Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 06, 1908, Image 6

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    Dn arme Reiche.
I Nach den einleitenden Akkorden
machte Elsa von Branden «ine Pause.
Unruhig wandte sie den feinen Kopf
mit dem goldig braunen Lockenhaar
nach der mütterlich«» Freundin um.
„Nun, Ist er noch nicht gekommen?"
fragte sie in sichtlich«! Erregung.
Frau von Rothenbllhl blickte ach
selzuckend im lichterglänzenden Saal«
umher. „Ich seh« niemand, der es
sein könnte."
„Wirklich unbegreiflich. Es halte
mich so gefreut, wenn er gerade die
Arie —"
Ehe sie den Satz »ollenden konnte,
wendete die Frau d«s Hauses das
Blatt des Notenheftes: „Es ist un
möglich. länger zu »arten. Unsere
Gäste werden schon ungeduldig."
Nur widerwillig erhob sich Elsa.
Der Gedanke an den immer noch nicht
«rschi-nenenDoltorGingold beschäftigte
sie weit mehr als die große Ar» aus
Ihr« früh verstorben« Mutter war
Frau von Rothenbühls intimste Ju
gendfreundin gewesen, «nd gern nahm
sich diese des halbverwaisten jungen
Mädchens an. Ihr Gattes d«r zu
s«inem Vergnügen malte, war schon
End- des Frühjahrs auf fein am Fuß
des G«birg«s neu erbautes Landhaus
hinausgezogen. Vor kaum vierzehn
Tagen waren Frau Linda nnd Elsa
vus der Hauptstadt eingetroffen und
hatten, an gesellige Unterhaltung ge
wöhnt, sogleich nach passendem Ver
kehr Umschau gehalten. abge-
Städtchens Ebenstem war da
wenig zu finden.
Unter den Nachbarn auf d«m
Lande kam nur ein einzig« in Be
tracht, der Besitzer des zwei Stunden
entfernten Schlosses Blumeck, der Na
turforscher Doktor Gingold. Herr von
Rothenbllhl hatte den jungen Gelehr
ten zufällig auf einer seiner Reisen
kennen gelernt und ihn zu seiner
Ueberraschung hier als Schloßherrn
wiedergefunden. Gleich nach der An
kunft der Dam«n ward denn auch ein
Besuch auf Blumeck gemacht. Doch
d«r Besitzer war abwesend. Nur d«r
Gärtner konnte den Gästen das herr
lich und mit feinstem Kunstsinn ein
gerichtete Schloß zeigen.
Elsa hatte so vornehme Pracht.noch
kaum gesehen. Von Herr» von Ro
thenbühl wußte sie, daß Doktor Ging
gold mehrfacher Millionär war. und
alles, was sie hier sah, bestätigte sei
nen märchenhafte« Reichthum. Die
Kunst gleich begeisterte und di« Ein
samkeit des Landes liebende Mäd
chen nicht geben.
Einige jage nach dem Besuch des
Schlosses hieß es, der Besitzer sei
Elsa sollt« mit ihrer herrlichen Alt-
Als sie zu singen begann, fesselte
zugleich ihr Aeußeres aller Blicke.
In graziösem Spiel fiel das leuch
der schlanken Gestalt. Andächtig«
Stille herrschte in dem mit glänzen
den Toiletten erfüllten Raum«. B«-
sonders ein kleiner unscheinbarer
funken zu sein.
Kaum hatte Elsa geendet und sich
erröthend vor dem losbrechenden Bei
fallssturm verneigt, als Herr von
Rothenbühl sich zum Klavitr heran
drängte. „Er hat Wort gehalten",
flüsterte er, „in der letzten Minute
noch. Da ist er!"
Die Sängerin hob die großen, aus
drucksvollen Augen, in denen es freu
dig aufleuchtete. „Herr Doktor Gin
xold, ach wirklich. aber wo?"
„Dort dicht am Ausgang zur
Terrasse."
„Das —das wäre Dein Freund?"
fragte Frau Linda beinahe erschro
cken.
Elsa brachte kein Wort hervor.
