Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 23, 1909, Image 2

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    „Lang stand ich,insam, und du sahst »lich nichl!
! A nestlose pögel hielte» bei mir Rast.
Nun drückt die tiebe mir zu Ruhm und Glanz
~U?o tiebe lebt, da strahlt das Gnadenlickt!
' „Di- Liebe ist der Weihnacht Gnadenlicht!"
Wcihnachts-Arlaub
Wenige Wochen vor Weihnachten
war der Oberst wie ausgewechselt.
Niemand machte es ihm mehr recht,
kein Ende. Und daran trug folgen
des die Schuld.
Der Oberst hatte spät geheirathet.
Gymnasiums war. Hans war ein
«hrliebender Junge, gehörte aber zum
sogenannten geistigen Mittelschlag
und gab besonders im „Französischen"
zu vielfachen Ausstellungen Veranlas
sung. Dem Obersten war dieses um
so unverständlicher, als Hans auf
ausüben konnte, so kränkten ihn diese
Tadel erst recht. Als nun kurz hin
tereinander zw«i solch unangenehmer
inen."
Das spielte sich etwa sechs Wochen
por Weihnachten ab. Nach acht Za
hlen traf wieder ein Tadel ein, Hans'
WeihnachtS - Schicksal besiegelnd.
Die arme Mutter lebte jeden Sonntag
knusprige Gans fiel beim Braten eine
Pille Thräne.
Die Weihnachtsferien kamen, Hans
Wie alle Jahre, schmückte die Mut
ter d«n Weihnachtsbaum, machte für
chen mit d«n Geschenken, auf denen zu
oberst „selbstgestrickte" Strümpse
thronten, zurecht und legte auch für
Am heutigen Abend erwartete der
Oberst im Borzimmer das Glocken
zeichen. Er stand kerzengerade aufge
richtet, zog ab und zu, wie es in er
regten Momenten seine Gewohnheit
war, den Waffenrock tiefer herab,
räusperte sich gewaltig und drückte die
Hand des Kleinsten derartig fest in
der seinen, daß es dem Jung«n him-
Hatte er recht gethan? That «r
nicht auch dem Mutterherz«n weh?
sich seine Frau an seine Brust. Mit
übermenschlich«! Anstrengung g«lang
es ihm, Freude über den Schlafrock
und über die Pulswärmer zu heucheln,
und dann besicyiigte er auch die Ge
schenke der Kinder. Als sich aber
seine Frau mit den Worten an ihn
anschmiegte: „Nicht wahr, Alter, die
Geschenke schicken wir Hans gleich in's
Corps? Die „warmen Strümpfe"
sein Gesicht im Haare seiner Frau,
und sie glaubte verhaltenes Schluchzen
zu hören.
Plötzlich reißt es an der Klingel,
und Hans stürzt mit einem Briefe in
Der Oberst richtet sich strass auf
mit den Worten: „Was soll denn das
heißen?" Hans nimmt ein« dienst
lich« Haltung an, zieht sein Uniform
röckchen, wie er es so oft von seinem
Vater gesehen, tiefer herab und mel
det: „Cadett N. N. für die W«ih
nachtsferien zu seinen Eltern beur
laubt." Dann liest der Oberst den
Brief folgenden Inhalts:
„Hochgeehrter Herr Oberst! Selbst
auf die Gefahr hin. von Ihnen ge
tadelt zu werden, schick« ich Ihnen
Ihren Hans als Weihnachtsgeschenk.
Er hat sich im Laufe der letzten
Wochen „musterhaft" geführt, und
wenn es auch im Französischen hapert
so wird er, genau dem Beispiele f«in«s
Vaters folgend, im nächsten Feldzuge
mit den Franzosen eben „Deutsch"
r«den. Nichts für ungut, Herr Oberst
und vergnügte Feiertage
N. N,, Hauptmann und Compagnie-
Chef."
Nachdem der Oberst diesen Brief
gelesen, stürzten ihm die lang zurück
gehaltenen Thränen aus den Auge».
Er legte wie segnend die Hand auf
das Haupt seines Kindes und führte
es der vor Glück zitternden und
sprachlos auf einen Stuhl gesunkenen
Mutter zu.
dann war der Oberst noch nie gewe
sen.
Anecht
Nuprecht
Linelveihnachtsgeschichte
. > Reinhold Grtmann. . >
Um fünf Uhr war Edith Fabricius
mit ihrer letzten Klavierstunde fertig
gewesen, und vom Michaelisthurm
schlug es eben sechs, als sie das HauS
betrat. Wie viele Besorgungen hatte
sie nicht in der einen Stunde gemacht!
