Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 09, 1909, Image 7

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    Im Strudel der
Großstadt.
Roman von E. Krickeberg.
(IK. Fortsetzung.)
Sie richtete sich hastig aus. „War
um?" fragte sie, den Kopf stolz erhe
bend. „Was hat der Baron von Sol
tei mit meinen Angelegenheiten zu
thun? Daß er zufällig die Veran
lassung zur Eifersucht Bauheims war,
räumt ihm das eine Bedeutung in
meinem Leben ein?" Sie schüttelte
heftig den Kopf. „Bor ein paar Wo
chen mußten Sie Erwin Bauheim den
Vorwand zur Eifersucht liefern
hat das irgendeinen Einfluß apf un
ser Verhältniß zueinander ausgeübt,
es geb«ss«rt oder verschlechtert?
Für m«ine Privatangelegenheiten siehe
ich allein ein."
„Ich freue mich, wenn Sie so ruhig
darüber denken," sagte Hans, obwohl
«r am Zucken ihrer Lippen sah. daß
ihr Glejchmuth nur äußerlich war.
Soltei hatte, nachdem Hans der
unglücklichen alten Dame seinen Be
such gemacht, ebenfalls den Wunsch,
Frau de Pontmartin persönlich sein
Beileid auszusprechen. Da war es
natürlich nicht zu umgehen, daß er
auch der Frau Pastor seine Aufwar
als er ihn um seine Begleitung bat,
«m auch den Schatten eines speziellen
persönlichen Interesses an dem Besuch
zu vermeiden. Trotzdem richtet« er,
oer Anna Marias Dienstplan kannte,
es ein, daß sie abwesend war. als er
mit Soltei bei den Damen vorsprach.
Als die Frau Pastor die Thatsach:
seiner Mundwinkel:
„Ich habe gar nicht gewußt, daß
du so viel Anlage zum Philister hast.
Du mußt Heirathen, mv bald,
bar zum tugendhaften Hagestolz
«ine unleidliche Sorte Menschen, und
es wäre schade um ein«n sonst im all-
Gräfin Anastasia hatte ihren Auf-
Jobst von Steinrücker war einst
weilen von ihrem Angesicht verbannt.
Er schrieb ihr, daß er bitte, von der
Mitwirkung am Wohlthätigkeitsfest
ten.
nicht.
Im Kreise der am Fest Betheilig
ten herrschte noch eine fieberische Gr-
Wd« D S^d«l
„Nein."
Soltei li«ß den Thürgriff IoS und
wanote sich hastig dem Freund« zu.
„Meinetw«gen nicht?" fragte er
scharf.
„Ich bitte dich, Alexander, du
„Nichts sehe ich «in! Ich w«iß,
daß Anna Maria Seidelmann ver
lobt ist, das, meine ich, könnte dir
Garantie genug sein siir mein Ver
halten."
mußt dich nur nicht in die Einsam
keit v«rqraben und Zerstreuung su
chen..."
weißt du, die Naturen der Menschen
sind verschieden. Ich kann mich nicht
>u deiner Höhe der Lebensauffassung
aufschwingen Ich meine:
todt, als sich in ewig«. Sehnsucht
oufzureiben. Und wenn ich daran
det'w°st?"
kann, und mich für den glücklichsten
der Menschen halten."
Hans erhob sich. Noch immer lag
ficht, aber seine Stirn hatte sich auf
gehellt. Er stand vor Soltei, die
Augen fest in die seinen gerichtet, und
werden, denn Anna Maria ist frei."
„Hans!" Es war «in Aufjauch
zen, und im nächsten Augenblick hatt«
Hans sah ihn vom Finster aus im
Sturmschritt die Straße hinabeilen.
Und ein Gefühl der Bitterkeit stieg
in ihm auf. Sehnte er sich nicht so
leidenschaftlich wie Soltei nach seinem
Glück? Muhte er nicht auch warten
von Tag zu Tag, ob er gleich manch
mal meinte, es nicht länger ertragen
>u können? Ein nützliches Lehen
an Stelle des ers«hnt«n ang«n«hmen
setz«»?... O ja, das klingt sehr
edel, man würde es auch können,
wenn es sein müßt«! Aber es
würde ein Leben ohne Sonnenschein
sein, bei dem man innerlich allmählich
XXII.
Die Familie Seidelmann hatt
von der Gräfin Anastasia durch
Fräulein voni Berg eine Einladung
zum Feste erhalten. Wenn die Frau
Pastor nicht erscheinen wollte, so
würde di« Gräfin Anna Maria gern
unter ihren Schutz nehmen. Ab«r die
Frau Pastor hatte ihre Bedenken.
