Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 30, 1909, Image 6

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    Ein PfiffikilS.
Mann (in der Kneipe): „Heute
Hab' ich meiner Frau schwören müs
nach dem zweiten Schoppen heim-
Hugehen, Cenzi, bringen Sie mir al
so zuerst den zehnten, dann den neun
ten, dann den achten und so fort.
Wenn ich den zweiten hab', dann sa-
Zen Sie's mir."
Letzte Rettung. Alte
Jungfer: Hier sind zwanz»? Pfenni
ge, fragen Sie, ob ein postlagernder
»rief da ist. Dienstmann: Unter
»solcher Chiffre? Alte Jungfer:
Ach, das ist ja ganz gleich.
Der zerstreute Leut
nant. Handschuhverkäuferin: Wel
che Nummer haben Herr Leutnant?
» Leutnant: Achtzig! Bursche
Pier hinter ihm steht, leise): „Sieben
tziriviertel, Herr Leutnant, achtzig ist
doch die Korsettnummer.
-—E cht merkantilisch. Hersch
tznflich hat sich mit seiner Frau zer-
Kragen und schickt sie wieder ihrem
Sate zurück. Dieser schickt sie wieder
Ahrem Mann retour mit einem Brief,
Hessen Inhalt lautet: „Selbst ausge
suchte Waare wird nicht zurückgenom
men."
Küsse.
„Warum?"
schnalzen."
«ms »Don Juan" spielt): Herr Leh
Schlaue Ausrede. Poli-
(welcher einen Herrn am Gemein
gelöst?! Herr: „Ja,.?, warum
Entsetzlich.
Gkvudele?
Tochter des Drehorgel
fpielers: I bewahre, gnädiger
Unverfroren. A.: Du bist
Uebcrsührt.
Sie: A! Unsinn! Wannst noch mal
Rechtsanwalt (der Abends in
seiner Wohnung einen Einbrecher er
tappt, den er Tags zuvor vertheidigt
und sreigekriegt hat): „Das ist also
der Dank dafür, daß ich mich gestern
so für Sie in's Zeug gelegt, Sie als
einen anständigen, ehrlichen Kerl hin
gestellt habe!?"
Einbrecher: „Herr Doktor
wenn S' mich jetzt anzeigen, sind S'
blamirt!"
Schlau. Frau: Das ist doch
aber unerhört! Da schickt mir die
Modistin die qmttirte Rechnung. Ich
einer anderen gehen! Mann: Ach,
Herzchen, das wäre zu hart? aber ich
mache Dir einen anderen Borschlag.
Laß sie nun mal ein Jahr warten,
ehe Du Dir was Neues bestellst!
Das Malwrib.
Sein Wunsch. Fritz, in
Treppengeländer herunterrutschen!
Das sagt genug. Onkel:
Na, wie sind denn Deine letzten Zen
suren ausgefallen? Neffe: Weiht
Du, Onkel, ich hatte am Zensurtage
drei paar Hosen angezogen!
Theurer Spaß.
Bauer: „Was kost'n so'n Bild,
Maler: „Zweitausend Mark!"
Bauer: „Was? So viel? Für
Dorf neu an!"
Einfache Abhilfe. Frau
einsetzen!"
Zweierlei Gründe. Herr:
Ich wohne jetzt im Parterre, weil
E n ts a g « nft.
Durch das hohe Erkerfenster einer
behaglich eingerichteten Stube blicken
zwei große dunkle Frauenaugen hin
aus auf die in dicken Nebel getauchte
Gasse. Eintönig geht das Ticktack
der Uhr, nur dann und wann unter
brochen von einem halbverhaltenen
Seufzer aus dem Munde der bleichen
schönen Frau, die dort an Kinder
striimpfchen strickt.
Nach einer Weile geht die Thür,
und ein kleines Mädel von sieben, acht
Jahren, stürmt herein und fliegt auf
die Tante zu.
„Tantchen, Tantchen, denk' dir nur,
was ich habe. Er kommt, er kommt!"
