Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 29, 1910, Image 2

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    Aollcgeniosheit.
Schauspieler Neidig ist in einem
Stücke unbeschäftigt und sagt zu sei.
nein Rivalin Schminkler: „Heute pas>
sirt Ihnen während der Vorstellung
«twas, was Sie noch nicht erlebt ha
ben!"
Am Abend ist Schminller in der
Vorstellung höchst aufgeregt. Der
erste Akt geht jedoch glücklich vorüber,
In der Zwischenpause meldet ihm der
Theaterdiener, daß ihn Jemand, der
beim Eingang zur Bühne wartet, zu
sprechen wünscht.
Ganz verstört denkt er an die Er
füllung der ihm widerfahrenen Ver
heißung und begiebt sich klopfenden
Herzens an den Theoterausgang,
Dort steht sein Kollege Neidig und
empfängt ihn schadenfroh mit folgen
den Worten: „Meine Prophezeiung
geht jetzt in Erfüllung! Es ist wohl
dos erst- Mal. daß Sie während der
Borstellung herausgerufen wurden!
Gute Nacht, Herr Kollege!"
Ein Hoffnungsstrahl.
Gestürzter Radler: „Herr
Professor, wie viele Knochen hat
Professor: „Zweihundertsünf-
und vierzig!''
Radier: „Gott sei Dank, dann
den sein!"
—Undankbare Geschichte.
Bauer (zu seinem Bruder, bei dem
wullt'!"
In der Spitzbubrnsamilie.
Frau: „Du, Ede, ich brauche einen
Tropfen Benzin, um Deine Weste zu
stehlen kannst!"
Verhängn! ß. Bekannter:
Verkehren Sie denn mit Ihrem
Schatz nicht mehr? Er schrieb Ihnen
sonst doch alle Tage einen Brief!
Fräulein: Ja, eben deshalb ist es
aus! Die Briefe brachte immer ein
so hübscher Briefträger, und nun ist
der mein Schatz!
Doppelter Verlust.
Dame: „Sie Aermster! Trotzdem
Sie todesmuthig Ihrer Gattin nach
sprangen, war es Ihnen doch nicht
möglich, sie dem nassen Elemente zu
Di e Mutter sagt zu Moritz-
Geistesgegenwart.
Ein Leutnantspapa überrascht früh
Morgens seinen Sohn mit einem Be
such und findet den flotten Marsjün
ger in voller Uniform im Bette lie
gegen Morgen von einem überaus
feuchtfröhlich verlaufenen Liebesmahl
nach Hause gekommen, und zwar in
einem Stadium, in dem man das
Entkleiden zuweilen vergißt. Papa
schlägt entsetzt die Hände zusammen.
„Aber, Egon, was —"
„Ja, Papachen," fällt ihm der Fi
lius rasch in'» Wort, „da siehst Du
wieder einmal meinen Diensteifer. So
schlafe ich nun schon seit drei Tagen,
da Garnison jede Nacht Alarm er
wartet!"
Der erste Patient.
s- >, >
alles auf jetzt warte ich auf Ihren
Doktor feit drei Stunden!"
Diener: „Das ist noch gar
nichts, Euer Gnaden, ... wir war
ten auf Sie schon fünf Monate!"...
Schön gesagt. Fritzchen
(nach einer Züchtigung mit dem Rohr
stock): „Wenn die Erziehung der Kin
der hinten nicht so weh thun
Der Geiz. „Der alte Geiz
hals sollte doch zufrieden sein mit dem
Gelde, das er hat!"^ — „Ist er ja auch
Ahnungsvoll.
Gatiin: „Ich will über Dein
gestriges Benehmen den Mantel
los^n"?!"''
Der guir Unteroffi
zier. Unteroffizier: „Kerls, Ihr
wißt, ich bin ein herzensguter Kerl,
Euch das!"
Bei der Schmiere.
Direktor: „Den ersten Liebha
ber will ich entlasten! Wie stehen wir
Frau: „Er ist mit zwei Knack
wurst' und einem sauren Hering im
Vorsciuß!"
Reklame. Verleger: Im letz
ten Jahre sind nur etwa ein Dutzend
>T»rch's Ohr.