Wie erstarrt blickte sie auf den klei
nen schwächlichen Mann mit den un
förmig eckigen Schultern, dessen ra
sender Applaus ihr beinahe komisch
vorgekommen war. Auf der schmäch
tigen Figur saß über d«in kurzen, un
schönen Halse ein plumper Kopf mit
struppigem Haar von stumpfer roth
blonder Farbe, aus dem breite»
Mund« mit d«n wulstigen Lippen
ein paar schiefstehende häßliche
Zähne hervor. Eine garstige Nar
be entstellte die flach« Stirn, und die
roth entzündeten, blinzelnden Augen
entbehrten des Schmuckes der Wim
pern. Der Mann dort war von aus
gesprochener, beinahe abstoßender
Häßlichkeit.
Frau Linda schüttelt« den Kopf.
„Das soll der Besitzer von Blumeck
sein? Ich glaube, Robert, Du willst
einen schlechten Scherz machen."
„Gewiß nicht. .Ich begreife Dei
nen Zweifel nicht. Der Doktor ist
freilich kein Adonis, auch manchmal
ein wenig schwermllthig und menschen
scheu, sonst aber ein prächtiger Mensch.
Man muß ihn nur näher kenmn."
Er führte die Gattin wie die ganz
betäubte Elsa d«r Seitenwand des
Soal«s zu und st«llte Doktor Gin
gvld 'den Damen vor.
Der Gelehrt« wechselte die Farbe,
als der erstaunte Blick des schönen
Mädchens auf ihn fiel, stotterte ha
stig ein paar unverständliche Worte
von konventioneller Höflichkeit und
war im nächsten Moment unter den
Gästen verschwunden.
„Mein Gott, wi« man sich täuschen
kann", flüsterte Elsa Frau von Ro
thenbühl zu. „nach den begeisterten
Schilderungen Ihres Mannes —"'
„Ich sind« auch, daß di« Männer
sehr nachsichtig gegeneinander sind."
„Und ich —" fuhr Elsa, sich verges
send, fast weinerlich fort, „ich habe
seit acht Tagen das ideale Bild ge
liebt, das ich mir im Geiste von ihm
gemacht hatte."
Si« bog..das erglühende Gesicht
zum geöffneten Fenster hinaus. Aus
dem duftenden Jasiningesträuch dar
unter glaubt« sie etwas wie einen er
stickten Seufzer zu vernehmen. Aber
in ihrer ärgerlichen Verstimmung ach
tet« sie nicht weiter darauf, und zu
gleich trat auch H«rr von Roth«nbühl
wieder heran.
„Nun, was sagt Ihr zu m«in«m
Freunde?"
„Daß es nicht schön von Dir war,
uns eine solch« Enttäuschung zu berei
ten."
„Liebe! Kind, ich verstehe Dich
nicht. Erwin ist ein Mann von H«rz
und Geist. Ich kann mir keine anre
gender« Gesellschaft denken."
„Und feine Häßlichkeit!"
„Häßlichkeit, wahrhaftig, um die
habe ich mich nie bekümmert. Die
Seele ist es doch, die «in«n Menschen
schön erscheinen likßt."
„Ja so seid Ihr Männer —"
seufzte Frau Linda, „bei unS liebt
Ihr nur das, was Ihr an Euch
selbst gar nicht beachtet."
Herr von Rothenbühl entfernte sich
etwas verdrießlich wieder, und als
seine Gattin sich nach Elsa umwandte,
standen Thränen in ihren Augen.
.Vielleicht hat Robert doch recht.
Wir haben zu voreilig geurtheNt.
Man soll schließlich vom Aeußern ei
nes Mannes nicht auf sein Inneres
schlichen —" meinte sie.
Doch Elsa wollte von solchem Trost
nichts wissen. „Dieser Doktor ist ja
«ine wahre Vogelscheuche. Solch' ei
nen Mann lieben zu können, dünkt
mir einfach unmöglich. Man müßte
sich vor den Leuten schämen, wollte
schung"? sagte Frau Linda, um das
Mädchen auf andere Gedanken zu
bringen. „ES giebt ja ge
nial singen. Alles* wünscht es."
denn, so nehmen wir, dem
Programm entsprechend, gleich unser
Duett. Mit d«m dürfen Sie mich
nicht im Stiche lassen."
Nur ungern gehorcht« Elsa. Die
Gäste sahen sich etwas verwundert an.