Ein Fest der vornehmen und großen
Welt, dahin paßten sie nicht. Anna
Maria besaß nicht einmal dii Gar
derobe dazu.
Das war ein« herbe Enttäuschung
für Anna Maria. Sie hatte bisher so
wenig vom Leben und Treiben der
Gesellschaft gesehen, und sie besaß
einen angeborenen Instinkt sür die
verfeinerten Formen des Daseins und
«inen so regen Schönheitssinn. Gewiß
gab eS da viel Herrliches zu
schauen...
„Wenn du dich mit der Rolle d«Z
Aschenbrödels begnügen willst...!"
sagte die Mutter. Das traf Anna
Maria. Sie bob stolz den Kopf. „Du
hast recht, Mutter, wir passen nicht
da hinein."
Nun aber kam noch am letzten
Abend vor dem Fest Hans. Wie
mcht zum F?'t erscheinen wollten sie?
Das würde ihnen die Gräfin Ein-
Hardt als große Rücksichtslosigkeit
ausltgin, da sie selber Anna Mari'i
bemuttern wollte Das sei jf fast ein
Mißtrauensvotum gegen die Gräfin,
die ihnen doch von Anfang ihrer Be
kanntschaft an so überaus gütig und
liebenswürdig entgegengetreten sei.
Schließlich kam es der Frau Pastor
selber ganz undankbar vor, ihre Ab
sage ausrecht zu erhalten, und sie
hatte nicht länger den Muth, zu wi
derstehen. Anna Maria und Albrecht
bekamen die Erlaubniß, das Fest zu
besuchen.
Und nun wurde in aller Eile noch
am späten Abend Anna Marias wei
ßes Tüllklei!» aufgefrischt, das sie zur
Hochzeit einer Kollegin getragen hatte
und das „wirklich noch fast neu aus
sähe!" wie Anna Maria befriedigt
constatirte.
„Weiß ist immer f«in und von
«inem jungen Mädchen verlangt man
nicht, das'es in Seid- dahergeraufcht
kommt," tröstete sie sich.
Und sie hätte auch in der That
nichts finden können, was ilire feine
aparte Schönheit besser zur Geltung
gebracht hätte, als dies duftige weiß«
Gewand, dessen einzig« farbige Zu
that ein spangenartig durch ihr volles
dunkles Haar geschlungenes Goldband
war.
. Dorett« prangte im Gegensatz zu
ihr in einem erdrückend reichen Ko
stüm. Ihr war eng und heiß unier
dem schweren Putz, sie fühlte sich un
behaglich und wie herausstasfirt sür
eine Jahrmarktsbude, um für Ge'd
gezeigt zu werden. Aber das Gewand
kleidete sie in ihrer blonden Frische
ausnehmend gut, Sie war eine beste
chend hübsch« und durchaus echt an
inuth-nde Bojarin. Ihre ruhigen, ge
haltenen Bewegungen, ihr ernstes klu
ges Gesicht mit den tiefen leuchtenden
Äugen gaben ihr eine eisen anmuthige
Aus ihrem Haar thronte das na
tionale russische Diadem von Perlen
und Edelsteinen auf rothsammtenein
Grunde. Bon der Schulter herab über
den Rücken und auf den faltigen Rock
c>is maisgelbem Seidendamast siel >n
schweren Falten der kurz«, mit koft-
barem Pelz verbrämte, mit Gold und
Perlen gestickte Mantel aus roth«m >
Sammet, uiid die Perlenschnüre um
ihren Nacken, der Schmuck aus edeln
Werth.
DoretteZ Kostüm war entschieden
das kostbarste und seltenste auf dem
ganzen Fest, in welcher Beziehung es
aber zu dem Beruf einer Wahrsage
rin stand, den Dorette ausfüllen sollte,
war ihr unverständlich. Aber wenn
die Gräfin Anastasia einmal erttschlos
phischen Dreifuß zu setzen, so war
dagegen nichts zu machen.
Die Veranstaltung fand in der
Philharmonie zum Besten eines Krüv
pelheims statt, und es war gewisser
maßen Ehrensache, durch sein Erschei
nen sein Interesse für das von hoh-r
Stelle protegirte bumanitäre F«st zu
beweisen. Damen der Aristokratie ver
kauften Erfrischungen, Blumen, Sü
ßigkeiten und Cigaretten, standen der
Tombola vor, Herren und Damen
mit Namen von Klang führten die
Nummern deS reichhaltigen Unterhal
tungsprogramms aus.
