Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 08, 1908, Image 6

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    Die Todfeinde.
Sltzzi aui dem tll»ß ,o>> >»s« Ziffer.
Die Sonne stand auf der weichen
Linie einer Vogesenkuppe und schaute
noch einmal in die Rheiiubene hinaus,
die vom rothgoldenen Lichte iiber
fluthel sich dehnte. Um den Fuß des
Gebirges huschten die ersten weichen
violetten Schatten und spielten mit
dem düsterrothen Abendlicht.
Ein schmales, enges Thal öffnete
seinen Schlund gegen die Ebene und
athmete einen leisen, kühlen Wind
hinab. Aus der sanft fließenden Linie
der Bergkontur hob sich klotzig und
schwer ein Bergkegel, der seinen Fuß
in die Ebene setzte und plump und
«ckig hervortrat. An seine Brust
schmiegte sich ein Bergsiädtchen^fo
Mutterarm. Und der plumpe, gut
müthige Gesell« schützte es vor allen
Eine graue Festungsmauer gürtete
das alte Städtchen. Fahle Moose
deckten die verwitterten Quadern wie
große Flecke, und aus den klaffenden
Wunden des Gemäuers quoll tiesdunk
ler Epheu und umkleidete das nackte
Gestein wie mit einem schweren Man
tel
Unterhalb der Mauer öffnete sich
der Wallgraben. Die Hitze hatte ihn
fast ausgetrocknet, nur ein kümmer
liches Rinnsälchen kroch müde zwi
schen den flachen Kieseln, den Por
zellanscherben, verbeulten Konserven
büchsen und durchlöcherten Koch
töpfen hindurch. Eine Heerdt Kinder
spielte in dem kühlen Grunde. Sie
schöpften Wasser mit den Holzschuhen,
badeten die bloßen Füßen und ließen
Papierschiffchen tanzen.
len'eits des Grabens stand eine
Reihe uralter Linden, lnorrig und
dreitschattend, das war die Prome
nade. Doch nur Sonntags sah man
die behäbigen Bürger hier wandeln,
in den Wochentagen schoben strickende,
schwatzende Kindermädchen ihre Wa
gen in en Schatten, und Abends,
wenn es gan» dunkel geworden, hörte
man wohl ein Helles Lachen, ein kosen
des Flllsttrn und ein gedämpftes
Kichern,
Ueber den Wallgraben schwang sich
in slachem Bogen eine Brücke b.s dicht
an's Thor des Städtchens. Das
Thor war eine Sehenswürdigkeit, der
Stolz der Bürger, so hoch und stolz
gewölbt, und trug einen Thurm mit
Schießscharten, altem, geschnitztem Ge
bälk, vergitterten Fenstern und einer
Sonnenuhr. Das massive Eichenthor
hing schief in verrosteten Angeln und
war mit breiten Beschlägen und rie
sengroßen Schlössern geschmückt.
Rechts und links von der Thorhöh
lung lagen Wachtstuben, deren Fenster
nach dem Graben schauten. Aus der
Fensterhöhlung quoll eine brennende
Fülle dunkelglühender Geranien und
hob sich als lebendige Farbe vom tod
ten Gestein. Ueber dem Thore stand,
in Sandstein gehauen, das Wappen
der Stadt.
Die Sonne schob sich nur ganz
schleppen ließ.
!virthshnuse zu.
Wicht der riesigen Hände, gravitätisch
setzte er die großen Füße nach aus
wärts, mit weitausholenden, schlen
ternden Schritten kam er daher. Di«
verschossene Dienstmütze trug er stets
aus dem linken Ohr nach alter Ula
nenweise, die blauen Augen blickten
gutmüthig-unwirsch unter den stach
ligen Brauen hervor, und der grau
gelbe Schnurrbart sträubte sich dro
hend gegen den Strich.
Der andere trug seinen kleinen,
zierlichen Körper selbstbewußt und
kolett wie ein Mädchen, Er war fein-
langen Collegen nicht bis an
die Schüller. Er hatte ein scharfge
schnittenes, temperamentvolles Gesicht,
in dem die dunkeln Augen noch blitz
ten und bräunten; von der tiefge
bräunten Haut hob sich schneeweiß
der gepflegte Napoleonbari; die
Brauen waren pechschwarz wie ge
malt.
Er ging mit hastigen kleinen
Schritten, die etwas Zielloses halten,
während der Lang« langsam, fast wie
mühsam den schweren Fuß vom Bo
den löste, schnellte er vorwärts und
machte drei Schritte, während der an
dere nur zwei machte.