Die Stimm- der Sängerin schien
nicht mehr dieselbe, eine innere Be
fangenheit hatte ihr allen Zauber ge
nommen. Der gespendete Beifall galt
diesmal an «rst«r Stelle der Frau d«s
HauseS.
Als Frau von Rothenbllhl sich eine
Viertelstunde später nach dem Besitzer
von Blumeck umsah, war derselbe,
nirgends wehr zu finden.
„Ich glaube, er ist heimlich gegan
gen", meinte ihr Gatte. „Eure ent
täuschten Gesichter haben ihn oerletzt.
Ich weiß, wie s«infühlig er ist."
Ein Jahr war vergangen. Wieder
lag der volle Goldglanz des reifen
Sommers auf dem lieblichen Hügel
land von Eltenstein. Gleich d«in
Vorjahr« hatte sich Herr von Rothen
bllhl schon zu Ende d«s Frühlings
auf seinen Landsitz begeben. Erst zu
Anfang August traf seine Gattin, di«
Frau Linda fiel die ernste Miene
ihres Mannes auf. „Was hast Du
nur, Robert", äußerte sie besorgt, „so
gesehen?"
„Wie so plötzlich!"
„Und an was für «iner Krank
heit?" fragte Elsa ziemlich gleichgül
tig, um nicht theilnahmlos zu «rsch«i
schwarz versiegeltes Kuvert aus seiner
Tasche und reichte es ihr. „Dieser
Brkf wird Sie vielleicht darüber auf
klären. Kurz vor seinem Tode
wünschte er noch, Ihnen zu schreiben."
„Mir ich begreife nicht —" stot
terte Elsa erschreckend, „er kannte
mich doch kaum."
„Und dennoch waren Sie sein ein
ziger Gedankt. In seiner schweren
LeidenSzeit hat mir der Unglücklich«
sein ganzes Herz erschlossen."
Verstört flüchtete Elsa von Bran
den mit dem düsteren Schreiben in
den Garten. In der Laube unter den
Jasminbüschen, aus denen sie ein
Jahr zuvor den halblauten Seufzer
gehört zu haben glaubte, begann sie
die mit zitternder Hand gehaltenen
Blätter zu lesen:
„Mein Fräulein!
Verzeihen Sie einem Sterbenden,
wenn er es wagt, an Sie zu schreiben.
In kein« anderen Hände als die
Ihren kann ich mein Vermächtniß
legen. ES ist die kurze, trübe Ge
schieht« m«ines Lebens, die Geschichte
eines Unseligen, der di« bittere Ueber
zeugung gewann, niemals geliebt
werden zu könnxn. Sie hat mir den
Tod gebracht. Er war eine Erlösung,
denn ich habe viel gelitten. Und daß
sie mir von Ihnen kam, erscheint mir
wie ein letzter süßer Trost. Lange
bevor ich Sie sah, habe ich Sie ge
kannt. Robert hatte mir Ihr Bild
gezeigt, als Sie noch in der Stadt
weilten. Nie hatte weibliche Schönheit
einen solchen Eindruck auf mich ge
macht. Eine trostlose, hoffnungsarme
zärtlich geliebt, habe ich kaum ge
kannt. Der Vater hinterließ mir
große Reichthümer. Ach, hätte er
mich arm auf der Welt gelassen
doch als einen anders geschaffenen
Menschen! Aber das Schicksal hatte
mich ermuthigte, nicht an jedem Glü
ck« zu verzweifeln. Daß ich auf ihn
hörte, wurde mein Unglück. Wäre ich
immer nur der Wissenschaft treu ge
blieben, die mir Vergessen bracht«,
der Einsamkeit, in die ich hier auf
Blumeck vor den Menschen floh, das
Bitterste wär« mir erspart geblieben.
Sie kamen auf das Schloß, und ich
wagte es nicht, mich zu zeigen, denn
jetzt dürfen Sie'S wissen ich liebte
zu halten, wie es Robert mir so oft
versicherte. Meine entfesselte Phan
tasie zauberte mir die ganze Selig
keit Ihres Besitzes vor. Dennoch fand
ich den Muth nicht, Ihren Besuch zu
erwidern. Die Aufregung machte
mich wirklich krank. Nur das Ver
sprechen, das ich Robert gegeben,
zwang mich, bei dem Feste in seinem
Hause zu erscheinen. Ich sah Sie
wieder, hört« den Zauberklang Jhr«r
Stimme und v«rgaß die ganz« Welt
um mich her. Da standen Sie plötz
lich vor mir, und in Ihrem Blick«
las ich schaud«rnd mein Urtheil. DaS
Entsetzen, di« Enttäuschung, die dar
aus sprachen, peitschten mich fort.
