Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 11, 1911, Image 7

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    Vie Hand in den
Flammen.
Roman von Robert Kohlrausck.
(S. Fortsetzung.)
Bruckner stand und schaute, und es
machte ihm Freude, wie sein Auge,
sich nun an die Dunkelheit gewöh
nend, sie mehr und mehr besiegle.
Formen und Linien, die zuerst an
scheinend von vollkommener Finster
niß verhüllt gewesen waren, kamen
langsam hervor, lösten sich aus der
Nacht und offenbarten sich ihm als
alte Bekannte. Nach und nach lag
der ganze Kirchenraum deutlich,
wenngleich nur schattenhast erkennbar,
vor ihm. Auch das zeigte sich ihm
nun, daß er nicht ganz allein war in
dem geheimnißvollen Halbdunkel der
gewaltigen Halle. Drei Menschen
waren außer ihm noch darin. Der
eine von ihnen, ein alter Mann,
scheinbar nach Gang und Haltung,
war vielleicht ebenso vertieft in den
erhebenden Anblick wie Bruckner selbst.
Mit erhobenem Kopf nach oben
schauend, ging er ganz langsam in
der Längsrichtung der Kirche auf und
ab, tauchte hinein in die unsichtbar
machende Dunkelheit an den äußersten
Enden, kam wieder aus ihr hervor,
ging vorüber und verschwand auf's
neue, von der Finsterniß umschlungen.
Die Gestalten aber
gleichen Fleck, dem Vorraum gerade
gegenüber in der Tiefe der Halle. Sie
waren offenbar nur mit sich selbst be
schäftigt? irgendeine Geste deutete
mitunter auf ein geflüstertes, lebhaf
tes Gespräch, und ein paarmal drang
auch der ganz leise Ton ihrer^SUm
stalt waren, zeigten ihm nach und nach
seine Augen, und er kannte die römi
sche Sitte, die Kirchen häufig zum
Schauplatz von Liebesgeschichten zu
machen, genau genug, um eine solche
auch hier zu vermuthen. Darum ver
mied er es, das Paar zu stören, als er
einmal bis zur Mitte der Kirche vor
schritt, und kehrte bald wieder auf
seinen ersten Platz unmittelbar am
Eingang vom Vorraum her zurück.
Er sah jedoch, als er nock eine
Weile dort gestanden hatte, daß die
beiden Gestalten sich trennten, und
daß die eine von ihnen, die weibliche,
rasch durch den weiten Raum auf den
Ausgang zuschritt. Bruckner stand
im tiefen Schatten, ein wenig seit
wärts von diesem Ein- und Aufgang.
Wer von innen aus der dunklen
Hauptkirche kam, hatte den Lichter
glanz vor sich, der von dem strahlen- !
den Grabe des vorderen Raumes aus- !
ging. Nach Gestalt und Gesicht
mußte der Kommende deutlick sichtbar
werden, wenn er in den Bereich dieser
Halle trat, während Bruckner, vom
Lichte abgewandt und außerdem durch
einen tiefen Schlagschatten gedeckt, un
erkennbar bleiben mußte. Im in
stinktiven Gefühl dieser gesicherten
Stellung richtete Bruckner, nun doch
In der Verborgenbeit getroffen. >im
dessentwillen sie leine «"Bruckners) Be
gleitung für dielen Abend abaelebnt
hatte? Der wilde, glühende Wunsch,
diesen Menlcken vor sich zu seben in
deutlichem Licht, besiegte zunächst jedes
andere Gesllbl in des Arztes Brust.
