Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 17, 1909, Image 7

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    Im Strudel der
Großstadt.
Roman von E. Krickeberg.
(4. Fortsetzung.)
Seine Tante selber eine stark
Wesen, wie gerade diese beiden sich
als Or«st und Pylad«z hatten zu
sammenfinden können, wenn man den
ch«n das zarte Fellchen zerzaust werde.
„Guten Abend, Steinrücker," be
grüßte Soltei den Referendar. „Wie
geht es Ihrer Exzellenz, der gnädigen
Frau Tante?"
„Augenblicklich brillant Gott sei
Dank! Sie ist angelegentlich mit
dem Arrangement eines Wohlthätig
keitss«stes beschäftigt, das im Herbst,
sofort nach ihrer Rückkehr von der
Sommerreis«, stattfinden soll. Un»
wenn ste etwas zu thun Hot, ist sie
menschlich zugänglich, da vergißt sie
sogar das Zipp«rlein und ihre Wuth
auf mich."
„Sie werden ja wohl bei dem Fest
spielen."
„Verstelle dich doch nicht, mein
Jung«," lachte Dornbach, »hörst dich
ja gar zu gern in der Öffentlichkeit."
Steinrücker fuhr mit den schlanken
weißen Fingern auflockernd durch
seine blonde Mähne. »Ich fürchte
sie zum Mindesten nicht wäre auch
schlimm bei meinen Zukunftsplänen."
»Sie sehen sich wohl schon als ly
rischen Tenor erster Ordnung, be
staunt. vom ganzen Erdball verherr
licht auf den Brettern, Steinrücker?"
spottete Soltei. »Wann wollen Sie
denn den Anlauf zu diesem Riesen
sprunge nehmen?"
Steinrücker zuckte blasirt nachlässig
die Schultern.
»Sie werden ja kein Frosch s«in
und das warme Nest bei der Frau
Tante leichtfertig verlassen!... Selbst,
w«nn sich Ihnen auf höheren Befehl
«in« Lebensgefährtin zugesellen
tollte!"
Steinrücker lächelte geringschätzig.
»Lebensgefährtinnen sind nicht mein
Fall! Wenn man aus der amüsan
ten Frau eine langweilige Person ma
chen will, braucht man sie nur zu Hei
rathen!"
Jetzt kam Bricklett, der als der
geborene mnitiv cke plsislr mit al
len Arrangements für das kleine Fest
betraut worden war, mit den beiden
Damen, di« er vom Theater abgeholt
hatte. Si« hatten elegante Toiletten
angelegt und funkelten von Brillan
ten. Majestätisch rauschte Miß At
lanta in all ihrer Stattlichkeit herein.
Ein schwarzes Tüllkl«id wogte um
ihre Glieder und schillerte aug«nbl«n
d«nd in skiner Flitterpracht. ES gab
. «im vorzügliche Folie für ihr roth
blondes Haar und den weißen Teint.
Ihre gesellschaftliche Spezialität
war es, die Kalte, Unnahbar« zu spie
len, «ine Brunhilde oder SemiramiS,
die die Männerherzen dressirt und be
herrscht. wie die Atlanta der Bühne
ihre Hunde und Affen.
Sie grüßte kühl und herablassend,
'älld di< Temperatur im Zimmer un
erträglich, erklärte, abgespannt zu
sein und nur eben ein Stündchen
bleiben zu wollen. Sie ließ sich mit
hoheitsvoller Miene bedienen. Als
Bricklett ihr den weißsammtnen gold
gestickten Theatermantel von den
Schultern nahm, kam ein allerliebst«;
schwarzbraunes King - CharleShiind
chen auf ihrem Arm zum Vorschein,
ohne das sie niemals ausging.
„Mein Liebling, den müssen di«
Herren leiden!" Si« sprach daS
Deutsch mit einem erkünstelten start
englischen Akzent.
Ganz anders Mademoiselle Olym
pia. Sie kam hereing«huscht, g«-
,chnieidig und zierlich wie eine Eidech
se, ließ ihren Mantel achtlos fallen.
den Spitzenschal vom Kopf und
flaad nun da in feuerrothem Oöpe
«k? rinn? Kl«id, wi« ein graziöser,
kecker kleiner Sprühteufe!, und blitzte
die Herren der Reih« nach mit ihren
dunkeln Augen iibermütbig schelmisch
an.
