Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 17, 1910, Image 6

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    Klapperschlangen.
a,lis»rnilche Jigdgelchichtc v»n «lsred
Mann«.
Vor einigen Jahren hatte sich Kapi
tän W«rner zur Ruhe gesetzt. Er ist
auch heute noch, trotz seiner 73 Jahr«,
«in stattlicher Mann. d«m Muth und
Unternehmungslust, aber auch der
schalt aus den hellen blauen Augen
lblitzt.
Kapitän Werner , wohnt b«i s«in«m
»erheiratheten Sohn, dem Ingenieur,
und häufig gehe ich des Abends zu
Z>er prächtigen Familie hinüber. „Va
ter" erzählt dann von seinen Reisen,
sowie von kleinen und großen Aben
teuern in fremden Ländern? es ist «ine
Vahre Freude, dem Alten zuzuhören,
h«nn das Erzählen versteht er aus
"dem Effeff.
Die Geschichte von vorgestern Abend
hat mir besonders gut gefallen, und
ich will versuchen, sie so wiederzuge
ben, wie ich sie gehört habe.
„Es ist schon lange h«r. mag an die
vierzig Jahre fein, ich war «rkt«r
Steuermann auf dem großen Drei
master „Antonie" und wir lagen in
Ziem südlichsten kalifornischen Hafen
San Diego. Ein Dreckloch, mit Ber-
Laub zu sagen; «in paar Lagerhäuser,
«in paar Faktoreien, sowie einige Sto
mag ja nun anders geworden sein.
Wir wollten nach Frisko hinauf, das
"damals auch noch in den aller«rst«n
Kinderschuhen steckte, konnten aber
uicht, denn eine böse Flante hinderte
Tins am Auslaufen.
Eines TageZ sagte Kapitän Harms
zu mir: „Steuermann, wir kommen
«into Mountains werden stark ge
rühmt."
„Ja, Käpt'n", erwidert« ich, „hätte
Ivohl Lust, will d'rüber nachdenken
.-und sage heute Abend Bescheid.'
Ich ging an Land und begab mich
Handel mit Wildpret und vor allem
mit Fellen. Er war als reell be
kannt, «ine Eigenschaft, die man in
stets zuerst an Tom Cook, zumal er
«in fideler Bursche war.
Das alles wußte ich, und so war
«s d«nn natürlich, daß ich mir bei
flugs Rath holte. Als ich eintrat,
sah ich an einem der rohgezimmerten
Tische zwei Backwoodsmen sitzen, wet
krharte Kerle in den besten Mannes
jahren. Es schienen Trapper zu sein
und aus den vergnügten Gesichtern
"der Handel zu allseitiger Zufrieden
heit ausgefallen war.
„Na, Steuermann, laßt Ihr Euch
mal wieder bei mir sehen?"
„Ja, Tom, und noch dazu mit ei
nem Anliegen. Der Käpt'n hat mir
drei bis vier Tage Urlaub gegeben
und da wollte ich Euch um Rath fra-
S«n, was man damit anfängt. Ihr
kennt ja die Gegend hier."
Tom dachte einen Augenblick nach,
dann schlug er mit d«r Faust auf den
Tresen, daß die Flaschen und Gläser
«inen Hopser tanzten. „Wißt Ihr
svas, Steuermann? Wir machen «inen
kleinen Jagdausslug in die Jacinto
Mountains, wollte schon längst mal
Ivieder hin und augenblicklich paßt es
-ganz famos. He, George und John"
wandte «r sich auf englisch den beiden
Trappern zu, „hättet ihr Lust, diesen
Gentleman und mich ein paar Tage
in den Mountains herumzuführen?
Der Gentleman möchte sich gerne die
und nachdem wir bekannt geworden
waren, setzten wir uns alle zusam
men an den Tisch. B«i einem Gl»ise
Gin wurde das Weitere verabredet.
Ich solle nur festes Zeug anziehen,
»veiter sei nichts vonnöthen, sagte Tom
zu mir; für Waffen und auch Pro
viant würde er sorgen. Ein Weilchen
unterhielten wir uns noch über die
Aussichten der Jagd. Die Jäger
m«!nten, wir könnten bei der Kürze
i>er Zeit nicht w«it genug vordringen
und würden wohl nicht viel anderes
zu sehen bekommen, als Rebhühner,
Wachteln und wilde Tauben, die gäb«
«s allerdings in Menge. Bald trenn
ten wir uns. Am nächsten Morgen
bei Sonnenaufgang sollte es losgehen.
