, Der Zvischeadessrr i« der Lur«sk«l>ine. Wenn jemand, der sich im Laufe von 40 Jahren mit den Sitten und Gebräuchen der »guten Gesellschaft' so ziemlich vertraut gemacht hat, auf »er Reise von New nach Liv»« Die „City of Edinburgh" war «in Schiff für damalige Verhältnisse, aber Immerhin lassen sich die zehn Tage, ertragen als „da unten". hen Wetters immer hinaus, lehnte mich an die Reeling und' was Zukunft in rosigen Farben aus. Am ,Abend des achten Tages hatt« ich es mir eben wieder recht bequem gemacht tet, dessen ahorngetäfelte Wände mit Goldleisten besetzt waren. Wie kam ich in diese Luxuskabine, die doch wohl «inem reichen Reisenden gehören muhte? Auf dem Boden stand ein halboffener Toilette-Koffer. Ein gro ßes „D" war auf den Flaschen und Bürsten eingravirt oder aufgesetzt. «in halbes Dutzend blitzernder Lack stiefel in Reih und Glied. Mir schwin delt« von all der Pracht, und ich ent aufsah, „nun wird alles schon wieder qut werden! Wie fühlen sich Mylord? Biel fehlte nicht, nein gar nicht viel!" hastig. „Nur noch Ruhe und etwas Nahrhaftes!" Er drück!« auf den elek trifchen Knopf. Ein Steward erschien. „Barber, die igouillön und den Kog »ak! Aber schnell!" befahl «r. Was hatte der Mann nur? Ob „Ja! Der Kapitän selbst sah es! Mylord!" »Ich heiß« Wilford Pearc«", sagte kämpfen hatte, aufzuräumen. Ich klingelte, und der Steward erschien. „Haben Mylord Befehle?" fragte ich. „Gewiß, Mylord! Sie sind Lord Dimsdale!" „Unsinn!" fuhr ich an. „Ich bin der Zwischendeckpassagier Wilford Pearce!". . .Er hüstelte nur verlegen. Da kam mir ein Gedanke. „Wer fiel gestern Abend über Bord?" forschte ich „Nur Sie, Mylord!" „Falsch!" schrie ich erbost. „Es wa ren zwei! Lord Dimsdale, der, so be gleich herausstellen, daß dieser Pearce „Ja, Myl ich wollte sagen „Freue mich, Sie wieder an Bord zu haben, Mylord!" sagte er herzlich und schüttelte mir die Hand. „Ich schuld« Ihnen und Ihrer wa- Lord Dimsdale, sondern einer Ihrer Zwischendeckspassagiere mit Na men Wilford Pearce." Bart. „Ja, ja", sagt« er leichthin. „Doktor Brown hat mich von allem unterrichtet. Der Name hat weiter nichts auf sich. Jedenfalls wird es Mylord gut thun, sich recht zu pfle gen!" Also auch der Kapitän war von diesem gräßlichen Wahn befangen! Die Affäre nahm nun nachgerade ei nen unheimlich mystischen Charakter an! In diesem Augenblick kam mir eine geniale Idee. Der Lord hatte sicher einen Diener bei sich ge habt, der sollte jetzt gegen mich aussagen. Aber ich ahnte nicht, daß Traufe kam. „Wo ist mein Kammerdiener?" fragte ich in barschem Tone. der Doktor dem Kapitän zu: „Sehen Sie, sein Gedächtniß ist nicht ganz zerstört, nur leicht getrübt!" Dann wandte er sich zu mir: „Sie müssen sich erinnern! Der Diener kam nicht mehr rechtzeitig zum Schiff zurück, als er liegen gebliebe nes Gepäck vom Hotel holen wollte!" Die Wucht dieser unleugbaren Thatsachen beugte meinen Kopf tief herab. Das benutzte der Kapitän ge schickte, um zu entschlüpfen. Nur der tapfere Doktor hielt stand fragte mich, ob „Mylord" nun das Diner in der Kabine zu nehmen gedächte. Es wäre eifrig in den Koffern und Taschen meines unglücklichen Gastgebers zu wühlen. Nach einer Biertelstunde ke nnt mir zufrieden sein. Im Speisesaal wurve ich vom Obersteward devotest zu meinem Eh renplatz neben dem Stuhl des Kapi täns geleitet. sein Glas schlug und eine donnernde Rede hielt, in.der er mich