„Wenn ick müssen spreken deutscher
Sprak, ik lieber wollen gehen wieder.
NIS n! p»>ii» un? krnn-
kouelx.- gewachsen sei!" -
Die Mutter Olympias war eine
kleine, ziemlich starke und sich fchwer
wählten Kleidung sah sie fehr würdig
Als Frau de Pontmartin würd« si«
vorgestellt! si« schien also sogar von
Soltei, als Präses d«r Tischord
nung, führte sie zur Tafel. Miß
Atlanta nahm zwischen Bricklett und
Hans war ziemlich schweigsam. Er
beobachtete di« beiden „Stars". Miß
Atlanta war eine klassisch« Schön-
Gesicht. Desto schärfer trat der be
rechnend« Ausdruck in ihr«n Augen
und der selbstsüchtig harte Zug um
den Mund hervor. Das Rassige
fehlte ihr, was ihrer Kollegin in so
hohem Grade eigen war. Sie aß mit
nachlässiger, fast widerwilligen Be
wegungen, um zu zeigen, wie unwich
ntuen Gericht «ntgegen.
Unausgesetzt beschäftigte sie sich an
gelegentlich mit ihrem klein«n Hunde,
füttert« ihn aus dem Munde, ließ
ihn ron ihrem Teller naschen und
wann «inen ungeduldigen Blick auf
Atlanta. Er fand es unästhetisch, bei
Tisch «inen Hund zu dulden, und
alles Unästhetisch« war ihm ein
Gxuel. Die Kleine neben ihm mit
ihren scharfen hurtigen Augen hatte
es bemerkt.
„?auvre ekien xa!" wisperte si«
ihm lachend zu. „Es ist der Köder,
mit dem seine Herrin die Männer an
gelt. Warum beiß«n Sie nicht ra
scher an, damit die Komödie auf
hört?"
kleine Schmeichelei, und sie war auch
wirklich berückend, wie sie ihn so
schelmisch herausfordernd von der
Seite ansah, ab«r er war in d«r
Stimmung, ungezogen zu sein.
„Ich liebe es nicht, an der Angel
zu zappeln, selbst nicht, wenn ein
echter King-Charles als Köder daran
sitzt."
Olympia lachte hell auf. „Baron
de Steinrücker, den Unbesiegbaren
glaubt Ihnen kein Mensch, Ihre Au
g«n rtden «iiie ganz andere Sprach«,
wie Ihr Mund. O, Sie brauchen
gar nicht so indignirt auszusehen, ich
werde mir keine Mühe geben, diese
Sprache zu verstehen! Sie wissen ja,
das Deutsch« fällt mir schwer, und
damit Sie meinen guten Willen se
hen, werde ich Ihnen den Hund aus
d«m Wcge schaffen."
Sie neigte sich über den Tisch und
sagte in ihrer spitzbübischen Art:
„Monsieur de Bricklett, haben Sie
schon gesehen, was für schön« Hände
Miß Atlanta hat?" Die lohnt« ihr
di« Schmeichelei mit «inem bösen
Blick. Gerade ihre Händ« bereisten
ihr Kummer! Sie war«n imm«:
breit, knochig, plebejisch gewesen und
'in Umgang mit ihren Vierfüßern
hatten sie sich auch nicht verschönt,
trotz der darauf verwendeten folgsa
men Pflege.
„Und denken Sie," fuhr der Quäl
a«ift fort, „ein Äff«, dies miserable
Vieh, hat die Frechheit gehabt. Miß
Atlanta in den zarten kleinen Finger
,111 beißen. Da sehen Sie noch die
garstige Narbe."
