Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 21, 1908, Image 6

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    Ein Billet - dons.
len BesuH gemacht. Treskow? Rei
zende Tochter, allerliebster kleiner
Schelm, und der alle Knabe führt
eine gute Sorte im Keller; tritt nur
schleunigst an."
„Aber sagt nur Kinder," antwor
tete der Leutnant, der vor vierzehn
Tagen in die neue Garnison, die
Hauptstadt einer Osts»rovinz, versetzt
war, „wo soll ich denn eigentlich um
alles hinlaufen? Ihr seid ja ganz toll
mit dem ewigen Bisitenschneiden!
Gibt's denn nichts weiter hier für
uns arme Leutnants? Na, aller
dings, wie ihr sie alle schildert, muß
das kleine Fridelchen wirklich ein
ganz feudaler Käfer sein, aber
vom Grafen Welk die Kleine ist doch
entschieden die nicht?" „Na,
Versuch nur!" ch s '
dem gestrengen Alten umgehend? auf
die Bude, um ihm die Ehre meine:
Aufwartung oder vielmehr seinen
kleinen, reizenden, süßen als»
adio!"
dämmte taube Gesellschaft! Hört ihr
denn nicht? Der alte Knabe hat
scheint's außer seinem dämlichen Bur
schen, der natürlich irgendwo rum
poussirt, und seiner vielgerühmten
Fridel keinen Menschen weiter im
Quartier. Kreuz, Pech,
oder geht diese vermaledeite Klingel
«licht richtig?" Dabei wirthschaftete
der junge Dragonerleutnant mit dem
ten
Treskow wollte schon die Treppe
hinuntereilen ins Kasino, um den
flüchtigen Blickes in das Gitterfen
sierchen des Briefkastens. „Ach, du
fehlt bloß noch der General, daß er
nur meine Karte selbst heraus
kriegt —."
Von allen Seiten würd« der alte
hölzerne Kasten untersucht; von oben
her wurden mit der Säbelklinge ener
gisch, von unten mit einem Bleistift
behutsame Versuche und Anstrengun
gen gemacht, aber die infame Karte
blieb hübsch liegen.
„.Vwa «>Bt jacta," dachte er, „fei
ner Antritt, tadellose Empfehlung!
Aber eigentlich 'n ganz guter Witz;
na, die werden nicht schlecht lachen."
Auf der Kart« sah man durch die
vergitterte Oeffnung die Worte:
„Liebe Lotte! Wenn Du heute
Abend Zeit hast, sei, bitte, Punkt acht
bewußten Stelle. Komme in Zivil.
Gruß und Kuß!
Dein Hans.
„Fridel perdu, die Herren Vorge
setzten genügend orientirt: Leutnant
von Treskow ist das leichtsinnigste
Subjekt von der Welt, das war bom
bensicher. Na, auf denn in den Kampf
Ordonnanz, «ine Pulle Mat
häus!" Das waren seine Gedanken,
die ihren Tod im Sekt finden soll
ten. Er schritt recht leise die Treppe
beim Herrn der Festung hinab.
Unten stieß er ärgerlich die große
Flügelthür vor dem Treppenhaus mit
dem sporenklirrenden Fuße auf, fing
dabei aber an, eine fidele Reiter
— er trat einige Schritte näher und
hielt die schwere Thür zurück,
„danke sehr!" und vorbei war sie
tzer Fassung der holden duftigen Ge
stalt nach, wie sie über die Stufen
schwebte, „Das ist sie, das ist' das
Fridelchen, und wie süß, welch rei
zendes Gefchöpfchen! Ach, die unglück
selige Karte
bitte! "
nur Papa hat den Schlüssel hierzu,
zu diesem Kasten —."
„Ach, du Donn , na, das
hier angerichtet habe! Und läßt sich
denn das Ding absolut nicht aufkrie
gen?"
nach den Briefen ist immer sein erster
Der schmucke Reiteroffizier machte sie
in feiner mißlichen Lag« und seiner
tathlosigkeit ganz zu seiner Gefange
nen. Und wie ihr Blick seine braunen,
funkelnden Augen traf, war es ihr
klar: „Ich muß ihm h«lfen!" Und
wohl schlich sich gleich ein süßer Ge
danke ein: „Wie würde er es mir
Und wie der Wind hüpfte sie in
den Korridor, um nach wenig Augen
blicken mit einer großen Zange be
waffnet zurückzukehren.
„Bitte schön," er machte unwill
kürlich mit höflicher Verbeugung
Platz; als sie aber das Wetkzeug so
gleich ansetzte, um die Thür zu erbre
chen, faßte er ihre Hand.
„N«in, gnädiges Fräulein, nein,
wahrhaftig, das geht nicht; ich bitte
Sie, was soll denn Ihr Herr Vatei
sagen, was sollte daraus wohl wer
den!"
