Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 24, 1909, Image 7

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    ?N! Strudel der
Großstadt.
Roman von E. Krickeberg.
(S. Fortsetzung.)
Schmerz in ihrer Stimme, das HanS
naheging. Dies il«ine zarte Geschöpf,
das Soltei als ein ganz tolles, über
müthiges Ding bezeichnet hatte, schien
doch schon recht trübe Erfahrungen
in feinem Leben gemacht zu haben.
Es kam ihm vor, wie «in eingefange
nes Vögelchen. Das schm«tt«rt sein
Liedchen lustig und leck wir mei
nen aus Freude und lauter Glückse
ligkeit, und vielleicht singt gerade der
Hans faßte lach der Hand Olym
pias und nahm sie mit sanftem Druck
in die feine, wie man die Hand eines
Kintxs hält, das sich im Finstern
fürchtet; und jetzt ließ sie sie ihm.
Plötzlich aber stand Olympia auf:
»Komm Mama!"
HanS hielt sie nicht zurück, ihm
selber behagte die Geschichte nicht
mehr. Er bedient« zuerst die Damen,
schnallte dann seinen Säbel um,
nahm seine Mütze und schickt« sich an,
fi« zu begleiten. Die andern merkten
kaum, daß sie gingen.
Der Pförtner an der Hausthür
rief eine Droschk« herbei, Olympia
und ihre Mutter stiegen «in, ab«r als
HanS sich zu ihnen setzen wollte, um
seiner Ritterpflicht bis zur Woh
nungsthür der Damen zu g«nügen,
wehrte Olympia «ntschi«den ab.
„Wozu? Wir sind ja zwei und
uns nicht."
Hans protestirte natürlich lebhaft.
Olympia ginge so elegisch gestimmt
von dem Anfangs so kröhlichen Abend
fort, das dürfte er nicht leiden, er
müßte noch versuchen, sie wieder auf
zuheitern. Da lachte Olympia in
ihrer alten übermüthigen Weise. Er
woll« nur noch weiter in seiner un
glücklichen Liebe getröstet s«in, aber
wenn si« das gleich das erst« Mal
allzu ausgiebig thäte, bedürfte er ih
rer in Zukunft wahrfch«inlich nicht
wollte, si« nahm ihn einmal nicht mit.
Wenn er ihr einen Gefallen thun
wollte, sollt« er bald einmal nach
I " i
bei solchen öffentlichen Anlässen zu
sein pflegt: die Feststraße bot mit
ihren Fahnenmasten, Wimpeln und
Guirlanden ein buntes lustiget Bild.
Häuser, Teppiche lagen aus den Fen
stern. und als Abschluß und Gipfel
punkt der ganzen Ausschmückung
präsentirte sich der F«stplatz selber
mit seinem purpurnen Kais«rzelt den
roth ausgeschlagenen Tribünen, den
Palmen- und Lorbeerhainen und der
reichlichen Verwendung von dreifarbi
gem Fahnentuch. Hans von Och
manns Regiment sollte die Ehren
wache stellen. Seine und Sollns
Kompagnien marschirten mit klingen
dem Spiel d«m Festplatz zu und nah
men die vorgeschriebene Aufstellung.
Wagen auf Wagen in blitzblanker
Gala rollten mit den geladenen Gä
sten heran. Immer dichter wurden
die Menschenmauern zu beiden Sei
ten der Straße. Die Schutzleute zu
Fuß hatten ihre liebe Noth, die von
hinten vordrängend« Menschenmenge
in den vorgeschriebenen Grenzen zu
halten und fürwitzig ausbrechende In
dividuen zur Räfon zu bringen, wäh
rend die berittenen Kollegen Massen
vordrängelungiversuche erfolgreich zu
rückwiesen oder zu keinem ersichtlichen
Zweck eifrig hin und her galoppirten.
Die Kolonne der Straßenkehrer rückte
mit Karren voll gelbem Kies heran
und warf ihn fchippenweis über die
Straß«. Mit unendlich wichtigen
Mienen schritten Herren in Fraa und
sen Mittelpunkt das verschleierte Bild
in die sonnige Lust reckte. Das gab
im Verein mit o«n neugierig unt«r
dem Saum des Schleiers herdvrlu
genden bronzenen Stieselspitzen, die
in gar keiner Verbindung mit «twaS
zu ihnen Gehörigem zu stehen schie
nen, dem würdevollen Aufbau «twaS
W«n» der Wind das Tuch fester an
die steifen Glieder des Kriegers un
ter ihm Preßte, schien der das Schwert
in seiner Hand drohend zu schütteln.
