Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 12, 1908, Image 7

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    Die Möve.
viele Anzüg« habe!
Nur einen hatte sie geöffnet gesehen.
Das war ein furchtbar feiner. Und
innen waren alle Wänd« mit Bürsten,
Flacons, allerlei G«säß«n aus Silber
und geschlissenem GlaS bedeckt. DaS
war sein Toilettekoffer!
Was für eine Meng« guter Sachen
er haben mußte um all« di« Ge
fäße zu gebrauchen!
Als sie auf fein Zimmer hinaufka
dritten dahinter.
„Die muß ich alle drei haben. Du,
denn ich gebrauche Platz für mein
Museum!
Ach er hatte gewiß eine Menge
herrlicher Sachen!
schlas«n. Ab«r da tauchte in ihren
auf, die sie in Pers Boot gesehen
hatte. Sie kannte die Kiste sehr
wohl. Es war die, in der sich alles
befand, was Per in dieser Welt be-
S' h"tt E d« d ch d si
g«w«sen. die nach ihr gefragt
Margary schlief ein.
Das letzte, das sich in ihrem Be
wußtsein abhob, waren die Kornblu-
Mauer des Hauses.
so still, als sei nichts geschehen.
Im Wald und zwischen den Fels
spalten färbte sich daS Laub gelb und
s T ' ' Z
Wehmuth und Schweigen mit gesenkt
tem Haupte zogen sie der Vergäng
lichkeit entgegen. Die Sonne b«l«uch
früherem Abend.
Es war Herbst, und der lange,
dunkle Winter nahte.
Strandhütten von Tennö
häuslichen Arbeiten mancherlei Art.
Di« Männer waren daheim, Angel
leinen und Netze wurden ausgebessen;
die Boote wurden getheert und nach
gesehen. Ganz am Ende der Bucht,
d«m Höhenrücken zu, verrichtete der
Schmied Joe seine gewöhnlich« Herbst
arbeit auf dem Torfmoor mit Hilfe
d«z dummen Ola.
Die Schafschellen läuteten oben
zwischen den Steinen. Und gegen
Abend gackerte daS Schneehuhn in der
Bei Per gingen sie schweigend um
her und entbehrten Nils. Auch um
den jungen Per waren sie in Sorge.
Er war nicht fröhlich. Die beiden
Alten fah«n ihn verstohlen an und
werteten ab. Ab«r er sagte nichts
und schlenderte am liebsten mit seiner
Flinte in den Bergen umher auf der
„Wer ist es?" fragte der Hufner
Per.
„Ja. Allem Anschein nach."
„Ach nein. Per ist ganz anders
als NilS."
„Was ist eS denn, Jansina?"
„Der quält sich nicht um ein Mäd
chen. Was er haben will, das nimmt
»r sich. Nein, da ist was anderes."—
Den einzigen Lärm, der am Tage
«rscholl, verursachte Sven Kjelsen, er
bekleidete sein neues Haus mit Bret
tern. Er hämmerte, als gelte eS sein
Leben, vom Morgen bis zum Abend.
Er wollte sich mit Mina vom Hofe
verheirathen. Und die Hochzeit war
auf den 2S. angesetzt. Jeden Morgen
machte Daniel seinen Spaziergang,
entweder am Strand entlang oder in
die Berge hinauf. Wenn er Jemand
begegnete, so grüßt« er freundlich,
aber sprach ungern mit den Leuten.
Nach Tische begab er sich wieder
auf die Wanderung.
Alle, die ihm nachsahen mochten
«S nun Margary aus der Küche, Jo
nathan aus dem Kontor, oder die
Fischer aus ihren Fensterluken sein
konnten seine langsame, «in wenig
steife Gestalt in dem dunklen Herbst
überzieher, dem schwarzen englischen
Hut und dem Stock mit dem silbernen
Knopf unter der Achselhöhle verfol
gen und sehen, wie er oft lange Zeit
still stand und dann Wetter ging, bis
früh auf sein Zimmer hinaus.^
Dort standen mehrere Koffer noch
ungeöffnet.