Seine Wort« halten trotz ihrer Ein
dringlichkeit und Entschiedenheit kei
nen Einfluß mehr auf sie. Sie sah
noch einen Augenblick in träumerisch«!
unbekannter Seligkeit zu ihm empor,
preßte sie mit kühnem, schnellen
Entschluß die Zange zwischen Thür
und Kasten: „Ich werde dafür sor
gen, daß Sie keine Unannehmlichkei
ten haben —'
„Nein, min, Verehrteste, um des
Himmels willen nicht unüberlegt"
Aber schon, ehe er sie noch wie
der zurückhalten konnte, sprang di»
Thür auf; ein Theil des Schlosses
und das Billetdvux si«len zu Bo-
Sie riß die Karte rasch auf. „Und
zur Strafe für Sie, und für mich
zur Belohnung darf ich dieses zesähr
!iche „Papier" behalten. Sie sind
—gerettet! Auf Wiedersehen!"
Mit schnellem Schritt war sie im
Korridor. Schwapp! die Thür zu.
„Fräulein, gnädiges Fräulein, ach
bitt«, nur noch ein Wort, ich flehe
Sie an —"
„Gehen Sie nur," unterbrach sie
ihn, „schnell, Herr Leutnant, Papa
muß ja in drei Minuten hier sein;"
und leise, mit bebender, banger Stim
me: „Und morgen früher, und kei
ne falsche Karte! Adieu!"
Und eine zweite Thür fiel ins
Schloß.
Er ißißte in der That nicht, was
er jetzt thun sollte, zumal sein Blick
immer wieder auf die Brieskasten
ruine gelenkt wurde.
Da kam der Generalleutnant von
Heringen in seiner ganzen Würde um
die Ecke gebogen. „Dienstmiene! Ach
du Also, schnell vorbei und
das Unglück nicht noch größer ge
macht!"
So hatte denn Fridel das zärtlich«
Billett, das am Abend erst hatte sei
nen Dienst thun sollen. Aber wozu
noch das Rendezvous? Für den Leut
nant gab es nur noch einen Gedan
ken. Weniger war es die fatal« Karte
und die „verdammte Affäre", als die
jenige, die dabei nun die Hauptrolle
hatte. Sie nahm all sein
nein feuchten Abend erwachte.
„Friedrich" mit einem Briefchen an,
dessen Format und Rosafarbe ver
„Jn den Ofen! Mag den Zettel
nicht wieder sehen." grollte der Leut
nant in gelinder Katerstimmung. Und
mit dem Anblick des Ros,brieschens
war die Erinnerung an 'xn vorigen
Mittag wieder in sein gemarterte?
Hirn eingezogen.
„Wie spät ist es, Friedrich?"
t«n Waffenrock mit Epaulettes. Ab«r
Exzellenz hatte den Einbruch so
fort bemerkt. „Fridel, was ist mit
d«m Briefkasten los?" Sein Liebling
fiel ihm um den Hals und küßte sei
ne borstige Backe. „Es handelte sich
um einen Brief von Gleichen von
„Verdrchtes Weibervolk "
ich"
„Ach richtig, mein Häschen; siehst
du, das hätte ich doch bald wieder
verschwitzt! Wirst ja morgen zwan
zig "
»Aber nicht doch, Papachen, ach
pfui achtzehn werde ich doch
erst, achtzehn! Wie das garstig klingt,
hu!" sagte sie ganz gekränkt durch
Am andern Vormittag, kurz nach
zwölf Uhr, öffnete der Bedient«, heut
in extra feiner Livree, erste Gar-
zende und schneidige Vergnügungen
rechnen dürften; Exzellenz hat gesagt,
Leutnant von Treskows Renommee
Gesellschaft käme."
auch mein Bestreben sein dürste, den
Herrschaften nach Kräften die Win
terunterhaltungen so vergnügt und
und so gern ich mich stets und ganz
in den Dienst der Damen stelle." Und
vier Augen trafen mit fragendem
ter", wie die Leutnants diese Gesell
schaft alter Junc-gesellen und Wittwe«
nannten, gedrückt. Der General mußte
thatsächlich nur das Vortheilhafteste
ausgedehnt.
„Ach bitt« doch Herrn Leutnant,
liebes Papachen, daß er uns heute
Abend das Vergnügen macht,
nicht wahr, Herr Leutnant, ich darf
Sie zu einer kleinen Geburtstagsfeier
bitten, natürlich Ueberrock und
Mütze!" setzte sie in scherzhaftem
Ernst hinzu. Er nahm dankend an,
können, und verabschiedete sich schnell.
