Ter grüne Naöhornfint. Humoreike von Luis« Schuljt'Brück, .So!" sagte unser lieber Erbonlel Martin, und setzte vorsichtig einen verhüllten Gegenstand vor uns nie der. „Diesmal habe ich euch etwas ganz Besonderes ausgesucht, Kinder. Haltet es gut in Gedenken an euren alten Onlel Marten." Wir sahen uns an, ungewiß und behaglich. Denn unser Onlel Mar tin hat neben einigen nicht abzu leugnenden guten Seiten auch einige sonderbare. Unter uns gesagt, ich halte ihn für einen Filou, der sich ganz gern über die Menschheit im allgemeinen und über seine Ver wandten im besonderen etwas lustig macht und manchmal ausprobirt, wieviel ein Erbonlel seinen zukünfti gen Erben bieten darf, ohne daß sie Onkel Martins Geschenle sind in der Familie berüchtigt. Erstens, weil ihr Werth meistens darauf be miht. daß sie wie soll man sich ausdrücken —, nun daß sie eben von Onkel Martin stammen, einen anderen haben sie meist nicht oder «r ist sehr gering —, und zweitens, weil er verlangt, daß diesen Geschen ken eine besondere Ehrfurcht, ja man könnte sagen, Verehrung erwiesen wird. Die Unglücklichen, die es trifft, müssen Onkel Martins Geschenke an «wem besonders hervorragenden Platz ihrer Wohnung anbringen oder sie sonst in gebührenden Ehren hal ten. Im letzten Jahr schenkte er «neiner Frau eine Taffetbluse mit kleinen Blümchen darauf, von einem merkwürdigen Rosalila. Wo er sie aufgetrieben hatte, blieb uns unklar, jedenfalls behauptete Lili. sie würde in einem Dutzend Geschäften sämmt lich- Ladenhüter durchstöbern müssen, «he sie so ein Ding fände. Ebenso behauptete sie knirschend, daß Onkel Martin ihr nur deshalb ein Konzert billett geschenkt hatte, um sie zu zwingen, sich in dieser Bluse mit ihm zu zeigen, und sich dadurch bei allen ihren Bekannten sür die ganze Sai son unrettbar zu blamiren. Man sieht, unser Onkel Martin ist ein Gemiithsmenfch. Aber was Hilst das, «r ist nun einmal so, und muß so verbraucht werden. Mit scheuen Fingern löste meine Frau die Verschnürung. Der gute Onkel Martin stand da bei und sah in behaglicher Vorfreu de zu. „Langsam, nicht stürzen," meinte «r. Lieber Himmel, sollte es wieder ei ne von den fürchterlichen, grünen Glasvasen sein, die Onkel Martin scheinbar dutzendweis in einem Aus verkauf erstanden hatte! Oder eine der noch gräßlicheren Bronzen aus derselben Quellt? Meine Frau hielt plötzlich erschreckt in ihrer Beschäftigung inne. Da drinnen bewegte sich etwas heftig Martin selber das Werk des AuS ffchälens. Und als er die verfchiede n?n Hüllen entfernt hatte, sagte er feierlich: kommt, werdet ihr ihn sicherlich gut halten." Und der gute Onkel Mar tin lachte, wie es mir vorkam, bos gnügt hockte er da auf feiner Sten ge, ließ die Flügel hängen und stieß manchmal wieder so einen japsenden. „Nun, gefällt er dir nicht? Ist er ter Onkel Martin enthusiastisch. „Prachtvoll!" sagte ich aus vollem Herzen. „Ihr müßt ihn natürlich in ein anderes Bauer bringen." erllärte Onktl Martin eifrig. „Es würde am besten sein, wenn du gleich ems Käsig zu dem Nashorngrünvogel verbesserte Onkel Martin a!s zugehöriges Geschenk zu betrachten sei. Aber damit hatte ich kein Glück. Onkel Martin wurde plötzlich schwer denn die mußte er haben, wenn er nicht eingehen sollte. Der Käfig mit dem Ständer kostete zwanzig Mark, die ich zähneknirschend erleg te. Die Prozedur der Uebersiedelung gestaltete sich nicht ganz einfach, und wir machten dabei die Erfahrung, daß der große Schnabel ganz au ßerordentlich gut zuzubeißen verstand und mit unfehlbarer Sicherheit den Finger traf, den er treffen wollte. Onkel Martin hielt sich vorsichtig entfernt, unter dem Borwand, es mache ihn nervös, so etwas mit an zusehen. Nachdem meine Frau einen bluti gen Zeigefinger und ich einen bluti gen Daumen hatte, saß er endlich in seiner Behausung, allerdings sehr er regt, um sich schnappend, fauchend und japsend. Und jetzt konnte man ihn auch näher betrachten. Entschie