Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 29, 1908, Image 7

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    Der M»«n, der zusah.
!es Farbemnecr wogte vor feinen mü
den Augen, die sich auf di: Bühne hef
teten, bis der Tanz beend«! war und
Als dieser sich gelegt hatte, war
Draußen vor dem Theater fiel der
Liegen, und ein scharfer Wind Pfiff um
die Bühnenthüren. Der Mann, der
eben ein so aufmerksamer Zuschauer
Nockkragen hochgeschlagen und di«
Hände tief in seinen Taschen »ergra
ben.
Plötzlich schlug die Thür hinter ihm
«uf, und «in junges Mädchen trat her
aus. Sie war in ein«n abgetragnen
brückte ihr niedliches Haupt. Si«
blickte sich beim Heraustreten schn«ll
vin, und der Vtann, der so geduldig
Madchen
bei diesem schlechten W«tl«r," sagt« st«.
»Warst Du im Th«at«r?"
„Ja; auf der Galeri« um Dich zu
sehen. Komm, Nell —es ist zu kalt
»um H«rumst«hen, und ich weiß, Du
»ist mud«. Wartest Du auf etwas?"
schwerer, müder Stimm«. „Wie hat es
Dir denn gefallen, Dick?"
„Gut, wie immer. Dein Tanz«n ist
»in Traum, Nell!"
„Wofür sie mir w«nig g«nug b«zah
»Wber erzähl' mir von Dir selbst. Was
«nacht das Stück?"
Langsam kam Färb« in s«ine mag«-
„Es ist fertig, N«ll. Heute Morg«n
rrm vier l«gt« ich die letzt« Hand daran,
und es hat h«ut« f«in« «rst« Reis« zu
ldem Direktor des Pall Mall - Theaters
angetreten. Wenn es Erfolg hat,
Nell —"
Etwas hielt di« Wort«, die sichtbar
.„W«nn es Erfolg hat, wird es ein
Vermögen für Dich bedeuten, nicht
Wahr, Dick?"
Er nickte. „Ja, ein Vermögen,"
Idas, Nell, wenn es Gott gefällt."
Es lag ein« tief« Rührung in den
Worten und fein«r Stimm«, und er
blieb kurz stehen, als er sie vor einem
hohen, schmalen Haus« in einer dunklen
Straße sprach. Ein schwaches Licht
„Und nun gute Nacht, Nell. Schlafe,
Wohl, Kind, und —"
„Ja? Was ist es, Dick?"
„Nichts, Schatz. Nur acht« gut aus
Dich."
Si« trennten sich, und nach einem
Augenblick des Zögerns schritt Dick
iSheldon die Straß« entlang seiner
eigenen einsamen Wohnung zu, ohn«
den Mann zu bemerken, der ihnen vom
Theater gefolgt war und der jetzt vor
d«m Haus« Halt macht«, in dem Nell
Barstow wohnte, und wo si« am Tag«
«ruf der Schreibmaschine arbeitet«, um
ihr« klrin« Einnahm« keim Th«at«r zu
vermehren.
Sein« «infam« Wohnung war Shel
don nie so trostlos und ungemüthlich
erschienen, wie heut« Ab«nd, vielleicht
insolge d«r wild«n Hoffnung, di« die
Beendigung seines Stückes, seines gro
tzen Werkes, in ihm heraufbeschworen
halte, und der RuhmeSträume, in de
nen er den ganzen Tag geschwelgt hatt«.
Wenn «s Erfolg hatt«, bann b«d«ut«t«
es in d«r That mehr, als nur Geld für
ihn. Es bedeutete, daß er endlich im
stande fein würde, Nell Barstow z«
bitten, sein Glück und sein Vermögen
«nit ihm zu theilen, denn er hatte si«
schon geliebt, als si« noch ein Kuckindi«-
lwelt von einem Mädel war, und jetzt,
wo traurig« V«rhältniss« si« gezwun
gen hatten, ihr ländliches ,H«im zu v«r-
Kissen und in London Arbeit zu suchen,
hatten sie sich noch enger an einander
VNoeschlossen, wobei der Mann ihr
Vb'k die rauhen Stellen hinweghalf
und kein« ritterliche Freundschaft zwi
schen si« und viele Unannehmlichkeiten
stellte.
