Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 14, 1909, Image 7

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    Seelenkämpk.
t 7. Fortsetzung.)
In einem halben Jahr iann u. muß
sich vieles klären, und mit allem, was
Sie bedrückt, wollen Si« sich an mich
wendn,? ich stehe Ihnen jederzeit mit
meiner ganzen väterlichen Freund
schaft für Sie durchaus zur Verfü
gung. Aber auch der Majorin rathe
ich Ihnen, sich völlig und rückhaltlos
anzuvertrauen. Sie ist vorläufig noch
nicht vollkommen über Ihr Schicksal
insormirt. Wir wollten sie nicht eher
einweihen, ehe wir nicht die Gewißheit
hatten, daß das Verhältniß, in das
Sie miteinander getreten sind, Dauer
haben wird. Das zu hoffen, baben
wir ja jetzt vollen Anlaß. Die Ma
jorin hat bis heute nie eine Frag«
noch dem Vergangenen gethan und
wir Albert und ich stellen
Ihnen anheim, wenn es Ihnen Her
zensbedürfniß sein sollte, sich der
Dame rückhaltlos anzuvertrauen. Das
wird die Freundschaft zwischen Ihnen
beiden stark befestigen, und Sie wer
den die große Wohlthat genießen,
einen Menschen zu haben, dem Sie
sich voll erschließen können, der Ihnen
Halt, Rath und Trost zu gewähren
durchaus geeignet ist. Soviel für
heute, liebe Ada. Grübeln Sie nicht,
quälen Si« sich nicht mit unnützen
Sorgen. Uns, Ihren Freunden und
Beschützern, können Sie keine größere
wird."..^
14. Kapitel.
Es war in den letzten Wochen mit
Adas rüstig vorwärts-
Fortschritten hatte Alberts Sehnsucht,
Rücksicht auf Adas Kräftezustand als
„Ja, das ist wahr", entgegnete der
Sanitätsrath. „Du selbst mußt ge
schont werden. Ich sehe es mit Be
sorgniß, wie du deine Kraft in der
nein Versteck wiedersah. Böger hatte
recht. Ihr Anblick allein schon griff
Seelenleidens, dessen Diagnose noch
nicht feststehe. Sie seien nicht be
sonders bedrohlich, lmmerhin
schüttere. Angesichts der namenlosen
Depression, die Albert sichtlich bei
diesen Mittheilungen ergriff, ermahnt«
sen zu wollen, und zeigte dein Freund«
seinen entschlossenen Willen hierzu,
indem er in den nächsten Tagen
fortblieb und mit telephonischer Aus
kunft über den Stand der Dinge sich
begnügte. Aber die Sorge um Ada
zehrte stark an ihm, sie nahm ihn.
Ruhe und Rast. Er begrüßte ei all
eine Erlösung, als nach Verlauf ein«
weiteren Woche Böger selbst ihn bat,
persönlich zu ihm zu kommen. Ein
Blick auf den Freund zeigte dem Arzt,
welcherlei Tage jener mittlerweile
durchlebt und erlitten hatte. Er sah
sehr leidend aus, bestritt jedoch, van
stärkeren Herzstörungen inzwischen
heimgesucht worden zu sein. Böger
seufzt« auf. Er griff nach dem
Stethoskop, ließ es aber unberührt
und nahm von einer Untersuchung Ul
berts im Augenblick Abstand. .Ja",
sagte er, „du brauchtest dringend
Schonung und Ruhe, statt dessen muß
Ich dir neue Aufregung bereiten. Ein
Unstern ist über uns. Die Dinge ver
wickeln sich, statt sich zu entwirren."
Mit angstvollen Augen lauschte Al
bert auf diese schicksalsschnxren Worte.
„Was ist mit Ada?" hauchte er ton
los, während seine zitternde Rechte
des Freundes Schulter packte.
„Also, lieber Albert, sie ist tiefer
und tiefer in ihre Melancholie ver
sunken. Der Zustand wird einem aku
ten Gemiithsleiden immer ähnlicher.