Jonathan faß den ganzen Tag wie
Und so eine häßliche Klatscherei. Er
hatte! Auf dies häßliche, häßliche,
konnte.
> Daß sie Daniel kein Wort davon
sagen konnte, daß sie Onkel Jonathan
Pfui, Pfui! Wie häßlich alles ge-
von aller anderen Arbeit so schnell wie
möglich frei. Mit dem Torf hatte
Joe feine eigenen Spekulationen. Der
Apparat erfinden, der mit Elektrizität
getrieben wurde; und diese elektrische
Kraft, meinte der Schmied Joe, sollte
Und infolgedessen wurde die Schlo
sserarbeit im Laden schlecht.
Aber oben im Torfmoor faß Daniel
auf einem Erdhllgel und redete mit
Joe. Der dumme Ola schob dieSchub-
Darüber reden wir ein »ndermal wei
ter. Das ist sehr interessant. Nun,
Margary?"
„Ach ich ich wollte nur ein
in das Birkengestrüpp hinein und
stieß allerlei Laute auS: Ja! und hm!
und Ja. ja! Plötzlich wandte er
sich um:
„Weißt Du, was Joe feylt?"
„Ja. d«r Aermste! DaS weiß ich
sehr wohl."
„Nun?"
wie man meinen sollte und wie alle
sagen, daß er ist. Alle die anderen!
Denk nur, er liest Bücher, die er sich
in TromSö leiht. Nils Persa ver
schafft sie ihm, der Sohn von dem
Husner Per, weißt Du. Der ist näm
lich auf dem Seminar. Es sind
wirklich Bücher über Physik und Che
mie, und ich habe so oft mit ihm dar
über gesprochen, wenn er einmal
kommt und nach irgend etwas fragt,
was er nicht recht verstanden hat
ja, weißt Du, so ein Fremdwort oder
dergleichen und das ist wirklich
gar nicht so schrecklich viel er ist
gar nicht so dumm, daS kannst Du
Daniel stimmte sein gedämpfte«,
warmes Lachen an. .Nein! Kllm-
Ja, Du bist ein kleines Prachtmädel!
Nein, ich wollte Dir gerade sagen,
daß Joe eine Art Genie ist!"
„Er ja nicht wahr?"
»In einigen Jahren kommt «in
deutscher Professor, der sich das alles
genau ausgerechnet hat, wovon Joe
hier phantasirt; der einzige Unter
schied besteht nur darin, daß der Pro
fessor eine Million Mark von dem
Kaiser von Deutschland bekommt u»d
zwei Millionen von den Juden in
Berlin, während Joe hier nach wie
vor im Torfmoor herumstochert."
Er ging weiter und schlug mit dem
Stock in das Gestrüpp, dann blieb er
stehen und sah in die Luft hinaus.
„Aber, siehst Du, Herzenskind, die
Millionen und vielleicht Kreuze
und Sterne und and«re Ehre und
Lohn wiegen doch nicht das auf,
hier im Torfmoor arbeitet, selbst be
lohnt. Er wird wohl kaum Elektri
zität aus Ebbe und Fluth erzeugen.
Aber, siehst Du, die Fluth, wi« sie
steigt und fällt, so langsam und still,
tagaus, tag«in hier in der Bucht, die
zündet nun dennoch ihr Licht an und
erzeugt auf dies« W«ise ihre Kraft in
Joes armem Menschenherzen. Wäh
rend er arbeitet unc sich abmüht
Joe hat mir erzählt, er rudere auf
den Fischfang nach den Lofoten hin
aus, um sich etwas Geld zusammen
zu schrapen. Und ich hab« hier ge
sessen und gesehen, wie seine „Jdea
lien" und sein ganzes arbeitsames
Leb«n hineinscheinen und leuchten,
wie er in seinem schwerfälligen Um
hertappen in schwarzen Winternächten
in seinem geheimen Innern einen von
Licht und Glück schimmernden Fest
saal der Phantasie besitzt.... Die
kaiserlich deutsch« Million und alle
ander:n Ehrenbezeigungen ach
mein Gott, ach mein Gott! Wohl
baut man sich Säle dafür. Aber du
lieber Gott was für Feste sind
daS!
