Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 23, 1908, Image 7

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    Dir Möve.
Nomon von Bkntt Lit.
Clv. Kortlekung und Schluß.)
„Hier sitzest du," fuhr Daniel
fort, „ein kräftiger Mann, in deinen
besten Jahren, mit einem alten, grund
folkden Geschäft, das unsere Vorfahren
langsam aufgebaut haben während
vieler, mühseliger Juhre mit soli
dem Kapital, sicher und befestigt wie
nur irgend Jemand, und zwar trotz der
.schlechten Zeiten". Rings umher hun
gern die Leute und kämpfen gegen die
wachsende Noth an. Ich weiß noch
ganz genau, wi« stolz wir als Jungen
waren, wenn wir vom alten Jon Roß
erzählen hörten, der in den Jahren der
Hungersnoth dem ganzen Distrikt hier
das Leben gerettet hatte. Aber was
thust du Jonathan Roß? Du hörst
sie um dich her schreien aus Noth
und Verzweiflung; du siehst sie fast aus
Bitterkeit aufwachsen. Streckst du
keine reiche Hand aus, um die Noth zu
einander hochmllthige Leute und Be
trüger. Du hast kein Mitleid mit
ihnen? du verschließest deine Thüren in
dein Schäfchen in's Trockene zu brin
gen. Und du „wickelst ab". Das
heißt, du nimmst denen da draußen
fruchtbare Thätigkeit hinein, mit Zu
kunftshoffnung für sich. So z. B.
Solslet das willst du einem Mann«
V«rkaufen, der weder den Willen noch
Solslet herauszubringen, als daß er
es für sich selbst aussaugt. Du sagst,
dein Kapital ist die Stütze allen Lebens
groß« Betrüger bist und der blinde,
herzlos«, hochmiithige Mann!"
Jonathan sprang auf.
D u bist der Betrüger. Wie darfst du
zu berauben, die sie selber mit geschaf
fen haben! Dies dein Kapital! Wessen
Geld ist es denn, das hier angesammelt
ist? Es ist die Arbeit und der Schweiß
ihnen das Kapital nothwendig sei.
Und es ist wohl tief auf dieser Einsicht
begründet, daß sie alle diese Jahr« so
geduldig zusammeng«tragen haben.
Und weil du jetzt glaubst, daß sie es
nicht mehr an«rkenn«n daß sie bos
haft und irregeleitet auf dich blicken
hast du deshalb ein Recht, das zusam
mengesparte Kapital in deine Tasche
zu stecken und deiner Wege zu gehen,
um sie dem Ruin und dem Untergang
zu überlassen? Das Geschäft ist auf
den alten Voraussetzungen gegründet,
sagst du. Ja, es ist auf den alten Vor
aussetzungen gegründet und ist groß
Verhältniß in schändlicher Weise
Schändlichste ist, die Bitterkeit und
das alles hast du mehr als sonst I«-
i»aild verschuldet. N«in nein! Ich
will zu Ende reden. Das Unglück,
das auf der Bevölkerung hier oben
lastet, das sind nicht die schlechten Fi
schereiverhältnisse der letzten Jahre
sagst, daß wir hier auf Tennö ebenso
wie anderswo das Recht haben, Zinsen
von unserem Gelde zu nehmen. Die
riesige Ungerechtigkeit und die hoff
nungslose Unmöglichkeit des Zustan
des. so wie er sich jetzt nach unserem
Rech! entwickelt hat schreit zum
Himmel. In Schulden werden sie ge
boren und in Schulden sterben sie,
ihren Söhnen Schulden hinterlassend.
Schulden, nichts als Schulden! Und
das Ergebniß ist nichts Geringeres als
eine Leibeigenschaft, in der wir Hun
derte von strebenden Menschen gefan
gen halten. Wir, ihre Stütze, ihre
Wohlthäter und einzige Hilfe wir
sind ihr Fluch geworden. Schlimmer
als Sturm und Schneetreiben denn
die rasen wohl, aber sie hören auch wie
der auf brüten wir wie pechschwarze
Finsterniß über ihrem Leben und ihr«,
Arbeit, ihr«m Heim und ihren Hoff.