Nur eines schien ihm gewiß und
schwellte sein Herz vor Freude, daß es
zerspringen wollte, das war nicht nur
Interesse für ihn als Gesellschafter
bei dem kltinen reizenden Blondchen;
es ging ihr wohl ebenso wie ihm!
Aber, o Gott, könnte sie nicht schlecht
von ihm denken, nachdem sie die Karte
gelesen? Würde sie ihm Glauben
schenken, daß es sich bei der Lotte um
eine unschuldige Sache handelt?
In derselben Verfassung eminenten
Zerstreutstins wie am vorigen Tage
kam er ins Kasino, wo er wieder eine
Fluth guter und schlechter Witze über
sich ergehen lassen mußte. Nach dem
dritten Gange schickte er «ine Ordon
„tadellos stilvolles Bukett, Rosen,
Veilchen, Vergißmeinnicht." „Verstan
den? Rosen, Veilchen, Vergißmein
nicht!"
„Bei Treskow hat's geschnappt,"
raunte der Rittmeister, der die Würde
d«s Tischältesten bekleidet«, seinem
Nachbar zu. „Jawoll, der is geliefert,
der muß dran glauben! Armer Jun
ge, läßt sich so von den Weibern den
Kopf verdrehen!" stöhnte es aus dem
dick«n Premier neben ihm.
Daß bei den Dragonern etwas los
war, war die Meinung der übrigen
Kameraden der Garnison. Abschied
len.
Hans stand wie angewurzelt.
„Wird wohl so ein Weiberulk sein,
den sie unsereinem nicht vorsetzen/
sank.
Ihren Kasten gestickt habe."
„Aber aber die
Fräulein Lot —"
schuldig« Geschichte: eine Cousine von
mir, eine weitläufige, hält sich aus
der Durchreise hier einige Tag« auf,
und wollte den Abend im Theater zu
in Zivil - h« 'ch
„Aber um acht Uhr beginnt doch
das Theater nicht, und heut wird ja
überhaupt gar nicht gespielt."
„Ach so, das wußten wir nicht; al
gen ch gs
So schritten sie mit einer Miene,
als redeten sie die gleichgültigsten
Dinge von der Welt, wacker in den
Salon.
„Ich will es Ihnen tausendfach
vergelten, Ihre aufopfernde
Liebenswürdigkeit, theures Fräulein,"
hauchte er ihr ins Ohr.
Dann kamen sie auf die „drollige
Verwechslung" zu sprechen, und er
rangen nach held-nmüthiger Verthei
digung einen glänzenden Sieg. Man
mußte wohl oder übel den überzeu
genden Worten der Beiden glauben.
Erst spät verabschiedtte man sich in
vergnügtester Stimmung.
D»* . *
ja mächtig dabei, hm? Na, nun, was
ist denn das auf einmal? Jetzt bist du
so traurig? Was ist denn mit dir,
Kind, was hast du denn?" Der Ge
neral hatte sich, als die Gäste heraus
und schlang ihre Arme um seinen
Hals und sing herzlich an zu weinen.
Thränen süßen Glückes und bitte
ren Zweifels.
vom Dragonerregiment Nr. 25 meldet
sich heute Mittag I>/g Uhr in meiner
Wohnung. v. Heringen.
Sie hatte ihrem Vater alles er-
"th d s d' s l 'cht
dastehen sah." Das hatte sie A
lsehr!"'-'-^
Die Tage schlichen im gleichmäßi
gen Tempo des Dienstes zur Zeit der
Rekrutenausbildung dahin. Treskow
dachte, und wie sollte er ihr sagen,
wie er sie so schnell und so ganz ins
Herz geschlossen und wie er ihr dank
te.
Da trat eines Tages Friedrich, der
sich gar nicht erklären konnte, was
mit „seinem Leutnant" vorgegangen
war, mit einem zierlichen rosa Brief
chen an.
„Nanu, ganz unbekannte Hand
schrift." Hans öffnete hastig.
Sehr geehrter Herr Leutnant!
W«is« an Sit zu wenden. Es war
mir wahrhaftig das liebste Geschenk.
Also nochmals aufrichtigen Dank!
Entschuldigen Sie diese Zeilen und
Es grüßt Sie Ihre
Frida v. Heringen.
8. Wollen Sie die verbängniß
volle Karte zurück hc-ben? Ich möchte
sie Ihnen nur persönlich geben
vielleicht heute Abend im Theater.
