Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 14, 1910, Image 6

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    Vandvartlt »er „Einigkeit"
Endlich war die „Einigkeit" mit
ihrem Festprogramm fertig. Es
war eine beinahe stürmische Sitzung
gewesen imd hatte manchen Kampf ge
hostet. Denn während der erste Vor
stand Möller für einen Aussichtspunkt
plädirte, begeisterte sich der Schrift
führer und Kassirer Weidenmüller für
eine Wasserfahrt. Herr Birnbaum
schwärmte für eine idyllisch gelegene
Walkmühle mit Sauermilch und
Schwarzbrot, und Herr Schmiedel
focht mit fanatischem Eifer für einen
«chten, rechten Kremserausflug nach
«inem altrenommirten Landgasthof
mit gutem Bier und Kegelbahn. Die
Debatten wurden heftig, und als in
mitten allen Für und Widers Herr
Lindenberg noch allerlei Rücksichten
«uf eine bei ihm zu Besuch anwesende,
fußleidende Erbtante verlangte, und
Herr Baldauf daraufhin eine Esels
partie vorschlug, und Herr Lindenberg
i>ieS als persönlich« Beleidigung auf
faßte, da drohte die „Einigkeit" sich
Nur der Wortgewandtheit des Vor
standes und einem frischen Anstich
„Klvsterbräus" war es zu danken,
"daß die Gemüther sich beschwichtigten,
i>ie Erwägungen ruhiger wurden, und
«ndlich ein Programm zustande kam,
t>as beinahe sämmtliche Vorschläge in
onmuthiger Weise vereinigte.
Maiengeschmückte Kremser würden die
«Einigkeit" aus den Stadtmauern
hinaustragen, um sie der romantisch
ine Mittagstafel bereit stand. Nach
Gesinnung verließ die „Einigkeit" ihr
Wereinslokal.
Unter blühenden Aepfelbäumen, an
fefMch'belebt Bandstraße schon
che über dem lächelnden Antlitz der
stattlichen Gattin oder des lieblichen
Töchterchens blühten. Außer den
Gesellschaft im ersten Wagen Platz
Neiniguiigsanstalt. Daß man ihn
Seit den Bällen des letzten Win
iers, auf denen der Assessor Hoff
rnann fast ausschließlich mit Hann
mal aufs Kleid getreten hatte.
Und da schien es, als ob der Assessor
<,ch doch mehr Edith neige. Aber
kunftschamen bedrohen Hannchen,
ganz in lichtblau getaucht, sah heute
so reizend aus Aber! Frau Wei
denmiillerS Augen streiften besorgt je
ne Ecke, wo unter einem Kirfchenhu
te Ediths blaue Augen hervorlachten
und der gegenübersitzende Assessor mit
vergnügtestem Geskch! seinen Schnurr
bart drehte.
„Ein prächtiger, junger Mann, der
Herr Bruckner, nicht wahr?" flötete
neben ihr die Frau Stadtrath und
Im zweiten Wagen hatte außer
Herrn Apotheker Baldauf, Herrn
Kornhändler Schmiedel, Herrn Post-
Nicht zu vergessen Herrn Kanzleise
kretärs Berthold, welcher neben der
Tante saß und recht angenehm über
rascht wurde, als er in seiner Nach
barin, die ihm als Frau verwitwete
„Und Sie sind leidend, verehrte
Frau?" fragte er im Laufe des Ge
sprächs. „I, Gott bewahre," sagte
die Tante, „ich bin kerngesund. Ich
viel gestanden, hinter dem Laden
tisch, wissen Sie. Wir hatten ja
das größte Kolonialwaarengeschäst
Schöneberg unterbrach ihre Schilde
tin Maikäfer! Ich bin jedem Thie
re auf Gottes Erdboden gut." sag
käfer an den Hals gesetzt! Mit
bringen.
„Laß gut fein, Oskar," wehrte die
Tante, die sich wieder herholte, „Kinder
merte.
Es war beim Dessert, als Herr
Stadtrath Möller sich erhob und der
länß " ' ' t d^
gesagt?"
tig"
„O, diese Kinder! Da wär' ich
doch anders zu Bruckner gewesen —"
sahen die Tante und Herr Berthold
großes Opfer, Herr Berthold, daß
Zie mir Gesellschaft leiste«?" fragte
schenkte.
fünfundzwanzig Jährchen auf ein und
demselben Kanzleistuhl gesessen, da ist
man fürs Bergsteigen etwas steif ge
worden."
