Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 20, 1908, Image 6

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    Ter Hannes.
Mit neugierigen Augen lugte die
Morgensonne in die schinale Schneise
hinein, die sich vom Jochweg fast den
ganzen Hang bis zum Thal in schrä
»er Richtung hinab zog. Tiefe Stil
k, die nur selten durch einen Vogel
schrei gestört wurde, herrschte hier,
wo auf halber Höhe vor einem dich
»en Unterholz ein äsender Bock stand,
dem zur Seite eine Geiß kauernd im
Hlrase lag. Der warme Sonnenstrahl
huschte von Baum zu Strauch, von
Busch zu Halm und wob in sein
goldiges Gesunkel die blitzenden Dia
manten der Thautropfen. Ein tief
blau«! Himmel wölbte sich über die
Lichtung.
Plötzlich knackte es in den Zweigen.
Das Reh sprang auf. Mit spitz vorge
schobenen Ohren äugten Bock und
Äeiß in der Richtung des Schalles,
terholz abzuziehend Eichhörn
chen, die im lustigen Spiel einander
auf dem Bod«n haschten, erklommen
hurtig den nahen Föhicnstamm und
detrachteten vom sicheren Ort des ho
hm Baumwipfels aus den
nr, der soeben die Schneise betrat.
Es war ein junger Bursch von
höchstens 26 Jahren, mit aufgewir
beltem Schnauzer und verschmitzt Kli
man kriimnn und streckt, im Nacken
«uf und ab wippte. Das Gewehr hing
schräg über dem Rücken, die linke
Wirthschaftshofe, an den das Acker-
Gchaust?"
Hübsche Hofer-Dirn den Morgengruß
«ntbietet. Wo soll's denn hingeh'n
io aller Früh?" Mit ausgestreckter
Mädchen zu, das mit schelmischem
Lächeln die Rechte ergriff.
„Die Ursch«l zur Hilf' bestellen.
„Was d' sagst! R«in nix weiß ich
„Glaub'S wohl. Gestern Nacht sind
böhmische Musikanten im „Andreas
eingekehrt und die wollen
Mittag geht es los. Wirst auch vor
sprechen, Hannes?"
„Aber gewiß, Schatzerl. Und den
erschien Tanz strampeln wir mitein
«uid'."
„Bischt ein einbildet» Bub, Han
nes. Meinst, ich miißi' noch „Dank
«schien Tanz anbietest, he? Nix ischt.
Den hab' ich schon dem Wastl ver
„Hm! Eine noble Freundschaft
bas mit dem Dorftrottel! Kannst
stolz sein d'rauf, lieber Schneck.
Schad', daß der Wastl keine Fliegen
ischt. Ein Beinl umS andere thät ich
ihm auszupfen für die Ehr'."
„Bischt leicht eifersüchtig, Han
nes?"
„Kunni man nicht? Das Zenzerl
vom „Andreas Hofer" gehört mein
«nd niemand anderem. Mir derf kei
ner ins Gehege steigen, sonst dreh ich
mein Hüterl um."
„Schau, schau, was der Hannes
für ein Scharfer ischt. Das hab' ich
«och nie nicht gewußt. Mußt halt
zeitig am Tanzboden sein, leicht
bischt dann vor dem Wastl da. Und
«un, behüt Gott, Hannes, hab' mich
Phon zu lang verplaudert."
„B«hüt Gott, Schätzers Und der
«rschte Tanz?"
„G'hört mei'm Bub'n." Leise
hatte das Mädchen dies erwidert,
«nd nun dreht« eS sich rasch um und
«ilt« den Weg hinauf, der am Wal
bessaum entlang zum Häuschen der
«lten Ursula, einer Wittwe, führte,
während der Forstgehilfe der Dirn
nachblickte.
„Eine mudlsaubere Dirn, mein zu
künftiges Weiberl. Wenn das Glück
qlatt." Als Hannes über den Hof
schritt und durch die Thür« mit der
Aufschrift „Verwalter" in das Bu
reauttat, sah er sich schon im Geiste
»Andreas Hofer", dem einzigen
Wirthshause im Dorf.