zu meiner Rettung beglückwünschte. Als das von allen Seiten stürmisch aufgenom mene Hoch auf das Wohl des Lord Dimsdale verklungen war, erhob ich mals den Versuch zu machen, ein un seliges Mißverständnlß aufzuklären. Ich gedacht« zunächst mit herzlichen Worten meiner edlen Retter, dankte dann fÄ die in so überreichen Maße den Doltors, eilte ich auf Deck und ließ mich «schöpft in einen Sessel fallen. War ich nitn eigentlich Wilford Pearce oder Lord Dimsdale? Diese Frage wagt« ich mir jetzt kaum zu de ich von einem ernstblickenden' Herrn, der mir schon bei Tisch aufgefallen war, angesprochen wurde. „Verzeihen, Mylord. wenn ich mir die Freiheit nehme, mich vorzu stellen!" sagte er mit einer tiefen Ver beugung. „Ich bin Sir Frederick Sawver." Ich kannte diesen Namen, als einen der ersten Größen Londons für Gei steskrankheiten und ließ ihn das, nicht ohne «inen leichten Anklang doch nicht dulden, daß vor meinen Augen ein werthvolles Leben durch eine falsche Behandlung ruinirt wird. Die Sache ist die: SI« haben durch ihren Sturz ins Wasser und infolge der nachherigen Ueberanstrengung ei nen heftigen Nerven-Chok erlitten, d«r sich in «inertheilweisen Gedächtniß schwäche äußert, eine nicht unge wöhnliche Erscheinung. So verwech seln Sie z. B. den Namen des Ka pitän Goodman mit dem des Kapi tän Roß, glauben, selbst Pearce zu heißen, sich im Zwischendeck einge schifft zu haben und dergleichen mehr. Im Gegensatz zu der veralteten Me thode des Dr. Brown kräftige ich das geschwächte Gehirn dadurch, daß ich wirtlichen Thatsachen «inpräge, wobei gleichzeitig der Patient seine Willens kraft mit einwirken und im Gehirn Sie recht angespannt dem, was ich Ihnen in all«r Kürze erzählen werde. Sie sind Lord Dimsdale, der sie bente Peer. Bald nach dem Beginn der Reise wurden Sie seekrank und hielten sich immer nur in der Kabine auf. Als Sie das «rstemal auf Deck kamen, hatten Sie das Unglück, üb«r Leute mich durchaus als Lord Dims dale haben wollten, wollte ich ihnen den für mich nur angenehmen Spaß --- also wollt« ich gut und gern noch solange den siebenten Pe«r spielen. „Verzeihen Sie!" heuchelt« ich. „Wie ich mich in di«se fixe Idee mit dem Namen P«arce verrennen konn te, ist mir jetzt freilich ein Räthsel! pflichtet!" sten, als wir zusammen den Rauch salon betraten und die uns gebühren den Glückwünsche entgegenahmen. Als len, um uns zurückzuziehen, hätte ich kinahe das stolze Gebäude der Wun derkur wieder eingerissen durch die kämen. Sir Fredenck stutzte. „Mylord meinen wohl Sandy Hook?" fragte Gott sei Dank, er sah mein jähes Erschrecken nicht. „Ja, natürlich, meine ich Sandy Hook!" antwortete ich ruhig. „Ich denk«, in etwa sieben Ta gen." Sandy Hook! Das lüftete den Schleier des Geheimnisses! Im Bor es unverkennbar: Von »er „City of Glasgow!" Nun war alles son nenklar: Von der „City of Edin ich über Bord gegangen, um von der „City of Glasgow" Kapitän Goodmann —, die zur selben Zeit den Lord Dimsdale verloren haben mußte, glücklich aufgefischt zu Mein vermuthlich einzig dastehen des Abenteuer hätte bis zuletzt den Hauch des Romantischen um sich ge mein Herr!" befahl er. Eine Depesche: „Von der „City of Edinburgh" aufgenommen! Gepäck „Lord Dimsdale?" schrie der Kapi tän. „Wer zum T«usel sind Sie denn Sie —?" Grunde, um nicht bis an das End« der Fahrt als „Irrsinniger" auf Ih rem Schiff herumzulaufen." sich die Seiten. „Das