Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 22, 1910, Image 6

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    Ta« eillsainc Machen.
Von Fritz Stöber.
Entgleist.
Aufregung und Wirrwarr herrsch
ten auf der »einen Bahnstation Bir
kenthal. Hundert und etliche Schritte
vom Stationsgebäude entfernt, in
der Richtung nach Köln, lag neben
dem Bahndamm, tief eingewühlt in
«in Rübenfeld, eine von den Schie
nen abgesprungene Lokomotive. Nie
mand kümmerte sich um das ver
stümmelte, immer noch von Dampf
umschwebte und leise zischende eiserne
Ungethüm; alle verfügbaren Arbeits
kräfte waren mit der Ausbesserung
und Wiederfreimachung der Geleise
beschäftigt.
Die vor einer halben Stunde ein
getretene Katastrophe hätte schrecklicher
werden können, wenn die Kuppelung
zwischen der Lokomotive und dem
nächsten Personenwagen nicht rechtzei
tig gerissen wäre. So waren ihr,
abgesehen von einem halben Dutzend
nur leicht Verletzter, blos zwei Men
schenleben zum Opfer gefallen: der
Maschinist und Baron Kurt von Ey
nach, ein reicher, hannoverscher
Grundbesitzer. Dieser hatte, die Ur
sache des plötzlichen Stoßens und
Stampfens zu erkunden, über die
Fensterbrüstung eines Abtheils erster
Klasse sich hinausgelehnt, die Thüre
war aufgeflogen, und der Baron, sei-
Winke? ""
Rittmeister Hugo Werneck hatte in
dem verunglückten Baron seinen be
ra. Rittmeister Werneck vor fünf Mo-
Zkurt?" Diese Frage hatte der Bräu
streut und gar nicht so gesprächig wie
sonst. Aber ein prächtiger Mensch!
Wie treu ist er mir immer zur Seite
lichkeit an ihre Stelle gesetzt hatte.
Aus seiner schmerzvollen Versun
kenheit im Winkel des Wartezimmers
wurde Werneck durch einen Bahnar
deiter aufgestört. Der Mann trat
an ihn heran mit einem zusammen
gefalteten Papier in der Hand. „Habe
das da draußen gefunden," sagte er,
»ist vieleicht aus einer Tasche des
verunglücken Herrn gefallen, als wir
Werneck warf einen flüchtigen Blick
auf das Billet und erkannte die Hand
schrift seiner Braut.
„Gehört mir." erklärte er kurz.
Ein paar Minuten fingerie er, im
mer noch halb geistesabwesend, an
dem Papier herum, dann entfaltete
>«r's mechanisch und ebenso mechanisch
fing er an zu lesen. Er war mit den
Gedanken nicht bei der Sache, und
über die Zeilen, ehe es ihm aufdäm
merte. daß sie ja gar nicht an ihn
gerichtet waren, nie in seine Hände
sein.
gespannter Aufmerksamkeit.
Ja, was war denn das? Ihn
traf's wie ein Keulenfchlag. Die
Das Billet lautete:
„Ich komme nach Buchenau gegen
vier Uhr, noch vor Dir. Du findest
mich am alten Rendezvousplatze oder
auf dem Wege dorthin. Bom Bahn
steige rechts ab, über die Wiese, nach
Deine Laura."
Weder Datum noch Anrede, dieser
Mangel aber konnte die Bedeutung
weite, als er mit plötzlich erlangter
Kaltblütigkeit den Fall zergliederte:
Buchenau! Das war die letzte Sta
tion vor Ramsau richtig! Ey
nach hatte ihm ja gesagt, er wolle !n
begrüßen und mit dem nächsten Zuge
nachkommen. Ueber die Wiese nach
dem Erlenwäldchen! Dort wartete
Laura wahrscheinlich schon lange auf
Uhr. Abgefahren war sie von
3 Uhr 30 Minuten und noch vor 4
Uhr in Buchenau gewesen. Auf dem
der Freund, den er für den hochher
zigsten Menschen gehalten! Ja,
war's denn wirklich möglich, oder
äffte ihn ein Spuk?
In Werneck's Kopfe fingen die Ge
— Nach Buchenau? Ja, warum
denn? Vielleicht war Alles nur
eine Mystifikation. Laura gar nicht
Ramsau. Aber der Brief! Die
ans Ziel! Klarheit! Gewißheit!
der zum Perron führenden Thür.
Noch ehe er sie erreicht hatte, trat
der Stationschef ins Wartezimmer.
„Hilfslokomotive schon signalisirt,"
meldete er; „wird gleich einlaufen
und ankoppeln. Die Strecke ist frei.