An Bord machte ich d«in Kapitän
Mittheilung, der sagte: „Schön, aber
ziehen Si« sich derbe und möglichst
hohe Stiefel an, denn es giebt da eine
Tlnmasse Klapp«rschlangen. und wenn
Sie so'm Biest mal aus Versehen aus
den Steert petten, dann beißt das
„Na, ihr wißt ja, die Aengsilichkeil
Reiten.
schast dort, bald öde Prärie, bald
saftiges Wiesenland, bald Urwald und
bald zerklüftetes Felsgestein, denn der
Colorado River ist nicht weit.
An Wild hatten wir bis jetzt wenig
zu sehen bekommen, ein paar Kar
die Trapper und auch Tom, der gut
Bescheid zu wissen schien.
Ich war hundemüde, als wir uns
Tom und die Backwoodsmtn saßen
Grog, Whisky mit Quellwasser, ich
bewunderte sie: nach einem solchen
Marsche hatten die noch für etwas
ander«s Sinn, als für Schlafen.
Plötzlich erhob sich Tom, schlich sich
trotzdem der Schwarze in meiner Nähe
schnarchte, daß die Nachtvögel ängst
lich das Weite suchten.
„Fellows", flüsterte Tom. „ich habe
mir letzte Nacht «inen Spaß ausge
mann machen will, und dabei könnt
ihr mir helfen. Ihr wißt doch, alle
vom Old Country haben einen heillo
sen Respekt vor Klapperschlangen!
unserm Mat« hier wird's nicht an-
Nun hab' ich voriges Jahr ein Pracht
exemplar einer „Rattle Snak«" todt
geschlagen und ausgestopft, das Ding
hat Aron da hinten im Mantelsack.
Ich habe mir nun gedacht, daß einer
von euch morgen ganz früh mit dem
Popanz losgeht und es" hier folg
ten einige Ortsnamen, di« ich nicht
verstehen konnt«, „recht auffällig
niederlegt. Bald nachdem wir an
führen, während wir uns direkt dort
hin begeben. Berstecke giebt es da
genug, von wo wir ungestört beobach
nimmt."
„Well, Tom," lachten die Trapper,
„das ist ein famoser Spaß, wir sind
„Die Hauptsache ist," sagte Tom,
„daß der Puppe eine möglichst gefähr
de? Spaß soll auf meiner Seite sein
Werden die Augen machen, wenn ich
das Ungethüm beim Kopf ergreife
und dann am nächsten Baum in aller
spritzt." Stillvergnügt schlieft ich ein.
Als ich aufwachte, !ah ich den Ne
ger am Feuer Hantiren. Tom und
John faßen dabei und rauchten aus
ihren kurzen Pfeifen.
Mist«r Georg«?"
„Der sieht zu, ob er nicht einen
Hirsch aufspüren kann, zu Mittag
Inzwischen hatte Aron das Früh
stück fertig, und nachdem wir gesät
tigt waren, brachen wir auf. Bald
waren wir mitten im Urwald drin.
„Hi«r gi«bt's wilde Tauben die
Menge." sagte John, „und es ist an
gebracht, daß wir uns hier trennen,
der Nigger kann bei Euch bleiben,
Mate, der weiß hier Bescheid und
wird Euch richtig zum Sammelplatz
bringen, uooil luek, «ir."
Wir gingen nun nach verschiedenen
Richtungen auseinander, die beiden
das nichts Alltägliches. Im Eifer
Täubchen hingen schon über Arnns
Schulter. Den Klapperschlangenscherz
hatte ich völlig vergessen, plötzlich
Leibe zitternd, stammelte er:
„O, Massa! Da Klapperschlange."
d d Tha/d ts ß d^s
selbst, hast deine Rolle bald aus
thier. „Ob der Tom das wohl selbst
päparirt hat? Dann alle Achtung."
Der Neger schrie noch immer:
Massa sterben." Aber schon streckte
ich die Hand aus. Da, was war das?
Das Ding hob den Kopf ungefähr
fußhoch, und aus dem geöffneten
Schockschwerebrett, das Biest war nicht
ausgestopft. Das war echt.
