Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 16, 1908, Image 6

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    Vibi.
dem Schwedischen vcn M. ZMttg.
Wo die Marsch am einsamsten war,
lda stand am Strand« «in« einzige
Hütt«. Dort wohnte der Fisch«r
Truls mit seinem Sohn. Truls war
noch jung und sein Weib war ihm v«r
dreizehn Jahren gestorben, doch nie
kam es ihm in den Sinn, daß er noch
Erstgeborenen das Leben gab. An
fangs haßt« d«r Bat«r das Kind, das
ihm sein ganz«s Glück genommen,
später ertrug er es und fing an es zu
lieben.
Aber nicht lange, und er mußt«
«mch den Sohn dahingehen.
Das geschah in einer finsteren
Sturmnacht. Dort draußen an den
tückischen Felsenriffen kenterte ein
Schiff und versank mit Mann und
Maus. Truls wußt« genau, daß er
nicht zu Helsen vermocht«. Aber wie
der Mensch oft gegen all« Vernunft
doch einem inneren Antriebe gehorcht,
Wrack hin wa/das möglich?
Und dennoch. In fieberhafter Eil«
macht« er das Boot frei. Di« Hilfe
ruf« der Schiffbrüchigen klangen ihm
wie dumpfes Todtengeläut ins Ohr.
Ab«r zu eilig hatte er's: der Kahn
war zertriiinme eh« er drin saß.
DaS war nichts Merkwürdiges
solches geschieht viel öfter, als man
glaubt.
S«ltener aber geschieht es, daß eine
offene Matrosenkiste mit einem Kind
chen von dem verunglückten Schiff
jenem Abend der Fall war.
Während Truls mit seinem Boot
zu thun hatte, sah sein Jung« «ine
«fa^e" die'
Grab.
Niger in den Sturm hinein. Das ge
rettet« Kind schrie in der Kiste, öis
«S einschlief, erwachte und schrie wie
der, ohne daß Truls es hörte.
Schließlich erschlafften ihm die Kraft«
vor Verzweiflung und Anstrengung,,
lag. an allen Gliedern kalt und steif.
Das Kind mochte zwei bis drei
Jahre zählen. Der vereinsamte Mann
nahm es zu sich ins Haus, legte es in
das Bett des Sohnes und stillt« seinen
Hunger. Dann nahm es in allen
weiter aber auch nichts.
Di« Pslrge, die das arme Fischer
kind bei Truls g«noß. lonnte nur als
un.-esraat.
Der Mann ?cßte das Kind im
tiefsten Innern seiner Seele, und doch
vermochte leine Macht der Welt, es
ihm zu nehmn.
„Gebt es ins Armenhaus", riethen
die Leute.
Antwcr' stets rieselbe:
„Der Junge hat sein Leben für
sie lassen müssen, sie ist sein Ver
«r diese Waffe schließlich hätte hassen
Auf welche Weise er den Sohn
Das Leid hatt« d«n Aermsten so
f.'gte seine StuVi aus da war
«lichts anders geworden. Oft aber er
griff ihn eine namenlos« Erbitterung,
daß er dies alles thun muß'e, um zu
leben ohne Glück und Ziel.
Wenn ab«r oie Leute von ihm
sprachen, dann schüttelten sie wehlei
dig die Köpfe und meinten:
„Seit j«nem Tage ist er ein and«-
rer geworden, ganz, als ob es mit ihm
nicht ganz richtig >»är«!"
Als das Mädchen noch ganz klein
war und im Beliehen nach der Mut
ter schrie, da nannte es sich „Bibi".
Deshalb wurde si« vom Pastor un
ter dem Namen Brita ins Kirchenbuch
eingetragen „Brita, Findling beim
Fisch«r Truls im Strandbild , las
man da, aber der Fischer nannte sie
Bibi, und den Namen behielt sie ihr
aber noch konnte si« w«der schreiben
noch lesen. Das lag viel daran, daß
im Lande noch kein geordnetes Schul
w«s«n herrschte und vt« Kl«in«n den
ersten Unterricht von den Eltern er
hielten. Dann war es weit vom
Strandbild bis zur nächsten Hütt«.
