Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 31, 1910, Image 6

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    aus w>e emc .«Iwspe thut
Zum weiht sie jede» Ort.
„Sprich, liebst du mich. Blmiäugelem?
Tie Spinn'rin hält mit Spinnen ein,
Werschlossen bleibt ihr ros'ger Mund,
Ahr Lächeln nur macht Alles kund
Ich liebe dichl
«krtönt'S in Treue Tag sür Tag.
Mit gleicher Treu' i» Glück und Noth
Woin ersten Kus; bis in de» Tod:
Ich liebe dichl
Das Dejeuner au« Schlaggeu
«al».
Gräfin Bertha saß beim Früh
stück und durchflog die eingelaufene
jpost.
„Schon wieder ein Bazar!" rief sie
«twas ungeduldig, als sie das drin
gende Ansuchen las: „Bitte, schick uns
alle Horreuren, die Du hast, auch
Antiquitäten, wenn sie noch so gar
stig sind, wir nehmen alles an. Du
bist gewiß so gut, mit uns zu ver
laufen. Wir haben Dich in die Glas
lind Porzellanbude eingetheilt. Das
-hübsche Fräulein Weber verkaust mit
Dir, Kdstüme braucht man keine,
Schmachtlocken und ein entsprechendes
Halsarrangement. Der Bazar fängt
«in Samstag um 1 Uhr an und dau
ert zwei Tage. Bitte, schick die
Horreuren gleich zu mir, da wir
Marie."
Gräfin Bertha faltete den Brief
Frühstück beendete. Aber sie fand
nichts.
„Ich werde in der Rumpelkammer
oder im Hause überflüssig geworden
Zwei Blumentische aus Flichtwerl,
mit Tannenzapfen geschmückt, stan
«Schränke, die längs der Wand stan
den, und suchte etwas Passendes
rinter den vielerlei Gegenständen,
'Moden.
«ms Juchtenleder mit ziselirten Bron
zebeschlägen.
„Alles zu alt, um neu zu sein, und
Formate auf Kannen, Tassen, Teile'
Bertha dachte nach: „Ist es pie
<-!iknle?" fr:gte sie sich. .Nein! Der
noch. „Kann es niemanden krän
ken? Nein! Es kennt's niemand
mehr außer Tante Ella. Die al
lerdings wäre sehr beleidigt und
bös, wenn sie's erführe; aber sie ist
ne Adresse, und am Samstag prangte
es in der Glas- und Porzellanbude
des Bazars.
Die Damen waren nach Bildern
aus den vierziger Jahren frisirt.
Bertha hatte ihr schönes blondes
Haar gescheitelt; sie trug vier lange
Hängelocken zu beiden Seiten, und
aus dem übrigen Haar war ein kunst
voller Knoten gefchwngen, der ihren
Nacken freiließ und den fein geform
ten Kopf zur Geltung brachte. Sie
sah bezaubernd hübsch aus. ohne sich
dessen bewußt zu sein.
Der Porzellanladen war umringt
von Leuten, die die schöne junge Frau
mit den langen blonden Locken sehen
wollten.
„Ein Dejeuner aus Schlaggen
wald!" rief sie immer wieder. „Ganz
intakt, 60 Gulden."
„Das ist zu theuer", war die regel
mäßige Antwort, und neue Besucher
kamen und gingen.
„Ein antikes Dejeuner aus der
Schlaggenwalder Fabrik, ganz intakt,
60 Gulden."
„Es ist nicht intakt", bemerkte ein
alte« Fräulein. „Hier ist ein Stück
chen abgeschlagen."
„Richtig!" rief Bertha. „Das ha
ben wir übersehen. Also lassen wir
5 Gulden nach,"
„Ist auch noch zu viel", erklärte
das Fräulein und verschwand in der
und eine alte Dame blieb vor der
Bude stehen. „50 Gulden für diese
Horreur? Das kauft Dir ja kein
Mensch ab. Bitt' Dich, wo is' denn
das her?"
„Es ist —" sprach Bertha sto-
Frau. Bitte, Tante Resi, kauf mir's
ab!"
Kind," sagte die alte Dame lebhaft.
