Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 29, 1910, Image 6

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    »m ««»««.
von Dorothea Goebeler.
Kind, ein fröhliche» irind warst du.
Sahst lachend »n's Leben hinein.
Find da» Leben, -S grüßte und >»>»!--
G '
Lustschlösser sahst du »Kindischen Spiel
erhofftest, es ivar nicht viel,
I!ur Glück, ein wenig Glücke
«die Jahr- schwanden, du wuchsest Hera»
Im Dienste der Arbeit, der Pflicht,
Mer schwärmende Jüngling wurde zum
Was du geschaffen ohn' Ruh' und Rast.
Wer ist es. der es weih? ,
Dein war die Mühe u»o dein die Last,
Den andern wurde der Preis.
lind dennoch, dennoch hieltest du still.
Warfst trcchig das Haupt zurück
Und wachst: „Laß gehen, wie« gehe»
»will, »
?»d trübe der Augen Blick:
Du arbeitsmüder,
Die Erbschaft a«S Amerika.
Erzählung »on E, Dyall,
„Tag, Tom Nowlty, alter Jung«,
wie geht's dir? Du siehst ja mächtig
angegriffen aus!" „Bin ich auch!" i
bestätigte der Angeredete und ließ sich j
mit hinein Seufzer der Erleichterung j
auf einen Stuhl des bescheidenen Re-
jtaurants fallen. „Kellner, ein Glas
Bier! Mir ist die Kehle wie ausge- i
trocknet." >
„So, wovon denn?" erkundigte sich i
Jim Carey von seinem Tisch aus.
„Denle nur, seit vollen zwei Stun
den rede ich mir den Mund fußelig, >
um eine Frau zu überreden, daß sie
meine Schwiegermutter wird."
Carey lam intereffirt näher und i
setzte sich zu Tom an den Tisch.
„Ja," nickte er, „dann verstehe ich,
warum dir die Kehle trocken ist. Aber,
jann man dir wenigstens gratuli-.
Ten?" !
„So gewissermaßen ja. Aber '
schwer hat sie mirs gemacht. Sieh
mal, in der Schule habe ich's ja nicht
weit gebracht; mein Vater konnt«
«den nicht so viel für mich thun, wie
deine Eltern für dich. Aber jetzt habe
ich doch ein gutes Auskommen. Mein
kleines Colonialwaarengefchaft ist
«ine Goldgrube und das Haus ist
beinahe schuldenfrei. Wie hatte ich '
mich darauf gefreut, daß mein Mädel
endlich einziehen sollte!" Tom Row
ley seufzte schwer.
„Ich denke, die Alte hat deine Wer- >
rey ungeduldig ein.
Aber Tom ließ sich nicht ablenken, j
„Ich sagte dir ja schon, bedin
gungsweise! Erst sagte sie mir alle!
möglichen Verbrechen aus den Kopf >
zu. Und als ich mich zu keinem beten- !
Den konnte, fragte sie mich aus, was
mein Geschäft einbrächte. Na, ich bin.
ja von Natur ziemlich offen, aber die
Fragerei wurde mir doch beinahe zu
viel. Zuletzt sagte sie, eine Erbin wie
ihre Tochter könnte eine ganz andere
Partie machen."
„So?" erkundigte sich Carey neu
gierig. „Deine Braut ist also reich?"
„Na, so schlimm ist's nicht! Zwei
bis dreitausend Pfund hat sie ja wohl
zu erwarten, wenn ihre Mutter stirbt
Aber dann fragte mich die Alte,
ob ich noch irgendwas erben würde
ten."
„Und was sagtest du?"
„Mir fiel bloß mein Onkel Jerry
«in, der schon seit seiner Kindheit in
Amerika lebt. Und dann sagte sie,
alle Mitgiftjäger redeten immer vo»
mal was von ihm?"
„Weiß der Himmel! Ich habe ihn
noch nie gesehen, und vielleicht ist ihm
hätte selbst schon StX) Pfund erspart,
da sagte sie, wir dürften uns verlo
ben. sobald ich noch SOO Pfund ge
spart hätte. Sieh mal, Ansprüche darf
sie schon machen für ihre Tochter. Ihr
verstorbener Mann war doch ein sehr
reicher Schlächtermeister."
Jim Carey wurde aufmerksam.
„Du sprichst wohl gar von Frau
Grey?"
'lls
mrrksam wurde und ihm einen mitlei
digen Blick zuwarf.
