Ihnen seine Berechtigung zu
erweisen, will ich Ihnen sagen, daß
ich auch den Namen des Rechtsanwalts
kenne, der zu dem sterbenden Grafen
Geltz gerufen wurde."
„Wahrhaftig?"
„Jawohl. Ruffini hieß er und
Sie selbst sind es gewesen. Mir aber
haben Sie das alles nicht gesagt, ha
ben mich durch eine halbe Wahrheit
sicher zu machen gesucht. Und eine
halbe Wahrheit war in diesem Falle
so gut wie eine ganze Lüge."
„Herr!" Der Advokat war aufge
sprungen. sein ganzer Körper zitterte
in echter oder gespielter Wuth. „Was
unterstehen Sie sich, mir zu sagen?
Sie haben mich einen Lügner genannt.
Wissen Sie auch, daß es für mich dar
aus nur eine einzige Antwort gibt?
Ein Italiener läßt sich von keinem
Deutschen beschimpfen. Die Waffe in
der Hand, sollen Sie mir Rede
stehen."
„Und wenn ich Ihnen darauf nun
sage, dag ich ein Gegner deS Duells
bin und mich nicht mit Ihne» schlagen
werde?"
„Dann weiß es morgen ganz Rom,
daß ein seiger deutscher Hund einem
beleidigten italienischen Ehrenmanne
die Genugthuung verweigert hat."
Einen Augenblick stand Bruckner,
die Lippen fest aufeinander Pressend,
und starrte mit brennenden Augen
auf Ruffini. Dann sprach er lang
sam. ruhig und fest: .Sie wissen, daß
kein Deutscher sich das ungestraft
sagen läßt. Sie haben Ihre Worte
gut gewählt, um auch einen Gegner
dieses blutigen Lotteriespieles zu den
Waffen zu treiben. Ich nehme Ihre
Forderung an und werde Ihnen meine
„Endlich!"
..Sie triumphiren. Sie meinen am
Ziele zu sein. Mich unschädlich zu
machen, da« ist Ihr Ziel. Aber trium
phiren Sie nicht zu früh. Denn wenn
Sie es vielleicht auch erreichen, mich
niederzuschießen, die Nachforschungen
in Ihrer Vergangenheit werden voa
neu Hui und v.rließ das Zimmer.
Als Bruckner aus dem Hause des
Rechtsanwalts auf die sonnige Straße
sollte fort. Und er hatte nur geringe
Aussicht, selbst in diesem Kampfe zu
siegen.
Er hatte die Welt und das Leben
vielleicht von ihnen scheiden zu müs
sen. Aber alle Rücksicht auf das eigene
Ich, alles Mitleid mit sich selbst ver
von ihr, der Gedanke, die kaum erst,
halb erst Gewonnene schon wieder
verlieren zu sollen, war es, was ihn
eisig durchschauerte. Viel mehr be
wegte die Rücksicht auf sie sein Herz,
die Vorstellung, welches Entsetzen sie
überfallen mußte, wenn sie vernahm,
daß ihr eigener Oheim ihn, den Ge
liebten, getödtet habe. Sie würde sich
allein die Schuld an allem geben, sie
würde nie wieder froh werden kön
nen!
Er sagte sich auch, daß er vielleicht
ungeschickt gewesen war, daß er über
eilt, ohne genügendes Ueberlegen den
Kampf aufgenommen und nur einen
Nein, unbestraft sollte Ruffini nicht
Erde.
scharf in sein Gesickit und fragte:
„Was ist Ihnen. Doktor? So bleich
und ernst habe ich Sie noch nie ge-
Sem Dank, dann enthüllte er auch ihr
alles, was er Marliani enthüllt hatte.
Seinen Bericht schloß er mit den Wor
ten: „Es ist nicht viel Greifbares bis
jetzt, was ich Ihnen als Handhabe
gegen Ruffini habe bieten können.
Aber das Eine bleibt sicher: die Grä
fin Geltz weiß um ein Geheimniß,
Schuld mitbefleckt zu sein, der ihre
Seele fernsteht. Ich hatte mir vor
genommen, ihr das Geheimniß lang-
Schmerz versiegelte Lippen geöffnet.
Wie Sie die erlangte Wissenschaft be-
und eine Stütze zu sein."
„Das verspreche ich Ihnen," sagte
die Marchesa fest und freundlich.
an auch noch auZ einem anderen
„Was hat er gewollt?"
ein paar Stunden zuvor nach dem
Gespräch mit Ruffini gethan hatte.