gibt ja einen Kapitalspaß! Wie ich d«n Doktor Brown aufziehen werde, und" er seit acht Tagen fein könnte! Hier habe lebt. Das läßt sich alles später re geln aber der Preis für die Rück fahrt?" I Der räthsrlhaste Findling. b«i mir fest: nur Sherlock Holmes wird imstande sein, das Räthsel die ses Kindes zu lösen. lock Holmes weiß, und erhielt als Antwort folgende Depesche: „Sherlock Holmes seit vier Wochen im Taucher kostüni im Atlantischen Ocean ver schwunden, wo er nach einer Wasser leiche sucht, welche die Beweise für die eheliche Untreue der Gattin des Ober kellners im „Grand Hotel Barnum" in ihrem Sprung nes Berliner Blattes, das sich gern mit dem außerordentlichen Detektiv beschäftigt, und erhielt die telephoni sche Auskunft: „Sherlock Holmes ist seit Wochen, als Neger entkleidet, in Centralasrika auf der Such« nach ei nem Bleistift (Faber No. 3), der Henry Stanley vermuthlich aus der Hand fiel, als er Livingstvne sucht«, und der von einem diebischen Schwar zen aufgehoben und veruntreut wurde." Als ich zerschmettert über dies« Nachrichten sinnend aus dem Fenster sah, kam von dem gegenüberliegenden Trottvir «in schlanker, blasser Mann mit den geschmeidigen Bewegungen eines fünfjährigen, gefleckten Jaguars in den Dschungeln über das Asphalt der Straße, stieg da der Portier wieder mal nicht rasch genug öffnete durch ein Parterrefenster und über das Bett einer leidenden amerikani sch«» Dame in mein Haus und stand nach zwei Minuten vor mir. Der Fremde legte «inen zwölfläufigen Re volver achtlos vor sich auf meinen Schreibtisch, ließ seine Uhr repetiren, steckte sich eine von meinen Cigarren mi und sagte: „Ich bin Sherlock „Ja. aber erlauben Sie. woher —" „Woher ich weiß, daß Sie mich su chen? Wir wollen keine Zeit verlie ren. Sie haben eine blaue Weste an mit grünen Tupfen. Blau ist die Farbe der Sehnsucht, grün ist die der Hoffnung. Sie haben sicher mehrere Westen, viele Westen ich schließe das aus dem Miethspreis JhrerWoh nung. Wenn Sie heute nun diese blaue Weste mit den grünen Tupfen angezogen haben, so folgten Sie "darin Ihrer Stimmung. Also: vie Sehnsuchts - Farbe Ihrer Weste sagte mir: Sie suchen Jemand. Wen? Sie hatten ein Buch von Robert Lutz - Stuttgart in der Hand, als Sie am Fenster standen. Das ist mein Verlag. Allem Anschein nach beschäftigen sich also diese ihre suchenden Gedanken mit mir. Und zwar in einer bestimmten Angelegen heit. Ich kenne diese Angelegenheit nicht, aber sie interessirt mich. Wollen Sie mir bitte sie auseinandersetzen? Ohne unnöthige Umschweife. Ich hab«," der merkwürdige Mann zog wieder die Uhr, „siebemindfünfzig Minuten dreiündvierzig Sekunden Zeit, ehe mein Zug in den Ural ab geht, wo ich für ein Honorar von So.lZOo Rubeln einem russischen Für sten herausbringen soll, wer ihm aus Bosheit seit dreizehn Monaten jeden Morgen den Treppenflur seines Pa lastes verunreinigt. Ich werde mir zu Ihrem Bericht Notizen machen. Sherlock Holmes hatte, wenn er bat. eine so eindrucksvolle Art, mit dem Revolver zu spielen, daß ich nicht zögerte, seinen Wünschen nachzukom men. „Also es handelt sich um ein Kind. Es wurde allein im Thiergarten auf gewunden. Sein Geschlecht ist männ- Holmes: „Hatte es Ungeziefer?" Die Frage verwirrte mich. „Ich weiß nicht recht..." „Ich sehe schon," sagte Sherlock Holmes, „so kommen wir nicht wei ter." Er ging an mein Telephon. „Wo ist der Knabe? Auf der Poli