Um das Purpurz«lt der hohen
Herrschaften sammelte sich allmählich
«in Damenflor in lichten Festgewän
dern Herren vom Komite eilten ge
schäktig hin und h«r, ordnend, B«-
qriißungen austheilend, Gäste em-
Fast zuletzt, kurz vor dem Eintref
fen der prinzlichen Gäste, kam ein
elegantes russisches Dreigespann mit
Kutscher und Diener auf dem Bock
dahergerollt. Hans von Orthmanns
Blick folgte bewundernd den schönen
Pfirden, darüber beachtet« er die In
sassen des Wagens nicht. Erst als
sie am F«stplatz ausstiegen, erkannte
er, daß es Fräulein Bömberg und
Ein Schreck fuhr ihm in die Glie
der Da hatte also wohl die r«ich«
Dam« ein ansehnliches Geldgeschenk
zur Errichtung des Denkmals beige
steuert das war sein erster Ge
danke. Zu dem Standbild waren
private Stiftungen weder gemacht,
noch lxgehrt worden. Ab«r wie in
aller Welt kam diese HanS konnte
sich nun einmal nicht helfen un
feine Person, diese Frau mit ihrem
ausfälligen Putz und auffälligem Ge
bahren in di« erlesen« Gesellschaft?
in sie einzudringen,
s«r offiziellen Feier auf bequeme Art
entledigen wollen? Hans war sicher,
nur das Geld konnte die Brücke ge
glaubte feinen Äugen nicht trauen
zu dürfen küßte gar ein General,
i essen Standesbewußtsein als ganz
besonders ausgeprägt bekannt war,
der „Frau Tante" galant die Finger
spitzen.
Ein unangenehmes Gefühl inn«rer
Rathlosigkeit überkam Hans, wi« wir
es verspüren, wenn uns die Ahnung
walt anthun, daß er nicht seinen Platz
im Stich ließ und >u Sollei eilte,
um sich Aufklärung von ihm zu ho
len.
stand, war mit allen Intimitäten der
r«sidenzlerifchen Gesellschaft aufs
Best« vertraut, während Hans in dem
hiüet hatt«.
ausländischen Gast auf dem Denk-
T«r feierliche Akt der Enthüllung
begann. Hans sah unl> hörte nichts
bellvioletter Punkt den Platz der
Pulsen fiebert« die Ungeduld,
mehr Wahrscheinlichleit als Bekrö
ha!b so fürchterlich, wie unt«r den
phaniastischen Falten. Das Ganze
zeigt« sich so wenig aufregend und
vorüber und die hohen Gäste Feier
ttelten Cercle. Verschiedene Herren
und Damen wurden ins Gespräch ge-
Da plötzlich machte der Prinz ein«
lebhafte Bewegung auf sie zu, e^
beweise schien«» ihr demnach nichts
Neues, Ungewohntes zu sein.
Der Prinz selber stellte sie dann
d«m fremden Fürsten vor. Zuletzt
mußte auch ihre Nichte herzutreten,
und auch sie nahm den H^uldbeweis
doch kürzlich gebraucht?
> Richtig, Soltei, als er von der
Tante Steinrückers sprach, die ihren
Ps«udoneff«n mit ihrer wirklichen
Nichte verheirathen wollte, damit
dieser Neffe hübsch solide gemacht
werde.
sich fest auf sein« b«id«n Füße stellen,
denn er hatte das fatale Gefühl, als
ob der Boden unter ihm elastisch wie
auf seinem Posten, mechanisch ließ
er bei der Borüberfahrt der hohen
H«rrschaften seine Gardeleute präfen
tir«n. Gerade als sie zum Abmarsch
Aufstellung nahmen, fuhr das russi
> Mitfährt an Hans vorüber, er rührte
sich nicht vom Platze, blaß mit fest
zusammengebissenen Zähnen sah er
! ihm entgegen, einen Moment trafen
bergS. Ehe er noch Zeit hatte, zu
doch nicht im Hinterwald« g«
rathen?"
nicken leise durch die Zähne.
