Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 16, 1911, Image 7

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    Schiffbruch im Hase».
(18. Fortsetzung.) .
Und er hatte ein Ziel. Er hatte es
der Festung verbracht, Tag für Tag
bedacht! Und der Gedanke an dieses
Ziel hatte ihn aufrecht erhalten, hatte
ihn hundertmal veranlaßt, die Waffe,
den. Er mußte Annette wiedersehen!
Nicht nur wiedersehen. An sich rei
ßen, sie halten muhte er, sonst war
alles, was er für sie gethan, eine Farce
gewesen, werth eines sentimentalen
Possenreihers, der die klägliche Komö
die, die er gespielt, hinterher beweinen
mag. Aber für ihn war es einfach
unumstößliche Wahrheit: Annette
liebte ihn, sie mußte ibn lieben! Und
wenn dieser lächerliche Lublinski da
mals nicht dem Schusse eines Wahn
sinnigen zum Opfer gefallen wäre,
der, weil er ein Wahnsinniger gewe
sen, gegen Recht und Gewissen für
diesen Schuß büßen mußte, wenn er
fen, einwandfreien Zweikampf den
C'egner gestreckt hätte dann ja!
dann wäre er längst der Glückliche,
der das Weib, das die Seine werden
wollte, einfach für sich befreite! An
nette wäre die Seine geworden! Das
war seit zwei Jahren seine Wahrheit
gewesen, daran vermochten auch die ge
legentlichen Mittheilungen der Schwe
ster nichts zu ändern. Wessel wurde
in seiner Ueberzeugung nicht einmal
Hätte man ihm damals nur Zeit ge
lassen, zu ihr zu eilen! Unter Küssen
hätte sie es ihm zugeschworen, die
Seine zu bleiben, zu harren, bis die
Zeit der Freiheit auch die Zeit ihres
Glückes werden könnte. Er erfand
und zum Schluß sagte er sich, als
wäre es das Selbstverständlichste von
der ich zur ihr konim^
Einzelheiten bekannt wurden über die
Ehe Annettes, und wie sie zustande
gekommen, als er daß die
Schlüsse schrie er doch wieder: „Nein,
das Spiel ist nicht zu Ende!" Und
denn entweder sie wird die Deine, oder
Du verläßt sie als ein Geheilter," da
hörte er nicht den leisen Spott her-
herüber von der nahen rothen Kirche.
Wessel hielt in seiner ungestümen
Wanderung inne und zählte: eins,
zwei und zog gleichzeitig seine Ta
schenuhr: halb sechs! Wenn im Laufe
ein Telegramm eintraf, durfte er
nette heute noch sehen! In anderthalb
Stunlxn konnte er vor ihr stehen und
den Rllckeii. schüttelte Wie
als die Uhr ausgeschlagen hatte, noch
eine Weilt stehen, als wollte er jetzt
die Wonne auskosten. Ueberstanden!
Nun war er seltsam ruhig geworden.
Langsam ging er die Treppe hinunter.
langsam schritt er gegen die Bahnhos-
Straße zu. Plötzlich aber überfiel ihn
die Angst, er könnte den Zug versäu-
Eine Viertelstunde Bahnfahrt, die
ben hätte? Gleich hinter dem Sta
gen den Wald bin ab. Wessel reckte
sich in die Höhe, dann zog er seinen
kam, wo der Wegweiser gegen den
schmalen Waldpfad deutet, der ge
radezu nach Stramitz führt, blieb er
Und nun stand er an der kleinen
Gitterthür, durch das Buschwerk sah
er es, trotz der Dämmerung, die schon
mußte der Pavillon sein. Während
Wessel den Schlüssel in das verrostete
Schloß einschob, stieg blitzschnell das
Bild jenes Abends vor seinen Augen
auf, an dem er diesen Pavillon zuletzt
sein fürchterliches Schicksal begonnen.
Er schüttelte wild den Kopf, um das
Bild zu zerstören. Nichts anderes
wie er sie damals gesehen in ihrer Be
stürzung, den Blick des Dankes wollte
er wiedersehen, den sie ihm damals
nommen, gegen diesen brutalen Lu
blinski. Ah, wie das quietschte, als
er den Schlüssel mit einigem Kraft
„Annette!"
eingebüßt zu haben schien, die ihn so
toll gemacht. Das Kleid, das sie so
enge umsloß und dessen Schleppe wie
Schritt für Schritt schob Wessel sich
preßte er, die Worte zerreißend, her
vor: „Wie schön Du bist!