zei? Schön. Dann ist er also ein unschuldiger Knabe?" „Wieso?" Ich wieder Holmes Scharfsinn. Er aber nahm das Sprachrohr des Telephons und sten Bestellungen, die jemals durch meinen Apparat gemacht worden sind. Sherlock Holmes sprach zunächst mit dem Central - Viehhof und bat, um gehend ein lebendes Schaf nach dem Alexanderplatz zu bringen. Dann be stellte er ebendahin «in« Apfeltorte mit Schlagsahne von Hilbrich und aus einem Spielwaarengeschäft der Leipzigerstraße ein Schaukelpferd und einen spanischen Rohrstock. Nach die sen erstaunlichen Anordnungen wandte er sich wieder zu mir: „Jetzt rasch «inen Taxameter, ich habe nur noch 49 Minuten 31 Sekunden Zeit!" Dem Taxameterkutscher bedeutete er, nach dem Alexanderplatz Karriere zu fahren, mit der Versicherung, ich würde ihm das Pferd vergüten, wenn es dort zusammenbräche. Zwölf Mi- Ren meine Krawattennadel und meine Lackschuhe als Pfand. Dann hieß er mich den Hammel führen und gab mir die Tort« zu tragen, was ich auch da ich ohne Hut und Schuht, ohn« Uhr und Nad«l nicht mehr sehr ele gant aussah ohne aufzufallen thun, tonnte. Im Polizeipräsidium erkannten sie alle Sherlock Holm«s sofort. Der Polizeipräsident kam selbst heraus und begrüßte persönlich Sherlock Hol mes, während mich und den Hammel nur ein argwöhnischer Blick str«ift«. „Ich w«rde Sie für meinen Bedien steten ausgeben," flüsterte mir Sher lock Holm«Z zu, „das v«reinsacht die Sache." Sherlock Holmes veranlaßte, daß wir sofort zu d«m räthselhaften klei nen Jungen geführt wurden, der in einer Ecke saß und an einem großen Butterbrot kaute. Sherlock Holmes ließ ihn nicht aus d«n Augen, wäh rend er das lebende Schaf, dasSchau kelpferd und di« Apfeltorle vor ihm hinstellte, den Rohrstock aber hinter seinem Rücken behielt. Sherlock Hol mes zog seinen Rock und feinen Hem dkragen aus und gab mir beide zu halten, um besser nachdenken zu kön nen. Dann sagte «r zu d«m Polizei präsidenten, der mit gespanntester Aufmerksamkeit lauschte: „Ein Berliner ist das Kind nicht." , So? Sind Sie sicher, Herr Hol mes? Wir dachten schon daran, ob er nicht vielleicht, wie Kaspar Häu ser«, irgendwo in der Ackerstraße..." „Nein, nein. Das Blut hätt« sich nicht verleugnet. Er wäre' auf die Apfeltorte mit Schlagsahne losge stürzt, wenn er Berliner wär«." D«r Polizeipräsident nickte: „Sie können recht haben." „Ich habe immer recht," lächelte Holmes bescheiden. „Auch einem Rei tervolk gehört das Bürschchen nicht an " „Woraus schließen Sie das?" „Er hätte sonst das Schaukelpferd bestiegen. Das hätte er auch gethan, wenn sein Bater bei der Gardekaval lerie stünde. Nein, sein Vater kann überhaupt nicht Soldat gewesen fein, denn der Mann ist linkshändig." ,Wie? Der Vater? Links? Ja, woraus sehen Sie denn das?" „Sehr einfach. Beobachten Sie nur, der Kleine bohrt mit dem Zeige finger der linken Hand in der Nase. Das thun die Kinder sonst mit der rechten. Er muß das gesehen haben, oft gesehen haben, als Gewohnheit ge sehen haben. Nicht bei anderen Kin dern, das hätte ihn ohne tieferen Ein druck gelassen. Bei einem Erwachse nen, der ihm vorbildlich schien. Im schulpflichtigen Alter ist er noch nicht. Der Lehrer fällt weg. Bleibt — der das auch daran, daß das rechte Ohr läppchen des Jungen etwas tiefer hängt. Daran hat der Vater offen bar dem vor ihm Stehenden öfter ge zogen. An das rechte Ohrläppchen kommt er nur mit der linken