Endlich Erfolg! Richard Sheldon
kos d«n Brief d«s Direktors mchr«r«
Male, die groß« Bedeutung
»v., und od er es einrichten lönn«, an
dem und dem Tage- im Pall Mall
Theater sein Stück vorzulesen.
>er Strahl von dem, was die Mensch«!
Glück mnmn, b«d«ut«t« All«s und I«-
des für ihn, d«nn «s b«d«ut«t« s«in«S
L«b«ns Seligkeit.
Er beantwortet« das schmeichelhaft«
dem Kontor vorbei war, eilte er
d«m Theattr, wo Nell Barstow jed«n
Ab«nd «in« ll«in« Roll« spielte. Nie
Weil« aus- und abg«gang«n war, kam
er zu dem Schluß, daß sie das Theater
durch eine andere Thür verlassen haben
d«r bri sein«m Eintritt auf di« Füß«
sprang.
„Man sagt« mir, Si« wär«n aus,
gewartet," sagte er, während sie sich die
Hände schüttelten und Sheldon das
Schüreisen in's Feuer stieß, um sein«
Muth neu anzufachen.
„Mein l«b«r Jung«, ich sr«u« mich
s«hr, Sie zu sehen," entgegnet« Shel
don herzlich, „was ist in d«r letzlen Z«it
aus Jhn«n g«vord«n? Ich scheine Sie
ja gar nicht mehr zu sehen. Es geht
Ihnen -hoffentlich gut?"
T««nce Blak locht«. Er hatte die
glücklichen Optimismus.
„Es geht mir nicht so schl«cht," sagte
er, „aber es ist nicht so l«icht, heutzu-
Sheld-on? Und ich hab« jetzt «twas, wo
scharfsichtig, Blak«."
„Das glaube ich auch. Dann sind
Darf ich Ihnen Glück wünschen, Shel-
Stück?"
Das öffn«te -di« Schleusen der Se«le
txs and«r«n, und T«r«nc« Blak«
kleinen Zimmer erzählt«.
„Na, sehen Si«, da kommt das
Glück schon," sagt« er fröhlich. „Ich
wußte, «s würd« ein«s Tag«s so tom-
Und das macht j«tzt wohl «in«n
„Ich weiß. Ich wünschte aber
schließlich nur sein Möglichstes für das
Weib, das man liebt, thun. Und ein«
Komm-isst«ll« ist nicht vi«l. Ab«r ich
hab« ein« kl«in« Rolle im Queens-The
ater bekommen, und dos hilft «t-waS
mit. Vi«ll«icht v«rb«ssere ich mich noch
eines Tages. W«r wriß?"
Sheldon schwi«g «in« Minute.
„Si« sind also zur Bühne gegan
gen?"
„Ja, ich habe schon immer dafür ge
schwärmt in j«n«r guten alten Zeil, als
ich auf d«r Universität war, und wenn
sich nur eine Gelegenheit geboten hätte
na, manchmal d«nl« ich, ich hätte
etwas B«ss«re!- thun lönn«n, als Kom
mis spielen, aber daS ist etwas Siche-
Geschichte ist. Und jetzt
daran zu denken, außer so als Neben
»«rdienst, sehen Sie."
„Ich versteh«. Ab«r Blak« v«r- "
stehen Sie mich «cht, ich sag« nicht,
daß «s sich machin läßt aber w«nn
mein Stück tinschlägt und ich etwas
Einfluß b«i dem Direktor habe
könnt« ich Jhn«n vielleicht ein« Einfüh
rung b«i ihm erschaffen, ES ist eine
klein« Roll« darin, di« ausg«z«ichnet für
Sie passen würd«, und na, was ich
thun kann, w«rd« ich thun, darauf kön
nen Si« sichverlassen."
„Sheldon, Sie sind «in famoser
Kerl," sagte der jung« Mann innig;
.«in« solche Hilf« würde jetzt viel aus
machen, wo ich vorwärts kommen und
jeden Penny sparen will für si«.
