Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 24, 1909, Image 2

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    Steigerung.
Heirat h s v e r m i t tl«r: „Diei,
Herr Baron, ist das Porträt von
Dame I: 100,000 Mark Mitgift.'
Baron: „Weiter!"
4'»
Heirathsvermi.t ler: „Hier,
Dame II: 200,000 Mark."
Baron: „Gestatten Sie, daß ich
wich setze."
Heirathsv e r m i t t l e r (be
Baron (erschöpft): „Dürfte ich
Sie zuvor um ein Gläschen Koznak
bitten?"
Eine verungliickte Abschiedsrede.
Oberst v. M. war kein Freund von
sangen Reden; wenn er seinen Unter
gebenen etwas sagen wollte, so sagte
er dies in der denkbar kürzesten
Form, und Lob sowohl wie Tadel be
stand stets nur aus zwei oder drei
Worten, mit denen er dann aber je
desmal das Richtige traf. Nachdem
der Oberst mehrere Jahre das Regi
ment befehligt hatte, wurde er mit der
Hofe ick offenen Viereck aufgestellt
war, trat der Oberst in die Mitte,
um seine wohlüberlegt« Abschiedsrede
zu kalten:
„Adje, Herr vberscht!"
geleistet."
Jungsrau Brigitte Tugendreich ist
ein Mitglied des Thierschutzvereins
und so sanften Gemüths, daß sie, als
des Butterhiindlers Fetthuber ent-
Jahren einen Cotillon mit ihr tanzte
und noch Junzgefell« ist.
Wichtig.
.Warum ist d«nn Ihre Frau so
furchtbar aufgeregt?"
Bauer: „Ach ja; die soll durch
d«n Gendarm abgeholt werden, weil
sic Holz gestohlen hat . . . und jetzt
weiß sie »ich:, soll sie ihr blaues
Sonntagskleid oder ihr schwarzsei
denes anziehen."
Dir Unschuld vom Laude.
Das größt« Erstaunen meines erst
kürzlich vom Land« zugezogenen
Mädchens erregte so erzählt eine
Berlinerin die Centralheizung;
wir brauch«» doch keinen," setzt sie
sehr selbstbewußt hinzu. Als kurze
Zeit darauf ein Herr und ein« Dome
kommen, um Besuch zu machen, erhält
sie den Auftrag: „Die Frau Doktor
ist krank und läßt bedauern." Wie es
sich später herausstellt, hat sie den
Auftrag folgendermaßen ausgeführt:
„Die Frau Doktor ist krank, und Sie
mechten fe bedauern."
„Eben 'nein Civilisten auf 'n Fuß
getreten."
„Entschuldigte sich denn der Kerl
wenigstens?"
Ei« richtiger Schluß.
Bei der SOjährigen Amtsjubi
läumsfeier «in«s höheren Beamten
treffen eine Unmenge Blumenfpenden
kii>. Frau Schmidt, ein altes Fakto-
MM-des HauseS, hat eine Zeit lang
wortlos staunend vor der Blumen
sich an die Frau d«s Hauses mit den
Worten: „Nein. Frau Geheimrath,
was für 'ne Menge Blumen; wie
wird da erst's Begräbniß werden!"
Feinhörig.
Rath (zum hüstelnden Kanzli
!!en): „Ich möchte Sie ersuchen, Ihr
Uriaubsgesuch schriftlich einzureichen."
Die Höllenmaschine.
Das war der dritte Erpresserbrief,
den Dr. Schroeder erhielt; und nun
war es mit seiner Geduld zu Ende.
Die beiden ersten hatte er ärgerlich
zerrissen und in den Papierkorb ge
worfen. Jetzt aber jetzt mußte
«twas geschehen.
Was wollte der Bursche, der sie ihm
geschrieben hatte, eigentlich von ihm?
Enthüllungen über sein Vorleben
machen? Du lieber Gott! Was gab
es denn da zu enthüllen!
Ein paar lustige Studentenjahre,
ein paar harmlose Liebschaften, ein
trahage aus einem seiner «rsten
Semester, gleichfalls ohne jeden ernst
hafteren Hintergrund ... im Großen
und Ganzen nichts. Er hatte eben
flott gelebt, wie er es sich, als Sohn
laufen, den Brief zeigen und einen
großen Apparat deSwegm in Bewe
gung setzen? Untersuchungen und
wirklich nicht der Mühe.