Du —Du— Du —!" und drückte
seine Stirn gegen ihre leise bebenden
weihen Hände.
Annette sah auf den Mann herab,
der so in heißer Anbetung zu ihren
Fühen lag. Arme, eitle, kleine Frau!
Das Stärkste in ihr war in diesem
Augenblicke das Gefühl der Genug
thuung: sie wirkte noch! Und sie hatte
den ganz klaren Gedanken: „Jetzt soll
test Du ihn sehen, Lydia, ihn sehen
Aber als der Mann ihre Hände
gegen seine Brust preßte, unfähig, ein
Wort zu sagen, überfiel sie herzliches
Mitleid.
„Herr von Wessi. —!" sagte sie
gutmüthig und sanft, fast bittend.
Da begann es in seinem Gesichte zu
zucken, und der Blick wurde drohend,
sein Athem keuchte, und endlich lösten
sich die Worte los:
„Annette, so so fremd!"
Dann sprang er auf, riß sie an sich
und schlang die Arme fest um sie.
.Du Du!"
Annette lehnte sich zurück, um sei.
.Herr von Wessel!" rief sie dabei
unwillig. „Das ist —"
Er lieh die Athemlofe, die nun er
.Das ist mein Recht, Annette,"
Blick, der deutlicher als seine Worte
standhalten.
„Herr von Wessel —" sagte sie
mühsam, doch er fiel ihr in's Wort:
„Um Gotteswillen, Annette, nicht
diesen kalten, fremden, grausamen
Ton, nur den nicht!"
Er war mit ein paar Schritten vor
ihr und suchte ihre Hände zu fassen.
„Annette, zwei Jahre lang habe ich
nach diesem Augenblicke gelechzt! Sieh
mich an, was aus mir geworden ist,
durch Dich aus mir geworden ist.
Ich muh ja erst wieder ein Mensch
werden, und Du Du sollst mich
zum Menschen machen."
Er preßte sein Gesicht in ihre Hände
und sagte in einem so weichen Tone,
„Wie schön Du bist so schön!"
Unwillkürlich fuhr ihre Rechte über
seine Wange, doch gleich darauf er
schrak Annette so heftig, daß sie, einem
inneren Drange folgend, sich erheben
wollte, allein Wessel schlang seine
Arme um ihre Taille und zog sie nie
der.
„Bleib —"
„Herr von Wessel, ich bitte Sie,
diese unmögliche Situation zu been
den!" sagte Annette fest, so als hätte
„Lassen Sie mich nicht bedauern,
Ihnen diese letzte Unterredung be
willigt zu haben."
Traume erwacht, eine ganz andere
Wirklichkeit erkennt, die sich ihm wie
eine eiskalte Hand auf die Stirne
legt. Die Augen nicht von Annette
lassend, bewegte er sich langsam zurück
und blieb dann auf ein paar Schritte
Entfernung von Annette stehen.
Seine Hände fuhren zur Stirne und
mer heftiger. Plötzlich rief er laut:
„Ja, was ist denn? Eine letzte
Unterredung bewilligt zu haben —"
gung ihrer Eitelkeit folgend, sich die
sem wilden Menschen ausgesetzt, der
ihr heute noch fremder war als
gebend, sagte sie:
„Herr von Wessel, ich begreife ja,
daß es Sie erregen muß, mich nach so
Raume, der Sie daran erinnern
muß —"
Er schüttelte wild den Kopf.
„Er erinnert mich au g?r nichts als
daß Du mich liebst, Annette. Was
sich stramm auf und sah ihr starr in's
Gesicht „hab' ich für Dich ge
than!"
terdrllcktes Schreien von Annettens
Lippen, allein Wessel ließ sich nicht be
irren.
„Ich habe Ihnen nie das Recht ge
geben —"
„Nein, bestellt hast Du das un
der Seite dieses Menschen fühltest."
höhnischen Lachen.
„Als wenn die Ehrenhaftigkeit des
Mannes mit seinem Liebesverhältnisse
der Seite eines Schuftes, der die Qua
litäten des Liebhabers besitzt, gliickli
für sie hat."
falsch beurtheilt, Herr von Wessel "
Er schüttelte den Kopf.
