Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 12, 1908, Image 6

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    Hauslehrer und Arzt.
Lor«tte, die Bonne, trat hastig mit
dem Arzt ins Zimmer. Di« schön«
junge Mutt«r hatte ihren plötzlich er
tränkten Knaben in sein Bettchen
gelegt und sich von seinen Aermchen,
die er um ihren Hals geschlungen, be
freit.
„Retten Sie das Kind!" sagte sie
zu dem Arzte, „mein ganzes Leben,
meine Seligkeit hängt an dem Kna
ben!" In verzweiflungsvollem Tone
rief sie es und schien erst jetzt aus
«iner Starrheit zu erwachen, in wel
che die lähmende Angst sie versetzt
hatte. Dabei blickte sie ihn zum er
sten Male an und über ihr Gesicht
zog es wie Staunen und Zweifel, als
Furcht und Freude trieben ihr wech
selndes Spiel in ihren Mienen, und
wie vor Unerhörtem hatte sie
anfing, bracht« sie wieder zu sich.
„Retten Si« meinen Knaben!" sprach
sie nochmals leise und trat zurück, um
dem Doktor Raum zur Untersuchung
zu geben, die er sich anschickte, vorzu-
Pslichten des ärztlichen Berufes ist,
verließ ihn nicht einen Augenblick.
Mit sicherer Hand, mit geübtem Au
ge vollzog er die Untersuchung, mit
liebevoller Geduld wußte er dem Kin
de di« P«in derselben zu erleich
tern. Unverwandt hing ihr Blick
hab«.
Lautlose Stille herrschte in dem
großen Gemach. Die Bonne hatte
sich in die Nähe des Fensters zurück
gezogen und sah angstvoll auf den
Arzt, der am Bette des Kindes be
schäftigt war, und auf ihre Herrin,
welche hochaufgerichtet in der Mitte
aus der Stirn gestrichen, das Gesicht
bedeckt von geisterhafterßlässe.die durch
das schwarze Spitzenkleid erhöht wur
setzen und sie waren von aufsteigen
den Thränen umflort. Lorette wußte
sich diese ganze Szene deu
etwas angegriffen hatte, veranlaßte
den dortigen Arzt, sie nach Wiesba
den zu schicken, damit Kurt in der
Spuren der Kinderkrankheit über
winde. Ach, und Kurt ist eigentlich
schon längst wieder ganz gesund, Lo
derfahren? Endlich erhob der Arzt sich
vom Bette; nochmals zählte er die
Pulsschläge des fiebernden Knaben,
der leise stöhnend in den Kissen lag
„Ich sehe Ihrem Gesichtsausdruck
„Es steht «in harter Kampf mit
dieser grimmigen Krankheit bevor,
wickeln wird. Wann bemerkten Sie
die Anzeichen?"
„Das Kind war heut« morgen recht
Handen« Weichheit und die Neigung,
sich anzuschmieg«n, wie müde oder er
schlafft, fällt mir erst nachträglich
als bemerkenswerth auf."
„Und Sie, mein Fräulein", wen
dete der Doktor sich an Lorette, „ist
Ihnen, die Sie vermuthlich die Pfle
gerin des Knaben sind, nichts an ihm
aufgefallen?"
„Nichts Besonderes", gab sie zit
ternd nur Antwort. „Kurt war wie
gewöhnlich, nur räusperte er sich einige
Male, als ob er im Halse etwas
Kratzen hätte, ich gab ihm eine Tasse
warmer Milch und glaubte damit die
Bescvwerde beseitigt."
.Wieso kamen Sie, onädige, Frau,
auf den Gedanken, irztliche Hilfe zu
such:»?"
„Ich hatte das Kind auf den Ra
stn gelegt und mit Blüthen über
schüttet, eine davon war in das
jauchzend geöffnete Mündchen gefal
len, und als ich hineinsah, um sie zu
entfernen, da bemerlte ich jene loeißen
Flocken. .
Sie hatte mit Ruhe und Festigkeit
gesprochen, aber jetzt verließ ihre
Haltung sie, und verzweiflungsvoll
blickte si« auf d«n Knaben, der mit
zuckenden Händchen und halb gebro
chenen Augen vor ihr im Bettchen
lag. „Auch aus dem verschwim
menden irren Blick, mit t«m er
mich anschaute, erkannte ich, daß eine
sei."
