Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 24, 1908, Image 2

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    Kaufmann (zum Hausirer, der ihn schon lange belästigt hat, wü-
Lhend): „Nun, machen Sie aber, daß Sie fortkommen, sonst sollen Sie
wal etwas erleben..., na, wird's bald?"
Hausirer: „Jetzt hab«n Sie m«r erst neugierig gemacht!"
Ein „geweckte»" Mädchen.
1.
2
S
Macht der Gewohnheit.
(im Contor. den Bri«f an
«SS umarmt und küßt Dich, mein
H«rziges Frauch«n, Dein Emil Kohle,
Bliemchen A Co."
.Dal ist brav, Weiberl, daß Du
»k Bliimerln fleißig gießt b«i d«ra
Nicht abzuweisen. Hau
sirer: „Kaufen Se mir ab 300 Lieder
zum Mitsingen for nur 10 Pfennige."
Hausirer: .Nu, singen Se. so gut Se
Reflexion. Student, als
der Geldbriefträger am Ersten ge
müthlich seines W«ges kommt: „Wie
langsam, der Mann hat keine Ah
nung, wie viel schon drauf warten!"
Ansichtssache.
Frau: „Du, Emil, wir muffen
auch die Kurtaxe bald bezahlen."
Mann: „Ach was, Kurtax«, Du
kannst Dir die Kur auch ohne Taxe
schneiden lassen."
U« be rtr os s« n. A.: „Denk
gesetzt; das ist doch arg!" B,:„O
—B olksth U m lichkeit. Wirth
Gvtt"! Im Winter lömit Ihr
WM?!"
ka ja so net r«it'n!"
Unter Freunden. A.:
„Denke Dir, ich hab« seit den fünf
Jahren, in denen wir uns nicht ge
— Moderner Artikel. A.:
Fabrik da?" B.: „Was wird sie ma
chen? Deficit!"
.Na, wat siehst« mich so im, hast
wohl noch keeu, uuiget Mädchen ge
s«h'„,"
Die Brider.
Und so schön ist die Welt, so schön.
Man merkt's erst, wenn man ster
ben muß...
Götz Bulthaupt, der Ulm«r Raths
herr und Großtausmann, ließ den
matten, trüben Blick seiner blutunter
laufenen Augen in die Weite rings
um gehen und zog mit zitternden
Händen die Enden seines zers«tzt«n
Wamses zusammen, in dem noch der
Riß klaffte, durch den des Aggsttiner
Knappen kurzes Schwert gefahren
war, als sie ihn niederwarfen auf
staubig«? Straße.
Martin Bulthaupt saß mit hochge
zogenen Knien auf der Felfenbank.
die jäh in die schwindelnd« Tiefe fiel
und nickt«: „So mögen die alle ge
sprochen haben, Bruder, die vor uns
kamen, und die uns nun schweigende
Genossen sind bis ans Ende."
Er warf ein paar umherliegende
zermürbte Ripven, welch« die G«ier
gelassen hatten, hinaus in die blaue
Luft, daß sie in wirbelnden Kreisen
Als breit silbernes Band kam von
links die Donau durch die grünen
Wälder geschlichen, thalab, längs der
Straße, die sichere Rettung bot, lagen
nicht Wälder und Schroffen dazwi
schen, wohl an die tausend Fuß.
„Und ich will nicht! Und «s kann
nicht sein! Wie «in Vieh aus dem
Leben gesperrt, ohne Speise und
Trank! —" Götz Bulthaupt schlug
jäh in' Höhe stiegen neben dem
schmalen „Rosengärtlein", auf dem
der Raubritter Feinde ein kläglich
Ende fanden, „ich hab' ihnen doch
nichts gethan und du nicht! Es
muß «in Spnkzkbilde meiner Sinne
sein; gebt Brot, Leute, Hilfe!
Bulthaupt umschlang sei
Mit einem dumpfen Stöhnen glitt
s«n Fels, „so bleibt nur der Tod! —"
Martin Bulthaupt nickte, erstand
hochaufgerichtet, daß sein Mantel im
Beute herbeiführte. Martin Bult-
Höhe/
den?"
„Und mein ganzes Leben umsonst?
Alles vergebens, was ich gethan?
Mein Haus und mein Geld, mein
todt, ohne Glockenllang und Priester
spruch in Vit Grube? Ist's nicht ge
nug, daß sie meine Güter stahlen,
Gesinde erschlugen? Götz Bult-
Martin Bulthaupt lachte:
„Du kannst den Hader nicht las
sen." Er formte die Hände hohl und
nenglast, der sie umwob, „will sehen,
Martin Bulthaupt stand aufrecht,
und wieder ging sein Blick in di«
Weite, derweil di« Rufe feines Bru
ders sich an den Felsen brachen.