Ihre beiden Arme und Hände reichten
kaum hin, alle die Packete zu befördern,
mit denen sie sich beladen hatte. Hätte
nicht der Junge, der ihr das Weih
nachtsbäumchen trug, glücklicherweise
eine Hand frei gehabt, sie wäre gar
nicht im Stande gewesen, das Haus
thor zu öffnen.
„Wie hoch jeht's denn, Freileinken?"
fragte er und nickte beruhigt, als sie er
widerte:
„Nur bis in den ersten Stock."
„Ach, dann jehören Sie woll zu dem
Doktor Hilgers, der meinen Vater neu
lich kurirt hat?"
Aber sie schüttelte sehr energisch den
hübschen, blonden Kopf.
„Nein, mein Jung«, zu dem gehört
ich nicht." Und als sie ein paar Stu
fen weiter waren, fügte sie hinzu:
„Kennst Du ihn denn, den Herrn Dok
tor?"
„Na ob! En feiner Herr un im
mer kreizsidel! Wenn Vater vorher
noch so'n fchiefet Jesicht jezogen halte,
wenn der Doktor bloß in die Stube
rinkam, war er jleich quitschverjnügt."
Nun waren sie oben angelangt, wo
Messingtafel zu lesen stand: Dr. Ver
änderen auf bescheidenem Porzellan
schildchen: Geschwister Fabricius. Der
Junge mußte die Glocke neben diesem
„Bist Du's, Edith?"
Du aufgemacht hast, mußt Du die Au
gen zudrücken. Ich habe den Weih
nachtsmann bei mir."
fiel sie der Schwester um den Hals.
„Es ist ein Christbaum ich hab'
es gerochen. Ach, liebste Edith, sei mir
abermals die Wohnungsglocke ertönte.
„O weh, ein Besuch!" sagte sie.
„Der kommt aber wirklich zur ungele
genen Zeit. Sieh zu, daß Du ihn
draußen abfertigst, Lenchen."
Aber wie groß auch ihr Unmuth
sein groß konnte un
seren?"
Es war ein hübscher und stattlicher
ikrr von sehr eleganter Erscheinung,
der diese Frage an sie gerichtet hatte,
und seine Stimme war ebenso fröhlich
wie feine Augen und wie das Lächeln
auf seinen Lippen. Fräulein Edith
aber, die nur flüchtig die unbefangen
dargebotene Hand berührt hatte, zeigte
mit einem Male eine merkwürdig ernste
Miene.
„Nein, Herr Doktor, stören dürfen
Sie mich nicht; denn ich würde sonst zu
spät fertig werden. Aber wir können
uns ja auch unterhalten, während ich
arbeite."
„Natürlich! Und ich habe oben
drein das Vergnügen, Ihnen zuzu
sehen. Wäre nicht auch meine Zeit
leider gemessen, ich würde Sie sogar
um die Erlaubniß bitten, Ihnen ein
wenig zu helfen."
„Gehen Sie denn heute Abend noch
in die Praxis?"
„Wie man's nehmen will! Ich bin
eingeladen natürlich bei einem Pa
tienten."
„Und bei einem reichen Patienten
ermuthlich?"
Sie hatt« das mit so eigenthümli
cher, scharfer Betonung gesagt, daß
nicht nur Doktor Hilgers, sondern auch
ihre Schwtster erstaunt aufblickten.
Ab«r das Befremden auf dem Antlitz
d«s jungen Arztes macht« rasch wieder
dem vorigen heiteren Ausdruck Platz.
„Ja. Wenigstens hat er im Ueber
fluß, was Viele sich oergebNch wün
schen."
„Zu einem anderen Kranken würden
Sie ja auch heute schwerlich gehen."
Fräulein Helene faltete unter dem
Tisch die Hände, und in ihren sanften
Augen spiegelte sich das helle Entsetzen
über die Worte der Schwester.
„Nein. Die Anderen müssen heute
schon ohne mich gesund werden und,
Im strengsten Vertrauen gesagt, das ist
In den meisten Fällen viel leichter, als
sie es ahnen."
„Um die Einkünfte der Herren
Aerzte würde es freilich schlecht bestellt
sein, wenn die Kranken das wüßten."
„Ich werde mich darum auch hüten,
es ihnen zu sagen. Ihnen, Fräulein
Edith, darf ich's schon verrathen; denn
Sie scheinen sobald nicht der Hülfe
eines Arztes zu bedürfen!"