„Es war gut, daß Si« mich sofort
rufen li«ßen. . "
„Und was haben wir zu Hof:
fen?" fragte sie zaghaft. „Welches
Glück, das uns gerade Sie zuführ
te. . setzte sie verlegen, zaudernd
hinzu.
Er knüpfte an ihre erste Frage
an und ließ ihre zweite Bemer
kung ganz unbeachtet. „Es ist die
Diphtheritis, von der Ihr Kind be
fallen."
„Entsetzlich!" stöhnte sie auf.
„Wir werden den Feind bekämpfen
mit allen Mitteln der Wissenschaft!
Wie weit diese sich als wirksam er
weisen, wage ich nicht zu bestimmen.
Ich bedarf einer energischen, uner
schrockenen Hilfeleistung bei der Be
handlung, wird das Fräulein sie
„Ich selbst werde am Krankenbett
meines Knaben alle erforderlichen
Dienst thun. .
„Sie selbst gnädige Frau?" Er sah
„Ja!" gab sie einfach zurück, und
als ob diese Willensäußerun ihren
Muth, ihre Lebenskraft gestählt hätte,
trat sie dicht an das Jett heran, reich
te ihm die Hand und sagte: „Stehen
Sie uns bei!"
Kmd rang tag g
In diesen jammervollen Tagen Hab
es unzählige Momente, wo es schien,
als bliebe der Tod Sieger, aber im
mer wieder entrissen die Getreuen
das Opfer seinen Klauen. Mit eiser
ner Ruhe und Besonnenheit waltete
der Doktor seines Amtes, kein Zucken
seiner Wimper verrieth, was er hoffte,
was er fürchtete. Gemessen und
kurz gab er sein« Verordnung«», die
die Mutter förmlich von seinen Lip
pen las und mit bewunderungswür
dig" Ausdauer ausführte. Nicht an
die Leiden ihres geliebten Kinde?
dachte sie, nur ein Gedanke beseelt«
sie, es zu retten! Nach vier bangen
Tagen und Nächten war dies Ziel er
reicht.
„Gerettet", sagte der Doktor. „Es
ist wie ein Wunder. .
Da fiel sie auf ihre Knie und
preßt« den Kopf in di« des Bet
tes. In all' ixn «ndlos langen
Stunden der höchsten Seelenpein hatte
sie keine Thräne gehabt chr Auge
hüten. Erst jetzt, wo si« Gewißheit
hatte, daß der Liebling ihr erhalten
bleibe, da siegte die physisch« Schwä
che über sie und ein langanhaltendes,
krampfhaftes Weinen machte ihrem
gevreßten Herzen Luft. . . Nur mit
einem Händedruck dankte sie dem
Arzte. Wortlos war di« Größe ihres
Gefühls, und willig, wie «in müdes
Kind, fügt« sie sich s«iner Anordnung,
sich zurückzuziehen, um nun, nachdem
jede Besorgnis; geschwunden, die
weiter« Pflege Lor«tten zu überlas
sen. . .
Trotz der milden Frllhlingslüfte,
di« draußen wehten, hatte man im
Kamin der eleganten Wohnung, wel
che Frau von Rhodenburg in Wies
baden bewohnte, ein leichtes Feuer
entzündet. Der Abend brachte noch
immer etwas Kühle, trotzdem alles
schon in üppigster Frühlingspracht
zrangte. Dora von Ryodenburg hatte
die ungewohnten körperlichen Anstren
zungen.dieschmerzlichen seelischenKäm
pse der vorhergegangenen Tage noch
nicht ganz überwunden. Abgespannt
und bleich ruhte sie im Schaukelstuhl,
den si« dicht vor den Kamin hatte rü
cken lassen, aber ein seliges Lächeln
überzog ihr Gesicht, wenn ihr Aug«
hinüberflog zu jenem Ruhebett, in
dem ihr Knabe lag, ebenfalls noch
bleich und fchmalwangig, aber auf
dem Wege einer fortschreitenden Wie
dererstärkung und das dankte si« d«m
Wie wunderbar es doch das
Schicksal fügt! D»- besten Theil ihres
Seins hatte si« ihm zu danken gehabt
nun fchuld«te sie ihm auch di«
Rtttung ihres KindeS! Was war es
nur, das ihn dazu auserkor, eine fo
die Hand. , ch s
„Wie hübsch, daß Sie kommen,
nach uns zu sehen! Verzeihen Sie,
Stirne gefallen war, behutsam zurück
und betrachtet« ihn lange prüfenden
Auges. Es schien ihr, als zöge es
wi« leises Weh über sein Antlitz. Doch
sie mutzt« sich g«täuscht haben, denn
wie er sich jetzt ihr zuwendete, lä
chelte sein ernster Mund und er sag
te: .Und was Sie anbelangt, gnä
dig« Frau, so werden einige Tage der
völligen Besitz Ihrer Jugendkraft und
Lebensschönheit zu setzen."