„Zu denken, daß ein lumpiger
Krämer mich ausgestochen hat!'
knirschte er. „Daß ich mir das schöne
Geld so entgehen lassen konnte! Und
sie aus vollem Halse und nun zieht
sie ihn vor!"
Je mehr Jim über diesen Gedan
ken grübelte, desto fester war er über
zeugt, daß ihm himmelschreiendes
Unrecht geschehen sei und daß er sich
rächen müsse. Tom mußte für seine
„Anmaßung" bestraft werden!
Er sann und sann. Plötzlich schlug
er sich aufs Knie und murmelte mit
teuflischem Lächeln: „Ja. so muß es
gehen! So, Tom Rowley, also du
willst Hanna Grey Heirathen! Und
einen reichen Onkel Jerry hast du in
Amerika! Na, warte! Der Onkel wird
dir nicht schlecht im Wege sein! Frau
Grey soll bald genug von dir haben!
Und dann ade Verlobung!"
Die Nacht widmete Carey der wei
teren Ausgestaltung seines Planes,
und der frühe Morgen sah ihn un
terwegs zu einem verkommenen ehe
maligen Anwalt von zweifelhaftem
Rufe, der auf den Namen Bunker
hörte. Er fand ihn auch richtig in sei
n«r Stammkneipe niedersten Ranges
und durchaus nicht abgeneigt, zu so
früher Stunde schon Geschäftliches zu
besprechen, vorausgesetzt, daß sein Be
sucher für die nöthige Anfeuchtung
feiner Kehle sorgte.
Schweigsam und bedächtig trin
kend hörte sich der Exjurist den Vor
trag seines Gegenübers an; als die
ser geendet hatte, blickte er tiefsinnig
in sein Glas. Endlich ließ er sich
„Also, Herr Carey, hören Sie zu,
ob ich Sie recht verstanden habe. Ein
junger Mann, namens Tom Rowley,
hat einen reichen Onkel, Jerry Row
ley, irgendwo in Amerika. Ich soll
nun einen Aufruf nach besagtem Tom
Rowley erlassen und ihn glauben ma
. chen, sein Onkel sei gestorben und
habe ihm eine Menge Geld ver
„Ganz recht; Sie Haben's erfaßt!"
„Aber was dann? Worauf wollen
Sie hinaus?"
„Nach einer Reihe von Erkundun
gen und Weiterungen setzen Sie eine
Zusammenkunft mit ihm fest. Ich
werde auch da fein und es einzurich
ten wissen, daß auch Frau C,rey und
Tochter anwesend sind. Sie sagen
dann, daß überhaupt kein Geld da
ist, und ich werde ihn dann beschuldi
gen, er habe Sie gedungen, um Frau
Grey vorzureden, er habe Geld, da
mit sie nichts mehr gegen eine baldige
Heirath der beiden einzuwenden ha
be."
„Ah, ich verstehe! Und Sie —"
„So wie ich Frau Grey kenne, wird
sie wüthend sein, und Tom kann sei
ner Verlobung mit Hanna »achpsei
fen!"
„Aha! Und dann wollen Sie —"
„Das ist meine Sache! Wollen Sie
das Geschäft machen?"
! „Wieviel?"
l „Hundert gleich und hundert nach
! her!"
„Mit Vergnügen, Herr Carey!
! Aber ich habe mich da neulich in ein
Geschäftchen eingelassen, das mir ein
Erscheinen in allzubreiter Oeffentlich
keit vorderhand verbietet. Wenn ich
aber einem Freunde die Sache über
tragen dürfte —"
,Mie Sie es machen, ist mir egal,
wenn ich nur meinen Zweck erreiche!"
„Dann also abgemacht!"
Das saubere Geschäft wurde noch
mit einigen Glas begossen, Jim Ca
rey zahlte seinen Hunderter und
machte sich hoffnungsfroh davon.
Ahnungslos und vergnügt in dem
Bewußtsein, seine Hanna sicher zu
haben, ging Tom Rowley seiner Ar
beit nach.
Etwa vierzehn Tage später jedoch,
al2 er Morgens seine Zeitung ent
faltete, fuhr ihm ein Freudenschreck
durch die Glieder. Da stand groß
„In Sachen Jeremias Rowley.
Gesucht die Erben des in New Or
leans verstorbenen Rentiers Jeremias
Rowley. Auskunst über Thomas
Rowley, James Rowley oder Wil
helm Rowley, die Neffen des .'blas
sers, erwünscht. Hanson und
Blake, Rechtsanwälte, London, E. C.,
Fox Court 186."
