Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 01, 1910, Image 6

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    Hat«».
Non Paul gcch,
Zlnd meine Birken standen da so klar.
Und so verliebt und schwesterlich Ver
ls' i sch" M"dch schaar'
Die jauchzend der gekWten Fluth ent
steigt.
Die Farne rührten sich wie ohne Sinn,
Und tief in da» bewegte Spiel geneigt.
Vang eine Nachtigall schönsten
Der Ha«pttreffer.
Et»» rusttlche Geschichte »on Anton
Me»»h»rl.
General Palkin hatte sich Pensioni
sten lassen. Der Dienst hinderte ihn
pm Kartenspielen. Er liebte die Ge
sellschaft und war ein Feind der An
tialkoholiker, die Weiber mochte er
picht leiden, mit seinen sechzig Jahren
interessirten sie ihn nicht mehr. Er
tvar Junggeselle geblieben, seinerzeit
jtim seine Jugend besser auszunutzen,
und späterhin, weil er damit nicht
Wirthschaften» bei ihm war eine
»weimal verwittwete Bäuerin von
sünfundfllnfzig Jahren mit dem
Kosenamen „Marussa". Sie war
»war mehrfache Großmutter, aber
Immer noch rüstig.
! Ihre Kinder und Enkel lebt»» in
khrem entfernten Heimathsdorfe. Sie
pur ihre Angehörigen unterstützen,
sondern sich auch Ersparnisse beiseite
legen konnte. Schon fünfzehn Jahre,
»eil dem Tode ihres letzten Manne»,
diente sie b?i Palkin. Er war mit ihr
Kufrieden, denn sie hielt auf Ordnung,
ko, wie es seine früheren Wirthschaf-
Sie hatte sich auch ein StaatSloo»
kür 30) Rubel gekauft, und der Ge
iieral, der sich die Nummer des Looses
poliert hatte, sah für sie jedesmal die
kiehungsliste nach. Halte er doch selbst
Haupttreffer von zweimalhunderttau
send Rubeln.
, Wie oft hatte auch Marussa bei
tsner jeden Ziehung davon geträumt,
dber mit den Jahren wurde sie ruhi
ver und gab die Hoffnung auf, jemals
ktwaS zu gewinnen.
EineS Tages revidirie der General
bieder die Ziehungsliste. Plötzlich
chlug er mit der Mnd auf den Tisch,
>aß der in allen Fugen krachte.
„Und so ein Kameel macht den
Haupttreffer!" platzte er heraus.
.Jetzt kann ich „ihr" die Schuhe
mtzen!" Dabei war er aufgesprungen
»nd lief wie ein Rasender im Zimmer
>uf und ab.
Eine solche Dienstmagd mußte so
tin Glück haben mit Ihrem einzigen
poose, und er konnte eS nicht mit
einem ganzen Dutzend; daS war sehr
ungerecht vom Schicksal, und er ver
fluchte den Zufall. Rein mechanisch
Datte er ihre Nummer immer nachge
sehen; daß so ein albernes Weib wirk
lich den Haupttreffer von zweimalhun
derttausend Rubeln machen könnte,
, Sollte er ihr e» nun sagen? Wozu
brauchte sie so viel Geld? Sie wird
»a gar nicht wissen, was sie damit
machen soll; er dagegen, ach, wie hätte
er es brauchen können! Bei ihm
'angte daS Geld nie; seine Partner
m Spieltisch sorgten dafür. Erst ge
ern hatte er wieder Pech gehabt und
iußte den Verlust schuldig bleiben
Zöse Gedanken stiegen in ihm auf,
Md eS bedurft« seiner ganzen Kraft
MS alter Haudegen, um sie niederzu
kämpfen. Sollte er ihr da« LooS
gewaltsam wegnehmc»? Nein, da»
wäre gemein! E« ihr abschwin
deln? Pfui! Ihr eS abkaufen?