Aber da ist auch noch ein anderes Er
gebniß: Das Henkersschwert, das du
über den Kopf der Leute hältst, ist
zweischneidig. Du klagst, daß kein
baares Geld in deine Kasse fließt. Das
hat ganz einfach seinen Grund darin,
und schließlich triffst du dich
selbst!"
Daniel trat plötzlich an das Pult
und öffnete ein Schubfach. Er nahm
lung". Nur, daß es mehr Arbeit ge
kostet hat, als wenn ich Aktien realisirt
oder mich auf die faul« S«!t« gelegt
hätte. Ich habe die gewaltige Bestie,
Geschäftes bist: Posten für Posten,
Jahre von dem Kapital in Abzug ge
bracht. Alles nach Rücksichtnahme, von
der du dich selbst überzeugen mußt
Bezug auf die du mir glauben mußt.
Das ist meine Abwicklung. Sie führt
zur Entwicklung."
so gut wie du. Unk wenn du dich dem
Gedeihen des Geschäfts und feiner ge
funden Erneuerung widersetzest, so gibt
gegen di ur deinen Bru
Sturm ankämpfte.
Nach einer Weil« würd« die Thür
von Jvar aufgerissen:
„Der Dampfer fährt in die BZcht
ein!"
„Du sprachst von Recht und Gesetz.
Wohlan! Da hast du dein Recht und
Gesetz. Mutters Testament gab mir
das Recht, dich auS dem Geschäft aus
zukaufen, falls ich eS wünschen sollte,
nach einer billigen Taxe. Ich habe
meine Taxe angestellt so billig ich
es brllderlicherweise thun konnte auf
Grundlage besserer Konjunkturen, als
wir sie augenblicklich haben. Bitte sehr.
In dem Päckchen liegen -inhundertund
siebzigtausendKronen in Papie
ren. Das ist die Taxsumme für dei
nen Antheil. Ich habe da» im Laufe
einiger Jahre zusammengescharrt. Du
kannst, wenn du willst, ein« vollstän
dige Abrechnung zwischen dir und dem
Geschäft im Laufe der letzten elf Jahre
erhalten und dich davon überzeugen,
daß ich dich nicht betrogen habe. Aber
hiermit bist du gesetzmäßig ausgelöst,
und wir beide sind quitt!"
Das Dampfschiff draußen tutete.
Ein Gebrüll folgte dem anderen.
Daniel stand da, das Päckchen in der
Hank, verwirrt. Er hielt es von sich
ab, als sei es eine Höllenmaschine, die
Jonathan aber nahm daS Konto
buch, das Daniel vor ihn auf da? Pult
gelegt hatt«, und warf es ihm hin.
„Nimm das mit. Ich hab« keine
Verwendung dafür."
„Nimm das init und geh'! Geh',
sage ich! Hinaus mit dir! Du hast hier
nichts mehr zu schaffen!"
„Ich gehe nicht auf diese Weise!"
„Du sollst gehen!" schrie Jonathan
in Heller Wuth. „Jetzt hab- ich mir
Ruhe vor dir erkauft und jetzt gehst
du!"
Jonathan wies mit ausgestrecktem
Arm aus die Thür.
„Willst du mich Hinauswelsen?
„Ja, das will ich. Ich will dich
hinausjagen aus dem Hause
von mir weg." ... „
Daniel wich zurück, blieb aber ste
hen, die Hand auf der Thürklinke.
„Lieber Jonathan!" sagt« «r sanft.
Jonathan aber trat einen Schritt
vor und legte die Hand auf das
Pult, während er sich vornüber beug
te und mit leiser Stimme sagte:
„Denn ich will Frieden zum Ster
ben haben!"
Daniel glitt hinaus.
Auf dem Hofplatz erfaßt- ihn d-r
Sturm. Draußen in der Bucht brüll
te der Sturm wie ein Rasender. Er
hörte di« Leute einander zurufen...