Gebe der Himmel, daß sich das Leiden
Ohne Zweifel hat ihr Nervensystem
einen schweren Stoß erhalten. Sie
ten Melancholie. Sie leidet unter Be
ängstigungen. Schlaflosigkeit hat sich
eingestellt. Sie spricht fast gar nicht,
ist nur mit Mühe zu bewegen, das
Bett zu verlassen, und wenn der Zu
stand sich nicht bessert, so wird nichts
übrigbleiben, als die Leidende in ein«
„Entsetzlich!" flüsterte Albert.
„So traurig die Sache ist, lieber
Freund, so darfst du dich von ihr
nicht zu Boden drücken lassen. Du
hast jetzt die Pflicht, die Zähne zu
dich über die Sache entscheiden?
Wann willst du Ada in eine Anstalt
bringen?"
„Wenn es nicht besser wird, viel
leicht schon in der nächsten Woche."
„Und in welche Anstalt?"
„Ich denke an ein Lichterfelder In
stitut, das einen herrlichen Garten mit
weiten Spaziergängen hat in schö
ner Landschaft gelegen, in guter, fri
scher Luft und auch hiermit bessere
Chancen gesundheitlicher Art bietet
als ihr jetziger Aufenthalt."
„Soll die Majorin mit dorthin?"
„Nur, wenn Ada das durchaus
wünscht. Nothwendig ist es nicht."
Albert trocknete sich die Stirn.
fort in'S Werk setzen."
„Was Albert?"
„Ich will um Lebens oder Ster
bens willen sogleich die testamentari
sche Verfügung durch meinen Notar
errichten lassen, die Adas Zukunft
sicherstellt."
" daß
„Das mußt du sofort."
„DaS will ich."
„Glaubst du, daß sie mich wird
„Nein, Albert."
„Hat sie hierüber etwas gesagt?"
„Kein Wort. Eben ihr vollständi
ges Schweigen über diesen Punkt, sie
wird, dich wiederzusehen."
Albert sah starren Auges vor sich
hin. „Nicht wünschen wird —"
hin, während sein Gesicht schmerzlich
sich verzog.
„Ich muthmaße das, Albert, wohl
verstanden, ich muthmaße das nur
und bereite dich deshalb auf einen
solchen Bescheid ihrerseits vor. Sollte
er eintreffen, so rathe ich dir, dich zu
er nicht lieber vorläufig gänzlich un
terbleiben muß. Das Mädchen hat
nun dvch wohl jedes Recht, alle er-
Albert nickt« stumm. Wie durch
zerreißende Schleier sah er plötzlich
in die ganze Tiefe seines Schicksals.
In ihm brannte die Sehnsucht nach
einem Menschen, der für ihn nichts
empfand nichts Freundlich - Zu-
Menschlich - Dankbarem «inst für ihn
gefühlt hatte, das hatte sich ihr in
Grauen gewandelt Grauen vor ei
nem Manne, der ihr Mädchengeschick
so brutal in's Tragisch« gewendet.
15. Kapitel.
Albert war auf einer Geschäftsreise,
und Mathilde gab sich mit großem
mußte die schmerzlich« Erfahrung ma
chen, daß die Zeiten vorüber waren,
tn denen sie ganz und restlos in ihrer
Arbeit aufzugehen vermochte. D«r
höchste Segen der Bethätigung, das
vollkommen« Ausschalten der eigenen
Person, wollte ihr nicht recht mehr
gelingen. Ihre persönlichen Sorgen
und Nöthe ließen sich von noch so ern
sten Bethätigungen im Dienste der
Schwach«« und Bedrängten nicht
übertäuben und beschwichtigen; im
Gegentheil, wo sie ein Leiden fand,
bezog sie es auf das «igen« und
bracht« «» mit diesem in Beziehung.
So hatte sie als Mitglied des Frei
willigen Erziehungsrathes Nachfor
schungen über die Umstände einer lin
dergesegneten Arbeiterfrau anzustel
len, deren Mann mit einer jungen Fa
brikarbeiterin durchgegangen war und
Weib und Kind im Elend hatte sitzen
lassen. Der Kummer der verzweifel
ten Frau schnitt Mathilden in'S Herz.
Sie überrascht« sich dabei, wie sie in
Gedanken sich selbst an die Stell« d«r
Verlassenen träumte und sich den Fall
ausmalte, daß ihr eigener Mann, daß
Albert ihr ein solches Schicksal berei
tete. Sie mußt« iib«r sich s«lbst dann
läch«ln, daß si« solchen Gedanken
Raum gab, ab«r nicht minder war sie
zu erkennen gezwungen, daß der Zwi
schenfall mit Ada ihrem S««lenleben
Ruhe und Stetigkeit geraubt hatte.