.Ist daS letzte eine Galanterie,
Doktor?" fragte sie scherzend, und bat
ihn mit anmuthiger Handbewegung,
auf einem Sessel neben ihr Platz zu
„Gewiß nicht, Lebensschönheit be
deutet dem Arzt Gesundheit, was
ich sagt«, war nur Umschreibung die
ses Begriffes, Schönh«it in anderem
Sinn« braucht Ihnen nicht wiederzu
kehr«n, Sie haben sie nie verloren.
Wie schön sind Si« geworden!"
Er sah sie mit einem leidenschaftlichen
Blick an, «ine Blutwelle überzog ihr
blasses Gesicht und wie unte- einem
seligen Schauer erbebend schloß sie
die Augen. Minutenlanges tiefes
Schweigen herrschte in dem Raume,
der die beiden umschloß und das
schlafend« Kind und ein: Welt von
Er hatte sie einst heiß geliebt, diese
schöne, junge Frau, als sie noch ein
Mädchen, fast «in Kind war. Mit
jener überfchwänglichen, seligen,
keuschen Liebe, wie sie in jungen, be
geisterten Herzen aufflammt, einmal,
ein einzig Mal! Die Poesie, der Blll
thenthau unseres Lebens, niemals zu
vergleichen mit den Gefühlen der Lie
be, der Sehnsucht, der Lust, des Rau
sches, di« nachher unsere Herzen be
stürmen. Jugendliebe das r«inste,
sonnigste Empfinden ein Hymnus
der schönsten, edelsten Regungen unse
res Herzens ein Traum des
Glückes, der süßesten Wonne
«in Heroismus opferfreudigster Ent
sagung! Und mit dieser Liebe hatte
er sie geliebt, die jetzt - ? ihm saß
mit geschlossenen Augen, bleich und
müde, aber ein freudvolles Lä
cheln in ihren Zügen, sie jetzt die
Gattin eines anderen, die Mutur
dieses Kindes, dem er das Leben ge
rettet!
Es war im Haus« ihr«r Eltern,
wo er, ein junger Doktor, vor dem
bevorstehenden Staatsexamen, Unter
richt in Naturwissenschaften ertheilte.
Er war arm und mußt«, um seinen
für das Examen erforderlichen Sum
men aufzutreiben, zu diesem Mittel
seine Zuflucht nehmen. Dr. Ludwig
Born war sehr tüchtig und dem al
ten Baron, Doras Vater, aufs wärm
ste für diese Lektionen empfohlen
Schwester wurden unter der Obhut
einer alten französischen Gouvernante
in der Art unterrichtet, daß für jeden
der verschiedenen Lehrgegenstände an
dere Lehrer eintraten, so daß der
Unterricht nicht einseitig wurde und
sie in den verschiedenen Fächern von
den dazu geeigneten Kräften unterwie
sen wurden. Dora war außerordent
lich lernbegierig und obwohl bereits
siebzehnjährig und der eigentlichen
Schulzeit entwachsen, nahm sie doch
an allen Stunden theil. Besonders
aber waren es die Naturwissenschaf
ten, denen ihr ganzes Interesse ge
hörte. Daß es der junge Lehrer war,
der einen so besonderen ?iser für
diesen Gegenstand hervorrief, dessen
war sie sich nicht bewußt. Mit Ent
zücken lauschte sie seinen Worten, mit
Begeisterung empfing sie feine Beleh
rung, mit unermüdlichem Fleiße lern
te sie, was er ihr vortrug, und mit
einer fast scheuen Ehrfurcht blickte sie
zu dem iuaendlichen Mann empor;
keiner ihrer anderen Lehrer, obwohl
die meisten schon alt und grau waren,
flößte ihr solche Verehrung, eine sol
che schwärmerische Unterordnung «in.
