Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 05, 1910, Image 6

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    Treibhauspflanze.
„Wirklich, Herr Medizinalrath, Sie
„Gewiß, meine liebe gnädige Frau,
Lisa Dahlbergs feines Gesicht drückte
Zweifel aus. es war nicht zu verkennen,
daß die Worte des Arztes nicht ihren
Beifall fanden.
„Ach, nun ja wenn ich daran
denke, in welchem Zustande ich hier an
kam! Aber was hatte ich auch
durchgemacht! Der Tod meiner Mut
ter dazu die fortwährende Verstim
mung meines Mannes das war zu
viel für meine Nerven, mein schwaches
Herz."
„Aber nun sind Sie gesund, Ihnen
fehlt nur Selbstvertrauen," sagte Me
dizinalrath Vorbach mit Nachdruck.
„Haben Sie nicht Verlangen nach
Ihrem Herrn Gemahl, Ihren Kin
dern?"
„Aber natürlich. Sie wissen ja
selbst, wie ich mich in der ersten Zeit in
Heimweh fast verzehrte, namentlich
nach den Kindern, den süßen Dinzern,
»n > nun fällt es mir selber schwer, aus
Ihrem Sanatorium zu scheiden,.es war
schön und friedvoll hier."
Der Medizinalrath faßte die beiden
Hände der jungen Frau. „Ich freue
mich, daß Sie sich bei mir wohlgesühlt
und die Gesundheit wiedergefunden ha
ben," sagte er herzlich. „Zurückgekehrt
in Ihre Häuslichkeit, werden Sie die
ses lostbare Gut noch mehr schätzen ler
nen. Nehmen Sie Ihre alltäglichen
Pflichten wieder auf, und Sie werden
fühlen, wie dabei Ihre Kraft wächst.
Jh' Herr Gemahl schreibt mir, daß er
große Sehnsucht nach Ihnen hat."
Lisa Dahlberg wandte den Kops ein
wenig seitwärts, die prüfenden Älicke
des Arztes genirten sie. „Nachdem
mein Mann erkannt hat, daß seine ge
schäftlichen Sorgen unbegründet wa
ren, hat er wieder Zeit, an seine Frau
Ernst sah der Medizinalrath auf die
zierliche Frauengestalt. „Danken Sie
Gott, daß die Sorgen zerstreut sind.
Jeder Kaufmann hat mit Geschästs
schwierigkeiten zu kämpfen."
Noch einmal drückte er die schmalen,
Weizen Hände, dann war er zur Thür
gern. In ihrem Wesen lag etwas
Kindliches. Die seine schlanke Gestalt
ließ sie mädchenhaft erscheinen. Bei
Tisch herrschte Staunen, als sie ?um
ersten Mal von ihren Kindern sprach
drei hatte sie Heinz, der älteste,
war, gab ihr das Geleit.
»Ihr Herr Gemahl wird das Ver
wöhnen nun fortsetzen, oder besser ge-
Tone, er war ein Bekannter Edmund
Dahlbergs.
Lisas Lippen zuckten immer war
thür.
Still saß Lisa in der Ecke, ein paar
In ?isas Tasche knisterte der Brief
ihres Mannes. Sie zog ihn hervor
und las ihn noch einmal. Edmund
schrieb sehr herzlich. Wahrscheinlich
that es ihm leid, daß er in letzter Zeit
Sonnenseite stehen. Den Verlust des
der sie im zartesten Kindesalter
von allen Seiten umsorgt, vor jedem
rauhen Luftzug der Welt behütet.
Kaum den Kinderschuhen entwachsen,
scheu nur mit ihren schönen dunkle«
Augen bittend anzusehen, sofort er-
füllten sie ihr jeden Wunsch. Acht
Jahre ihrer Ehe waren wie ein einziger
schöner Frühlingstag dahingegangen
ganz jäh stiegen Wollen auf. Die
Mutter starb. Edmund, zur selben
Zeit von einer geschäftlichen Krisis be
droht, fand für seine Frau, gerade in
dem ersten großen Schmerz ihres Le
bens, nicht die richtige Art, ihr zu be
gegnen, sie zu trösten. Bei allen Lie
besbeweisen war er zerstreut, das Ge
schäft galt ihm mehr als ihr Schmerz.