Eifersucht, plötzlich in ihm erwacht
telte ihn. Wer war es, der das Recht
befaß, bier im geheimen mit Teresa
Antwort fanden. Regungslos blieb
die schwarze, schattenhafte Männerge
stalt für einige Zeit an ihrem Platz,
als Teresa gegangen war. Dann
gung, schritt aber noch nicht auf den
Ausgang zu, sondern ging dort hin
ten langsam ein paarmal auf und nie
der. Offenbar sollte vermieden wer
den. daß man Teresa mit ihm zu
sammen erblickte. Nun erst verän
derte der Mann seine Richtung,
wandte sich zum Ausgang, wurde nach
und nach im eindringenden Licht deut
licher sichtbar. Der helle Schein fiel
auf sein Gesicht Bruckner griff
taumelnd hinter sich an den kalten
Marmor, um sich zu stützen. Es war
ke°- was er am wenigsten
von allem erwartet hatte, war Wirk
lichreit geworden: RuffiniZ Gesicht
hatte sich aus der Dämmerung losge-
Jm Innersten erschüttert, im Tief
sten bewegt, verbrachte Bruckner Abend
und Nacht. Wie war es möglich, zu
erklären, was er gesehen hatte? Wie
war es möglich, ohne den Glauben an
daß er laut hätte aufschreien tönnen
im stillen Dunkel der schlaflosen
Stunden. Dieser Schmerz erst gab
ihm ein Maß für die Größe seiner
Liebe. Jetzt erst empfand er ganz,
doch immer vergeblich. Er hielt sich
vyr, daß Ruffini Teresas Oheim sei,
daß eine Unterredung zwischen bei
was er mit eigenen Augen gesehen
hatte, daß er selbst an der Wahrheit
Mann einen unerklärlichen Zwang
auf das Mädchen aus. Vielleicht hielt
Krankheit und dem Sterben des alten
Grafen Geltz hier in Rom. Im Hoiel
Quirinal war es gewesen, dort hatte
des
gerufen, er kannte den
seit vielen Jahren dort angestellten
Direktor gut und konnte mit Sicher-
heit darauf rechnen, alles von ihm zu
erfahren, was ihm selbst bekannt war.
darauf, seine Fragen zu thun, und
ohne Schlaf erwarteten seine offenge
bliebenen Augen den Tag.
vor dem Beginn feiner Krankenbe
suchte, Machte Bruckner sich aus den
Weg. Er wußte, daß man in den
Gasthöfen zeitig an der Arbeit war
und kannte den Direktor dieses großen
Hotels insbesondere als einen Mann
von strengster Pflichterfüllung. So
war er sicher, ihn bereits in dieser
frühen Morgenstunde auf seinem
Posten zu finden.
In der That war der Direktor
Arzt mit freundlicher Höflichkeit ent
gegen. Bruckner fragte ohne weitere
Borbereitung nach dem so und so vie
len Jahren hier abgestiegenen Grafen
Geltz, der in diesem Hotel gestorben
sein sollte.
Das berufsmäßige Lächeln ver
schwand vom Gesicht des Direktors
und machte dem Ausdruck eines leich
ten Mißbehagens Platz. Auch war
die antwortende Stimme ein
wenig gedämpft. „Ein Todesfall?
Jawohl, in ich. Sie wif
fluenzajahr; der Graf ist nur unge
fähr sechs Tage krank gewesen."
„Ich bewundere Ihr Gedächtniß,
Herr Direktor. Was Sie mir sagen,
stimmt genau zu anderweitig erhalte
ner Nachricht. Aber nun hätte ich
eine Detailfrage. Der Kranke soll
damals, kurz vor seinem Tode, zu
aber"
„Doch, doch! Ich kann Ihnen zu
fällig auch darüber Auskunft geben,
Herr Doktor. Das heißt, was die
beiden miteinander verhandelt haben,
„Ja, wenn ich seinen Namen
wüßte!"
„Den weiß ich, Herr Doktor."
„Wahrhaftig?"
„Aber natürlich! Es war der
Rechtsanwalt Ruffini."
„Ruffini?"
Haben Sie vielen Dank für die
freundliche Auskunft."