Nun schrie der schön« Götz um
Hilfe aus tiefster Noth, und niemand
hörte ihn, wie seinerzeit er selbst
stumm und unthätig geblieben war,
als sein Bruder Martin aus heißer
Seelenangst gefleht hatte, damals,
als seines Vaters trotziger Familien
sinn ihm das Erbe vorenthielt, weil
te aufgeschäumt, als das arme Kind
zur Welt kam, oas Kind eines Bult
haupt mit des Scharfrichters Tochter,
die draußen vor der Stadt im übel
der Richtstätte. Im Wochenbett starb
die Mutter, doch Martin Bulthaupt
mand williger und billiger ihm
Dienste that. Nie war Martin in sei
nes Bruders reichem Hause gewesen,
reichen Hauses.
Götz Bulthaupts Stimm« verklang
mit leisem Echo in den fernen Do-
Ausdruck traten seine Augen auS ih
„Willst du wirklich warten, bis
„Was sonst...?"
„Wo wärst du?"
der!"
„Verzeih mir, Martin, 01l daS
Böse, das ich gethan, ich hab' es
hundertfach gebüßt, hier oben in eis-
Mit stierem Blick« Hinz Götz an
seines älteren Bruders Lippen. Es
war die stumme Zwiesprache zweier
„Ein Stück Griffel ist alles, waL
meinen Sünden, verzeih mir, <lott,
>-vas ich gethan!" In thränenlosem
Schluchzen wand sich der starke Mann
„ich war ein armer, sündiger Mensch,
ein Schwächling, der an keine Vergel
tung glaubte."
Martin Bulthaupt beugt« sich in
tiefem Mitleid nieder, seine mageren
Hände glitten über seines Bruders
thränennasse Wangen:
„Sei stark, Götz, wie du es sonst
immer warst; das Sterben ist nicht
schlimm, es ist die größte Wohlthat
für uns Menschen, nur die Angst vor
dem Tode macht dich feig!" Er zeigte
mit dem Arme ringsum, „wer kann
Es gibt ferne Länder, in denen feu
rige Gluthen aus dem Boden quil
len und alles zerstören, ganze Städte
liegen so unter unfnen Füßen in
Schutt und Staub. Alles, was wir
alt nennen, war einst neu und dünkte
den Menschen unübertrefflich, und
daS Beste, da» wir haben, wird unse
ren Kindeskindern ein Lächeln abnö
thigen ob unseres Unvermögens. Die
feste Burg, die uns in den Tod treibt,
wird ein Trümmerhaufen sein, den
unsere Nachkommen mit Musik und
Lachen aufsuchen, um die Aussicht zu
genießen von eben dem Felsstück, das
uns heute verzweifeln läßt."
Ein unstetes, flackerndes Feuer flog
in ven finsteren Augen auf. „Sie
werden durch die Lust fliegen und in
die Erde steigen, sie werden den Blitz
bändigen und Meere verlegen und
doch wird dies alles vergebens sein,
sie werden sterben, wie wir es thun,
und nichts wird bleiben von all' ih
rem Geiste in der Welt. Nichts!
Nichts! Denn nichts ist ewig!"
Der schwere Mann an seiner Seite
stöhnte auf, dann kam es röchelnd von
„Denn nichts ist ewig, sagst du?
Und die Schuld? Die Schuld,
si« ist nicht ewig? Martin,
verz«ih mir, was ich that, und laß
mich leben, leben." Er um
faßte feinen Bruder mit zuckenden
Händen, „ich habe schlecht an dir ge
handelt, schlechter als du meinst.
Ich hab' dich um dein väterliches Er
be betrogen, um reich zu sein, ich hab'
Vaters Willen nicht gethan, denn er
war auf dem Todtenbett anderer
Meinung alz damals, als er dich ver
stieß." Er schrie jäh auf, seine
Augen starrten in Todesangst über
die schwindelnde Weite „ich seh'
die Augen VaterS wieder, als er zu
sprechen anhub: „Alles Unrecht ist so
klein vor dem Tod. Zerreiß den
Brief, der dem Martin sein Erbe
nimmt, den ich im jähen Zorn des
unvernünftig«!! LtbenS schrieb. Er
soll dich, den jüngeren, gut halten, ich
verzeih' ihm, er soll es mir auch
thu»" daS waren Vaters letzte
Worte gewesen, und du warst fern.
Ich aber schwieg und handelte nicht,
so fanden sie das Schreiben, das mich
zum Erben fetzte." Er ver
grub sein Antlitz in den Hänven,
„verzeih mir, verzeih mir."
Todtenstille ist um die beiden auf
einsamer Felsplatte in fallender
Nacht. Durch den Nebel rauchen die
W«iler, klingt rein und mild das
Abendläuten von fernen Dörfern.
Vom Himmel leuchten die ersten
Sterne. Dann bricht mit ruhiger
Stimme Martin Bulthaupt das
die Rechte hin: „Alles Unrecht ist so
klein vor dem Tod«, das ist auch
meine Antwort."