Das Allerschlimmste an dieser ganzen
Lag« war ihr« völlige Ungeklärtheit.
Mathilde hatte die Empfindung, von
Albert sowohl als von Böger absicht
lich im Ungewissen g«haltm zu
sah sie. Freilich bürgten beider Män.
n«r Art und W«rth ihr durchaus da
für, daß «s nur Rücksicht und Scho
nung war, was sie veranlaßten, die
Gattin und Freundin zu täuschen.
Aber diese» Erkenntniß vermochieMa
thild« nur geringe Beruhigung zu
entnehmen. Was es war, das sie ihr
so ängstlich verbargen, das zu er
gründen und darüber nachzugrübeln,
ließ sie nicht ab. Kein Zweifel, daß
es Ada betraf. Seit dem Tage ihres
Berschwindens aus der Villa war al
les, was Ada anging, in Geheimniß
und Dunkelheit gehüllt. Dieses Ver
schwinden selbst, sowie der ihm fol
gende Selbstmordversuch beides
war schon nicht mehr recht zu ver
stehen. Denn die hierfür angeführten
Beweggründe schienen Mathilde durch
aus fadenscheinig. Sie hatt« Bözer
gegenüber, als «r sie ihr klarlegte, kei
nerlei Einwand erhoben, weil sie den
Freund nicht in die Eng« treiben
wollte. Aber daß Ada in's Was
ser gegangen sein sollte, w«il sie durch
di« Ablehnung des Spengler'schen An
trages ihre Pflegeeltern zu enttäuschen
fürchtete, das wollte Mathilden nicht
so recht in den Kopf. Aber auch diese
Zweifel und Unklarheiten außer acht
gelassen, welche Sonderbarkeiten wies
dieser ganze Handel nun erst aus!
Gut, Ada sollt« in der Angst, undank
bar gegen Alb«rt und Mathilden zu
erscheinen, zum Selbstmorde gegriffen
haben; wo in aller Welt war aber
dann ein Anlaß zu einer so radikalen
Jsolirung Adas, wie sie nun anhob?
Kein« Z«il« von ihr an Mathilden,
keinen Gruß, keine Bestellung! Besuche
untersogt. Grund: ihre Nerven, ihr
Gemüthszustand, d«r sehr zu wünschen
llbr-v lasse. Das konnte wahr sein.
Hatt« nun Melancholie sie ergriffen,
oder war sie gar einer Geistesgestört
heit anheimgefallen, so war es doch
angezeigt, sie nachd«m sie die Cha
rit,; verlassen in eine Nervenheil
anstalt zu überführen. Statt dessen
war si« jetzt in ein elegantes Sanato
rium gebracht worden, in dem man
sonst Zugehörig« d«r noblen Welt zur
Duldung von Operationen oder in
gen, und diese Erkenntniß machte es
Mathilden zur Gewißheit, daß sie in
betreff Adas planmäßig hinter's Licht
nur ihren Unfrieden und ihre Her
zensangst näherte? Und Mathilde
konnte so gar nichts chun, aus diesem
führte, und überdacht« den
Einsturz ihres ehelichen Glückes, all«
die Leiden, von d«nen sie seit Wochen
sichtbaren Feind, der ihr und ihrem
Manne das Leben vergiftete. War eS
nicht besser, diesen Teufel bei den
nur um die Gefahr nicht sehen zu
müssen? Dieses Leben der tastenden
Borsicht, d«r angstvollen Verschlossen
heit. ivar nicht mehr zu ertragen.
