Die heilige Pflicht. (16. Fortsetzung.) „Es ist eigentlich nichts mehr zu besprechen. Da kaum bezweifelt werden kann, daß wir es in die sem Selbstmörder wirklich mit Ih rem Schwiegervater August Wilberg zu thun haben, werden wir der Ant werpener Polizei eine dementspre chend- Mittheilung zugehen lassen, und werden sie auffordern, uns die in Verwahrung genommenen Effek ten zu übersenden, sofern Sie es nicht etwa vorziehen, selbst nach Antwerpen zu fahren, um den Nach laß persönlich in Empfang zu neh- „Wegen eines Koffers voll alter Kleider werde ich eine solche Reise kaum unternehmen. Nach Ihren Mittheilungen muß ich zudem anneh men, daß dort nichts weiter zu er fahren sein wird. Alle weiteren Er mittelungen werden also in New Uork oder hier vorgenommen werden müssen." „Allerdings! Aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß die Kriminalpolizei, wenn sein frei williger Tod als festgestellt ange sehen werden kann, ein Interesse an dem Fall Wilberg nicht mehr hat. Die Ermittelungen, von de nen Sie sprechen, würden also auf privatem Wege angestellt werden müs sen." „Ich bitte um Verzeihung aber darin bin ich anderer Meinung. Selbst wenn mein Schwiegervater die ganze in New Jork erhobene Summe als Futter für die Haifische sich dabei nicht um sein gesammtes Vermögen gehandelt haben, das nach meiner Schätzung erheblich größer fein muß. Da drängt sich natürlich die Frage auf, wo der Rest geblie ben ist, und ich habe in dieser Hinsicht einen ganz bestimmten Ver dacht." „Einen Verdacht, der sich gegen an dere als Ihren Swiegervater rich tet?" „Ja. Nach dem Empfang die ses Berichtes da werden Sie ja wohl nicht mehr daran gezweifelt haben, daß sich der Mann schon seit Monaten nicht mehr im Besitz seiner gesunden Geisteskräfte befand. Mir aber ist es inzwischen zur unumstößlichen Gewißheit geworden, daß seine Ver rücktheit von irgend einem Halunken zu verbrecherischen Zwecken ausgebeu tet worden ist, und daß sich ein er heblicher Theil seines Vermögens in den Händen dieses Gauners be findet. Eine Idee, wie dieser aben teuerliche Reiseplan konnte nimmer mehr in August Wilbergs Kopf ent stehen. Ich kenne meinen Schwieger vater ind seine Schwerfälligkeit viel von hier fortzuschaffen. Unter fei nem Einfluß hat August Wilberg die Fahrt nach Amerika angetreten. V° th d' „Wer sollte das sein?" schen aufmerksam geworden, als ich erfuhr, daß sämmtliche Grundstücks verläufe, die Wilberg vor seiner Ab reise Hals über Kopf vollzogen hat, durch Rüthlings Vermittlung bewirkt worden sind. Das mußte schon des- Abwicklung derartiger Geschäfte sonst nicht zu dem Berus des Mannes ge hört. Ich habe mich nach ihm er kundigt und herausgebracht, daß er in den dürftigsten Verhältnissen lebt und angeblich durch Agenturgeschäfte für auswärtige Firmen seinen Un terhalt gewinnt. In Wahrheit aber soll er den Schlepper für einige stadt bekannte Wucherer, vor allem für Bett und könne niemand empfan gen. Mit den mir als Privatmann zur Verfugung stehenden Mitteln würde ich da also zweifellos nichts ausrichten können, und ich muß es daher für eine unabweisbare Pflicht der Kriminalpolizei halten, die Re cherchen ihrerseits in die Hand zu nehmen." Der Polizeirath, der ihn aufmerk sam zugehört hatte, wiegte bedenklich den Kopf. „Die Verdachtsmomente, die Sie da angeführt haben, sind im Grunde recht unbestimmter Natur. deres vorliegt, würde sich ein behörd liches