DaS ging schon gar nicht, denn die
pfiffige Marussa hätte sofort ge
merkt, daß eS gezogen wurde.
> Ganz verstört ging er in seinen
Klub und spielte mit entsetzlichem
Pech, so das, einer seiner Partner be
merkte: „Höre mal. solches Pech, wie
Du jetzt hast, das hat nur einer, der
in der Liebe Glück hat; ich glaube.
Du stehst aus FreierSfUßen?"
„Möchte wissen, wen ich beirathen
sollte!"
„Zum Beispiel Deine Wirthschaf
test»!"
Beinahe hätte ihm Pqlkin eine»
über die Glatze gehauen; im nächsten
Augenblick hätte er ihm aber um den
ihalS fallen können für diese Zumu-
Ihung. Wie eine Erleuchtung überkam
«s ihn. Er brach das Spiel ab und
tzing nach Hause.
Marussa zu Heirathen, war ja ge
rode keine glänzende Jd«, aber au»,
ihrüar und ungefährlich; nur durfte
dabei nicht merken, daß er sie de»
Der Gedanke war ihm allerding»
itfetzlich, daß er dieses alte Bauern
weib zur Generalin machen sollte,
Geld bedeutet mehr als General. WaS
die Welt dazu sagen mochte, konnte
ihm gleich sein.
Mit gemischten Gefühlen trat er in
„Sage der Marussa, sie soll herein
kommen!" befahl er dem Diener, der
über diesen Befehl nicht wenig staun
te, denn es war das erstemal, daß der
General zu so später Stunde die
Wirthschaft»!» zu sich beschied.
Ganz erschrocken aber war Ma
russa. Was sollte daS bedeuten? Woll
te ihr der Herr vielleicht kündigen?
Schüchtern trat sie zu ihm ein.
„Marussa!"
So zärtlich halte er ihren Namen
noch nie ausgesprochen. Er saß a»f
dem Diwan? was nur wollte...
„Excellenz befehlen?"
„Setz Dich her zu mir, Marussa!"
Sie glaubte nicht recht zu hören
und blieb stehen.
„Aber so setz Dich doch her zu
mir!" bat er
Mit offenem Mund, die Augen
näher und blieb vor ihm stehen; wenn
er ihr gesagt hätte, daß sie vor ihm
niederknien solle, so wäre ihr das eher
verständlich gewesen, aber neben ihm
am Divan...
„Setz Dich, sagt ich!" wiederholte
Palkin. Und sie setzte sich auf den
nicht!"
näher.
„Horch, ich will Dir etwas sagen,"
begann der General; „Du bis jetzt
schon fünfzehn Jahre bei mir; ich
habe Dich als brave Wirthin schätzen
gelernt und bin so sehr an Dich ge-
Woche Hochzeit!"
Marussa glotzte ihn mit großen
Augen an; erst als Palkin sie um
ihre durchaus nicht schlanke Taille
faßte und heranzog, wurde ihr zur
Gewißheit, daß sie nicht träumte.
„Mein Gott! Excellenz, was
fällt Ihnen nur ein? Sie sind Gene-
Sie doch nicht heiratheii!" >,
„Ich sehe, MarussO Du bist un
dankbar; ich wollte Dich zur Genera
li» machen, und so werde ich mir nun
eine andere Wirthschaften» nehmen
und diese dann Heirathen!"
Das half.
„Excellenz, habe ich denn das ver
dient, das Sie mich jetzt fortjagen?"
begann sie weinerlich.
„Gewiß nicht! Im Gegentheil!
Deswegen will ich Dich ja Heirathen!"
„Aber ich schäme mich so sehr, Ex
cellenz!"
„Na nu! Weshalb?^
„Ich bin doch schon zu alt!"
„Macht nichts; ich bin noch älter!"
„Hm! Aber was werden meine
Leute im Dorfe dazu sagen?"
„Daß Du gescheit warst, Marussul"
„Und was wird mit ihnen gesche
hen?"