„Da ist kein Irrthum möglich! Mein
Onkel in Amerika hieß Jerry, und
Jim und Willi sind meine Brüder.
gehen wir zusammen zu Hanson und
Blake und holen das Geld."
Carey hatte gleichfalls den Aufruf
seiner Idee sehr zufrieden. Bunker
war doch ein Mordskerl! Was hatte
uns drei Brüdern ISOO Pfund hin
terlassen. Heute früh war ich bei dem
Rechtsanwalt."
„Herzlichen Glückwunsch! Das nen
ne ich Glück!"
„Danke schön, Jim. Ich dacht's
mir, daß du dich freuen würdest,
darum tam ich auch her. Meine Brü
der wissen noch v»n nichts, sie sind
gerade verreist."
„Und was sagt Frau Grey?"
„Ja, denk' dir nur, die will nicht
eher daran glauben, als bis sie das
Geld baar auf dem Tische liegen sieht.
(7ie denkt, ich betrüge sie, um Hanna
Geld?""'
„Ist noch nicht bestimmt. So was
dauert immer seine Zeit. Ich denke
in ein paar Wochen."
„Ich möchte wohl dabei sein, wenn
die Sache zum Abschluß kommt."
„Warum nicht? Ich lade dich auch
feierlichst als Brautführer ein."
„Danke, lieber Junge, mit dem
größten Vergnügen."
„Weißt du," fuhr Tom fort, „wie
wir es machen werden? Wenn das
Geld bereit liegt, bestelle ich den
Rechtsanwalt zur Frau Grey und
lasse rs mir im Beisein von Hanna,
ihrer Mutter und dir auszahlen."
„Ganz recht." lächelte Jim freund
lich, „und über das Hochzeitsfest spre
chen wir gleich danach. Vergiß nicht,
mich zu benachrichtigen!"
„O bewahre! Das wird ein Glücks
tag für mich, denn Frau Grey kann
doch ihre Einwilligung nicht mehr
versagen, wenn sie das viele Geld
sieht!"
„Das viele Geld!" hohnlächelte Ca
rey, als Tom weg war, hinter ihm
her. „Eine nette Bescheerung wird
das für dich werden!"
Ein Tag nach dem anderen ver
ging, ohne daß Bunker auch nur das
Geringste von sich hören ließ, und als
drei Wochen um waren, verlor Carey
die Geduld und beschloß. Bunker mit
aller Vorsicht aufzusuchen, um ihn
ein bischen anzutreiben. Aber er
brauchte fxinen Entschluß nicht aus
zuführen, denn er erhielt eine Karte
von Tom: „Komm morgen Abend um
7 Uhr zu Frau Grey; der Rechtsan
walt wird auch kommen."
Jim Carey lächelte schadenfroh
beim Lesen dieser Epistel. Jetzt war
Am nächsten Abend fand er drei
erwartungsfrohe Menschen vor. Tom
sonnti sich in dem freundlichen Lä
cheln seiner geliebten Hanna, und
selbst die gestrenge Schwiegermutter
hatte sich zu einem Schimmer von
j Freundlichkeit aufgeschwungen. Der
Anwalt war noch nicht da.
Als zwanzig Minuten über die
festgesetzte Zeit verstrichen waren, be
merkte die alte Dame scharf:
„Na, Herr Rowley, ihr Geld scheint
ja nicht zu kommen! Ich muß sagen,
mir kam die Sache gleich sonderbar
. vor!"
„Sie meinen doch nicht —" begann
! Tom.
! „Jawohl meine ich. Rowley! Was
> denken Sie eigentlich davon, Herr
!'Carey?"
Diesem kam die Frage sehr gele
gen.
j „Ich?" lachte er laut uis» hohnvoll,
- „ich habe nie recht an diese Erbschaft
geglaubt. Aber ich lasse mich gern
! überzeugen. Tom soll jedoch, wie mir
von z.inz glaubwürdiger Seite mitge-
theil, wurde, im Gespräch mit einem
l sehr übel beleumdeten Linksanwalt
! gesehen worden sein, urtd wenn etwa
> der oder ciner seiner Helfershelfer
! hier auftaucht und sich mit Entfchul
! digungen über Irrthum oder Verzö-
gerung in der Auszahlung einführen
, sollte, so halte ich es für meine
I Pflicht, die beiden einer schändlichen
> Verschwörung zu zeihen."
j „Was was soll das —" keuchte
. Tom.
i „Ja," fuhr Carey unbeirrt fort,
„um eine so reizende Dame, wie Frau
, Srey, der Gesellschaft ihrer liebens
! würdigen Tochter z.i berauben."
i „O du du Schuft!"