Heiliger Nepomuk! stand es so?
Daher also die schwarze Melancholie?
ging es ihn dann an, ob das Fräulein
Dorette vom Berg d«n Jobst von
k-teinrücker Heirathe oder nicht? ob
geschlossene Ehe Kopfschmerzen machen
sollte, würde man bald genug im
Irrenhaus sitzen.
Toltei Pflegte sich um anderer Men
schen Angelegenheiten sonst wahrlich
nicht zu kümmern, aber während bei
Marsches nach der Kaserne konnte er
nun doch nicht hindern, daß er unaus
gesetzt über einen etwaigen Zusam
menhang zwischen HanS von Orth«
manns Empörung über die ge
plante Heirath Steinrückers und sei
ner Schwermuth in letzter Zeit nach
denken mußt«.
VIII.
! Hans von Orthmann befand sich in
k'ner verzw-'ikelten Stimmung.
Da hatte er sich ja nicht nur jede
Hoffnung auf sein Lebenszlück für
immer zerstört, sondern sich auch
gemacht.
Die Gräfin Anastasia EinHardt
von Kaltenb«rg«n, der eigenen
gebildeter Patron, der mit den ein
fachsten Pflichten der Höflichkeit nicht
vertraut war, hatte er sich benommen!
nur weil die Gräfin in ihrem Aeu
ßern em wenig von der, dem d«ut^
—^— W-lch ein Tropf
g« Gesinnung hatt« er bewiesen, in
dem er die Regeln der Etikett« zum
Maßstab für di« Werthschätzung
Und wenn er sich vorstellte, daß
er Fräulein vom B«rg ein«n V«r
kehr ohne Wissen d«r Tante vorge
schlagen hatte, weil ein Offizier vor
sichtig in der Wahl seines Umgangs
sein müßte. . . Herrgott!. . .Herrgott!
... Er wüthete innerlich gegen sich
selber.
Da war natürlich ein für allemal
nichts mehr zu hoffen auch
nichts zu bessern, denn wenn «r noch
j«tzt der Gräfin den nach dem Zwi
schenfall mit dem Hunde schuldigen
Besuch hätte machen wollen, würde sie
ihn selbstverständlich einfach abfallen
lassen.
Manchmal packle ihn eine solch«
Muthlosigk«it, daß er meint«, es sei
wohl am besten, sich «ine Kugel durch
d«n Kopf zu schießen. Aber dann kam
der Gedanke an sein? Mutter und
seine Sohnespflichten mit zwingender
Gewalt dazwischen und schützte ihn
Mit «iner wahren Wuth stürzte er
sich auf die Arbeit. Mit Wollust that
er s«inen Dienst, je mehr, desto lie
ber, und seine Soldaten, die ihn^als
schätzten, wurden jetzt manchmal iire
an ihm. Der Oberleutnant von
Orthmann schien urplötzlich von stre
berhaft«» Gelüst«» befallen zu sein,
seine Kompagnie zur Glanznummer
wollen. Des Drillens war kein En
de. . . wahrscheinlich ging er darauf
aus, in kürzester Zeit in den General
stab zu kommen.
Dann wieder trainirte er auf der
KarlShorster Bahn mit einem Fleiß,
als ob er die Jockeykarriere als Le
bensberuf betrachtete und von dem
Sieg« „Pollys" feine ganze Zukunft
adhinge.
eleganteste Reiterfigur im ganzen Re-
Guten! Er hätte k«in Loth überflüs
sigen Fettes mehr auf den Rippen.
