Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 24, 1910, Image 6

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    And schwindet wie ei» Traum.
M>i> lisch, Wünschen
Di" s/i ll" in Hossn»»g darret.
Die Einsamkeit die P>ieslerl,and.
Der «lephaut.
Ei war ein seltsames Spiel, nicht
»er Natur, sondern -- wenn man so
sagen darf der öffentlichen Mei
nung des kleinen Universitätsstädt
chens, daß Geheimraths Else, dieser
bildhübsche Kobold, dieses von Gra
zun und Musen mit allem bestricken
den Liebreiz ausgestattete Jungfräu
lein. für das seit vorigem Herbste die
Backfischkleider zu kurz geworden Wa
den. den Spitznamen „Elephant"
trug.
Studenten versäumten ihre Kneipe,
um ihr zu begegnen den schlanken
Wuchs, den graziösen Gang, die Herr
lichen Augen wollten sie bewundern
überhaupt alles war entzückend
an dem Elephanten.
Und auf dem Balle im vorigen
Winter! Du lieber Gott, die Ma
mas der verschiedenen Marthen,
Trauten und Hilden versuchten gar
nicht erst den Vergleich mit ihrer eige
nen Tochter, so volle schwarze Zöpfe,
«ine so frische, anmuthige Gestalt und
so zierliche Bewegungen konnte doch
teine andere ins Feld führen als
der Elephant.
Der Herr Geheimrath, der Papa
.dieses merkwürdigen Mädchen, seines
Zeichens Professor der Literaturge
schichte an der Universität, bemerkte,
wie sich nicht nur >eine Hörer, nein,
auch andere Fakultäten, die wahrlich
nicht zu ihm in Examenbeziehungen
standen, um ihre Tanzkarte rissen.
Und der Herr Bataillonsadjutant
Hatte auch schon in Erfahrung ge
bracht, daß ihn eine Verheirathung
mit Geheimraths Else, dank ihres an
sehnlichen, von der bereits verstorbe
nen Mutter ererbten Vermögens,
iricht mit dem Heirathsreglement in
Lonslitt bringen würde, und er wuß
te ganz genau, daß ihm seine Käme
radeil mit Neid gratuliren würden zu
seiner Verlobung mit dem Ele
phanten
Dieser zoologische Spitzname war
aber doch nicht ganz ohne Sinn.
Eisens ältere Schwestern. Gudrun,
Walpurga und Lotte, hatten sich der
Reihe nach verlobt, jedes Jahr war
«ine am Arme des Bräutigams durch
die Stadt gewandelt und immer wie
der war Else als Elephant wie
man in der Stadt die Begleitung ei
nes Brautpaares nannte nebenher
gegangen. Dieses Elephantenschicksal
lag wie ein Fatum über ihrem Le
tten. Zuerst hatte sich Gudrun ver
lobt, während Walpurga verreist war
und Lotte dem Papa bei einer ge
nauen Vergleichung zweier altgerma
oischer Texte hals: da war Else zum
«rslen Malt Elephant. Im nächsten
Jahre war Walpurga Braut und
«un hätte ja wohl Lotte den Tra
bantendienst übernehmen müssen, aber
sie war um diese Zeit mit der Ab
fassung ihrer Doktorarbeit beschäftigt,
durste sich also nicht zerstreuen: so
absolvirte Else ihr zweites Elephan
tenlemester. Natürlich freute sie sich
jetzt auf die Zeit, da sie selbst verlobt
sein und in ihrer Schwester Lotte ei
nen akademisch gebildeten Elephanten
mit dem Dottortitel haben würde.
sich.
°schen Philologie war gekommen, hat
te Fräulein Lotte gesehen die Zeit
»on der mündlichen Prüfung bis zur
«ls sie ihren Doktorschmaus gab, ver
lobte sie sich. Und nun mußte Else
»jeder den Elephanten spielen, wie
spüren ließen, nannte er „Elephanten
iäqer".
Aber Else entschädigte sich in guter
Art für den Spott. Sie behauptete,
ein richtiger Elephant fei rachsüchtig;
müsse übrig?ns start gefüttert wer
den, sie habe irgendwo gelesen, er be
tomme täglich fün fund sieb zig Kilo-
.Reis?" fragte der Schwager la-
chend und strich seinen eleganten
Schnurrbart.
Nun, auf der Qualität des Ele
phantenfutters wolle sie nicht beste
hen, aber die Quantität solle nur
gewissenhast beibehalten werden.