! „Mäßige dich! Da kommt jemand.
! Das wird wohl dein sauberer Com
l Lachen. 5 b
! „Seben Sie?" fiohlockte Carey.
! „Was '.)abe ich Ihnen gesagt?"
! „Ich wußte es ja! Ich wußte es!
, rief Carey.
! Der Rechtsanwalt wendete sich er
staunt ihm zu und musterte ihn
.scharf. h 'ch sth 'cht
„Oh." schrie Carey, „Sie werden
es früh genug verstehen! Frau Grey.
Sie sind das Opfer eines ganz gemel
,Ö, gleich von Anfang an, sowie
d«r Aufruf «rschitn."
.Und trotz dieser Kenntniß haben
i Sie geschwiegen?"
Carey stutzte. Das war ja vollkom
men gegen die Abrede! Der junge
Mann war offenbar sehr ungeschickt!
i „Erst heute bestätigte sich mein
, Verdacht. Ich traf Bunter, und auf
- mein Drängen sagte er mir die
> Wahrheit," erzählte Carey und ver
suchte dem Anwalt ein Zeichen zu
geben.
l Aber dieser reagirte nicht darauf,
i Unbeirrt fragte er weiter:
„Sie haben Bunker getroffen?
> Wo?"
„In der Stadt."
> Jetzt kam aber auch der Anwalt
aus seiner Ruhe. Empört rief er:
i „Mein Herr, ich weiß nicht, wer
! Sie sind, aber wenn ich sage, daß Sie
vorsätzlich die Unwahrheit sagen, so
i drücke ich mich gelinde aus. Bunker ist
vor genau fünf Wochen, also zwei
1 Wochen vor unserem Aufruf wegen
Betrugs verhaftet und zu sechs Mo
» naten Gefängniß verurtheilt worden.
Mir ist der Fall rein zufällig be
e iannt, denn mit einem solchen Eh
- renmann hält man natürlich keine
> Gemeinschaft."
Z Carey mußte erkennen, daß sein
, Spiel verloren war. Der Aufruf war
wirklich echt!
- „Aber was bedeutet denn das al
» les?" fragte nun Rowley, der sich
, endlich von seinem Staunen erholte.
„Wie ich vermuthe, hat sich dieser
- Mensch hier mit Bunker zusammen
i gethan, um Ihnen zum Zwecke der
r Erpressung von einem falschen Legat
Z Kenntniß' zu geben, und unser Auf
ruf traf zufällig damit zusammen.
- Ich rathe Ihnen, ihn sofort dem
i Staatsanwalt anzuzeigen."
„lch fühle mich aber viel zu glück
lich ,um mich mit solchen Sachen auf
" zuhalten. Lassen Sie ihn laufen!
Und nun zu meinem Geschäft!"
«Ja, junger Herr," warf Frau
Grey majestätisch ein, „Sie kommen
' hie? herein und reden von Verzöge-
rung und Irrthum. Wenn Sie das
Geld haben, zeigen Sie es doch."
„Ich hatte nur bemerken wollen,
° gnädige Frau, daß die Verzögerung
meines Eintreffens daran lag, daß
° ich mich im Zuge irrte. Hier ist das
Geld, Herr Rowley, wollen Sie es
bitte durchzählen."
Carey drückte sich geschickt zur Thür
. hinaus.
' tirte!"" °
„Mein lieber, lieber Schwieger
° söhn!" schluchzte Frau Grey ganz
exaltirt und fiel Tom um den Hals.
Dieser sträubte sich unwillkürlich ein
wenig unter dieser unerwarteten Lieb
kosung. Der Anwalt blickte lächelnd
von der zärtlichen Gruppe auf das
' Aha! et wird mir auch tlr
Grund klar! Meine herzlichsten Glück
s
r Erst im 17. Jahrhundert erlernte
" waren es, die zuerst die Herstellung
des Gefrorenen entdeckten. Um 1760
" eröffnete ein gewisser Procopie Cul
belli in Paris ein Caf6, in dem zuerst
Gefrorenes verabfolgt wurde. Die
neue Delikatesse' wurde schnell be
' rühmt, man erweiterte den Kreis der
" Zusätze, Fruchtsaft und Blumenessen
'' ersonnen hatte, und auf das er sehr
' stolz war. 1774 zeigte Culbelli dem
' Herzog von Chartreuse, der sein Caf6
" öfters besuchte das Verfahren, mit
" dem er sein Gefrorenes herstellte.