Einem todtwmiden Wild« gleich barg
ich mich im duftenden Dunkel des
Jasmin. U«ber mir stanid das Fen
ster offen. Das Wort der Verdamm
mß aus Ihrem Munde traf mein
Ohr: „Ich habe acht Tage lang das
ideale Bild geliebt, das ich mir von
chcr!"
Ihr Schatz immer unten vor unserer
Hausthür steht." Minna: „Sehn'i
gnä Fra, dös hab' ich ihm auch schoü
Beim Arzt. „Was fehlt
Muckt!"*"
Der nächste NmwrA.
Fritz Ewald hielt hochklopfenden
Herzens vor der Vorplatzthüre. die die
Wohnung seiner angebetenen Lucie,
ein«s geradezu reizenden Geschöpf
chens. abschloß, inne. Er mußte sich
erst sammeln, ehe er aus den klei
nen weißen Knopf drückte.
Man war so gut wie verlobt, da
hatte es einen Disput gegeben, der
die beiden liebenden Herzen jäh aus
einander riß. Lucie und Fritz hatten
am vergangenen Abend das Shake
spearesche Trauerspiel „Romeo und
Julia" besucht, und das hatte ihrer
jungen Liebe einen Knax gegeben
vielleicht fürs ganze Leben.
Fritz hatte an der romantische»
Liebe des Sohnes Montagues und
der Tochter Capulets absolut nichts
Besonderes finden können und be
merkt, daß er die Sache ganz anders
ins Loth gebracht hätte. UebrigenS
halte er das „Fensterln" des Romeo
geradezu für unmoralisch. Lucie da
gegen, eine glühende Verehrerin des
großen Briten, war bei dieser Prosa
ihres Zukünftigen aus allen Himmeln
gefallen. Si« nannte ihn einen Bar
bar, einen nüchternen Alltagsmen
schen, der keinen Sinn für höhere
Kunst besitze, dessen schwerfälliger
Geistesslug auf der Erde dahinkrieche
und nie in die höheren Sphären der
Jdeali einzudringen vermöge, und
Fritz war auf diesen starken, mit gro
ßer Zungenfertigkeit ausgeführten
Frontangriff auch gerade nicht sehr
höflich gewesen. Da hatte Luci« kurzer
Hand ihren bisher so angebeteten
Fritz, ohne ihn auch nur noch eines
Blickes zu würdigen, mitten auf der
Straße stehen lassen und war unter
verhaltenem Schluchzen ins Haus ge
eilt. Nein, mit einem solchen, jeglicher
Ideale baren Menschen wollt« sie denn
doch nichts länger zu thun haben, und
sollte ihr das Herz darüber brechen.
Fritz stand bei dieser etwas plötz
lichen Lösung der bisherigen guten
Beziehungen verdutzt da. Dann trö
stete er sich jedoch, daß nach einem
wohlthuenden Schlaf die beiverfeitigen
empörten Wogen sich beruhigen und
nach stürmischer Gewitterschwüle die
goldene Eos mit ihren Ros-nfingern
schöner denn je am Horizont ihrer
Liebe emporsteigen würde.
Aber er sollte sich getäuscht haben.
Fritz ermannte sich endlich und
drückte auf den Knopf der elektrischen
Klingel, und im nächsten Moment
stand Luci« vor ihm, die sein Kom
men bereits vom Fenster aus bemerkt
hatte. »
Fritz wollte mit ausgebreitet»,. Ar
men aus sie zugehen, aber Lucie mach
te eine hoheitsvolle, abwehrende Be
wegung. während ein« helle Rüth« in
ihre Wangen stieg und das r«iz«nde
Blondköpfch«n nur noch schöner er
sch«in«n ließ. „Mein Herr, vergessen
Sie sich nicht. Ich denke, Sie wissen,
was zwischen uns li<gt."