den ein sonderbares Geschöpf! Wenn Häßlichkeit werthvoll macht, müßte er -norm werthvoll sein. Aber wahrscheinlich besaß er außerordent lich viel innere, gute Eigenschaften, die geeignet waren, die fehlenden äu ßeren zu ersetzen. Denn Onkel Martin versicherte immer wieder von neuem, daß er ein wahres Wunder sei und ein köstlicher Schatz, für den wir ihm nicht genug danken könnten. ..Ach Gott, das arme Thier!" rief sche und entnahm ihr vier mikrosko pische Düten. „Ich habe Euch eine Probe von Ltti!"' ihm ein blßch-n zur-cht, liebe Lili betrachtete unschlüssig die vier Düten. „Ja, aber lieber Onkel, da kann er schaden." Aber Onkel Martin wehrte heftig ab. lancholifch in seinem Käsig um. „Er will Wasser trinken." erläu terte Onlel Martin. „Aber ihr nicht kalt ist.das bekommt ihm nicht. Sechzehn Grad soll es haben, nicht mehr." Unser lieber Onkel Martin schaute ernst. Wasser hat; mit ände. weil wir erst ein ziemlich tie fes Gefäß zur Messung vollfüllen und von diesem dann das genügend» Quantum in den Wassernapf thun mußten. Na, später wird man ja wohl auch dem grünen Nashornfin ken das Wasser nach Gutdünken zu messen. so etwa, wie die Kinderfrau das Bädewasser fürs Baby mißt „Wird'?' Kind roth, ist's Wasser zu warm, wird's Kind blau, ist's Was ser zu kalt." „Ein Bad muß er auch jeden Tag haben", dekretirte Onkel Martin. „Und dann zuweilen irgendeine Le ckerei. Kokusnuß frißt er besonders gern. Natürlich nur ein Stückchen, ganz frische." Ein liebes Thier! Ob ich mich wohl mit einem Großhändler in Südfrüchten in Verbindung setze, um die Kokusnuß recht frisch zu erhal ten. Der grüne Na?hornsink bekam al so das Bad. und er war augenschein lich ein großer Wasserfreund, denn er stürzte sich sofort hinein, flatterte und pantschte gewaltig und veran staltete in seinem Käfig und auf dem Parkettboden eine gründliche Ueber schwemmung. Außerdem sah er nach dieser Prozedur noch viel häß licher aus, mit seinem nassen Ge fieder und den einzelnen, grotesk ! auf dem Kopfe aufsteigenden Fe dern. l Onkel Martin betrachtete ihn mit Wohlgefallen. Ist doch ein famoser Kerl, was!" sagte er. „Ich glaube übrigens, nach dem Bad muß er zugedeckt wer den. sonst erkältet er sich." j „Gut. decken wir ihn zu." ..Ueberhaupt des Abends muß er immer zugedeckt sein," fuhr Onkel Martin fort, „und vor Zug müßt ihr ihn bewahren, das wißt ihr doch. Kälte kann er auch nicht vertragen, aber zu warm darf er nicht stehen, darauf hat mich der Vogelhändler noch ganz besonders aufmerksam ge macht." Ich rekapitulirte in Gedanken schnell ein paarmal die sämmtlichen Vorsichtsmaßregeln, um keine zu ver gessen. Also Trinkwasser 16 Grad Badewasser desgleichen Lecke reien. Kokusnuß, aber frisch nach dem Bade zuzudecken des Abends desgleichen vor Kälte und Wär me zu schützen! Dann sein Futter. Düte Nummer eines vier Stunden ausquellen, Düte Nummer zwei ... halt nein, so ist es nicht. Düte Nummer 1 zwölf Stunden. Düte Nummer 2 zwei Stunden später. Düte Nummer 3 und 4 wiederum nach zwei Stunden. Ausgezeichnet, ich hatte es behalten. Nachdem Onkel Martin bei uns gespeist hatte und während des Mah les in angemessenen Pausen unsere wiederholten Dankesbezeugungen ein gefordert und entgegengenommen Vorsichtig nahmen wir die Decke auf. Da saß er, jetzt wieder ge trocknet, häßlich und augenscheinlich bösartig. Zuweilen fauchte und nieste er. Und wenn man mit dem schnappte er wüthend dana^. Unsere nächsten Lebenstage stan den im Zeichen des grünen Nashorn- Uhr in der Hand, die Säuberung seines Käfigs, die immer mit Fin gergefahr verbunden war. die Wär- Martin! ich erwachte des Nachts aus meinem sonst niemals durch irgendeine Stö rung getrübten Schlaf, in der Vor stellung. daß der grüne Nashornfink sich erkälten oder überhitzen könnte. Außerdem hatten wir manches unier dem Spott unserer Freunde zu lei den, die sich nicht im gleichen Maße für ihn begeistern konnten. „Grüner