Hand." daß es mit dem Schwanz nach dem Kleinen zu stehen kam. Der Junge interessirte sich für das Schaf; erst streichelt« er es, dann brach er ein Stück aus seiner Butterstulle, ging um das Schaf herum und hielt ihm das Brot an's Maul, aber das Schaf machte blos „Bäh" und fraß nicht. „Ich dachte mir," nickte Sherlock Holmes, „der Junge ist aus einem viehreichen Lande, und zwar aus an gesehener, wohlhabender Familie." „Da wär' ich denn doch begierig, Sherlock Holmes lächelt« mitleidig. „Das ist sehr «infach. Daß d«r schon gesehen hat in bei uns haben?" „Natürlich. Was haben Sie ge dacht? Ferner erkenne ich untrüglich eine gewisse Vertrautheit mit solchen Thi«ren daraus, daß er, als er das Schaf füttern wollt«, sein Brot dem Thier« nicht unter den Schwanz hielt, sondern den Kopf aufsuchte und fand. Er kennt also' aus der Anschauung Speise bei Schafen. Ein Gemurmel d«r Bewunderung ging durch die dichten Reihen d«r Ge heimpolizisten. Nur ein alter Kvm miftär brummte vor sich hin: „Na wenn er gewöhnt ist, das Vieh zu füttern, kann er doch nicht aus ange sehener, wohlhabender Familie sein!" Sherlock Holmes besah einen Au genblick seine Nasenspitze, was er im mer that, wenn er sich ärgert«. Dann >agt« er kühl: „Er hat eb«n nicht selbst das Vieh gefüttert, sondern nur gese hen, wie es di« Knechte und Mägde thaten. Hätt« «r selbst ge«füttert. so wüßte «r, daß «In Schaf stch von Pflanzn nährt und leine Butterstulle frißt. Folglich ist er aus einer Fa milie, die ihr Vieh nicht selbst füt terte!" „Dunner ja, er hat recht," brummt« d«r Kommissär in seinen eisgrauen Bart, „Wir sind der Sache also schon nä her," faßt« Sherlock Holmes feine Be obachtungen zufamm«n. „Das Kind ist «in Knabe, männlichen Geschlechts, lein Berliner, Sohn eines linkshändi gen Naters, der keinesfalls b«i der Gard«kavallerie stand, aus emem äu ßerst vi«hreichen Lande und aus wohl situirter Familie." „Fragt sich nur, wo das Land liegt," nickt« dir Polizeipräsident. „Wir werden dieser Frage näher treten," sagte Sherlock Holm«s und redete das Kind mit liebr«ichen Wor ten in einundfünfzig lebenden Spra chen und, als das nichts half, in fünf zehn todten an, indem er ihm in jeder Sprach« versicherte, er werde ihm eine zuckersüße Birne schenken, wenn er ihn oersteh«. „Warum gerade eineßirne?" fragte ein strebsamer Polizist, der ganz weiß vor Aufregung war. „Weil mich d«r Junge ja schließlich wirklich verstehen und beim Wort hal ten könnte, mein Lieber," antwortete Sherlock Holmes, „und Birn«n !>»>> I-gt am billigsten. Aber mir sch«,nt leider, er versteht mich nicht. Gut, er soll mich hören stärker beschwö ren." Mit'dieser Bemerkung zog Sher lock Holm«s den Rohrstock hinter sei nem Rücken hervor, bemächtigte sich mittels des sehr komplizirten patago nischen Poliz«igrisfs des zappelnden Knaben, legte ihn auf gut mittekuro tzäische Art über's Knie und verab folgte dem gänzlich überraschten Jün gling einige Jagdhiebe auf d«n schon seit uralter Zeit meist zu solcher Un terhaltung herangezogenen Körper teil. „Au wau hu wuhu au, wu- brülllltc d«r geprügelte Knabe. " Sherlock Holmes legte d«n Rohr stock beiseite und schmunzelt« sehr be sri:digt. „Wie ich mir dacht«, mein« Herren! D«r Junge stammt vom Hi malaya." „Wer ist das?" platzte ein alter Wachtmeister heraus. Aber der Po lizeipräsident, der nicht gern sah, daß feine Leute in ihrer Bildung Lücken zeigen, blinkte