Es ist doch fond«rbar, io«lch«u Unt«r-
schied ein« Frau im 2-b«n ein«! Man
nes macht, nicht .vahr?"
T«r«nce Blake klopft« di« Asche au»
s«iner Pfeif« und stand auf. Er blickt«
etwas unsicher auf den älteren Mann,
der augenscheinlich in «inen Traum
vtrsunlen war, wi« er so dasaß, die
Augen auf die rothglühend« Asch« ge
richtet, und die G«danl«n weit von die
lichleit zurückwies, wozu d«r and«re
sich Vielleicht noch hingerissen gefühlt
hätt«. So nahmen si« denn Abschied
von einander, und erst als der Jüng
ling, lustig pfeifend, g«gang«n war,
fiel es Sheldon -plötzlich ein, daß er gar
tigen Glück gewesen.
Richard Sh«ldon «ilt«, mit strahlen
dem und unaussprechliche
jungen Fnund T«renc« Blak« ein«
kl«in« Roll« gesichert; die Sonne
schien, trotzdem es «in kalkr Wintrrtag
jed«n Fall Nell sehen. Es war sicher
ein gütiges Geschick, das khn fast mit
ihr in der Thür des Restaurants lolli«
diren ließ, das si« beid« manchmal zu
Das Antlitz d«s jung«n Mädchens
strahlte wie der Frühling selbst; ihr«
hübschen Augen lochten vor Glück. Nie
zuvor war sie dem Mann« so lieblich
s«in« Pulse klopften heftig, als sie sich
Tag« für ihn w«nigst«ns.
Nell starrt« ihn an, als er dem Kell
ner den Auftrag ertheilt«. Ihre er
aber ter Mann lacht«, ehe sie Zeit halte,
„Das Stück "
Abend zurückgekehrt. Aker ehe Du
noch ein Wort weiter sagst, Dick, muß
ich Dir erst danken. Wie gut Du bist
wie gut Du doch imm«r zu mir g«-
diese neu« Gefälligkeit galt! Od«r war
es nur, weil Du solch gutes Herz hast
und immer wünschest, and«r«n Men
lei, welches die Gründe war«n ich
s«gn« Dich dafür!"
fällt, werde ich mehr thun. Aber wo
von r«d«st Du denn eigentlich, N«ll?"
„Nun, von Terenc« natürlich. Er
hat mir all«s erzählt."
Einen Augenblick herrschte Schwei
gen, während der Kellner wieder mit
Koteletts und Gemüse herbeikam.
„T«rence!" wiederholte Sheldon dü-
ckte ES qab ihm ei
„Uns eines Tages Heirath«» w«r
d«n," b«end«t« si« schüchtern ihren Satz
und machte sich eifrig mit ihrem Kote-
Blässe, di« plötzlich Sheldons Gesicht
überzog nach dem Schmerz, der oaS
Lächeln aus seinen Augen vertrieb.
In der nächsten Minut« war «r wieder
gefaßt; nur für den Aug«nblick hatt«
dieser schreckliche Schlag ihn lähmen
blick""
„Siehst Du," sagt« er mühsam, „ich
hatte Kim Ahnung, N«ll. Du hast mir
nie davon erzählt, und als «r mir von
s«in«n Hoffnung«» sprach, träumt« ich
nicht davon, daß daß Du es warst,
woran er dacht«. Ab«r —Du mußt
mir gestatten. Dir zu gratuliren, und
Dir alles mögliche Glück zu wünschen.
Er ist ein guter Mensch das weiß
ich gewiß."
„Und Du bist unser bester Freund,"
sagte sie, ihm die Hand über d«n Tisch
e irty ezen st reckend.
Er h-cki» viel z» ertrag«n in d«n
nächst«!, Woch«n: die Dankbarkeit des
Mann«» und del Mädchens, di« un
schuldigen Vertrauensbeweis« der bei
den, und den stets ihn peinigenden
Schmerz, d«n er wi« ein Spartaner
mit stoischer Ruhe erlrug. Er nahm
wied«r s«inen alt«n Platz als der
Mann, der zusah, ein, und so verging
die Zeit, bis die Erstaufführung seines
Stückes kam der Abend, wo di«
Frag«, ob Ruhm oixr Nam«nlostgl«it,
sich «ntschciden mußte.