„Dieses „Herr von Wessel" ertrag'
Nach dem, was zwischen uns liegt —"
„Aber, um Gotteswillen, es liegt
doch nichts zwischen uns, nichts, gar
Abend, der darauf folgte —"
Er »ilte auf sie zu und faßte sie
Thür und glitten dann durch den
Raum. Plötzlich starrten sie auf eine
Stelle der Holztäfelung, nahe der ilei-
Mannes. Sie drängte Wessel gegen
die kleine Thür und hörte kaum, daß
er sagte:
„Und dann warst Du frei, Annette,
weil ich Dich befreit hatte Annette,
ich habe Dir damals den kleinen dum
men Jungen verziehen, den Probell,
den Dein kokettes Spiel in den Tod
getrieben!"
„Das ist Lüge!" schrie Annette.
Und dann suchte sie mit eine: hestigqxi
Wendung die kleine Thür in den
Rücken zu bekommen. Wessels eiserne
Hände hatten ibre Schultern immer
noch nicht losgelassen.
„Ich hab' Dir ja verziehe?'!" keuchte
Wessel. „Und ich werde Dir auch die
neueste Laune verzeihen. Deine
Ehe —"
„Lassen Sie mich los!"
Mit dem Ausgebot der letzten Kraft
hatte Annette Wessels Hände von sich
geschüttelt, jetzt stand sie, die Hände
Im Rücken bergend, neben der kleinen
Thür und sah Wesstl mit drohenden
Auaen an. wie zum Sprunge bereit.
„Ich liebe meinen Mann, hören
Sie, ich liebe ihn! Und Sie verab
scheue ich ich hasse Sie!"
„Das ist nicht wahr! Sträube Dich
nicht gegen Dein wahres Fühlen: Du
liebst mich, ich weiß es, Du mußt mich
lieben, muht mußt!"
Er wollte auf sie eindringen jetzt
wich er einen Schritt zurück; denn in
dem Augenblick hielt Annette eine
Doppelflinte in den Händen, die hin
ter ihr an der Holzwand gelehnt
hatte.
Mit einem Sprung war Wessel
vor ihr, seine Hände griffen nach dem
Gewehr und drückten es in die Höhe,
so daß Annette schmerzvoll aufschrie,
weil er ihr wehe gethan hatte. Ein
! „Du —Du —!" keuchte Wessel.
' „Mich willst Du, mich Du —!"
hängend.
! „Willst Du die meine sein?" schrie
! Wessel, außer sich, und als Annette
„Willst Du die meine sein? Reden
sollst Du!"
Wie «ine Katze stürzte sie auf Wessel
zu und faßt« den Lauf des Gewehres
da krachte ein Schuß, es schien, als
reckte Annette sich in die Höhe, dann
Wessel stand wie entgeistert. Das
Gewehr entglitt seinen Händen und
Brustseite sickerte Blut die offinen
chanisch schritt er auf ihn zu und setzte
weht. Der Kics des Weges knirschte
wachte Wissel. Er blieb stehen, spähte
er einen Augenblick, bevor er den
Schlüssel, den er von außen hatte
stecken lassen, umdrehte. Es ging so»
verschwand Wessel langsam im
Dickicht.
Stille ringsum, Todtenstille! Ge
gen das vom Kerzenlichte matt be
leuchtete Fenster des Pavillon»
schwirrten ein paar Nachtschmetter
-22. Kapitel.
Im Erdgeschoß des Herrenhauses,
in ihrem hübschen, geräumigen und
Käthe und stichelte mit verdrossenem
Gesicht an Annettens Tüllrobe. Der
Gärtnerbursche hatte sich einen Stuhl
tn ihre Nähe gezogen und sah mit
schwärmerischen Augen zu ihr auf.
.Sie sind heute gar nicht lustig,
Fräulein Käthe!"
„Ach Gott! Die Baronin hat so
ist schrecklich, wie sich die in den letz
ten Jahren verändert hat! Mir thut
der Baron manchmal leid!"
Käthe lachte auf.
„Aber ich bitte Sie, ein Mann! Ihr
Sie noch nicht gesehen, was der jetzt
für Augen macht, so oft er die Ge
sellschafterin nur sieht? Und heut'
sind beide in der Stadt."