ihm zu, den Mund zu halt«». „Und zwar vom südlichen Hima laya," fuhr Sherlock Holmes, der sol che Dinge stets taktvoll überhörte, 'ort. „Wäre er vom nördlichen Theil des Gebirges, so hätte er zweifellos nach dortigem Sprachgebrauch das „wuhu" an die Spitze feiner Weh klage, das heißt vor das „Au wau hu" gestellt." „Sind Sie dessen sicher?" „Ich bitte, mir das Gegentheil zu beweisen! Ferner bemerkten Sie: die Züchtigung kam ihm ganz über raschend und war ihm unangenehm. Er ist offenbar selten oder niemals geprügelt worden. Nun prügelt sich auf dem Himalaya alles. Nur der Dalai Lama von Tibet ist als letzte Inkarnation der Gottheit sakro sankt. S«in« Familie ebenso. Den Da.'ai Lama selbst können wir nicht voraushaben. Wohl ab«r seinen nehmen, daß loir den Sohn des Dalai Lama von Tibet vor uns sehen, der offenbar von schlau«n Priestern «nt fttnt würd«, ehe die Engländer in D«r Junge hatte sich unterdessen in ein? Ecke v«rkroch«n, rieb sich den von Sherlock Holmes bei seiner psycholo gischen Prüfung in Mitleidenschaft gezogenen Krrpertheil und schluchzte dazwischen in abg«brochenen Stam mellauten. Ich mit meinen ungeüb ten Ohren hätte geschworen, das Kerl chen jammerte „Ma-ma Ma-ina!", was ja schließlich auch einen Sinn ge geben hätt«. Sherlock Holmes Züge aber verklärten sich und mit tiefer Be friedigung sprach er zu seiner Umge bung: „Hören Sie, meine Herren, nun verräth er sich, er sagt immerzu: La ma La-nia." ~Berzeih«n Sie, Herr Holmes," er laubte sich txr Polizeipräsekt zu be merken, „mir kommt's vor, er schreit: Ma-ma Ma-ma!" ..Das A im Anlaut," belehrte ihn Holmes, „sprechen die Tibetaner in der Gegend von Lhassa immer mit M Sie sagen z. B. Mist statt List, Mord statt Lord, und wenn sieLampe sagen wollen, so sprechen si« Mamp«. Und nun" er wandte sich an einen uniformirten Schutzmann „da meine Aufgabe hier erfüllt ist, holen Sie mir ein« Automobildrofchke, ich muß rasch zur Bahn nach dem Ural. Aber, bitte, eine mit einem betrunke nen Kutscher." „Warum das?" „Weil der erstens st«ts l«ichter zu finden ist, als ein nüchterner, und z>veit«ns, weil ein solcher sich nicht an die erlaubte Fahrgeschwindigkeit hält. Mit di«ser würde ich nämlich das Te „Auf den Bahnhof? Jawohl. Ab«r -» Neberzeugend. Er: .Du bist ja gar nicht krank und doch willst Lackereien usw. hinter mir hab«, dann bin ich's!" Der zahlende Theil. Commerzienrath (zum verschuldeten „Nit g'nug, daß ma eing'sperrt ist, jetzt soll ma auch noch Wasser trin ken." —-Glaubwürdig. Söhn kann man. sogar schießen." Vcrstickle Beleidigung. „Einjähriger, Herrn Professor Gebler." Hauptmann: „Und daS soll eine Beleidigung sein? Professor Geblerist doch «in berühmter Künst ler ..." „Ja, aber Verschnappt. Herr (zu ei nem Backfisch): „Ach, Fräulein Thekla, Sie sehen heut so reizend aus wie ein Maiglöckchen, das der Mor genthau geküßt hat!" Backfisch (züch tig und verschämt): „Morgenthau nein, so hieß er nicht!" Der „praktische" Arzt. „Wie ich höre, hast Du jetzt viel zu Arzt: „Ja, ich habe den Dok psuscher." A h so! A: „Sieh' bloß, wie ich mich abhetzen muß. Dies sind alles Einladungen!" B.: „Um Got teswillen! Wozu denn?" A.: „Rech nungen zu bezahlen!" Guter Mensch. „WaS that denn Ihr Mann, als die Einbre cher sich vergeblich bemühten, den Geldschrank zu öffnen?" Professori gattin: „Gezeigt hat er's ihnenl"
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