Der lange Ulan war peinlich
ordentlich und sauber gekleidet, die
Uniform saß ihm straff und falten
los, preußisch knapp und schmucklos.
Der Kleine dagegen trug seine Uni
form offen und bequem wie einen
Schlafrock, und doch lag in der Art,
wie er di: Hände in die Hosentasche
versenkte und die Mütze in den Nacken
schob, eine gewisse leichte, herausfor
dernde Grazie. Ganz langsam und
wichtig schritten sie die Straße hinab.
Ihnen zur Seite schoß glucksend
und murmelnd das Bächlein hin, das
in» Schein der Straßenlaterne golden
schillerte. Einige leck gewordene Bllt
schwert, darin und einige Bündel
schlanker Weidengerten schaukelten aus
dem beweglichen Wasserspiegel. Eine
Frau rang noch eilig ein Wäsche
stück aus, das sie gerade gewässert,
und verschwand, als sie die weißen
Gestalten daherkommen sah. Doch der
lange Ulan hatte sie noch bemerkt,
denn seine scharfen, kleinen Augen
schössen umher und stießen wie Raub
vögel auf alles Gesetzwidrige. Er
räusperte sich laut und fluchn leise,
doch der kleine Franzose lächelte nur
pfiffig nachsichtig. Wenn ein Misse
thäter weiblichen Geschlechts war, sah
und hörte er grundsätzlich nichts.
Der Lange schimpfte daher um so
mehr, denn er war ein Weiberfeind,
und schon aus Widerspruch gegen den
Kleinen herrschte er jede Frau grob
an, die die Ordnung überschritt.
Dafür aber war e,r um so milder,
wenn der neue Wein die Gemüther der
Männer erhitzte und ihr Blut in
Wirbel setzte. Er schmunzelte sogar
verstohlen, wenn die jungen Burschen
stand nun der Kleine keinen
Spaß. Er, der den Rothwein stets
mit Wasser verdünnte, verabscheute die
betrunkene Lustigkeit, und manch ein
„Conscrit" wanderte an seiner Hano
erbarmungslos »in's Prison", wäh
rend der Lange traurig und mitlei
dig dabei stand, das Herz voll mensch
lichen Verstehe»?.
Die beiden zankten sich vom frü
hen Morgen bis zum späten Abend,
sie wechselten kein friedliches Wort
miteinander, unaufhörlich flogen
Stichelreden zwischen ihnen hin und
her. Und doch waren sie unzertrenn
lich und hingen aneinander wie Klet
gewiesen.
Da sie beide unverheirathet waren
und beide in dem alten Wachtthurm
so gemacht, daß sie ihr Leben gemein
sam lebten, trotz der abgrundtiefen
Verschiedenheit, die sich auch nicht mi^
Partei.
Frauen auf seiner Seite und die Un
terthanen aus alter Zeit; der lange
Wilhelm dagegen hatte die wehrhaft«
Jugend hinter sich, die wie er den
preußischen Rock tragen. Nebenbei
konnten die Burschen dem Jacques
nicht verzeihen, daß er ganz gern mit
den Mädchen karessirie und schar-
Am leidenschaftlichsten wurde der
Streit, wenn sie aäf Politik zu spre
chen kamen, und das geschah Mor
gens, Mittags und Abends. Da schrie
der zierliche Jacques, bis seine Stim-
Kleine zusammen und schwieg ängst
lich und verbissen. Aber angezeigt
hatte der .Toofeind' ihn noch nie, ob-
Mit wem hätte er sich auch zanken sol
len? Und überhaupt
Ihre Zimmer waren so verschieden
wie sie selbst.
es
unzahligen Wiederholungen, nur stet»
mit einem anderen ausgeklebten Kopfe.
Auf der Kommode stand ein Biersei
del, daneben lagen einige gewaltige
Granatsplitter. Die eiserne Bettstelle
war sehr dürftig, beinah« ärmlich, das
einzig Freundlich« waren die stark
leuchtenden Blüthen im Fensterrah
men. In einer Ecke stand eine Art
von Hausaltar: in grellblauen Vasen
riesige Büsche trockener Gräser, und
dazwischen hob sich mächtig und im
ponirend das gewaltige Haupt Bis
marcks.
Die Stube des Kleinen sah bunt
und aufregend aus. Dicht aneinander
Beilagen ,u billigen Zeitschriften;
hübsche Mädchenlöpfe und breite Blut
lachen herrschten vor und verriethen
seinen Geschmack, der zwischen dem
Schauerlichen und Lieblichen schwankt.