„Aber Lucie," versucht« Fritz ein
zulenken.
„Mein Herr," wuro« er aber da
Unterbochen, „ich verbitte mir diese
Vertraulichkeit. Ich danke Gott, daß
er mich beschützte, einem derartigen
prcsaischen Menschen fürs Leben an
zugehören. Adieu, mein Herr!" und
schwapp, flog die Thür ins Schloß,
daß dem guten Fritz beinah« Hören
und S«hen verging.
Fritz war starr. Das hatte er sich
denn doch nicht vorgestellt. Einen
Augenblick stand er da und sah geraoe
nicht sehr geistreich auf die geschlossene
Thür. Dann stieg auch ihm die Zor
nesröthe ins Antlitz, und mit der
ganzen Kraft feiner Lungenmuskeln
schrie nun er: „Adieu, mein Fräu
lein!" Dann stürzte er wüthend aus
dem Hause seiner einstigen Angebete
ten, um in stiller Klaust über die
jähe Zertrümmerung seines Liebes
glückes nachzudenken. Aber auch an
Lucie war das Drama nicht wir
kungslos vorübergegangen, und in der
Zurückgezogenheit ihrer Kemenate ra
theten sich ihre schönen Augen, wenn
sie an den einstigen Geliebten ihres
Herzens dachte. Im Stillen hoffte sie,
er würde wieder den Weg zu ihr
schwundene Li«b«Sglück. di« Aussicht
einem Theile ihrer Ideale brach.
die Dunkelheit ihren verschwiegenen
Schleier über die Erde br«it«te, schlich
sie sich heimlich in ein kleines, stilles
Gäßchen, woselbst ein gewisser Herr
Wuppdich wohnte, der für Geld und
wenig gute Worte schon die prächtig
sten Ehen zustande gebracht hatte.
Zwar widerstrebt« «s sehr ihren ro
mantischen Anschauungen, diesen
Kurs einzuschlagen, aber der Noth ge
horchend, nicht dem eigenen Triebe,
mußte sie sich schließlich zu diesem
quemen.
Dieser Herr Wuppdich war nun
ein arger Schalk. Es war ihm näm
lich nicht verborgen geblieben, warum
sich die beiden Liebenden, deren Her
zen immer noch für einander schlu
te er seinen Plan.
Bedächtig legte er, nachdem er Lü
nes Wünsche vernommen, seinen Fin
ger an die Nase und sagte: „Mein
Fräulein, Si« komm«n g«rade zur
rechten Zeit, denn ich habe einen
Herrn, der ganz ausnehmend für Sie
passen würde."
Lucie fuhr mit einem freudigen
Ruck in die Höhe.
„Aber," fuhr H«rr Wuppdich fort
„Sie müssen mir Ihr ganzes Ver
trauen schenken und genau meine An
ordnungen befolgen." >
Lucie versprach feierlich.
„Gul, der betreffende H«rr will
vorläufig in keiner Weise fein Jn
cognito lüften. Selbst von einem
Briefwechsel möchte er in d«r ersten
Zeit absehen, sondern die verschiede
nen Ansichten und Wünsche durch mich
persönlich erfahren. Es ist dies ein«
Eigenthümlichkeit des Herrn, von der
er jevoch unter keinen Umständen ab
„Wie romantisch," hauchte Lucie,
„Ja, es ist s«hr romantisch," beeilt«
sich Wuppdich, Luci« beizupflichten.
„Si« können sich jedoch auf meinen
Geschmack verlassen. Ich bin über
zeugt, daß ich Ihren vollen Heifall
finden werde."
Mehr war leider für Lucie Sus
dem Schlaupof nicht herauszubekom
men. Selbst nickt einmal eine näher«
Beschreibung de» äußeren Mensch«n
ihres voraussichtlichen Zukünftigen.
Trotzdem verließ Lucie mit tausend
frohen Hoffnungen das kleine Hämis
chen, das sie mit so vielen gemischten
Gefühlen betreten hatte. Der Gedanke,
bald an dem Barbar, o«n sie l«id«r
Frauenherz...