Vorgehen nur schwer rechtferti gen lassen." „Ich habe Ihnen noch nicht alles gesagt, Herr Rath und ich denke, daß es gerade das wichtigste ist, was ich vergaß. Wenn ich der Frau Rüthling meinen Namen auch nicht genannt habe, so schien es mir doch nicht ausgeschlossen, daß ich ihr viel leicht dem Ansehen nach bekannt ge wesen bin. Ich beauftragte deshalb vorgestern einen meiner Freunde, einen außerordentlich klugen und gewand ten Herrn, den Versuch, der mir so oft mißlungen war, seinerseits zu wiederholen. Auch er wurde unter Hinweis auf die zweifellos erdichtete Krankheit des Agenten abgewiesen. Aber er gab sich damit nicht zufrie den, sondern suchte die unter dem nämlichen Dache wohnende Hauswir thin der Rüthlings auf, um unter ir gendeinem Vorwande bei ihr Erkun den Reden der mittheilsamen Frau die interessante Thatsache in Erfah rung, daß Frau Rüthling vor eini dahin nicht einmal den unbedeutenden Miethzins pünktlich hatte erhalten können, erbot sich die Rüthling, so polizei.^ Der Beamte hielt es mit Rücksicht „Wenn ich in der Haut Ihres Be- mich w-chl wieder melden las 18. Kapitel. Jahren daniedergebrückt, hatte ihn ein gutes Theil seiner einstigen Frische und Lebhaftigkeit zurückgewinnen las- die Zukunft erfüllte, war augenschein lich der tiefe Eindruck, den er von ch Is L turgemäß jetzt wichtiger war als ir gend etwas auf der Welt, daß er nichts Auffälliges im Aussehen und „Was?" fuhr Burkhard! auf. fer! Ich lasse bitten. Du hast wohl die Freundlichkeit, liebe Leonore, für eine kleine Weile das Feld zu räumen." fremdeler Miene hatte sich Burkhardt sich gefälligst selbst, welche Bewandt merte ihr vor den Augen, während sie las: „Doktor Delmonte leider sehr schwer erkrankt. Schlimmstes zu be- Ihrem Bater das Blatt. ersichtlich tief erschüttert. „Das ist fen —" ' > Da gin>; dem unglücklichen Vater auch der letzte bisher mühsam be wahrte Rest seiner Selbstbeherrschung hossen und wünschen! — Nun sind Sie ja gleichzeitig beide freigeworden Sie und stolze Tochter würgen müssen, als ob ihm ein Fremdkörper in der Kehle säße, und es schüttelte seine Gestalt wie ein Frostschaue?. Der Landgerichtsdirek tor starrte ihn fassungslos an. Leo nore aber fragte, als hätte sie die Anklage in seiner Rede nicht gehört oder nicht verstanden: .Um welche Zeit gedenken Sie zu reisen, Herr „Mit dem Schnellzuge um ein Uhr, spät. Aber was —" Er mußte die Frage ungesprochen Mit einer brüsken Bewegung wandte er sich wieder gegen ihren Bater. „Sie haben mich in geschäftlicher Angelegenheit sprechen wollen, und da Sie mir bereits in Ihrem Briefe mit getheilt haben, um was es sich han- steht. Achthatte Ihre Wech- Bitte da sind sie." zimmer und kehrte sogleich zurück, einen länglichen Papierstreifen in der Hand. „Genügt Ihnen dieser Check an Stelle der Zahlung, Herr Delmonte? Wären Sie erst am Mittag ge kommen, wie ich es erwartet hatte, so würde ich die Summe in baarem Blick auf das Papier und faltete es zusammen, um es in die Brieftasche zu stecken, der er die Wechsel des Landgerichtsdirektors entnommen hatte. „Er genügt mir vollkommen", ben rauhen, feindseligen Ton. „Und j nun sind wir ja wohl fertig mit einander? Wenn Sie die Absicht zur Thür hinauszuwerfen, so genie ren Sie sich bitte, nicht!" „Ich weiß nicht, Herr Delmonte, was Sie veranlaßt, eine solche Ab sicht bei mir vorauszusetzen. Aber ich würde Sie unter anderen Umständen freilich gebeten