Kurz entschlossen setzte er sich hin
'und schrieb einen postlagernden Brief
an den Erpresser:
„Ich hab« nun auch Ihren dritten
Brief bin um allen
Sie haben zu Ihrer Sicherheit ein
Zusammentreffen auf dem Tempelho
ser Felde, an der einsamen Kaiser
will ich eingehen. Ich werde zur
festgesetzten Zeit kommen, selbstver
ständlich allein was Sie ja bei der
Europa überhaupt verlassen
Es ist vielleicht thöricht, daß ich
pel.
Es fing bereits an zu dunkeln, und
er mußte geraume Zeit warten, bis
er einen einsamen Wanderer erblickte,
der gerades Weges von der Hasen
heid« her auf die Kaiferpappel zu
schritt.
„Guten Abend", sagte Dr. Schroe
der, als der Fremde bis aus etwa
»kennen Sie mich?"
Der Fremde nickte, sah sich noch
einmal vorsichtig um und lächelte.
.Gewiß, Herr Doktor Schroeder."
Sie sind also wirklich gekommen;
ich habe Sie schon seit einer Viertel
stunde beobachtet. Noch trennen unS
fünf Schritte, und außerdem"... er
zog einen Revolver aus der Tasche
und hielt ihn schußbereit vor sich.
„Stecken Sie das Ding ein!" be
fahl der Doktor. „Wenn ich Sie
angreifen oder Ihnen eine Falle hätte
legen wollen, wäre ich nicht allein und
nicht hierher gekommen."
„Der Mensch sieht gar nicht einmal
übel auS" sagte sich Doktor
Schroeder, nachdem er ihn eine Weile
betrachtet hatte „anständig ange
zogen, spricht gutes Deutsch"...
„Na, Herr Doktor... wie ist das
trachtung d«s Doktors.
„Ja 50... unser Geschäft! Was
wollen Sie eigentlich von mir?"
„Geld!"
„Sie sind ein tüchtiger Mensch!"
Der Doktor lächelte sarkastisch.
.Sind Ihre Enthüllungen aber auch
so viel werth, wi« ich Ihnen zu geben
beabsichtige?"
.Na Spaß!... Vielleicht noch mehr,
verheirathen wollen, und dann über
haupt Ihr guter Name, Ihre gesell
schaftliche Stellung, so 'n großer Fa
brikdirektor"...
„Ja aber ehe ich Ihnen Geld
gebe, muß ich doch wissen, worum es
„Wenn ich das Geld habe, will ich
Ihnen alles aufklären; morgen schrei
.Das ist ja und noch was!"
Der Doktor schien sich in der That
zu amllsiren.
„Ist es auch!"
.Na also, dann kommen Sie her!"
Der Doktor griff in die Brusttasche
„Vorsicht ist die Mu!ter der Por
zellankiste!"
Abends"
langsam der Tempelhoser Chaussee zu.
Der Erpresser hob Geld und Brief
auf, steckte es in die Tasche und
machte sich nach der entgegengesetzten
Richtung aus dem Staube, von Zeit
zu Zeit den Kopf wendend, bis Dok
tor Schroeder in der Dunkelheit ver-
und suchte seine Wohnung auf.
Hier machte er zunächst Licht, ließ
sich dann auf das schon etwas alters
schwache Sopha seines .möblirten
Zimmers" nieder, zündete sich eine
Cigarette an und öffnete d«n Brief,
nachdem er zuvor für den Fall,
daß feine Wirthin noch einmal das
Zimmer betreten sollt« das Päck
chen mit dem Gelde in den Tischkasten
gelegt hatte.
Und nun las er:
.Mein verehrter Freund!
Si« haben hoffentlich meiner
Weisung gemäß das Päckchen noch
nicht geöffnet. Gehen Sie vorsichtig
damit um; eS enthält eine kleine
Ueberrafchung für Sie und zwar
ein kleines Räderwerk und ein harm
loses bräunliches Pulver, das aber
explodiren wird, sobald das Räder
wenn Sie unvorsichtig beim Oeffnen
sind. Verz«ihen Sie, wenn ich mir
einen Spaß mit Ihnen erlaubte; Sie
haben ja dasselbe mit mir gethan.
Enthüllung gegen Enthüllung! Hof
fentlich passirt Ihnen nichts ilckange
nehmes. Ihr Dr. Sch."
was da im Briefe stand/
Dann aber sprang er plötzlich ent
setzt empor und flüchtete in die äu
ßerste Ecke des kleinen Zimmers.