Sie klappte das Buch zu und ver
theilte die korrigirten Hefte zum letz
ten Male vor den Ferien. Dann
noch einige Worte der Ermahnung,
gute Wünsche, und die Kinder waren
entlassen.
Sie reichte den herandrängenden
kleinen Mädchen die Hände, aber sie
sprach kein Wort. Ihre vor Aufre
gung zitternde Stimme hätte ihre
Freude verrathen können, die größer
war als die der laut davonstiirmen-
den jubelnden Kinder.
„Die großen Ferien" waren für
die Vielgeplagte dasselbe Zauber
wort wie für die lärmende Kinder
schaar. Nicht vom frühen Morgen
bis zum späten Abend die Ausübung
des sich immer gleich bleibenden
Frohndienstes!
Sie hatte sich das Leben anders
gedacht. Wohin hatten ihre Hoff
nungen, ihre Phantasie sie nicht ge
tragen? Was wollte sie nicht alles
erreichen, erringen, erkämpfen? Sie
fühlte Muth, Kraft, Fähigkeit in
sich; und wieviel war davon in die
sen kleinlichen traurigen Sorgen
ums täglich« Brod übrig geblieben?
Ja, wenn sie hätte das Oberlehrer
innen-Examen machen oder gar stu
diren können! Aber dazu hatte es
nicht gelangt, und schweren Herzens
Heute war es überwunden, wenig
stens fühlte sie das Zucken des müde
gewordenen Herzens nicht mehr so
sehr. Sie hatte sich mit dem Leben
gefunden und nahm es hin, wie es
wendetes Verbum, ein unrichter
Satzbau störten. Dieses Sichselbst
leben war es, was sie am meisten
, entbehrte, wozu ihr die Schule nie
! Zeit ließ. Dem. wie sollte sie es
! können, bei abgespannten Nerven und
müder Stimmung!
Diesmal freute sie sich doppelt auf
die Ferien. Sie hatte gespart, sast
sehen, sich mit eigenen Augen von
dessen Schönheit überzeugen, dessen
stärkende Kraft für abgearbeitete,
Es hätte nicht viel grfehlt, sie hätte
/ick/u "ch ,k't
Tod. Fast bei dem Gedan-
ken, ließ er ihre Hand loi, grüßte
stumm und wollte sich entfernen.
Sie sah ihn an: ein von der Son
ne gebräuntes seingeschnittenes Ge
sicht, mit einem ernsten, fast keindse
nernd, welchen Dank sie ihm schulde,
„Mein Herr, wie soll ich Ihnen
danken? Sie haben mir vielleicht das
Fast schüchtern kamen die Worte
von ihren Lippen, als schämte sie sich
ihrer Vergeßlichkeit, ihrer Undank
barkeit.
Jäh hatte er sich bei ihren ersten
gebotene Hand zu ergreisen, ohne sie
„Bitte, sprechen Sie, sprechen Sie.
„Ich muß ihre Stimme noch einmal
So gingen sie nebeneinander her.
Er sprach von diesem und jenem,
fragte sie manches, lai/ter unverbind
liches Zeug und lauschte, wie es
schien, gierig ihren Worten er
Seltsam erschien er ihr.
Er sah sie gar nicht an. Nur ihre
Stimme wollte er hören.
Ich liebe diese wenig geschmackvolle
Musik nicht, aber ich würde in die
sem Fall auch kommen".
Er verstand ihre stumme Frage.
„Sie sehen", er deutete auf seine
Florbinde am Arm, „ich traure. Ich
habe meine Frau, die ich über alles
geliebt habe, verloren. Und Sie
haben Stimme. Wenn Sie
Nun begriff sie seine Bitte. Er
war ein Unglücklicher. Was seine
Augen verriethen, bestätigte sein
Mund.