Ein Schatten senkte sich über Lisa.
Sie hatte ihren Mann für zartfühlen
der gehalten es enttäuschte sie bitter,
ihn von der materiellen Seite lennen
Und wie hatte er die Mutter ver
ehrt! Während andere Männer über
ihre Schwiegermütter witzelten, sie lie
ber gehen als kommen sehen, nannte er
sie eine „Prachtfrau", besprach mit ihr
geschäftliche Angelegenheiten, Politik,
kurz alk Tagesfragen. Still saß Lisa
meistens dabei.
Die Mutler sorgte für alles, obgleich
si: nicht mit ihren Kindern in einem
Hause wohnte. Sie machte den Kü
chenzettel, wählte Dienstboten, leitete
große und kleine Wäschen, stellte für
Gesellschaften die Menüs zusammen,
bestimmte die Torten für die Kaffees,
überwachte die Kinder und besorgte de
ren Garderobe ohne Frau Senator
Sormanns Zustimmung geschah nichts
im Hause. Ihr Tod war ein tiefgehen
der Verlust für die Familie Dahlberg.
Ueberall fehlte ihr starker Wille. Die
Dienstboten wurden anmaßend, die
Kinder vorlaut. Als Lisa darüber
klagte, wurde ihr Mann zum ersten
Mal heftig gegen sie. Die junge Frau
erschrak. Das hinderte sie nicht, den
nächsten Tag, als Edmund abgespannt
aus dem Kontor kam, wieder zu kla
gen
„Kind, bitte, verschone mich endlich
mit diesem häuslichen Kleinkram, ich
habe ohnehin den Kopf voll genug.
Sorge lieber, daß wieder Behagen in's
Haus kommt," sagte er gereizt. Lisa
glaubte nicht recht gehört zu haben.
Behagen? Wie konnte er jetzt
wenn ihr Mann aus dem Kontor kam.
AW sie eines Tages vergessen hatte,
Die junge Frau war allein im
Coup 6. Es dämmerte bereits stark.
Die acht Wochen im Sanatorium
häuslichen Szenen wurden lebendiger.
Wie Edmunds sonst so gute Augen sie
angesprüht — Und wenn es
tet hatte" Lisa fühlte sich ganz hilflos.
Da hörte sie plötzlich im Geiste die
Stimmen ihrer Kinder. Ganz warm
wurden Heller strahlend.
Ein Ruck, ein Halt, die Lokomotive
stand still.
In demselben Augenblick öffnete eine
kräftige Hand die Thür.
„Gottlob, daß Du da bist," klang
Edmunds Stimme in tiefem, warmem
Ton.
Fest preßte er Lisa an sich. Sie er
schrak fast, so stürmisch war er.
Dann fuhren sie im offenen Wagen
nach Hause.
Es war ein wundervoller Spätfom
merabend. Aus den Gärten stieg ein
wohliger Duft von Reseda und Lev
kojen auf. Im schlanken Trabe flogen
die Pferde dahin und ließen den ohne
vor der festlich erleuchteten Villa.
Eine schlanke Mädchengestalt im hel
len Kleide trat aus der mit einer
Guirlande geschmückten Hausthür.
stürmenden Heinz, zärtlich küßte sie
ihn.
„Bleibst Du nun bei uns, Mama?
Karnickel haben wir jetzt, und ich füt
tere sie selbst." Plötzlich stürzte Heinz
fort, kehrte aber schon in der nächsten
Minute mit einem Blumenstrauß zu
rück. „Hier, Mama, den soll ich Dir
geben, hat Fräulein gesagt, und ich
darf nachher mit Euch Abendbrot
essen!"
Werner lag schon im Bett. „Ja, die
Mama," sagte er zwischen Wachen und
Schlafen. Er hatte ein kleines Holz
pferd neben sich auf dem Kissen liegen,
dem er ebenso viel Zärtlichkeit erwies,
wie der heimkehrenden Mutter. Sie
sagte, daß sie ihm ein sehr schönes
Pferd mitbringe.