Eine Varisl6bühne kam zur Dar
stellung. Graf A. und Comtesse B.
producirten sich als Negerexcentriks,
Baronesse C. als Vänkelsänzerin, der
Assessor D. glänzt? als Thierstimmen
fmitator. Ein Repräsentant der Fi
nanzaristokratie verblüffte durch feine
Taschenspielertricks. Jsadora Duncan
wurde von der Tochter eines Gehei
men Legationsrathes glänzend copirt,
und als die capriciöse, fesche Gemah
lin eines ausländischen Diplomaten
an blauseidenem Band ein rosiges
dressirtes Schweinchen vorführte, er
reichten Vergnügen und Beifall den
Höhepunkt.
Dorette saß in ihrem, mit symboli
schen Seltsamkeiten ausgestatteten
prächtigen Zelt. Si« übt« die Künste
des Kartenschlagens, auch aus der
Hand verstand sie zu lesen, Träume
zu deuten und auf die merkwürdig
sten Fragen an die Zukunft noch
merkwürdigere mystische Antworten zu
finden. Den Zugang zu ihrem Heilig
thum bewachte ein schwarzer Dieser
in türkischer Tracht, so vorzüglich in
seiner Verkleidung, daß nur seine al
lernächsten Bekannten den kleinen
Grafen Z. in ihm recoznoscirten.
Ihr Geschäft blühte. Mustafa hatte
seine liebe Noth, allzu großen An
drang von seiner Herrin, der viel
tungsreichen Orakel aus ihrem Munde
hören. Die Nichte der Gräfin Anasta
sia war eine Berühmtheit an diesem
j Abend.
i ihrer Wohnung und va An»
! na Maria spät aus dem Dienst heim-
kehrte, erschienen sie erst, als das Fest
Probe.
zu bewegen," sagte er, Anna Maria
mit der harmlosesten Miene der Welt
begrüßend.
ihrem Geficht.
bar," brachte sie hervor „habe noch
nie ein solch großartiges Fest gesehen
und sr«u« mich darauf." Sie hatte
ivefend?" fragte sie hastig.
„O! sie ist bereits in voller Thä
gen bin."
„Solltest du dir wirklich die Zeit
genommen haben zu dieser strapaziö-
Er lachte herzlich über ihre ehrliche
naive Verwunderung.
„Rechtschaffen! Das ist doch im
mer derselbe Zimmet! Dieselben
Menschen mit denselben Gesichtern?
dieselben Gelpräch«: dieselben Tänze,
die man mit denselben Leuten tanjt
...und die Buden? Heut verkauft
Fräulein von B. Tombolaloose, und
das nächste Mal ist es umgetehrl.
Das ist der einzige Unterschied. Wenn
fiel Anna rasch ein. „Ich möchte mir
„Die Gräfin Anastasia ist heute oer
reine Honig," versicherte Soltei in fei
neren" hat mit seiner Menuetttom
position viel Erfolg gehabt, und
wenn sie dem unglückseligen Stein
rücker bisher auch />ur einen Handkuß
ohne Wort und Blick gestattet hat, so
ist anzunehmen, daß bald die Wetter
zeichnet, ist am Ende egal, wenn der
Tante Ehrgeiz nur seine Befriedi
gung erhält."
lich gut?" fragte Hans, während
Anna Maria noch in der Garderobe
mit ihrer Toilette beschäftigt war.
„Reizend geradezu!" Und da
mal geholfen, denn dem kann die
Tante Excellenz nicht wiederstehen.
Sein Vetter sagt, Jobst habe in den
letzten Wochen Tag und Nacht im
Schweiße seines Angesichts compo
nirt uno geübt. Der Degout über die
Hundedresstuse und der Examens
reinfall haben ihn, scheint es, zur Be
sinnung gebracht."
der Gräfin wiedergewann, womöglich
in erhöhtem Maße, so bedeutete das
unzweifelhaft auch eine Förderung
seiner Heirathschancen Dorette gegen
über.
sie sich ihren Präsioentinnensitz in der
Nähe der Bühne Herrichten lassen. Da
thronte sie in all ihrer imponirenden
Stattlichkeit, hielt Cercle unter ihren
Getreuen, begrüßte ankommenden
Kind, aber meiner Dorett«
vertraue ich in der Beurtheilung der
Menschen mehr, als mir selber. Wer
sie mir empfiehlt, den nehme ich unbe
„Da wäre also das unfehlbarste
Mittel, sich ein«n gütigen Empfang
bei der gnädigsten Frau Gräfin M
sichern, daß man di« Gunst des
Fräulein vom Berg zu erringen tracht
ich werde mir mit der Frau Gräfin
Erlaubniß schleunigst gestatten..."