Die Tante ist erschrocken ausgefah
ren. „Na, wer kommt denn, mein
Lieblingchen?"
„Papa! Papa! Hier hat er's ge
schrieben! In einer Woche kommt
er!" Und ausgelassen schwenkt die
Kleine die Ansichtskarte in der Hand,
die sie dem Briefträger auf der Treppe
„Nun wird es lustig werden ....
Aber, lieb Tantchen, du lachst ja gar
nicht; freust du dich denn nicht?"
„Gewiß, mein Kind, freue ich
mich!"
Aber recht zaghaft kommen die
Worte von den noch bleicher gewor
denen Lippen. Wieder ein langer
Blick in den Nebel hinaus. Fräulein
d'Acourt hört ihr Herz pochen
„Und was er mir wohl alles mit
bringen wird! Du glaubst doch auch,
Tantchen, daß er was mitbringt?"
„Schon möglich, mein Liebes, wenn
du nur recht artig bist."
„Aber Tantchen, liebes Tantchen,
bin ich denn nicht immer ganz artig
gewesen?" Das Kind hat schmei
chelnd seine Aermchen um den Hals
„Na ja, es geht, du kleiner Wild
fang, du!"
Und nun mußte sie doch lachen
freilich für eine Weile nur. Dann
blicken die Augen ernst.
und gehorsam gewesen bist."
Und eilfertig schlägt die Kleine ihr
Heft auf und beginnt zu rechnen. Die
Pendule ihr altes Lied. Vom Tische
Tante träumt.
Bilder der Vergangenheit stehen vor
ihr auf. Bilder grau in grau, wie
der Entsagung. Kismet. Ein Stief
kind des Glücks. Wenn sie nicht das
Kind hätte, was wäre ihr Leben?
Schwester. Und alle Äugenblicke
stockte das Gespräch. Auch war sie
nicht immer so „komisch". Hier aber
schlag belegt?
flogen.
Und so kam es, wie es kommen
mußte. Immer öfter sah man ihn
und die Schwester lachen und plau
einen neuen Hut handelte, fragte:
„Was meinst du, soll ich ihn neh
men?" Das arme Herz glaubte
still stehen zu müssen. „Will er
denn?" „Ja. er will!" „Hast
vier Jahren starb Marie. „Ihr zwei
hättet euch besser verstanden!" hatte
sie noch kurz vor ihrem Tode zur
Schwester gesagt.
Nach Mariens Tode, auch Vater
und Mutter waren inzwischen gestor
ben, ging Fanny tapfer zu ihrem
Schwager und sagte: „Gieb mir dein
Kind, ich will es pflegen, will ihm
Mutter fein."
Und freudig hatte er ihr die Kleine
gelassen und hatte sich nach dem Su
dan kommandiren lassen ... Seitdem
hatte die Kleine ein Stück ihres Da
sein ausgemacht, sie war ihr ans Herz
und wenn auch vom Antli^
Hoffte sie noch immer? Hundertmal
schon hatte sie sich ehrlich diese Frage
vorgelegt, und hatte stets sie verneint.
Und doch! war nicht doch ein wenig
sen, als sie hörte, daß er wieder kom
men werde? Wie hatte er doch vor
einigen Wochen geschrieben?
„... Meine Sehnsucht nach der
wird, so glaube ich, end-
und hoffentlich weiter erweisen
werden ... Ich kann den Tag
kaum erwarten, wo es in die Hei
ler geworden
Was wollte er damit sagen?
Wäre es nicht denkbar ...
und war nie müde geworden, zu er
zählen von den Wundern, die er er
lebt. Dann wurde er plötzlich still
über hinein schweren Problem zu brü
ten. Und eines Tages trat er vor
Fanny, nahm ihre rechte Hand und
rolle bei meinem Kinde gespielt, und
die Kleine ist dir gewiß ans Herz ge
wachsen." Hier machte er eine Pause.
Glück besitzt. Ich weiß, sie mich
dem Schwager in ihrer ernsten, ruhi
gen Weise Glück zu seinem Entschluß.