„Nichts! Die Heirathe ich ja nicht;
die bleiben, wo sie sind. Also wenn
Du willst, so machen wir in einer'
Woche Hochzeit und fahren dann nach
Moskau!"
Nach Moskau! Dorthin hatte sie
sich längst gewünscht; in Moskau gab
es viele jkirchen, viele Reliquien von
Heiligen und viele MuttergotteSbil
der, die sie auch einmal küssen wollte.
„Gott, wenn es schon sein muß,
Excellenz, 50..."
„Also gib die Hand her!"
Und sie schlug ein.
„Und wie soll ich Dich jetzt nen
nen?" frug sie treuherzig.
DaS „Dich" gab iym einen Stich
inS Herz. Er hieß Georg. ES dauerte
eine Weile, ehe er sich von dieser gar
nicht überdachten Situation erholt
hatte; er war ncHe daran, ihr das
Wort zurück zu geben, aber da standen
die Zweimalhunderttausend verlockend
einerseits und die Spielschulden dro
hend anderseits vor seinen Augen, und
er erwiderte:
„Schorsch!"
„Schorschl, mein Gott, wie schön
das klingt. Und wirst Du mir auch
treu sein, Schorschl?" fragte sie wie
„Freilich! Aber jetzt gehe fchla
fen!" Die Situation wurde ihm unqe
müthlich.
stehen'
„Schorschl!"
„Na, was denn?"
„Bekomme ich denn keinen Kuß.
mein Täuberich?"
Auch das noch! Wie doch so ein
W«b sich rasch in ihre Rolle hinein
gedacht, aber nun war nichts zu ma
chen; entweder oder; und er stand
auf und küßte sie, oder vielmehr
ließ sich küssen.
„Gott, wie gut Du bist, Schorschl,"
sagte sie; „also schlafe wohl!"
Und sie ging, sich mit der Schürze die
„Für heute wäre ich die Generalin
loS!" l:»mÄti Palkin, als sie hinaus
den!"
Entgleisung zu verschleiern, sagte er,
daß der erste Stiefel besser gewichst
sein solle.
„Teufel, jetzt heißt es aufpassen!"
„sonst verderbe ich noch die ganze Sa
che; hat da» Weib schon schwatzen
müssen, und nun wissen ei auch be
reit» alle; da ist es besser, ich ver
schwinde bis zur Hochzeit!"
Gleich darauf brachte ihm Marussa
Kaffee mit duftenden Krapfen und'
holte sich ihren Morgenkuß. Beinahe
hätte er sie nicht erkannt; so fesch und
um zehn Jahre jünger sah sie aus;
sogar In ein Corsett war sie einge
zwängt; wo sie das nur über Nacht
alles her hatte?
„Nun. sehe ich nicht au» wie eine
Generalsche?"
„Gewiß! Aschenbrödel ist keine
Sage!"
„Was ist Aschenbrödel?"
„Da» war ein armes Mädchen, die
über Nacht zur Prinzessin wvrde!"
belehrte er sie; „aber, jetzt höre, was
ich Dir sage: Sonntag ist die Trau
ung; ich fahre heute aufs Gut und
bin bis dahin wieder zurück. Besorge
alles bestens, packe Deinen und mei
nen Koffer, und vergesse keinerlei
Werthsachen, denn wir können nicht
wissen, was in unserer Abwesenheit
hier geschieht."
„Sei versichert, Schorschl, Du sollst
mit mir über alle Maßen zufrieden
sein!"
Palkin dampfte ab und war Sonn
ne Marussa als eine so stattliche
Braut wiederzusehen. Jetzt sah sie gar
um zwanzig Jahre jünger aus. Die
Sache fing an. ihm Spaß zu machen.
Alles ging glatt vonstatten.
Am Morgen nach der Trauung
kamen die jungen Eheleute in Moskau
an und stiegen im Hotel ab. Die
Augen der Generalin strahlten vor
Freude.