„Es wäre mir auch zu kostfvielig,
Herr Doktor! Uebriaens, ehe ich's
vergesse Sie haben gestern hier et
was verloren. Es muß Ihnen aus der
Tasche gefallen sein, als Sie Ihr Por
tefeuille h«raukgezog«n, um das Rezept
für meine Schwester zu schreiben. Er-
s' hatt' Sch bl d
das sie dem Doktor
überreichte. Er entfaltete es, warf ei
nen flüchtigen Blick darauf und dann
gesetzt und das Gesicht tief über ihre
Arbeit geneigt hotte. Es war jetzt ein
herber Zug in diesem reizenixn Gesicht
Ruprecht Ihnen gebracht hat?"
mit den/ Ausdruck Uefster Bettim
merniß:
„O, mein Gott, Edith, was hast Du
da gethan? Warum hast Du den Dok
muß er nur von Dir denken?"
„Es ist mir sehr gleichgiltig, was er
von mir denkt."
„Ich verstehe Dich nicht. Ist Dir
„Nicht das Geringste."
lich In dem Gedanken, daß
Herzen sich «ines Tages finden würden,
oder daß sie sich vielleicht schon gefun
den hätten!"
liche Lächeln.
„Welche wunderlicher Luftschlösser
doch die schwesterlich« Liebe bauen
kann! Doktor Hilgers hat daran sicher
ich,"
„O ja, er hat daran gedacht, glaub«
mir's, Edith! Er ist Dir von Herzen
senheit von Dir spricht."
„Ich aber kann diese Verehrung lei
der nicht erwidern. Und wenn Du mir
was Liebes anthun willst, Lenchen, so
versprich mir, nie nie mehr davon
Zuneigung für ihn zu empfinden, so
müßte das doch jetzt vorbei sein jetzt,
nachdem ich die Gewißheit habe, daß er
„Nun?"
Mark. Und Du auch, für wen
sie ausgestellt war? Für den Litho
graphen Unterberg den unglücklichen
binde Doktor Hilgers seinen Neben
menschen bereitet. Dabei fällt mir
übrigens ein, Lenchen, welche Berwen
doch eigentlich seine Bestimmung ver
fehlt hat. Wir wollen ihn zu den Un
terbergs hinauftragen. Ein paar Klel
ohnedies mitgebracht."
Rasch wurde die Ausschmückung des
Bäumchens beendet, und es waren die
hübschesten Zierathe wie die schönsten
Konfektstllcke, die Fräulein Edith für
ihn auswählte. Kaum eine halbe
begegnet uns Niemand d»
Treppe."
Der Korridor, den sie betraten, war
ganz dunkel, aus der halb offenen
Thür der Wohnstube aber fiel Heller
Lichtschein, und wie sie sich auf den
Fußspitzen näherte, konnte Edith durch
den Spalt das ganze Zimmer über
sehen.
Und sie sah, daß ihr Weihnachts
ein viel größerer und viel reicher ge
schmückter als der ihrige stand im
Glänze von mindestens zwanzig Kerzen
auf dem weiß gedeckten Tische. Dabei
in ihrem besten Sonntagsstaat, der
freilich noch immer armselig genug
war, die Unterberg'schen Kinder und
Knecht Ruprecht in höchst eigener Ver
nicht die Ruthe haben sollten, sondern
Alles, was in dem Sacke sei. Wie ein
Schleier legte es sich vor die Augen der
Mal auf sehr verdächtig«
Weise schluck«n, als sie sah, wie Knecht
Ruprecht den geheimnißvvllen Sack
Ren Sacks aber holte der BSrtige nun
noch ein großes, eingewickeltes Packet
hervor, das er der vor Glück und Rüh
rung sprachlosen Frau Unterberg
aber mit leuchtendem Antlitz in seinem
Lehnstuhle sitzenden Familienvater be
stimmt war. Edith Fabricius hatte
noch nie in ihiem Leben spionirt, heute
aber that sie's und schämte sich nicht
> einmal vor der dabei stehenden Schwe
ster. Ja, sie erhob sich sogar auf die
Fußspitzen, um besser sehen zu können,
was die hageren, zitternden Finger des
Lithographen aus dem Briefumschlag«
hervorziehen würden. Es war ein zu
sammengelegtes Papier, und als er es
entfaltete, fiel ein bunter Kassenschein
heraus. Das Papier aber sah Edith
nicht zum ersten Mal, oenn es war
dasselbe, das sie vorher dem Doktor
Hilgers unter so spitzigen Bemerkungen
zurückgegeben hatte nur daß unter
der Quittung je'ji der Vermerk zu le
sen stand:
„Ueber den Empfang des Betrages
„Komm, Lenchen, laß uns gehen,"
flüsterte sie der Schwester zu, und ihre
Stimme hatt« «in«n gar seltsam ver
änderten Klang. „Wir legen unsere
Kleinigkeiten hier auf dem Gang« nie
der, denn da drinnen würden wir jetzt
> doch herzlich überflüssig sein."