Bruckner nahm Abschied und ver
ließ das Hotel, vom Direktor vis an
die Thür begleitet. Mühsam hatte der
Arzt vor dem Fremden seine Fassung
bewahrt, mühsam die Aufregung über
das hier Gekiörte unterdrückt. Also
wirklich Ruffini! Was er doch in
seinem Innersten als eine unwahr
richte Combination krankhaft erregter
Gedanken betrachtet hatte, war That
sache. Rufsini war beim Grafen
Geltz im Hotel gewesen, er hatte diese
Zusammenkunft abgeleugnet, er hatte
Bruckner belogen.
schlaflos verbrachter Nacht und nach
dieser überraschenden Mittheilung
war so groß, daß er Zeit und Ruhe
gebrauchte, um zu sich zu kommen.
die angrenzenden grünen Anlagen der
Piazza delle Terme ein und setzte sich
auf eine Bank, die von einer hohen
Palme mit leichtem Schattengitter
überzogen wurde. Jenseits der dunk
len Steineichen vor ihm wies das
Kreuz auf der Fassade von Santa
Maria zum blauen Him-
Helle dieses jungen Tages, aus dem
sanften Wehen unverwelklich grüner
Zweige, aus dem Leuchten über Nacht
erschlossener Blüthen kam etwas wie
Schuld auf Ruffinis Leben lastete
in sich mehr und mehr mächtig werden
Teresa hatte gewiß leinen Theil
an solcher Schuld. Irgendein Fami-
s
sein Puls in gewohntem Ta'.te zu
Gedanken auf die Pflichten des Tages
Adel verlieh. Gestählt, erfrischt erhob
Aber hinter den Bildern dieser Arbeit,
zeit ankündigte, war er frei für sich
selbst. Ein rascher Wagen trug ihn
zur Via Campania nach Teresas
beute widmen müsse, und Fräulein
Agathe war nie zu fürchten, die Küche
gab sie nicht frei.
! Sobald sie dem Doktor die Korri
dorthür geöffnet hatte, zog sie sich
denn auch wieder in ihr nach allerlei
guten Dingen duftendes Reich zurück
und bat ihn, zu Teresa hineinzugehen,
die allein im Wohnzimmer sei. Bruck
ner nickte freundlich und erfreut,
klopfte an und hörte das „Bitte!" von
der ersehnten Stimme.
Teresa war von ihrem Sitz im
Fenster aufgestanden und kam ihm
entgegen. In ihren Augen war ein
Ausdruck der Spannung, vielleicht so
gar der Bangigkeit; ihr Gesicht war
sehr bleich.
Bruckner hatte zunächst ein schönes
Gefühl der Befreiung von schwer be
kämpfter Sehnsucht, als er sie vor sich
erblickte, doch waren seine Nerven ge
schwächt von der Nacht ohne Schlaf,
lang unmöglich, zu sprechen. Stumm
hielt er Teresas Hand in der seinen
und sah ihr in die Augen. Für einen
kurzen Moment erwiderte sie seinen
Blick, dann wandle sie den Kops hin
weg und schaute zur Seite.
Um die erschütterte Fassung neu zu
befestigen, flüchtete Bruckner sich binter
die Maske des Arztes und fing an, in
geschäftlichem Tone nach dem Befin
den der Gräfin zu fragen. Sie gab
ihm Antwort in gleicher Weise, dann
verstummten beide aus's neue. Den
kenvoll, in die Grübeleien der vergan
genen Nacht und in die Erfahrungen
dieses Morgens versunken, vor sich
nieder. So traf sein Blick Teresas
rechte Hand, deren schön« Form wie
leicht getönter Marmor auf dem
grauen Stoff ihres Kleides ruhte.
Langsam erhob auch er seine Hand
und ergriff abermals die der Gräfin,
die leicht zusammenfuhr bei seiner
Berührung.
„Ich möchte nur nach der Narbe
hier sehen," sagte Bruckner. „Sie ist
„Das wird vergehen; sie ist schon
viel bleicher geworden."
„Ja, das wird vergehen." Er
aber hob er den Kopf mit energischer
j Bewegung. Ein plötzliches, »nab
! gekommen, der immer wieder ein
setzenden. schließlich unerträglichen
Spannung ein Ende zu machen, Klar
heit zu schassen in dem Dunkel, das
Teresas Inneres vor ihm verhüllte.
! wird vergehen/ wieder-
stielst."
„Mit Absicht habe ich noch niemals
näher darüber mit Ihnen gesprochen.