Mathilde ballte die Fäuste und biß
die Zähm zusammen. Ihre Augen,
die durch die halbblinden Scheiben
des Wagens in den tanzenden Schnee
fall draußen hin«instierten, weiteten
sich groß wie in d«r Energie eints
Entschlusses. Si« athmete tief und
befreit auf. Ein« Woch« noch hatte
Albert unterwegs bleiben wollen. Ma
thilde entwarf in Gedanken den Brief
Wort für Wort, den sie sogleich an
ihren Mann schreiben wollte, den
Brief, der Aufklärung fordert«, der
dem Schrei nach Wahrheit Worte
lieh und der Beschwörung einer AuS-
spräche zwischen Ihnen. Et sollte und
mußt« Klarheit w«rd«n, denn wie es
fetzt war, konnt« es nicht bleiben. Al
bert sollte den Brief am nächsten
Morgen erhalten. Er sollte nicht mit
einer persönlichen Frage Auge in
Auze überrumpelt werden, nein, ihm
sollte Zeit und Raum bleiben zu kla
rer, ruhiger Ueberlegung, zur gefaß
ten, abgewogenen Antwort, in d-r das
stehen lonnte, was er sagen wollte,
das, was er sagen mußte, nachdem
er in aller Ruhe und Muße mit sich
darüber zu Rathe gegangen war. Jetzt
sollte und mußte Klarheit werden.
Lieber das Schlimmste erfahren, als
iib«r die Möglichkeit tausendfacher Be
drohnifse ziellos und ergebungslos hin
und her rathen. Dies stand Mathil
den fest, und in der Entschlossenheit
zur Absenkung dieses Briefes, dessen
Wortlaut ihr klar vor der Seele
stand, verließ sie jetzt den Wagen und
eben unerwartet heimgekehrt war.
Mathilde stand vor Schrecken starr.
Der Diener nahm ihr Pelzmantel
mehr! —"
Mathilden pochte das Herz so, daß
sie im Vorraum lautlos in einen Ses
sel sank...
16. Kapitel.
Auf einer Autotour, die bis Erfurt
und Frankfurt am Main geplant ge
wesen, hatte Albert in Halle Kehrt
Lage das Herz abpreßte. Er warf
alles Beruflich« hin. Es interessirte
sein« Schmerzen übertäuben zu helfen,
verschärften di« Geschäfte seinen Un
muth. Er duldete es nicht länger,
erschwerte den Druck auf seiner Brust.
Nein das waren Leiden, die kein
Mensch tragen konnte! Er mußte
ihn nicht länger von sich fernhalten.
um sie litt. Wie di« Gewifsensqualen
ihn folterten und wie die Zutunft
ihres Schicksals ihm keine Ruhe ließ.
Wenige Stunden, bevor Mathilde den
Entschluß faßte, sich mit Albert rück
haltlos auszusprechen, beschloß dieser
selbst, stracks nach Berlin umzukehren
und ein Wiederseht,, mit Ada auf
irgend eine Weife zu bewerkstelligen.
Freundes gegenüber war er in den
verzweifelten Ausruf „das ertrag'
ich nicht mehr" ausgebrochen, als
fuhr Albert durch den Kops, ob Ma
phongefpräch mehr vernommen, als
ihr gut war. Weshalb kam sie nicht
herein? Sie mußte doch vom Diener
erfahren haben, daß der Herr von der
Reise heimgekehrt war. Unentschlos
sen that er einen Schritt gegen vie
Flügelthür seines Zimmers, hinter
der Mathilde wohl jetzt, erregt und
beengt, erschreckt und unentschlossen
wie er selbst, wartete, hielt aber ein,
denn sein Herz pochte so, daß ihm die
Luft knapp würd«. Er griff nach der
Lehne eines dieser schweren schwarzen
Eichenstühle und wie in einer Beäng
stigung rief er den Namen f«iner
Frau. Er selbst entsetzte sich über den
Ton, den er herausbrachte. Das
klang, als schrie ein Mensch, d«m ein
schrecklicher Traum die Brust ein
schnürte. Gepreßte Angst gellte au»
seiner Kehle. Er drückte beide Hände
gegen den Mund, um dieses unsinnig«
Schreien zu ersticken. Da wurde die
Thür ausgerissen, und Mathilde
stürzte in's Zimmer.
„Albert um Gottes willen, was
ist dir?"
Sie griff nach seinen Schultern
und riß ihn an sich, als wollte sie ihn
gegen irgend welche Gefahren schützen.
Da lag er an ihrer Brust und preßte
den Kopf wie ein Schutzsuchender an
ihr« Schulter.