Und als nun abermals der Ton der
vielleicht um ein Menschenleben, um
das Leben Ihres Freundes" eine
Sekunde lang hatte sie nach dem rich
tigen Worte gesucht „des Doktor
Bruckner."
„Um Gottes willen!"
„Erschrecken Sie nicht zu sehr. Es
besteht ein« Gefahr für ihn, darüber
Jh^e? Httfe."
„lch danke Ihnen," sagte sie mit
„Sie haben einen Oheim, Ruffini,
mit Namen?"
„Ja. Ruffini."
„Die beiden Männer, Doktor Bruck
ner und Ihr Oheim, haben einen
Wortwechsel miteinander gehabt. Eine
Forderung seitens Ihres Oheims ist
sein Ende gewesen.'
„Ein- Forderung? ein
Duell, nicht wahr?"
„Ja. ein Duell."
i „Wirklich? Es ist noch nicht lange
-her, daß Doktor Bruckner mir gesagt
hat, er würde sich niemals schla
gen/ h d'
sobald ihre Ehre beleidigt wird. Ihr
Oheim wird ihn sehr gereizt haben."
„Ich kann es mir denken."
„Und hören Sie genau zu. Dies
Duell bedeutet für Doktor Bruckner
ein» große Gefahr. Denn Ruffini
gilt für einen Meister in all«n Waf
fen, und er kennt kein Erbarmen; ich
weiß das von anderen Fällen her.
Wenn also der Doktor sich mit ihm
schlagen muß —"
„Ist noch ein Wenn dabei, «ine
Frage?"
Di« Pflicht für Doktor Bruck
ner, sich mit irgend einem Gegner zu
schlagen, hört nach den Gesetzen der
Ehre, die unter Männer gelten, sofort
auf, sobald er nachweisen kann, daß
dieser Gegner nicht satisfaktionSfähig
ist."
„Was ist das, was heißt das?"
„Ein Mann ist nicht satisfaktionS
fähig, sobald er nachweislich irgend
eine unehrenhafte That begangen hat.
Und nun kommt ein Punkt, über den
mit Ihnen zu sprechen für mich nicht
leicht ist, weil sich's um Ihren Oheim
handelt."
„Sprechen Sie sprechen Sie!"
„Doktor Bruckner hegt, wie er mir
selbst vor kaum einer Stunde gesagt
hat, gegen Ihren Oheim den Verdacht,
leicht sogar ein Verbrechen begangen
zu haben. Und von Ihnen. Gräsin.
glaubt er. daß diese That oder dies
Verbrechen Ihnen bekannt ist."
Mit einem durchdringenden, prü
fenden Blick sah Teresa auf die Spre
cherin. „Darf ich Ihnen trauen.
Marchesa? Sie haben meinen Oheim
heirothen wollen und sprechen so zu
mir über ihn!"
„Sie haben ein volles Recht für
Ihre Frage und für Ihr Mißtrauen.
Aber ich spreche so, weil ich die Er
kenntniß vom wahren Charakter Ihres
Oheims mit d«n schwersten Stunden
meines Lebens bezahlt habe. Jetzt
sind mir die Augen geöffnet, und ich
sehe die Menschen, wie sie sind. Ein
Mann wie Doktor Bruckner aber ist
viel zu gut. um auf solche Weise,
durch solch einen Gegner, zugrunde zu
gehen."
„Oh. das ist wahr. Marchesa, das
ist wahr! Ich danke Ihnen für dieses
Wort. Nein, er darf nicht sterben, er
muß gerettet werden! Helfen Sie mir,
sagen Sie mir, was ich thun kann,
um ihn zu retten!"
„Sprechen müssen Sie, die Wahr
heit sagen. Sie haben offenbar bis
her aus irgend welchen Gründen über
das geschwiegen, was Ihnen über
Ihren Oheim bekannt ist. Jetzt müs
sen Sie reden. Jede andere Rücksicht
muß fallen."
„Ja, sie soll'S, und wenn ich selbst
dabei zugrunde gehe!" Keine Sekunde
mehr hatte Teresa gezaudert, bevor ste
sprach; ihr Entschluß erschien wie eine
unabänderliche Nothwendigkeit.
gehen," sagte die Marchesa mit liebe
voller Sanftheit. „Man sieht manch
mal ein Ding von Weitem schwarz
und furchtbar, das immer Heller wird,
sobald man ihm näher kommt."
„Vielleicht. Bor einer Stunde noch
was mir jetzt unvermeidlich vorkommt.