Und väterlich weise fügte er hin
zu: „Der größte Fehler selbst der ver
nünftigsten Menschen, mv ckoilr, ist,
hen, weder im Guten noch im Schlim
men. Nehmen Sie sich «in Beispiel
an mir. Ich genieße das Leben im
strapazire mich ab«r auch nicht wei
ter, als es mir gut ist. Deshalb bin
ich nu lnit geblieben, bis zu diesem
lerunangenehmsten d«r Gedanke, die
Gesellschaft eines Kameraden ertra
gen, von gleichgültigen Dingen sckiwa
ilm nicht etwa dazu abholen konnte,
lief «r aus seiner Wohnung fort,
stundenlang draußen umher, am lieb
sten in den entlegensten Straßen oder
auf einsamen Wegen im Thiergarten,
wo er sicher war, keinem bekannten
Doch es gab auch wieder Stunden,
in denen er sich sehnte nach einem
lieben tröstenden Freundeswort
nicht wie Soltei und
sich vorstellte, daß er der Mutter beich
tete. die kränkliche alte Frau, deren
einzige Freude auf Erden noch das
Glück ihres Sohnes war. mit sich in
Kummer und Noth stürz«» sollte,
mann mit seinem chrwürdigen Ge
sicht, aus dessen Falten und Fältchen
so viel Güte und Humor blickten, das
schwarze Samtläppchen auf dem
spärlichen fchn«eweißen Haar und er
hörte die gütige Stimm« halb nach
sichtig, halb kummervoll sagen: „Dein
griechisches Extemporale wimmelt
wieder von Fehlern, Hans ein
Gelehrter wirst Du nun einmal ganz
gewiß nicht." Und da steckte
eben die Anna Maria den Wuschel
kopf zur Thür herein und rief: „Die
Stunde ist schon vorüber. Papa, darf
Mummeln aus dem Teich holen."
Dann flog es wie Sonnenschein über
Vater Seidelmanns Gesicht und mit
Silberhaar auf dem Scheitel trug,
»als er sein erstes Kind auf den Knien
schaukelte, und schon Abschied von den
Seinen nehmen mußte, als sie des
Vaters und Versorgers noch dringend
bedurft hätten.
Frau Pastor Seidelmann war mit
ihren beiden Kindern nach Berlin ge
zogen. Sie hoffte, in der großen
Stadt eher eine Möglichkeit zu haben,
mit feinen Handarbeiten so viel zu
ihrer Wittwenpension hinzu zu verdie
nen, daß si« des Sohnes Wunsch,
Prediger zu werden, erfüllen und der
Tochter rascher zu einem Lebensberuf
verhelfen konnte.
sen, als er auf die Kadettenanstalt
kam. Aber sie hatten in den Ferien
die alte Freundschaft treu weiterge
pflegt. Erst als er als Officier in eine
entfernt? Garnison eintrat, war der
Verkehr nach und nach eingeschlafen,
und seitdem die Seidelmanns aus der
Heimath verzogen waren, hatte Hans
die Pastorfamilie ganz aus den Au
gen verloren.
Seine Mutter war bis zu diesem
Tage in regelmäßigem, wenn auch
nicht allzu regem Briefwechsel mit der
alten Freundin geblieben. Manche Ki
ste Lebensmittel war von der Bieber
burg nach Berlin gewandert und
auf dem Gute eingetroffen. Die Fa
milie Seidelmann hatte in der ersten
Zeit nach ihrer Uebersiedlung auch
wiederholt die Sommerferien bei Frau
von Orthmann zugebracht. In den
letzten Jahren waren die Besuche aus
geblieben. Auf der Bieberburg wohnte
die älter« Schwester von Hans, die
einen reichen Mann geheirathet und
das vom Großvater Orthmann her
stark verschuldete Gut übernommen
hatte. Mit der adelsstolzen Malwine
von Orthmann aber hatten Pastor
Seidelmanns niemals besonders har
monirt. Die beiden Freundinnen wa>
ren inzwischen auch alt geworden und
Reisen und Besuche empfangen ihnen
beschwerlich. Außerdem hielt die Be
schäftigung ihrer Kinder Frau Sei
delmann an Berlin gebunden. Anna-
Maria war, um so rasch wie möglich
zu einer gesicherten Existenz zu gelan
gen, zur Telephonie gegangen, und
Albrecht studirte jetzt, nach glücklich
bestandenem Maturum, die Theologie.
daß er den Besuch bei den alten
Freunden so lange hinausgeschoben
hatt«. Ali er nach B«rlin versetzt
wurde, es ftine Absicht gewesen^
stadt zu lehr gefangen genommen, als
daß er Zeit gefunden hätte zu der
Fahrt nach der äußersten Charlotten
ken gehörten fortan nur noch ihr.
Mit dem Gefühl der Beschämung
und doch auch wieder mit der und«-
auf den Weg nach Charlottenburg.