.Der Baron ist doch heute Mittag
zog das Tüllkleid über des« Plättla
diese Fräulein Else, diese hochnäsige
Person fliegt! Haben Sie eine Idee,
wie eifersüchtig die Baronin ist! Mtin
Gott, sie kennt sich aus. Wenn ich
andere Frauen doch auch sein; und
wenn eine Alte einen so schönen Mann
hat —"
„Sie sind ja ganz begeistert von
unserem Baron, Fräulein Käthe!"
sagte der Bursche eifersüchtig.
Gerade wollte Käthe antworten,
als die Köchen die Thüre öffnete und
athemlos fragte:
Herrn Baron verliebt bin!"^
„Ach, lassen Sie doch diese Dumm
heiten! Haben Sie denn nicht den
Krach gehört? Es muß Jemand ge
schossen haben!"
„Vielleicht der Herr Penzler,/der
paßt ja auf einen Fuchs," erwiderte
der Gärtnerbursche gelassen.
„Mir zittern die Knie, so bin ich
erschrocken!" sagte die Köchin und ließ
sich auf einen Sessel fallen.
„Bin ich erschrocken!" wiederholte
sie. „Pfui Teufel! Soll doch der Herr
Inspektor wo anders schießen, aber
nicht im Garten. Daß ihr Zwei nichts
Käthes Bett begann zu schlagen.
„Herrgott, schon acht!" rief die
Köchin entsetzt und sprang auf. „Ich
bin mit dem Nachtmahl noch nicht
fertig."
i „Wirklich schon acht?" meinte
Käthe. „Ist das ein Wunder, daß die
Gnädige mich so lange in Ruhe ge
lassen hat!"
„Vielleicht sollten Sie doch einmal
nachsehen, ain Ende ist ihr was, Z^er
Als sie sie öffnete, stand Else vor ihr.
„Guten Abend!"
Elfe trat in das Zimmer. Gegen
Käthe gewandt fragte sie: „Ist die
Baronin ausgegangen?"
fefaal noch in ihrem Zimmer ist."
„Vielleicht ist sie im Zimmer des
Herrn Baron," sagte Käthe mit einer
Raume, der im Erdgeschoß lag. und
dessen einziges Fenster in den Park
mündete; etwas muffige Luft erfüllte
eine Leidenschaft des Stubenmädchens,
wo sie ein offenes Fenster sah, mußte
sie es schließen. Ohne auch nur den
Hut abgelegt zu haben, schritt Else
zum Fenster, um es zu öffnen und die
frische Abendluft hereinzulassen. Sie
wollte sich ein wenig hinauslehnen,
fuhr aber im selben Augenblick
„Still, Elfe, still, ich beschwöre Siel
Ich bin's!"
Sie sah in das im Mondlichte gei
sterhaft fahle Gesicht Hans von Brie
fendorf's, hörte seinen keuchenden
Athem, als er sagte: .Um Gotteswil
len, Else ein Unglück
Angstvoll griff Elfe nach seiner!
Hand.
„Else —'
Das klang wie Verzweiflung. Da»
Mädchen rüttelte seinen Arm.
Welt!"""
Arzt holen!"
Gesicht.
.Annette?"
Da füllten sich die Augen des Man
nes mit Entsetzen. Er ließ den Fen
sterrahmen los und wankte einen
Schritt zurück. Mit einer raschen Be
wegung schwang Else sich über die
Augenblicke neben Hans, dessen Arm
sie heftig erfaßte.
.Komm doch zu Dir Sie sollen
auch die Thüre, die aus dem Vor
räume in das große Mittelzimmer
führte. Der matte Lichtschein der Ker
zen fiel bis an die Schwelle. Else ließ
Hans los und stürmte hinauf. ,
Mit einem Aufschrei blieb sie plötz
lich stehen und starrte auf den Körper,
der so leblos auf dem Teppich lag.
Nicht lange; bald war sie wieder die
klar denkende, energische Else Lutter.
Sie kniete an Annette nieder, fahte
nach der Hand, versuchte, die vielleicht
Lage zu bringen dabei griff ihre
Rechte in die kleine Blutlache, die sich
auf dem Teppich gebildet hatte, und
ihr Blick fiel auf die Doppelflinte ne
ben Annette. Da wurde sie von einem
wahnsinnigen Entsetzen gepackt, ihre
Blicke suchten die Thüre ja, da
stand Hans, stand er, dem die starre
Frau auf dem Boden Gattin war,
und der unter dem goldenen Joch ge
seufzt hatte; stand und sah mit irren
Augen zu dem Mädchen hin, rang
nach Worten, ohne einen Ton über die
„Todt?" röchelte er fast tonlos.