Wie ein Lauffeuer hatte die Kunde
sich verbreitet, daß wandernde böh
mische Musikanten ihre Zeche abzu
blasen beabsichtigten, und noch war
es lange nichi Mittag, da füllte sich
bereits die Schenke. Leitenbach, wie
Im ersten Stock stand ein Po-
Seiten des Saales reihte sich Tisch
ren Schönen einen kühlen Trank kre
denzten. Für alles war auf das Beste
gesorgt, und als um Punkt zwötj
Uhr die Musik zum Tanz einlud,
herrschte eitel Lust und Fröhlichkeit
s l eines Bockes, den er sich ob des
prachtvoll gepeilten Geweihes zum
gelegentlichen Abschuß auserseh«n
über die Holz- und Samenberechnun
g«n d«s Försters. Als daher Hannes
den Trompetenmusik. Noch stand der
Bursch an der Thür«, das Gewehr
auf dem Rücken, da wirbelten zwei
Und wann «r ein Jager ischt,
Ischt 'S noch viel mehr g'feit.
Hannes ließ sich nicht verblüffen
ihr ein« Runde zu ta^en.
„Geh, Bub, um schi«ch« Dirndln
darfst nicht werben. Es kunnt Dich
leicht gereu'n aft," rief ihm naserüm
schickt seinen Armen aus.
„Wirst doch nicht Harb fein woll'n
wegen d«m G'stanzel, Schatz! ES
war doch nur Spaß." Begütigend
sagte «S der Bursche und folgte den
ungestört weiter tanzenden Mädchen,
ohne auf die Püffe der anderen
Paare zu achten.
„Die Weif' kennt man. Ich will
nix nicht mehr wissen. Und damit
basta."
Als Hannes sah, daß er auf diese
Art nichts ausrichten würd«, li«ß er
von seinem Drängen ab und setzte
sich an einen der Tische, an d«m
Toi.:, d«r Großknecht vom Gute,
saß,
Dirn? Ja, Bub, wer das schnuckrige
Ding einsangen will, der muß was
ganz Rares fein. Die ist obenaus."
„Kannst D«ine Pfiffigkeit verkau
fen, Toni, wenn Du sie los sein
willst. Ich bin mir allein Manns ge
nug. Hoser-Wirth! Lang' mir
meinen Stutzen herüber und bring'
mir «In S«idel."
Di« Füße übereinander geschlagen,
d«n Kopf auf die Hand gestützt,
wandte Hannes kein Auge von dem
n«n Tanzpause mit der Freundin in
einer Fensternische stand, und einem
sich nähernden Burschen etwas zurief,
Zenzerl den Wastl hat abfahren las
sen? Die hat «in Mundstück, Du!
Ganz g'schamig ist er geworden, der
Bub'."
„Langen hätt« sie ihm eine müs
sen, dem Lackel, dem damischen."
„Hui!" Der Knecht pfiff zwischen
den Zähnen. „So st«ht's. Kunnt
mir's leicht denken auch. Wem ver
dreht das Zenzerl nicht den Kops!"
„Nix nich angehen thut es Dich,
Toni. Und w«in Du noch einmal
vom Dirndl sprichst, ist's aus mit
der Freundschaft zwischen uns. Merk'
Dir's."
„Meintswegen. Jeder kann dumm
thun auf seine Weis'."
„Warum denn so tramhappert,
Hannes?" Der Wirth stellte ein volles
Glas auf den Tisch und setzte sich an
die Seite des Forstgehilfen. „Hast
ein Haarl im Tanz gefunden, he?"
„Laß mich aus, Hofer-Wirth. Dein
Zenzerl ist eine Falsche."
„Nein, so was auch! Hast Dich
verkracht mit der Dirn? Na wart'.
Ich werde ihr 's Köpfchen wieder zu
recht rücken. Oho! Der jung« Herr
Graf?" Hurtig sprang der Wirth auf
und eilte zum Eingang, um den eben
eintretenden Sobn des Gutsherrn zu
begrüßen.