Auf der Trepp« blieb er st«h«n. Er
klemmte das Päckchen unt«r d«n Arm
und kehrte eilig wieder um, durch den
Laden und das vordere Contor
riß die Thür auf und ging hinein.
Am Geldschrank stand Jonathan.
In der einen Hand hielt er «ine
Flasche, in der anderen ein schmutzi
ges, halb mit Branntwein gefülltes
Bierglas.
„Was zum Teufel willst du hier?
schrie er.
Daniel stand einen Augenblick da,
leichenblaß vor Entsetzen.
Dann ging er.
Wie im Rausch ging er über den
Hofplatz, in das Haus, auf sein Zim-
Er legi« das Päckch«n auf den
Tisch und sank in «inen Stuhl, den
Kopf in den Händen bergend.
Er weinte.
Es fing an, dunkel zu werden.
Der Sturm hatt« «in wenig nachge
lassen.
Draußen auf der Bucht ging die
See aber noch zu hoch, als daß man
sich mit dem Fährboot hinausgewagt
hätt«.
Der Dampfer lag da draußen vor
Anker. Sie hatten mit dem Tuten
nachgelassen, konnten ja einsehen,
daß niemand daran dachte, bei sol
chem Wetter die Fracht zu lösch«n...
Unten an der Brücke war man be
schäftigt. den Schaden auszubessern.
Da, plötzlich, am Nachmittag stieß
der Dampfer ein paar kurze Töne
aus. Und zu ihrem Entsetzen sahen
die Männer an der Brücke ein Boot
draußen auf den Wellen tanzen. Mii
zwei Paar Rudern arbeitete es dem
Lande zu.
Was sollte man machen? An der
Brücke konnte es nicht anlegen
ohne Treppe! Außerdem war es le
bensgefährlich. so wie sich die Wellen
brachen, der Brücke nahe zu kommen!
Der Schmied Joe ging auf das
Da drinneil herrschte tief« Däm-
kommt «in Boot vom Dam
pfer her an Land."
„Laß eS kommen!" sagt« Jona
than vom Pult her, wo er saß. Joe
glaubte, daß er geschlafen habe. Und
als Jonathan nichts weiter sagte,
ging der Schmied hinaus.
Nach einigem Ueberlegen ging er in
die Küche und bat, man möge zu
Herrn Daniel hinaufschicken und ihm
sagen, daß ein Boot vom Dampfer
her komme.
Das Mädchen kam mit dem Be
scheid zurück, der Herr könne nichts
dabei machen. Und der Schmied be
gab sich wieder nach der Brücke.
Langsam, mit mühseliger Anstren
gung kam das Boot näher. Zwei
Männer ruderten, und hinten drin
saß eine Frau. So viel konnte man
in der Dämmerung noch erkennen.
Endlich hatte man sich an der
Brücke geeinigt, und das Boot war
noch nicht weit gekommen, als vier
Männer mit brennenden Laternen
am Strande beim Bootshafen Po
sten gefaßt hatten. Sie schwenkten die
Laternen und schrien laut, zum Zei
chen, daß, falls man landen wolle, es
Die Dunkelheit nahm schnell zu.
Aber sie sahen jetzt doch, daß das
Boot da draußen den KurS auf den
Bootshafen zu genommen hatte. Es
stieg und sank mit dem Wellenschlag,
ward hin und her geschleudert, legte
sich aus die Seite. Aber es arbeitete
sich hindurch. Als es ganz nahe her
angekommen war, sahen sie die weib
lich- Gestalt.
Welle."
Dung hindurch:
„Weiß Gott ist das nicht die
Margri?"
Schlag in den Bootshafen hinein,
mitten zwischen die Männer, und mit
einem Krach li«f «s auf de« Strand
auf.
Jo« war zuerst da. Und er nahm
die weibliche Gestalt und hob sie über
den Bootsrand.
„Bist du es, Joe? Bist du eS?
Ach d
hinauftrüg.
„Nein, die Margri! Und bei so ei
nem Unwetter!"
„Ich konnt' es nicht mehr aushal
ten, länger da draußen zu liegen und
zu euch hinein zu sehen, Joe!"