Die Tante nickte zustimmend.
„Sie gedenken hierher zu ziehen, zu
Ihren Verwandten?"
„Gott bewahre," verneinte die Tan
te entschieden, „zu den Kindern? Nein,
ich kaufe mir ein Häuschen und lege
mir ein Kärtchen an —"
„Mit vielen Rosen darin," siel Herr
Berthold ein, „sie gedeihen hier wun
derbar, man kann die seltensten Exem
plare erzielen."
„Sie sind selbst Rosenzüchier, Herr
Sekretär?"
„Nur theoretisch," lächelte Herr
Berthold wehmüthig, „praktisch fehlt
in den Ruhestand begeben."
„Demnächst steht mir der Kanzlei
rath bevor," sagte Herr Berthold mit
bescheidenem Stolze.
Langsam kroch die „Einigkeit" des
Berges letztes Drittel hinan. Di,
Hitze war groß. Man seofzte leise,
man stöhnte laut. Man tadelte das
Programm.
„Ich hab' es ja gewußt," rief Wei
denmüller, „eine Wasserfahrt wäre
das einzig Richtige gewesen "
Der Schrei nach Wasser blieb nicht
unerhört. Als man auf dem Aus
sichtspunkt angelangt war, schoben sich
graue Wolken vor die Sonne, und
die „Einigkeit" sah sich in die Lage
versetzt, den drohenden Regen in der
Schutzhülle abzuwarten oder eiligst
den Rückweg anzutreten. Die Mei
nungen waren durchaus getheilt. Da
schien es ein Zeichen des Himmels,
daß ein Windstoß den Cylinder des
ersten Vorstandes entführte. Herr
Möller eilte hinterher, und die Ge
sellschaft hinter ihm den Abhang hinun
entgehen.
Ein Platzregen brach los, der den
Frieden der „Einigkeit" für immer
zu untergraben drohte, denn nur die
eine Hälfte hatte Schirme bei sich
Klage um Klage drang an Herrn
Möllers Ohr über aufgeweichte Stie
fel, Hüte, Röcke und Unterröcke, bis
er endlich seinen eigenen Regenschirm
unter die aufgeregte Menge warf und
von einem Baumstumpf aus ihnen zu
schrie, daß er sein Amt niederlege.
Dieses Opfer schien den Himmel
zu versöhnen. Der Regen hörte so
plötzlich auf, wie er gelommen. Die
Sonne lachte wieder auf die „Einig
keit" herab. Und die „Einigkeit"
lachte gleichfalls. --
druck und sie erhoben sich mit be
wegten Mienen aus der Sofaecke der
stillen Gaststube, wohin sie sich vor
dem Wetter geflüchtet.
Im strahlenden Sonnenschein kam
die „Einigkeit" herangezogen und
gruppirte sich fröhlich um den Tisch,
wobei Frau Weidenmüller sich ver
geblich nach ihrer Hanni umsah. Ihr
Blick schweifte umher, und plötzlich
begann ihr Herz zu klopfen den
Weg her, den sie alle gekommen, kam
Darunter sah man neben einem Paar
dunkler Männerbeinkleider etwas
Lichtblaues schimmern.
„Sieh mal an," lächelte die Stadt
rath Möller und nahm ihre Lorgnette
und schließlich lächelte alles.
„Aber, Hanni, Herr Bruckner, es
regnet doch längst nicht mehr —!"
Es überraschte niemanden, als
Herr Weidenmüller bei der Maibowle
abends unter ixn Linden verkündete,
daß sich zwei Herzen unter dem Re
genschirm gefunden!
„Da wir einmal beim Verlobungs
feiern sind, lieber Oslar, so kannst
Du der Gesellschaft noch eine Mit
theilung machen," sagte die Tante,
mit einer bezeichnenden Handbewegung
auf sich und ihren Nachbar: „Krau
verwitwete Schöneberg und Herr
Kanzleisekretär Berthold (demnächst
Kanzleirath und Rosenziichter)."
„ES lebe die Einigkeit!"