Daniel setzte sich auf einen Stein.
Und nach einer Weile kroch Margary
in ein«n gabelförmig getheilten Bir
kenstamm unterhalb des Stein».
„Ach ja ach ja! Ich 'prach vor
hin «in wenig mit Tischler Sven
Kjelsen. Nicht lange nur so zwi
schen zwei Paneelbrettern. Denn
Sven Kjelsen hat es eilig, und ich
will ihn nicht aufhalten. Siehst Du
der baut sich jetzt «in HauS. Und
er ist ein glücklicher Kerl, weil er
meint, daß er sich einen Festsaal für'»
Leben baut. Biell«icht bekleidet er in
Wirklichkeit nur die Wände zu seinem
künftigen Elend, dem Jammer und
Streit und zu der Armuth, der freud
los«» Arbeit für Frau und Kinder
«r, wie die meisten Menschen.
Herzenskind! Das Glück des Lebens
ist unser Sehnen. Immer und ewig:
Unser Sehnen!"
„Aber, aber Onkel Daniel, Du
kannst es mir glauben, «r und Mina,
die lieben sich wirtlich! Denk nur,
schon als sie noch ganz klein waren."
Daniel nickte sinnend vor sich hin:
„Und Lieb« ist Sehnen. Ihre Er
füllung ewig neues Sehnen. Der To»
des Sehnens, der Tod der Liebe
der Mensch, »er kein Sehnen mehr
hat, ist ein tod!?r Mensch. W«nn das
zenskind. da wird Finsterniß in un
serer Seele."
Margary saß da i:nd starrte ihn
„Liebe, kleine Margary! Ich sitze
Über!"
Siehst Du, mein Herz, ich bin ein
nxnig müde gewesen. ES kommt zu
weilen vor, daß man müder ist, als
Lachen:
„Ach. Onkel Daniel, all« Möwen
sind gewiß dumm."
„Nein, mein Herz. Die Möwen
sind die klügsten von allen Vögeln."
und sah sie forschend, ernsthaft an:
.Sag mal, Margary. wo versteckt
er es?"
flüsternd:
„Er ach ja im Geldschrank!"
„Im Kontor?"
»«Ja. Im Hinteren."
.Hast Du eS gesehen, Margary?"
.Ja. Oft. Onkel Daniel."
Sie flüsterten, als stünden sie plötz
lich als Einbruchsdiebe im Hinteren
ttsvior im Begriff, d«n Geldschrank
mit einem Dietrich zu öffnen. Und
dann schwiegen sie.
Oben auf dem Bergrücken klingelte
ein« Schafglocke.
„Siehst Du, Margary," sagte Da
niel, .jetzt hast Du di« schlimme Sache
in meine Händ« gelegt. Du hast
Deine tapfer«, gute Pflicht gethan.
Und einmal wirst Du schon Dank
ernten. Du sollst sehen, wir heilen
Onkel Jonathan von sein«r bös«n
Krankheit. Jetzt bist Dv frei, und
jetzt ist eS mein« und nicht Deine Ar
beit. Da» ist keine Arbeit 'ür mein
H«rztnstind gewesen. Wie so viel
ander: Arbeit, mit der ich Dich be
schäftigt sehe. Das soll alles anders
wtrden. Aber ich muß Dich trotzdem
ja bitten, meine kleine, tüchtige, ge
heime Bundesgenofsin zu sein. Denn
di« habe ich nöthig."
„Ach, Onkel Daniel! Wie gut Du
bist!"
„Du bist gut, Margary," sagte er
ernsthaft. „Meine kleine MLwc kam
zu mir geflogen mit einem Oelblatt,
mi: einer Botschaft, daß eS einen grii
n«n Fleck in d«r W«lt gab, gerade als
e» um mir war, daß sie eine welke
Wüste geworden sei. Daß eS etwa»
für mich gab, was das Leben lebens
werth machte. Mein liebes, treue»,
kleines Mädchen: Wir wollen uns
Onkel Jonathan wieder gesund ma
chen!"