haben, mir sowohl Ihr jetziges Benehmen wie Ihre un verständlichen Worte von vorhin zu erklären." „Sollten Sie Ihnen in der That so ganz unverständlich gewesen sein? Ich kenne ja den Zusammenhang der Dinge nicht, und ich bin auch nicht in der Laune, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. So dumm aber bin ich freilich nicht, daß ich nicht nach der Lektüre Ihres Briefes sofort gewußt hätte, wozu die Regelung unserer Geldangelegenheiten das Vorspiel sein würde, und ich will nicht, daß Sie etwa jetzt mir gegenüber den Groß müthigen herauskehren, weil Sie dar auf rechnen, daß das Schicksal Sie der immerhin etwas peinlichen Noth wendigkeit überheben wird, mir die sich habe, auf dem der Druck des schwersten und grausamsten Schmer zes lag. Mit gehaltenem Ernst, aber vollkommen beherrscht, sagte er: „Ich verstehe Sie immer weniger. Wie ich bisher über die Verlobung gedacht ha be, wissen Sie seit der Stunde, da sie vollzogen wurde. Darüber ist also nicht erst zu reden. Was aber diese Familienverbindung mit unserer Geldangelegenheit zu schaffen haben sollte, ist mir vollkommen unersind slußten Entschluß meiner Tochter, die von der Art unserer sonstigen Bezie hungen noch heute keine Ahnung hat." „Sind Sie dessen so sicher? Fräulein Leonore hätte Ihnen also als Sie plötzlich zum Kapitalisten wurden, nicht den Wunsch ausge drückt, ihrer Zusage ledig zu wer den?" „Mit keinem Wort! Aber —" er brach jäh ab, und etwas Starres, Bersteinertes kam in sein Gesicht. Ein paar Sekunden lang starrte er den anderen an. Dann brach es in furcht barster Erregung aus ihm hervor: „Herr wenn ich Sie reckt ver stände! Wenn Ihre Reden den Sinn !>aben sollen, daß meine Tochter ge wußt hat, daß sie gewissermaßen nur um meinetwillen Aber es ist ja nicht möglich, es kann ja nicht sein ich müßte ja den Verstand darüber verlieren!" „Meinetwegen! Von einem Men schen in meiner Verfassung darf man nicht viel zarte Rücksichtnahme verlan gen. Sie haben mich schon richtig verstanden. Meine Schuld ist es nicht, wenn Sie naiv genug waren, nichts davon zu ahnen. Daß ich kein Interesse daran hatte, Sie aufzuklä ren, werden Sie doch wohl begreisen, und ich hätte e« Ihnen auch ferner erspart, wenn Sie mir nicht gerade in diesem Augenblick mit Ihrem ver glauben Sie, ich allein unter allen Menschen hätte statt des Herzens ei nen Kieselstein in der Brust? Sie monte, denn Ihr Sohn wird mich zugleich mit Ihnen an seinem Lager mit sich zu nehmen." Als müsse er seine Tochter vor et was Schicklichem schützen, trat der monte und sie. „Davon kann nach dem, was ich eben erfahren, selbst verständlich nicht mehr die Rede sein", erklärte er heftig. „Weiter sollst Du die Aufopferung denn doch nicht trei ben, mein Kind! Ich bedaure die Erkrankunz des Herrn Delmonte von Herzen, aber ich kann Dir darum doch nicht gestatten —" „Bergig' unterbrach sie ihn mit ruhiger Entschiedenheit. „Aber hier handelt es sich nicht um Dinge, die Du mir gestatten oder verbieten dürf test. Ich bin die Verlobte Georgs, und ich werde seine Frau sein, wenn er wie ich's aus tiefster Seele wünsche und hoffe dem Leben zu rückgegeben wird. Darum ist mein Platz bei ihm. Kein fremder Wille, auch der Deinige nicht, wird mich hindern können, meine Pflicht zu er füllen." Betroffen blickte Burlhardt auf sei ne Tochter. Nur einmal in ihrem Leben war sie ihm mit gleicher Be stimmtheit entgegengetreten, in der Stunde