»te rcp»VUtan,sch«n Neger.
Der Chesredalteur eines New Dor
ker Blattes berief einmal drei Neger
in sein Arbeitslabinett und versprach
Demjenigen von ihnen, welcher auf
die beste und bündigste Weise erllä
ren würde, weshalb er republikanisch
gesinnt sei, eine prächtige Truthenne.
„Ich bin ein Freund der Republik",
m«i, „weil die Republikaner die
Emanzipation der Neger durchgeführt
haben!" „Bravo," sprach der Zei
tungsmann und wandte sich dann mit
den Worten: „Nun, Bill, weshalb
bist du Republikaner?" an den zwei
ten Neger. „Ich bin Republikaner,"
erwiderte dieser, „weil die Republika
ner so weise Gesetze geben!" „Auch
nicht übel," lobte der Redakteur und
fuhr dann, zum dritten ge »:ndt,
fort: „Jetzt, Sam, sag' du uns, wes
halb du Republikaner bist!" „Ich
bin Republikaner," entgegnete Sam
treuherzig, „weil ich gern die Trut
henne haben möchte!" Und er bekam
di? Truthenne!
Ueber seine Befugnisse wacht
mancher wie ein Löwe, und über seine
Pflichten wie ein Murmeltier.
„Plötzlich ergraut."
«lich «Ine Maigeschichl- v»n B. Friedrich.
„Sie möchten wissen, meine Herren,
kam?"
Doktor Max Frehsen ließ seine
klugen und gutmüthigen Aeuglein von
sein Glas leer.
„Also gut," sagte er, als die Her
ren alle zustimmend nickten. „Ich
mache aus meinem Herzen leine Mor
dergrube, und »zähle abfoluterWahr
heit gemäß, nach Ihrer Theorie, Herr
Oberförster," wandte er sich mit
Mai "" M i
„Ich war damals," fuhr der Dok
tor fort, „noch leidlich jung, so zwi
schen den Vierzig »"'» Fünfzig, und
in meiner schwarzen Locken - Pracht
Wie meinen Sie, Herr Nachbar,"
sagte der Herr Oberlehrer dazwischen,
und legte die Hand an's Ohr, als
hätte er nicht recht gehört.
Doktor Frehsen ließ sich nicht irre
machen. „Nehmen Sie mir's übel
oder nicht meine Herren," fuhr er
fort, „ich ging damals noch stark mit
dem Gedanken um, meinem einsamen
Dasein durch ein zweisames Weiter
leben ein schmerzloses Ende zu berei
ten. Die W-.hl hatte ich ja. Mei
ne standesamtlichen Nachforschungen
ergaben, daß unsere Stadt über nicht
weniger als 163 heiratsfähige Jung
frauen im Alter von zwanzig bis
vierzig verfügte, und daß auch die
Zahl der jüngeren und älteren Witt
wen „mit" und „ohne" keine kleine
war.
„Eines Sonntags Morgens", be
richtete der Doli r weiter, „machte ich
besondere Toilette, und begann Be
suche abzuklappern, daß es nur so ei
ne Art hatte. Na, die Sache machte
sich über Erwarten gut. Einladun
gen zu allen möglichen und unmögli
chen Familiengelegenheiten kamen
dutzendweise. Ma.i sprach über mich
in allen Kaffeekränzchen und an allen
Stammtischen. Ein Genealoge hatte
sogar gefunden, ich mit nicht we
niger als 36 Familien der Stadt ver
wandt war. Infolge dessen war ich
über Nacht sechsunddreißigsacher On
kel und Vetter und der Gedanke an
Weihnachten trieb mir die Haare em
por. Auch die Steuerbehörde beehr
te mich mit liebevoller Aufmerksam
keit. Der Herr Steuerrath verfügte
nämlich über drei Töchter und eine
noch ledige Schwester in höherem Al
ter. Aber daS Auge des Gesetzes
fand keinen Makel an mir und mei
nem Steuerzettel.