E: stand auf und sie gingen schwei
gend bergab. Margary schritt ganz
feierlich neben ihm her.
Als si« sich den Häusern näherten
blieb «r stehen:
„Da ist überhaupt mancherlei, wo
bei ich Dich um Hilfe bitten muß. In
erster Lini« handelt es sich ja darum.
„Willst Du auspacken?"
„Ja, das will ich natürlich. Du
hast doch wohl nicht geglaubt, daß ich
es alles in den Koffern liegen lassen
wollte zur Freude für sich selbst?"
.Nein, ach nein, das habe ich nicht
„Aber?"
„Nein, aber Onkel Daniel! Ich
habe gedacht, daß Du am Ende wie
der wegreisen wolltest, da Du nicht
auspacktest!"
„So, das also hast Du geglaubt
—Du dumme kleine Möwe! So!
Aber jetzt will ich also nicht wieder
abreisen. Jetzt will ich auspacken.
Und wir wollen uns gleich an'S Werk
Am Abend war es ganz festlich in
der großen Stube auf Tennö. Mar-
"
rung.
Daniel sprach von Italien, von
Italiens alter Kunst. Von den Pho
tographien aus dem Tische sprach er.
Menschen und Werken, von Kirchen
des Südens.
von Assisis dessen Leben in
Meisterwerken geschildert war, von
seligen Hütte, die noch heutzutage
steht, so. wie der heilige Mann st«
selber gebaut hat. überwölbt von einer
mächtigen Kirche, in sie hineingebaut.
Am allermeisten aber von der Ma
donna. Die sie alle gemalt hatten,
alle, von den ersten bis zu den letzten,
wieber und wieder Von der jung,
sräulichen Mutter, die seit dem Mor
gen der Christenheil sich immer klarer
und sicherer au» der Sehnsucht des
Menschengeschlechts nach der Frau
herausgebildet und einen Platz neben
hatte.
Künstler im Lauf der Zeiten die
Braut deS Zimmermanns, die Mutter
ner an ihrem Altar knien in gehei
mem Gebet für ihre Liebe, deren
Glück ihnen die Madonna b«wahr«n,
der«n Schmerz sie lindern soll wo
Wittwen über ihrer Verlust weinen,
und wo kinderlose Ehefrauen Gottes
Mutter um den Segen der Lieb« an
flehen . . . und alle opfern sie Rosen,
die schwellenden Rosen von Florenz,
so daß der Duft von dem Altar d«r
Jungfrau Maria daS Kirchengewölbe
durchfluthet.
Endlich blieb er am Fenster stehen
und schwieg.
Da draußen wehte ein Sturm, der
mit dem ersten Schnee deS Jahres ge
gen die Fensterscheiben peitschte.
Er blieb lange stehen und sah in
die tobende Finsterniß hinaus. Da
kam Margarh zu ihm-hin und drückte
seinen Arm.
„Ach, Onkel Daniel! Wie schön «s
war!"
Er wandte sich um, lächelt« und
streichelte ihr di« Wang«.
„Ja, es ist schön."
dertem Ton:
„ES so au», als wenn der
Winter schon im Anzug« ist!"
„Ja", sagte Jonathan. „Es scheint
so, du, du bist nicht in Italien, lieber
Bruder!"
heim."
Margary saß wieder über d«n Pho
tographien.
kleine Möw«!"
t th . „ s et
de so viel haben, wie ihr nur mögt,"
sagte Daniel. „Wir können ganz me
thodisch beginnen. Morgen Abend.
wie? Mit Illustrationen. Ich habe
Kursus."
über in einer großen Schuld befinde."
wirrt.
Daniel brach plötzlich in «in fröh
stärker." ...
zu Hause in den Ferien!"
„Ich weiß wirklich nicht, daß ich
das nöthig gehabt hätte!"
