Dit heilige Pflicht. (3. Fortsetzung.) ES war wohl nur der Bruchtheil einer Sekunde, dessen sie bedurfte, um sich darüber klar zu werden, daß glücklicherweise alles nur ein Traum gewesen sei; aber während dieses kur zen Uebergangszustandes zwischen Schlafen und Wachen gellte ihr der furchtbare Schrei noch immer in den Ohren, und sie war so gewiß, daß eS der Sterbeschr'i eines unter Qualen verscheidenden Menschen sei, daß sie sich nach ihrer völligen Ermunterung in den Kissen aufsetzte und mit stür misch pochendem Herzen in die Nacht hinauslauschte, ob er sich nicht viel leicht noch einmal wiederholen würde. Aber um sie her war es ganz still ' — fo still, daß sie deutlich das ein tönige Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben hören konnte und nach einer Weile das ferne, dumpfe Rollen eines auf der Straße vorüberßihren den Wagens. Doch der ungestörte Schlummer, auf den sie bei der Reinheit ihres Ge wissen? einen so vollberechtigten An nichi hinweg konnten. Im ersten Augenblick dachte sie daran, nach ihcem Dienstmädchen zu Hunde sich gar nicht beruhigen woll ten, machte es ihr fast zur Gewißheit, daß unten irgend etwas Außerge wöhnliches vorgehen müsse; aber sie erinnerte sich, daß das schon ziemlich bejahrte Mädchen gestern über Kops- Die Unermüdlichkeit der beiden Hunde jedoch, die jetzt zur Abwechs lung in langgezogenen, kläglichen ihrem Lager. In der Wohnung selbst war nichts Verdächtiges festzustellen. Die Korri dorthür erwies sich als wohlversperrt, in den Winkeln oder in der Speise- und weder unter ihrem Bett, noch unter einem der SosaS fand sich ein mordlustiges männliches Wesen vor. Die Fabrikbunde aber bellten und heulten weiter, und so trat Frau Adelheid zuletzt an das Fenster der Schlafstube, um zu versuchen, ob sich Ursache ihrer langandauernden den vermochte. Schon wollte sie das Fenster verlassen, als sie in ziemlich beträchtlichem Abstand vom Hause besten Absichten beseelten Eindring l ling handeln, denn andere Bewohner 'hatte ja das Häuschen nicht. Obwohl sie sonst nicht zu den Tapfersten zählte, fühlte sich die RegistraiorS wittwe hier oben in ihrer Höhe sicher sie den drohendsten und fürchterlich sten Klang zu geben versuchte, In die finstere Regennacht hinaus: „Wer ist da im Garten? Entfernen Sie sich auf der Stelle, oder ich schicke nach das Lichipiinktchen Nachdem sie noch vergebens ein« kleine Weile auf sein Wiedererschei nen gewartet, schloß Frau Adelheid, die sich in ihrer leichten Bekleidung unmöglich noch länger der feuchtlüh len Nachtluft aussetzen durfte. das Haupt welche gewesen waren, durch ihr energisches Auftreten verscheucht zu haben, und obwohl die Hunde noch Während sie sich ankleidete, beschäs wollte. Fürstlicher als heute bei ihr sollte August Wilberg noch nie in seinem Leben gespeist haben. Mit Glieder gestellt wurden. Als es sich bitten. Aber Auguste schüttelte verdrießlich den Kopf. ..Wissen denn Madame nicht, daß Frau RUthling die Kleine gestern Hals über Kopf davongejagt haben da unten, denn sie haben ihr Lohn und Kostgeld für volle sechs kichere Neigung, in den flüssigen Zu stand überzugehen. Da duldete es die Registrators wittwe endlich nicht länger in ihrer nur ungern entschloß, die persönlichen Beziehungen zu RüthlingS wieder aufzunehmen, ging sie doch, dem un ausweichlichen Zwange gehorchend, in Erst als sie zum zweiten Male ge klingelt hatte, näherte sich drinnen ein Schritt, und die eigenthümlich ver schleierte Stimme der Frau RUthling fragte durch die geschlossene Thür, wer da sei. Frau Adelheid nannte ihren Namen, und nun wurde der Riegel zurückgeschoben. Die Regi stratorSwittwe hegte natürlich keinen Zweifel, daß es ihre ehemalige Freundin sti, die da vor ihr stand, aber wenn sie ihr so auf der Straße begegnet wäre, würde sie vielleicht an det und mit einem weißen Tuch um