Aber lassen Sie uns keine Zeit verlie
ren, lassen Sie uns wollen Sie
stände bin."
„Begleiten Sie mich zu Doktor
Bruckner. Ich muß zu ihm. und ich
hoffe, daß wir ihn jetzt um die Mit
tagszeit in seiner Wohnung finden.
Wollen Sie mitkommen?"
„Selbstverständlich, mit Freuden!
Mein Wagen steht unten, in ein paar
Minuten können wir dort s«in."
„Dann rasch! Und wenn ich Sie
bitte, mich zu begleiten, so geschieht es
in gewissem Sinne auch Ihretwegen,
Marchesa."
„Sie werden es hören. Kommen
Sie."
Wenige Minuten später fuhren die
Ben, und in kurzer Zeit brachten die
schnellen Traber sie zu der Wohnung
deS Bruckner. Sein Diener
nahm Teresa daS Wort.
„Ich habe die Marchesa gebeten,
mich zu dir zu begleiten. Sie soll
braucht, und nun sprach sie. als hätte
die ganze Welt von ihrer Liebe Kennt
niß. Eine Handbewegung nur von
„Bevor ich spreche, muß ich frag»!!.
Ist es wahr, was die Marchisa mir
gesagt hat? Willst du dich mit meinem
Oheim schlagin?"
„Es ist wahr!"
„Aber mit einem Ehrlos«» schlägt
zu schlagen. Ist das in Wahrheit so
„Es ist so."
loser."
.Teresa!"
heute spreche ich freiwillig. Denn ich
kenne jetzt keine andere Rücksicht, ich
habe keinen anderen Gedanken mehr,
dem, was auf dir gelegen hat in dieser
ganzen Zeit. Sprich aber nicht mei
netwegen. sprich um deiner selbst wil
len. Warum hast du geschwiegen?
Warum hast du mir nicht schon längst
alles gesagt?"
Nun überlegte sie doch noch einen
ganz kurzen Augenblick, bevor sie wei
tersprach, doch kam kein Schwanken,
keine Unsicherheit in ihre Stimme.
„Mancherlei Dinge haben zusam
men auf mich eingewirkt, eins davon
aber am stärksten. Ich habe geschwie
gen, weil ich mich schämte."
„Du, Teresa?"
„Ja, und auch dafür gab es einen
doppelten Grund. Den ersten davon
müssen Sie vor allem hören, Mar
chesa, weil er Sie betrifft. Auf Sie
bin ich eifersüchtig gewesen, weil ich
meinen Oheim liebte."
„Also wirklich, Sie haben ihn auch
geliebt?"
Sehen Sie, meine Jugend war so
traurig und einsam. Ich bin immer
nur von Krankheit und Sorgen um
geben gewesen. Meine Mutter selbst
hat mir. weil sie sehr krank war, nicht
solche Liebe zeigen können, wie Müt
ter sonst es thun. Mit einem wahren
Heißhunger nach Liebe kam ich in
meines Oheims Haus! er war gütig
und liebenswürdig, und wenn ich ihn
auch verhältnißmäßig wenig sah. wa
ren doch diese Stunden bald für mich
am ganzen Tage das Beste. Daß er
ein schöner Mann ist und ein gewin
nendes Wesen hat sobald er will, das
wissen Sie selbst. Jedenfalls hat es
nur kurze Zeit gebraucht, bis ich ihn
liebte."
Bruckners Gesicht hatte sich verfin
stert bei Teresas Worten, und er that
seine Frage mit rauher Stimme.
„Ich kann es nicht sagen, und ich
hoffe beinahe, daß es nicht der Fall
ist. Jedenfalls ist niemals darüber
gesprochen worden! " hätte nur aus
meinem Verhalten und meiner Stim
mung darauf schließen müssen. Auch
daraus, daß ich etwas gethan habe
eine so niedrige, häßliche Sache, daß
an's Ende meines Lebens."
Die Marchesa trat leise zu ihr heran
und legte freundlich den Arm um ihre
Schultern. „Gräfin, Sie klagen sich
allzu hart an. Ich kann es mir nicht
vorstellen —"
„Doch, doch, ich habe häßlich und
ich gekommen war, und ich wollte, im
Stillen auf's Neue von Eifersucht ge
quält. eben wieder das Arbeitszimmer
ihn in die Schublade seines Schreib
tisches. die er abschloß. Ich wußte
nun sicher, daß der Brief etwa? ent-
nächst. Aber gleich schüttelte die Mar
gangen, Gräfin?"