Werner war mit einem Male mun
ter und ganz aufgeregt vor Freude, er
Der Vater trat hinzu und verwies
ihn zur Ruhe. Lisa dünkte sein Ton
unangemessen scharf. Mit Schrecken
dachte sie daran, daß Heinz an dem
Abendessen theilnehmen würde die
Mahlzeiten hatten stets Veranlassung
zu unliebsamen Erziehungsszenen ge-
Zu ihrer Verwunderung betrug sich
der Knabe musterhaft. Still saß er
neben dem Fräulein, aß sein Weißbröt
zu Bett."
ließ die Hand seiner Frau fallen, die
er fast schmerzhaft gepreßt hatte. Mit
wurde nervös.
„Du willst schon zu Bett?" fragte er
fast erschrocken, als sie aufstand.
schwartig.
mcn." Neß sie schnell vergehen. Diese
Rücksicht that wohl.
lebhaft.
fehlen mir die Kräfte, ich kann nicht so
schnell Mutters Tod überwinden."
Letzteres klang ein wenig scharf.
beitet hat."
ihrer eigenen Unselbständigkeit, daß sie
lein unsympathisch? Du sprichst fast
nie mit ihr," sagte sie leichthin.
nicht!"
correspondirte mit dem ganzen Sana
torium. Das war ihre Hauptbeschäf
tigung. Auch machte sie seine Hand
fehlte ihr hier die Ansprache, die sie
dort gehabt. Die Kinder hielt sie sich
fern, sie waren ihr zu laut. Die junge
er eines Tages.
„Du solltest Gott danken, daß ich
In Gottesgabe hatte jeder Mitgefühl
Lisas Worte.
Lisa fühlte sich vernachlässigt, sie
schmollte. Bei den Mahlzeiten sprach
sie nur das Nothwendigste. Eine Art
Heimweh nach dem Sanatorium befiel
ll ' ht" R's h' lt
Treppe leuchteten rothe Weinranlen,
dazwischen sah sie die lachenden Gesich
ter ihrer Kinder und eine schlanke Ge
stalt im Weizen Kleide. Federnden
Schrittes, mit ausgestreckten Händen,
Plätzchen zum Nachmittagskaffee aus
gesucht, so ist's recht."
sagte Fräulein lebhaft. „Der Herbst
„So, und nun geben Sie mir auch eine
Tasse Kaffee."
„Aber es ist nur Haustrunk."
kleine Gesellschaft? Sehnsucht nach
habt. Ihr habt ja Fräulein!"
Heinz.
„Und der arme Vater bleibt natür
voll Innigkeit.
Kalt überrieselte es Lisa sie
fühlte, wie ihr Herz still zu stehen
drohte.
kraf! und Jugendfrische der einsam
am Kaffeetisch Zurückbleibende bog sich
vor und sah ihr nach, solange seine
Das Mädchen, das dort so selbst-
sicher dahin schritt, es hatte ihr die
stöhlen! -- Mit einem Ruck stand sie
auf beiden Füßen, sie wollte Gertrud
fragte/ „Wünschen gnädige Frau
etwas?"
„Nein, nein," stieß Lisa kurz hervor.
Oder waren es Stunden? Die Un
glückliche wußte es selbst nicht.
An der Thür trommelten kleine
Fäuste. ch' 112 W'
Hause bist? Ich habe Dich so lieb," in
! der liebe Gott den Adam geschaffen
„Meine Mama ist leine Gehilfin,"
sagte Heinz bestimmt.
ganzes Leben an ihrem Geiste vorüber.
Mit Güte und Liebe überschüttet, von
der Mutter, den Brüdern, am meisten
laut.
ihn. Ganz fest hielt sie feine Rechte la
Mahlzeit belebt.
einmal Ferien verdient. Möchten Sie
nicht für einige Wochen Ihre Mutter
besuchen?" sagte Lisa freundlich,
j Die Augen des jungen Mädchens
strahlten sie an. „Wenn gnädige Frau
wohl genug sind —"
leicht reisen Sie gleich morgen?"