Schon die Fahrt durch den Thier
garten, d«r trotz der Sonnenhitze in
und erfrischender Duft herüber. Son
nenblitze stahlen sich durch die leis«
wehenden Aeste der Bäume und war
fen zuckende Lichter und Funken von
gleißendem Gold auf den Grund. Auf
allen Weg«n bis tief hinein in den
mit Wonne die Erquickung nach den
letzten glutheißen Tagen genießend.
Hier und da leuchtete mit weißem
Schimmer ein Marmormonument
durch die Büsche. Auf d«n Wasserläu
fen schwamm-n Kähne und in fast je
dem ein Pärchen „er" und „sie".
Er hatte zum Rudern den Rock ab
gelegt, f«ine weißen Hemdärmel und
ein buntes Kleidungsstück von ihr, ein
rother Sonnenschirm oder Hut brach
ten malerische Farb«neffekte in di«
eintönig grüne Stimmung. Dann
und wann tauchten Reiter und Rei
terinnen in den Wegen auf, ließen die
Pferde sacht im Schritt gehen und
Kinematographen entwickelten sich die
Bilder vor Hans, während sein Wa
gen in gemächlichem Tempo die Stra
ihm und er fuhr nun wieder zwischen
Häusern dahin. Aber sie trug«n villen
artigen Charakter, besaßen gutge
ner Linden ihren Schatten. Ein wun
derschöner Weg, wie ihn selten eine
Großstadt aufzuweisen hat. Auch wo
die Straße mehr das Aussehen der
eckigen, wieder mit schönen Parkanla
gen geschmückten Platz, über dessen
Rasenfläche Beete voll farbenprächti
ger Sommerblumen verstreut lagen,
Wagen ein und hielt vor einem herr
schaftlich aussehenden Hause still.
Hans war erstaunt. Ec hatte ge
ner bescheidenen Vorstadtgegend und
In einer echten Miethskaserne ihr
Asyl aufgeschlagen haben, in einem
Stadttheil, wo die Wohnungsmiethen
billig sind, was hier an diesem
Echmuckplatz doch sicherlich nicht der
Fall war. Er hörte dann zwar vom
Hausmeister, daß die Frau Pastor
im Hofe in einem sogenannten Gar
tenhaus vi«r Treppen hoch wohnte,
kümmerlichen Rasenplatz mit einer
sich am Gieb«! des Nachbarhaus«?
«mporrankenden Efeuwand und eini
gen verkrüppelten Ziersträuchern
aber der Hof war prop«r gehalten und
selbst im „Gartenhause" ging man auf
„Teppich"-läufern die Treppe empor.
Der Aufgang zur Wohnung machte
einen guten Eindruck, und Hans
mußte bei sich denken, daß es den
Seidelmanns auch ganz und gar un
möglich gewesen sein müßt«, ihr
Heim in einer unsauberen, geräusch
vollen, licht- und luftarmen Gegend
zu finden. Er verstand, daß sie lieber
in einem ruhigen, sauberen, sür sich
abgeschlossenen und respektabel» Hau
se eine Wohnung im Hof unter dem
Dach bezogen hatten, als die Beletage
einer reich- und buntbevölkerten
Miethskaserne.
Ehe er den Klingelgriff unter dem
bescheidenen Porzellanschild mit dem
Namen Seidelmann zog. stand er ei
nen Augenblick überlegend still. Wür
den sie ihn nicht vielleicht mit kühler
Zurückhaltung empfangen, nachdem
er ein halbes Jahr lang gezögert hat
te, zu kommen? Aber dann schüttelte
er mit einem beruhigten Lächeln den
Kopf. Er wußte, hier war er jederzeit
gern gesehen.
! Die Klingel schrillte im Korridor,
und da kamen auch schon jugendlich
rasche Schritte zur Thür, die Kette
wurde aus dem Schieber gezogen,
vorsichtig öffnete sich ein kleiner
Spalt, gleich darauf flog die Thür
nxit auf und die Stimme einei jun
gen Mäd-dens rief im Tone höchster
Ueberrafchung und Freude:
„Hannil Mutter. Albrecht,
Für die Küche.
rührt Pfund Butter und >/5 Pfund
»4 Pfund Mehl mit 1 Theelöffel
Backpulver gesiebt. Man rührt di«
Mass« gehörig und fügt die Rinde von
Man rollt den Teig dünn aus und
streut Zucker darauf. Die kleinen,
ausgestochenen Kuchen dürfen in
«in«m h«iß«n Backofen nur hellgelb ge
backen werden.