Er setzte sie vorsichtig nieder.
„Joe es geht doch alles gut
wie?"
„Ach ja!"
„Sind sie zu Hause?"
„Ja. Alle beide."
„Joe, schaffe mir meine Koffer
hinauf in di« Küche. Bielen Dank,
Joe! Und die Leute die müssen
mit hereinkommen. Ach, wie sich di«
sinn."
Aber Margary befand sich schon
auf dem Wege nach dem Hause.
Auf dem Hofplatz blieb sie stehen.
DaS ganz« Haus war dunkel. Auch
das Contor. Kein Mensch war zu se
hen. Sie stand «in« Weil« da und
sah sich unschlüssig um....
Dann ging sie leise zur Hausthür
hinein.
In der Küche war Licht. Und die
Mädchen kreischten auf.
ach! Guten Tag! Wo ist Onkel Jo
„Jm Contor."
„Nein, da ist es dunkel."
„Ja, dann ist er ausgegangen."
„Und Herr Daniel?"
„Oben in seinem Zimmer."
gri is! Und bei sonn Wetter! . . .
„St!"
Margary stand noch in der Thür.
Sie sah in die Luft hinaus wie im
ficht. Mechanisch ließ sie sich den
Mantel, di« Mütze, die Fausthand
„Er ist also da oben?"
„Freilich is «r da."
„Hm, ja! St! Nichts sag«n!
Margary ging.
Oben klopfte sie an Daniels Thür.
„Herein!" rief es dadrinnen.
Sie glitt hinein und schloß die
Thür geräuschlos hinter sich.
„Wer ist da?" frag!« Daniel durch
die Dunk«lh«it aus seiner Ecke her
aus.
»Ich bin es, Onkel Daniel, Mar
gary!" sagte sie leise.
—? Bist du?.
spenst!
Er antwortete nicht. Und das
Schwefelholz erlosch. Und es war tod
tenstill in der Finsterniß.
„Bist du böse auf mich?" flüsterte
st ch schnell «in zwe tes
„Margary!" sagt« er mit einer
„Willst du verreisen, Onkel Da
niel?"
„Willkommen kleine Möwe!"
sagte er.
„Weshalb mußt du fort?" fragte
ließ sie gleich wieder los.
„Jonathan will es so. Es ist nicht
gut hier gewesen, seit du fort warst."
„Ist es wieder mit?"
flüsterte sie flehend.
gary."
Ach, Onlel Daniel! Du darfst nicht
Er wandte sich ab. Und dann be
gann er durch das Zimmer zu gehen.
Sie folgte ihm mit den Augen. End
lich er an der gegenüberliegen
kel Jonathan?"
Plötzlich richtete sie sich auf und
rief:
„Dann will ich mit dir reisen. Ich
will, ich will! Denn das ist es ja,
was ich nicht kann, was ich nicht
„Margary!" sagte er traurig und
mit tiefem Ernst. „Ich kann nicht
sein, wo du bist."
sagte:
„Du bist so klug und so gut, Mar
gary, und es ist etwas so Ernsthaf-
Jch darf nicht sein, wo du bist. Ich
zu lieb, Margary. Auf andere Weife,
als du denkst, Margary! Du darfst
Aber nun muß ich du "ge
kommen bist. Ich bin ein armer,
kranker Mann in meinem Herzen. Ich
habe dich zu lieb, Margary."
Er hielt inne und legte die Hand
über die Augen.
Er hatte nicht gemerkt, daß sie
ganz zu ihm hinübergekommen war.
Da jubelte sie auf einmal laut auf.
Und er sah auf. Sie stand vor ihm
strahlend, mit blitzenden Augen,
und sie lacht« in überströmender
Wonne. Und im nächsten Augenblick
schlang sie die Arme um s«in«n Hals,
preßte ihn an sich und flüsterte ihm
ins Ohr:
„Ich liebe dich liebe dich lie
be dich liebe dich."
Der Abend brach herein.