„Also ein Schotoladenelephant bist
du?" meinte Schwager Theodor,
Else verzog das hübsche Mäulchen
verlor aber den Humor nicht, sondern
strafte den Spötter. Als am anderen
Tage die Sonne ins Freie lockte,
wollte das Brautpaar durch die Stadt
lustwandeln. Ohne Elephant erlaubte
es Papa nicht; man müsse auf die
nun einmal geltenden gesellschaftlichen
Gebräuche Rücksicht nehmen, sagte er.
So erwarb denn der Herr Bräu
tigam die Gefügigkeit seiner zukünf
tigen Schwägerin mit der Präsenti
rung einer Bonbonniere, natürlich
in Form eines niedlichen Elephanten.
Else fand Geschmack an dieser Art
der Elephantenfütterung und erklär
te, anders thue sie überhaupt nicht
mehr mit. Da sie bei all ihrer Lie
benswürdigkeit mitunter einen ganz
eigenartigen festen Willen hatte
de» Schwager Theodor Elephanten
dickschädel nannte mußte ihre Be
dingung erfüllt werden. Ohne Scho
koladensiitterung teine Elephantenbe
gleitung und ohne Elephantenbeglei
tung kein Spaziergang.
Da auf einmal wurde das anders.
Sie verbat sich plötzlich Theodors
Scherze, fand es unfein, eine Dame
„so" zu nennen, wollte überhaupt um
keinen Preis mehr, auch nicht um ei
binausgeschaut, seltsam lange nach
Osten zu und dann wahrhaftig,
der Elephant hatte Thränen im Auge.
er Lotte schnell:
„Wie alt ist Else?"
ter
den!
„Lieber Freund! Solltest Du
Dann die Adresse:
„Herrn Professor Dr, Walter Po^
seumsiin M. "
hatte.
kes Stuck!
nicht sollte. Nach einer
E —er brach schnell ab, Walter
„Scherz beiseite, etwas EnaelhafteZ!
d A . b
„Also hör' mal, Walter, du wirst
doch dein Ideal möglichst gut unter
halten wollen," sagte er spitzbübisch,
„da kann ich dir nichts Besseres ra
then, als wenn du ihr recht viel vom
Elephanten erzählst."
„Vom Elephanten?" ries der Lieb- !
Haber erstaunt, er hatte an Heine oder
Geibel oder an einen modernen Lyri
ker gedacht, aber vom Elephanten!
„Natürlich, vom „Elephas asiati- ,
rus" oder „afrikanus" oder „suma
tranus", wie du willst. Das ist ihr
Lieblingsthema; du glaubst gar nicht,
wie sehr sie sich für diese Thiere in
teressirt. Die Mädchen habe» doch
nun mal besondere Neigungen. Na,
logie nicht was ganz Besonderes
weißt, wird sie dich für einen Hohl
kopf halten und den nimmt sie
nicht."
„Unsinn," entgegenete Walter, der
doch einen Ulk hinter der Sache wit^
Hottentott vom Stiefelwichsen."
„Denn also fülle die Lücken deiner
Bildung aus," schlug Theodor vor,
thürmte einige Bäjide Lexikon vor
dere verstaubte Schmöker aus den
höchsten Regionen des Bücherbrettes
aber als er die ernste Miene seines
die holde Else dachte —! sie wegen
so etwas zu verlieren? Und übri-
Hoffnung aus eine komische .lssare
Apfelblüthe: als sie den Herrn Pro-
Veränderungen und Anpflanzungen,
lassen wollte. Theodor stieß den
Freund unter dem Tische verstohlen
Plötzlich hatte er es.
War das Zufall? War das Ab
sicht?
einem war ein Cirkusbild mit einem
seiltanzenden Elephanten, wieder ein
anderes zeigte eine Elephantenjagd,
schnöderweise der witzige Schwager;
es waren die Zeugen des Tributes,
den der Bräutigam seiner kleinen
Schwägerin hatte zahlen müssen.
„Siehst du," sagte er heimlich,
l„das sind ihre Elephantenreliquien.
Wenn du nicht bald etwas Interes
santes vom „Elephas" erzählst, fällst
du durch wie ein echter Bummelstu
i dent."
Der liebende Professor sah die Sa
chen an; die Verlegenheit Elsens vor
hin bei seinem raschen Schwung auf
die Elephantenniisse war ihm nach
l träglich doch yiertwiirdig; aber es
! konnte ja auch eine Wirkung gerade
dieses unerwarteten Ueberganges sein,
jedenfalls sah er hier die Beweise von
Elsens Elephantenliebhaberei leibhaf
tig vor sich ihre wirkliche Herkunft
tonnte er nicht ahnen.