Nell theilte eine Log« mit ihm, und
«r blickt« fast mehr auf si«, als aiH das
Kind s«in«s G«nius währ«nd d>es«r
zaub«rischcn Stund«n, in d«n«n sich di«
pack«nde Lebensgeschicht« auf d«r
Bühne abspielt«. Er hört« kaum den
donnernden Beifall, der dem Fallen des
Vorhanges folgte, und die Rufe noch
dem Verfasser. Er sah wie durch einen
Wollenschl«i«r daS rosig« Gesicht d«s
jungen Mädchens, ihre ihm zuge
wandten, von Thränen des Glücks
nassen Augen. Wenn dies Erfolg war
dann war es -d«r bitterst« K«lch, txn
«r je zu leeren gehabt hatte.
Inmitten all' des Rausches über sei
nen Triumph mit dem donnernden
Applaus noch in seinen betäubten Oh
ren, würde Richard Sheldon mit V«r
gniig«n mit dem jungen Schauspielei
jener kleinen Roll« in seinem Stück«
den Platz getauscht haben j«n«m
Mann«, d«r «in Glück sein eigen nann
te, dem ei, dee erfolgreiche Autor, nur
als ein F«rnst«h«nd«r zusehen konnte.
Und als er endlich, in den ersten Mor
genstund«», allein war, als er sich von
dem Souper entfernt hatte, bei dem
Nell Schönheit und Leben qewefen war,
fielen ihm «inig« alte, alte Wort« ein
im Schweigen d«r Nacht, und er wußte,
„wie bitter es ist, das Glück durch an
der«! L«ut« Augen zu bettacht«»".
Skandalös!
Also doch!
Nun war es mit allem Hin- und
Heriathen vorb»i: „wird sie's thun?
wird sie's nicht thun?" Sie that's
und damit basta! Mit einem Aus
druck von Geringschätzung schob
Frau Willens, Wittw« des Justiz
raths Willens, die Anzeige in das
Couvert zurück. „Wieder eine, die sich
verlauft!"
„Man erlebt es ja immer wieder;
aber wer in di«f«r Welt von heute mit
ihrer widerwärtigen Jagd nach Geld
und Gut sich intakt erhalten hat, w«m
di« Noblesse tief im Blute sitzt, den
packt stets von neuem die Empörung
über solchen moralischen Tiefstand.
Was würde Aoele zu dieser Nach
richt sagen?! „Siehst du," würde sie
triumphiren, „ganz, wie ich's vor
aussah! Ich kenne doch Mathilde mit
ihrem Hang zum Luxus, mit ihrem
brennenden Verlangen, die „Grand«
Dam«" zu spi«len." Ja, jedem war's
freilich nicht gegeben, wie ihre Adele
„Also wirklich? Wahrhaftig?" rief
in dem eine Welt von Mitleid lag,
von Mitleid über so viel Selbster
niedrigung. „Arme Mathilde! Wie
„Ja, nicht wahr," stimmte die
Mutter bei, „wie lann sie nur?!"
„Na, wie ein Blitz aus heit'rem
Himm«l ist's ja nicht grade," sagte
Fräulein Will«ns, ihr« Handschuhe
abstreifend und sie mechanisch glatt
ziehend. „Wenigstens das letzte mal.
als sie mir von diesen Intrigen er
zählte, weißt du... ?"
„Ja, ich weiß," nickte die Mutter.
„Natürlich," gab di« Frau Justiz
sache!"
„Ach Gott schlimm!" erwiderte
„I behüte," sagte Frau Willens.
Mutter ein.
„Allerdings behauptet sie," erzählte
Fräulein Atel«, „sie müßte das thun,
te ihr's riesiaeS Vergnügen, sich als
schön« junge Wittwe anfeiern zu las
sen. In ihren eleganten Toiletten,
di« sie noch von der Zeit ihrer Ver
heirathung h«r btfaß .Ehe ihr Mann
ihr Vermögen verspielt hatte."