Jonathan fuhr in feinem Contor
in die Höhe. Es war noch dunkel da
drinnen, und er saß noch immer auf
seinem Stuhl. Die Thür that sich
auf.
„Jonathan!" sagte Daniel. „Bist
du hier?"
„Was willst du von mir?" fragte
Jonathan.
„Zünde die Lginpe an. Ich will
dir etwas zeigen."
Nach einer Weile stand Jonathan
schweigend auf und zündete langsam
die Lampe an.
„Was ist es?" fragte er und sah in
dem plötzlich blendenden Licht nach
der Thür.
„Sie ist es!"
Daniel riß die Thür weit auf.
Und Margary stand da.
„Ach nein," sagte Daniel und hielt
sie zurück, als sie auf ihn zustürmen
wollte. „Ach nein! Warte ein wenig."
„Margary!" rief Jonathan.
„Ja. Hier ist sie. Heimgekehrt also.
Mit dem Dampfer da draußen. Und
nun will sie hier bei dir bleiben."
„Herzenskind!" sagte Jonathan
halb klagend, halb zärtlich.
„Ach nein. Noch nicht. Warte ein
wenig. Sie stellt eine Bedingung.
Nämlich, daß ich auch hierbleibe."
Jonathans Antlitz hatte nicht Zeit
genug, um alle Veränderungen durch
zumachen. Jetzt irrte der Blick zwi
schen den beiden hin und her.
„Denn sie will sich mit mir verhei
rathen."
„Ja, ja!" rief Margary, „denn er
„Und du ach nein, noch nicht!
Noch nicht! Denn ich habe auch eine
Bedingung zu stellen."
Daniel reichte ihm das Päckchen
von vorhin.
„Nämlich, daß du dies wieder zu
rücknimmst! Bitte schön! Entweder
du nimmst es oder"
Jonathan nahm das Päckchen. Wie
ein Nachtwandler stand er da, es in
der Hand haltend, und starrte die
beiden an.
„Ist das wahr?" fragte er, von
Margary zu Daniel hinüberfehend.
Und beide nickten ihm lächelnd zu.
Da richtete er sich auf und schloß
die Augen eine Weile. Margary ging
zu ihm heran und legte den Kopf an
seine Brust. Er stand noch immer mit
geschlossenen Augen da. Aber über
sein Antlitz breitete sich langsam ein
Lächeln. Und dann nahm er ihren
Kopf zwischen seine beiden schönen
Hände und sagte leis«:
„Herzenskind!"
»»« »Ss«» i?r»m»wört«r.
In ein«r Schule sind zu wissen
schaftlichen Zwecken die Augen
sämmtlicher Schüler durch Augen
ärzte untersucht worden. Dem Schü
ler Fritz gibt der Direktor der An
stalt folgenden Brief an seinen Va
ter mit: „Werther Herr! Die heut'
angestellt« Untersuchung hat leider
ergeben, daß Ihr Fritz stark zur
Myopie (Kurzsichtigkeit) neigt. Sie
müssen etwas in dieser Sache thun".
Brief des Vaters: „Werther Herr Di
rektor! Besten Dank für Ihre Nach
lige Mittheilung."
«p «<ye »er Te»mr.
So hoch entwickelt die moderm
Technik auch ist, so nahe hergeholt
sind vielfach die Bezeichnungen, deren
sie sich bedient. Dies kommt daher,
daß diese zum größten Theil aus
alten Zeiten überkommen sind und
sich einfach weiter fortgeerbt haben.
Das nächste Bergleichsobjekt bildete
von jeher der Mensch, und so darf es
auch nicht Wunder nehmen, daß zahl
reiche Maschinentheil« di« Bezeichnung
menschlicher Körpertheile tragen. So
hab«n z. B. die Räder „Zähne", die
Schlüssel haben „Bärte", die Hebel
sind mit „Armen", Gerüste mit „Rip
pen" versehen, und vorspringende
Theil« werden als „Zungen", „Köpfe",
„Nasen" und .Warzen" bezeichnet.