Der Graf "tng zum Podium.
reichte den Musikanten «In Geldstück
und schritt quer über den Sackl zur
Tochtel des Wirthes, um sie zum
Tanz aufzufordern. Die Musik setzte
ein, aber keiner der Umstehenden ge
traute sich, dem Beispiel des stattli
„Der war ihr nicht schlecht genug,"
murmelte der Forstgehilse zwischen
den Zähnen und klopfte leise mit der
„Habe ich Dir nicht gesagt, daß
sie obenaus ischt, die Dirn? Die
zwei passen aber auch fein zusammen,
lassen, Schau doch, wie der Herr
Graf seinen Arm ums Zenzerl
schlingt! Ja, ja, der versteht's,"
.Das Maul halt, Du Sackre, und
mach rnich nicht wild! Du, wenn der
„Komm hinaus, Hannes, auf das
Feld. Ein eifersüchtiger Bursch paßt
auf kein' Tanzboden nicht."
„Recht hast, Toni. Besser ischt,
wenn ich gehe. Hier, Hoser-Wirth,
ischt mein Zechgeld. Adjeß."
„Hannes! Hier bleibst! Das ischt
ja rein aus der Weis," rief verwun
dert der Wirth dem die Stiege Hin
abeilenden nach. Doch der gab keine
Antwort.
„Unten vor dem Hause drückte er
dem Großknecht die Hand." Behüt
Gott, Toni. Hinauf muß ich auf's
Joch. Wenn ich mein' Ruh wieder
habe, komme ich zurück." Hastig
querfeldein zum Walde.
„Ja. ja. Die Lieb' und Narreihei,
zwei Ding und doch einerlei," philo
immer schallten von den offenen
Saalfenstern des „Andreas Hofer"
die Juchzer der Tanzenden auf die
Schaaren herumtollten. Der junge
Graf, der sein Gewehr sich hatte
bringen lassen, befand sich längst auf
einer kleinen Pürsche im Walde, und
auch Zenzi war bald nach dem Weg
beiden beeinflußt« jedoch die ausge
lassene Fröhlichkeit der tanzlustigen
Jugend «bensowenig, wie die ständig
„Was ischt? WaS gibt es?" ertön
ten die Fragen im Chorus.
„Der junge Graf ischt todt. Er
schossen ischt er aufgefunden worden
Bestürzung.
„Der Graf erschossen? Bon wem
denn?" erscholl es durcheinander, und
plötzlich fiel die allen so naheliegend«
Frage: „Wo ischt Hannes?"
„Auf 's Joch 'nauf ischt er," ant
wortete Toni, der Großknecht. „Und
wo, sagst, ischt der junge Herr ge
funden worden?"
„In der Schneise, unweit vom
Jochweg."
Ein Stimmengewirr hub an. auS
„Aft ischt Hannes der Mörder!"
„Hannes" Beilei! Der thut kein
Würmel dertreten."
„Ischt er o«nn nicht wüthig fort
gegangen? Hat er denn nicht ausge
schaut, als wollt er den Herrn Grafen
fressen vor Zorn, daß das Zenzerl
un ni I mit ,hm getankt
„Wohl, wohl! Und doch hat er's
Kugel gefunden ischt, dann wird
stch's zeigtn, ob sie in den Lauf von
Hannes fein Stutzen paßt. Ast gibt's
kein' Widerred' nimm«r."
„Ja, erscht abwarten."
Als hätten diese Muthmaßungen
den Verdächtigen herangelockt, stand
Burschen.
„Derf ich auch wissen, was es so
eifrig zu dischkutiren gibt?" fragte
er mit harmloser Miene.
Mädchen zurück, und mit einem Blick
„Was es gibt, will ich wissen!"
worden," begann Toni, als der Mu
thigste, iu erklären.
„WaS sagst? Der junge Graf, er-
l b h
„Was soll das heißen?" fragte er
gar nicht möglich!"
„Nix nicht ischt, Hannes. Aber
komm' mit zum Schloß. Leicht, daß
kreten müssen. Die Welt ischt halt
das Ärgst'."
einer wagen sollte, mir was
Schlecht's auszudischkutiren, ast weiß
ich, was ich thu'."