Sie zog die Andere hastig mit sich
fort; doch sie stießen im Dunklen an
irgend einen Gegenstand, und im näch
st«» Augenblick sahen sie sich entdeckt.
Der schrecklich« Knecht Ruprecht war
d«r erste, d«r ihnen den W«g o«rtral.
Fräulein Edith aber erhob ihre beiden
Händ« und flehte mit zuckenden Lip
pen:
„Lassen Sie uns fort, Herr Doktor
ich bitte Sie! Ich kann mich jetzt
nicht vor Ihnen sehen lassen, denn ich
müßte vor Beschämung vergehen."
„Müßten Sie das? Si« glauben also
jetzt nicht mehr von mir, daß es mir
nur um die reichen Patienten zu thun
sei, und daß die anderen meinetwegen
noch Belieben sterben und verderben
> könnten?"
! „O, haben Sie Mitleid! Ich bin
! „Nein, das Und
Gesicht. „Ihre eigentliche Straf« sol-
Niemand kümmerte, weinte mit an
dächtig gefalteten Händen helle Fnu»
denthräntn.
dieser heilig« Abend!
Hochzeit der Bäume.
bin und mit einem schmalen, h«llro
th«n Bande umschlungen. Das ist
die „Hochzeit" dieser Bäum«. Ueber
den so ehelich verbundenen Bäumen
wird mit dem Glockenschlage zwölf in
der Christnacht der wunderbring-nde
„Allsamenbaum" sichtbar, dessen An
blick „Gesundheit und ewige Tugend'
licht jedem ist diese Gabe beschieden
muß man schweigen. Wer redet,
verfällt unheilbarem Wahnsinn. Am
Christtage selbst werden die Bäumchen
da, wo sie stehen, verbrannt; ihr«
Asche ist den Zlgeun«rn ein beliebtes
Beimengfel zu ihren Geheimmitteln.
Der widerspenstige Patient.
Daß manchmal auch der beste Wille,
„eine Cigarre täglich nicht mehr!"
Nach 14 Tagen ist noch keine Besse
rung eingetreten, und der Arzt ver
„Und wie ist es schließlich mit dem
Rauchen?" fragt der Arzt zuletzt.
„Ja, darin konnte ich leider Ihrer
Anordnung nicht Folge leisten", ge
stand der Patient seufzend. „Sie
konnten nicht und wieso denn
noch nie geraucht der
Kranke.
Schicksals Tücke.
Der Kahn kippte um,
Es lag im Naß.
Vom Ufer links
War es zu weit,
's konnt' Niemand helfen,
Der Fluß ist breit.
Ein junger Mann,
Der's rettet, weil er
Folgt Standesamt ....
Draus Zank, V«rdruß
Das kommt davon,
Wenn Borsicht gering
Weil er am un-
Hope Latham's Alter.
Hope Latham erzählte eine amü
sante Geschichte. Als sie mit Frau
Fiske in Salvation Nell austrat, fano
sie immer eine große Zahl Kinder am
Bühneneingang, wenn sie die Mati
nee verließ. Eines Nachmittags be
gnügte sich ein kleiner Kerl nicht, wie
es gewöhnlich war, damit, sie anzu
starren. Er rief ihr vielmehr, als
sie auf die Straße trat, ein „Hello"
entgegen.
„Hello," erwiderte Fräulein Latham.
„Wie heißen Sie?" fragte der
Jung«.
„Hop«."
„Und wi« alt sind Sie?" ging's
weiter.
Die Dame war etwas frappirt;
aber nach einem kleinen Weilchen
antwortete sie:
„Ich denke, Ich bin älter, als du
zählen kannst!"
„Herrjeh," rief der kleine Kerl aus.
„Ich kann bis Hundert zählen."
Neid. Kind: Papa, ab«r weshalb
schimpfst Du imm«r auf die Jungge
sellen? Vater: Ach na weil
Vorsichtsmaßregel.
Hcirathsvermittler: Jetzt will ich
Jbnen einmal die ganz reichen Par
ke? lassen Sie uns erst einen Cognac
ti »keu >