„Aber da hast Du 55 Gulden, weil
Du heut' gar so hübsch aus
schaust. Das Service kannst Du Dir
selber behalten. Das is' mir gar zu
ckt 112 d
trachtete schmunzelnd das Dejeuner.
„Ja, ohne Zweifel, es ist Schlag
sind."
tha. ' S' b d '
zu viel verlangt. Wo haben Sie
denn das her, Gräfin?"
„Sie sind sehr neugierig. Eine
schenkt."
„Vielleicht später. Wissen Sie,
um zu photographiren."
„Was wollen Sie photographiren?
Dieses Service?"
„Nein, das Personal des Ladens,
„Oho!" rief Bertha. „Das kostet
Geld."
„Wie Sie befehlen."
ißitte
er, zog das Geld aus der Brieftasche
uiid legte es auf den Tisch.
„Danke", rief Bertha. „So und
»en."
„So. Ich danke vielmals Gräfin",
jagte er, als die Aufnahme beendet
„Aber Baron Zelst. jetzt haben
jihlt. Wollen Sie es nicht mitneh
men?"
„Nein, lieber nicht, Gräfin. Ich
wi'dmc es dem Bazar."
„Wie Sie wollen", sagte Bertha.
„Ich muß in meine Bude zurück.
Dort steht schon jemand, der etwas
kaufen will. Um Gotteswillen", rief
sie entsetzt, blieb wi, angewurzelt ste
sten und starrte aus die alte Dame,
die vor dem Laden stand. „Das ist
ja na, das kann hübsch
werden!"
„Wer ist das?" fragte der Baron.
„Meine Tante Ella."
„Warum erschrecken Sie denn so
sehr über diese Tante Ella?"
„Weil das werde ich
Ihnen ein anderes Mal erzählen",
gab sie zerstreut zur Antwort.
sprach sie vor sich hin, ließ den Ba
ron stehen und ging mit bangen Ah
nungen auf ihre Tante zu.
„Tant' Ella", rief sie und umarmte
ihre Verwandte. „Wie kommst Du
„Ich bin auf dem Weg nach Ab
bazia", sagte die alte Dame. „Ich
fahr' morgen früh wieder weg. Ich
war bei Dir, hab' gehört, daß Du im
Bazar bist, und da bin ich hergekom
men. Ich hab' Dich fragen wollen,
ob ich heut' zum Thee zu Dir kom
men kann."
„Natürlich", rief Bertha. „Ich
fahre gleich nach dem Bazar nach
Hause.
„Also gut. Aber jetzt laß Dich
anschauen! Nein, aber wie Du Dei
ner Großmutter ähnlich siehst! Die
ganze Mama! So hat meine Mutter
ausgeschaut, wie ich noch ein Kind
war. Genau so, mit diesen Locken.
Du hast ihr ja immer ähnlich gesehen,
aber mit dieser Frisur ist die Aehn
lichkeit noch frappanter. Aber
jetzt denk' Dir, was ich da gefunden
habe!"
„Was denn?" fragte Bertha mit
unschuldiger Miene.
„Das Dejeuner von meiner seligen
Mutter."
„Das Dejeuner —" stammelte Ber
tha, „wo —"
„Hier! Das ist das Dejeuner von
meiner Mutter. Aus dem hat sie
immer ihren Kaffee getrunken, früh
und zur Jause. Sie war ja so eine
Kaffeeschwester! Ich seh' sie noch als
alte Frau vor diesem Dejeuner sitzen.
Sie hat damals schon sehr in den
Händen gezittert, aber sie ist immer
noch kerzeng'rad gesessen, ohne sich
anzulehnen. Sie war ja immer noch
ein bisserl eitel und ein bissel „en
Prätention", wenn Herren sie be
sucht haben. Das war immer zur
Jausenstund«, da hat sie empfan
gen."
„Jeden Tag?" fragte Bertha, um
etwas zu sagen.
„Jeden Tag, in ihrem kleinen grü
nen Salon." Und Gräfin Ella blickte
wieder auf das Dejeuner. „Wenn ich
nur wüßte." sagte sie nachdenklich,
„wer dieses Dejeuner nach dem Tod
, von der Mama bekommen hat!" Von
den Verwandten war es bestimmt
niemand, denn die hätten's nicht weg
gegeben." ,
Bertha erwiderte nichts und schwieg
beschämt, während ihre Tante fort
fuhr: .