Eines stand offenbar bald fest: ich
war eine „Partie". Gewiß. Aber
für wen? Merkwürdig, noch nicht ein
mal hatte mein junges Herz rascher
geklopft, noch nicht einmal hatte ich
mich auf heimlichen Pfaden und Ge
danken ertappt. Ich onkelte und vet
terte halt so weiter, ließ mich füt
tern wie ein Mops, und verhimmeln
wie ein Leutnant. Anonyme Briefe
gab's täglich ich las sie zuletzt gar
nicht mehr sie waren mir alle
schnuppe, und schon erwog ich den
„Na ja, da kam daS Schicksal rauh
und kalt, nicht wahr, Doktor?" zitir
te der Herr Professor.
„Rauh und kalt? Nein, Verehrte
st»," replizirte Doktor Frehsen.
„Das konträre Warni
den Mund. Ich war völlig futsch.
laubten mir freie Wyhl. Also
ich traf alle Vorbereitungen zum
Sturm. Kam es zur Eroberung
und über diese bestand doch kein
räuber und kalt wie ein Gletscher.
Ich erwog, daß ich zu guter Letzt
noch eine Lotterie, zu Gunsten der
dunkel wie ein Räthsel. Indeß
und saß mir bald fröhlich plaudernd
im Kahn gegenüber. Ich war blind
vor Glück, Sonst hätte ich ja den
Jüngling am Uferweg sehen müssen
und die Blicke, die sie ihm dann und
wann zuwarf. Ich lenkte den Kahn
an eine Stelle, von wo ein Pfad ge
rade hinein in den Wald führte. Dort
wollte ich landen, und dann in
ben, als der Kahn in den Sand am
Ufer fuhr. Mit einem kecken Sprung
war „sie" draußen. Aber der Kahn
kam in's Schwanken die Nuder
hatte ich an's Ufer geworfen weiß
der Kuckuck, wer ihm einen Stoß gab,
See. Hin und her wippte er, ich
will das Gleichgewicht halten er
neigt sich zur Seite, ich greife in die
Luft und stürzte kopfüber in den
See.
„Noch höre ich vom Ufer her einen
leichten Schrei, und ein lautes La
chen. Wie ich wieder auftauche, wie
meine Hände nach dem Nachen lan
gen, Himmel und Hölle, was sah ich
Da steht neben „ihr" ein junger
Mann, der seinen Arm um sie legt
und jetzt sogar am liebsten wär ich
wieder untergetaucht, aber zum
Selbstmörder, und vollends wegen ei
nes solchen Rackers, hatte ich kein Ta
lent. Und dann das Seewasser.
Triefend und schnatternd kroch ich an'S
Ufer und schlug mich seitwärts in
die Büsche. Von „ihr" und „ihm"
sah ich nichts mehr."
„Und deswegen haben Sie graue
Haare bekommen, Doktor, wegen ei
ner solchen Lappalie", spottete der
Assessor.
Doktor Frehsen nickte ihm freund
lich lächelnd zu. „Ja deswegen,
Verehrtester. Bis zu dieser nassen
Stunde hatte ich alter eitler Esel
nämlich meine Haare gefärbt. DaZ
Die Ohrgehänge.
„Frau Rendant Binderweck hat
Brillant-Ohrgehänge, Frau Sekretär
Leisetritt hat Brillant-Ohrgehänge,
Frau Revisor Schmachtherz hatßril
lant-Ohrgehänge und
„Nur Frau Kaufmann Gieseler
hat keine Brillant-Ohrgehänge," un
terbrach Herr Gieseler seine aufge
regte Gattin ruhig. Durch seine Ruhe
behielt Herr Gieseler immer Recht,
denn durch sie brachte er seine leicht
erregbare Frau zuerst zum Weinen
und dann zum Schweigen. Doch
Herr Gieseler war kein Mathematiker
von Beruf, er hatte sich diesmal ver
rechnet.
Die immer noch hübsche, nur
etwas rundliche Frau ging vom be
ginnenden Weinen unerwartet zum
säuselnden Liebesslüstern über: „Ich
will auch nie wieder etwas gegen
Deine Skatabende sagen, wenn Du
mir meine Bitte erfüllst. Es mag
kindisch sein, ich gebe es zu, aber das
Ziel meiner Sehnsucht ist nun einmal
der Besitz von Brillant-Ohrgehängen.
Thue Dein Herz und Deinen Beutel
auf. Max, sei lieb."