Sie blickte zu ihm auf, wie zu einem
Gotte! Niemals hatte er verrathen,
daß er auch in ihr noch etwas anderes
sah, als die lernbegierige, reichbegabte
Schülerin. Immer war er ernst,
kühl, wortkarg, wo es nicht seinen
Unterrichtsgegenstand betraf er
kam und ging, ohne daß man jemals
bemerkt hätte, wie stürmisch und ver
langend es in seinem jungen Herzen
aufwallte, wie heiß und wild das
Blut in seinen Adern kreiste. Ob
wohl noch jung an Jahren, war er
ein Meister der Selbstbeherrschung. Er
wußte, daß er, der arm« Student, in
dies«m aristokratischen Haus« nichts
zu hoss«n, nichts zu erwarten habe.
Hundertmal war er nahe daran, die
Stunden aufzugeben aber er
konnte sich das schmerzliche Vergnü
gen. Dora zu sehen, ihre Stimm« zu
hören, nicht versagen. und so kam er
und liebte und litt die süße Pein
einer ersten, unglücklichen Liebe! Dora
ahnte nichts von alledem, aber auch
in ihrem Herzen wogt«, knospte und
regt« sich's mächtig. Der junge, ern
ste, stille Lehrer hatte es ihr angethan,
ganz gegen ihren Willen. Wenn er
dich doch liebte! so schwirrten ihr die
Gedanken durch das Köpfchen; wenn
er doch ein Gefühl, ein Empfinden
für dich besäße! Wenn er doch nicht
Als er die Thür öffnete, blickte
sie auf, heiß stieg ihr dasßlut ins
Antlitz und, ihn demuthsvoll anbli
ckend, sagte „Bitte, Herr Doktor,
daß auf demselben eine Landkarte ent
stehen sollte. Es flirrte ihm vor den
Augen, als er sie so nahe vor sich
nahm die Zeichenfeder in die Hand
und versuchte seine Geschicklichkeit;
aber immer lebhafter und heißer pul
sirte das junge, stürmische Blut, wie
in Schwindel überkam es^ihn,
schaftlich auf die Stirn küßte flüster
te er: „Wie ich dich li«be, wie ich dich
liebe!". . . Ein einziges freudiges
Aufjauchze» war die Antwort, die
ihm nachhallte, als er aus dem Zim
mer stürzt«! Dora ging umh«r wie
im Traum«! Er li«bte sie! Was si«
ersehnt, was sie erträumt, war Wirk
dieser Welt über die beseligend« Be
wußtsein hinaus?! Unmöglich! Glück
lich, heimlich lachte sie vor sich hin.
In den Unterrichtsstunden, an denen
sie an diesem Tage noch theilnehmen
mußt«, befand sie sich wie im Som
nambulismus, ihr Geist weilte fern
äußerlich Antheil nahm an den Er
eignissen um sie her. Erst als sie
zur Ruhe kam, da wurde sie ihres
geliebt, und lachend weinend vertrau
te si« das herrlich« Geheimniß ihren
Kissen an, in die sie erröthend ihr
glühendes Antlitz verbarg. Am näch
sten Tage saß sie im Salon auf einem
hielt ein Buch in der Hand, aber die
Lettern tanzten vor ihren Augen, sie
konnte nicht lesen, ihr Herz klopft«
hörbar, sie hatte «inen Schritt auf
der Treppe vernommen! Wenn er
hier einträte! Jetzt. . . über die Leh
ne des Sessels weg hatte sie die Arme
nach ihm emporgefteckt, sein Haupt zu
sich herabgezogen und seinen Mund
geküßt. Der erste Kuß. wo
Lipp' an Lippe hangen nd Sehn-
und Hoffen in einem einzigen Athem
zug das Paradies wieder ins Dasein
rufen! Und dann war er vor ihr
niedergekniet, hatte seinen Kopf in
ihren Gewändern geborgen und ein
Überseliges Geständiuß seiner Liebe
floß über sein« Lippen! Sie hört«
zu, wi« berauscht.
weiß, daß du mich liebst, gehorchen
wir dem strengen Gebot der Pflicht
. . ." Sie sah ihn an, als begreif«
sie nicht, was nun lomm«n könn«.