Nun natürlich," stimmt« Frau Ju
stizralh Willens zu, „so ein bestän
diges Triumphiren, das mögen viele
purem Hauftnwtise."
„Haufenweise. Selbstverständlich,"
bekräftigte Fräul«in Adele.
„UebrigenS," sagte die Mutler
wegwerfend, „schöne junge Frau sagst
du? Erstens mal, schön das ist
Ansichtssache. Pikant meinetwe
gen; das sind diese Brünetten häu
fig. Aber schön? Und jung? Wie
„Nun also."
„Wenigstens andere mit Vierund
dreißig ..", fing Fräulein Adele an.
Sie sprach aber nicht zu Ende; es
stieg ihr immer ein« Bitt«rkeit in der
Seele auf, wenn sie daran dacht«, wie
junge Frau nannte, während sie.
Adele Willens, die doch noch einen
Monat jünger war, wie eine ange
hende alte Jungfer behandelt wurde.
Für .eine Weile sprachen Mutter
und Tochter kein Wort. Fräulein
Adele durchzuckte die Erinnerung an
eine Unterhaltung, die sie vor Kur-
mit Frau Dormann gehabt.
den Boden unter den Füßen ab, sie
möchten mir das Brot vom Munde
nehmen. Ich bin todtmüde von all
d«m Kämpfen." Damals Ivar ein
Hauch von Mitgefühl über Adele
Willens hinzegangen, aber heute an
lag..
„Nein," sagte sie, da gibt's lein«
Entschuldigung. Bis jetzt hat sie doch
noch immer ihr Auskommen gehabt.
glänzend," erwiderte Frau Willens
eifrig. „Fehlte noch, daß jeder di« An
spruch« mach«n wollt«, glänzend aus
kommen zu können! Kommen wir
denn vielleicht glänzend aus?"
„Und ihren Eltern hat sie auch ab
„Das auch noch!" war die Erwi
derung. Fast empört klanz es.
„Ja, denen muß es nämlich
scheußlich power gehen. D«s ließ sie
mal durchblicken."
„Nun also! Da hat sie also doch
direkt was übrig gehabt. Und da nun
Ich bitte dich! Einfach skandalös?"
„Skandalös!"
gen!" rief Frau Justizrath Willens
„Auf Wiedersehen! Auf Wiederse
hen!"
vi« Frau Justizrath fröhlich. „Nun,
man kann's ihr gönn«n, sie war die
ganze letzte Zeit..Sie konnte nich.
zu Ende sprechen, Dienstleul« und
res Leben als Adele hat, ist ja nicht
denkbar. Im Hause hock«n, etwas
Staub wisch«», Blumen begießen,
den Canarienvogel füttern, Th«e
aufgießen. Im übrigen nichts thun
als Romane lesen."
„Da wird sie sich prächtig erholen
in diesem herrlichen Bvzen," sagte sie.
„Hier, sehen Sie, Martha, kom
men vi« ersten grünen Blättchen an
den Büsch«» heraus," bemerkte Frau
Willens, während sie durch die An
die Rosen."
„Köstlich!" sagte Fräulein Körner
entzückt. „Und wie wird die sich vor-
Prinzessin."
Willens.
kann, sagt sie: „Nach Bozen. Zu Ma-
Wallbergs!"
„Ja," entgegnete Frau Willens,
„Sehr hiibsch«r Zug!" fand auch
„Allerdings," fuhr Frau Willens
„Ja," fiel Frau Willens ein, „das
Versteht sich."
Mrau Willens fort, „wie stand sie
denn da, die Aermste! Jeden Bissen
Brot mußte sie sich selber verdienen.
Und die lielen Kollegen und Eoll«-
ginnen? Halfen die ihr vielleicht,
Schülerinnen zu kriegen? Nein, im
„War das so schlimm?"
Willens.