Infolge dieses Zwischenfalls war
Als der Forstgehilfe mit dem
schweren Amt zu unterstützen. Wer
daher wissen sollte, was zur Aufklä
rung dienen kann, der soll sich mel-
Stille. Fast die Athemzüge jedes
Einzelnen hätte man zählen können.
Da ließ endlich die Stimme des
Forstgehilfen sich vernehmen:
„Mir deucht, daß der Toni 'was
zu sagen hätt', denn..."
„Du mein! Was soll ich zu sazen
haben? Ich weiß doch auch nur, daß
etliche Bub'n den Hannes verdächtigen
und mich mit hineinziehen wollen,
weil ich mit ihm die letzt« Zeit zu
sammen gewesen bin."
„Das ischt aber sehr wichtig. To
nt. Tritt Du mit dem Hannes in
diese Stube, und ihr anderen geht
in jene. W«nn ich von dem einen
wollen, lasse ich ihn rufen." Diesem
Befehl- wurde sofort Folge geleistet.
Dem Forstgehilfen war trotz seines
Unschuldsgefühles recht unbehaglich
zu Muthe, als er dem Gendarmen
gegenüberstand.
„Also, Toni, was weißt Du von
der Sache?"
Nixnich thu ich wissen, was die
Sach' selbst anbelangt. Ich kann bloß
sagen, daß der Hannes auf den jun
gen Herrn bös war, weil der mit 'm
Zenzerl getanzt hat. und daß er auch
auf dem Joch gewesen ischt, wo de»
Herrn Grafen di« Kugel getroffen
hat. Das wissen auch die Bub'n
draußen, die den Hannes bezichtigen "
Hastig kritzelte der Gendarm seine
Notizen in das Taschenbuch.
„Woraus schließt Du, daß der
Hannes auf den Herrn Graf schlecht zu
sprechen war?"
„Er hat zu mir gesagt: „Wenn d«r
junge Herr ein Eichkatzerl wär' und ich
ein Stößer, wa» meinst, was ich
thät'?"
„Das ischt allerdings verdächtig.
Giebst Du zu, Hann«S, dos gesagt zu
„A."
„Als der jung« Herr vom Tanzbo
den weggegangen ischt, bist Du ihm
nachgegangen?"
„Nein. Ich ging vor ihm weg."
„So, so! Nach dem Jochweg?"
„Ai."
„Hast Du gewußt, daß der Herr
Graf auch dort hinauf gehen will pür
fch-n?"
Du bist ihm auch nicht begeg.
„Nein."
hättest Du ihn gestellt?"
„DaS dad weiß ich nicht."
„Aber Du giebst die Möglichkeit
zu?"
„Das das weiß ich nicht."
Amt. Ich muß meine Pflicht erfül
len, wenn eS auch schwer fällt."
„Mich willst verhaften? Ich hab'
doch nix nicht gethan! Seel' und Gott,
fragte der Vater des MiidchenS:
„Was weißt denn Du von der
Sache?"
„Nicht Harb sein, Vaterl. aber der
Hannes kann nicht ain Joch gtwesen
„Kreszenz!" „Ah!" „So?" ertönten
„Zenzerl, herzlieb««, gutes Zenzerl!"
rief Hannes mit vor Rührung erstick
ten Händen auf das mit gesenktem
Kopf dastehende Mädchen zu. i,Ein
solches Opfer darfst mir nie nicht brin
werth, als Alles aus der Welt. So
Amt. Wenn es eine Gerechtigkeit gibt,
das Mädchen an deS Burschen Hals.