Auch Palkin leuchtete vor Vergnü
gen, denn nun war er am Ziele; hier
konnte er d«n Gewinnst gleich bei det
Staatsbank realisiren.
„Hast Du auch Dein Los vorsichts
halber mitgenommen?" frug er bei
passender Gelegenheit.
„Schorschl, ich bin so überglücklich,
ich sehne mich nach keinem Haupttref
fer mehr, denn der bist Du!"
„Schon recht! Aber das Loos hast
Du doch gut verwahrt, nicht wahr?"
„O, das ist gut in d»r Bank aufge
hoben!"
„In welcher Bank?"
„Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß;
ich habe daS Loos schon im vorigen
Jahre dort verkauft!"
Lautlos sank General Palkin in
die Arme seiner bestürzten Gemah
lin ....
Psychologisch.
Die Großherzogin ist mit ihrer
Tochter von der Hofjagd zurückgekom
men sehr mißgestimmt, daß sie in
folge ihres schlechten Standes nicht
einmal zum Schuß gekommen war,
was ihr als leidenschaftliche Jägerin >
unerhört erschien. Sie will daher
üble Laune an dem Oberförster au»-
lassen, dem allein sie alle Schuld ai»
ihrem Mißgeschick zuschrieb, und be- !
auftragt einen Diener, diesen zu ihr >
zu rufen.
Der Diener findet den Gesuchten, !
von der lang andauernden Jagd er-
Schweiß auf der Stirn trocknend. ,
„Hoheit lassen den Herrn Oberför- °
ster ,u sich bitten!"
Der Oberförster, der nur die junge
Hobeit aber hat junge Füße!"
Befremdet eilt der Diener zurück,
die Antwort des Oberförster» wortge
dem faltigen Antlitz der Großherzogin
auf. Mit fast jugendlichem Ungestüm
springt sie auf und eilt zu dem Alten.
„Lieber Herr Oberförster, seien Sie
mir nicht böse, daß ich Sie bitten ließ.
Ich bedachte nicht Ihre natürliche Ab
spannung und Ihr Ruhebediirsniß
und wollte Ihnen nur kundgeben, daß
e» mir zum Vergnügen gereicht.
!>hnen für Ihre Verdienste um daS
meinen HauSorden verleihen zu kön
nen. Ich danke Ihnen. Herr Ober
förster!"
Der Alte war erst verblüfft, dann
sah er der Großherzogin nach mit ei
(„Fliegende Blätter".)
» » »
Aus r Schule. Lehrer:
„Zu den Schlingpflanzen!" Leh- >
rer „Wie kommst Du darauf?" '
Schüler: „Nun, weil sie verschlungen!
werden!" t
Miliia r d S r.
schen zur unerträglichen Last werden
sollte, wenn ihn die Welt als den Be
sitzer gewaltiger Reichthümer kennt.
Sie sagen, daß ein Krösus nirgends
Ruhe vor lästigen Bittstellern sinket,
daß er auf Schritt und Tritt an daS
Aber gerade diese tausendfältige Gele
genheit, Gute« zu thun, ist es. um die
ich die Banderbilt, Gould und Car>
! den eines Unglücklichen gelindert zu
' haben? Und mit solchem Bewußtsein
können jene Auserwählten Tag für
Sie eben in so starker Uebertreibung
als den Fluch des Reichthums bezeich
net haben!"
Der alte Herr mit dem scharf ge-
schnittenen, bartlosen Gesicht hatte
sich in eine richtige Erregung hinein
was er sagte. Der aus hellen und lu
stigen Augen in die Welt blickende jun
ge Mann, der schon seit etlichen Stun
den sein war, mochte es
fand einen Uebergang, der ihm er
möglichte, von den Reizen und An
nehmlichkeiten des Badeortes zu spre
ersuhr bei der Gelegenheit von seinem
bejahrten Reisegefährten, daß dieser
zum ersten Mal dorthin käme. Seiner
'Versicherung nach waren eS nicht die
trachte.