Die Möbel standen in wilder Unord
nung umher wie ein rebellischer Bolls«
Haufen. Auf dem Tisch stand eine
halbgeleerte Kaffeetasse, daneben lagen
Wäschestücke, eine Flöte, Tabakpackete
und ein Stück Brot, weih und groß
löcherig. Und auch hier in der Ecke
das allerb«iligste: die Büste Napo
leons I. Der Gips war mit Gold
bronze überzogen, es war der grellst«
Fleck in der grellen Umgebung.
Keiner von beiden betrat j« das
Zimmer des anderen. Der Ulan
konnte den Napoleon nicht sehen, ohne
wüthend zu murmeln: „Eigentlich
müßte ich dich anzeigen wegen dem
goldenen Kalb.' Und wenn Jacques
das wuchtige Haupt Bismarcks sah,
ballte er knirschend seine Faust in der
Hosentasche, und seine Augen flogen
funkelnd umher.
Es war ihr täglicher Streit, wer
wohl von beiden der Gewaltigere ge
wesen, Bismarck oder Napoleon. Und
Abends in der Weinstube lauschte alles
ihren leidenschaftlich-begeisterten Aus
führungen, und die Parteien bildeten
sich, und der Kamps wogte hin und
her um den großen Korsen und den
großen Kanzler.
Der kleine Jacques erregte sich, bis
ihm die Thränen in den Augen stan
den; er setzte sich gar nicht mehr hin;
stehend, gestikulirend vertheidigt« er
das Genie des Kaisers.
Der lange Ulan saß steif und be
wegungslos und parirte mit kaltem
Hohn: „So was nennt sich auch noch
Kaiser! So ein Hergelaufener! Wie
kommt so was überhaupt dazu? Un-
Da bewies ihm der Kleine, daß das
Recht des Korsen auf die Kaiserkrone
größer, heiliger sei als ein zufällig
angestammtes, ererbtes! Und seine
Partei murmelte Beifall, sah sich be
deutungsvoll in die Augen und blickte
stolz auf den kleinen, feurigen Mann,
der ihnen erschien wie ein Philosoph.
Wilhelm Mathiet war schwer ge
ärgert. „Ueberhaupt, was ist d«in
Napoleon für ein Kroppzeug! Nicht
mal richtig ausgewachsen! Da stellt
mein Bismarck doch etwaS ganz ande
res vor!" Und die wehrhafte Jugend
nickte und sah ehrfurchtsvoll auf die
gewaltigen Glieder und die riesenhaf
ten Fäuste des Ulanen, der sie kampf
bereit vor sich auf den Tisch gelegt
hatte.
„Er hat die Emser Depesche doch
gefälscht!" Der Kleine stieß sein
Da sprang d«r lange Wilhelm auf
und brüllte wie ein Stier: „Kerl, ich
zeig dich an!"
Und Abends auf dem Heimwege
war wohl zwei Schritt Raum zwi
ßen Gestalt.
men sie auf den Feldzug zu sprechen.
Da lo"en sie b«ide so haarsträubenve
Geschichten zusammen, day vas ganze
Städtchen lachte und über
heln/sicher Bismarck gesprochen, und
wenn JacqueS des Kaisers Pferd ge
halten, so hatte Bismarck dem Ulan
MathieS sicherlich auf die Schulter ge-
und wenn der Morgen in'S Fenster
standen sie mit Ihren Jdvien ganz
freundschaftlich, wirklich beinahe
tung, aus der er neue Weisheit und
neue Streitkraft schöste.
Zwischen den spitzen Knien des lan
gen Wilhelm stand seine Pfeife, und
er rauchte in tiefen, genußreichen Zo>
gen. Trotz der brütenden Hitze war
feine Uniform bis zum Hals zuge
knöpft, und er saß aufrecht, in tadel
loser Haltung. Jacques dagegen
lehnte seinen zierlichen Körper nach
lässig qegen die Mauer. Er hatte sei
in kurzen, nervösen Stößen aus seiner
kleinen französischen Pfeift mit dem
bunten Turkokopf.
Unter der Bank standen In stiller
Eintracht ein Bierseidel und ein halb
geleertes Rothweinglas. Der Ulan
trank in langen, glucksenden Zügen,
der Kleine in unruhigen, hastigen
Schlücken. Sie schwiegen beide, bis
einer in seiner Zeitung eine Ent
deckung gemacht hatte, die er dem an
deren mittheilen mußte, um jeden
Preis. Und wie «in Spielball flogen
bald di« giftigen Bemerkungen wie
der hin und her.