„Bielleicht hat es einer von ihren
alten Hausleuten bekommen. Die
sind schon alle seitdem gestorben,
und das Dejeuner ist vermuthlich
bei irgend einem Tandler verkauft
worden. Merkwürdig, wie diese Sa
chen so aus einer Hand in die andere
gehen!"
„Ja", bestätigte Bertha verlegen,
„aus einer Hand in die andere "
„Aber, daß Du's nicht erlannt
hast, begreife ich nicht", rief die alte
Dame verwundert.
„Mein Gott", entschuldigte sich
Bertha, „es stehen so viele Servics
hier herum —"
„Und wer Hai's denn hergegeben?"
„Eine Dame hat es dem Bazar
geschenkt."
„Aber, man muß doch wissen,
wer!"
Bertha wurde schwül zu Muthe
„Ich war nicht dabei, wie die Sachen
eilen.
„Nein, laß nur", sagte Gräfin
lla. „Es ändert ja nichts an der
Gegenstand gesehen habe, den meine
Mutter so gern gehabt hat. klebri
gen", fügte sie bitter hinzu, „die äl
ieren Generationen werden ja im
kaufen."
„Aber Tante —" sprach Bertha
zögernd. Sie machte sich Vorwürfe,
fen/
„Nein", entschied Gräfin Ella,
ist mir lieber, es selbst zu kaufen. Da
bin ich wenigstens sicher, daß es in
der Familie bleibt. Was kostet'»
! denn?"
.55 Gulden."
' / 5 ist nicht viel."
„Es ist nicht mehr ganz intakt.
Hier ist ein kleines Stück abgeschla
gn."
„Natürlich! An dem abgeschlage
nen Eck hab' ich ja erkannt, daß es
Sie war so bös. wie man dieses
Eck abgeschlagen hat. Eigentlich ha
ben wir nie entdeckt, warum sie die
— „Also, dahier hast Du SS Gul
„Aber Tant' Ella", bat Bertha
wieder, „laß mich's lausen!"
„Nein", entschied die alte Dame
kurz. „Und jetzt muß ich schauen,
daß ich fortkomme. Ich hab' noch
„Ich begleite Dich bis zur Thür",
erklärte Bertha bereitwillig und ging
mit ihrer Tante bis in die Vorhalle
des Saales.
„Auf Wiedersehen heute Abends!"
sagte sie, als ihre Tante die Treppe
hinabstieg.
„Auf Wiedersehen, mein Kind",
rief es zurück. „Und Du bringst mir
das Dejeuner heut' Abends mit, da
mit 's nicht länger hier stehen bleibt,
nicht wahr?"
„Gewiß, Tant' Ella."
Und die alte Dame fuhr davon.
„Gott sei Dank!" dachte Bertha er
leichtert, als sie wieder in den Saal
zurückkam. „Wenn sie weiß wer
das Dejeuner hergeschenkt hat, so
macht sie jedenfalls nichts derglei
chen."
„Gräfin", rief Baron Zelst und
kam auf Bertha zu. „Man hat
mich geschickt, um Sie zu hokn.
bola. S sind doErt zu wenig Da
men."
„Ich muß ja in die Porzellanbude
zurück!" meinte Bertha.
„Dort sitzt schon das Fräulein We
ber", sagte der Baron. „Die Präsi
dentin hat gemeint, daß eine Person
für dort genügt."
.Gut, also dann komm' ich in die
Tombola."
„Jetzt bitte, Gräfin, sagen Sie mir
noch, warum Sie vorhin gar so über
Ihre Tante erschrocken sind!"
„Sie sind aber neugierig, Baron
Zelst", sagte Bertha: und als sie ihm
von ihrer Verlegenheit erzählt hatte,
rief er lachend:
„Jetzt aber seien Sie so gut",
warnte Bertha, „und erzählen Sie
diese Geschichte nicht weiter, sonst
kommt sie noch herum, und meine
Tante Ella erfährt sie noch eines
i schönen Tages."