Was den Abend im Theater g-sche-
Die Karte soll Fräulein von Herin
gen vergessen haben, dem Leutnant
zurückzugeben. Einige Tage nach
Weihnachten aber wurde ein längst
Praktisch. A.: Nun, hat
Ihr Herr Sohn seine Thätigkeit als
praktischer Arzt begonnen? B,: Ge
wiß, er hat gestern um die Tochter
Die liebe Gattin. Gat
tin: Lieber Paul Gatte
(einfallend): Ach, sag' schon, daß du
Geld haben willst. Gattin: Nein, lie
ber Paul, Geld will ich nicht; ei
nen neuen Hut möcht' ich gern
Kindermund. Mama:
Willy, warum zankst du dich denn
schon wieder mit deiner kleinen
Schwester? Willy: Ja, Mama, wir
haben Adam und Eva gespielt, und
da hat sie den Apfel ganz allein auf
gegessen.
Tiedreifttg Sllbcrlinz«'
vas, „der Erzschelm", für feinen fre
velhaften Verrath, und die Phantasie
oes Volkes hat sich lebhaft mit der
Frage beschäftigt, was aus dem Sün
»ahrer von Nürnberg, erzählt folgen
des darüber: „Tharah, der Vater
Abrahams, hat die Geldstücke auf Be
fehl des Königs Ninus prägen lassen.
Von ihm erbte sie Abraham, und oon
diesem empfing sie Jsmael. Dessen
Nachkommen bewahrten sie so lang«
auf, bis Jakobs Söhne ihren Bruder
Joseph verkauften, da wurden sie die
das sie wahrend der Hungersnoth in
Aegyten einkauften. Von Aegypten
kamen die Silberlinge nach Saba,
und die Königin dieses Landes ver
ehrte sie neben anderen Geschenken
ihrem Freunde, dem König Salomo.
Der legte sie in den Tempclschatz.
Aus diesem raubte sie Nebukadnezar
und sandte sie nach Nubieit. Als die
heiligen drei Könige dem neugeborenen
Christuskindt Geschenke darbrachten,
waren die dreißig Silberlinge dabei,
Melchior, der Herrscher von Nubien,
hatte sie mitgebracht. Auf der Flucht
der heiligen Famili« nach Aegypten
gingen sie verloren, aber ein Schäfer
fand sie und, ihren Werth erkennend,
hob er sie dreißig Jahre lang auf.
Dann, als er von Jesu Wundern
hörte, suchte er bei ihm in Jerusalem
Hilfe gegen eine Krankheit und gab
in den Gotteskasicn des Tempels, und
von hier nahmen sie die Priester, um
Judas zu bezahlen. Judas warf sie
vor seinem Selbstmord in den Tem
pel (Ev. Mathäi 27, 5) und die Prie
ster nahmen si« und tauften dafür ein
Stück Acker zu einem Begräbnißplatze
für die Pilger. Nachdem sind sie nie
mehr beieinander gewesen. Faber will
nahm. Er prägte danach 1485 Mün
zen in Silber. Die Inschrift aber war
verlöscht, und man sah auf der einen
des „Institut", ist bei allen seinen
cheii von Dankbarkeit zu geben. Von
Geld konnte nicht die Rede sein, aber
dem Sekretär schien eine antik« Vase
sehr hübscher Arbeit, die sich im Ar
beitszimmer seines Meisters befand,
sehr gefallen >zu haben. Der berühmte
Gelehrte hörte den guten Rath seiner
Frau an, ohne etwas darauf zu^er
ihre werthvolle Mitarbeit verdient noch
besseren Lohn." „Oh. Herr Pro
fessor, die Ehre, der Ruhm. . ."
daß Ihnen meine Tanagra - Vase
sehr gefällt." „Allerdings, aber ich
kann doch nicht verlangen. . ."
Als zum Begin» des Jahres 1871
siückchen bestehend, zur Reinhaltung
der Feder bestimmt war. Die Ver
fertiq«rin sandte ihre originelle Ar
beit mit einem begeisterten Begleit
schreiben an Bismarck und erhielt
sckon nach kurzer Z«it dessen verbind
liche Dankeszeilen aus Versailles.
Dieses historische Schreiben wird noch
heute in der Familie zur Erinnerung
an die große Zeit pietätvoll aufbe
wahrt. Der derzeitige Bundeslanz
genartige Geschenk sehr gefreut und
meinie beim Empfang der Zusendung
lächelnd: „Es ist ja von der^liebens
daß ich schon vor dem Frieden'
für Frieden einen Wischer be
komme."
Die „Glocke, Glocke tönt nicht
An Stelle der „Glocke" sollen in der
1.
2.
3.
4.
Th«aterhut <das Opernglas ist
gleich am Hute angebracht. Ebenso
Puderquast« usw.) Sehr praktisch.
Klein - Elschen quäl: die
Mama: „Ich möchte auch so reizende
Löckchen haben wie die klein« Emma."
Darauf sagt Mama: „Mein Kind,
die Lock«n sind angeboren." Klein-
Elschen: Ach Mama, dann t.obr'
mir doch auch weich« an!