Erbsensuppe. Man koche 2
siebte Erbsen mit Zwiebel, 1 Tasse
Wasser, Vu Selleriestengel und Salz
und Pfeffer weich und rühre alles
Milch zum Kochen, rührt 2 Eßlöffel
Butter mit 1 Eßlöffel Mehl und 1
Eßlöffel Zucker eben, giebt dies unter
beständigem Rühren der Milch hinzu
hat, vermischt man die Milch mit der
Erbsenbrühe. In jeden Teller Suppe
legt man 4 kleine, geröstete Brodwür
fel, wenn man zu Tisch geht. Die
Würfel sollten nicht darin aufweichen,
deshalb leg« man sie im letzten Augen-
Großer Mohrenkrapf«n.
Man schlägt von 12 Eiweiß einen fe
sten Schnee, mischt 12 Eidotter, ei»
Drittel Pfund Zucker und U Pfund
Mehl darunter, füllt dies« Biskuit
backen. Di« g«backene Form wird dann
von unten ausgehöhlt, mit Schlag
sahne gefüllt und wie di« kleinen In»
dianerkrapfen mit Schokoladenglasur
während des Bratens immer etwas
kochendes Wasser hinzu. Gegen Ende
der Bratzeit, die 2>/u —3 Stunden be-
Brühe gegeben. Der Braten wird da
mit bestrichen? wenn er weich ist, wird
di« abgeschmeckt« Sauce mit I—2
Theelöffel in saurer Sahne verquirl
tem Kraftmehl (Kartoffelmehl) seimiz
gekocht.
Kalbshirnfrikassee. Ein
gereinigtes Kalbshirn wird in Salz
wasser weichgekocht. Dann bereitet
man aus 1 Unze Butter ein« ganz
helle Schwitze, thut so viel kräftige
Fleischbrühe allmählich hinzu, daß
eine seimige Sauce entsteht, kocht di«
Sauc« aus, verleiht ihr durch ein wenig
Citronensaft einen leicht säuerlichen
Geschmack und zi«ht sie mit einem Ei
gelb ab. Di« Sauce wird durchgestri
chen und über das würflig gefchnitt«»
s.e Kalbshirn gegeben.
Apfelkuchen - Guß. Ein
halbes Pint saurer Rahm wird mit 4
Eigelb, Zucker. Zimmt und geschnit
tenen Mandeln gerührt, der Schnee
von den vier Eiern darunter gemengt,
die ganz« Masse auf den halbgebacke
nen Kuchen gegeben und noch etwai
mitg«back«n.
Kartofftlnudiln. Man
nimmt reichlich einen tiefen Teller
voll geriebene Kartoffeln, die am vo
rigen Tage mit Salz gekocht und ab
geschält worden sind, gibt 4 Eier, 4
Löffel voll Rahm oder Milch, eben
soviel zerlassene Butter und Salz
nebst etwas Mehl hinzu, macht dieses
zu einem Teig, streut so viel Mehl
daran, bis er sich ziehen läßt, und
wenn man ihn durchschneidet, sich
Ileine Löcher zeigen. Dann rollt man
kleine Stückchen davon auf, wi« lang«
Kartoffeln, läßt sie 3 —l» Minuten
chen, schüttet sie auf einen Seih«r,
und wenn si« abgelaufen sind, noch
ganz heiß in eine Pfanne mit heißem
Schmalz, worin man sie von allen
Seit«n gelb backt.
Spargelsalat. Dünner, so
genannter Gemüsespargel wird zer
schnitten, in Salzwasser gar gekocht
und auf einem Siebe abgetropft.
Dann übergießt man ihn mit einer
Sauce, die aus einem stark gelochte»,
-erquetschten Eigelb, einem rohen
Eigelb nebst Salz, tropfenweise dazu
gefügtem feinen Speiseöl, seintin
Cssig, etwas Brühe, Zucker, Senf und
gehackter Petersilie gerührt hat.
Kalbfleisch mit Reis. Ein«
Kalbsbrust wird in Portionsstücke
zerhauen, di« nach dem Blanchir«» in
nicht zu viel lochendem Wasser weich
gedämpft werden. Inzwischen hat
man Reis langsam weich gedünstet
läse.