„Nein, bitte, bleiben Sie jetzt ge
fälligst einmal hier, und erzählen
Sie mir, wie Ihnen Ihr Sturz be
kommen ist. Donnerwetter! war das
«in süperber Ritt..
Gräfin Anastasia brauchte starke
Ausdrücke, w«nn sie Lust dazu hatte,
unbekümmert selbst um die Nähe d:r
Ohren hoher Persönlichkeiten. Der
Prinz, der mit einem Herrn vom
fragte gut gelaunt, was denn da! für
ein Ritt wäre, der der Frau Gräfin
so kräftig imponirt habe.
sich frei zu machen.
Soltei sah die Unmuthssalte auf
seiner Stirn und mußt« ein kl«in
wtnig schadenfroh lachen. Er froh
lockte, daß er so leichten Kaufs davor,-
kam.
Hochspitz mitten in einem lustigen
Geplauder.
„Lassen wir ihn!" sagte Soltei im
Ton eines Beschützers. „Er amiisirt
sich prächtig. Es wird nicht lange
g«n von Tombolaloosen drücken.
Geben Sie mir Ihren Arm, Fräulein
Seidelmann, damit wir in dem Ge
„Ach nein danke!" jagte sie ver
wirrt. „Sie haben so viele Bekannte
hier..."
„Di« mich beneiden könnten um eine
so holdselige Gefährtin! Fräu
lein Anna Maria, lassen wir d^ch
recht aus dem Vollen heraus."
„Das Fest ist Ihnen doch langwei
lig, Herr Baron!"
flen meines ganzen Lebens werden "
Sie hatte schon ihre Fingerspitzel
auf seinen Arm gelegt. Jetzt zog sie sie
Si« antwortet« nicht, d«r stürmische
Pulsschlag ihres Herzens versetzte ihr
die Stimme. Wie in einem Traum
ging sie an seinem Arm durch d'.e
Säle. />hr war, als ob sie schwebt«,
rosige Wolken der Glückseligkeit umga
mögen.
Es dauerte eine Weile, eh« sie bei
dem Wirrsal in ihrein Innern auf
sich von ihm in einer so zarten ritter
lichen Art umsorgt sehen durste? bah
er sie hi«r in Kreise untermal!
allem Zauber ihrer eigenartigen
Schönheit, unbewußt dessen, daß sie
allgemein ausfiel, und bewundernd:
Seite an Seite durch das Festgewoqe,
und nur von Zeit zu Zeit trafen sich
ihre leuchtenden Blicke in lächelndem
und als sie in den Bereich der
Musik kamen, bat Solt«i: „Schenken
Si« mir einen Walzer, Anna Ma-
ÄIS sie zum Tanz antraten, walzte
eben auch Albrecht mit der kleinen
Melitta von Hochspitz vorüber. Er
strahlte und nickte der Schwester be
geistert zu.
„Wie glücklich er ist!" sagt« Anna
Maria.
Soltei wandt« sich ihr zu und sah
ihr tief in die Augen. „Ich beneide ihn
nicht, denn ich bin's auch, Anna Ma-
Ein Strom von Seligkeit durchflu
thete sie, und es packte sie wie ein
Taumel, daß sie auch einmal ein un
beschreibliches Glück ohne Uebttlegen
Arm umschlungen, über das spiegel
glatte Parkett schwebte, da hätte '">«
di« Augen schließen und nichts mehr
empfinden mögen, als seine Nähe.
räum führte, hielt er ihren Arm so
fest an seiner Brust, daß sie das hef
tige Schlagen seines Herzens fühlte.
Und plötzlich bückt« er sich und preßt«
sein« Lippen stürmisch auf ihre Hand.
„Ich danke Ihnen,' Anna Maria!"
„Herr 8ar0n...!" stammelte sie
jetzt zu Fräulein vom Berz zu füh
ren."
.Eilt das so sehr?"
„lch weiß zu Beispiel, Anna
„Jst das Ihre Ritterlichkeit, Herr
Baron, daß Sie skrupellos den Ruf
eines jungen Mädchens preisgeben,
der Ihnen wohl wenig kostbar er
scheint, weil es gesellschaftlich ei»«
Stufe unter Ihnen steht?"