Nashornfink?" sagte ein Freund, der im Ruft stand, ein gro ßer Vogelkenner zu sein, und be trachtete ihn staunend und mißbilli gend. „Es gibt einen Nashornvo gel und einen Grünfinken, aber ei nen grünen Nashornfinken hat es noch nie gegeben. Uebrigens mag sein, daß er eine Merkwürdigkeit ist, mir ist wenigstens so ein Biest noch nicht vorgekommen. Er sieht aus wie die Kreuzung eines Geiers mit einer Kröte." Und er belachte wohlgefällig diesen Witz und betrach tete noch einmal mit vieler Verach tung unseren köstlichen Nashornfin ken, der sich dadurch rächte, daß er mit aller Kraft, deren er fähig war, nieste. Mein Freund fuhr erschrocken zu rück. „Hilf Himmel, was ist denn das für ein Ton!" „Nicht wahr," sagte ich stolz, „er ist höchst originell?" Er sah mich zweifelnd an. „Hm ja. Originell ist er, Ich besann mich. Bis jetzt hatte er sich noch nicht auf andere Weife geäußert. Aber es würde ja wahr scheinlich noch kommen.. „Sag' mal, Onkel Martin," sagte ich, als unser Onkel das nächste Mal zur Jnspizirung des grünen Nas hornfinken eintraf, notabene nach dem er stim Brauneberger getrun ken hatte, „singt denn der grünt Onkel Martin schien mir durch diese Frage in einige Verlegenheit in den Bart. „Nämlich ein Freund fragte mich neulich danach," erläuterte ich. »Er ist ein Kenner und meinte, der Vo gel sei eine Merkwürdigkeit." Onkel Martin war erfreut. „Ja, das ist er," sagte er begei stert. „Natürlich singt er, sogar sehr schön." „Hast du ihn einmal singen ge hört, Onkel Martin?" fragte ich. Onkel Martin wand sich unbehag lich. „N . . ~ n . . ~ nein, das gera de nicht. Aber der Händler ver sichtrte es mir." Und mit einem düsteren Blick setzte er hinzu: „Wahr scheinlich behandelt ihr ihn nicht rich tig. das wird wohl der Grund sein. Das arme Thier!" Lili war tief gekränkt. Also da rum steht man des Morgens zu nachtschlafender Stunde auf und rennt des Abends aus Gesellschaften nach Hause, um sich dann Vorwür fe machen zu lassen, daß man ihn nicht gut genug behandelt! Empört betrachtete sie den grünen Nashorn finken, mißlaunig auf seiner frische Kokusnuß erstehen mußten. Aber es nutzte nichts. Er blieb stumm und that absolut nichts, als Allgemach geriethen wir in einen Zustand finsterer Verzweiflung. Und als eines Tages Onkel Martin be sonders schlecht gelaunt war, dafür bei dem Dritten ein. Natürlich mußte ich, um die Aus kunft zu erhalten, die ich brauchte, wurde dramatisch, ich nieste dem er 'taunten Vogelhändler mit Virtuosi hatte, denn es war ein ganz täu schend ähnlicher Ton. Triumph! Triumph! Die Tugend siegt, und wer ausharret, wird gekrönt. Hier war — „Mm, tja, tja, der Vogel is von mir, werther so so einen wollen Sie haben?" Er sah mich bedenklich und erstaunt an. Dann faßte er mich vertraulich an einem Rockknopf. „Na ja, es gibt föne Geschmäcker und sone. Und apart is er ja, verehrter Herr, nich wahr?" „Ja, apart das ist er." „Und wer sür's Aparte is, dem wird er ja gut gefallen, nich wahr?" Ich bekannte mich, innerlich wi derstrebend, als einen Bewunderer des „Aparten". „Tja, tja, einer hat Spaß an 'nein Vogel, der gut aussieht und singt, nich wahr? Einem andern ge fällt einer besser, der bloß apart aus sieht und nich singt. Und wenn er Ihnen gefällt, das is ja die Haupt sache. Der alte Herr, der ihn kauf te. meinte das auch gleich. Ich rieth ihm ja zu 'nem schönen Papagei, aber er sagte, nee, 'nen Papagei ha ben alle Menschen und denn machte der auch zu viel Spektakel und wä re nich apart. Und dieser wäre apart und machte keinen Spektakel!" „Aber ich denke, er singt sehr ja der springende Punkt. „Singen?" fragte das Männchen höchst erstaunt. „Na hören Sie mal an. So 'ne Kanaille! Bei mir hat er ein ganzes Jahr gesessen und kemen Ton gesungen." „Was? Er hat nicht gesungen bei Ihnen?" „Nee, er hat bloß geprustet und denn hat er gehackt, wenn man ihm 's Futter gab." Na, das war ja eine nette Ge schichte, Gesungen