„Was was erträgst du nicht
mehr, Albert?" fragte Mathilde. Aber
nicht mit Worten. Sie sprach diese
Frage nicht aus. Sie streichelt« mit
ihren feinen, zarten Händen d«n bu-
Schigen Kopf, Bart und Haar, die
brennenden Augen und die heiße
Stirn ihres Mannes, und ihre mut
terlichen Häi»de, ihr« begütigenden lei
sen Finger fragten verschämt und
liebevoll, während ihre Augen mit der
gleichen schmerzvollen Frage aus ihm
ruhten. Aber chre leidenreichen, stolz
verschlossenen Lippen öffneten sich
Sprich du. Sprich endlich so
ging es flehend durch ihre Seele, Er
mußte sich nun mittheilen, mußte sa
gen, was ihn bedruckte und unter
welchen Lasten er zu Boden brach.
Aus dem Schrei, mit dem er sie soeben
herbei- und zu Hilfe gerufen, gellte
die Noth der Rathlosigkeit, der Drang
zur Aussprach«, die Verzweiflung d«r
Hilflosigkeit. Albert griff nach Ma
thildas Hand und küßte sie. »Gott >
sei Dank", flüsterte er, „Gott sei
Dank, daß du da bist. Ich kam zu
rück und fand das Haus so leer. Das
wirkt so unheimlich. Ich bin so
Mathilde führt« ihn zu seiner
Chaiselongue und bettete ihn auf
diese. Sie legte ihm die Kissen zu
recht, deckte ihn zu und setzte sich ne
ben ihn. Das Zimmer lag in tiefem
Schatten, nur auf Ulberts großem
Schreibtisch brannte ein« Glühlampe.
.Soll ich mehr Licht machen?"
fragt« Mathilde. Sie hätte gern kla
rer und deutlicher in ihres Mannes
Züge gesehen, die ihr seltsam verjUrt
und gealtert schienen. Er wehrte ab.
„Nein", das Licht quäl« ihn, seinen
Nerven thäten diese tiefen Scha'.Un
wohl.
„Haft du Herzbeschwerden?"
„Ja deshalb auch."
noch der Entschluß zu einer rückhalt
losen Aussprach« mit Albert gestan
den, so unmöglich war es ihr jetzt, Sa
ten. Nachdem Albert «ine
selber melden. So ausgehungert nach
Austrügen sei das Geschäft nicht, und
für das täglich« Brot brauchten sie ,a
seh"-
„Meinst du nicht, Albert", Mathilde
gung Mathilden? berd-> Hände. Ein«
Blutwelle war Mathux sah's,
„Thu das nicht! Thu das nicht,
Mathilde! Höre auf mich! Es führt
zu nichts! Es führt zu nichts Gutem!
Wir müssen sie sich selber überlassen,
bis sie sich wiedergefunden hat. Es
etwas wie «ine seeliche Störung
über sie gekommen. Ada muß sich
vorläufig vollkommen selber überlas
sen bleiben, sagt Böger sagen die
anderen Aerzte. Da wollen wir un?
also nicht einmischen. Wollen nichts
verderben oder verichlimmern. Ich
babe für Ada nach ihrer Entlassung
aus der Charit6 das Menschnimo^-
heißt, wir dürfen uns nicht auch noch
mit ruiniren. Müssen sehen, daß wir
selb«r heil aus alle«m herauskommen.
nicht als bis das selber
Keines von beiden ist vorläufig der
Fall. Sie selber wünscht es nicht
die Aerzte verbiekn es geradezu.
Schön, finden wir uns darein, neh
men wir's, wie es «b«n ist. Beson
ders du du vor allem, Mathilde,
kümm«r« dich nicht um die ganze Sa
cht. Ich bitte ich beschwöre dich,
wenn du mich lieb hast, überlaß das
fatal/Geschichte dir auch noch das
Leben verbittern soll. Versprich
versprich mir, Mathilde, daß du dich
nicht um alles das mehr kümmern
»illst. Ich werd« selbstverständlich
gern von Zeit zu Zeit dir Berich.'
geben, wie es mit der Kranken siebt,
«S soll dir nichts von Belang ver
heimlicht werden, aber aber
dich nicht selbst in diese Sache einzu
„Weshalb soll ich dir das verspre
chen, Albert?"
.Weil weil ich es wünsche. Weil
Albert"?' ertragen.
seinem Blick flackert« Rathlosigleit.