! werde stumm fein wie ein Fisch."
! „Bertha, Bertha komm!" baten die
5 Damen aus der Tombola ungedul
! dig. „Wir sind hier zu wenige."
I „Ja, ja, ich komme schon", rief
! Bertha und wollte gehen, als ein
alter Herr sich lächelnd vor ihr ver
neigte.
„Guten Abend, Gräfin", sprach er.
„Ah, Graf Fernemont, guten
Abend", rief Bertha und reichte ihm
die Hand.
Graf Fernemont war nahe an
achtzig Jahren, aber man sah ihm
sein Alter nicht an. Er war
war Diplomat gewesen, war dann
aus der Carriere ausgetreten und
hatte sich in Wien niederlassen. Ein
stiller Mann, der mehr dachte, als
er sprach, der über die meisten Dinge
behielt.
Augenblick in der seinen behalten und
sah Bertha mit unverholener Be
wunderung an.
er. „Verzeihen Sie eine Frage, Grä
fin. Haben Sie sich mit dieser Frisur
photographiren lasten?"
„Ja. Baron Zelst hat mich vorhin
photographirt."
um die Rechnung
abzuschließen.
Bertha holte ihren Mantel, den sie
in der Porzellanbude deponirt hatte.
muß ja das Service mitnehmen. Wo
ist es denn? Fräulein Weber, wo ist
Senn das Dejeuner aus Schlaggen
-vald?"
.^uft."
.Verkauft???"
„Ja, um IVO Gulden."
„Um Gotteswillen!" rief Bertha.
.Das ist ja schrecklich!"
„Was ist schrecklich?" fragte Baron
Zelst, der eben vorbeikam.
ist weg!"
„Ach, wie dumm von mir!" rief
Bertha verzweifelt. „Ich habe verges
sen, Ihnen zu sagen, daß meine
Tante es gekauft hat."
genifen, Gräfin."
„Ja, das erstemal. Aber jetzt hat's
die zweite Tante gekauft, und will
nerung ist."
„O weh!"
„Aber wer hat's denn getauft?"
Fräulein Weber dachte nach. „Eine
hat's gekauft, nein, es war doch eine
Dame. Ich bin ganz konfus. Es wa
ren mehrere Leute zu gleicher Zeit da
und die haben die drei Kaffeeservice
aus Fischern und das Dejeuner au»
alles gleich mitgenommen, und ich
weiß jetzt wirklich nicht, wer es ge
kauft hat."
„Aber das ist ja entsetzlich!" rief
Bertha außer sich.
„Das Dejeuner aus Schlaggen
wald!" rief Baron Zelst wieder la
„Jetzt lachen Sie nicht und machen
Sie keine schlechten Witze!" rief Ber
„Aber beruhigen Sie sich doch,
Gräfin", bat er. „Sie müssen ja eine
Menge Geld für das Service bekom
men haben."
„O ja", sagte Fräulein Weber.
„Die Fürstin Rest hat 55 Gulden
gegeben —"
„Und ich auch", unterbrach er sie.
„Sie auch? Also das macht 110
Gulden; die dicke alte Dame hat 100
gegeben —"
„Macht 210 —"
Und Tante Ella 55 —"
„Also das macht 265 Gulden."
„Aber was sag' ich denn nur mei
ner Tante, wenn sie heut' Abends zu
mir kommt! Ich sollte ihr ja das
Service gleich mitbringen!"
„Aber Gräfin, machen Sie sich doch
keine Sorgen!" tröstete Baron Zelst.
„Sie sagen ihr einfach, daß das Ser-
Bazar, und wir setzen ein Inserat In
die Zeitung: „Jene dicke Dame, die
am Samstag im Bazar ein altes
Service aus Schlaggenwald um
IVO fl. gekauft hat, wird dringend
ersucht, das Service da und dort
hin zu verkaufen, da es ein Familien
stück ist, das blos aus Versehen ver
kauft wurde." Sie können ja sagen,
Gräfin, daß Sie 200 Gulden dafür
geben."
„Das wäre eine Idee", sagte Ber
tha. „Glauben Sie, daß ich es zu
„Ganz gewiß", versicherte er.