Die Kochkünstler begannen sich damit
' zu beschäftigen.
Aber die große Zeit des Gefrore
nen, sein Triumph in der Gesellschaft
Küchenchef, der aus übertriebener Ge
. wissenhaftigkeit Selbstmord verübte,
weil zu einem großen Diner die be
stellten Fische nicht zeitig genug ein
i trafen. Vatel war der Küchenchef
» Ludwigs von Cond6; »ls König Lud
wig der Sechszehnte den Sieger von
, Rocroy in Chantilly besuchte, setzte
Vatel sein ganzes Können ein, um die
illustre Gesellschaft durch ein unver
- gleichliches Mahl zu verblüffen. Zum
» nes!
. Vielbeschäftigt. Vorge
" fetzter: „Sie scheinen viel Fliegen hier
Z« der Irre.
Am Telephon im Direktorialge
«äude der Irrenanstalt klingelte es.
Sofort eilte der Unterarzt Dr. Nie
dener herbei und führte den Schall
empfänger ans Ohr.
Scharf kam's aus dem Apparat
in dem Tonfall des Her-
Nr.' MI?" '
„Mit Nr. 311?" lautete die ängst
liche Gegenfrage.
„Ja, gewiß, mit Nr. 311. Ich
mache eben meinen Rundgang. Nr.
311 fehlt im Zimmer. Die Thür
steht auf. Was soll das heißen?"
„Ich habe das junge Mädchen vor
hin noch angetroffen."
„Na, zum Tausend noch mal, wo
ist es denn?"
„Ich weiß es wirklich nicht, Herr
Direktor."
„Schöne Geschichte das! Kommen
Sie schleunigst herüber!"
„Sofort!" entgegnete Niedener,
begab sich eiligst in den Pavillon, w»
die an Verfolgungswahnsinn Leiden
den untergebracht waren. Er that es
mit gemischten Gefühlen, denn er
war sich klar darüber, daß der Herr
Geh. Medizinalrath Professor Dr.
j Bertram ihm wegen des Fehlens der
Kranken gehörig den Kopf waschen
Er hatte sich nicht getäuscht. Auf
dem mit einem Läufer belegten Gang
5 des Pavillnos kam ihm Betram ent
' gegen und richtete auf ihn einen Ha
gel von Vorwürfen, ohne ihn über
haupt zu Worte gelangen zu lassen.
Als er es wagte, einmal einzuwerfen:
„Herr Direktor, ich kann doch...",
unterbrach ihn dieser brüsk: „Keine
faulen Ausreden, mein Lieber! Ich
liebe so etwas nicht. Sie sind mir
l für den Pavillon verantwortlich.
Also fällt all- Schuld auf Sie. Das
Versäumniß ist geschehen. Sorgen
Sie nun dafür, daß es augenblicklich
j-n!"
Der Geheimrath öffnete das näch
ste Zimmer und verschwand darin.
In Niedener kochte und wallte es.
„Sich so was bieten lassen zu müs
sen, es ist ein Skandal," knurrte es
in ihm. „Sagen darf man obendrein
nichts, denn sonst wird einem noch
der Stuhl vor die Thür gesetzt. Man
muß es sich ja zur Ehre anrechnen,
unter dem berühmten Psychiater thä
tig sein zu können." „Warte, mein
Junge," fügte er halblaut hinzu, als
der Wärter den Gang heraufkam,
„dich will ich mir schon kaufen."
Das Gewitter seines Ingrimms
entlud sich über dem unschuldigen
„Natürlich wieder die Thür aufge
lassen! Wie oft habe ich Ihnen schon
gesagt, daß Sie nach jedem Zellenbe
such zweimal zuschließen und den
Schlüssel abziehen sollen."
„Ach was, ach was! Das Fenster
ist vergittert. Also kann die Bremer
nur durch die Thür entschlüpft sein."
' „Herr Doktor, Sie sind zuletzt..."
„Sie sind das Karnickel, Lehmann,
und damit basta! Suchen Sie mit
Simon das Haus, den Garten usw.
ab. Aber ein bischen Dalli. Verstan
den?"
wie Dummkopf, wagte aber keinen
offenen Widerspruch. Die beiden
Wärter suchten mit peinlichster Sorg
falt die ganze Anstalt ab, doch keine
Spur fand sich von der Entflohenen.