Truls ab«r verstand von Bücherweis
heit selbst nicht viel und kümmerte sich
auch in dieser Hinsicht nicht um Bibi,
keinen anderen Menschen als den
Meer erbaut, «ine Hütte wurde aus
frischem Holz errichtet, und als sie
s«rtig war, da stand sie stolz und fein
mit blanken Scheiben, weißem Stroh- !
dach und «isenbeschlagener Thür zwi
schen zart«n Stämmen im frisch auf
gegrabenen Land.
Gatten in die Einöde gefolgt war,
brachte Lebenskraft und Jugendfreude
mit. Sie stand wie in einem Strah
die das Leb«n leicht machte und die
schwer« Müh« des Ansiedlers in «itel
Lust verwandelte?
Als die junge Maren das verwil-
derte Kind, das sie für einen Kna-
ben hielt, erblickt«, wollt« si« mit ihm
reden, mit ihm spielen und seine Hilfe
aber ebenso schwer, wi« «in junges
Reh einzufangen. Erst nach Wochen
und Tage» begegnete Bibi frei dem
freudigen, hellen Blick der jungen
Frau. Und sie verband ihn. Ihr
war, als sei ihr plötzlich die Sonne
aufgtgangen in all ihrem Glanz.
sichtbaren Macht, sie näher und
setzte sich neben Maren auf die
Schwell«.
Es war an «inem Abend beim
Sonnenuntergang. Still und einsam '
lagen Meer und Strand, wohin das
Auge blickte, einsame, ruhig« Stille.
Maren zog das Kind an ihr« Brust
und hatt« nur ein gütiges Lächeln
fitr ihren großen Sieg. Leise glitten j
ihre Finger über des Kinves Stirn
und Haar, das blond wi« gesponne
nes Gold sich um das Gesichtchen
schmiegte, blickte in die blauen Au
gen hinein und hatte zum erstenmal
in ih-em Dasein ein« Ahnung oon
der Größe und Heiligkeit des Mutter
glücks.
Sie brannte vor Lust zu r«d«n,
und Abenteuer zu erzäh
scheuchen.
„Liebes, th«ureS Kind!" das
war alles, was sie über di« Lippen
sich Bibi los, floh m Truls alte Hütte
ein aufgescheuchtes Vögelchen um ihre
Ruk-e lämpste.
Aber schon am nächsten Morgen
mebr im neuen als in dem alten
Häuschen. Bald befand sich Bibi nur
n-ch in Truls Stube, wenn sie speist«
Maren. „Du sollst spinnen, nahen
und weben lernen meine treu«
Stütze sollst du einmal sein."
Von nun an begann für Bibi ein
neues Leben. Sie lernt« leicht und
rasch alles, was Maren sie zu lehren
verstand.
Truls sah es und schwieg dazu.
Da kam einmal ein Spinnrocken
in sein« Stube. D«n hatte der Nach
bar für Bibi g«bracht, und Truls
stellt« seinen Stuhl dichter an die
Wand, sagte aber kein Wort. Nun
saß Bibi oft den ganzen Tag am
Spinnrocken und ließ fleißig das Räd
chen schnurren, denn sie mußte doch
neue Kleider haben. Truls that, als
sähe er sie nicht. Er stellt« ihr wie
imm«r zu den Mahlzeiten das Essen
auf den Tisch, selber aß er am lieb
sten neben der Herdkante.
Bibi hatte sich an sein« Art ge
wöhnt, ohne je Zuneigung für ihn zu
empfinden. Dies war auch kaum zu
verlang«» von ihr, die sie jetzt erst
erkennen lernte, was Freundschaft und
Kindesliebe war. Bei der Üiochbars
schenkind nach d«m antxren in d«n
Schlaf, dann durfte sie mit den Klei
nen spielen, j« nachdem si« größer
immer n«ue, liebe Arbeit für Bibi.