„Niemals werden wir uns angehören,
niemals würde es mögli, , sein, die
strengen Vorurtheile deiner aristoka
tischen Angehörigen zu beugen. Ich
bin ein armer, namenloser Arzt,
was ich begehrt«, daß du mir folgen
würdest in Armuth, Elen', in klein
lich« Verhältnisse, von denen du, die
Verwöhnte, Zarte, keine Vorstellung
hast di« ich aber k«nn« ii ihr«r
ganz«n jammervollen, verächtlichen, er
bärmlichen Niedrigkeit. . . Ich will
das nicht. Ich will auch nicht in
Illusionen und schmeichlerischen Hoff
nungen dir und mir unerreichbare
Ziele vorgaukeln und in heimlichem,
verstecktem Liebesgetändel uns Leib
und lch liebe dic^
Gedenken an unsere Jugendliebe, an
unseren ersten Kuß! Ich werd« von
dir gehen. . ."
„Ludwig!" ein einziger Angst
schrei war es, den sie abstieß, aber
ihre ganz«, durch sein erhabenes
Pflichtgefühl gequälte Seele lag da
rin.
„Die Zeit heilt jede Wunde, auch
di? deine wird vernarben. Du wirst
Hauses getreu vermählen, und wenn
du vielleicht dereinst an der Seite
deines Gatten in deiner Karosse aus
fahren wirst, lächelnd in die Kissen
des Wagens zurüßgelehnt und dein
Blick einen vorübereilender. Mann
treffen wird, der den schweren Pflich
ten seines Berufes nachgeht, dann will
ich nicht, daß du erbleichend zurück
schreckst in dem Gedanken: diesem
Manne da schulde ich etwas! Ich will
es nicht, uck deiner Ehre, um mei
nes Stolzes willen, du trägst keinen
Vorwurf, ich keine Demüthigung
minfeuers beleuchteten die junge Frau,
gen im Lehnstuhl lag, als wusch« sie
ten. . .
b" glücklich, Dora?" Er
.Ich war es! Graf Rhodenburg
Trauergewänder nicht abgelegt; die
Blüthen, mit denen ich vor einigen
Tagen meinen Knaben überschüttet«,
der Lebenslust, und dieser tollen
zeitig die Gefahr bemerkte, in der
mein Kind schwebte. Dieses Kind,
welches ich abgöttisch liebc, als das
höchste Vermächtniß seiner Liebe zu
mir! Und die Erhaltung dieses Kin
des danke ich Ihnen und so viel
Gutes in meinem Leben," fügte si«
zög«rnd und sich besinnend hinzu. . .
„denn ich durfte glücklich sein an der
Seit« meines edlen Gatten war ich
doch vorwurfsfrei, nichts bergend in
meinem Herzen als einen freudigen
Mädchentraum."
Er hatte ihre Hand, welche si« in
tiefst«! Bewegung ihm gereicht, er
griffen und küßte sie. „Dora!"
kam es wie unbewußt über seine Lip
pen.
„Und Ihnen, meine Freund, wie ist
es Ihnen ergangen?"
„Ich habe die Welt gesehen, weite
Reisen gemacht zu wissenschaftlichen
Zwecken, Ehre erworben weit üder
Verdienst und habe mich seit einem
Jahre hier niedergelassen, -'n diesem
Orte, den ich um seiner herrlichen La
ge willen liebe und bevorzuge."
Daß er als ärztliche Autorität
galt, zu der man weit und breit
wallfahrtet«, hatte er bescheiden ver
„Sind Si« vermählt?" Nur zö
gernd stahl sich di« Frag« von ihrem
Munde, und si« «rröthete wie ein jun
ges Mädchen, aber er konnte in dem
Halbdunkel, welches in dem Zimmer
herrschte, dies nicht wahrnehmen.
„Nein!" Das klang 's einfach und
doch so jubelnd, so zagend und doch
so hoffend. . ..Der Diener brachte di«
Lamp« ins Zimmer. Der helle Licht
schein erweckte den Knaben. Er rich
tete sich auf und als er den Doktor
erkannt«, rief er:
„Der Doktor soll dableiben, Ma
ma, immer, immer!"
Tas Abschiedsesscn.
Der Stationsvorsteher Eichkemp in
Mucha war nach einem größeren Orte
versetzt worden. Er hatte sich bei den
Einwohnern des kleinen Städtchens
recht beliebt gemacht, und allgemein
wurde sein Scheiden bedauert. Aus
dem Ausdruck des Bedauerns reift«
der Entschluß, d«m scheidenden Be
amten einen würdigen Abschied zu be
reiten.