Mit einem Aufschrei umklammert
Götz seinen Bruder, sie halten sich
schweigend umschlungen. Dann suchl
er mit hastigen Händen den Fetzen
Pergament und den Griffel. Beim
unsicheren Licht schreibt er mit sichere-'
Züg«n:
„Ich, Götz Bulthaupt, Großlauf
mann und Rathsherr aus Ulm, testi
re bei klaren Sinnen, angesichts mci
väterlichen Erbes an meines Bruders
unmündiges, außereheliches Kind
falle, da ich in fündiger Gier meines
Vaters letzten Willen nicht achtete
dig!^— Mein Weib ist reich von ihrer
Familie aus," setzte er hinzu.
Dann reicht er das Schreiben seinm
Bruder.
„Armes Kind," sagt de:, „ohne
Vater und Mutter, und nur reich."
„Sie werden das Schriftstück bei
unS finden," sagt Götz, „und es nach
bei mir genauer zusehen." Er bin
det mit der Schuhschnalle das Per
gament um seinen Hals. „Bruder,
Noch einmal »Wischlingen sich beide,
sie ruhen Brust an Brust. Vom
hohen Thurmzimnier fluthet Licht in
kannen. die auf den Eichtischen häni
„Jch danke dir, Brud«r," sagt
Götz. >
delnde Tiefe dumpf komm!
der Widerhall d«S schm«tt«rnden Fal
les herauf zur «infamen Höh«.
Vr-Mke«.
Tourist (der früh geweckt sein will zum Wirth): „WaZ wollen Sie
denn mit dem Hahn im Käfig in meinem Zimmer?"
Aufklärung. Sommer
frischler: „Ist d«r S« an dieser
Gklle tief?" Bauer: „Ah. werd nit
gar so tiaf sein. Bas d' Leut' d'rin
Amanand schwimma, schaut allemal
'I Köpf'l außa!"
Aus dem Kränzchen. .Ei
ist skandalös, wie die ProfessorSwitt
we mit der Wahrheit umspringt! Da
spricht sie immer von ihr«m unvergeß
lichen Gatten und er ist doch so
vergeßlich gewesen!"
B läm bel: „Er bildet Spalier, Herr Feldwebel!"
Aus dem G«richtssaal.
Angeklagt«! Einbrecher (vor Beginn
d«r Verhandlung): „Bitt« g«horsamst,
d» Oesfentlichkit auszuschießen ...
das Puiblikum erfährt sonst all« mein«
Trickö!"
—B «schw«rde. Hotelgast: .Vor
dem Souper hat man dr«i Zeichen
auf dem Gong gegeben. Dann kam
dai Souper: zwei Gänge. Herr Di
rektor, ich möchte lieber einen Gang
nichr und einen Gong weirdger."
«»«haft.
Wirth: „J«tzt hab« ich sogar in meinem Weinkeller Ratten!"
Gast: „Werden wohl Wasser-Ratten s«in!"
terchen (vor dem Spazierengehen):
.Mama, meine Handschuhe sind ka
put; soll ich sie stopfen oder soll ich
wir die Fingersvitzen mit Tint«
schwarz särbrn?"
Frech. Ein Bedient«! aß un
längst Austern, welche für seinen
Herrn bestimmt waren. „Weißt Du,"
fragte dieser, »was sich eigentlich
daraus gehört?" .Ja, ja." antwor
tete der Diener, ,«ine Flasche Wein!"
«»»h-s«.
.Warum besucht Ihr« Freundin kein« Bälle mehr?"
.Der Arzt Hai ihr das viele Sitz en verboten.'
Am Telephon. Chef (sich
tend, der sehr durch die Nase spricht):
„Ich verstehe kein Wort! <Me müssen
die Nas« etwa! mehr cm d«n Apparat
halten!"
Immer im B«ruf. Uhr
macher (als s«in« Geliebt« wiederum
zu spät zum Rendezvous kommt): ,O
w«h, jetzt hab' ich ste kaum zwei Mo.
nat', und st« fängt schon an nachzu«
gchen!"
K«nnz«ichen. OffizierS
bursch«: „Zch d«nke immer, mein
Leuwant heioatdet bald ... «r «r
-brennt die Mahnbriefe gar nicht
mehr!"
Poesie und Prosa.
Junger Mann (deklamirt): »Lieblich
war die Maiennacht" etc. Du
kennst doch Lenau ...?" Kleine
Berlinerin: „Linau Lenau
Raffinirt. Rrgisseair: „Das
Vvlksgemurmel war heut« wirklich
ganz ausgez«ichn«t!" Direktor: ,S«h'n
Sie, wär' ich d«n K«rls nicht die Gag«
schuldig geblieben, hätten ste lang«
nicht so schön gemurmelt!"
Im Eifer. »Haben Sie,
Herr Direktor, tüchtig« Schauspi«ler
bei Ihrer Truppe?" .Und ob!
Da ist mir zum B«ispi«l neulich ei
ner im Eifer als alt«r Moor im
Hungerthurm wirklich verhungert!"