„Nein," setzte si« hinzu, „auf Ro
sen war sie wirklich nicht gebettet, das
dauerte es nicht lang«, dann wanderte
d«r zu ihren Eltern. Die lebl«n iu
sehr drückenden Verhältnissen. Denen
Tochter."
müssen, und dabei so schön und jung
sein das ist sicherlich leine Klei
nigleit," fügte sie hinzu.
„Und da nun diese Aufregung da
mals über dies«- Verlobung," sagt«
Frau Justizrath Willens tadelnd,
„viese Empörung! Lächerlich! Ich
glaub«, jedes freundliche Wort, das
man ihr damals gesagt hat, war ihr
eine Wohlthat. Adele hat ihr sofort
ihre innige Freude ausgesprochen."
„Allerdings auf meinen Rath," hätte
sie fast hinzugefügt.
„Das war sehr nett von Ad«le,"
lobte Martha Körner. „Und sehr
klug," dachte sie außerdem.
Die Damen trennten sich; Fräulein
Körner hatte einen Besuch zu ma
chen, Frau Willens wollte sich im
Geschäft von Gebrüder Wolter nach
dem Preise der eleganten Seiden
mullrobe erkundigen, oie sie gestern
dort im Schaufenster gesehen hatte.
Adeles Toiletten warm ja seh:
„comme il saut", ganz modern aus
gearbeitet, hell und sommerlich; aber
wenn es so war, wie es nach Ma
thildes Brief« schien, daß auch d«r
junge unverheirathete Brud«r ihres
Mannes jetzt zu ihnen auf Besuch
kommen würde ... Ja, ganz ent
schieden, Adele mußte doch wohl noch
eine ganz neue elegante Toilette nach
geschickt belommen. Und dieser Sei
denmull die reizende Mode dieses
Jahres wundervoll lustig und
kühl bei der Hitze da untrn!"
„Und außerdem," dachte Frau Ju
stizrath Willens, als si« jetzt wieder
vor dem Schaufenster stand, „er wird
sie ausgezeichnet lleiden. Ihr Hals
und ihre Arme sind ja thatsächlich
schön, und S«idenmull bedeckt sie nur
wie ein seiner, zarter Schleier.
—B eim Heirathsvermitt
l c r. „Also die Dame hat eine Mit
gift von hunderttausend Mark? Da
Fehler hat?" Vermittler: Fehler?
Hau sirer: „Kaufen Sie ei»
Stuck von dieser Seife, meme Gnä
dige; sie verbessert den Teint unb
verleiht der Haut einen zarten, ro^»
„Es ist ein wahres Gliick, daß der
Künstler dieses Gemälde mit sein»
Namensunterschrift oersehen hat, 112»
ist er wenigstens sicher, daß man tl
nicht verlehrt aufhängt!"
Fein heraus. Baron (zum
Diener, der Schulden hat): „Und das
geniert Dich nicht im mindesten, daß
der Gerichtsvollzieher alle Augenblicke
zu Dir kommt?" Diener: „O nein!
Mich haben ja die Leute nicht im ge
ringsten im Verdacht!"
j —Es hängt nach. Lebemann
(zum andern, der die Tochter eine»
Wurstfabrikanten geheirathet): Also.
hoben nach Wurst gerochen.
Ertappt.
„Ich habe ein blondes Haar auf
stammen!" „Unmöglich! Seit vori
gem Winter hast Du diesen Ueber«
zieher nicht getragen und damals war
ich braun!"
In der Küche. Er: Aber,
liebes Frauchen, warum weinst du
denn so? Sie: Ach Gott, ach Gott,
weiß nicht, wann das Wasser kocht.
Gepäckträger: Bitte 10 Pfen
nig für Gepäcktragen.
Reifender: Erlauben Si« mal,
ich habe kein Gepäck gehabt.
päck haben.
Umschrieben. »Sie hab«
doch früher immer mit einem gewisse«
Schmierlovskh Ihre Stücke geschrie
ben. Arbeiten Sie mit dem nicht
mehr zusammen?" Dramatiker:
„Nein! Der Feigling; bei der Auffüh
rung hätte ich immer allein auf dl«
Bühne gehen sollen! ~,