„Sie sind Schriftsteller?" fragte
der Andere, und der alte Herr lächelte
mit einem Anflug liebenswürdiger
sei."
Er hatte seine Brieftasche gezogen
und reichte dem Reisegefährten eine
Visitenkarte, auf der zu lesen stand:
„Ralf Oskar Kuno Feller, Privat
gelehrter und Schriftsteller." Der
Jüngere stellte sich als Dr. Rennert
vor und empfahl dem Neuling ein
letzten Blick auf die Besuchskarte warf,
bevor er sie einsteckte, ging ein eigen
thümlich sarkastisches Lächeln über
sein Gesicht.
Als Herr Feller in dem empfohle
nen Hotel ein ruhiges kleines Zim
lichkeit: „Ich bitte tausendmal um
Vergebung, Herr Feller, wenn ich zu
stören wage. Aber es ist ein bedauerli
ches Versehen Passirt. Mein Oberkell
ner hat Ihnen ein falsches Zimmer
angewiesen, und wenn Sie mir gü
tigst gestatten wollen, Sie in daS
rechte zu führen "
Stock hinunter, wo sich vor seinem
verwunderten Blick die Flügelthüren
eines prachtvollen Salons austhaten.
Kopfschüttelnd blieb er auf der
Schwelle stehen.
„Hier muß ein Irrthum obwalten."
sagte er. „Dieser Raum M viel zu
vornehm für meine Bedürfnisse und
jedenfalls auch viel zu theuer."
Aber der höfliche Wirth versicherte
ihm, daß hier von einem Irrthum
nicht die Rede sei, und daß er es ganz
in das Belieben des Herrn Feller >
stellen würde, bei seiner Mreise den
Preis selbst zu bestimmen. „In mei
nem Hause wird jeder Gast so aufge
nommen, wie es ihm gebührt," fügte
der liebenswürdige Herr mit aber« >
maliger Verbeugung es war sicher- !
lick, schon die zwanzigste hinzu.
„Und wenn ich auch den sehr begreif- !
lichen Wunsch des Herrn Feller, hier l
in zurückgezogener Verborgenheit zu !
leben, strengstens respektiren werde, so
muß ?S mir doch unbenommen blei
ben, diejenigen Rücksichten zu üben,
aus die ein Herr von Ihrer Bedeu
vinz Anspruch erheben darf."
Der alte Privatgelehrte fiel au»
ei«>em Erstaunen in das andere. So
fen Ausgang" und feinen lyrischen
Poesien „AuS meinem Schatzkästlein!"
Und R. O. K. Feller, den man in sei
menknickte, und sich mit allem, waS
Verfügung stellte.
Eine halbe Stunde später empfing
Gehör bitten lassend und er erfuhr im
Verlauf der Unterhaltutig, daß diese
dringende Angelegenheit eine schreck
liche Geldbedrängniß des sehr vor
nehm aussehenden Besuchers war.
R. O. K. Feller begriff nicht, wie der
Herr dazu gekommen war, sich gerade
diensten der Menschbeit" verlauten
ließ, wurde der bescheidene Dichter
inne, abermals einen Verehrer seiner
ihm mit einem Hundertmarkschein von
seiner Reisebaarschast nicht zu theuer
bezahlt.
„ES ist mein „Schatzkästlein", das
Sie zu mir geführt hat nicht
wahr?" wagte er lächelnd zu fragen.
„Ich hatte wahrlich nicht gedacht, daß
es auch hier bekannt sei."
„Oh. Herr Herr Feller, Ihr
Schatzkätzkästlein kennt man in der
ganzen Welt. Und wenn ich mir er
lauben darf, Ihnen meine Dankbar-
Tablette in der Hand, auf der min
destens ein Dutzend Besuchskarten
lagen.