die Stirn, sah Frau Elise Rüthling buchstäblich um fünfzehn Jahre ge altert aus. Ihr Gesicht war ganz farblos, ihre Wangen schlaff und breite, dunkle Schatten, wie Frau Adelheid sie sonst nur bei Schw«r- Ausdruck ehrlichen Mitgefühls: Was ist denn nur passirt?" machen, Frau Rüthling! Ich wollte bei Ihnen." Stirn. „Herr Wilberg ist abge reist," sagte sie kurz. „Was wünschen Sie denn von ihm?" ginge erst um zwei Uhr." „Sagte er das? Er hat also über seine Abreise mit Ihnen gespro gereizte Antwort gefaßt gewesen war, so sah sie sich getäuscht. Wohl war es flüchtig wie ein böses Aufblitzen in Frau RüthlingS Augen gewesen, aber gleich darauf verzogen sich ihre mußte, woran sie mit ihrem treulosen Tischgast war, gab sie dir Aufforde rung nach. „Bitte!" erwiderte Frau Adelheid reservirt. „Ich sagte Ihnen ja schon, daß ich Ihnen keine Umstände verursachen will. Ich habe überdies sehr wenig Zeit, Also wie ist es mit der Abreise des Herrn Wilberg? Er soll wirklich schon fort fein?" „So viel ich weiß ja! Als er „Gestern Abend?" siel Regi bleiben wolle!" Frau Elise lächelte. .Ein inerk- würdiger Mensch. Ihr Freund^vll übernachtet habe, und er selber hat es, wie es scheint, aller Welt erzählt." „Ich bin doch wohl nicht alle Welt, Frau Rüthling! Vor mir brauchte er wahrhaftig keine Geheimnisse zu haben. Er versprach sogar ausdrück auszüsprechen, hatte er sich ja für zwölf Uhr bei mir zu Tisch angesagt, und daß er bis jetzt weder gekom men ist, noch sich entschuldigt hat, er füllt mich mit einiger Sorge, denn August Wilberg hält immer, was er versprochen hat. Es kann ihm doch nicht vielleicht gar inzwischen waS zu gestoßen sein?" Während ihrer Rede hatte sich die Brust der anderen mehrmals wie in einem Aufathmen der Erleichterung gehoben, und während ihre letzten Antworten für ein feineres Ohr, als es das der guten Frau Adelheid war, vielleicht einen merklichen Beiklang von Unsicherheit gehabt hätten, sprach sie jetzt rasch und bestimmt wie Je mand, der nach einigem Zweifeln die Gewißheit gewonnen hat, sich auf dem richtigen Wege zu befinden. „Deshalb brauchen Sie sich wohl nicht zu beunruhigen, liebe Freundin! Ich denke, Ihnen die richtige Erklä rung für das Ausbleiben des Herrn Wilberg geben zu können. Als er uns am frühen Morgen verließ, sprach er davon, daß er vor seiner Abreise noch einige wichtige Geschäfte zu erledigen hätte, und äußerte die Befürchtung, damit bis zum Abgang seines Zuges nicht mehr fertig zu werden. Wahrscheinlich ist er nun bei irgend einer Besprechung gegen seinen Willen so lange festgehalten worden, daß es ihm trotz der festesten Absichten nicht möglich war, die Ab unter allen Umständen. Es han delt sich, wenn ich ihn recht verstanden habe, um eine weite Reise?" „Um eine sehr weite Reise. Aber Sie müssen entschuldigen, liebe Frau Hermuth, wenn ich mich darüber nicht näher aussprechen kann. Ich bin überzeugt, daß Herr Wilberg Ihnen als seiner Jugendfreundin alles er zählt haben würde, aber das gibt mir noch kein Recht, das Versprechen der Verschwiegnheit zu brechen, das wahrscheinlich sehr bald alle Welt davon erfahren." Zwar wollte Frau Adelheid vor Neugier und vor gerechtem Unmuth hatte doch auch ihren Stolz, der ihr verbot, ihren Aerger zu deutlich zu verathen. So that sie keine weitere Frage und erhob sich würdevoll von dem Küchenstuhl, von dem sie unk ihres Seidenkleides willen überhaupt „Ich will Sie Ihrer Ruhe nicht letzten Nacht nichts gehört?" Frau Elise machte ein so erstaun tes Gesicht, als ob man die allerselt samste und ungeheuerlichste Auskunft In der letzten Nacht? Ja, was ein Traum gewesen ist." Frau Rüthling lachte. „Aber, liebste Freundin natürlich haben nach auch hätten davon aufwachen müssen, Ihr Schlafzimmer liegt ja ebenfalls nach dem Hintergarten hin aus," „Wir sind's wohl schon gewöhnt. Frau Hermuth! Solchen Spektatel vollführen die Hunde ja beinahe in Aber es mag freilich sein, daß wir fester geschlafen haben, als sonst. Wir hatten Abend« so etwas wie eine Wilberg." schiedSfeier, von der sie durch die Mißgunst der falschen Freundin auS-i Wilbergs Erscheinen. 