Was thun?
Er hatte doch richtig gelesen?
Eine Bombe, eine Höllenmaschine
enthielt dieses scheinbar harmlose
Päckchen, in dem er Geld vermuthet
hatte, das er argloS schon eine halbe
Stunde lang auf der Brust getragen
hatte. Dieser Doktor Schroeder war
Chemiker. Es war ihm also ein
leichtes, eine solche Bombe herzustel
len.
Er fühlte, wie ihm der kalte Angst
schweiß auS allen Poren drang, als
er jetzt überlebte, daß das Räderwerk
in wenigen Minuten abgelaufen sein
'konnte.
Er konnte nicht einmal ahnen, ob
es bald, in der nächsten Minute schon,
oder vielleicht erst nach einer halben
Sein Gedankengang war völlig ge
lähmt, auch sein Körper, seine Arme
und Beine.
Wohin damit?
Es forttragen, vielleicht in die
Spree, in den Kanal werfen? Aber
dann mußte er es anfassen, es eine
ganze Zeit lang bei sich tragen. Es
konnte explodiren im letzten Au
genblicke vielleicht noch...
ten?
Welch eine Verheerung konnte es
anrichten! Mit Grausen dachte er
an die Berichte, die er von ervlodiren-
Er war ordnungsgemäß polizeilich
gemeldet; man kannte seinen Namen;
man würde ihn verfolgen; und wzhin
sollte er ohne Mittel fliehen?
Er schrak zusammen ...
Da knisterte es jetzt nicht schon
im Tischkasten?... Nur fort ... fort!
Er griff nach dem Hut und ver
ihn die Beine kaum noch zu tragen
Die Straße war fast menschenleer.
Er sah zu seinem Fenster binaus:
noch schien nicht? geschehen zu fein.
ES war ganz still dort oben; aber die
Lampe hatte er brennen lassen...
Und nun plötzlich kam ih»> ein Äe
danke, ein kühner Entschluß. Lang,
sam stieg er die Treppe wieder ein
por. In seinem Zimmer angekom-
schössen.
Mes^still°"
ging zu Bett.
Noch immer war nichts geschehen.
Völlig erschöpft schlief er endlich
ein.
rend der Nacht aus dem Schlafe auf;
das Poltern eines vorüberfahrenden
Wagens mochte ihn aufgeschreckt ha
ben. ..
Am späten Vormittag erst, nach
langem, traumschwerem Schlaf, wagte
er es, aufzustehen.
Und abermals eine Stunde später
wagte er sich auf die Straße.
Das Päckchen fand er nicht.
Hatte es ein harmlos Vorüberge
hender aufgehoben und mit sich ge
nommen? Hatte das Unglück viel
leicht in einer ganz anderen Stadt
gegend Unschuldige getroffen?
Er hat es nie erfahren.
Nie aber hat er auch mehr einen
Erpressungsversuch gewagt...
Am selben Tage aber spielten Kin
der auf dem Hofe des benachbarten
Hauses mit einem bunten Schächtel
chen, das sie auf der Straße aufge
lesen hatten und das nichts als einen
Stoß werthloser Pappschnitzel ent
hielt.
«»cht «lsSsstsch.
Marschall Lesebvre, der aus Rufach
im Elsaß gebürtige Müllerssohn, im
Jahre 1809 Obertommandant der
bayerischen Armee, war im allgemei
nen von ziemlich hochfahrender Art
Bundesgenossen, glaubte
sche Ansprachen an die ihm unterstell
ten Truppen sich populär machen zu
sollen. Als er am 29. April in der
Gegend von Salzburg ein durch einen
Nachtmarsch im strömenden Regen
vollständig erschöpftes Bataillon traf,
gab er Befehl zum Halten und wandte
sich an die Truppe mit folgenden
Worten:
„Soldate! Morga gibt's wasch z'
thuen, drum wolle mir heut hier
bleib«. Putzt Euere Gewehr recht
fleißi, daß ihr damit recht viel schieße
könnt. Z' esse kann i euch nix gebe,
darum sucht, wo ihr was bekomme
könnt, aber eppes anders als z' esse
derst ihr nit nemma; wer plündern
thut, den ließ i todt schieße, denn hier
ischt's überall österreichisch. Und ihr
Offizier haltet euch -morge tapfer, i
verfprech euch, daß ihr die erscht sein
solltet, die in Salzburg einquartirt
werde!" Der halb elsässische, halb
hochdeutsche Dialekt des Marschalls
wirkte aus die Leute so erheiternd,
daß sie bei aller Ermüdung kaum das
Lachen verbeißen konnten. Lesebvre
aber meinte, als er, ohne die Ursache
der Heiterkeit zu ahnen, das Grimas
sen schneidende Bataillon sah: „No 's
isch rächt, daß er so luschti seid."
