Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 12, 1907, Image 7

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    M «sle Änlich.
Roman von Ottomar Enking.
(11. Fortsetzung.)
„Ich freue mich, daß Sie ':tzt in
Weiß gehen", sagte er kräftig und
ließ fein Auge ohne Scheu über sie
hingleiten. Er wollte sie besiegen.
.Alles blüht an Ihnen." So kühn
war er.
Flona empfand den Angriff, sie
liebte aber die Kühnheit und ließ sich
deshalb fast mit einem Gefühl der
Ergebenheit von Friemanns Blicken
umhüllen. Doch antwortete sie nichts,
sondern verharrt« nur in ihrer Lage.
Friemann ging vor.
„Also heiben Sie die Trauer iib«r
wunden, die Sie hierhertrieb?"
„Ich gedenke seiner", sprach jetzt
Flor» langsam. „Es ist unauslösch
lich in meinem Herzen, was er mir
an Glück gegeben hat. Die Erinne
rung an ihn ist mir das Heiligste,
was ich habe, aber di« Trauer um
ihn" sie hob das Auge „ja,
Herr Doktor, die Trauer habe ich
iiberwunden, gegen meine Erwartung,
gegen meinen Willen. Wie sind treu
loser, <>ls wir denken, auch wenn wir
innig geliebt haben. Ich trauere nicht
mehr, aber was er mir war, das
bleibt er mir auch."
Von solcher Rede ließ Friemann
sich nicht einschüchtern. Warum sollte
sie sich nicht ihrer ersten Liebe ihres
ersten Glücks erinnern? Er war in
sich reich genug, um ihr ein zweites
Glück zu bereiten. Wenn sie gegen ihre
Erwartung, gegen ihre Absicht der
Treue untreu geworden war, so wur
de sie am Ende auch ihrem ersten
Glück untreu, wenn sie das zweite mit
all ihrem Lebensdurst genossen.
„Sie konnten nicht ewig trauern."
hub Friemann wieder an, „weil Sie
gesund sind und muthig. Aber die
Erinnerung genügt doch nicht, um
Si« auszufüllen. Das Leben in der
Vergangenheit kann nicht befriedigen.
Ich lobe mir ein« rüstige Gegenwart
und eine Zukunft voll von Zielen."
So kam er von Flora auf sich zu
sprechen, und das war klug, denn er
stellte sich damit seiner Dame als ein
Beispiel hin. Er war nicht der
Schmachtend«, der das Mädchen als
in dieser Stunde, indem er auf sich
wieS: Sieh mich an, ich schaff- mir
Inhalt für mein Leben. Und darin
lag die Frage: Möchtest Du nicht
gleich mir die Gegenwart ausbauen
und dann wacker in die Zukunft
schreiten? Und dieser ersten Frage
hing die zweite a?: Könntest Du das
mit mir? All das fühlt« Flora und
wehrte es nicht ab. Sie hatte ein«
So selbstbewußt Flora ihr Leb«n
„Si« wissen alles Flora!"
Jetzt war es Floras Körper, durch
den ein Zucken lief, und Friemann
Ihrem Vater um Ihre Hand anhal
denthränen? O nein, es waren das
bitter«! Thränen, es waren Abschieds
thränen, die si« ihr» ersten Liebe
kam, wr ei hieß: Willst Du
wirklich das Weib des andern Man
nes werden? da trat das Bild des er
sinlen.
und Ungnade ergibt^
Floras Weinen wurde leiser. Der
Abschied war genommen. Eine Hand
sank von ihrem Antlitz, di« andere
folgte ihr, dann tupfte sie die Augen
mit dem Tuch, ließ die Linke aus dem
Wohl hatte Friemann den Sieg
mit Gewißheit gefühlt, wohl hatte er
schon in sich triumphiri, aber als er
dieses Wort aus Floras Mund ver
nahm, dieses Wort, das alle Zweifel
für das ganze Leben mit einem
lor alle Haltung, er lag vor Flora
und küßte ihr di« Hand. Das Mäd
chen lag schlaff, das Haupt zur Seite
auf und sprach in seinem seligen
Rauschgesühl di« Worte: „Das war
beschlossen von Anbeginn."
Und jenes Wesen, d«ssen Augen leuch
fich Nelde plötzlich. Sie weinte. Das
gefiel Friemann nicht.
„Ist das etwas se Trauriges?"
Flora aber ging hin und schlang
Friemann eifersüchtig beiseite stand.