Die Dompteuse zuckte geringschätzig
die Schultern, als ob si« sagen wollte,
was soll man sich um solche alberne
Person aufregen. Aber sie schob doch
rasch ihre Hand in die Falten ihres
Kleid«S. '
„Hurrah!" rief Bricklett, faßt« ixn
kleinen Köter und trug ihn behutsam
auf den Eckdiwan. Dann kam er
„Sie können stolz sein. Miß At
lanta, diese Wunden sind Ehrenab
zeichen für Tüchtigkeit im Beruf."
„Od«r Ung«schicklichkeit." meint« sie
trocken. „Mademoiselle Olympia
kann Ihnen übrigens verschiedene fol
cher „Ehrenabzeichen" aufweisen."
Di« Kleine hob lachend ihr dicht«!
krauses Stirnhaar, so daß «ine breite
rothe Narbe darunter zum Vorschein
„Bitte, Monsieur -de Bricklett, ma
chen Sie Ihre Reverenz vor diesem
„Um Gottes willen, wo hat Ihr
Fräulein Tochter diese Blessur dav^n-
»Im Winkr vorm Jahre, in Mos
kau, wo sie im Zirkus auftrat. Ihr
Impresario hatte aus Rache und
Wuth ihr Seil nicht ordentlich be
festigt. Si« stürzte und fiel auf den
Stuhl, der ihr gerade zu «iner Evo
lution hinaufgereicht werden sollt«.
Dr«! Stunden hat sie besinnungslos
gelegen o es war schrecklich."
Olympia, die di« Worte nicht ver
standen hatte, aber an der Mutter
Mienen errieth, daß von ihrem Sturz
dich darüber nicht immer noch aufre
gen! Es ist ja so schnell geheilt und
nicht einmal «ine kleine Gehirnerschüt
terung hab« ich davongetragen. Mein
Blut ist gesund und mein Schädel
hart."
Si« sagte es sorglos vergnügt, wie
sie irgendeine andere gleichgültige Be
merkung hingeworfen haben würde,
auf der Mutt«r. Es schien ein sehr
herzliches Verhältniß zwischen beiden
zu bestehen.
.Wenn ich recht gehört habe, ist
Jhn«n das auS Rache und Wuth zu
gefügt worden, Fräulein Olympia?
DaS ist ja empörend! Wenn Sie
dem ausg«setzi sind, schweben Sie ja
Ben einzubüßen, wenn wir nicht schon
vorher sonstwie üb«r Bord geben.
Darum eben genießen wir das Da
sein, so lange wir können, und ge
wöhnlich frei heraus aus d«m Vollen,
nicht so auf künstlichen Umwegen, wie
die Atlanta, di« ja freilich von ihren
Sunden und Affen nicht zu Tode ge
bissen werden wird."
„Worum hatte der Mensch «ine
Wuth auf Sie?" beharrte Hans. „Ich
'rage aus aufrichtiger Theilnahme,
Madtmoisell«."
„Er liebte mich," sagte sie kurz,
„und ich war gezwungen gewesen, ihm
eine Ohrfeige zu geben. Als ich
ton meiner Betäubung erwachte, hat
te er sich erschossen. Doch wir wol
len uns die Laune nicht t»iiben las
>en! Es kommt viel Absonderliches
in unseren Kreisen vor. Wir sind
anders geartet als Sie, die ehrenfe
sten Bürgersl«ute, leichtherziger, lei
denschaftlicher und okt auch zügelloser.
Wir leben für die Gegenwart, u. Sie
tür die Zukunft!" Und gleich darauf
lagte sie zu Sölten „Diese Hummer
pastete ist herrlich, das haben Sie
famos arrangirt, Monsieur le Ba
ron!" Und ohne eine Antwort abzu
warten, wandte sie sich, auch schon
Bricklett zu: „Wollten Sie sich nicht
nachher erschießen, Monsieur de Brick
lett?"
„Ja eigentlich wollte ich ei,
aber ich muß gestehen, sie Hot mir
erst wieder rechten Lebensmuth ge
macht! Mit Miß Atlantas B«willi-
Die Dresseuse hatte der Pastet«
letzt mit urgesundem Appetit, und
als Bricklett mit ihr anstieß, trank
sie ihr Glas in einem Zuge bis zur
Neige.
Hans und hob sein Glas ihr entgegen:
„Auf eine glückliche Zukunft!"