„Weißt du wohl noch, als Vater
di« Rechnung von fünf Speziestha
lern über Brauselimonade und Ku-
von Kort Hansen an der
Jonathan lachte.
„Daß du sie ganz einfach auf dein«
Kap>x nahmst! Und dabei that ich
gräßlich eingebildeter Bengel war ich,
ein abscheulicher Junge. Nie ein Wort
dei Dankes, nur Spitzbubenstreich«
und Frechheiten, die du geduldig hin
nahmst! Hin und wieder verabfolgtest
Daniel hielt «inen Augenblick inn«
und fuhr fort:
„Und hier zu Hause bei unserer
guten Mutter Jonathan, Jona
than, ich bin vor mir selbst errathet,
wenn ich daran dachte und dacht« und
dachte. Ich habe meines Bruder Jo-
Herzen unserer Mutter gestohlen!"
Jonathan paffte aus seiner Pfeife.
Er st.h den Bruder nicht an, schüt
telte nur den Kopf.
„Und kein Wort, kein Blick ver
rieth dir, wovon mein Herz alle, alle
diese Jahre so voll war."
Hier blieb Daniel vor ihm stehen
„Ach, wie lieb ich dich gehabt habe,
Jonathan! Ja, ich liebte und bewun-
Jonathan sah auf. Schnell fast
scheu. Dann murmelte er:
.Du redest Unsinn, Daniel! Ja,
ja wir hatten uns lieb daS
habe ich immer gewußt, lieber Bru
der!"
„Ach nein, du ein klein wenig
von meiner Schuld muß ich abbezah
len. Mit kunstgeschichtlicher Weisheit
wollen wir ansangen eine Por
„Nun, Margary," wandte er sich
plötzlich an sie. Sie saß da und hörte
einem zum anderen. „Sage mir
doch, welches von diesen Bildern ist
denn das allerschönst«?"
„DaS weiß ich ganz genau!" Sil
suchte zwischen den Photographien
und holte eine große Wiedergabe von
BotticelliS Madonna del Magnificat
auS den Ussizien hervor.
„DieS. DaS ist das schönste von
„Ei, ei, das ist gar nicht so übel
gesehen! Also das meinst du! Aber
warum denn eigentlich so ganz be
stimmt?"
„Ja, Onkel Daniel, du sagtest et
was von der Madonna etwas von
Wehmuth und Triumph."
„Das Bild sollst du haben, kleine
Möwe."
Sie sprang vom Stuhl auf und
ergriff fein« b«id«n Händ« voll«r Ent-
Bald darauf sagte Margary gute
Nacht. Si« küßte Jonathan auf die
Stirn und ließ sich von ihm auf die
Wange küssen. Daniel gab sie Wied«»
beide Hände.
Als sie allein waren, saßen die
Brüder eine Weile schweigend da.
„Wi- alt ist sie eigentlich jetzt?'
fragt« Daniel endlich.
„Margary? Die ist in ihrem acht
zehnten Jahr."
Nach einer Weile sagte Jonathan:
„Ich habe schon lange daran ge
dacht, daß sie in die Stadt müßte.
ist'ja daß sie hier verbauert
aber ich habe mich nicht dazu ent
schließen können."
„Wir haben gerade heute über die
sen Punkt gesprochen, du sie und
ich. Und wir haben uns dahin geei
nigt, daß ich ihr «in paar Stunden
geben soll, Französisch und Englisch.
Da» fehle ihr am meisten, meinte sie.
Das wollte si« am liebsten. Und dann
vielleicht später weg. Aber wir müssen
ja sehen, daß wir eine Person finden,
die den Haushalt führen kann! Mam
sell Svendsen kann ja nichts mehr,
und da haben sie dem Kinde die ganze
Last aufgebürdet!"
„I ach ja natürlich. Ich
habe ja schon lange daran gedacht.
Aber eS ist bisher nichts daraus ge-
Jonathan wandte sich jetzt rasch
um und wollte sich ein neues GlaS
brauen, Daniel räusperte sich und
sagte ein wenig nervös, aber in
lustigem Ton:
„Du sagst, ich bin nicht in Italien.