„Warum Du weinst, Nelde, das se
he ich nicht «in, mich dünkt, ein sröh
Schwester." Floras Blick flehte, da
Euch ja so viele, viele Male Glück."
ras Brust. g " uen an Flo
Friemann ging ins Hau» und rief
Anna Dassow zu: „Wagen holen, so
fort."
„Ja. ja, Herr", antwortete Anna,
der es wunderbar war, 10ß der Herr
r.es Bruders Art eingelebt, Du selbst
jast dafür gesorgt, daß Ich Übn Ihn
>ind sein Denken Bescheid wußte,
and nun bin ich seine Braut, denke
' 'ck sch l"ckl cl
Ich behalte meine klaren Sinn«,
Nelde, und Deine Schwesternrechte
taste ich nicht an. Dein Bruder soll
begehrt, eine Frau, die ihm sein Haus
schmückt" ihr Antlitz war stolz,
als sie so sprach „und die seinem
Haus auch nach außen hin Ehre
macht. Ich will mit ihm arbeiten,
daraus freue ich mich. Er muß mir
Antheil g«b«n an allem, was ihn be
schäftigt. Meine Kunst soll es sein,
ihn dazu zu bringen."
„Ach, Nelde, aus der Unthätigteit
muß köstlich sein!"
„Du nimmst alle Arbeit für Dich,'
und was bleibt mir?"
behältst Du?"
„Hast Du wirklich, süße Nelde, hast
alt, zu wenig sentimental, als daß
sie nicht der Anblick des festgegründe
ten Hauses selbst in dieser Stunde
„Nelde," rief sie, „welch ein Glück
soll es sein, wenn wir beide hier hau
„Bitte", rief er. „Der Wagen ist
da."
Flora fragte: „Wozu?"
mein zukünftiger Gebieter es hat,
mich in seine Macht zu bekommen."
„Gewiß", sagte Friemann. Was
sen Nachmittag den Bund festmachen.
Kein Zaudern, kein Hinausschieben.
So geleitet« Nelde ihre Freundin bis
vor di« Hausthür, wo Anna Dassow
mit offenem Mund stand. Flora und
Friemann stiegen in di« Kutsche, und
Lindenstraße hinein.
N«lde wandte sich zu Anna: „Ja,
mein Bruder hat sich eben mit Fräu
lein Durenhardt verlobt."
Anna Dassows Mund wollte sich
lange nicht schließen, als es ab«r end
g«w«int, denn ihr kam es in den
Sinn, daß Anna Dassows Tage viel
leicht doch gezählt waren. Aber davon
An sich selbst dachte sie nicht.
ich "bestellt. Nelde?' er loeilcr
und nahm seine Schwester bri beiden
Schultern, „freust Du Dich? Habe
ich nicht das prachtvollste Mädchen,
das man sich denken kann? Das wird
n:eine, das ist ein« Bürgschaft für di«
Zukunft, wie?" fragte er die Schwe-
gen.
„Gewiß, Friemann, wie sollte es
Euch nicht gut gehen?"
„Wir lassen mit den Zimmern al
„Baters Arbeitszimmer?" rief Nel
de voller Angst.
Friemann zog die Stirn in Fal
ten. Ein bißchen quälen mußte er sein
Schwesterlein, darum erwog er lange
und entschied dann: „Nun ja, wenn
es irgend geht, will ich mich beHelsen."
„Ihr habt viel Platz", sagt« Nelde
bittend.
„Ihr?" fragte Friemann scharf.
„Gute Neld», das will ich Dir nur
gleich sagen, ,ihr' ist nicht das richti
ge Wort, verstehst Du? Ich will unter
keinen Umständen, daß Du Dich aus
schließt von uns. Ich merke es wohl.
Du hältst Dich durch mein« Belo
bung für «twas überflüssig, das ist
ab«r keineswegs der Fall. Natürlich, '
mußte er zugeben, „etwas anders wird
ei, aber Du kennst Flora gut genug
um Dir zu sag«n, daß sie Dich nie
von Deinem Ort als Schwester ver
treiben wird. Also'sprechen wir nicht
von ,ihr', sondern bleiben wir bei der
ersten Person .wir', bitte."
„Dafür danke ich Dir, lieber Frie
mann."
Er sah sie prüfend an. Ihr Gesicht
„Nelde, Du gefällst mir heute nicht.
Du sollst froh sein, wie wir es sind
Unser Glück soll auch Dein Glück
sein."