„Ich habe noch mehr gethan! Ich
habe den Brief herausgenommen und
lesen. Offen, niit seinen inneren Sei
ten, von denen die zweite noch zur
Hälfte beschrieben war. nach oben,
hatte mein Oheim den Brief aus der
Hand gelegt. So tiel mein Blick zu
erst auf das. was er zuletzt, vor mei
fchrieben hatte, und hier fand ich nun
wirklich die Bestätigung all meiner
eifersüchtigen Befürchtungen. Es war
Ihnen. Marchesa, die Rede. Das las
auch vielleicht schon der Anfang des
Briefes darauf Bezug hätte, begann
ich ihn von vorn« zu lesen. Und hier
fand ich etwas ganz Anderes, noch viel
Schrecklicheres: denn ich ersah daraus,
daß der Mann, den ich verehrte und
liebte, ein gemeiner Verbrecher war."
„Weißt du den Wortlaut dieses
richtet war?"
„Den Inhalt weiß ich. soweit ich
gelesen habe, wenn auch natürlich nicht
jedes Wort. Die Anrede hieß nur
„Herr Graf!" Ab«r weiterhin war
die Vermuthung ausgesprochen, der
Adressat sei jetzt vermuthlich auf feine
Besitzung wieder zurückgekehrt, die mit
Namen bez«ichnet war, und aus die
sem Namen ging für mich hervor, daß
der Brief nur an den Bruder meines
Vaters in Deutschland gerichtet sein
konnte."
„An den Grafen Geltz?"
„Ja. Bisher hatte ich nur wenig
von ihm gewußt, aber aus dem
Schreiben erfuhr ich. daß er sich durch
eine verbrecherische Handlung meinem
Oheim in die Hände geliefert hatte.
Es war ein Erprestungsbrief, den ich
las. Mein Oheim Ruffini forderte
darin die Summe von zehntausend
Mark von meinem deutschen Oheim,
der offenbar in einem vorhergegange
nen Schreiben mit dem Einschreiten
der Gerichte gedroht hatte. Diese
Drohung wurde mit Hohn zurückge
wiesen und auf ein Dokument Bezug
genommen, durch das beide Männer
mit irgend einer ungenannten Schuld
gleich schwer belastet würden."
„War das Dokument nicht näher
bezeichnet?" Es war die Marchisa, die
fragte.
„Nein. Vielleicht handelte es sich
um ein Testament! ich habe mir das
wenigstens gedacht. Alles zu lesen,
war mir unmöglich! denn während ich
den Brief noch in den Händen hielt,
kam schon mein Oheim zurück. Er
wurde tvdtenbleich vor Schreck und
Wuth, sobald er merkte, was geschehen
war? dann riß er mir den Brief fort,
ballte das Papier zusammen und warf
es in das hell brennende Feuer des
Kamins. Aber auch mich hatte ein
wilder Zorn gepackt! ich wollte nun
wenigstens alles wissen. Ganz genau
kann ich kaum sagen, was geschah.
Ich bin auf den Kamin zugestürzt,
habe in die brennenden Flammen hin
eingegriffen. habe da? Papier wieder
herausgerissen und versucht, auch den
Rest zu lesen. Aber gleich war mein
Oheim wieder an meiner Seite, rang
mit mir um den Brief, den er packte
und abermals in die Flammen warf.
Bis er zu Aschc geworden war. hielt
er mir die Hände fest, um dann mit
einem boshaften Lächeln, scheinbar
wieder ganz ruhig, zu sagen: „DaS
war kein Brief für junge Mädchen
geh' auf dein Zimmer."
„Und du. was hast du gethan?"
„Ich habe ihm ohne Widerspruch
gehorcht. Nach der furchtbaren Auf
regung war ich zunächst wie betäubt.
Ich habe eine Zeitlang in meinem
Zimmer gesessen, ohne Überhaupt nur
denken zu können. Dann aber ist all
das Furchtbare wieder in mir aufge
wacht. was ich erfahren und erlebt
hatte! die Scham über das, was ich
gethan hatte, die Eifersucht auf Sie,
Marchesa, das Entsetzen vor allem
über den plötzlichen Einblick in den
wahren Charakter meines Oheims,
daS olles hat mich mit einer Verzweif
lung erfüllt, aus der nichts anderes
mich retten konnte, als der Entschluß,
nicht weiter zu leben. Ich besaß noch
Gift von meine? Mutter Krankheit
her. In jener furchtbaren Stunde
habe ich nach ihm gegriffen."
„Und das hat mich zu dir geführt,
um dich zu retten."