Si« fchütt«l!e energisch das Köps
„Aus die Zukunft stoße ich nicht
Glas Wein. Alkohol verträgt sich
schon noch nehmen, nicht wahr, gnä
dige Frau, Ihr Fräulein Tochter
darf ohne Schaden für ihre Gesund
heit noch ein wenig Sekt trinken?"
Frau de Pontmartin schüttelt«
langsam den Kopf. „Olympia hat
recht, Alkohol ist Gift für Leute ih
res Berufs." Die Kleine nickte leb
haft.
langweilig, imm«r „nein" antworten
zu müssen. Die Leute meinen
immer, wir Artisten s»ien ganz leicht
aut gar nicht Wein zu sinken, imi
„Ißt du auch nicht zuviel Kartof
feln und Mehlspeisen, Mydear?"
fragte Soltei Hans mit spaßig wir
kender Besorgniß. „Du weißt, du
mir verantwortlich für jedes
lernen?" neckte Olympia.
.Es ist beinahe so gut wie Seil
tanzen, Solteis „Polly" im Hinder
nißrennen zu reiten," mischte sich
Dornbach ein. „Das Thier hat ja
den Teufel im Leibe! John Armour
hat sie übertrainirt, si« ist total ner» >
»IS, und da» ist nicht mehr heraus
zubringen."
hart sein, si« hat unendlich empfind
liche Hufe."
„Vor allen nicht
„Die finde ich amüsant«! und in
teressanter als Ihre Symphoniekon
zerte," ließ ihn Atlanta in ihrer un
feinen Weise abfalle«.
»Das will ich g«rn glauben!"
Steinrücker lachte kühl ironisch, aber
.Beethovensch« Sonaten dürften sich
allerdings nicht als Begleitmusik für
Hunde- und Affentänze eignen."
„Bielleicht komponiren Sie mir
eine Hundegavotte?"
Olympia warf ihr einen bösen
Blick zu und sah mit Indignation
von ihr hinweg.
„Setzen getrost auf .Polly'^
sie gewinnen."
Miß Atlanta zuckte geringschätzig
die Schultern, sie war mit den Chan
stin in ihr entdeckte, hatte sie mit sei
nem G«lde in Hoppegarien und xaris
borst Wettgefchäfle gemacht doch
n«n ... wenn ich noch am Leben bin."
,«>ie Mb adiqeäiiq mii
Tod«Sunker«ien, Mademoiselle Olym
»DaS ist ihr Sport," warf Atlanta
ger vergnügt oder einen Augenblick
iruher gtstorv«n sind? ... Mitz AI-
Ende ganz gleichgültig mir ist'S
leoensalis ganz «gai, wie ich aue
werde."
ten SteinrückerS zu entschädigen.
Jobst war Atlantas Koketterie ret
tungslos zum Opfer gefallen. Er
mung und Bewegungen wurden,
Olympia blieb, wie sie von Anfang
an gewesen war, luftig, ja übermüthig
und keck, ab«r niemals eine bestimmte
Grenze überschr«it«nd. Sie batt« ein«
graziöse lächelnde Art, ein« Schräm«
um sich auszuricht«n.
Vielleicht war ihr Uebermuth et
was erkünstelt; Hans ertappte sie
wiederholt dabei, daß si« einen finster
beobachtenden Blick zu Atlanta und
Steinrücker hinüberschickte, und jetzt
stand sie Plötzlich auf:
„Wir woll«n uns da drüben anS
geöffnet« Fenster setzen, mir ist uner
träglich warm."
„Ich denke, eS ist Zeit für uns zu
geyen, vlympia," jagte ihre Muner,
die in ihr«r stillen Art ihr« Beobach
tungen machte und wiederholt schon
betrachtet hatte.
„Ein klein Weilchen noch, petito
mnniaii," bettelte Olympia. Sie faßte
die Mutter fürsorglich unter den Arm
und führte sie zu einem Sessel. Sie
HanS war mit ihr gegangen und
hatte sich neben sie gesetzt, während
Soltei sich wieder höflich Frau de
Pontmartin zugesellte.