„Also, Du willst wirklich das Szep
ter allein schwingen?" fragte Edmund,
drücken, wenn es mal hier und dort
nicht klappt."
Tief athmete er auf, eine Centnerlast
fiel von ihm.
„Der gute Wille ist schon das halbe
Gelingen," sagte er. Er sah Lisa an.
Er fühlte, daß sie verstanden hatte, was
ihn in letzter Zeit gequält. „Wir wol
len in Zukunft unser Herdfeuer sorg
samer hüten," fügte er leise hinzu.
»in« L«g«n»e vom «etna.
Mit unzähligen Legenden und Sa
gen hat die Bolksphantasie den Vul
> lankönig von Sicilien umsponnen;
wie die Alten den Aetna zum Ge
fängniß der Zyklopen machten, so ließ
später die Sage den König Artus im
Aetna eine Zuflucht finden, wo er
heute noch leben soll. Von einer an
deren mittelalterlichen Legende, die
Stefano di Borbone im 13. Jahr
hundert aufgezeichnet hat, erzählt der
„Eorriere d'Jtalia". Der Chronist
berichtet auf Grund der Aussage ei
nes Mönches von Puglia von einem
Manne, der auf der Suche nach dem
entlaufenen Pferde seines Herrn zum
Vulkan emporstieg, „wo das Fege
feuer sein soll, nahe bei der Stadt
Catania." Der Mann kam dann
zu einer großen Stadt, die durch eine
eiserne Pforte von der Umwelt abge
schlossen war. Er fragte den Pfört
ner nach dem Pferde? der antwortete
anbieten würde.
In der Stadt waren viele, viele
Menschen. „Er durchschritt viele
Säle und kam schließlich an einen,
aus dem ihm der Fürst mit seinem
Gefolge entgegentrat. Man bot ihm °
viele Leckerbissen, aber er aß nichts.
Wucherer bereit stehen. Dann sagte
ihm der Fürst, daß er seinem Herrn
und den Wucherern einen Tag be
übergeben. Dann händigte man ihm
das Pferd ans und der Mann kehrt« !
zurück. Als sein Herr den Trink- >
wiedergesehen."
Druckfehler. Das Ehepaar
Meie', lebte in glücklicher siebenjöhti
ger Ehe!
Frau Müller: „Wie kommt es
nur, Frau Schulze, daß Sie Ihrem
Jetzt habe ich die Hexe satt.
Ach ja!
„Nee, das Begräbniß war doch
Der Pantoffelheld.
„Wollen Sie nicht auch die neue Oper
anhören, Herr Grauser?" „Nein,
sie soll ja nur bis halb zehn dauern!"
„Aber das thut doch nichts zur
Sache!" „O doch; was habe ich
von einer Oper, zu der ich keinen
Hausschlüssel brauche?!"
Glück! „Warum bist Du
heute so vergnügt?" sragte ein Herr
seinen Freund, den Baron. Baron:
heute Morgen die Cigarette verkehrt
in den Mund gesteckt und sich die
Zunge verbrannt, da habe ich eben
„Gleich gehst herunter vom Ap^el
studirt er, was das bedeuten soll!"
Pfarrer: „Wenn Ihr den B.iuern
biindler als Bürgermeister wählt, soll
Euch der Hagel treffen." Chor der
Bauern: „Macht nix, Herr Pfarrer,
mir san versichert."
Malitiös. Sonntagsjäger
(dessen Sohn Maler ist, zu seinem
Freund): „Mein Sohn hat mich ge
malt, gerade den Moment darstellend,
wo ich einen Hasen erlege!" Freund:
„Na, muh der eine Phantasie haben!"
Katzenjammer.
„Ach, Herr Doktor, so liegt er nun
schon den ganzen Vormittag! Er
spricht nicht ... er stöhnt nur . . . er
hat einen glühend heißen Kops...
es ist ein entsetzlicher Jammer!"
„Ja dafür halt' ich es auch!"