Die Vorstände der Vereine, denen
Eichkemp angehört hatte, traten zu
einem Comite zusammen, um über
die Art des Abschiedsfestes Beschluß
zu fassen. Zu diesem Behufe traf
man sich eines Abends beim Pfarrer
Wohlfeld.
„Meine Herren," sagte dieser, als
das Comite völlig beisammen war,
„wir haben unserem lieben Eichkemp
so manchen vergnügten Abend zu »er
gänze Kraft und seine vielseitigen
Kenntnisse in den Dienst der guten
Sache zu stellen! da ist es denn recht
und billig, ihm ein würdiges Ab
schiedssest zu bereiten. Ich schlage
darauffolgendem Kommers, und bitte,
Ihre Meinung hierüber zu äußern."
„Der Herr Pfarrer hat mir aus
der Seele gesprochen," ließ sich der
Gutsbesitzer Hummelbein verneh
men, „und schlag« ich m«in«rseits auch
vor, um den Abend recht würdig zu
gestalten, daß bei dem Kommers nur
„Echtes Bier thut's wohl auch,"
äußerte Postsekretär Zobel, „doch bin
ich der Meinung, daß wir unserem
Eichkemp noch einen musikalischen Ge
nuß verschaffen. Sie wissen ja, meine
Herren, wie sehr er die Musik liebt,
und da fast sämmtliche Vereine der
Stadt ihre Betheiligung zugesagt ha
ben, so dürsten die Kosten pro Per-
Mann der Jnfanteriekapell« würden
für unseren Zweck hinreichen und das
Fest durch ihre guten Leistungen »nl
schieden verschönern."
„Ich acceptire all« bish«rigen Vor
schläge," erklärte Rektor Stockmann,
„und empfehle nur noch, den Festsaal
in würdiger Weise zu schmücken."
„Der Vorstand des Kriegervereins,"
erklärte der Vorsitzende, „hat beschlos
sen, dem Scheidenden einen Pokal zu
stiften, der ihm am Festabend feier
lichst überreicht werden soll. Es wäre
sehr erwünscht, wenn die anderen Ver
eine sich durch Beiträge an die
sem Geschenke betheiligen würden,
denn in diesem Falle könnte etwas
recht Gediegenes angeschafft werden,
während der Pokal, vom Kriegerver
t'n allein dedizirt, nur entsprechend
geringer ausfallen würde."
„Die Ressource hat bereits be
schlossen. ein Gruppenbild sämmtli-
cher Mitglieder zu überreichen, mithin
ist unsere Betheiligung ausgeschlos
sen." entgegnete Pfarrer Wohlfeld.
„Auch der Gesangverein," äußert«
nes Geschenk, und zwar «in Rauch
s«rvice, zugedacht, so daß unsere Be
theiligung gleichfalls unterbleiben
muß. Ich halte es übrigens für rich
„So wären wir ja einig," sagte der
Pfarrer, „das Menü, welches mir
Herr Daniels bereits bekannt gab,
entspricht ganz der Jahreszeit und be
sieht aus Bouillon nebst Kaviarbröt
chen, der Martinsgans und Hasen
braten. Damit wird jeder Teilneh
mer zufrieden sein. So bleibt uns
übernahmen es, die Kurrende mit den
erforderlichen Angaben in Umlauf zu
setzen.
Zur festgesetzten Zeit am Sonn
abend prangte der Saal im Schmuck
dunkelgrüner Tannen. Der Sessel
des scheidenden Herrn Eichkemp war
mit einer Rosenguirlande bekränzt,
und die Musik hielt sich bereit, beim
Eintritt des Gefeierten sofort der.
Tusch zu spielen.
Allmählich erschienen auch die Fest
theilnehmer, feierlich bekleidet mit
schwarzem Rock und weißer Kravatte,
bildeten lebhaft plaudernde Gruppen
und harrten der Dince, die da kom
men sollten. Nur Herr Eichkemp und
die Comitemitglieder fehlten noch,
trotzdem der für den Beginn des
Essens festgesetzte Zeitpunkt bereits
überschritten war.
Man fragte sich gegenseitig nach der
Ursache, doch Niemand vermochte Auf.