Er öffnete die Lippen, brachte aber
nichts heraus. Plötzlich riß er Ma
thilden an sich, und sie in seine Arme
pressend, flüsterte er an ihrem Ohr:
„Nein nein hier hier bei
wir gehen ja soust noch alle mitsam
men zugrunde! Mathilde ver
sprich mir das, worum ich dich gebe
neigte stumm und ergeben den Kopf,
als er ih.e Hand jetzt ergriff und sie
an seine Lipven vr,ßte... Es war
etwas Medusenhaftes in Mathildens
bruch ihres Mannes vernommen
hatte, eine Erstarrung zeigte dieses
Gesicht, als seien seine Züge in Stein
gegraben. Jetzt endlich hatte sie
ihrem Schicksal in die Augen geschaut
und war selbst sehend dabei ge
worden. Nun lachte sie nie wieder.
Alles war verloren. Ihr Leben lag
in Scherben zu ihren Füßen. Sie
sah und erkannte, daß sie ihren
Mann verloren hatt«. Er war in
ein Herzensschicksal verfallen, das ihn
von ihr fortriß. Und wenn er nun
trotzdem äußerlich bei ihr aushielt, so
that er das aus Pflichtgefühl, auS
Anhänglichkeitsregungen, Anstands
rücksichten, die ihn nach außen hin den
Schein wahren ließen. Er hielt sich
an sie gebunden. Sie war der Stem
in seinem Wege, das Hemmniß, daS
ihn von seinem Glücke trennte. Was
schwarz und drohend seit Monaten
fernher gedroht, worüber sie geflis
sentlich hinweggeschaut hatte, diese»
Gräßliche, an das zu und zu
ihr vorerst die herbst« Bitterkeit. Ihr
Wärme des Gefühls für Albert. Sie
jede dieser Regungen erfreute sie, gab
ihr das Wohlgefühl der Rache, der
Wiedervergeltung. Aber diese Re
gungen dauerten nur eine kurze Weil«
um unwiederbringlich Verlorenes?
Sie hatte keine Anrechte mehr. Di«
Zeit ihres Blühen? lag weit zurück.
Jetzt galt eS, zu verzichten und den
zugehen. Ihre Zeit war um und ge
wesen. Was oerlanate sie d«nn? Sie
hatte ihr Maß genossen. Der Mann
ihrer Liebe, der jünger war als sie,
fand «s. Sie mußt« ihm dos gönnen
Was war da zu thun? Nichts
ils zu entsagen. Herb war dai.
Hätte sie wenigstens ein Kind gehabt.
taube Nlütbe im Gart«n des Lebens.
So blieb sie nun allein mit leerem
Herzen, jetzt am Ausgange des Le
dens.
(Fortsetzung folgt.)
Schriftsteller. „Sag',
was schreibst Du denn eben?" „Ein
Märchen." „Soo?" „Ja. Eine»
Brief an meinen Onkel, d«m ich von
meinen Erfolgen berichte."
BeiderfeitigeNeugier.
Angeklagter: „Mein Anwalt ist nicht
erschienen; ich beantrage daher, di«
Verhandlung zu vertagen." Richter:
„Sie wurden in klaxriloti ertappt,
wie Sie ein.in Herrn sein« goldene Uhr
aus der Westentasche zogen; da bin ich
doch neugierig, was unter diesen Um
ständen Ihr Vertheidiger noch sagen
könnte!" Angeklagter: „Mir geht'«
g-rad« so, H«n Richter, und deshalb
möcht' ich gern seine Bertheidigungs
rede hören!"
Fi die Kiche.
Gefüllte Tauben mit
fchnittenen die gehackten
Herzen, Magen und Lebern, sowie die
Hälfte der Champignons feingewür
felt hinzu. An diese Masse, die brei-
Eigelb, wie man Tauben hat, füllt
dieselben damit und steckt die Oesf
nungen mit feinen Holzspielern zu.
werden, legt die gefüllten Tauben hin
ein, gießt so viel Brühe oder Wasser,
wie man Sauce zu haben wünscht,
darunter und schmort sie langsam
gar. Sind die Tauben fertig, so gibt
man den Rest der Champignons an
mit 2 rohen Eigelb ab.
Spanferkel gebraten. Ein
Spanferkel, wenn geputzt und ausge
nommen, inwendig mit Salz und
Pfeffer eingerieben, wird auf folgens«
Weise dressirt und dann gebraten.