(Fortsetzung folgt.)
überhaupt ein, heute find mir nur die
Der todte Punkt. Mut
ter (zur Tochter): „Und wenn mal
peinlichen Situationen istschor/man
cher mit der Liebeserklärung her«n»i
neplatzt!"
' Für die Kiche.^7
Nierenschnitten, Einige ge
bratene oder in Butter gedünsteie
Kalbsnieren werden mit einigen Scha
lotten und Petersilie fein gehackt, in
Butter geschwitzt und mit etwas kräf
tiger Fleischbrühe oder Bratensauce,
weißem Pfeffer und Citronensaft ver
mischt. zu einer dicklichen Masse ein
gedämpft, fingerdick auf in Butter
geröstete Semmel gestrichen, mit gerie
benem Parmesantäse und mit gestoße
nem Zwieback überstreut, mit zerlasse
ner Butter beträufelt und auf einem
Blech bei guter Oberhitze gebacken.
Weißfisch mit Kräutern
und Rothwein. Das Blut wirl»
beim Schlachten aufgefangen und, mit
etwas Rothwein verquirlt, beiseite
gestellt. Der Fisch wird geschuppt,
ausgenommen, gewaschen, inwendig
mit Rothwein ausgespült, mit einer
Gabel hier und da gestochen, mit
Salz eingerieben und nun 1 bis 2
Stunden beiseite gestellt. Dann wird
er in den Fischkessel gelegt nebst einer
bis zwei zerschnittenen Zwiebeln, ei
nem Lorbeerblatt, einem Sträußchen
Petersilie, Thymian, mit einer Fla
sche Rothwein (Burgunder) übergös
sen, über gelindem Feuer langsam
weich gedämpft, aber so, daß er nicht
'zerfällt, und vorsichtig auf einer er
wärmten Schüssel warm gehalten,
während man die Sauce durch ein
Sieb rührt, in einer Kasserolle mit
dem verquirlten Blut vermischt, mit
etwas in Mehl gerollter Butter, einer
bis zwei entgräteten, gehackten Sar-
Theil des Fettes ab, legt das Fleisch
ausgekühltem, nicht zu scharfem Es
sig und läßt das Fleisch bei täglich
zweimaligem Umwenden 2—3 Tage
trocknet und in etwas zerlassener But»
Wasser dazu und brät das Fleisch
bei fleißigem Begießen im Ofen gar
Brotkruste über diesem Fleisch ist sehr
fein gestoßenen, gerösteten Zwieback
mit I—2 gestoßenen Gewürznelken
und etwas Zucker vermischt, diese
Mischung auf die Oberfläche des
Fleisches gibt, mit Bratensaft über
füllt und die Brotkruste im Ofen
bräunen läßt.
Löffel Mehl und zerlassener Butter
wird eine hellgelbe Einbrenne berei
tet, die man mit etwas Wasser oder
Heller Brühe (von Knochen. Hammel-
Gerichtes 2 Eßlöffel Butter mit I!
Eßlöffel Mehl glatt, giebt dies und
1 Taste kochende Milch zum Gemüse,
läßt es gut kochen, würzt mit Peter
silie, weißem Pfeffer und Salz nach
Geschmack. Biele ziehen dem Pfeffer
eine Prise MuSkatblüthe Mace —-
vor.
Pikanter Kalbsnieren
braten. Aus etwa 6 Pfund Kalbs
nierenbraten löst man die Knochen,
klopst das Fleisch und siillt es innen
mit folgender Farce. Man hackt Z
Schalotten. Pfd. Luftspick, ei»
klein wenig fein abgeschälte Citro
nenschale, 6 «ntgrätite Sardellen, 3
1 Petersilie >s«in, mischt dies
gut durch, fügt, wenn es nöthig ist,
etwas feingeriebene, gesiebte Semmel
dazu, die man mit S Tropfen Mag
gis Würze angefeuchtet hat. streicht
die Mischung auf das Fleisch, rollt
es zusammen, umbindet es mit
wiißer Baumwoll« und l«gt
den Braten in 4 Pfd. heißgemachte
Butter, um ihn unter fleißigem Be
gießen auf beiden Seiten zu guter
Farbe zu braten. Die Sauce, zu der
mgn beim Einbraten etwas Brühe
ein Sieb gegossen, mit etwas bräun
licher Mehlschwitze verkocht, mit etwa»
Citronensast und 10 Tropfen Maggis
Würz« im Geschmack gehoben und
über den in Scheiben geschnittenen
Braten gefüllt. .