Nur des alten Pflegevaters Stiib
chen sauber und aufgeräumt zu hal
ten, das war «in« schwere Arbeit. Je
den Morgen scheuert« sie Bänke, Tisch
und Stühle mit einer von Maren
geschenkten Bürste so lange, bis sie
die blitzblank« Sauberkit nur zu un
' terhalt«n brauchte; sie hatte es von
der Maren gelernt, zwischen Reinlich
keit und Unordnung zu unterschei
den.
Truls sträubt« sich g«g«n die neue
Ordnung. Zwar nicht mit der That
od«r mit Worten, doch aber in sei
nem Hcrzen. Er wollte nichts sehen,
nichts wissen. Es sollte alles so blei
ihn und in ihm erst recht. So
kämpft« er sich zu einer Art Stumpf
et hindurch, die er instinktiv über
all zur Schau trug, ohne daß er ei
gentlich selber wußte, warum.
Bibi war inzwischen sechzehn Jahre
alt geworden und tonnt« in ihrer
Art für «in hübsches Mädchen gelten.
Sie hatte keine Sehnsucht nach einer
Welt, di« sie nicht kannt«, sie hatte ja
nie di« B«rg« geschaut, welche verhei
ßungsvoll winlen, und das Meer hat
te sie lieb.
! Da geschah es eines Tages, daß
Truls mit seinem Fischernetz heim
. kehrt«. Bibi saß mit dem Spinn
rocken in der schmal«» Thüröffnung
und summl« bei der Arbeit ein lusti
! geS Li«d.
! Da bli«b Truls plötzlich wie ange-
wurzelt stehen und sah zu ihr hin
lll«r. Noch nie vorher glaubte er so
viel traute Schönheit geschaut zu ha
ben. Goldig leuchteten ihre langen
Flechten im Nacken, ihre Haut trug
ten Tracht fleißig arbeitend saß. bot
sie ein entzückendes Bild echter Weib
lichkeit, und Truls hatte die Em
pfindung, als sähe er heut« zum «r
-st«nmal.
! War es denn «in Traum eine
Erscheinung?
Er schloß di« Lider, wandte sich
nach der anderen Seite es half
nichts: wenn er wieder hinsah, war
sie es ja doch Bibi, sein Findel
lind.
Da stürmte er an ihr vorbei in die
Stube hinein, sezte sich «lnen Augen
blick auf die Bank und drückte die
Hände vor die Augen. In seinem
Kopfe drehte sich alles um und um.
Dann gab er sich ein«n Ruck, stand
rad und stellte es auf den Tisch.
„Setze dich da oben und spinne!"
befahl er mit seiner rauhen und doch
Und ehe Bibi ein Wort der Ent
einer seltsamen Billemmung in der
Brust that si« nach seinem Geheiß;
ihre flinken, nackten Füßchen setzten
ginge. d be'!" b s HI
Aber Bibi schüttelte nur das Köpf
chen. die Kehle war ihr ja wie zuge-
Da setzte sich Truls auf di« Fen
ken? Zuerst, als sein Weib sein Le
ben für den Sohn lassen mußte, tind
d«s willen den Tod ereilte? Den
Sohn hatte er gehaßt, bis er ihn
verloren. Äitdem haßte er dieses
Kind bis ja, bis er es hatte lieben
lernen.
Jetzt also nah!« der Augenblick, wo
«r es verlieren sollte.
In dieser Nachl floh der Schlaf
Wellen seinen Fuß erreichten. Und er
vermeinte, diese Wellen reden zu hö
ren.
„Mußt du st« denn lassen?" fragte
di« «ine.
„Hast du ihr nicht alles gegeben,
was dein war? Nimm s« dir zum
Weibe!"
„Nein!" flüsterte die andere. „Du
bist alt und zweimal todt, sie ist jung
und schön, sie paßt nicht zu dir, der
du ihr nichts weiter gabst als deinen
Haß!"