Zug hält in Buchenau?" fragte Wer
doch hier, Herr Rittmeister? Wollte
Barons können dann immer noch
Der Stationschef schüttelte ver
wundert den Kopf, aber er wagte
keine Einwendungen zu machen, und
fünf Minuten später war Hugo von
Werneck auf dem Wege, an dessen
Ende für ihn die Entscheidung lag.
Was würde er dort finden?
Diese Frage hätte in den ersten
Stunden jenes verhängnißvollen
Nachmittags mit Sicherheit Niemand
beantworten können. Das compro
mittirende Billet hatte die junge
Dame abgehen lassen an Kurt von
Eynach, als aber der Zeitpunkt für
die endgültige Entscheidung immer
Das eitle, von schwachen Eltern
verzogene Weltkind empörte sich ge
gen den Druck, der seit ein paar Jah-
Vermögensverhältnisse, auf der Fa
milie Wolters lastete; die fadenschei
nige. nach Außen immer noch mög
ren für Laura ein Greuel; sie wollte
heraus aus dieser Misere, wollte den
Druck abschütteln um jeden Preis,
i Von der Verheirathung mit Hugo
Werneck konnte sie keine volle Be
l friedigung in ihrem Sinne erwarten,
den!
Da?
schreitend« Mann? Herrgott!
Das ist ja Kurt! Unsinn!"
Er stieg die Treppe hinunter und
einen stechenden Schmerz im linken
Knöchel. Er hatte sich den Fuß ver
staucht.
gehen sehen!"
Im Wolter'schen Hause herrschte
schreckliche Auslegung. Die Tochter
lassenen Steinbruchs. Die Aussage
Marie Bechers, Lauras einstiger Am-
Licht in das Dunkel.
Die Alte wohnte, kaum eine Bier
telstunde vom Steinbruch weg, in
letzten Wochen sie öfters besucht.
derbar. und beharrte auf ihrem Vor
satz. Ich wollte sie begleiten, aber
sie schickte mich zurück. O, mein
Gott! Und jetzt dieses furchtbare
Unglück! Ich habt's geahnt!
Ich Hab's geahnt!"
Hugo Werneck rang mit dem Tode,
gangenen Ereignisse war total aus
gelöscht in Werneck's Kopfe. Daß
Freund und Braut gestorben und wie
haben.
»a» «ist in der Geschichte.
(Eisenhut), Giftstoffe also, die
Zeit nicht besessen. Auch ist es durch-
Durch die moderne Wissenschaft
sind wir heute auf das zuverlässigste
mit den Eigenschaften der schon frü
her bekannten Giftstoffe vertraut. Un
ter diesen findet sich kein einziges
Mittel, das in den oft behaupteten
winzigen Mengen tödtlich wirken
könnte, auch keine geschmacklosen Pul
ver, die als eine Prise Salz auf
Speisen gestreut werden könnten, und
dennoch den Tod sicher zur Folge hät
ten. Solche Geschichten sind bloße
Märchen. Für die plötzlichen »nd un
erklärten Todesfälle geschichtlich be
rühmter Persönlichkeiten gibt es viele
Dinge, die den wahren Hergang ver
muthen lassen, ohne daß man an
braucht. Der Tod des Germanicus,
der von Tacitus einer Vergiftung
durch den auf die Waffenerfolge sei
nes Bruders eifersüchtigen Tiberius
zugeschrieben wird, scheint in Zirk
elten Ueberlieferungen der Prüfung
eines geschulten Pathologen unter
breitet werden.
Schatten.
für die Zukunft, dunkle Schatten la
gern auf meiner Seele. Ich weiß
"ll E ' ss dS i
Hier war es, wo wir, Marthe und
ich, uns kennen und lieben lernten.
Hier war es, wohin wir jedes Jahr
in unserer sechsjährigen Ehe im Mo
nat Juli zurückkehrten.
Hier war es auch, wo ihr Vater
vor einigen Wochen gestorben war.
Nachdem die Gerichts-Siegel gebro
chen, beschloß ich, selbst die Papiere
des theuren Entschlafenen zu ordnen,
um Marthe das Traurige einer sol
chen Arbeit zu ersparen.
Ich bin allein im Hause meinis
Ich habe diesen Mann sehr geliebt.
Ich empfand ein unendliches Ge
fühl der Dankbarkeit für ihn, weil
er seine Marthe mir anvertraut hatte.
Und ich nahm aufrichtigen Antheil
an dem traurigen Schicksal: Eine
Gattin ließ sich von einem Liebhaber
bethören, um schließlich im Auslande
ein galantes Leben zu führen.