„Du sollst die Ohrgehänge haben,
Kind, nur nicht auf einmal. So nach
und nach, ich will Dich prüfen, ob
Du Dein Versprechen mit den Skat
„So nach und nach? Wie meinst
Du das?" fragte Frau Gieseler, tief
aufathmend; wie nur der Mensch
athmet, der soeben eine Sisyphusar
beit bewältigt hat.
„Ich werde Dir jeden Monat drei
ßig Mark geben, die Du für den An
kauf Deiner Ohrringe zurücklegen
kannst. In ein bis anderthalb Jah
ren darfst Du Dir dann kaufen, wo
nach Dein Herz sich sehnt."
„Kannst Du mir das Geld nicht
schon jetzt geben, vielleicht leihweise,
gewissermaßen als Vorschuß?" fragte
die Gattin mit gut gespielter Harm
losigkeit.
„Nein, Kind. Wenn Du die Probe
bestehst, winkt Dir dereinst süßer
Lohn. Nur im Kampfe werden die
Helden gestählt."
Anderthalb Jahre waren seit dieser
Unterredung verflossen. Frau Giese
ler besaß über fünfhundert Mark,
für die st- bereits zwei sehr schöne
Ohrgehänge ausgesucht hatte. Vor
läufig nur mit den Augen; sie lagen
im Schaufenster einer bekannten
Goldwaarenhaydlung. Der Preis
stand darauf vermerkt: „S4O Mark.
Gelegenheitskauf". Frau Gieseler
war schon im gewöhnlichen Leben
sehr für Gelegenheitskäufe, um so
mehr lockte es sie, diesen Grundsatz
auch bei „ihren" Ohrgehängen in An
wendung zu bringen. Es waren
prächtige Steine, viel größer wie die
der Frau Rendant Binderweck, sehr
tär v/ifttritt und doppelt so groß wie
die der Frau Revisor Schmachtherz.
DaS dürste eine wahre Epidemie von
Gelbsucht geben, wenn erst Frau
Kaufmann Gieseler, die simple, titel
lose Frau Giseler mit ihren Brillant-
Frau Gieseler zitierte v?r Aufre
gung als sie dem Hause zue>l>e, i>.
dem die prachtvollen Gelegenheitssttine'
zu haben waren. Binnen fünf Minu
ten war das Geschäft erledigt und der
Kauf abgeschlossen. Die Brillanl-Lbr
ringe wurden eingepackt und bezahlt.
Kein einziger Mißton trübte den erhe
benden Moment. Die Gehänge waren
Gehänge. Sie waren einfach zum
Entzücken. Frau Gieseler sah um
zehn Jahre jünger
ten die Plötzlich gab es einen
Ruck, dann ein Krach und das Blitzen
war auf der einen Seite zu Ende.
Das rechte Ohrgehänge lag aus der
Erde, aus dem weichen Ohrläppchen
aber tropfte rothes Blut. Das arme
kleine Läppchen tonnte das schwere
Gehänge nicht tragen und riß durch.
Frau Gieseler war zu Muthe wie
dem Kinde, dessen bester Bissen von
einem großen Hunde fortgeschnappt
wurde. Doch sie hoffte auf die alles
heilende Zeit, die auch ihre Helferin
fein würde.
Nach acht Tagen war das Ohrläpp
chen so weit, daß man ihm das Tra
gen schwerer Lasten wieder zumuthen
konnte. Aber auch Ohrläppchen haben
ihren eigenen Willen: Das rechte der
hübschen Frau Giesel» bestand eigen
sinnig darauf, die Frohnarbeit des
Steinetragens nicht zu leisten, es riß
sofort wieder aus. Und dabei blieb es,
bis Frau Gieseler den ungleichen
Kampf aufgab.
Sie ging zu dem Verkäufer und
ließ sich Schrauben an die Ohrringe
machen.
„Werden sie dann aber auch hal
ten?" fragte sie den alten Juwelier
„Ich hoffe es," erwiderte der mit
gleichgültiger Miene. Für ihn war
dieser Fall erledigt.
Als Frau Gieseler die Gehänge der
neuen Form erhielt, schraubte sie das
Rechte mit äußerster Vorsicht in das
widerspenstige Läppchen ein. Triumph!
es hielt. Aber o Kummer: Die Steine
klebten jetzt am Ohr und sahen nach
gar nichts aus. Aermlich, unecht und
versteckt. Selbst Herr Gieseler mußte
das zugeben, denn der Kummer der
Gattin ging ihm nahe. Die ungestör
lich gewesen.