Es dauerte nicht lange, so zappelte
auch Fritz im Netze des Herrn Wupp
dich, der unter der Vorgabe, daß sich
eine sehr schöne, liebreizende junge
Dam« stark für ihn interessir«, das
Kunststück mit Leichtigkeit, fertig ge
bracht hatte. Auch er wurde in gleicher
zu zeigen, wie wenig ihm an ihr liege.
O. Männerherz...
Und nun entwickelt« sich durch Ver
ger Gcüankenaustausch und man fand
soviel Berührunqsvunkt«, daß die bei
derseitigen Anschauungen in eitler
Harmonie zusammenströmten. Fritz
ließ Lucie wissen als man auf di«
Kunst zu sprechen kam. oaß er speziell
den großen Shakespeare verehre, wenn
«r sich auch nicht mit allem einverstan
den erklären könne, und Lucie that
Fritz kund, daß sie ganz sein« Ansicht
theile. <So hab- ihr zwar „Romeo
und Julia" seh>. gut gefallen, aber
die jetzigen Veihälinisse hätten sich
zu übertragen, und besonders das
„Fensterln" halte sie für eine wohler
zogen« junge Dame als nicht ganz
Fritz jub«lte, als er diese Botschaft
vernahm. Ja, so mußte seine Zukünf
tige aussehen, oa« war die Richtig«,
und Lucie ichwamin in eitel Wonne,
wie romantisch sich die ganz« Sache
gestaltete. Wohl ließ die eigenartige
gegenseitige Verständigung zuweikn
blitzartig «inige Zweifel in ihnen auf
flammen, aber man vertraute dem ge
nialen Vermittler und dachte auch
nicht im entferntesten an eine In
trigue, wie sie der schlaue Wuppdich
eingefädelt hatte. Im Gegentheil
wenn man sich auf der Straße begeg
nete, war' man sich einen gewissen
triumphircnden Blick zu. konnte man
sich doch bald Arm in Arm beweisen
oie schall man sich vergessen.
Lange konnte indes Herr Wuppoich
das gegenseitige Jncognito nicht meh,
wahren. Sowohl Lu:ie wie Fritz
drängten, endlich die persönliche Be
kannischaft herbeizuführen, denn man
habe nun eine „vollständige Ueberein-
So wurde denn der große Tag fest
gesetzt. Der listenreiche Wuppdich bug
sirte Fritz zu gegebener Stunde in ein
Nebenzimmer, und kurz darauf langte
Es war ihr doch ein wenig bang
»ms Herz. „Armer Fritz," seufzte sie.
,oas hast du nun von deinem Mate-
zu diesen trüben Betrachtungen übrip.
Wuppdich, dessen Lippen geradezu ein
diabolisches Lächeln umspielt«, schob
Lucie mit sanfter Gewalt durch die
ter Geschwindigkeit hinter ihr schlie
ßend.
Ein einziger Schrei ertönte.
„Du, Lucie?..."
„Du, Fritz?..."
in holdem Vergessen schlang sie lang-
Hals.
er seine Rechte schwer auf des wohl
geschulten Eheschmiedes Schuller fal
len ließ, „Sie sind der größte
geq hat."
sehr. Halte mich für vorkommen««
Fälle bestens empfohlen."
Als Lucie und Fritz kurz darMif
haben."
Folgende interessante Schiller - Re
miniszenz erzählt «ine deutsche Zeit-
Dichter sein?! Das ist das Mach
geln."
Sprichwörter den Schluß ziehe»
die russischen Frauen nicht allzu glück
lich sind. „Liebe deine Frau wie dei-
Neuest« Mode. „Wissen
Sie schon, König Eduard trägt neuer
— Aus Ostende, „Was spre
chen di« denn bloß siir eine Sprache?
Das ist ja iveder Deutsch, noch
Französisch, noch Englisch, noch sonst
L.
Warum soll ich nicht? . . . Ja, e>
sei —: ein rascher, kecker Entschluß
ist der beste!
s.
Mein Fräulein, ich liebe Sie, wol
len Sie die Meine
andere!"
Ein kleines Mißver
ständniß. Nach hartem Anstieg
„Wie fatal," sagte
lichem Lächeln den Rucksack ab. .Scha
det nichts, Liebste. Dies eine Mal
'''
„Ich sammle Mitglieder für unsern
Antialkoholikerverein. Wollen Sie
«cht demselben beitreten?"
Tieffinnig.