„Alle diese Herrschaften wünschen
Herrn Feller ihre Aufwartung zu ma
chen. Und der Ehef ist sehr unglücklich
darüber, da Sie vielleicht glauben
könnten, daß er Ihre Anwesenheit
verrathen habe. Wenn Herr No
Herr Feller eS wünschen, werde er die
se Leute und alle weiteren mit der Er
klärung fortschicken, daß Sie durch'
aus ungestört 'zu bleiben wünschen."
DaS war R. O. K. Feller zufrie
den, denn er begann zu spüren, daß
sich infolge der freudigen Aufregung
ein Anfall feines alten neuralgischen
Leidens einzustellen drohe. Aber er
ließ alle diese liebenswürdigen Be
wunderer seiner so sehr bescheidenen
Verdienste dringend bitten, die Ab
weisung zu entschuldigen, die ihm
durch seinen Gesundheitszustand auf
gezwungen werde. Nach einer kleinen
Weile hatte er dann auch wirklich so
heftige Schmerzen, daß er den beab
serviren.
„Wir haben eS nicht anders erwar
tet, Herr Feller", bemerkte der befrack
te' Ganymed lächelnd, „aber eS wird'
eine unangenehme Enttäuschung für
sehr viele Badegäste werden; denn un
ten im Speisesaal sind schon seit dem
frühen Nachmittag sämmtliche Plätze
belegt."
„Mein Gott", dachte der alte Herr,
„wie ist eS nur möglich, daß man in
der Well zu solcher Berühmtheit ge
langt, ohne in seinen stillen vier Wän
ken!"
hörte.
Wohl ein Dutzend Mal oder dar
über mußte er sich der begeisterten
nerk „Sehr dringend!" „Eilt sehr!"
?der „Bitte, sofort selbst zu lesen!"
!r hatte kaum je mit so wenig Appetit
zefrühstückt. als an diesem Morgan.
Um ein wenig frische Lust zu
schöpfen, trat er an's Fenster, aber er
prallte entsetzt zurück, als er sah, waS
sich in aller Stille da unten vorberei
tete. In weitem Halbkreis hatten sich
einige Dutzend in festliches Schwarz
gekleidete Männer vor dem Hotel
.iruppirt und ein mit langem Takt
stock bewehrter Herr vor der Front
ließ dem Beobachter keinen Zweifel,
daß eS sich um das beabsichtigte Mor
sangvereine handeln solle. Da packte
den unglücklichen R. O. K. Feller die
helle Verzweiflung. Er raffte feinen
kmt auf und stürzte aus dem Zimmer,
die Treppe hinunter und durch einen
halb instinktiv entdeckten HinterauS
gang des Hotels in'S Freie hinaus.
Offenbar von Niemandem bemerkt,
gelangte er glücklich auf allerlei Sei
tenwegen bis in die waldartigen
Barkanlagen, die beinahe den ganzen
Kurort umgaben. Und zu feiner gren
zenlosen Freude war jetzt, um die
weit und breit
kein zu erblicken.
Er suchte nach einer Bank, denn
seine Knie zitterten, und im Kopfe
schwirrte es ihm wie von lauter
Trompeten und Baßgeigen. Das er
sehnte Ruheplätzchen war denn auch
bald gefunden, und ein ganz versteck
tes obendrein, wo er von etwaigen
Spaziergängern nicht ohne Weitere»
wahrgenommen werden konnte. Den
Beweis dafür sollte er sehr bald er
halten; denn er hatte sich noch kaum
niedergelassen, als zwei Herren daher
kamen, die sich vermuthlich weniger
laut und ungenirt unterhalten hätten,
wenn sie seiner ansichtig geworden
wären. Die Stimme des Einen hatte
der Privatgelehrte sofort al» die de»
Besuchers von gestern erkannt, und
nun hörte er den vermeintlichen Be
wunderer seiner Werke sagen: „Na
türlich kann man dem Menschen auf
den ersten Blick ansehen, weß Geiste»
Kind er ist. Ein Gauner und Halsab
schneider ersten Ranges. Und ein schä
biger Filz obendrein. Was ich ihm
da von meiner schrecklichen Bedräng
niß vorfabelte, hätte einen Stein er
barmen müssen, und dieser Milliardär
hatte die Frechheit, mich mit hundert
Mark abzuspeisen, die er sich augen
scheinlich auch noch schwer genug vom
Herzen riß. Wenn ich mir nicht recht
zeitig überlegt hätte, daß sie immer
noch für ein Champagner-Souper mit
der kleinen Mizzi vom Kurtheater
ausreichten, hätte ich ihm sie wahrhaf
tig vor die Füße geworfen. Und dieser
schmutzige Geizkragen ist nun der be
rühmte Rockeseller!"