Als ich Marthe kennen lernte, wa
ren einige Jahre seitdem vergangen.
meiner Frau, die manchmal vor ihr
auftauchten, und aus den verbitterten
Worten, die mitunter den Lippen des
So umgaben wir ihn mit doppelter
Zärtlichkeit, um die trostlose Leere
Mit leisen Schritten betrat ich die
Bibliothek, den Raum, in dem er sich
gewöhnlich aufhielt.
Schon deckte ein leiser Staub die
Möbel, als hätte der Nebel, der die
Winterluft durchzog, sich in diesen
Ach. dieser Schreibtisch, im Stil
Ludwigs des Sechzehnten: Ein Mö
bel. in das wohl jeder Mann gern
und geduldig alle Akten und Papiere
seines Lebens, seine geheimen, lieben
ling in seinem Fache ist.
Jedes Krachen der Möbel in dem
großen, hallenden Zimmer ließ mich
Schriftzüge Marthes. Ihr Vater
ungehörigen und Freunden in Päck
chen geordnet.
Und plötzlich finde ich noch einmal
Briefe von Marth«, jedoch diesmal
mit fester Schrift, so wie sie heute
schreibt. Ich knüpfe schnell das blaue
Bändchen auf, womit das dicke Packet
umwickelt ist. Zärtliche Worte
die Worte, die Sätze, selbst die
Schrift, es sind dieselben Briefe, die
selben Worte, die mir Marth«
schreibt, wenn ich ihr fern bin.
Doch als ich die Unterschrift sah.
unter dem Wirrwarr der Zeilen,
Platzi Diese Liebesbriefe schrieb
Warthes Mutter an ihren Gatten!
findet.
Bergebens bemühte ich mich, einen
Unterschied herauszufinden. Es sind
dieselben Ausdrücke, von der Ueber-
„Mein geliebter, einziger
alles in der Welt !...
Mutter so sehr. Wo wird die Gleich
sicher, die Briefe sind wahr, sie sind
schrieb!
Warum habe ich diese Briefe ent
deckt? Mein Schicksal wird dadurch
nicht geändert, das weiß ich wohl.
liebter, einziger Mann" und „Deine
Dich über alles in der Welt liebende"
bis zu den Millionen Küssen, werde
Richtung einschlägt, weiß eine fran
zösische Zeitschrift allerlei zu berichten.
So herrschte im Jahre 1893 in Tokio
Nach den seltenen Arten entstand eine
wahre Hetzjagd, einzelne Exemplare
wurden mit PlvOt) und mehr bezahlt,
eine Art Kaninchenbörse entstand, wo
Vermögen verloren wurden. Eines
schönen Tages war die Mode zu En
de: nun sammelte man Orchideen,
und eine Weile später mit glühendem
Eifer Streichholzschachteln, die wegen
der aufgeklebten Bilder gesucht waren.
Ein reicher Japaner ließ in Europa
durch seine Agenten zerbrochene
Theetassen sammeln. Eine Zeitlang
herrschte die Gewohnheit. Frösche und
Kröten zu Sammlungen zu vereinen,
die oft Riesenvermögen verschlangen.
Stoßseufzer. Verlassene
Braut: .So sind die Männer! Erst
schnappen sie vor Liebe beinahe über,
und dann schnappen sie plötzlich ab."
Böse Zungen. „Nun be
kommt Majors Grethe doch den net
sen aber gar nicht zusammen." —>
„„Im Gegentheil, sehr gut denn
>sie ist so spitzig, wie er schneidig ist.""
Aktuell. „Fräulein Klara,
Klage.
Daß Liebe blind den Menschen mach^
Karlchen: „Was haben denn die
Rehe für weiße Flecke hinten?"
Kutscher: „Das nennt man den
Spiegel."
Karlchen: „Ach so, beim Hirsch
Heißt'S wohl Trumeau?"
Der Herr Professor.
„Sonst hab' ich Alles: gutes Land,
schöne Milchkühe nur Du fehlst
mir noch in die Wirthschaft 'nein."
Unlauterer Wettbe
werb. Gast: Das Erlebniß, das
Sie da erzählen. Herr Förster, hat
erst neulich ein Kollege von Ihnen er
zählt. Förster: So wie heißt
denn der verlogene Kerl?
Boshaft.
falls sehr beschäftigt?"
Häufte.^ich
Aus der Instrukttons
chen? Gutes Putzzeug. Falsch!
Weiche Bürsten. Falsch!
Keine scharfen Sachen. Alles lau
ter Unsinn! Nun, dann will ich eZ
euch Dummköpfen mal sagen: Minde
stens eine halbe Stunde muß er dazu
gebrauchen!