Weiter hörte Truls nichts, aber die
ganze, tieffinster« Nacht summten es
ihm die Wellen in die Ohren.
Als die Sonne aufging, da er
hob sich Truls und sprach «s laut
vor sich hin: „Weshalb sollte ich j.«
verlieren? Ich .iehme si« mir zum
W«ib« alles bin ich ihr gewesen!"
Und setzte scheu, wie ein Dieb hin
k tl ' M ls d'ch
ist. Eile, ehe es zu spät wird!"
Dann spülten di« Wogen wieder
stürmisch an d«n Strand, und «r ging
„W«r ist sie Wohl, die das Meer
dir brachte?" So fragten sie wieder
leise, «indringlich. „Könnte sie nicht
deines Sohnes Braut sein? Und du
könntest wollen, daß sie nie des Le
bens höchstes Glück erfährt nie di«
Liebe findet?!"
Da verspürt« er «inen stechenden
Schmerz in d«r Brust und glaubt«
schier vergehen zu müssen vor Leid.
Lange saß er, di« Arme auf die
Knie gestützt, d«n Kopf in di« Hände.
Doch endlich erhob er sich wanlend,
Todestrauer im Blick ein alter
Mann.
Unsicheren Schrittes suchte «r des
Nachbarn Hütte auf und traf Maren,
die eben die> Kinder weck«n und an
ziehen wollte.
„Guten Morgen," sagte er kurz.
„Bibi muß fort. Ich habe ihr lange
lange genug für sie gesorgt und ge
arbeitet. Jetzt aber hat's ein
End«."
Ttu's wußte selbst nicht, woh«r ihm
die . hart« Rede kam, und das jung«
Weib stierte ihn an, als wär' er ein
G«sp«nst und nicht ein M«nsch aus
Fleisch und Blut.
Krachend hieb sein« Faust auf den
schwachen Thürrahmen ein.
„Hörst du, was ich sag«? Ein
Ende hat's dam tü Ich will Frieden
haben für mein Alter, ja, Frieden will
ich! Das Mädel muß fort zu frem
den Leuten, soll sich sein Brot selber
v«rdien«n. Hörst du? Du zeigst ihr
den Weg zum Dorf«, wo du die Men
schen kennst."
wollte wieder gehen. Dann aber
! hemmte er den Schritt, strich mit der
schwieligen Rechten über die Augen,
und es klang wie «in Schluchzen, als
er es sagte:
„Aber bring« si« zu gut«n Men
sch!», daß sie nicht leidet. Ich
ich kann sie nicht mehr s«h«n."
So schritt er den geraden Weg
zum Strand« hinab, löst« sein Fi
scherboot und blieb lang« Tag« un
i terwegs.
Und der Einsam« seufzte und
klagte: „Nun stirb' ich zum dritten
mal! Wie lang« wird dies Leb«n
» Bei Tante Stephanie.
Erna wünschte, daß es regnete.
Sie guckte jeden kleinen Wolkenzipsel
! mit großen, erwartungsvoll«,, Augen
an. Aber wenn er gemächlich fort
segelt« und sich in dem strahlend
blauen sonnefunkelnden LM auf
j löst«, dann wurde Erna's Blick ganz
! dunkel und tief von Thränen, die
doch nicht fallen.durften. Was hätte
sonst Tante Stephanie gesagt!
Tante war übrigens gar nicht
streng. Nein, im Gegentheil sanft
und weich und sein. Man konnte sie
gar nicht ansehen, ohn« an kandirt«
Früchte und an Spitzenmanschetten
zu denken.
Als sie hier im Badeort dem
selben. d«n Tante Stephanie seit ei
nem Bierteljahrhundert srequentirte—
nen Augenblick, Kind, nimm auch
d«n Plaid und das Reisekissen mit.
Ja, junge Schultern tragen leicht.