Wenn einem in solchen Augenblicken
zufälligerweise etwas Dummes ein
fällt, dann ist das sehr fatal, denn
Aber nun hättet ihr das Biest se-
Mein Freund Aron jammerte in re
spektvoller Entfernung? alles Winten
und Rufen nützte nichts, der wäre
schon meine 180 Pfund. Jetzt durste
Bestie.
den. Nachdem mir das Blut wieder
etwas schneller durch di« Adern floß,
sah ich mir mein Opf«r an, es hatte
um leinen Preis hätte ich sie liegen
lassen. So gut wi« es ging, schob
ich sie in meine riesige Jagdtasche, die
Schüchtern und zähntlappernd tam
Ich ließ ihn ebenfalls aus der Flasche
trinken: er that mir leid, denn am
wohl der Ritter ohne Furcht und Ta-
Felsblöcke vom Gebüsch umwuchert.
Der Neger führte mich direlt auf
wieder:
„O, Massa, da Klapperschlange '
Im ersten Augenblick fuhr ich al-
Jch lief einige Schritte
tes Gelächter,
sagte ich gelassen, „nur ein«
Jetzt war es mit der Selbstbeherr
schung der drei vorbei, schier auf der
wollte durch einen Witz das Beste
Erinnerung daran möchte ich nicht
für 100 Dollars missen."
So schloß Kapitän Werner, dann
holte er aus seiner Kommode die
Klapper der erlegten Schlange, die
er sich zum Andenlen aufgehoben
hatte.
Reu« «ra»lh«tt.
Mein Freund, dieser TLpfcrl,
Ist furchtbar galant!
Ist stets er zur Hand;
Stets ist er dabei,
Nie wird er erlahmen,
Und trägt all den jungen und äl
teren Damen
Zusammenbricht
Her Tüpferl schleppt weiter
Mit frohem Gesicht.
An Schlepptomanie!
Al»«rhöchft« Z«rftr»ut>i«tt.
Ein Professor an einem deutschen
nung und sagen Sie meiner Frau, ich
hätte meine Uhr zu Hause liegen las
sen. Sie muß auf der Kommode im
Ter Feuerreiter.
Ungewöhnlich schön und heiter
, brach der 18. October 18.., der da
> mals noch hochgefeierte Jahrestag der
! Patnotismus
sidenzstadt, mitten im Walde gelegen
- saß der alte Förster Werner. Zu
seinen Füßen hatte sich der treue Caro
Schweigsamkeit wundern, denn sein
Herr, ein alter Junggeselle, hatte sich
ein jugendliches Herz bewahrt und
war immer heiler und zu lustigen
! Streichen aufgelegt. Heute aber zogen
alte Erinnerungen durch seine Seele,
! weit in die Ferne und in vergangenen
Zeiten streiften Werner's Gedanken.
Da führten ihn plötzlich nahe Schüsse,
welche die Fensterscheiben erklirren
machten, in die Wirklichkeit zurück.
Noch halb vom Traume umfangen.
die offene Thür.
„Hol' Euch der Henker! Nicht eine
Minute Ruhe hat man mehr! Da
wieder im Walde und machen mir das
Wild scheu. Muß doch einmal sehen,
ob ich einen erwische; s' kostet s'
Schießeisen und fünf Thaler Strafe!"
nach dem nahen Dörfchen T. über
brachte. Das verlegene Benehmen des
Burschen, sowie sein eifriges Bestre
ben, rasch die Thür wieder zu gewin
der Schütze war, der seine Ruhe ge
stört hatte. Eine Peitsche ergreifend,
rannte er fluchend auf den Jungen
zu, doch der war flinker als der Alt»
und entzog sich einer Strafe durch
dann plötzlich wieder eine so nachdenk
liche Miene an, als hätte er das Heil
der Welt berathen. So sehr er sich
schen Hirn kein guter Gedanke ent
springen. Mit ärgerlichem Brum
men, durch das Stehen des Pfer
des feinem Sinnen erschreckt,
tcn.
Fenster der Gaststube spähend be
wärst der Gefoppte? Aber da sollte
leise: „Ja, Prosit, den sangt Ihr
Fenster steigen und das Feiierweri in
den Rucksack schieben, war das Werk
weniger Sekunden.