„Behüt Gott, Zenzerl! Bald sehen
„Eigentlich müßt ich das anzeigen,
d«nn das ischt strafbar. Aber ich will
Gnade für Recht ergehen lassen, um
der Freundschaft willen. Und nun
vorwärts! Erscht gehen wir auf's
Schloß, um dem Herrn Grafen zu be-
Sohnes führte, stehen und neigte lau
schend daZ schlicht gescheitelte graue
Haupt an di« Thürfüllung, um bald
einer halb«n Stunde ängstlichen Har
rens trat der alte Graf aus dem Ne
benraum zu fei!ter Gattin und berich
tete im Flüstertone:
„Gott sei Dank, liebe Frau, alle Ge
fahr ist nun vorüber. Die Kugel
konnte leicht entfernt werd«n, und auch
das Bewußtsein hatte sich schon aus
kurze Zeit wieder eingestellt. Nun
„Gelobt sei di« heilig« Jungfrau
Maria! DieAngst,Eberhard, die ich um
unser Kind ausgestanden habe! Ist's
Kugelgelenks stecken geblieben. Nur
sehr schmerzhaft ist sie. Unser lieber
Doktor ist der Ansicht, daß keine nach
den."
„Das Geschoß ist bereits entfernt,
sagst Du?"
„Gottlob, ja. Trotzdem will der
Arzt die heutige Nacht bei Franz ver
lassen hatte, um die Diener zu instrui-
Schloß vom Gutshof trennte. Still
Plötzlich knirschte die Thür deS eiser
nen GartenzauneS in den Angeln und
Gendarm und Hannes aus" die gera
deswegs auf das Schloß zuschritten.
Erstaunt ob dieses Besuches öffnete der
Graf das Fenster des Varterreziin
mers und fragte die respektvoll h«ran
tr«t«nd«n Männer nach ihrem Begehr.
„Eine Meldung, H«rr Graf!"
„Treten Sie durch die linke Seiten
thür in das Borzimmer. Ich komme
sofort."
Hierauf schloß er das Fenst«r und
b«gab sich gespannt nach ixm von ihm
bezeichneten Raume. Bei seinem Ein
tritt ging ihm der Gendarm einige
Schritte entgegen, während der Forst
gehilfe unweit des Fensters stehen
bli«b.
„Nun, was gibt «s, Herr Wachtmei
ster?"
„Da der junge gnädige Herr ver
wundet aufgefunden worden ischt, habe
ich es für mein« Pflicht gehalten, die
Angelegenheit zu untersuchen. Ich
Hube fchon shalb einschreiten gemußt,
weil im Dvl, Gerede umging,
daß der Herr Graf einem Verbrechen
zum Opfer gefallen ischt. Die einge
leitete Untersuchung hat nun den Ver
dacht zutage gefördert, daß nur der
Hannes hier für die That in Betracht
W«Shalb denn?"
ihm gezürnt!"
Die Miene des alten Herrn heiterte
sich zusehends auf, doch streng fragte
er: „Und wie willst Du Deine Unschuld
beweisen?"
„Durch Gnaden Herrn Grafen selbst.
Ich habe mir noch nie nix zu Schulden
stehen."
„Nun gut. Du sollst nicht vergebens
an mein Gerechtigkeitsgefühl appellirt
Sohnes entfernt hatte.
„Paßt die Kugel in den Sauf?"
Der Gendarm oab sich redlich Mühe,
das Bleistückchen in den Lauf zu pres
nicht."
„Gut. Da die Kugel nicht paßt,
kann sie Hannes auch nicht abgeschossen
ich Ihnen für Ihren Pflichteifer. Vor
sicht ist immer besser als Nachsicht.
auf eine baldige Genesung meine«
Sohnes. Die Verhaftung lasse Dir
jedoch zur Lehr« di«nen, daß Eifersucht
die Wurzel alles Uebels ist. Und nun,
Gott besohlen!"
D>e Musikanten hatten an diesem
Abend noch bis tief in die Nachi hin
ein aufzuspielen, denn es galt den Un
fchuldsbewtis des Forstgehilfen und
den Berfpruch des opferinuthig«» Zen
er diesmal nicht zum ersten Tanz mit
seiner zukünftigen Frau zu spät kam,
bedarf wohl keiner besonderen Beto
«knftttche« »««.