Es ist doch solch etwas reizend Fri
sches um die Jugend!"
st« wie eine verkümmerte, vernachläs
sigte Fensterpflanze aussah, die nach
Norden steht. Es war so wenig
ran wollte sie jttzt gar nicht denken,
riges und Blasses, das sie lieber ver
gessen wollt«.
Tante Stephani« hatt« einmal vor
langer Zeil ihre Eltern gekannt; und
! eine Woche, nachdem der Vater an
seiner abgespielten Orgel in der Ar
menhauskirche an einem Sonntag ge
storben war, gerade als er „Nun
danket alle Gott" anstimmen wollte,
war di« Mutt«r mager, bleich und
din herumgegangen und hatte ver
sucht, sieben unversorgte Kinder an
zubringen, die di« Verfeinerung, die
Genußsucht und di« rettungslose, un
ausrottbare Armuth der Eltern ge
erbt halten.
Tante Stephanie hatte für Erna
Verwendung. Ihr letzt«-, „besseres
junges Mädch«n" hatte sie eben ver
lassen. Sie machten heutzutage solche
Prätentionen, waren nicht mehr mit
einem „wirklich herzlichen Familien
anschluß" zufrieden, sondern verlang
ten obendrein noch Lohn.
Erna hatt« nichts verlangt. Sie
knixk und war dankbar. Sie saß
still und schwarzgekleidet den ganzen
Winter lang neben der Tante und
sehnte sich nach dem Sommer. Ei-
Sommer auf dem Lande mit
phanie hatte ihr ein weiß - schwarz
karrirtes Baumwollkleid geschenkt,
mit hohem Stehkragen und langen
Aermeln. Das hatte sie heute zum
ersten Male an, aber ihr Sinn stand
Kleid.
Den ganzen Vormittag hatte sie
ihre gewöhnlichtn Verrichtungen zu
„Lebensregeln eines Weisen" vorgele
sen. Jetzt hielt Tante Stephanie ihr
Mittagsschläfchen, und Erna hatte
SIM still M!
Badeparles unier den Fenstern
Still schlichen sich die Wellen zum
Still, schlaff fielen die Gardinen
Sttll—" still"—" still.^"
gen packte sie. irgend etwas Unerlanb
tes, etwas Gräßliches zu thun. Wie
zum Beispiel die Tante mit einem
der Schnurrbartflaum auf den ari
stokratischen Lippen sich beleidigt
sträubt« und die Nase sich runzelte
spürte plötzlich solche.Lachlust, daß
sie sich fest, fest auf die Lippen beißen
mußte.
Aber das Leben in ihr erlosch bald
wieder, und sie wurde ganz still. Neue
Bild«r glitten vorbei, neue Versu
chungen. wollte geliebt werden.
mageren knochigen Armen gezuckt,
wenn ein weißer weicher Mädchenarm
sich vertrauensvoll in den d«s Bräu
sie miteinander tanzen, heute Nacht
würden sie heimgehen, aneinander
Juni, in der hellsten Nacht...
Erna rang ihre schmalen Finger in
nervöser Verzweiflung. Die Tante
verschlief ja all ihre Johannisfreude.
Wenn es geregnet hätte, würd« sie sich
nicht so viel daraus gemacht haben,
Tag würd« immer herrlicher. Das
Licht bekam ganz zauberische Fär
bungen, die so schmeichelnd warm
über Land und Wasser glitten, als
brächten sie des Sommers Liebesbot
schaft.
Um sieben Uhr sollte di« Maistcnge
aufgerichtet werden. Dann würden
alle mit in die bunte Kette gezogen, die
sich zu einem weiten Kreise schlang.
Dann würden sich auch ihr Hände
darreichen, oder si« würde gar den
Muth haben, sie selbst dem Tanze
dem Leben entgegenzustrecken...
Wenn sie nur gewagt hätte, sich in
die große, glühend heiße Garderobe
zu schleichen, wo ihr Bett und ihr
Koffer standen. Si« hätte dann rasch
breiten Gürtel mit den lustig glitzern
den Stahlperlen, aber in der nächsten
Minute lonnte Tante aufwachen. Sie
hatte sich eben umgedreht und zwei
mal „Puh" gesagt.