„Ist Monsieur de Skinriicker
reich?"
„Ich glaub« nicht! Aber warum?
Hab«n Sie Absichten auf ihn?"
Sie wehrte beinahe heftig ab.
„V 1100 ki iZonc! Ich schätze
meine Freund« nicht nach dem Ge
wicht ein."
„Dann möchten Sie also wissen,
»b Ihre Freundin
„Sie ist nicht meine Freundin!"
rief sie ungestüm. „Wir sind in der
Truppe du auf du, das ist so Mod«
Kollegialität aber nur Lutzer
lich. Sie glauben nicht, wievi«! Miß
gunst, Eifersucht und Egoismus un
ter uns ist. Und in unserm Privat
leben gehen wir uns gegenseitig nichts
an! ... Mit so «iner wie Atlanta
mag ich auch nichts zu thun haben
... Es ist sehr gut. daß Monsieur de
Steinrücker nicht r«ich ist sehr
gut.-
„Sie sind in schlechter Laune jetzt,
vlympia, und sehen alles schwarz!
Seien Si« nun auch ein bißchen nett
zu mir, ich kann'S brauchen."
„Ah! Haben Si« sich mit Ihrer
Braut gezankt? Oder mit den El
tern überwarfen? Sollen Sie eine
heirathen, di« Sie nicht mög«n? Oder
labcriren Sie gar an einer unglück
lichen Liebe?"
„Das ist viel auf einmal," lachte
er, „wie kommen Sie auf di«se
?!d«en?"
„Bas sind alles Grunde, die di«
jungen Leute finden lassen, daß sie
„uns" brauchen können. Si« neh
men unsere LiebenSwiirdigkit wie
Morphium ein und wenn die Krank
heit gehoben ist, wird das Medika
ment vergessen. Vielleicht kann's
noch einem andern Dienste leisten,
vielleicht ist's auch nichts mehr nütze."
„Wie können Sie so häßlich re
den?"
„Ich kenne die Männer und ich
weiß, daß sie alle nur zu uns kom
men, um sich zu amüsir«n, selten einer
mit ernsten Absichten. Das ist auch
ganz gut! Wenn wirklich einmal et
was Ernsthaftes dabei im Spiele ist,
fällt's selten gut aus, weder für ihn,
noch für uns! Wir bilden zwei ge
tnnnte Welten, und jede soll für sich
bleiben! Ader manche von uns sind
mich da nicht trösten?"
„Gi«bt's dafür einen Trost?
Für mich gäbe eS keinen!"
S^
mit aufleuchtenden Augen und nahm
rasch wieder Platz. „Ach bitten Sie
ihn auch, er möchte eS thun."
Ab«r seien Sie unbesorgt, «r zten
sich nur erst ein bißchen."
»Er hat etwas Hjelvliiyez, n?sr
es piis? Aber er ist ein schöner
Mann."
„DaS kann ich nicht finden." sagte
HanS ehrlich und «twas pikirt, »ob
wohl ich mir denken kann, daß er
anziehend auf Si« wirkt. Er ist
das gerade Gegentheil von Ihnen."
„Das ist ja Unsinn, was Si« da
reden. Darf man nicht einen Mann
Hübsch finden?"
„Das würde ich Ihnen ganz und
gar nicht verdenken, wenn ich derjenige
Sie lachte lustig auf, neigte das
Köpfchen seitwärts und sah ihm
schelmisch, aber aufmerksam ins Ge
sicht, dann sagte si«:
„Ihnen würde gar kein Gefallen
geschehen, wenn eine Artistin sich mit
ihrer Liebe an Sie hängen wollte ...
Si« sind zu schwerblütig für so et
was."
oiiie!" proi«iiirie er leoyasi,
»ich könnte vielleicht Beweise erbrin
gen, daß
„Lieber Gott, die würden mir gar
nichts sagen! Aus Langerweile und
Ueb«rmuth thut man Manch«s. Sie
lachen mit mir, aber Ihre Augen la
chen nicht mit, das wissen Sie wahr
scheinlich gar nicht."