„Wollen doch sehen, wer zuletzt
blitzten Schüsse auf, krachten Böller,
lustiges Gejohle. „Aha", denkt er
in Ämtseifer gerathend, „die Böge!
Werner die Pfeife in den Rucksack
Seite hin er die Verfolgung ausneh
men soll. Da knallt es in unsere«
guten Hörsters nächster Nähe, eine ge
spenstische Helle umleuchtet ihn uni
heftige Donnerschläge erschüttern di-
Lust. . . .
„Halt, Schurke!" ruft er mit Don
nerstimme, in dem Glauben, man wol
le ihm einen Schabernack spielen. Do
merkt er plötzlich erst die Bescheerung"
Das gestohlene Feuerwerk war durck
die noch brennende Pfeift entzünde!
wcrden und auf seinem Rücken ent
luden sich ununterbrochen unter hefti
gen Detonationen Raketen, Schwär
mer und Leuchtkugeln.
Vergeblich versuchte der Förster,
den Rucksack abzuwerfen. Die alt.
Liefe, erschreckt durch das Gewitte,
auf ihrem Rücken, bäumte sich hoch
aus, schlug bald mit den Vorder-,
bald mit den Hinterfüßen in die
Luft und jagte dann in tollen Sprün
gen mit dem in Todesangst schweben
den Reiter dem heimischen Stalle zu,
Durch die Erschütterung, die di«
Sprünge des Pferdes verursachten,
gerieth das Feuerwerk erst recht in
Brand und Garben von Leuchtkörpern
umsausten das Haupt des Halbohn
miichtigen. Einige die Straße da
herkommende Leute versuchten das
Thier aufzuhalten, andere sprangen
erschreckt zur Seite, die meisten je
doch lachten oder schrien Bravo; denn
sie hielten das Ganze für einen ge
lungenen Scherz des in der Dunkelheit
nicht erkennbaren Reiters.
„Alle guten Geister ach, Herr
Jeses!" zeterte die dicke Magd Wer
ners, als, durch den leichten Zaun
brechend, der feurige Reiter in den
Hos stürmte und dort, nachdem er
im Kreise herumgejagt war, vom
Pferde glitt. Christian, der Jäger
bursche, und der Knecht Hans hatten
sofort ihren Herrn erkannt und be
förderten ihn, obgleich er sich heftig
sträubte, flugs unter die Pumpe.
Auch die Magd eilte mit einem ge
füllten Wassereimer herbei. Doch si«
kam nicht mehr zum Löschen, denn
kläff der Wächter begleitet, die sich
Beim Morgengrauen trat der För
ster aus der Thür, pfiff seinen Hun
den und begab sich mit ihnen in den
Wald.
schwinden. Da hatte er sich jedoch in
rechnet! Am Ausgange des Waldes
trat dem Flüchtling der alte Werner
entgegen und fragte mit vielsagendem
Lächeln, wie er geschlafen habe.
Die unausbleiblichen Spöttereien
und die Neckereien seiner Freunde
wußte der Förster geschickt auf fei
nen „Feuerwächter", wie er den da
dann fast immer die Lacher auf sei
ner Seite.
Diagnose.
Studiosus Simpel besucht
renreißen."" HsH
„Aber Mensch, geh' doch zum Oh
renarzt!"
der'"Alte Geld schickt, ich 'die
zuin Irrenarzt."
(tili triftiger Grund.
Mu t ter: „Hänschen, willst du
dich nicht waschen lassen?"
Hänschen: „Nein, ich will
nicht."
Mutter: „Aber du mußt doch
gewaschen werden, Hänschen?"
„Nein, ich mag nicht. Und und
nug."
Eloge.
Junge Wittwe: „Warum ha
ben Sie mich nur so hoch herausge
schleppt, Doktor?"
Mißhandlung Ihrer Schwiegermut
ter. Wurden Sie damals bestraft?"
„Vom Gericht nicht. Herr Richter."
„Bist Du denn auch zufrieden bei
)er neuen Herrschaft, Käthi?"
die gnädige Frau hat
„Also
Verschiedene Auffas
sung. Rentner (Lckalnotizen in der
Zeitung lesend): „Das Motiv zum
Selbstmord oildet Arbeitslosigkeit.