Nun kam es Nelde doch wieder,
daß si« weinen mußte. Ihr Weh aber
rührte Friemann, denn Flora hatte
ihn eindringlich gebeten, der Schwe
ster mit aller Güte zu begegnen.
„Nelde," sagte Friemann und
klopfte sie leicht auf den Rücken, „es
kommt auch für dich noch die Zeit, vo
Nelde schüttelte den Kopf. „Ich weiß,
Nelde, du hast deine kleine Herzens
wunde. Blutet sie noch?" Wieder
wollte Nelde den Kopf schütteln, aber
das gelang ihr nicht, sie schluchzte.
„Ich mußte dich warnen, Nelde. es
war meine Pflicht. Es sind da Dinge,
die ein Mädchen nicht so begreift.
Das geht vorüber, und die Wunde
heilt aus." Lange war es nicht fem:
Sache, so milde und freundlich zu
reden. Er wußte, daß Arbeit das
beste Mittel war, um die Sorgen zu
vertreiben, und deshalb wiederholte
er: „Nicht wahr, bitte, die Anzeige,
Karten und wegen der Ringe das
besorgst du mir, ja?"
Da trocknete Nelde die Thränen
und that ihrem Bruder die Dienste,
Premierleutnant.
Der zog den Hut feierlich und rief:
„O, gnädiges Fräulein, das ist ein
Tag für mich! Ich hätte Niemand
mein« Tochter lieber gegönnt. Ihr
Arbeitslust und Können. Ihr Brü
ll nd feine Frau kann sich ruhig an ihn
lehnen. Ja, und nun, gnädiges Fräu
lein ..damit li«ß er die Gedanken
von seiner Tochter abschweifen und
neigte sich zu Nelde „nun stehen
auch wir uns mit einem Mal recht
ein Wohlgefllhl. daß Sie Floras
Neide bescheiden.
„Ein Wohlgefllhl, das sich jetzt
jungen Leute so lange gewartet haben,
bis sie sich ihre Liebe g«standen. Die
Hochzeit hätte in diesem sein
Brautkleid von Paris kommen."
Paris war für sie die Fülle bei
Schönen, des Vollkommenen.
ich werdi Grau tragen. Ja, solche!
Glück für Flora."
Durenhardt d«n Spaziergang
?assen, aber er war neugierig, ob mau
nicht längst Bescheid wußte. Er kam
in die Weinstube, und da wußte man
freilich längst Bescheid, trank d«m
alten Herrn zu, ließ ihn hochlebin,
und es wurden viele Schoppen Mo
selwein über das gewöhnlich« Maß ge
trunken, denn die Neuigkeit war auf
regend.
wagte Niemand, seinen Schritt zu
tadeln. Die Mütter freilich, denen
nun endgllltig alle Hoffnung ge
nicht eben froh darüber. Aber Frie
tcn: „Der weiß, was er Weil
stand, die Ansicht Bahn, Frie-
Schwer fühlte sich Achim von dem
Ereigmß getroffen. Das hatte Mut
ter davon, daß sie immer „meinte^.
Jetzt siehst du" er ließ sich selbst
gungen, wie er sie noch nie gegen seine
Mutter erhoben hatte. Sein Vater
schaut« aus den Akten aus und sah
sich selbst bis zur Schulterhöhe.
bringst mich noch jeden Abend förm
lich zu Bett. Aber das wird anders.
Ich ziehe aus. Ich will meine eigene
Das war Mutter Ellerbeks erstes
„Ja," sagte er, „wie können nicht
überall Kopfpslaster hinlegen, wenn
irgend ein Mensch sich vor der Stadt
„Nasse Füße!" -- Es klang schier
weiß ja, im letzten Grund unterstützest
„Ich. wieso?" fragte Ellerbek em
pört. Er hatte wahrhaftig das Seine
Tante Lite gab dem Gegner nicht so
viel Muße, sich die Widerlegung
ordentlich auszuarbeiten. So blieb
Zuletzt suchte Tant? Lite ihren
Durenhardt gebunden zu sein.
„Warum bist du so lau zu Nelde?
Diese ... diese Flora hat dir nur den
Kops verdreht. »art't sicher
lich."
»Nee, Mutter die und T?»-
mas ..."
„Ach, geh mir mit Thomas. Was
ist der gegen dich? Kurz und gut, ich
mich in keiner Weise irgendwie für
diese Verlobung interessiren. Ich will
absolut nichts davon wissen. Das
blätterte, einen Hildencharakter nen
nen, der Tante Lite an Selbstverleug
nung gleichkäme?