„Wir lassen nach unten noch ein
kleines Gehänge anbringen, dadurch
wird die Wirkung gehoben, sagte er
sanft. „Wenn Du mir versprichst, we
gen der Skatabende Du weißt
schon! gut! Ich werde die Sache
bezahlen, wenn es nicht mehr als
zweihundert Mant kostet. Was thut
man nicht alles seiner Frau zuliebe!"
Die neuen Gehänge kamen, wurden
für gut befunden und sofort probirt.
Herr Gieseler wurde natürlich dazu
geholt.
„Herrlich", sagte er mit ehrlicher
Bewunderung. „Ob sie nun halten
werden?" fragte Frau Gieseler mit
leisem Schaudern. Sie hatte kein
Vertrauen mehr. Gleich darauf schrie
sie „Au!" Das rechte fiel zur Erde
und am Ohrläppchen erschienen dun
kelrothe Flecke. DaS Schräubchen hatte
die alte Wunde wieder aufgerissen,
die Gehänge waren in der neuen Fas
sung noch schwerer geworden, so daß
selbst die Schraube nichts nutzte.
Heiße Thränen rannen über Frau
Gieseler's rothe Backen. Sie sah im
Geiste die höhnischen Gesichter der
Frau Rendant Binderweck, der Frau
Sekretär Leisetritt und der Frau
Revisor Schmachtherz. Da faßte die
sonst so sanfte Frau der Zorn. Wü
thend stieß sie mit dem Fuß nach den
glitzenden Steinen und rief: „Ich mag
sie gar nicht haben. Lasse Dir Hem-
Du willst. Nur schaffe Sie mir aus
Das tat Herr Giesel» nicht, denn
an seiner Person liebte er keinen
Luxus. Er ließ aber heimlich eine
schöne Brosche aus den Steinen an
fertigen. Als er die Gattin damit
überraschte, verklärte sich ihr Gesicht.
„So was hat weder Frau Rendant
Binderweck, noch Frau Sekretär Lei
setritt, noch Frau Revisor Schmacht
herz" rief sie jubelnd und fiel dem
Gatten um den Hals. „Die werden
vor Neid platzen." Sprach's, steckte die
Brosche an und machte den drei ge
nannten Damen der Reihe nach einen
sreundschastlichen Besuch. Einem Ge
rücht zu folge sollen die Männer der
drei genannten Damen Herrn Gieseler
an diesem Aben>> dreifach verwünscht
haben.
Besitzer des großen Damenkiinfek
tionsgefchäftS, hat sich mit einem rei
zenden Mädchen verlobt!" „Na,
der hat ja auch, um eine Frau glück
lich zu machen, das Zeug dazu!"
Entgegenkommend. Er
an ein Wiedersehen im Jenseits, mein
Fräulein?" Sie: Sogar
schon im Die-seits!"
Elegie.
Wetter graust,
voll.
Doch am Abend spät,
Wenn der Mond schon steht
Am Himmel und Alles zu Bette geht,
Nach dem Bierlokal,
urst lich gan,
Daher.
Kollegin (zur alten Wirt
schafterin): „Ein vorzügliches Zeug
niß hast du von deinem früheren
gestanden, als er's geschrieben hat!"
Einzige Möglichkeit.
Er: mal, Else, könnte ich
Nch?"
Woche möchte ich doch gerne mit Dir
Gedankensplitter. Der
In der Menagerie. Wär-
Bär, der nur in Europa zu finden
ist. In Amerika kommt er gar nicht
vor, weshalb er dort auch äußerst
selten ist."
)» der Eile.
Vater: „Ah, Sie wollen heira
ten. 'Herr Fips? Entschuldigen Sie,
ich bin eben sehr pressirt - von mei
nen vier Töchtern erhält jede 30,(XX)
Mark."
Freier: „Pardon, ich hatte ei
gentlich auf das Doppelte gerechnet."
Vater: „Das Doppelte? Nein,
da müßten Sie mindestens zwei neh
nicht!" „Wissen Sie, das müssen