Er näherte sich Elsen, die an der
Treppe zum Garten stand und das
Betrachten ihres Elephantenarsenals
nicht bemerkt hatte.
„Koste es, was es wolle," dachte
er, „jetzt muß ich vom Elephanten re
den." Else hatte sein ganzes Herz
entflammt; im Hauskleide wie sie
bei der Gegenwart des heimlich Ge
liebten erröthete machte sie iibri
dies einen noch vortheilhafteren Ein-
L 112
Das Brautpaar war bereits im
Garten; Papa war in seinem Zimmer
beschäftigt, ein neues Kistchen zu öff
nen; der Herr College sollte was Fei-
Elses liebreizende Gestalt: ihr Herz
schlug heiß; ihre Augen sprühten.
„Mein gnädiges Fräulein," begann
der Professor, anfangs von ihrem
Liebreiz befangen, etwas stockend,
chend, „ich habe vor einigen Tagen
ein seltsames, aber sehr interessantes
Buch gelesen."
„Der Paniki eine orientalische
Erzählung mit glühenden Farben
gemalt die Wirrnitz eines indi
schen Waldes steigt vor dem Leser
auf. All die merkwürdigen Sagen
würde Ihnen gewiß eine große Freu
de beim Lesen bereiten gerade Jh
' d
Buch?"
.Ja Panik:,"
„Was ist das?"
nach; sie verlor das seelische Gleich
gewicht; ihre Lippen zuckten; ihre
Wangen waren bleich geworden wie
im Garten.
Der Professor sah es:
„Was ist Ihnen?"
hätte!
fallen war.
Kurz darauf empfahl sich der Gast
unter einem schicklichen Vorwand,
j Phrase. ' ' hö '«h«
Else war auch von der Schwester
nicht zum Oessnen ihres Zimmers zu
bewegen.
Natürlich sah nun Theodor ein,
daß sein Scherz, den er sich zur An
näherung des Paares so schön ge
dacht hatte, das Gegentheil bewirkte.
Er eilte in seine Wohnung, um
den Flüchtling zu sprechen und den
Conflitt auszugleickeit, war aber sehr
erstaunt und voll Reue, als er von
der Wirthin erfuhr, der Herr Pro
fessor ' sei gekommen, habe seinen
Ueberrock geholt und fei davongegan
gen.
Die Sache war mißglückt, gründ
lich mißglückt, heillos verfahren!
„Diese dumme Elephantengeschichte,
Die dickköpfige Elfe versteht keinen
Spaß," murmelte er ärgerlich,
bendes Mädchenherz ist stets bitter
gekränkt, wenn der Geliebte lächerlich
gemacht wird.
Es war ihm verteufelt unange
nehm; die beiden hätten so gut zu
sammengepaßt und gleich abge-
alle Pracht entfaltete. Was singen
aufgehenden Sonne wanderten die
Menschen ins Freie.
Aber in Theodors Gemüth lag dü
stere Melancholie; er kam sich wie
ein Verräther an dem Freunde vor
und hatte die ganze Nacht nicht
geschlafen. Auch Lotte hatte keinen
Schlaf finden können. Von Elsen
war kein Wort über die Affäre mit
dem Professor zu erfahren; aber das
bleiche Gesicht und die thränenfeuchten
Augen sagten alles.
Dem Geheimrath hatte die Sache
auch den Schlaf geraubt; erst hatte
er doch ein wenig darüber nachge
dacht, dann war ihm eine ungelöste
Frage in seiner neuen wissenschaftli
chen Arbeit eingefallen, schließlich
stand er so zeitig auf. daß ihn die er
sten StrqHlen der Sommersonne am
Schreibtische begrüßten.
Um zehn Uhr kam Theodor, ziem
lich zaghaft; er machte sich auf eine
Fluih von Vorwürfen gefaßt. Wenn
er die Angelegenheit auch weiterhin
„zoologisch" betrachtete, mußte er sich
sagen, daß er das „Karnickel" sei,
welches angefangen hatte.
Von Walter wußte er nichts; er
war also doch mit dem Nachtzuge
weggefahren.
Als Theodor die Glocke am Gar
tenthor zog, kam das Dienstmädchen
mit lachendem Gesicht herbeigesprun
gen und sagte so seltsam vergnügt:
„Guten Morgen, Herr Professor!"
Die Köchin kam auch aus ihrer
Thür und rief ebenfalls so merk
würdig heiter:
„Guten Morgen, Herr Professor!"