Auch Abends, als sie allein war,
fand sie keine Erlösung. Sie konnte
Kind' war aufgelöst in Thränen. Auch
Jacques schien ordentlich gerührt und
konnte nicht genug Dankesworte fin
den.
Dann kamen die langen Wochen
der Einsamkeit. Anfangs Briefe über
Briefe von Miezchen, die nicht Wun
ders genug erzählen konnte von der
Mama. Aber immer spärlicher wur
! dergemiiths. Bald wußte Fanny, daß
' sie auch diese letzte Liebe verloren
Und jetzt ist sie allein. Wieder wie
früher so häufig sitzt sie am Erker
fenster und häkelt und liest. Aber
i nur selten sieht sie hinaus auf die
Gasse, Wozu auch? Sie hat ja
Niemand, nichts mehr zu erwarten
Körbchen, wohl bepackt mit Wurst
und Fleisch und klingender Münze
und geht hinaus in das Menschenge
triebe, hinein in die Winkel und Lö»
cher wo das Elend haust, und spen
det, so gut sie kann, ihre Gaben den
Mühseligen und Beladenen, den Kran-
Theure Karten und Bücher.
Der Grafschaftsrath von London
läßt gegenwärtig eine Karte von Lan
dung über 16,000 Pfund (?80,<XX>)
losten wird. Es ist eine Karte des
Londoner Grundbesitzes, aus der in der
Osten bis Putney im Westen jedes
darauf befindliche Anlage verzeichnet
wird. Die Karte, an der feit 1884 ge
arbeitet wird, wird ausgespannt mehr
«IS SV Fuß lang und über 20 Fuß
wissenschaftliche Welt weit bedeu
ausgabe des „Doomsday Book" her
zcichnisses der Besitzer des Bodens
von England, das Wilhelm der Er
oberer zu dem Zwecke anlegen ließ,
einerseits die Bertheilung des Boden
besitzes in seinem Reiche genau fest
zustellen, andererseits aber die steuer
lichen Verpflichtungen dieses grund
bcsitzenden Adels im beiderseitigen
Interesse genau zu bestimmen. Das
Doomsday Book, das heute in zwei
Bänden in der „Record-Office" auf
terlage zur Geschichte des älteren
England und genoß Jahrhunderte
lang so hohes Ansehen, daß durch die
das Alter eines Besitz- oder
Adelsanspruches entschieden war. Die
Neuherausgabe dieses Werkes wird
niehrere Jahre in Anspruch nehmen.
vil»er aus Eisenbahnen.
Vor kurzer Zeit ist im französischen
Eisenbahnwesen eine Neuerung einge
zur Beseitigung der nervösen Unruhe
der Reisenden beizutragen, die gele
gentlich ihr Abtheil verlassen und es
bei der äußeren Gleichartigleit aller
Eisenbahnwagen nicht sofort wieder
Ingenieur ist auf den originellen Ge
danken gelommen, die Waggons mit
Bildern zu versehen, die sich besser,
als es bisher bei den Nummern der
Fall war, dem Gedächtnis der Rei
senden einprägen und dadurch die
Auffindung eines Wagens sehr er
leichtern. Solche bemalte Eisenbahn
wagen verkehren zur Probe auf der
französischen Westbahn und auf der
Strecke Paris-Lyon-Marseille und
haben sich außerordentlich gut be
währt. Als wesentliches Erforderniß
bei dieser Einrichtung gilt, daß das
Bild schon von Weitem sichtbar ist
und einen möglichst einfachen Gegen
stand darstellt. Zu diesen, Zwecke hat
nian in Frankreich ein weißes Email
bild auf dunklem Grunde gewählt,
das auch in der Nacht, selbst auf
schwachbeleuchteten Bahnhöfen erkenn
b,r ist, und als Gegenstand Hunde.
Katzen, Hühner, Lilien, Trompeten,
Thürme u. dgl. zeigt. Die Einrich
tung hat sich, wie gesagt, gut be-
Man hat übrigens auch ein „Ge
päckbild" eingeführt, das bei großem
Reiseverkehr das Auffinden der ein
zelnen Koffer unter der Fülle der
aufgestapelten Gepäckstücke erleichtert.