Einige Tage später stand ein ande
res Bataillon in Parade, der Jnspizi
rung durch den Marschall harrend.
Bei seinem Erscheinen commandirte
der Major das „Präsentirt das Ge
wehr" mit solcher Donnerstimme, daß
mit so großer Freundlichkeit empfan
«chtcse Nas«n.
Es ist ein vielverbreiteter Glaube,
die Klugheit ihres Besitzers ist. Auch
Männer eine Abweichung von der ge
raden Richtung zeigen. Die entspre
chenden Untersuchungen wurden theils
an Todtenmasken,- theils an den
Schädeln selbst angestellt. Danach
besaßen ganz auffällig nach rechts ge
richtete Nnfen Karl August von Wei
well, Mirabeau, Tallehrand, C, M.
Fox, Casanova, Thorwaldsen und
Humboldt. Außerdem nicht so ent
schieden die von Friedrich dem Gro
ßen, Luther. Felix Mendelssohn und
Tieck. Allerdings ist der Grund für
die Schiefnasigkeit nicht in der geisti
gen Begabung des Trägers der Nase
zu suchen, sondern höchstwahrscheinlich
NuS der guten alte» Zelt. -
„Steht d«nn hier kein Posten vor dem Haus« des Generals?"
„Ja, wissen Sie, dem Herrn General ist vergangene Woche das ganze
Geflügel gestohlen worden; jetzt steht der Posten Abends vor dem Hüh
nerstall."
GesährlicheAuseinan
dersetzung. Dorfarzt: „Was ist
denn im Vereinszimmer für ein
Lärm?" Wirth: „Da fetzen sich e
ZukunftS -Briefkasten.
Blondine in Z.: Unser ärztlicher Mit
nisch Ihren Puls bisühlt und Sie ihm
Schlechte Aussichte».
Anspielung. Mutter (zu
ihrem Söhnchen): „Lern' fleißig, An
ton und mach' kein« Dummheiten!
Du weißt, der Vater ist nervös und
reißt sich darüber Deine Haare »us."
Umgekehrt. Sie:
Und wenn Du vom Wirthshaus
heimgehst, Alois daß Du mir auf
die Automobil' Obacht giebst!"
Er: „Hm, um die Zeit müssen s'
schon auf mich Obacht geben!"
In einem Alpenhotel.
„Ich bestelle hiermit bei Ihnen «in
Zimmer mit Abendbrot, Frühstück und
Sonnenaufgang zu S Mark."
„Biite sehr der niedrigste Preis
bei uns beträgt 6 Mark 50." „Na,
dann lassen Sie halt den Sonnen
aufgang weg!"
Nobel.
Ger: „Als ich gestern im Walde pirschte,
habe ich einen schlafenden Hasen ge
troffen." Freund: „Na. den haben
Aus der Kaserne.
Korporal: „Die Mannschaft ist oft
von einer erschrecklichen Jnkonse
—Erwei ß R a t h. Mutter (zum
Aus dem Gerichtssaal.
Richter: .... Für eine Ohrfeige ver
langen Sie hundert Mark Schmer
zensgeld? Das finde ich zu viel!"
Kläger: „Herr Richter, dann hab'n
Kollegen - Bosheit.
.Der Herr Rath ist brieflich um Ver
längerung seines einzi
gen."
deutsch." — „Schade," .Ja, da
für hört sie aber gar nimmer auf."
D«r Hausherr. „Warum
seufzen Sie denn immer, wenn die
Dame gähnt?" „Weil sie keinen
einzigen Zahn mehr im Munde hat
Nach der Gehaltsauf
besserung. .... Jetzt, wo Du
die Ausbesserung erhalten hast, könn
test Du mir das geliehene Geld zu
rückgeben." „Ja was denkst Du
denn! Bist Du nicht auch aufgebes
ser! worden!?"