nämlich, da sie ihm erklärt hatte, daß sie unwiderruflich ent schlossen sei, die Werbung Delmon tes anzunehmen. Damals hatte er erfahren müssen, daß sie, die sonst so Zärtliche und kindlich Ehrerbietige, auch von unbeugsamer Festigkeit des eigenen Willens sein könne. Die Er innerung an jenen Auftritt gab ihm die Gewißheit, daß seine väterliche Autorität ihrem einmal gefaßten Vor satz gegenüber heute ebenso machtlos sein würde, wie sie es damals gewe sen war. Mit einer unmuthigen Bewegui.g der Schultern wandte er sich ab. Delmonte aber tastete unsicher nach der Hand des jungen Mädchens, und als sie sie ihm ohne Widerstreben überließ, sagte er mit einem mühsam verhaltenen Schluchzen in der Stim me: „Verzeihen Sie mir! Ich wuß te ja nicht wie gut, Sie sind." IS. Kapitel. Zwischen fünf und sechs Uhr nach mittags hatte der Briefträger die Abendausgabe der „Tagespost" in der Rüthlingschen Wohnung abgegeben, und jetzt war es sieben Uhr vorüber. Aber die bleiche Frau mit den krank haft umschatteten Augen und den ein gesallenen Schläfen saß am Tische des Wohnzimmers noch immer über dem Blatte, das ihr doch nun längst keine Neuigkeit mehr zu melden haben konnte. Das Aussehen einer wißbegierigen Zeiwngsleserin hatte sie übrigens nicht, denn mit gedankenleerem Blick dieselbe Stelle, auf die kleine Notiz, darin mit wenigen Zeilen von dem auf der Fahrt von New Jork nach Antwerpen verübten Selbstmord des „Millionenbauern" August Wilberg die Rede war. Während sie von Zeit zu Zeit mit einer nervösen Handbe- Leiden verzerrten, blutlosen Lippen ihr selbst vielleicht unbewußt einmal über das andere: „Der Feig ling!" Da schrillte die Thürglocke, und die Frau fuhr zusammen, wie wenn sie unvermuthet von :inem Peitschenhiebe getroffen worden wäre. Aber sie blieb aus ihrem Stuhl sitzen, hoffe sie, stille blieb. Auch nach dem zweiten Anläuten rührte sie sich noch nicht. Als aber das Klingeln lang anhal tend zum dritten Male ertönte, ent- Bon draußen her llang es kurz und energisch zurück: „Ich bin der Krimi nalkommissar Hempel, und ich komme sich auf, löste die Sicherheitsleite und schob den Riegel zurück. „Bitte!" freigab. „Was steht Ihnen zu Dien sten?" „Sie sind Frau Rüthling nicht wahr? Ich wünsche Ihren Mann zu sprechen." Halb mechanisch wiederholten die ihm lassen." „Worin besteht sein Leiden?" „Es ist ein nervöses Kopsübel. Die kleinste Aufregung zieht einen schweren Anfall nach sich und verur- sacht ihm unerträgliche Schmerzen.' „Wollen Sie mir, bitte, den Na men und die Adresse des behandeln den Arztes nennen?" „Wir haben keinen Arzt. Mein „Sie bestehen also darauf, mir den Zutritt zu Ihrem Manne zu verwei gern?" „Ich darf Sie nicht zu ihm lassen es ist ganz unmöglich. Aber „Bedaure!" lautete die kurze Ent gegnung. „Mein Auftrag lautet auf Vernehmung Ihres Mannes. Wenn er so krank ist, wie Sie sagen, kann ich den Zutritt allerdings nicht er zwingen. Aber ich kann nur auf Grund eines ärztlichen Attestes von der Erfüllung meines Auftrages ab sehen. Sie werden also morgen früh den Besuch des Physikus behufs einer Untersuchung Ihres Mannes erhalten, und ich mache es Ihnen zur Pflicht, ihn ohne Weiteres zu Ihrem Manne zu führen. Guten Abend!" Er lüftete seinen Hut und ging. Frau Nüthling, die ihm nicht geant wortet hatte, verwahrte hinter ihm die Thür und kehrte in das Wohnzimmer zurück. Da aber fuhr sie mit erhobe nen Armen und geballten Fäusten