Vit der Toilette zu thun.
der Mitte der Staatsstube, und nun
kamen Verwandte und Freunde in
großer Zahl und machten ihre Ver
beugung vor dem stattlichen Paar.
ein saures Stück Arbeit für eine regie
st«dt. Der alte Ellerbek hatte sich eine
kurze Glückwunschansprache einstudirt,
nicht.
Möllers kamen mit fröhlichen Ge
sichtern. „Ach nein, lieber Frie
wohnen, Premicrleutnant,
nicht?" fragte Frau Möller.
Baß dazwischen. „Es ist schon pas
sirt, daß sich Verwandte gerade in
sticken."
immer gethan. Wissen Sie," wandte
sich Tante Mila zu Flora, „denn
„weißt du" darf ich erst nachher sagen,
schaft getrunken haben. Diese Bowle
machst du immer zu flau, Friemann.
Wissen Sie, er ist ein Streber."
ehrNcher. und auch darum l,e ,ch - n
Tante Mila lächelte, das heißt, «i
-gentlich war es nur ein Grinsen, was
ihren Mund so v«rz«rrte, daß man
den einen schwarzen Zahn hervorragen
sah. Aber sie meinte es gut.
mal. Frau Durenhardt," damit ver
ließ Tante Mila das junge Paar und
stapfte auf Emilie zu, „dies Schmin
,Jch sage ja gar nich!»."
(For»jexung folgt.)
Auf der Landstraße.
Landgendarm: „Haben Sie einen
Paß?" »Neia,
>ch bin unpäßlich."
Zsilr die .stäche.
Frikadellen von Kalbs
braten. Man nimmt von übrig
und Semmel, bäckt sie in steigender
Butter aus und richtet sie in einer
Champignonsauce an, di« man aber
reicht. Auch kann man sie zum Gar
niren von Gemiis«n v«rw«nden. -
Gespickte Kalbsl«b«r.
Zwei bis zweiundeinhalb Pfund
Kalbleber werden enthäutet und dicht
Hierauf werden fein gehackte Zwiebeln
und Petersilie sammt der Butter, in
der man si« gedämpft hat, darüber
Seite gestellt. Sodann wird
Leber in heißer Butter auf beiden
Seiten rasch angebraten, Braten
mit der Sahnensauce.
Pikanter Hecht. Ein schöner
Hecht wird geschuppt, gewaschen und
Kasserolle «twas Butter mit Mehl,
l«gt die Stücke darauf, gießt schwache
Fleischbrühe, im Nothfall auch nur
Viasser dazu und kocht sie mit Salz,
der Fisch gesalzen eingelegt und mit
fein gehackten Schalotten und Peter
silie gut bestreut. Hierauf wird er
gut zugedeckt und der Kabeljau lang
sam mit etwas Fleischbrühe oder
Wasser gedämpft; nach zehn Minuten
zu und nach weiteren zehn Minuten
drei gekochte, gehackte Eier. Man
richtet den Fisch auf langer Platt«
an und übergießt ihn mit der Eier
sauce.
Gurkengemüse. Fllns bis
sechs schöne Gurken werden geschält,
der Länge nach in 4 Theile geschnit
ten, von den Kernen befreit, abgetrock
net und in beliebige Stücke geschnit
ten. Sechs bis sieben geschälte Scha
lotten legt man in eine Schüssel, be
streut sie mit wenig Pfeffer und Salz
und gießt so viel Essig darauf, daß cr
übersteht. Nach I—2 Stunden wird
im Nothfall Wasser, begossen, daß es
übersteht (wenn Wasser genommen
wird, muß ein Stück Butter beigefügt
werden), der Saft einer kleinen
lang kann sie zuletzt mit
etwas in Butter gebräuntem Mehl
sämig gemacht werden. Dann ist da»
mit etwas Pfeffer, Salz oder Essig
zu würzen.
Beefsteak von rohem
Fleisch. Man schabt recht frisches
H>-, se mit Rothtraut. In
und läßt sie mit gar schmoren. (Die
Leber darf nur 20 Minuten mitdäm
pfen. da sie sonst hart wird.) Man
schält 4—6 große Aepsel, theilt sie in
Hälften und läßt sie mit dem rothen
Kohl zusammen 2<Z —30 Minuten gar
dämpfen. Nach dieser Zeit nimmt
Apselstllcken oerziert, da» Hasenfleisch