Er vernahm, wie Else ausschluchzte,
fühlte, wie sie sich an ihn anklammer-
Schulter sinken ließ. Sein Blick glitt
Da schlugen Worte an sein Ohr.
„Herr Baron!"
Wie vorwurfsvoll das klang. Else
fuhr hastig zurück, und Hans wandte
zu ihr gedrungen waren.
In der Thüre stand der alte Penz
ler.
„Um Gotteswillen, Herr Baron!"
Mit ein paar Schritten stand er
sanft niedergleiten.
„Herr Baron, ich habe Sie verge
bens im Walde erwarte!." Er wies
mit der Hand nach der Todten. „Und
hier ist Schreckliches geschehen!"
.Ja, Schreckliches, Herr Penzler.
Vor einer halben Stunde trat ich
hier ein, um mich umzukleiden
weil ich Lnht sah, dachte ich. Sie er
warteten mich hier und als ich
eintrat —"
„Ging wohl Ihr Gewehr los, Herr
Baron?" ergänzte Penzler mit einem
Blick, in dem Schmerz und Entsetzen
lagen.
Hans reckte sich und sah Penzler
mit weitgeössnUen Augen an.
„Penzler!" schrie er dann aus.
Der Alte neigte den Kopf vor.
Nach einer Weile sagte er langsam,
jedes Wort betonend:
„Wenn einer zwischen zw« Frauen
steht, Herr Baron?" Er wandte den
Kopf gegen Elfe. .Wenn einer die
Jnnge im Arm hält, Herr Baron,
während die andere —"
Er fuhr sich mit der Hand über di«
Augen. Dann ging er langsam auf
Hans zu und legte ihm die Rechte auf
die Schulter:
„Herr Baron, sie hat Sie sehr lieb
gehabt."
„Um Gotteswillen, ist ja ent
setzlich!"
Else stand, beide Hände gegen die
Tischplatte gestützt, und sah athemlo»
auf die beiden Männer. Nachdem
Hans die letzten Worte gesprochen
hatte, glättete sich ihre Stirn, ein tiefer
Seufzer entrang sich ihrer Brust. Sie
hörte Penzler jetzt sagen:
Er schüttelte den Kopf. „Daß ein«
Todte hier liegt, Herr Baron, das
denke ich; und daß ich um den Arzt
auch nicht mehr Hilfen kann." Seine
Zähne knirschten aufeinander. .Ich
habe die Augen gesehen, Herr Baron.
Baron— und ich bin ein alter Jäger,
gesehen —"
Einmal umzusehen, verlieh er den
! Pavillon.
I Hans die Augen gegen
! Da faßte er das Mädchen mit bei»
> sie —l'
(Fortsetzung folgt.)
Air dir Küche. <
Einfaches Hammelfleisch
gericht. Das Hammelfleisch
(Schulter- oder Rippenstück) wirz in
Portionsstücke zerlegt. Diese brät
man in zerlassener, gelb gemachter
Butter ein Weilchen an, stäubt I—2
Lössel Mehl darüber, läßt dies Far
be nehmen und füllt etwas Wasser
oder leichte Brühe auf, so dah das
Fleisch eben bedeckt ist. Inzwischen
hat man ein großes Stück fetten
in grobe Würfel geschnitten, auf der
Pfanne zerlassen, mehrere zerschnitte
ne Zwiebeln oder kleine ganz« Zwie
beln darin, giebt dies zu dem Fleisch,
läßt das Ganze langsam kochen, bis
das Fleisch fast weich ist, fügt 30 —>
Ein schönes Stück Rindfleisch (ein
man es ab, spickt es gleichmäßig de
streut es mit Salz, legt es in eine
Pfanne mit gelb gemachter Butter,
cholderbeeren dazu und läßt das
Fleisch unter fleißigem Begießen auf
allen Seiten gehörig bräunen. Dann
giebt man etwas Wasser dazu, be
streicht den Braten mit saurer Sahne
und gi«bt auch an die Sauc« spät«r
etwas saure Sauc«. Im Of«n wir!»
der Braten schön gar und weich ge
braten und die Sauce wird, wenn,
sie von der Sahne nicht dick genuz
ist, mit etwas in saurer Sahn« ver
quirltem M«hl verkocht. Nach Be
lieben wird sie vor dem Berkochen
mit Mehl durch ein Sieb gerührt.