in die Luft, und ein wimmerndes Aech zen entrang sich ihrer Brust. Wie eine Irrsinnige lief sie in dem kleinen Raume umher, von einem Ende zum anderen und wieder zurück, als wäre Jemand hinter ihr, der sie mit un barmherzigen Schlägen vorwärts triebe. Plötzlich blieb sie mit keuchendem Athem stehen, und in der nächsten Mi nute nahm sie die Lampe vom Tische, um in das Schlafzimmer einzutreten. Da sah es heute genau so aus wie an dem Tage, wo sie sich hier ange kleidet hatte, um den großen gilben Brief zur Post zu tragen. Die Fen ster waren so ängstlich verwahrt, daß kein Lichtstrahl, aber auch kein neugie riger Blick von außen hereindringen konnte. Das eine der beiden Betten war wohlgeordnet, unter der Decke des anderen aber schienen sich die unbe stimmten Umrisse einer regungslosen menschlichen Gestalt abzuzeichnen. Wieder trat Frau Rüthling an den Schrank, um ihm verschiedene Klei dungsstücke zu entnehmen. Dann schien sie willens, das Gemach zu ver lassen, aber auf halbem Wege besann sie sich eines anderen, setzte die Lampe wieder nieder und ging zu dem Bette, Schwerkranker lag. Mit einem Ruck riß sie die Decke zurück. Was darunter zum Vorschein kam, war nicht der Körper eines Men schen, sondern ein aus zusammenge schnürten Decken, »nd Kleidungsstücken hergestelltes längliches Bündel, das dazu bestimmt gewesen war, einem flüchtigen Beobachter die Formen ei ner menschlichen Gestalt vorzutäu schen. Sie riß es auseinander und warf die einzelnen Bestandtheile acht los im Zimmer umher. Dann erst ging sie hinaus und begab sich in die Küche, um die in einer Ecke stehende große Petroleumkanne auf ihren In halt zu prüfen. Sie nickte kurz, als sie sah, daß das Gefäß beinahe noch bis obenhin gefüllt war, und nahm e» mit sich in das Wohnzimmer hinüber. Eine Weile machte sie sich dann in der kleinen Schreibstube ihres Man nes zu schaffen. Als sie daraus zum Borschein kam, trug sie ein ansehnli ches Bündel von Kassenscheinen in der Hand. Sie legte sie auf die Platte ihres Nähtischchens, nahm einen dicken, wattirten Unterrock zur Hand, den sie vorhin dem Kleiderschrank ent nommen hatte, und setzte sich, um mit behutsamen Schnitten eine der Nähte aufzutrennen, die zur Befestigung des Futters dienten. Der Schein der Lampe, der voll auf ihren Kopf siel, beleuchtete ein geisterhaft fahles, aber in AuS heit gleichsam erstarrtes Gesicht. Frau Adelheid Hermuth hatte wie der eine ihrer allerschlechtesten Nächte. Die schrecklichsten Träume störten den Frieden ihres Schlummers, ohne vollständig zu erwachen, wälzte sie sich doch stöhnend in den Kissen. Plötzlich fuhr sie unter einem hefti gen Hustenansall empor. Noch rang sie röchelnd in halber Schlaftrunken heit nach Luft, als ein heftiges Klir ren wie von zerbrechendem Glase und ein gleichzeitiger gellender Schmer zensschrei aus weiblichem Munde auch die letzte Benommenheit des Schlum mers von ihrem Geiste scheuchte. Und nun mit einem Male wußte sie auch, warum sie nicht athmen konnte und Schmerzen in Hals und Brust ver > spurte. Das Zimmer mußte ganz mit beizendem Rauch erfüllt sein, und es ! bedurfte selbst für Frau Adelheids mehr, um die Ursache zu errathen. (Fortsetzung folgt.) Fiir die Köche. Gedämpftes Fleisch. Man nachdem es gewaschen ist, in sieden dem Wasser einige Male aufwellen und kühlt es in frischem Wasser ab. Ein gutes Stück Butter läßt man geschälte ganz« Zwiebel, ein Stück chen