Das Vergleichen der Nummern auf
den Gepäckstücken mit dem Gepäck
sck>ein der Reisenden kostet viel Zeit
i>nd Arbeit. Der mit einem Bilde
bezeichnete Koffer ist viel rascher aus
dem Gepäck herauszufinden.
Bei einem Aufstieg des
Luftballons „Segler" des Göttinger
Lustschisservereins verwickelte sich
einer der die Taue haltenden Solda
ten, der Musketier Storch, mit einem
Fuß in die Taue. Er wurde, mit
dem Kopf nach unten hängend, in
die Luft entführt. Die Balloninsassen
scheinen den unglücklichen Passagier
nicht bemerkt und auch die verzwei
felten Rufe der Umstehenden nicht
gehört zu haben. Erst etwa acht Kilo
meter nordöstlich von Göttingen, hin
ter Reyershausen, bemerkten die Bal
lonführer den unfreiwilligen Mitfah
rer und zogen ihn in den Korb hin
auf.
In der Maschinenfa
brik von Stephan in Scharley bei
Beuthen in Schlesien hatte der 18jäh
rige Schlosserges-lle Wieczek dem 13-
jä'hrigen Lehrling Krochatzky ein
Stück glühenoen Stahls in den Un
terleib gestoßen, weil der Lehrling
beim Zuschlagen auf glühenden Stahl
einen Fehlschlag gethan hatte. Der
Lehrling war bald darauf gestorben.
DaS Beuthiner Schwurgericht verur
theilte Wiczek zu nur zwei Jahren
sechs Monaten Zuchthaus.
Nach de« Flitterwochen.
Sie: Mir ist etwas in die falsche Kehle gelommen.
E r: Was? Nicht nur falsches Haar, falsche Zähne hast Du, nun sogar
Ungünstiger Tag. Toch
ter: Ach, Mama, wenn nur der Buch
halter, der mich verehrt, sich endlich
erklären möchte, wir sollten ihm
vielleicht mal waS recht Feines kochen
und ihm paar Flaschen Wein vor
ter: Nur morgen nicht, da ist der
Erste, da wird der ans Heirathen
denlen!
Zukunftsbild.
Heimkehr des Pantossclheldeii im Jahre 2l)tX).
Publikum So? Ja inner
halb einer Viertelstunde schlief alles.
Mißverständlich. Lehrer
(auf dem Lande): Junge, Du kommst
schon wieder und fragst um Erlaub
niß? Wollt ihr denn wohl schon wie
der ein Schwein schlachten? Schü
ler: Nein, aber meine Großmutter!
Ans dem Gerichtssaal.
„In der vergangenen Periode waren Sie der letzte Angeklagte, und
heute, in der ersten Sitzung nach den Gerichtsserien, sind Sie der erste,
schämen Sie sich nicht?"
„Aber, Herr Amtsrichter, kann ich dafür, daß Sie so kurze Ferien
haben?"
Im Bilde. Verschuldeter Le-
»Ei, was tragen Sie o«nn für Haare in Ihrem Medaillon?"
Sonntagsjäger: .Das ist eine Locke von dem Hasen, de» ich
mal geschossen habe!"
Eine Probe aufs Exem
pel. Theateragent: Wir wären also
Schwer möglich. Chef:
Ja, mein lieber Weichensteller, da
Ihnen beide Beine abgefahren worden
sind, werden Sie wohl in den Ruhe
stand treten müssen...
Best er Beweis. Ach. gehen
Sie, ich glaube nicht, daß der Graf
wirklich von so uraltem Adel ist.
Aber sicher! Seit zehn Jahren lebt
der ja schon vom Verlaus seiner
Ahnenbilder!
Sein Verdienst. A.: Wie
wurde denn Ihre Rede bei der Fest
lichkeit aufgenommen? B.: O, ge
einer der Herren kam sogar zu mir
heran und sagte mir: Als ich wie
der Platz genommen hätte,