„Bitt' Sie, Baron Zelst, setzen Sie
das in die Zeitung!"
„Sofort, Gräfin, ich schick' das In
serat noch heute Abends ab."
„Ich danke Ihnen vielmals Baron
Zelst."
Bertha hüllte sich in ihrem Man
tel und fuhr nach Haufe. Sie konnte
das peinliche Gefühl nicht los wer
den, ihre Tante gekränkt zu haben.
„Sie hat auch wirklich ein eigenes
Talent, überall, wo sie hinkommt, be
leidigt zu werden", dachte Bertha.
„Aber was erzähl' ich ihr nur vor,
wenn ich ohne Service nach Hause
komme? Ich wette, sie sitzt schon da
Bertha hatte sich nicht getäuscht.
Als sie in ihren Salon trat, saß
Gräfin Ella bereits da, und man
„Das ist gescheit, Bertha", rief sie
der Eintretenden zu, „daß Du das
Service gleich hergeschickt hast. Ich
laß' es einstweilen bei Dir und hol'
mir 's ab. wenn ich von Abbazia zu
rückkomme. Ich hab' mir's g'rad
wieder angeschaut und bin froh es
Bertha.
„Ja, da steht's schon." Und Grä
fin Ella zeigte auf den Tisch. Da
stand ausgepackt und unversehrt das
Dejeuner aus Schlaggenwald.
„Ja, wirtlich es steht da", sprach
Berthe verblüfft und starrte das
Service an. h, D' d
darüber, daß es dasteht", fragte Grä
fin Ella, „wenn Du's selber herge
schickt hast?"
„Ja freilich," antwortete Bertha
rasch „aber so schnell —"
„Ich weiß nicht, Bertha, was Du
hast. Du bist heut so zerstreut."^
zar", sagte Bertha entschuldigend.
Sie tonnte sich diesen räthselhaften
Vorgang nicht erklären. „Baron Zelst
wird mir da irgend einen 'Streich
gespielt haben", dachte sie. „Aber
das werd' ich gleich herausbringen.
ablegen." Und sie eilte hinau» ins
Vorzimmer und fragte leise:
„Wer hat dieses Service herge
schickt?"
bracht," antwortete der Kammerdie
ner.
.Von wein war er geschult!"
„Ich kann nicht dienen. Er hat
„Wo ist der Brief?"
„Auf dem Schreibtisch."
„Gut."
„Ist Dein Thee nicht zu stark,
Tante Ella?" fragte sie, als sie in
„Nein, ich dank' Dir, er ist gut.
Aber jetzt fetz' Dich endlich!" sprach
die gereizte Tante.
ich vorher nur ein Billet lese."
Sie öffnete es hastig, las die Un
terschrift, überflog mit einem Blick
die ersten Zeilen des Briefes und steck
te ihn dann rasch in die Tasche, wäh
belebte.
blickte ihre Nichte neugierig an.
„Ja", sagte Bertha ausweichend.
„Wir haben heute sehr gute Geschäfte
gemacht." Eingehend erzöhlte sie nun
ihrer Tante von den Erlebnissen des
Tages und wartete dabei ungeduldig
auf dem Moment, wo sie allein sein
würde.
Endlich zog die alte Dame die
Bänder ihres Ridiküls zusammen und
brach auf, Bertha begleitete sie bis
zur Treppe und eilte dann in ihr
Sie setzte sich zum Kamin, aus
dem die erlöschende Gluth noch glomm,
50g den Brief aus der Tasche hervor
und las:
„Gnädigste Gräfin!
Gestatten Sie mir, Ihnen ein De
jeuner zu Füßen zu legen, das ich
kaum kenne, dazu, mir ein so häß
liches Service zu schenken? In
der That, es ist nicht schön; aber
derlei Gegenstände besitzen eben nur
den Werth, den wir ihnen beilegen
leiht.
Vor vielen Jahren ich will die
vergangen sind habe ich dieses
Dejeuner Ihrer Großmutter ge
schenkt, als ich eine Wette an sie ver
loren hatte. Damals waren wir beide
noch jung, sie und ich, und das Le
ben lag vor uns wie eine schöne Ge
gend, die man sich freut, zu durch
streifen.