Gruß Sie nicht erwidern würden.
Aber eine Leichtfertigkeit und Niedri g
keit, wie Sie mir zutrauen, habe ich
mir selbst jenen gegenüber nie zuschul
den kommen lassen! Ich darf nur
sagen, daß ich niemals einer Frau
den schuldigen Respekt versagt habe
und nun sollte ich den Ruf
jungen Dame, die mir über alles
theuer ist, gewissenlos aufs Spiel
sitzen? Sie haben mir bitter weh
gethan! ... Ich weiß nicht, wie ich
das je vergessen soll!"
Ein heiliger Zorn und Schmerz
sprachen aus seiner Stimme. Des
war nichts Erkünsteltes, keine Komö
die, die er ihr vorspielte. Sie hatte
ihn wirklich schwer verletzt und wie
«r sie ansah! Den Blick ertrug sie
nicht.
Sie wurde unsicher. Ihre Augen
sanken zu Boden. Ein Gefühl hilflo
ser B«rlegenheit überkam sie, aber das
durfte sie ihm nicht zeigen. Sie raffie
all« Kraft zusammen. Es gelang ihr,
ihrer Stimme Festigkeit zu g«b:n,
cber sie war tonlos. Und Anna Ma
ria wagte noch immer nicht die Aug»
zu ihm aufzuheben.
„Ich bin ein armes Mädchen, Herr
Baron, dessen einziges Besitzthum vor
der Welt in seinem tadellosen Ruf
besteht. Als man ihn anzutasten wag
te, weil man mich auf einem harmlo
sen Spaziergang mit einem mir bekann
ten Herrn beobachtet hatte, da habe
ich mich nicht einen Augenblick getrof
fen gefühlt uno dem Herrn nicht den
leisesten Vorwurf gemacht. Die Be
gegnung war zufällig gewesen, und
wir hatten uns beide nichts vorzuwer
fen. Gegen ungerechte gehässige
Angriffe ist keiner geschützt, und di-,
die mir mißtrauten, habe ich ohne
Bedauern aus meinem Leben gestri
chen. Wenn aber jetzt Ihr Kame
rad d«m Mädchen die Achtung ver
sagt, das sich in verschwiegenen Ecken
.., Bertraulichleiten von einem Herrn
gefallen läßt, der kein legitimes Recht
dazu besitzt so hat er vollen Grund
dazu, und ich muß beschämt die Augen
niederschlagen. Lieber aber todl
sein, als solche Schmach ertragen."
Sie befanden sich, seitdem SolteiZ
Kamerad gegangen war, ganz allein
Bühne wurde irgend ei.ieHariStönum
mer ausgeführt und der größte The.l
der Festgäste war dahinKeströint.
Soltei hatte mit blassem Gesicht
und zusammengebissenen Zähnen An
na Marias Worten gelauscht. Seine
Augen hingen mit einem Blick unver
hüllter, heißer, flehender Liebe an
ihr.
„Ehe ich Ihnen auf Ihre Anklage
antworte, gnädiges Fräulein, muß
ich eine Frage an Sie richten, und ich
vertraue Ihrer Wahrhaftigkeit, datz
Sie mir eine ehrlich« Antwort geben
werden: War der Herr, der Sie auf
dem für Sie so verhängnißvoll aus
geschlagenen Spaziergang begleitete,
ich? Und bin ich schuld, daß Si«
...Ihr« Verlobung aufgegeben ha
ben?"
Sie zuckte zusammen und ihre
Augen irrten mit unsicherem Blick
über ihn hin.
„Woher wissen Sie..
(Schluß folgt.)
Unerwartet. Richter: „We
gen einer lumpigen Zeche von zwei
Mark müssen Sie nun in's Gefäng
niß: haben Sie das nicht vorher be
dacht?" Angeklagter: „Nein: bis jetzt
bin ich immer nur herausgeschmissen
Air »ie Kiche.
Gebäck«»« Bohnen. Ma»
weiche 2 Tassen kleine Bohnen über
Nacht inWasser ein. AmMorgen brin
ge man sie mit 3 Pint Wass«r und
Theelöffel Backsoda zum Kochen,
lasse sie 10 Minuten K>chen und spü
le sie dann mit frischem Wasser ab.
In die Bohnen rührt man 2 bis k
Eßlöffel geriebene Zwiebeln, 3 Eß
löffel Sirup, 1 Eßlöffel Salz,
Theelöffel Pfeffer, 3 Eßlöffel Ket
chup oder 1 Tasse Tomatensaft. Ist
alles gut vermengt, so füllt man die
ist, deckt das Gefäß fest zu und backt
si« verleihen dem Gericht einen fei
nen Geschmack.