hatte er also nie mals, und unser Onkel Martin be hauptete doch, der Händler habe ihm den Gesang garantirt. Das Männchen lachte verschmitzt und wurde noch vertraulicher. „Wissen Sie nämlich, besorgen kann ich Ihnen so keinen. Der war mal mit einer Sendung mitgekom men, und keiner wußte, was mit ihm los war. Einer, der's versteht, hat mir mal gesagt, das wär' 'ne Miß geburt, von Natur aus wäre sein Schnabel nur halb so groß, und denn wär' die Sorte sonst auch nicht grün, grau, und dieser gel, der 'en Krüppel is und 'n ver düstertes Gemüthe hat, machen? Kaufen Sie sich doch lieber einen Kakadu oder einen hübschen Kana finken. Da wissen Sie, was Sie haben. Der alte Herr, der ihn da mals kaufte, der wollte nämlich 'en Geschenk machen, und dann sagte er Fazit schon recht erbaulich. Ich ging zu Lilli und zeigte ihr den Zettel. Sie sah ihn erstaunt an. Lilli starrte auf das Blatt Papier. ler?" ch l' A bl'ck fü und bösartig faß er da. Und dann nieste er. Und wie nieste er! Höh- nisch und triumphirn'.K. So. als wollte er sagen: Ja. schaut mich nur an, sür's Auge und Gemüth bin ich freilich nichts, aber ich habe ein zä hes Leben, und Ihr werdet mich noch lange besitzen. Wir starrten ihn tiefsinnig an. In diesem Augenblick trat Onkel Martin ein. Befriedigt betrachtete er uns. „Na, was macht er?" fragte er zärtlich und deutete auf den Käsig. Mit einem wüthenden Gekrächz schoß der grüne Nashornfink herbei, um zu hacken. Aber Onkel Martin war leider schneller als er. Befriedigt lobte er Hat er denn gesungen?" Ich schüttelte den Kopf, sprecht» kannte ich nicht. sich Onkel Martin. „Ihr müßt doch i rer. Hast du nicht eine andere Sor te, ein bißchen schwerer, was? Altt Leute müssen mal öfters 'ne Auf» doch direkt beunruhigend. Aber natürlich, wenn ihr nicht für ihn sorgt!" Der grüne Nashornfink nieste, e» war ein geradezu dämonisches Nie sen. das eines Teufels, ein Hohn niesen auf uns. auf Onkel Martin, auf die ganze Welt. Und ich stieg in den Keller und holte eine bessere Flasche. Dir golden« Zahl. Nicht bloß in Kalendern, auch sonst kehrt häufig die Bezeichnung „Goldene Zahl" vieder. Etwas Nä heres darüber zu hören, dürfte daher Man hat eine gewisse Reihe von Jahren als ein Ganzes mit regel mäßig wiederkehrendem Beginnen ei dem Ablause der einen willkürlich zu sammengefaßt. Diese Zeitkreise Cykel (vom lateinischen ?.v<!l>>»>) ge- Mondcykel aufgestellt. dieselben Monatstag: fallend Der Mondchkel ist eine Zeit von 19 julianischen Jahren, binnen wel anderen > Mondeswechsel wieder auf dieselben Tage des Jahres fallen. Da das angenommene Jahr der Ge- Der Rest bildet die goldene Zahl. einiger anderer häufig erwähnter Cy kel gedacht werden: Der Athener Me to». Sohn des Paufanias, war der Osterzeit Gebrauch gemacht. Pascals Eylel ist eine mit dem er sten Jahre vor Christi Geburt begin nende Periode von 532 julianischen Jahren. Weil nun 532 gleich mal Feste, endlich auch die Sonntagsbuch staben und Exakten des julianischen Kalenders in derselben Ordnung wieder. Zu erwähnen wäre dann noch de» Jndictionscykel, der Römer Zinszahl. Eigentlich ist er der Zeitraum der Schätzung, welche von den alten rö mischen Kaisern eingeführt wurde und 3 Lllstren oder 15 Jahre, auf welche nämlich die Steuern ausge jenes Steuerverhältniß längst aufge hört hatte, öfters in Urkunden zur Zeitbestimmung das Jahr der lau fenden Jndiction an, ohne deren Zahl hinzuzufügen. Doch wurde auch, insbesondere in Notariatsurkunden, Jndiction neben die Jahreszahl ge setzt. Eingeführt wurde die Jndiction bi'i den Römern unter Conftantin Ei» Trost. Braut: Ach. es ist wirklich schreck «ine wundervolle Erfindung gemacht." „So, und was ist es?" „Ein Hut. Er arbei- Gütiges Schicksal. Liebe. geschnitten, Im Winter hat die Eisbahn drunter gelitten, t i k. Sommerfrischler: Wastl- Guter Trost. Herr Dompfle, ich werde ein Mittel
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