Sie mußten Ruhe haben, jede mög
liche Aufregung mußte von Ihnen
ferngehalten werden. Jetzt aber sind
Sie wohl kräftig genug, und ich bin
jetzt nicht mehr imstande, noch länger
zu schweigen. Ein Ereigniß ist ein
getreten ich selbst bin es mir schul
dig geworden, Sie zu fragen."
Sie sah ihn an mit einem großen,
erschrockenen Blick, in den aber trotz
dem, wie Bruckner in all seiner Auf
regung zu sehen glaubte, ein ganz
rasches, leichtes Freudenleuchten hin
einblitzte, um sogleich wieder zu er
löschen. Jetzt war Teresas Gesicht
vielleicht war die Aehnlichkeit zwischen
ihr und der, Bronze - Herme in der
Galleria Borghese so groß gewesen.
Bruckner schüttelte mit heftiger Be
wegung den Kopf, als wenn er einen
Widerspruch Teresas abweisen müsse.
„Nein, dieser Zustand ist nickt mehr
zu ertragen. Für Sie nicht, Gräfin,
Sie berechtigen mich, ein paar fragen
an Sie zu thun. Geben Sie mir
Antwort, ich bitte Sie."
Teresa versuchte zu sprechen, doch
vermochte sie nur die Hand ein wenig
zu bewegen. Bruckner achtete kaum
darauf, sein Gefühl riß ihn fort.
„Wir haben eben bon der Wunde
und von der Narbe an Ihrer Hand
gesprochen, Gräfin. Ich hab.' mich
scheinbar bisher mit Ihres Oheims
Erklärung von der Ursache dieser Ver
wundung zufrieden gegeben. Geglaubt
habe ich niemals daran. Mein ärzt
lich geschulter Blick hat mich in der
ersten Minute die Unmöglichkeit und
Unwahrheit seiner Behauptung erken
nen lassen. Eine einzige Ursache nur
kann diese Verwundung erklären:
Sie müssen mit Ihrer Hand mitten
hineingegriffen haben in ein brennen
des Feuer."
„O mein Gott!"
„Ich kann das mit einer Sicherheit
behaupten, als hätten meine Augen es
mit angesehen. Ihr Oheim hat es
gewußt und hat es mir zu verheim
lichen gesucht: Sie selbst haben ebenso
sehe ja, daß irgendeine Last auf
Ihrem Leben ruht vielleicht seit
jenem Augenblick, als Ihre Hand in
die Flammen griff. Sie sind körper
lich wieder gesund und kräftig gewor
den ,aber ein Schatten liegt immer
noch auf Ihrer Seele, den ich so gern
verscheuchen möchte und nicht ver
scheuchen kann. Sie leiden, und ich
versuche vergeblich, Ihnen zu helfen.
Sie könnten mir helfen und lassen
„Leiden Sie?"
„Ja. ich leide. Solch eine Nacht
wie diese letzte habe ich noch niemals
erlebt. Sie haben mich schwach und
widerstandslos gemacht, sonst hätte
ich wohl noch weiter geschwiegen.
habe, zu sprechen, muß ich Ihnen
alles sagen. Auch daß ich Sie liebe,
Gräfin. Das gibt mir ein Recht, so
zu sprechen, wenigstens vor mir selbst.
Ob Sie es anerkennen, weiß ich nicht.
ruhig gewartet haben, vielleicht mona
telang. würde still und vorsichtig um
Ihre Liebe geworben haben. Aber
könnte Sie plötzlich von mir hinweg
führen, für immer. Ich habe Sie
gestern gesehen in Santa Maria degli
den Sie zu fliehen und zu hassen
scheinen, mit Ihrem Oheim. Herrn
Ruffini." s, d
hatte sie die Hand aus das Herz ge
drückt und sie dort ruhen lassen. Jetzt
griff sie nach der Lehne des neben ihr
stehenden Stuhles, als wenn sie der
Stütze bedürfte. Dabei sagte sie ganz
stein? Das ist sehr traurig das
ist sehr, sehr traurig für mich."
„Traurig? Warum?"
„Weil es mir nothwendig Ihr Ver
trauen geraubt hat. und veil es keinen
Weg für mich gibt, es wieder zu er
„Sagen Sie mir die Wahrheit, und
mein Vertrauen zu Ihnen ist wieder
so groß wie sonst."