In der Sommerzeit, in der dai
künstliche Eis so vielen Erquickung
und Kühlung spendet, ist es interes
sant, dem Alter dieser Erfindung
nachzuspüren, di« gewiß allgemein
für eine Errungenschaft der neuesten
Zeit gehalten wird. Professor Kluge
theilt indessen in einem Aufsatz s«in«Z
Buches „Bunte Blätter" eine Stelle
aus einem Werke König Alfreds deS
Großen mit, die beweist, daß die
Herstellung des künstlichen Eises
schon vor mehr als 1000 Jahren be
kannt war. Dem König näm
lich ein Nxitgereister Mann aus
Schleswig berichtet: „B«i den Esth«n
gibt es einen Clan, der Kälte erzeu
gen kann; sie können desw«g«n die
Todten lange liegen lassen, ohne daß
sie verwesen, weil man künstliche
Kälte über st« bringt. Setzt man
zwei Eimer voll Wasser oder Bier
hin, so bringen dies« Leute es fertig,
daß der eine friert. «in«rlei, ob es
Sommer oder Winter ist." Der
angelsächsisch« König nahm diese
Mittheilung in seine Uebersetzung der
Weltgeschichte des OrosinS auf, die er
gegen Ende deS neunten Jahrhun-
Doch blieb dies« Kunstfertigkeit der
fernen Esthen den Völkern Europas
lich bedeutende Gewinnste bis zu 80,-
<XX) Gulden ziehen. „Dieser Eisgru
sondere Personen dazu bestellt,
Schneeschaufler, die d«n Schnee zur
Winterszeit aufschütten in die Gru
ben? darin wird eS alsdann zu EIS,
ein Wunder des Orients, das wohl
auch ein Großer des Abendlandes
bisweilen nachahmen mochte. Di«
Herstellung künstlichen Eises im Gro
ßen ist bei uns freilich erst nach Er
findung dazu geeigneter Maschinen
vor nicht allzu langer Zeit begonnen
Gedämpft. EchausMlei
(renommirend): AIS ich vor Jahre»
tn Berlin auftrat, wurden mir dort
von meiner Equipage die Pferde aus
gespannt. Freund: Vom Gerichtsvoll
zieher?
Unbegreiflich. Frau
Commercienrath: Du läßt immer
noch den Barbier kommen, der dich
vor zwanzig Jahren rasirte, der
Mann paßt ja gar nicht in unsere
jetzigen Verhältnisse. Herr Commer
cienrath: Nu, was soll ich thun, soll
ich mir vielleicht kommen lassen den
Barbter von Sevilla?
Wie er'» versteh«.
Hausir er: „Möcht' ich gern
sprechen die Frau vom Hause!"
Dienstmädchen: „Sie ist nicht
zu sprechen."
Hausir er: „Werd' ich warten/
Dienstmädchen: „Können Sie
nicht. Die Madam ist vier Wochen
im Bad."
Hausirer: „Gott der Gerechte!
Bier Wochen im Bad! Haißt ä Rein
lich! eit/
Vogel."
Fremder (zum Wirth): „Sie
haben ja jetzt ein neues Bezirksge
richt!... Bringt das auch recht«! Le
ben in Ihren Ort?"
Wirth: „Da ist gar nichts da
von zu spüren die meisten behal
ten s gleich dort!"
eine so Charge bei der Spritzen
mannschaft bekleidest. Wieso denn?
Na, Papa sagte doch gestern:
äeder au'/ die" Pelle!"°"°
3» s»S«.
„Herr Poliz«idi«ner, die Uhr, die
ich gestern als gestohlen anmeldete,
gefunden!"
„DaS ist unmeeglich! I' hah' do'
schon den Kerl eingesteckt, der s' ge
stohlen hat!"
Bei einem W i rthe w u
mein Mann drin? Wirth: Jawohl,
Madamchen, soll ich ihn rauSschmei
ßen?
Beim Heirat HSver
mittler. Freier: „Ich bin wirklich
im Zweifel, ob ich die Dame mit 36
Jahr' und 20,0V0 Mark Mitgift,
oder die mit 30 Jahr' und 26,<XXZ
Mark Mitgift nehmen soll!" Vermitt
ler: „DaS ist ganz gleich; 35 und 2<Z
sind 36, 30 und 26 sind'S auch!"