11. Kapitel. Schon seit geraumer Zeit ging der Seitenallee im Thiergarten, die ihm Leonore Burkhardts kurzes Billet als den Ort ihres Zusammentreffens be ihres Briefchens ausdrücklich ge wünscht hatte, in Civil, obwohl ei sich erst nach einigem Kampfe ent gewährte Zusammenkunft am liebsten den Blicken aller Welt preisgegeben haben, und er hätte, wenn es allein nisses zu erzwingen. Je schroffer und je rücksichtsloser der Bruch erfolgte, desto empfindlicher Zusage ihn mit der beglückenden Ge wißheit des Sieges erfüllt hatte, nicht müde geworden, sich alle Süßigkeiten mußte sie an der verwundbarsten Stelle treffen, das war sein fester Entschluß. freien und darum von der guten Ge sellschaft ausgeschlossenen Mannes sei. Er hatte ihn für einen im Grunde Heute natürlich war von einer der artigen Regung nichts mehr in seiner Seele, Er würde den Unverschämten, die Genugthuung, sie davon Kenntniß zu setzen, unter allen Um ständen auf diese persönliche Zusam- Freude, den Anblick ihrer ersten be glückten Ueberraschung zu genießen. für das. was er um ihretwillen ge than. Daß es im Grunde keine allzu heroische Thai gewesen war, kam kh» dabei nicht für einen einzigen Augen blick zum Bewußtsein. Er war dem Bankdirektor Dorning für seine ihr Augenmerk gerichtet hatte, und die August Wilberg allem Anschein nach nicht hergeben wollte. Vielleicht ge dachte er. sich seinerzeit durch einen vortheilhaften Kauf doppelt und drei fach schadlos zu halten für die Gefäl ligkeit. die er jetzt dem künftigen Ohne Zweifel war es selbst bei dem Vorhandensein solcher Nebenabsich ten. die später einmal lästig werden konnten, immer noch angenehmer, einem anständigen Manne als einem gewerbsmäßigen Geldverleiher ver pflichtet zu sein. Aber im schlimm sten Fall, wenn Dorning das Dar lehnsgesuch abgelehnt hätte, würde sich nach des Leutnants heutige, Ueberzeugung auch auf andere Weise Rath gefunden haben. Er vergaß ganz und gar. daß er vor jener Un terredung mii dem Bankdirektor schon an mehr als eine Thür geklopft und sich überall eine Abweisung ge holt hatte. Jetzt, da sie glücklich überwunden waren, schienen ihm die Hindernisse, vor denen er noch vor wenig Wochen beinahe verzweifelt war/ so legenheit Dorning gegenüber lediglich als ein gewöhnliches Geschäft zu be handeln und sich bei der Empfang nähme des Geldes nicht abermals zu ganz unangebrachten Ueberfchweng lichkeiien der Dankesäußerung hin reißen zu lassen. Ueberhaupt waren fein Selbstver trauen und die stegesgewisse Zuver sicht. mit der er in die Zukunft blickte, während dieser letzten Zeit um ein Erhebliches gewachsen. Vor wenig Wochen noch war diese verwickelte Liebesangelegenheit nicht die einzige dunkle Wolke an seinem Horizont ge wesen. Auch der Gedanke an seine Schulden hatte ihm damals manche trübe Stunde bereitet, denn so lang« das Zerwiirfniß mit seinem Vater andauerte, gab es für ihn natürlich keine Möglichkeit, aus eigenen Mit teln die in den Händen des Wuche rers Möwig befindlichen Wechsel ein zulösen, und er hatte trotz aller zur Schau getragenen Heiterkeit nicht ohne bange Sorge dem Herannahen ihres Verfalltages entgegengesehen. Nach einem vergeblichen Versuch, di« erforderliche Summe von einem an deren Geldgeber zu erhalten, hatt« er sich am Tage vor dem Fälligkeits termin ziemlich schweren Herzens auf den Weg zu Möwig gemacht, um ihn durch Bitten und Versprechungen zu nochmaliger Prolongation zu bewe ge. Aber der Ehrenmann war an geblich verreist, und seine würdige Gattin, die offenbar vorher in struirt worden war. hatte den Leut nant auf den