Hainmelfl«ischsupp«. DaZ
Fleisch, das möglichst wenig fett
sein soll, wird mit kaltem Wasser
aufgesetzt, zum Kochen g«bracht, ab
bis 2?4 Stunden gekocht. Dann
Graupen odtr Reis, wodurch di»
Suppe sehr wohlschmeckend wird.
Jung« Hühner in Gelee.
Sind 4 junge Hühner ausgenommen»
gewaschen und zugerichtet, so wer
den sie in etwas Fleischbrühe mit
Suppengrün gekocht und, wenn er
kalt«t, in Stücke z«rlegt, die Haut
abgezogen"und die Knochen vorsichtig
ausgelöst. Die gut entfettete Hüh
nerbrühe wird mit etwas frisch«»
Kräutern (Estragon, Kerbel usw.)
sowie mit einem Glas Wein und et
was Essig aufgekocht, einige Eiweiß
werden leicht geschlagen und mit 20
—LS Blatt in Wasser aufgelöster
Gelatine unter die Brühe gerührt,
die unter Rühren auf dem Feuer auf
kochen muß. Dann wird die Brühe
zug«d«ckt und an eine Eck« des Her
des gestellt, bis sich das Eiweiß schei
det und das G«le« sich klar genug
?«izt, um durch eine Serviette ge
gossen zu werden. Nachdem man ei
ne Probe gemacht hat, um das Ge
lee auf seine Festigkeit zu prüfen,
gießt man den Boden einer glatten
Form dünn mit Gelee aus, garnirt
darauf mit gekochten Eiern, Gurken,
Kapern, Sardellen eine Verzierung,
gießt etwas Gelee darllb«r und legt
dann die Hühnerstücke ein, dazwischen
immer etwas Gel« gießend, bis die
Form voll ist. Gut gestockt, wirti
sie gestürzt und mit einem italieni
zerlegt, gesalzen und eine Weile bei
seite gestellt. Inzwischen brät
man eine große, feinwürfelig geschnit
str«ut eine starke Messerspitze Paprika
daran und l«gt die Hühnerstücke ein,
sie mit «Blösftlweise zugesetzter
Fleischbrühe, auch Wasser, weichdäm
psend. Das Fleisch läßt man erst
leicht Farbe nehmen. Der gezogene
Saft wird mit einigen Eßlöffeln gu
tem, saurem Rahm, womit nur ein
halber Theelöffel Mehl verquirlt
Spanischer Salat. Mehr^-
Scheiben geschnitten, ebenso geschälte
Tomaten zertheilt. Dann wird aus
Oel, Essig, zerri«ben«in harten Ei
gelb, etwas Mostrich, Pfeffer, ei
nem halben Theelöffel Worcestershire
sauce ein« Sauce gerührt und über
die wechselnd in eine Glasschale ein
geschichteten Gurken- und Tomaten«
jcheiben gefüllt.
Echte schwäbische Spätzle.
Gutes Mehl ist Hauptbedingung.
M'.hl und Salz kommt zuerst in die
Schüssel. Dann wird der Teig mit
Wasser dickflüssig angerührt, bis al
les Mehl gelöst ist, sodann kommen
die Eier dazu (aus 1 Quart M«hl
drei Eier), D«r Teig wird nun min
destens 10 Minuten tüchtig geschla
gen, bis er schön glatt ist und Bla
sen wirft. Nun läßt man den Teiz
2—3 Stunden stehen, davon wird
er zähe. Man streicht ihn nachher
mit dem Messer auf das „Spatzen
br«ttl«" (ein kleines Schneidebrett)
und schneidet die Spätzle sein und
schnell in immerwährend scharf ko
chendes Wasser hinein. Es ist be
quemer für's Einlegen, wenn der
Topf oder die Kasserolle fast bis zum
Rand voll Wasser ist. Man legt
nicht mehr als höchstens zwei^Brett
sie sich alle an die Oberfläch« drängen,
sind sie fertig. Man nimmt sie mit
dem Schaumlöffel heraus und Biebt
sie in einen Durchschlag. Will man
sie gleich essen, so übergießt man sie
in dem Durchschlag mit heißem Was
ser, sonst lieber mit kaltem, läßt sie
Oder man legt sie nach dem Ablau
fen in siedende Fleischbrühe zur Sup
pe.