Citronenschale, Salz, Pfeffer, ein paar zerquetschte Wachholderbee -I—2 Löffel Mehl darüber, läßt das len Seilen anbraten, daß es gut Glas milden Essig oder ein Glas Weißwein dazu (wenn man mehr Sauce zu haben wünscht, auch mehr), läßt das Fleisch über gelindem Feu er vollständig weich dämpfen, gießt di« Sauce durch ein Sieb, entfettet sie, verkocht sie mit I—2 Theelöffel in Wasser oder Weißwein ver quirltem Kraftmehl, ivenn man es die Fleischstreifen nochmals darin auf kochen. Man richtet diese sehr kräftigt Suppe, die als ganze Mahlzeit für sich bestehen kann, über fein geschnit tene und geröstete Semmelwürfel an. NudelnmitMohrrüben. 1. bis Pfund geputzte, in Scheiben geschnittene Mohrrüben dünstet man in nicht zu reichlichem Wasser mit Butter und Salz Über gelindem Feuer weich, aber so, daß keine allzulange Brühe entsteht. Inzwischen kocht man 1 Pfund in Stücke gebrochene Nu» deln in Salzwasser weich, gießt sie durch ein Sieb ab, schüttet die Nu deln zu den Mohrrüben, mischt beide? durch und läßt es unter fortwähren dem Schütteln der Kasserolle noch mals aufkochen. Dann schmeckt man das Gericht ab und giebt es in eine erwärmte Schüssel. Nachtisch von Bananen. Man schält Bananen und schneidet sie in Scheiben, begießt sie mit 4 Eßlöf fel Wasser und kocht die Masse ganz, giebt sie durch ein Sieb, thut 1 Thee löffel Citronensaft, 1 Theelöffel Apfelsinensast, 2 Eßlöffel Zucker, 1 Theelöffel Gelatine in 1 Eßlöffel lal tem Wasser aufgelöst hinzu, rührt alles gut durch, füllt in jede Tasse eine Portion von dem Bananenbrei, giebt einen Eierkustard darüber und läßt alles erkalten und fest werden. Man servirt den Pudding mit diin- Tuche wohl aus, überschneidet es ei nige Male und mengt es mit Oel, Es sig, wenig Salz und viel grob gesto ßenem weißem Pfeffer gut durchein ander. Ein Apfel, fein gerieben, da zu gegeben, schmeckt vortrefflich. Englisches Kartoffel- und Fleischgericht. Man schneidet aus einem guten derben Stück Hammelfleisch ober Rindfleisch ungefähr 8 bis 10 handgroße oder kleinere Scheiben, die tüchtig geklopft werden. Außerdem werden je nach Belieben 30—40 kleine Kartoffeln (hat man nur große Kartoffeln, so müssen sie in Hälften oder in dicke Scheiben geschnitten werden) geschält, gewaschen, 10 Minuten in siedenden, gesalzenen Wasser gekocht und aus ei nem Siebe abgetropft. Eine tiefe feuerfeste Thonform oder Thonfchüf sel oder eine nicht zu tiefe Auflauf tüchtig mit gesiebter geriebener Sem mel bestreut, die Karioffeln nebst den Fleischscheiben eingeschichtet, alles mit Pfeffer und Salz bestreut, mit leich ter Brühe, im Nothfall mit Wasser, dem man ein gutes St''ick Butter zu fügte, übergössen, ein Deckel aufgelegt und das Ganze 2 Stunden bei mäßi ger Hitze im Ofen gebacken. Man schineckt ab, würzt nach Bedarf mit richt in der Schüssel, in der es ge backen wurde, auf. Man kann auH die rohen Karioffeln gleich mit ein schichten« wenn man sich die Mühe des Abwellens ersvaren will. Frikadellen von Schwei ne fleisch. Man nimmt Pfund gewacktes Schweinefleisch, ><> Pfund geriebene Semmel, eine Schalotte (Zwiebel), ein wenig fein gehackte Ci tronenschale, drei Eicr, Salz, Pfeffer. Muskatnuß und mengt alles gut un tereinander mit einigen Löffelr Weiß wein. Sodann formt man längliche Klöße aus der Masse, bäckt sie hellbraun und servirt sie zu Kraut. Kohl oder gemischtem Salat.
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