Eine Viertelstunde später der
Gesangverein war inzwischen glücklich
abgezogen stand der Dichter des
.Schatzkästlein»" im Hotelbureau vor
dem dicken Herrn mit der weißen
Kravatte und fragte in höchster Erre
gung, für wen man ihn denn eigent
lich hier halte. Der Andere knickte
wieder zusammen und erwiderte mit
verschmitztem Lächeln:
.Es ist wirklich nicht meine Schuld,
Mr. Rockeseller, wenn Ihr Inkognito
so schnell gelüftet worden ist. Aber
gleich nach Ihrer Ankunft war ein
Herr bei mir, der mich über Ihre
werthe Persönlichkeit aufklärte.
Eigentlich hätte ich ja auch schon bet
einem Blick in das Fremdenbuch er
kennen müssen, wie die Eintragung
R. O. K. Feller zu lesen sei. Ich habe
meines Wissens zu Niemanden al» zu
meinen Angestellten darüber gespro
chen, aber Mr. Rockeseller können sich
..Zum Henker mit Ihrem Rockefel
ler!" schnaubte der Dichter. „Ich habe
mit ihm nichts gemein al« die beiden
letzten Silben seines Namen», und
ein Spaßvogel hat Sie dupirt. Schrei
ben Sie mir auf der Stelle meine
Rechnung, denn mit dem nächsten er
reichbaren Zuge reise ich ab."
athmete erst auf, als eS ihm glücklich
Coup 6 driüer Klasse zu schlüpfen.
Denn seine kurze Gastrolle als Mil
— Boshaft. Dame: Mein
Mann läßt mich jetzt malen. Freun
din: .Bisher maltest Du Dich wohl
selbst, nicht wah.'?
Die Moral de« Starte».
ken sich. Ngg
.Mach', daß du mir aus dem Wege
kommst!" herrschte der Löwe Reineke
an.
„Na nu!" entgegnete der Fuchs und
spitzte vor Verwunderung die Ohren.
„Was ist denn dir auf einmal in die
Krone gefahren?"
„Du bist ein Feigling, ein Dieb,"
während ich meine Opfer überfalle
und im ehrlichen Zweikampf zerflei
sche, schleichst du umher und stiehlst
Gänse."
„Man fachte," sprach der Fuchs,
„wenn du nicht die überlegene Kraft
hättest, so würdest du auch stehlen."
Der Löwe verstummte. Er dachte
nach. Dann sprach er:
„Deine Antwort regt zum Nachden
ken an, aber recht hast du jedenfalls
nicht, denn das hat mir Niemand
früher gesagt."
Toktorfrage.
Junger Arzt: „Mein Fräu
lein, konnten Sie schon einmal ohne
jemand nicht leben?"
Gedankensplitter.
sind grade auf der
ES ist merkwürdig, daß fast alle
Frauexi, die keine Zähne mehr haben,
Der Schuster wird ein reicher
Mann, der soviel „leistet" al»
er kann.
Abgetrumpft.
AM
„Darf ich Sie begleiten, Fräu
lein?"
„Nein, danke."
„Wirklich nicht?"
„Nein!"
mir."
—T reffend. „Was sagen
ist?" „Sie blamirt sich bis auf die
Verfehlte Ausrede.