Hand hier diese Narbe trägt. Es ist
! thung hat «cht Wir Menschen
lassen Sie mich gehen Sie jetzt und
lassen Sie mich allein. Mh bin zu
Pflicht als Arzt ist erfüllt den
brechende Thränen ihr die Brust ein
„Das dürfen Sie nicht ich bitte
Helles, Leuchtendes wäre, ganz in der
Dunkle, ich bitte Sie!"
In ihren Worten war ein klagen
aber nichts weiter. Wenn es wahr
ist, daß Sie"
mannhaft und fest.
„Ich will es versuchen, das kann
ich Ihnen versprechen. Weiter nichts.
der Gedanke aufwachen würde in ihm
das kann ich nicht. Ich weiß, wie
schwer ein Leben ohne volle Wabrheit
und Klarheit ist. und wie leicht
irgendein Zufall die Zweifel wieder
aufwecken kann. Aber Ihr oanzes
Wesen ist mir eine feste Bürgschaft
für die Wahrhaftigkeit Ihrer Natur,
und ich werde niemals vergessen, wie
Sie vor mir gestanden haben in dieler
Stunde. Und auch das" —er lenkte
die Stimme ein wenig „haben Sie
mir ohne Worte gesagt, daß Ihr Herz
doch ein wenig für mich fühlt. Sonst
hätten Sie mich gehen lassen. Wie
viel es ist, weiß ich nicht, frage auch
jetzt nicht mehr danach. Ich will Sie
mit einer Hoffnung im Herzen von
Ihnen. Leben Sie wohl."
Sie hielt feine Hand, ihre Blicke
ruhten in seinen Augen. „Sagen Sie
lieber: Auf Wieoerfehen!"
„Mit Freuden. Auf Wiedersehen!"
Das Osterfest war sonnig und
freudig für Bruckner; denn er beging
es in dem schönen Gefühl, ein wenig
Neigung für sich in Teresas Herzen
gefunden zu haben. Ein paar Tage
noch klang der Schluß des Gespräches
mit ihr in seiner Seele nach wie der
Ton gern gehörter, festlicher Glocken.
Die Narbe auf Teresas Hand war
stumm sür ihn geblieben. Aber die
Reinheit ihres Denkens und Handelns
durfte kein Zweifel antasten.
(Fortsetzung f01g,.)
Das lleinere Uebel.
...Ella soll ja ihrem Bräutigam
Rauchen, Trinken und sogar die Jagd
untersagt haben! Hat er all' diese
Dinge ausgegeben?" „Nein bloß
die Braut."
Geck: .... Finde, Gnädigste,
ms der Welt gibt es eine Menge Idio
ten." Dame: .Ganj richtig und
Für die Küqr.
Herings - Auflauf. (Reste-
Semmel, 6 bis 10 Tropfen Maggis
das Gericht im Wasserbade Stün
schneidet sie in nudelartige Streifen,
giebt sie mit Salz und reichlicher But
ter in eine Kasserolle, reibt etwas
Muskatnuß darüber, untermischt die
Kutteln mit Seinmelkrumin und
schwenkt sie auf dem Feuer recht
gründlich durch, indem man jedesmal
vorsichtig wenige Tropfen Maggis
WUtze darüber giebt. Beim Anrich
ten streut man etwas seingewiegt« Pe
tersilie über das wohlschmeckende und
billigt Gericht.
Kartoffelsu!>pemit Käse.
Man rührt ein gutes Stück Butter in
der Kasserolle schaumig, giebt 2 bis Z
Löffel geriebenen Parmesankäse, I—2
Lössel Mehl, l'/s Pfund recht flockig
geriebene, am Tage vorher gekochte
Kartoffeln und einviertel bis dreiach
tel Pinl Sahne oder Milch dazu, so
daß ein geschmeidiger Teig entsteht,
den man unter unausgesetztem Rühren
mit so viel siedendem Wasser ver
mengt, wie man Suppe braucht.