Als sie den Mißerfolg dem Unter
arzt meldeten, gerieth er in eine hoch
gradige Aufregung. „Zum Donner
men Sie denn wieder hierher? Da
geht ja völlig unnütze Zeit verloren.
Sofort die Umgegend abgesucht!
Zwangsjacke nicht vergessen!"
das er die Treppe vor seinem Hause
„Was Du nur für Angst hast,
Schatz; ich fühle mich so stark," er
widerte das elfenhafte Frauchen und
drückte seinen Arm an sich.
„Nur nicht zu übermüthig! Be
denke wohl, es ist Dein erster Aus
„Unferes Knaben," klang's glück
selig zurück.
„Wie gnädig ist uns Gott gewesen,
"t, z d
dulden müssen, wieviel, wieviel!"
„Die Noth ist ja vorbei. Es ist
wieder Sonnenschein geworden."
..Immer!"
Gelgesang wiegte sich in den Lüften, j
Kein Wort kam lange Zeit über
Da plötzlich schrillt's und kreischt's
in die Stille, in den Frieden hinein.
Wie Sturmwind saust's die Allee
herunter.
„Was ist das. Ernst?" stößt »die
„Mir ahnt Unheil, Ernst," sagt
Arm.
halt. Wie ein wildes Thier fletscht es
die Zähne, weißer Gischt steht vor
dem Munde. Irrlichter flackern in
„Mein Gott, mein Gott!" keucht
schritt eilen die Wärter herbei.
„Gott sei Dank!" seufzt wie erlöst
der Gatte.
Instinktiv dreht sich die Wahnsin-
Mit einem Satz ist die Mutter
sein. Mit vollster Wucht hat er si^h
digen.
Erst den Wärtern gelingt es, ihr
das Kind zu entreißen und die
staut sich die Menge ob des seltsa-
Der Mann trägt im Arm sein
junges Weib noch Haus. Acht Tag«
später steht er an einem unter einem
dch k '
Ein dänischer Freund Knut Ham
suns erzählt das folgende kleine Er
lebniß, das er vor einiger Zeit mit
dem norwegischen Dichter gehabt hat.
Hamsun und der Däne saßen in ei
nem der größeren Kopenhagener Ca«
f,'>s zusammen. Es war spät Abends.
Die Laune Hamsuns war alles An
dere als rosig, nichts war ihm recht,
und seine Urtheile über die Welt und
die Menschen waren noch viel schärfer,
als sie sonst zu sein Pflegen.
Da fiel der Blick des Dichter!
plötzlich auf das Büfettfräulein, das
hinter dem Büfett stand; sie war
nicht mehr jung, und schön war sie
wohl nie gewesen. Sie siel durch ihr
müdes und abgearbeitetes Aussehen
aus; sie war zum Umfallen abge
spannt. Als Hamsun das alternd«
Mädchen eine Weile betrachtet hatte,
wurde fein Ton ein anderer und^er
mittag und Abend sieht sie da; fast
kann sie sich nicht mehr aufrechter
halten. Und sie verdient vielleicht nicht
ein Zehntel von dem, was wir hier
vertrinken. Ich will sie heute Abend
froh machen. Was machen wir? ....
Ich habe es! Sie soll Blumen haben,
Rosen, den ganzen Tisch voll Ro
sen! " „ ... Aber heute Abend
können wir keine Rosen mehr auf
treibe». die Läden sind schon längst
geschlossen," warf der Freund ein. .
„Man wird doch wohl im Tivoli Ro-
Tivvli schließt gleich!" „Aber es
giebt wohl Droschken! "
und einen Augenblick darauf
machte Hamsun eine Verbeugung und
verließ das Lokal.
Schreckliches Erwache». i
Hein Mensch nach Kürbiß trägt Ver«
Ein Pinselbursche kommt vorüber,
(Bon Max und Moritz das Kaliber.)
Sein Bubenhirn durchzittert plötzlich
Sich skrupellos zur Pinselfläche.
Frau Lehman fährt aus Morpheus
Armen
Und beut ein Bild zum Gotter
barmen!
Denn ob dem Anblick, der sich zeigt,
Ihr Schwerpunkt sich ins Feucht«
neigt:
Ei" Sch tz"
singen/' H S
nicht etwa einen Fahrstuhl verschluckt
Zu devot. Chef (zum An
gestellten): „Nun, Sie haben wieder
Der Blumeohut.
„Ach. Männchen, rathe mir doch,
was noch auf meinem Hut passen
würde?"
»Eine Gießkanne!"