Eine Viertelstunde verging, noch
eine. Jetzt schlug die Uhr sieben, und
für eine Sekunde wurde es vor
Erna's Augen schwarz. Jetzt gleich
sollten die Jungen, die Frohen, den
Kreis schließen.
„Herzchen!"
„Ja, Tante."
Erna flog hin. Noch war Hoff
nung, und sie wollte schon hervor
sprudeln:
komm«n wir noch zurecht..."
„Ach, ich habe so elend geschlafen.
Ja, so ist es, wenn man alt wird. Ha
hach! Hast Du meine Schuhe?
Danle. Und das Toupet ach.
nicht so reißen, Kind. So heftige
Bewegungen entstellen «in junges
zu; sie war di« ganze Zeit oben am
Waldessaum, von wo die Musik so
frisch und lockend erklang, und als die
und dem „lieben Kindchen" auftrug,
sorgsam die Thüren zu schließen
alle Thüren alle Fenster.
Die Uhr schlug zehn. Es war eine
alte Dalekarlier Uhr mit heiserer bel
lender Stimme, die altersschwach zit
schli'.g, wie sie da auf dem improvi
sirten Bette saß und ihr weißes Kleid
in d«n Armen wiegte. Und schluch
rend ihr immer dieselben Wort« durch
d«n Kopf gingen: Im Juni, in der
hellsten Nacht
Ausgeknisse n. „Wie. Sie
12 Jahre bei ihr und immer sehr
zufrieden. Was hat. Sie d«nn plötz
lich zu einem Wechsel veranlaßt?"
„Sogar 15 Jahre hab' ich bei ihr lo-
Nicht standesgtmaß.
Frau Bankier Koscheles: Moritzche,
mei Goldlind, was wirft d« sing«n
unsere Gäste heut' Abend bei d«r
Soiree? Sohn des Hauses: Werd'
ich singen hie schöne Arie: „Sonst
spielt' ich mit Scepter, mit Krone
und Stern." Frau Koscheles: Gott,
was e schofles Lied, wo de dir erlau
ben kannst, zu spielen mit Doppel
kronen!
„Narkotisiren Sie Ihre Patienten
vor dem Zahnausreißen nicht?"
Dorfbader: „Nein, die verlie
ren auch so schon das Bewußtsein."
Mann: „Willst Du denn das
Huhn so braten? Es ist ja erst halb
gerupft!"
Junge Frau: „Das macht
nichts. Das verbrennt ja doch mit.''
Selbstbewußt. Direktor
(zur verurtheilten Köchin): „Sie wer
den hier natürlich in der Küche be
schäftigt!" Köchin: „Na, da werden
Sie einen enormen Zudrang von
schied. Gast: „Also der Vorstand
von dem Bureau ha drüben hat jetzt
seinen Urlaub?!... Wie verbringt er
den eigentlich?" Wirth: „O, da ist
kein großer Unterschied! Wenn er
Dienst hat, muß ich ihm 's Bier hin
über schicken, und wenn er Urlaub
hat, trinkt er 's Bier herüben!"
sie aber schon am nächsten Tage zu
rück. Der Zettel liegt noch am alten
Platz und hinter ihren Worten ist von
der Hand des Eheherrn vermerkt:
„Ich auch."
Mißtrauisch.
die Trunksucht! . . . Mir scheint,
dem Redakteur hat auch die Frau die
Hosen an!"
Achso! Moritz: Nun, Isidor,
wie geht's, was macht dein neues Ge
schäft, was wirft es ab? Isidor:
Na, was wird's abwerfen bei den
schlechten Zeiten, nicht viel, ich denke,
so gegen drei Prozent. Moritz: Nur
drei Prozent? Isidor: Was denlst
du. m«ine ich doch, für die Gläubiger.