Da ttat Pfarrer Wohlfeld ein.
Sofort wurde er mit Fragen über
das Verbleiben des Herrn Eichkemp.
sowie der Comitcmitglieder bestürmt,
war jedoch gleichfalls nicht imStande,
befriedigenden Bescheid zu geben.
Ebensowenig konnten dieses die jetzt
erscheinenden Herren Hummelbein und
Vogel thun. Mittlerweile war es 9
Uhr geworden. Herr Daiiels, der
Wirth, fragte an, wann das Essen be--
ginnen würde, denn die hierzu festge
setzt« Zeit sei erheblich überschritten,
und mit großen Wärmevorrichtungen
sei er nicht ausgerüstet.
Man beruhigte ihn mit dem Be
merken, daß es sich nur noch um kurz«
Zeit handeln könne; er möchte nicht
ungeduldig werden.
Gleich darauf betrat Postdirektor
Zobel den Saal und brachte die be
ruhigende Nachricht, daß Rektor
Stoctmann nach dem Bahnhofe ge
fahren sei, um Herrn Eichkemp ab
zuholen.
Mieder fragte der Wirth an. wie
es mit dem Beginn des Essens stände,
und wieder mußte er beruhigt wer
den. Auch die Fesitheilnehmer wur
den immer ungeduldiger, so daß
Pfarrer Wohlfeld, um Stimmung
unter ibnen zu erhalten, die Musik zu
Herr Eichkemp ließen sich blicken. Die
Musik hatte bereits mehrere Stücke
gespielt, und Herr Daniels erklärte
entschlossen, daß er von jetzt ab weder
für die Güte noch für die richtig«
Wärme der Speisen garantiren
allein.
„Wo bleibt Eichkemp?" bestürmte
man ihn von allen Seiten.
Worten, bis Pfarrer Wohlfeld endlich
—A b bli tz Herr: , Gnädi-
Dame. .Hölzern genug sind s»e da-
B i l d. A.: „Das Porträt Ihrer Frau
Partie scheint mir etwas unruhig."
B.: »Das ist eben die sprechende Ähn
lichkeit!"
li e. A.: „Ich säge Ihnen, das Näs
dicht!" B.: „Und die Nase ihres
Mannes ein Kupferstich!"
Kaltblütig. Kunde (wü
thend zum Kleiderhändler): Sehen
Sie sich mal diese Hose an, wie die
Herr? Bin ich ein Wetterprophet/
Ganz logisch. A.: Wie
Bank hat, kann er sehr leicht zum
Sitzen kommen.
Ter Wasserfeind.
„Du, Vater, was ist denn dös
a' Säuferwahnsinn?"
„Wenn einer bloß Wasser trinkt!"
Unmöglich. „Welches Eis
schmeckt wohl am besten?" .Ich
Ehelicher Zwist. Gatte:
Schon wieder ein neues Kleid! Wo
soll ich denn das Geld dazu herneh
men? Gattin: Ich habe dich doch
Ihr Debüt. „Die Eier sind
18
ten, du weißt doch, daß ich si« stets
3 Minut«n gekocht wünsche?"
„Aber gewiß, Männchen, weiß ich
ben, dem er die Haut abziehen kann."
Kanibal i s m u s. Tourist:
Und wovon leben die Leute in Ihrer
Gegend? Bauer: Mein Gott
Vom Examen. Professor:
Also, Herr Kandidat, was für Be-
...Ja, ja, i' spür's, daß i' alt
werd'! Früher, da hab' i' mit Leich-
A,.° Schuss l Kraut dazua
Aus einem Roman. Er
hatte ein Auge auf sie geworfen und
verliebt. Da er nicht mehr länger
auf Freiersfüßen gehen wollte, faßte
er sich endlich ein Herz und hielt um
ihre Hand an. Sie aber sprach:
Unverbesserlich. »Wie
stellen Sie sich das Ideal eines Wei
beS vor?" Junggeselle: Verheira
thet!
Die „theuere" Gattin.
Dame (zu dem Herrn): . . . und
Sie wenigstens jemanden, der Ihnen
die Kleider ausbessert. Jungge
selle: Und wenn ich ledig bleibe, so
Schlau. Arzt: Wie haben
Trunkenbold endlich doch einen Li»
ster: Sehr einfach! Ich habe es ihm
in Schnapsgläsern verabreicht!