Und wenn ein hübsches Mädchen
voriibergnig, hielt Jacques inne, selbst
in der feurigsten Rede, um ihr wohl
ihm noch düster, drohend entgegen.
In seinem hohen Bette, in das man
nur mit Hilfe eines Stuhles gelangen
konnte, lag der kleine Jacques mit
fieberheißem Kopfe und braun-trocke
nen Lippen. Sein weißes Haar lag
wirr auf dem blaugewllrfelten Kissen,
die Hände spielten und zuckten aus
der Decke, die Augen blickten weit und
dunkelqlühend.
und seit ein paar Tagen saß der lange
Ulan am Fußend« des Bettes mit ver
blüfftem Gesicht und rathlosen Augen.
Seine großen, plumpen Hände waren
so ungeschickt, und je vorsichtiger er
sein wollte, um so mehr zitterten sie
bei jeder Handreichung, so daß das
Glas klirrte und der Inhalt klatschend
Und Mathies biß sich wüthend in
die Lippe und konnte nicht leiser sein,
beim besten Willen nicht. Wenn er
durch die Stube schritt, drehte er die
Füße einwärts und schwebte auf der
äußersten Spitze, doch der schwere
Stiefel knirschte, die Dielen knarrten,
und der Kranke stöhnte leise.
Der lange Wilhelm war fassungs
los. Er hatte darauf bestanden, den
College« selbst zu Pflegen, „denn au»
so 'nein Krankenhaus kommt keiner
lebend heraus"! DaS war seine un
erschütterliche, eigensinnige Meinung,
von der er nicht ließ, obwohl er schon
Kundert Beweis« vom Gegentheil ge
sehen.
Nun saß er am Bette und packte
sorgsam ein riesiges Kissengeblrae auf
die keuchende Brust des kleinen Fran
zosen. begriff gar nicht, wie das
hab es ihm ja immer gesagt, daß die
lange Pfeife gesunder ist. Und er
nickte heftig vor sich hin. „Das kommt
ständiger Mensch thut sich doch kein
Wasser unter seinen Wein. Das
kommt von dem ollen, weißen,
Fauste und sah drohend In das große
Und MathieS biß die Zähne auf
einen kühlen Trunk ein. ttank
gierig. D«r große Kopf d«S Ulanen
sank gegen den Bettpfqjten, und
ken füllten die klein« Stube. Und der
?eise und neckisch raschelten.
Der sterbende Jacques lag mit offe
nen Augen. Er blickte starr in die
lässig! „Napoleon Bonapart«, Napo
leon Bonaparte!" Wie ein Gebet,
wie -ine Zauoerforme. klang es,
Wilhelm MathieS erwachte plötzlich.
Er sah die weiten, offenen Augen set-
Der Kleine hielt seine Hand mN
mattem Griff und bohrte seinen Blick
ln den Augen des Sterbenden
loderte eine heilige Gluth, es klang
wie ein Aufschrei: „II <>« t plu»
Bismarck." Mit lauter, fester Stim-
Wilhelm Mathies saß wie ein Ge-
Augen blickten haßerfüllt in das
Nacht. Und als Morgenlicht
über sein Gesicht. „Es schadet nichts!
Dir schadet das doch nichts, alter Bis
marck, und der arme Kerl da ist we-
Die verfehlte Hoch eit.
Di« lleine fidele Gesellschaft saß
arzt. .Ich wette, Sie haben noch et
was für uns in petto."
„Na, hübsch ist es eigentlich nur
M., dem Heirathseldorado verschulde
ter Junggesellen. Ich selbst wohnte
die Nacht durzukneipen und mit dem
Frühzug zu fahren. Ich verließ mich
Gras?" Mein Bruder fsgte: „Lie
müssen Sie —"
„Aufwecken! Gewiß, wird gesche
hen!"