schriftlichen Weg ver- hatte das für ein sehr böses Zeichen genommen, und der Brief, zu dem er sich hatte entschlie ßen müssen, war unter solchen Um-, ständen sehr de- und wehmüthig ausgefallen. Er hatte keine Antwort darauf erhalten, zu seiner Verwiin- Wechsel nicht vorgezeigt worden. lind und so mußte er wohl glauben, daß Möwix gesonnen sei, sie einfach lie gen zu lassen, bis er durch eine Aus söhnung mit seinem Vater oder durch die Lage versitzt werde, sie einzulö sen. Eine derartige, stillschweigend geübte Großmuth grenzte zwar nahe an das Wunderbare, aber in dem glücklichen Optimismus, der ihm von jeher eigen gewesen war, und ihm schon über gar manche böse Klippe Hinweggeholfen hatte, war Bruno Wilberg ohne weiteres bereit, an ein solches Wunder zu glauben. Für ihn war diese Wechselangelegenheit schon so gut wie erledigt, und da er vor einer Woche das Glück gehabt hatte, mehr als tausend Mark am Totalisator zu gewinnen, fühlte er sich als ein Krösus, dem Gegenwart und Zukunft in den rosigsten Farben lachten. folgt.) Ein Spottvogel. „Alle Wetter, hat der Adlerwirth eine Feuergurke!" „Ja man muß die Nase auch nicht zu viel in'S Geschäft stecken!" TS Port. „Alle Wetter, der Dicke, der bei Ihnen wohnt, hatte aber gestern schön geladen! Wie hat der nur iein Dachzimmer erreicht?" „Na. zum Fiir »ie Küche. löffeln. Eine gehäutete und ge» klopfte Rindslende wird gespickt, is eine Pfanne in reichlich aufsteigend« leere Mitte füllt man mit gebraten» Kartöffelchen. Die Tunke bereitest man mit etwas Mehl. Wasser unb einer Messerspitze Fleischextrakt. Polnischer Salat. Braten» reste jeder Art, auch Suppenfleisch» wenn es noch weich, zart und faftm genug ist, werden in kleine Wurfes hartgekochte Eier, in gleicher Menge wie das Fleisch, in Scheiben geschnit ten. Beides wird lagenweise in eint Schüssel gelegt, zwischen jede Lag« kommt ein Theil Mayonnaise, d« kräftig mit Senf abgeschmeckt sei« muß. das Ganze darf nicht durcheir» ander gerührt werden. Man garnirt mit Endivien oder Salatherzchen» grüner Salat oder feingeschnittene? Endivienfalat wird nebenher gegebe». Gute Sirup-Cookies.-» Man reibt 1 Tasse Fett mit 1 Tasse Zucker und giebt 3 Eier und 1 Thee lössel Backsoda in 2 Eßlöffel heiße» Wasser aufgelöst und 2 Tassen Sirust zu der Masse, die man mit 3 Thee« löffeln Vanilla würzt und mit genü« gend Mehl steif knetet, um Küche» davon ausrollen und ausstechen z» Nudeln in Muschelfcha-' le n. Man kocht 8 bis 10 Unzen ii Stücke gebrochene Gemüsenudeln i» Salzwasser weich, läßt sie nach deq Abgießen gut ablaufen und mischt mit 2—3 zerquirlten Eiern urch> etwas dicker süßer Sahne, füllt sie in mit Butter bestrichene Muschelschalk«, träufelt über jede ein klein wenig fankäse darauf und läßt die Nudeln bei guter Oberhitze im Ofen 30 — Minuten backen. Gewürzgurken. Kleine Gu« ken werden geschält, gut eingesalzea^ Stunden darauf stehen läßt. Nun werden Nelken, Pfeffer, englische» gießt 1 Quart guten Weinessig, de? mit 1 Pfund Zucker gekocht ist, ko chend darüber und bindet den Topf gehacktem Pökelfleisch. Man läßt Pfund Butter zergehen und mischt damit Quart Milch und Pfund gesiebtes Weizenmehl. DaS sie Stunde im Wasserbad. Mao gehackten Pökelfleisch. Rheinische Suppe. Ei» fleischiges altes Huhn setzt man mit es weich, löst das Brustfleisch und stoßene Hühnerfleisch hinzu, passirt Alles durch ein feines Sieb, gibt Stücke von nichtgehacktem Huhn» Speck - Kartoffelsalat. Sauce gemischt. Dazu schneidet man ein Stück fetten Specks in Würfel eine mittelgroße Zwiebel in feine Scheiben, läßt den Speck gelb aui» braten, die Zwiebelscheiben darin gar und gelb werden, mischt die Kartoffel scheiden damit und fügt Salz unk milden Essig dazu, womit man d«r Salat vorsichtig umschwenkt. Der Salat wird in erwärmter Schüssck
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