Steinrücker war aufgestanden, um
zum Klavier zu g«hen. Miß Atlan
tas Bitten hatten d«n Ausschlag ge
geben. Er möchte ab«r nicht solch »«le
gifches Zeug", sondern etwas Lusti
„Nicht singen in di«s«in TabakS
rauch und der Hitze!" warnte Dorn
dach. „DaS ist Gift für deinen em
pfindlichen Hals."
g«n."
Er spielte zuerst ungarische Tänze
von Brahms, Operettenmelodien von
Strauß und Offenbach, was hinein
patzt« in die fröhliche Stimmung.
Dann erscholl von verschi«d«nen Sei
ten die Mahnung:
»Singen Singen!"
Olympia saß still da und blickte
mit großen träumerisch verzückten
Augen vor sich hin. „Wenn er doch
singen möchte," sagte sie l«ise, mit
einem schweren Aihemzug. „Ich lieb«
Musik und Gesang so sehr! Ein
mal gab es eine Zeit, da war mein
heißester Wunsch. Opernsäng«rin zu
wirden! Ich hatte schon Jahr und
Tag fleißig studirt, da starb Papa
und ein schlimmes Nervensieber warf
mich auf daS Krankenlager da
nach war die Stimme fort."
Sie hatte diesen harten SchickfalS
schlag noch nicht völlig verwunden,
wie ein Aufschluchzen klang'S au»
ihrer Stimme! Ihre Mutter, die die
ganze Zeit über unruhigen Blick«»
herübergesehen hatte, kam mit. ihrem
schwerfälligen Gang zu ihrer Tochter.
„Wollen wir jetzt nicht lieber gehen,
in» pstite?" fragte sie. "„Es regt
dich immer so auf. singen zu hören.
Aber Olympia schüttelte nur mit fast
heftiger Bewegung den Kopf.
Und St«inrück«r fang. Er hatt«
«inen einschmeichelnd welchen, vollen
und reinen Bariton, und wenn er der
Frau Musika huldigte, schien sein
Wes«n Flüg«l zu gewinnen, die ihn
zu idealen Höhen emportrugen. Al
les Blasirte und G«zierte siel ab von
ihm, selbst jetzt, da er von Wein und
Leidenschaft halb berauscht war. gab
er sich mit voller Seele seiner Kunst
hin, und die Macht seines Könnens
ritz dann auch den mit, der ihm sonst
nicht sympathisch gegenüberstand.
Nach «in«m leichten flotten Prälu
dium setzte er zum SpielmannSliede
„Bin ein fahrender Gesell, kenn« keine
Labt mich heut d«r Felsenquell. thut
Bin ein Ritter Lobesam, reit auf
Schusters Rappen,
Hühr den lockern Zeisighahn und den
Spruch im Wappen:
Lustig Blut und froher Sinn, hin ist
hin hin ist hin!"
Beim Refrain fi«l«n alle mit ein,
nur Olympia nicht. Sie faß da wi«
verzaubert, den Blick in weite Ferne
gerichtet, während um ihren Mund
ein eigenthümlich h«rb-fchm«rzlicher
Zug spielte.
hast nicht viel verloren."
Es zuck!« in Olympias G«sicht.
Ein höhnisches verächtliches Lächeln
wandt, sagte sie l«ise mit heißem,
irockenen Ton: „Es giebt Leute, de
ren Liebe noch nicht einmal bis znm
Thor anhält und gehören doch nicht
zu uns fahrenden Gesellen! Mon
sieur de Steinrücker wird das wohl
(Fortsetzung folgt.)
Immer im Druck. Wie
geht es eigentlich unserm früheren
Schulkameraden Emil? Ach, der ist
immer im Druck. Nanu, was ist er
tenn jetzt? Journalist.
Für dir Aichr.