»Aufwecke«? Mensch, sind Sie noch
!ten täuschen Sie sich gottlos. Mit
zehn Eimern Kaltwaff«r, in Eis ge
kühlt, geht eS allenfalls. Nein, schmei
ßen Sie ihn einfach raus. Wird er
gar nicht wach, um so besser, auf dem
Bahnhof wird man sich schon seiner
annehmen; außerdem hat er da noch
ihn raus, und wenn er noch so sehr
tobt! Kosten usw. ersetze ich natür
lich. Und achten Sie bitte nach Mög
lichkeit darauf, daß ich selb' bei der
nicht aufgeweckt
genes Kupee und legten lins jeder
lang auk das Polster. Ich hatte eine
auffallend getigerte Reisedeck«. Der
theil, wickelte mich sorgsam in die
Decke und drückte mir die Mütze in
ocr Stirn. D«r Zug fuhr schon, als
stand, über sein schlechtes Polster
schlafen, außerdem verlobst Du Dich
morgen mit IM.VVI) Mark." meinte
er und schob mich stöhnend auf seine
Bank. Dann nahm er mir ohne wei
teres Deck« und Mütze fort. Das em
pörte mich sehr; aber mein schwacher
Protestoersuch wurde zugieick mit mir
selber durch die als Waffe benutzte
Decke niedergeschlagen. Schließlich
Ich schlief und schlief. Einmal
träumte ich wohl etwas von einem
Eisenbahnunglück; ich hörte ein ent
setzliches Krachen, Schreien und Brül
len; aber mit der seligen Apathie der
Betrunkenen schlief ich weiter, fest
berührende Hand auf meiner Stirn.
Ich träumte mit glücklichem Gefühl,
es wäre meine Braut.
mich noch schlafen, mem
„Nee, nee, H«rr Graf, wachen
Sie bitte auf, wir sind in Aachen!"
In Aachen? Im Nu war ich wach
und torkelte zum Fenster Wahrhaf
tig, Aachen! Einen Moment sah ich
nichts wie Blut und Feuer vor Au
gen. Dann brach daS los:
„Sie Halunke, Sie Mörder, Sie
Roßschädel, Sie multiplizirtes Rinds
vieh. . .!" und eine Zehnminuten
werden und auf mich zustürzen.
Plötzlich blieb er wie festgeleimt ste
hen. „Aber die Tigerdecke und Rei
semütze, . murmelte «r nachden-
Sie!"
„Na, nu hören Sie man auf, Herr!
So schimpfen wie dir. den wir in
nen Sie noch lange nicht!"
Ich schwankte in den Wartesaal, wo
ich mich hülslos und zerschlagen nie-
und näherte sich mir mit der Miene
innigsten Mitleids.
„Mein H«rr, es thut mir aufrichtig
leid; aber die Decke. . . Hier sind
„Behalten Sie sie Sie Ka
mel!" brauste ich mit letzter Kraft
auf.
niederträchtig grinsend.
„Herr Graf, sind Sie und Ihr
Bruder Zwillinge? Ein Jeist und ein
Mund. Verzeihung, darf ich sonst
scheren
Morjen!"
sich zeitlebens sehr schuldbewußt
5 fühlte, war es so, als ob ich selbst
die Millionen seiner Frau geheirathet
, hätte."
Oekonomisch. Hausfrau:
Anna, machen Sie aber heute di»
haben?"
Barthel: „Du, Sepp, da steht
absolute Majorität. Was ist denn
das?"
Sepp (Bursche beim Major):
„Absolute Majorität? Das wird wohl
die Frau Majorin sein."
Di« Einzige. Nachbar:
„Wo is Dei' Vater, Hausl!" Hansl:
„Der liegt im Hett!" Nachbar: „So
„Noa di« Mutter flickt ihm d'
Hos'n!"
Sie versteht's. Zkanthippe
(als die Rednerin in der Frauenver«
sanimlung sagt, man müsse den Mann
an das Haus zu fesseln verstehn):
„Ganz «cht hat sie, m«in«r hat schon
drei Jahr« keinen Hausschlüssel
'kriegt!"
Feine« Com»limen».
Herr (im Schlächterladen): „WaZ
nehmen Sie für di« Schweinsohren,
Fräulein!"
Verkäuferin „Dreißig Pfen
nige!"
Herr (verlebt): „Ach, Fräulein,
für die Ihrigen kriegten Sie noch
nicht den z«hnt«n Theil!"
Platonisch. Minna- „Wo
dienst Du denn jetzt, Anna?" Anna:
untreu jeworden is, bin ick bei'n Mi»
litärschneider in Dienst jegang«n; da
kann ick mir doch wenigstens an die
Umformen sattsehen!"
Bosbast.
Er: „Studiren liegt mir nicht;
deshalb bin ich Offizier geworden."
Sie: „Ich verstehe. Was man
nicht im Kopfe hat, muß man in den
Deutlicher Wink. Herr:
„Ist das hier n>M Ihre Lieblings-
Plätzchen, Fräulein Irma?" Fräulein:
„Ja, hier sitze ich immer so gern
Kindlich« Anschauung.
Kl«»» - Lieschen: „Der Strauß ist
doch 'n recht Dummes Thier." Ma
ma: „Warum?" Kleins - Lieschen:
„SLenn ich so schöne Federn hätt«, ich
trivge sie alle auf dem Kopfe!"