Bon Mitleid getrieben, versprach
sie zu kommen. Und sie kam und
ging mit ihm abseits der Menschen,
fern der lauten Musik im Monden
schein unten am Strande auf und
ab. l
Bon dieser Stunde an war er ihr
täglicher Begleiter. Sie hatte eigent
lich wenig von dem schweigsamen
Manne, der keine Fröhlichkeit auf
kommen ließ. Sie hatte sich die
Ferienzeit am sonnigen Meer lachen
der gedacht, aber sie ging ihm doch
nicht aus dem Wege. Ja, sie ver
mied sogar die anderen Menschen,
die sich ihr genähert, um sich ganz
ihm widmen zu können. Er brauch
so sympathischen Gefühl des Nöthig
seins lag ihr Lohn. Es brachte ihr
den stillen verschlossenen Mann von
Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde
näher, ohne daß sie stch's eingestand,
eingesehen wollte.
Mit einer Angst, für die sie keine
Erklärung fand, sah sie das Ende
der Ferien heranrücken. Die Stunde
der Abreise war nicht mehr fern,
das alte Joch winkte bereits.
Sie waren, wie er es liebte, im
Boot hinausgefahren. Das Segel
glitt nur langsam, weil der Wind
gering war. Die Schiffer wollten
das Segel einziehen und rudern. Er
verhinderte es und ließ das Boot
treiben. fch '
daß sie morgen nach Hause reisen
werde. Er hatte sie erschreckt, sast
fassungslos angesehen und von dem
Augenblick an nicht mehr gesprochen.
Sie fühlte feine Trauer über ihr
Fortgehen, und auch ihr war das
Herz zum Brechen schwer. Sie wuß
te, daß sie von neuem zu überwin
den anfangen müsse. Sie schauderte
vor den alten Verhältnissen, die ihr
jetzt nach diesem Lichtblick noch uner
träglicher sein würden.
Als sie wieder festen Boden unter
ihren Füßen hatten, machte er ihr
den Vorschlag, nach der Südspitze zu
gehen. Dort waren für gewöhnlich
untergehen sehen.
Sie fröstelte bei seinen letzten Wor
ten. Ja, für sie ging die Sonne
Sie nickte stumm, und sie gingen
schnellen Schrittes dem Ziele zu.
Wäre sie nicht so erfüllt von ihrem
eigenen Weh gewesen, so hätte sie be
merken müssen, wie auffallend bleich
er aussah und wie er mit einem
Er hatte sie vorhin, als sie von der
Abreise gesprochen, zum ersten Male
richtig angesehen. Was für ein lie
bes Gesicht, was für gute, treue Au
gen sie hatte! Sie sah ordentlich
hübsch aus trotz ihres einfachen ge
schmacklosen KleideS, ihrer unmoder-
Freundlichkeit dankte und ihn bat,
auch manchmal ihrer zu denken, da
kam es über ihn.
Er nahm ihre Hände, die sie ihm
willenlos überließ, sest in die leinen,
als wollt« er sie nie mehr fortlassen.
ihn in seiner Trauer verstand Wa
rum sollte es nicht das sympathische
gebildete Mädchen sein? ES stand
allein aus der Welt und er auch.
„Ich kann mich nicht von Ihnen
trennen. Wenn Sie nichts Liebes
in der Welt haben, wenn Ihr Herz
frei ist, so biete ich Ihnen eine Hei
math bei mir. Seien Sie meinen
armen Kindern eine liebevolle, sorg
same Mutter, mir eine gute Freun
din, und ich werde es Ihnen danken.
Ich verlange nicht Ihr Herz, denn
das meine hat die Todte mit in'S
Auf gute Kameradschaft!"
Ein tiefes Erröthen, ein leichtes
Zaudern und sie schlug ein. Sie
bat ihn, sie allein zu lassen. Das
Herz war ihr zu voll.
und dazu den Mann, den sie heimlich
liebte. Das war viel sehr viel,
und doch zu wenig für ihre verlan
verdankte, und rief laut in die Lüfte:
„Die Lebende hat recht."
Und sie war die Lebende!
Seid klug!
Anziehungspunkt— noch nie
mals Bekanntschaft mit einer Vrenn
scheere gemacht hatte.
Heute es sind kaum zwei Jahre
seit jener lichten Brautzeit verflossen
meinte Hans, daß er einige ge
brannte Wellen in meinem Haar ver
misse; dann würde auch die Unord-
Zotteln! Ist eS zu glauben?