B«i Schrauben giebt es eine „Mut
ter", und die Ähnlichkeit zwischen
Menschen und, Maschinen g«ht sogar
so weit, daß manche Maschine,., ins
nem „Cylinder". Auch „Hüt«" und
Ebenso wie d«r Mensch, so lief«ri
auch das Thierreich «in« ganze Anzahl
von technischen Ausdrücken. So spielt
z. B. ein ausgesprochenes Landthiri,
Reffen der Segel die Matrosen ste>
hen. Auch die Kraft der Maschinen
mißt man nach „Pferdekräften", «ine
Bezeichnung, zu deren Einführung
kein Geringerer als James Watt den
Anlaß gegeben hat. Ein nicht minder
häufig gebrauchter Thiername ist der
technische Feuerungen eingebaut ist,
und der „Wolf", der in d«r Textil
industrie eine große Rolle spielt, wo
er zum Zerreißen der Gespinstfasern
dient. Der „Bär" findet sich an den
Rammen, bei denen damit der schwere
„Katze" ist auf jeder Montagewerk
statt zu sehen, wo sie auf Schicnen
quer über den ganzen Saal hinweg
fährt, um mittelst des an ihr ange
brachten Krahnes die einzelnen Theil«
zusammen zu hol«n. Auch „Widder"
und „Böcke" kommen in der Technik
massenhaft vor.
Eine nicht mindere Rolle wie das
Thierreich spielt die Nationalität. Der
zur Herstellung des Papiers dienende
Papierbrei wird im „Holländer" her
gestellt und der bekannte verstellbare
Schraubenschlüssel wird in Nord
deutschland „Engländer", in Süd
deutschland hingegen „Franzose" ge
nannt. Bei manchen Bezeichnungen
wie etwa beim „Wolf", der zum
Zerreißen der Gespinste dient, bei
„Nasen", „Bärten", „Helmen" u. s.
w. läßt sich ja die Herleitung des
Wortes aus gewissen Parallelen leicht
erklären, bei anderen aber bleibt sie
ganz dunkel. Die Nationalitätsbe
zeichnung hängt übrigens oft mit dem
Einem Menageriebesitzer war sein
einziger Löwe gestorben. Nachdem
er vergebliche Anstrengungen gemacht,
den Verlust zu ersetzen, engagirte er
schließlich einen Jrländer, welcher,
in's Fell des todten Löwen gesteckt,
dessen Nachfolger wurde. Die Sache
ging ganz gut und das Publikum
ließ sich irre führen, bis endlich doch
gar kein Löwe, ich bin ein Jrländer."
Den Tiger schien diese Feigbeit
zu verdrießen und nach kurzem Zö
gern wisperte er unwillig zurück: „Sei
doch stillt, Schafskopf, ich bin ja
—Moderne Komponisten.
Freund (zum hypermodernen Kom
ponisten): „Himmel, dos ist ja wirk
lich «in schauderös phantastisches
Stück, das Du mir da vorgespielt
seilt aus!'
Für die Küche.
Gehackte Kalbskoteletts.
Man mischt 1 Pfund fein gehacktes
Kalbfleisch mit Pfund fein gehack
tem fetten Speck, fügt Pfeffer und
Salz dazu, formt rund« Koteletts da
von, die man in Ei und geriebenem
ter oder Fett auf beiden Seiten zu
Türkische Weinsuppe. Drei
Unzen gutgereinigter Reis werden mit
wenig Wasser und Wein weich ge
dünstet. Dann schwitzt man einen
knappen Eßlöffel Gustin in Butter
weiß, fügt eine Flasche leichten Weiß
wein, eine halbe Flasche Wasser, den
Saft und di« abgeriebene Sck>ale ei
taninen und Korinthen, den Reis und
genügend Zucker dazu, läßt alles
noch kurze Zeit kochen, warauf man
die Suppe mit einigen Eigelben ab
zieht.