Man läßt die Suppe, beständig rüh
rend, noch 10—16 Minuten lochen,
schmeckt nach Salz ab und giebt die
Suppe über geröstete Semmelwürfel.
Nach Belieben kann sie vorher durch
ein feines Sieb gestrichen
dann muß man sie aber zum Heiß
werden nochmals auf das Feuer stel»
len.
G e b a ck e n e r „P i k e" i n T e i g
bülle. Zwei IV2 Pfund schwer«
Pikes werden ausgenommen, gut ge
säubert und abgetrocknet. Die Filets
trennt man längs des Rückgrats ab,
entfernt durch einen flachen Schnitt
mit scharfem Messer die Haut, schnei
det das Fleisch in schräge, 2—3 Fin
ger breite Streifen und beizt diese mit
einem Löffel Oel, dem Saft einer Ci
trone, den man mit 12 Tropfen Mag
gis Würze vermischt hat, einigen Pe
tcrsilienstengeln, Salz und weißem
Pfeffer ungefähr 46 Minuten lang.
Gleichzeitig rührt man 1/2 Pfund
Mehl und eine Prise Salz mit reich
lich >4 Pint kaltem Wasser zu dick
flüssig glattem Teig, rührt diesen 10
Minuten fort, vermischt ihn dann mit
ungefähr ein Zehntel Pint bestem Oel
und zieht kurz vor dem Gebrauch dem
sestgeschlagenen Schnee von 3 Eiweiß
darunter. Nun säubert man die Fisch
schnitten, die man inzwischen mehr
mals gewendet hat, von den Gewür
zen, taucht sie mittels einer Spicknadel
Stück für Stück in den Teig, daß sie
vollständig darin eingehüllt sind, und
giebt sie in das heiße Backschmalz, in
dem man sie zu schöner Farbe bäckt.
Man kann dazu eine Tomaten- oder
Remouladesauce reichen.
Rhabarber als Kompott
einzumachen. Unabgeschälte, 2
Zoll lange Rhabarberstückchen läßt
man, reichlich mit Zucker vermischt,
über Nacht zugedeckt stehe». In ihrem
Saft werden sie am anderen Tage in
ca. 10 Minuten weich gekocht, mit
dem Schaumlöffel herausgehoben, in
die Einmachgläser gelegt, der Saft
noch etwas eingekocht, darüber gegos
sen und nach Erkalten des Kompotts
oder, noch besser, anderen Tags mit
Pergamentpapier 5 gebunden.
Grüne Sauce. Eine reichliche
Handvoll gewaschene und wieder voll
ständig trocken geworden- Petersilie,
Spinat und Estragon wird in einem
Marmormörser gestoßen, der Saft
durch ein oft gespültes Batisttuch ge
preßt und vorläufig beiseite gestellt.
Dann dünstet man 2 —3 Löffel Mehl
in 2—3 Unzen Butter gelb. gießt
1/2 Pint Wasser oder Fleischbrühe
dazu, würzt mit Salz und etwas Ci
tronensaft, läßt alles 10 —16 Minu
ten bei öfterem Umrühren leise lochen,
rührt den Kräutirsaft dazu, läßt vie
Sauce nochmals bis zum Kochgrad
kommen, aber nicht kochen, schmeckt ab
und legirt sie mit I—2 Eidottern.
Hecht mit Eier sauce. Meh
rere nicht zu große Fische richtet man
vor, krümmt sie und kocht sie in halb
Essig, halb Wasser mit Suppengrün,
Pfesserkörnern weich, legt sie auf eine
passend« Schüssel und stellt diese so
lange über Wasseidamps heiß, bis
man die Sauce bereitet hat. Zu die
ser schwitzt man in halb Sahnenbut
ter einen gehäuften Löffel Mehl, ver
kocht diese Mehlschwitze mit lochender,
kräftiger Bouillon aus Fleischextrakt,
fügt einige gewiegte Champignons
hinzu, schmeckt nach Salz ab, rührt
dann die Sauce mit zwei mit dem
Saft einer halben Citrone verquirlten
Eidottern ab und übergießt den Hecht
damit, der nun sofort aufgetragen
werden muß.