Eier - Muffins. Man schlage
Weiße zu festem Schnee. In das Ei
gelb gibt man 1 Theelöffel Salz,
tnapp gemessen. 3 Tassen süße Milch
und abwechselnd mit dem Eierschne«,
4 Tassen Mehl, 3mal mit 1 Theelöf-,
fel Backpulver gesiebt. Der Teig wir!»
fehr gut vermengt und in Muffin-
Pfannen, di« mit Butter ausgestri
chen wurden, in heißem Ofen rasch ge-
G«kocht«s Huhn mit Sek-
Man gibt eine zerschnittene Mohr
rübe, eine mit einer Nelke besteckte
Zwiebel, «in Kräuterbündel und
Dreifünftel Pfund englische Sellerie,
(nur Herzstücke) hinzu und bringt es
ins Kochen. Nachdem di« Flüssigkeit
gut ausgeschäumt ist, läßt man si«
langsam weiterkochen. Unz« But
ter und 1 Unze Mehl schwitzt man zu
Heller Farbe, rührt dies mit etwas
von der Hühnerbouillon in's Kochen
it. läßt die Sauce 16 Minuten lang
letts. Di« gut geklopften Hammel»
kot«letts werden von allem Fett be
freit, leicht gesalzen, in Butter und»
Rahm nehmt». ,
Kartoffelsalat mit En»
divien. Lange Kartoffeln werden
(für eine große Portion) 4 Löffel Oel,
3 Löffel Essig, ein« fein geschnittene'
Zwiebel, Salz und Pfeffer so lange,
bis es eine etwas dickliche Sauce ist/
saure Sahne zufügt. Nun nimmt man
von dieser Sauce 2 Lössel voll weg
und vermischt sie mit den Endipien.
!
Boston Brown Bread. Gut
und billig. In Tassen kalten,
Wasser weicht man 2 Tassen trocken«
Weißbrotlruinen auf. In 2 Eßlöffel»
heißem Wasser löst man 1 schlichte»
Theelöffel Backsoda auf, rührt dies i»
ein Dritt«! Tasse Molasses und gibt
Mehl in die Masse, sowie 1 Theelöffel
Salz und V 2 bis zu 1 Tasse entkernte
Rosinen. Der Teig mutz aber sehr steif
sein. Man füllt dies in Formen und
kocht es über Dampf wenigstens Z
Stunden. Es ist gut, dies Gericht an»
Tage ehe man es essen will zu kochen.
Dampf und gib! es .echt h-ch zi,
Gebackene Zwiebeln. Man
kocht die Zwiebeln ab wie angegeben,
gi«ht das erste Wasser ab und legt die
Zwiebeln nebeneinander in eine tief«
Brodkrummen darüber, über di« man
eine, mit nichlich Butter bereitet«
Milchsauce, in di« man 1 ganzes Et
gerührt hat, gietzt. Die ersten 20 Mi»
nuten während des Backens lätzt man
die Schüssel im Backofen zugedeckt,
hebt dann den Deckel ab und läßt dal
EiermitgriinenGemiisen
gefüllt. Hart gelochte Eier werden
ausgehöhlt, das Eigelb mit Olivenöl,
Salz. Pfeffer und Essig vermischt,
Gelbrübchen abgekocht, kleine Erbsen,
Bohnen und Spargelspitzen damit
vermischt und in die Eier gefüllt. Ma»
gibt in jedes Ei zuletzt aufrechtstehend
einige grüne Spargelspitzen, fetzt die
Eier in Salatblätter und streut fein
geschnittene Petersilie darüber.
Ein vorzügliches Toma»
togelee als Zugabe zu kaltem
Fleisch usw. Zu 3 Tassen Tomaten
gibt man 1 dicke Zwiebelscheibe, I!
Lorbeerblatt, Gelbwurzel, 6 Pfef»
ferkörner, 2 Nelken, 1 Eßlöffel Zucker,
'/> Theelöffel Salz. 1 Eßlöffel Essig.
Man kocht die Masse dicklich «in, gibt
si« durch ein feines Sieb, fügt 2 Eß
löffel aufgelöste Gelatine hinzu und
rührt dies in der heißen Brühe, bi«
es sich aufgelöst hat. Man gießt die
Gelee in eine Form und läßt sie steiH
w«rden. Zu Resten vom kalten Fisch
oder Fleisch, das man mit Mayon»
naise angefeuchtet und mit gehacktem
Stangensellerie vermengt hat, schmeckt
diese Gelee ausgezeichnet. -