Der weiße Spitz sprang lebhaft
bellend an ihm hinan, ja, was war
denn das? über seiner Stimmung
lag auch so etwas wie Hundevergniig
lichkeit.
Schon in der Hausflur kam ihm
Lotte entgegen, schnell einen Kuß,
dann schrie sie ihn förmlich an:
„Else ist Braut!"
„Braut?"
„Ja, verlobt mit Professor Po
lenz!"
Theodor griff sich an den Kopf.
War er denn —? es fiel ihm nur
ein allgemein bekannter Vergleich aus
„ bin ich ein E —?"
Er sah sich um: auf allen Tischen
standen frisch- Blumensträuße. Don
nerwetter, da brachte eben der Haus-
Alaschen:
„Sekt!?"
Im nächsten Momente sah er es;
beim Durchschreiten des Salons sie
len seine Blicke durch die offene Thür
des Damenzimmers über die Beranda
bleibt:
Pariser Theaterchronik sei hier wie
dergegeben. Der Direktor des Pari
ser Ambigu-Theaters hatte
CHMy die Hauptrolle spielte; am
Schlüsse eines Aktes sollte er seinen
diesem Abend versagte die Pistole.
geräth in die höchste Aufre
gung, er steht die Szene, das ganze
Tor den Degen aus der Faust. Enthu
siastischer Beifall der Zuschauer ..ibnte
das Heldenstück. EHMy ist außer sich,
tion dem Publikum zu verheimlichen.
Mit stoischem Heldenmuth fetzte der
Direktor den Kampf fort. Er er-
Tisch. alle möglichen nur greifbaren
Möbelstücke: umsonst, der böse Geg
ner will nicht sterben,und ist zum Un-
Direltor.
In erbittertem Ringen wird CH6NY
Waffe um Waffe aus der Hand ge
er nur die stets gleichlautende Ant
wort: „Erst Vorschuß, dann Ster
ben!" Schließlich muß ein
sehen, daß nur ein Nachgeben ihn
spricht dem Partner Alles, was er
will, und endlich läßt sich der Böse
wicht durch einen Faustsckilag auf den
rung nicht mehr länger zu beherr
schen
Ia« Wort „Mikado".
In der ganzen Welt wurde bisher
das Wort „Mikado" als der eigent
liche Titel des Kaisers von Japan be
trachtet. wie etwa der Kaiser von
Rußland Zar genannt wird. Diese
Annahme scheint indeß irrig zu sein,
wenigstens nach den Aeußerungen ei
nes japanischen Diplomaten, der in
einem Gespräch mit einem Franzosen
erklärte: „Was wollen Sie eigentlich
mit diesem Worte sagen? Unser Kai
ser ist doch keine Pforte. In der ja
panischen Sprache ist das Wort Mi
kado mit Thor oder Pforte gleichbe
deutend, hat aber niemals zur Be
nisse des fernen Ostens übertragen.
Auf diese Weise ist der Kaiser von
jedem Japaner, der ihn hört, lächer
lich erscheinen muß. Ter offizielle
Name unseres Kaisers ist Kote, ein
ausgesprochen japanisches Wort, daS
dete.
Ein Diplomat.
Die elfjährige Ella, der neunjährige
daraus heftiges Weinen und die her
beieilende Mutter firdet die kleine
Bertha ganz in Thränen aufgelöst.
Auf die Frage, was denn geschehen
sei, erwidert die Ella: „Ach, gar
nichts. Wir haben nur gespielt. Fritz
weshalb weint dann die Bertha?"
„Weil sich Fritz von ihr hat scheiden
lassen, um den Apfel allein aufessen
zu können!"
Unverständlich.
»Du, Riete, das verstehe ich
nicht; mein Leutnant hat ein Du^
Entschuldigungszet
tel. .Ich bitte meine Tochter Marie
zu entschuldigen, daß sie die Weltge
schichte nicht machen tonnte sie litt
Im Examen. Professor:
„Was wissen Sie vom Jambus?"
Kandidat schweigt. Professor:
Guter Rath.
Mann. Bielleicht paßt er Ihnen!"
Gute Fortschritte.
Schule Fortschritte?" .Na ob. er
„Sag mir einmal, Peperl, hast Du
auch eine Seel?" Peperl: ,JH
schon!" Pfarrer: „So, dann sag
mir auch, wo Du sie hast?" Peperl
(auf die Brust deutend): .Da Herinn!"
sie nicht?" Peperl: »Weil d'Haut
,O gewiß! Morgen Abend bin ich
Nicht zu Haus«!"