Ihre Großmutter mit ihren lan
gen blonden Locken sah damals auS,
alles dann zwischen uns getreten ist.
Ihre Großmutter reiste mit ihren
Eltern ab, ich wurde Diplomat, sie
verheirathete sich und ich lebte im
Ausland. Wir sahen uns erst wie
der Jahre nachher, als ich meinen
Abschied genommen hatte. Und als
ich, ein alter Mann, meine einstige
Jugendfreundin besuchen kam, fand
ich in der Dämmerung l:n altes
Mütterl dasitzen, oas mir die zit
ternde Hand entgegenstreckte. Ihre
Locken glänzten wie Schnee, und ein
weißes Hiiuberl umrahmte das Ge
sicht, aus dem mir die Augen zulä
chelten, so sonnig und warm, als sei's
nicht Winter geworden. Sie saß bei
der Jause und trank den Kaffee aus
dem alten Service. „Kennen Sie
daS noch?" fragte sie mich. „Das ha
ben Sie mir einmal geschenkt, und
ich benutze es immer."
Wir sprachen von alten Tagen und
von der neuen Zeit, von der Jugend,
Besuch in der Dämmerung
wurde mir zur täglichen lieben Ge
wohnheit, und als der Tod mir diese
ber dabingegangen.
Als ich Sie heute sah, liebe Grä
fin, glaubte ich Ihre Großmutter zu
erblicken, wie sie aussah, als ich meine
und empfangen Sie es mit jener
Güte, die Ihnen die Verstorbene
sammt der Schönheit vererbt hat.
Es küßt in Ehrfurcht Ihre Hand
Ihr ganz ergebenster Diener
Fernemont."
Lange saß Bertha da mit dem
Brief in der Hand; dann stand sie
auf und ging zu dem Tisch, auf den
man das Dejeuner aus Schlaggen
wald gestillt hatte Sinnend betrach
tete sie das alte Geräth aus verklun
cheln ihr Antlitz umspielte, liefen
zwei Thränen langsam über ihre
Der letzte Schritt. „Ich
.Geht's Ihnen
A usred Richter: „Wenn
Walde an?" Strolch: „O, ick wollte
Heimgeleuchtet.
Baron Badenan hatte die Gewohn
heit, oft ins Gespräch zu fallen mit
den Worten: das hat schon „Z" oder
.V" gesagt.
Namentlich bei Zitaten, doch nahm
«r es mit dem Urheber nichl so genau.
Einmal sprach Frl. Klotilde von
der Erde und zitirt- Galileis be-
Ahnen zu prahlen, indem er sprach:
.Ich stamme aus einer uralten, ange
sehenen Famile."
„Hat schon Darwin gesagt", unter
brach ihn schlagfertig Klotilde.
Lekonomie.
.Auf dem Zettel steht: Ueber diese
Mauer zu steigen ist bei fünf Pfennig
Strafe verboten." Warum ist die
Strafe so niedrig?"
Einheimischer: .Na, sonst
thät ja kein Mensch 'niiberkraxeln."
Professor Denkrüle
sitzt über seine Arbeiten gebeugt am
- Schreibtisch. Da tritt die Haushälte
rin herein: „Herr Professor, ich bitte
ums Wirthfchaftsgeld. Der Erste ist
j vor der Thür." Da blickt der Ge
- lehrte einen Augenblick auf und mit
den Worten: „Führen Sie ihn ins
Empfangszimmer!" setzt er ruhig
seine Arbeit fort.
Mir zwoa.
Z und mei' Geig'».
Mei' Geig'n und i,
Dö selbe Manie.
Und wie er mal aufhört,
Prosa und Poesie. „Al
so will sein Leben der
mit Geld umzugehen."
Bedachtsame Frau.
„Mary sagt, sie ist das unglücklichste
Mädchen von der Welt." „Was ist
Ihr denn passirt?" „Sie stand im
Heirathen, und jetzt ist er Theilhaber
ganze Zeit zü Haufe sein."
Er nicht.
Dichterling (vor dem Schwei
nemetzgerladen): „Jeder Schweinskops
nicht!"