Und die lose, mädchenhafte Art deS
Gewandes, einst sein Entzücken, be
deutet heute Vernachlässigung in der
Kleidung. „Warum trägst du nicht
solche feschen Schneiderkleider, wie
meine stattliche Nachbarin heute Nach
mittag im Schiller-Theater?" DaS
war nämlich reinster Gelbstern, Alles
so recht eng und prall ich müßte
ersticken in solchem Panzer!
Meine frische Lebhaftigkeit ist
lichkeit lange nicht so werthvoll wie
Zurückhaltung. Kurz, ich darf nicht
mehr „ich" sein, wenn ich ihm gefal
len will.
Darüber habe ich nun viel nachge
dacht und mir eine Lehre daraus ge
zogen die ich hier zu Nutz und From
men meiner enttäuschten Mitschwe
stern niederschreiben will.
Das ganze Geheimniß liegt näm
lich darin, des Mannes Liebe nicht
zur abstumpfenden Gewohnheit wer
den zu lassen. Sich dem Herrn und
Gebieter stets wieder von einer an
deren Seite zu zeigen; ihm als etwas
Neues zu erscheinen; sich nie vor
ihm gehen zu lassen, ganz besonders
nicht in der äußeren Erscheinung;
stets ein wenig der Mode zu folgen,
wenn auch in sehr gemäßigten Gren
zen, doch so, daß man in Gegenwart
fällt, sonder» ihm immer von Neuem
als begehrenswerth erscheint.
sie vergebt in uns sind,
natürlich nur in geistigem wie kör
perlichem Sonntagsstaat zeigen. Das
ist dann der Moment, wo eine kluge
Frau ihren Mann klug behandeln
muß, so klug, daß er von dieser Be
handlung nichts merken darf. Denn
so wie er die Absicht herausfühlen
würde, hätte sie das Spiel schon ver
— Probates Mittel. „Sa^-
Eine gute Seele.
Herr: „Denken Sie sich, liebe Frau Müller, meinem Hauswirth hat
wenn es einem armen Teufel passirt Ware, der keinen S oschen „i .er Tasche
Sein Malheur. Sie: „Ich
„Ach, warum habe ich das gerade ge
wußt!"
Unerhört. Mutttr (zur
Dir?" „Ach Gott, ich bin auch
Selbstbewußt. '
Professor: „Ihr Gasthaus nennt sich zum „schönen Wilhelm"
hat dies irgend eine historische Bedeutung?"
Wirth: „Der schöne Willem, det bin ick!"
bekomme ich noch ein Stück Kuchen?"
„Warum fragst Du denn? Du hast
ja noch ein ganzes Stück!" „Ja,
Ein Unterschied. Wenn
Tie Zwillinge.
Herr: „Kennt Euer Vater Euch denn immer von einander?"
Zwill ig: „Nein, nicht immer. Wenn einer von uns zweien etwas an
gestellt hat, prügelt er uns beide, um sicher zu gehen!"
Voreilig. Die Dame des
Hauses (zu einem eingeladenen großen
Tenor): „Das letzte Lied haben Sie
wunderbar schön gesungen. Ich war
jedes Wort gehört. Ihre Stimme ist
ja noch schöner geworden." Der
große Tenor: „Aber ich habe noch gar
nicht gesungen. Ich bin erst der
Poetische Jugend Erinneruugeii.
Alter General: „Wenn ich so die jungen Leute tanzen sehe, muß
ich immer gleich an meine eigene Jugend denken."
Dame: „So! ... Da waren Sie wohl auch ein flotter Tänzer?"
Alter General: »Das nicht...aber gerade so geschwitzt habe
ich... !"
FeineGesellschast. Zech
preller: „Kellner! Eine Flasche billi
gen Tischwein!" Freund: „Bestell'
doch lieber Johannisberger! Auf ein
Entbehrlich. „Also Deine
beiden Nachthemden willst Du verkau
fen, Johann? Warum denn?" „Ich
brauche sie nicht mehr. Ich bin doch
—E ine Gerberei. Ein Frem
der kommt in eine aroße Stadt, be
den dreizehnjährigen Knaben: „Was
ist das für ein Gebäude?" Antwort
des Knaben: .Eine Gerberei."