Sechs Kalbszungen werden in Fleisch
brühe mit Gemüse weich gekocht, ab
gezogen und in Scheiben geschnitten
zur Seite gesetzt. Von 1 Unze Butter
und 2 Unzen Mehl wird eine braune
Mehlschwitze geröstet, diese mit der
Zungenbriihe, 14 Ouart Weißwein
und Bratenjus zu einer dicklichen
Sauce gekocht, auf die Zungenscheiben
geseiht, ein Pfund frisch gekochte
Champignons nebst ihrer Brühe dazu
gegeben, sowie irgend we.che Fleisch
klöße. Das Ragout bestreut man,
wenn angerichtet, mit Kapern und
garnirt ringsyerum in Petersilie und
Butter geschwenkte, rund geformte
neue Kartoffeln.
Saure Nieren. Man putzt
mehrere Kalbs- oder Hammelnieren,
läßt sie in kochendem Wasser einige
Minuten lang kochen, nimmt sie her
aus und schneidet sie in Scheiben. In
zwischen hat man drei Eßlöffel voll
Mehl in F«tt oder Butter braun rö
sten lassen, giebt 1 2 feingehackte
Zwiebeln und die Nieren dazu und
läßt sie etwas ausdünsten. Dann
gießt man 1 2 Tassen Fleischbrühe
(im Nothfall Wasser) dazu, sowie 2
Eßlöffel voll feinem Essig, Salz und
Pfeffer, und läßt die Nierenscheiben
zuvor) werden gerieben. Pfund
Butter wird leicht gerührt, darunter
nach und nach die Kartoffeln, 3 Ei
gelb, eine Tasse Miich, etwas Wasser,
Salz, Muskatnuß und fünf Eßlöffel
geriebener Zwieback gegeben und zum
Schluß der Schnee der Eiweiß. Die
Masse wird in eine Form eingefüllt,
oben mit Butterflocken belegt und im
Wcsserbad im Ofen etwa 60 Minuten
gebacken.
Gefüllte Lammsbrust.
Aus «wer fleischigen Lammsbrust
löst man die Knochen, füllt die Brust
mit einer guten Kalbfleischfarce, näht
sie zu und bestreut sie mit Salz. So
hergerichtet, bringt man das Fleisch
in ein« Pfanne mit heißer Butter und
bratet es schön von allen Seit« an.
Sodann legt man den Braten auf
eine Unterlage von Speckscheiben, läßt
ihn gut zugedeckt gar dünsten und»
dazu.
Deutsche Beefsteaks. Ein
Rindfleisch wird mit 4 —6 Eßlöffeln
fel geriebener Weißbrotkrumen, Salz,
Pfeffer und einer Prise geriebener
Muskatnuß vermengt, und aus der
Masse werden runde Beefsteaks ge
formt, die in heißem Fett auf beiden
schöner Farbe gebraten werden. Wer
Zwiebelgeschmack an den Beefsteaks
liebt, setzt der Fleischmasse eine gerie
bene Zwiebel zu. Gehackt« Zwiebeln
müssen, ehe man sie der Masse zusetzt,
in etwas Butter weichgedämpft wer
den. da sie sonst bei dem schnellen
Braten des Beefsteaks nicht gar wer
den und den Magen belästigen. Am
besten ist es, geschnittene Zwiebeln
extra zu braten und als Beilage zu
dem Fleisch zu geben.
Kalbsschlegel gebraten.
Der gut vorgerichtete Schlegel wird
geklopft, mit Salz und Pfeffer einge
rieben, schön gespickt, dann mit einem
Stück Butter, einer Scheibe Speck, ei-
Rüb-n. einem Lorbeerblatt, einer klei
nen Selleriewurzel in die Bra'vsanne
gelegt und im Ofen gelb angebraten,
hernach ein Glas Wein und etwas
Wasser zugegossen und der Schlegel
unter öfterem Begießen zwei Stunden
langsam gebraten. Es ist vortheilhaft, »
denselben mit cmem mit Bulter einge
fetteten Papier zu bedecken. Damit
de- Braten schöne Farbe bekommt, ist
dasselbe jedoch eine halbe Stunde vor
»e:n Anrichten zu entfernen und als
dann 2—3 Eßlöffel saurer Rabm in
die Sauce zu geben.