Ja, das sehe ich an der abscheulichen
Angewohnheit hierzulande, sich mit
Branntwein vollzufüllen! Willst du
Jrnathan wurde dunkelroth und
ließ den Zucker, den er schon genom
men hatte, wieder in die Schale zu
rückfallen. Er sah dem Bruder blitz
schnell inS Gesicht und tastet« mit den
Händen vor sich hin. Endlich zog er
die Uhr aui der Westentasche und
stotterte:
„Nein nein eS es ist auch
wohl schon spät!"
„Ja, wenn du noch mehr trinken
willst, mußt du allein sitzen bleiben.
Als Solotrinker! Denn ich gehe jetzt!"
.Nein nein ich gehe ja auch
Schlafzimmer, um zu sehen, wo wohl
Platz für ein Bild sein könne. Und
er blieb dort, bis er scherzend gesehen
halte, daß sich Jonathan entkleidet«
und zu Bette ging.
Oben in ihrem Zimmer aus der
Mansarde saß Margary noch lange
mit der Madonna unter dem Lam
stehen und flüsterte vor sich hin:
„Nein, welch ein Tag! Welch ein
Tag dies doch gewesen ist!"
tel/daS Bild. Sie stellte eS gegen die
Stuhllehne vor dem Bett. Sie wollte
ei sehen, sobald sie morgen früh er
wachte.
lFortieduna folgt.)
Für die Küche.
Gemüsesuppe. Zwei Gelb«
riiben, zwei Kohlrabi, zwei Petersi
lienwurzeln, eine Zwiebel und ein
kleiner Selleriekopf wenden in ganz
kleine Würfel geschnitten und in
Butter oder Fett eine Biertelstund«
3 Quart Fleischbrühe hinzu? die man
auch von Fleischextrakt sich herstellen
kann, läßt daSWurzellrxrk darin noch
Badi scher H:ch t. Ein Hecht
Gleichzeitig röstet man die nöthigen
kleinen rund geschälten Kartoffeln in
Butter und schwenkt sie mit frisch
gehackter Petersilü durch. Den Fisch
richtet man auf einer Platte an, zieht
die Sauce mit einigen Tropfen Mag
gis-Würze auf, gießt sie durch ein
Sieb darüber und legt die Kartoffeln
um d«n Fisch.
Grünkohl. Man str«ift von
der nöthigen Menge Kohl die Blätkr
von den Blattrippen, wäscht sie gut
großen Topf in siedendes Wasser,
fügt sehr wenig Salz dazu und läßt
den Kohl, d«r recht fest eingedrückt
werden muß, so lange kochen, bis er
ben« Muskatnuß, schmeckt ab und
streut zuletzt etwas trockenes Mehl
darüber, womit der Kohl noch wenige
Schüssel angerichteten Kohl.
Holsteinische Specksuppe.
IV2 Pfund geräucherter Speck wird
Jahreszvt Z- B/zillben, Ka-
Gemüsebrühe noch einige einfach«
Mel'klöße weich. Der Speck wird
zerschnitten und in die Suppe gelez!.
etwaS Wasser mit Salz, Zwiebeln,
meln. in Würfel geschnitten, werden
in Butter geröstet, zum Spinat mit
einigen Löffeln M«hl «ingeriihrt. mit
Salz und Muskatnuß gewürzt;
daraus werden runde Klöße geformt
und in Fleischbrühe od«r Salzwasser
gekocht. Sie werden separat ser-
Gemifchtes Gemüse. Man
man in eine tief« Pfanne eine Tasse
Fleischbrühe, gibt das zerschnittene
Gemüse, sowie eine Tasse nxich g«-
kochte Bohnen, eine Tasse gekochtes
Korn und eine Tasse Tomaten dazu,
läßt alles zusamm«n Stund« ko
chen, würzt es mit Salz und Pfef
fer nach Geschmack und rührt zuletzt
1 Theelöffel Mehl, mit 1 Theelöffel
Butter vermischt, durch das Gericht.