Hammelrippen mit Zwie
b«lsauc«. Einige Zwiebeln hackt
man sehr fein und schwitzt sie iir
Butter gelb. Eine gut eingekockte
Bechamelfauce zieht man mit einige!»
Eigelb ab, mischt die Zwiebeln dar
unter und rührt die Sauce bis an'»
Kochen, woraus man sie oom Feuer
nimmt und mit ein paar Tropfen
Würze verfeinert. Die Hammelrippen
brät man recht im Saft, überzieht sie
mit der Sauc«, streut frische, in. But
ter geröstete Semmelkrummen darü
ber, schiebt das Gericht einig« Augen
blicke in den Ofen, ordnet dann die
Rippchen im Kranz« an und giebt
rasch auf.
Feine Kapernsauce. Man
dünstet in etwas zerlassener Butter
2 Löffel Mehl braun, verkocht die
se Einbrenne mit etwas Brühe (im
Nothfall Wasser), fügt eine kleine
Obertasse dicke sauere Sahne, etwa»
Salz, 2 Eßlöffel Kapern und etwa»
Citronensaft dazu und schmeckt sie
ab.
Kartoffeln mit Schwei»
nefleisch. Man belegt den Boden
einer Kasserolle mit gebröckeltem
Rindsmark, schneidet rohe Kartoffeln
in Scheiben, vermischt sie mit Salz,
Pfeffer, etwas gewiegter Petersilie
und Zwiebln, legt die Hälfte derselben
in den Tiegel, giebt dann ungefähr
I—Pfd. junges, in kleine Stück
chen geschnittenes Schweinefleisch nui
die Kartoffeln und deckt das Fleisch
mit der anderen Hälfte der in Scheie
Ken geschnittenen Kartoffeln zu, zieht
Pint gut« Fleischbrühe darüber
und läßt das Ganze in «wer Röhre
I^/2 —2 Stunden dünsten.
Hammelbraten mit Reis
g«dack«n. (Restverwendung). Der
übrig geblieben« wir!»
in gleichmäßig«, nette Schreiben ge
schnitten, während man ungefähr S
Unzen gut gespülten, gebrühten unl»
abgetropften Reis in Wasser mit But
ter und Salz oder in leichter Fleisch
brühe weich quellen läßt, aber so,
die Körner ganz bleiben. Nun streicht
man eine feuerfeste Form oder Schüs
sel mit Butter aus, legt «rst eine
Lag« Reis hinein, den man mit .in
nig trockenem Käs« b«streut und mit
etwas zerlassener Butter überfüllt»
darauf legt man eine Lage Hammel
fleifchscheiben, wieder Reis, wieder
Fleisch, obenauf Reis. Diese oberste
Schicht Reis wird dicht mit geriebe
nem Käse bistreut und mit Butter
beträufelt. Dann wird di« Schüssel
in den Of«n g«stellt und das Gericht
in mäßiger Hitze schön braun gebacken.
Als Sauce paßt am besten eine Pilz
sauce mit gehackten, vorher in But
ter gar gedünsteten Pilzen (Champig
nons). Hat man keine Bratensauce,
so macht man hochbraune Mehlein
brenne, verkocht sie mit Brühe oder
Wasser, würzt sie nach Geschmack und
gibt gedünstet«, gehackte Champignon»
Eierrahmtorte. Man be'egt
«ine Tortenform mit dünn ausgeroll
tem Blätterteig und breitet darauf
ein« beliebig« Obstsorte aus. Es knnir
eine Marmelade von Aprikosen, Kir
schen, Aepseln oder Pflaumen fein.
Hierauf kocht man einen Eierrahnr
von süßem Rahm, Eidottern, Zucker
und Gewürz «ach Belieben (Citrone-
oder Orange). Nachdem er dick ge
worden, gießt man ihn langsam in
die Tortenform und überstreicht alle»
mit steifem Schn«: von Eiweiß. Zu
letzt siebt man Zucker darauf. Die
Tort« ist sehr fein und muß sorg
fältig eine gute halbe Stunde in ei
nem nicht zu heißen Ofen gebackei».
werden.