Hergerichtet wird es in folgender
Weise: Die beiden Schenkel werden
flach gedrückt und durch ein Holj
spießchen, das man quer durch steckt,
gehalten. Die beiden Vorderfüße
steckt man durch einen Einschnitt, den
man neben dem Kops am Halse auf
Brot hinein. Man muß das Ferkel
sehr häufig begießen, entweder mit
Fett oder Butter, oder aber bestreichen
mittelst heißer Butter und Bier.
Sollten sich auf dem Körper Blase»
zeigen, so werden dieselben Mittelst
Tisch zu bringen, vor allem nöthig,
«ine schön« braune Kruste zu erzielen,
und erfordert deshalb das Braten
viele Mühe, und ist der Braten etwa
in I^/2 —2 Stunden fertig. Den
Fond kocht man mit Fleischbrühe aus
und servirt ihn dazu.
Flamländisch« Suppe.
Mohrrüben, weiße Rüden und ge
schälte, gewaschene Kartoffeln werden
in Scheiben geschnitten und nebst zwei
gerösteten Brotschnitten, Pfeffer und
Salz mit Quarts Wasser weich
gekocht. Dann streicht man die Suppe
durch «in Sieb, kocht sie noch einmal
auf, fügt etwas Brühe, einen Löffel
frische Butter und ebenso viel sein
gehacktes Kerbeltraut dazu.
Schinlenb«e s st e a k s. Die
Rest« eines rohen Schinkens, oder die
sich zum Aufschnitt nich. gut eignen
den Stücke werden, nachdem man die
Schwarte und härtlichen Ränder ab
geschnitten hat, einen Tag in Milch
geweicht, dann gut abgewaschen, sein
gehackt und mit Pfeffer gewürzt.
Nach etwa zuzugebendem Salz muß
sorgfältig abgeschmeckt werden. Dann
vermischt man eine halbe geweichte
und wieder ausgedrückte Semmel,
dem Schinkengehäck, formt flach«
Beefsteaks davon, wende! sie in Ei
und geriebener Semmel, giebt sie in
die Stielpfanne in gelb gemachte Bul
ter und läßt sie auf gelindem Feuer
auf beiden Seiten hellbraun backen.
Leber auf italienische
Art. Nachdem die Leber in dünne
Scheib«n geschnitten ist, taucht man sie
in Eidotter, das in wenig Olivenöl
verrührt ist, dann wendet man sie in
Mehl, bratet sie in heißem Oel und
giebt eine Tomatensauce dazu.
Frischer Schinken. Ein
praktischer, köstlicher Braten für große
Familien ist ein frischer Schinken, w««
der im Salz noch Rauch gewesen. Man
läßt das innere Bein ausnehmen, in
die Schwarte Einschnitte zu «leinen
Würfeln machen, dann wird er tüchtig
mit Salz und Pfeffer eingerieben,
schön in die Ofenpfanne gelegt, ein
halbes Quart Wasser dazu und so drei
Stunden gut braten, öfters abfetten
und gut begießen. Aller Speck flieht
zusammen, die Würfel sind goldgelb
und rösch, s-bmecken ant und daS
Fleisch ist prächtig zumEffen und zum
Sehen. ,
Rinderschmorfleisch. 4
Pfund Fl'isch (Schwanzstück) werden
gut geklopft, gesalzen und in einen
Schmortoüs gelegt, in dem man drei
eiaroße Stücke Butter hat Farbe
nehmen lassen. Darin läßt man
das Fleisch auf allen Seiten unter
fortdauerndem Begießen bräunen,
füllt etwas heißes Wasser dazu,
gibt 2 bis ? klein- geschälte Zwiebeln
hinein und läßt es unter öfterem
Nachsehen und Begießen langsam
weichschmoren. Sobald das Fleisch
gar und die Brühe gehörig einge
kocht ist, gibt man eine halbe Ober
tasse milde» Essig dazu, einen Löf
fel eingemaibte Champignons, einen
Löffel Perlzwiebeln und 2 bis Z
entkernte Zitronenscheiben, läßt sie
mit etwas in Wasser glatt verquirl,
tcm Kariosfelmehl kicklich kochen,
'chmeckt ab und gibt die Sauce nebe»
v»m tranchirien Fleisch.