Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 28, 1907, Image 6

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    Um Meer«.
von A. Eimer.
K-b habe gelauscht dem uralten Sang
Bver brausend am Meere tief tonend
«!aS alte Kied von des Meeres Gewalt
Mir wieder so tief in der Seele er
schallt I
Ein gittern durchziehet die Menschen
«?e> deS Meeres Imlder, laut tobender
v»d dock>, wie eS feüelt des Menschen
Blick l
Wie gebannt da« kann eS
wort drüben die so weit so
Der Jndianertanz.
ließ Fra/ Elisabeth ihre
sonst so fl«ißigen Hände in denSchooß
sinken und sah mit ihren sanften Au
gen ängstlich zu der Schwägerin em
por, die k«rzengerade, jede Rückenlehne
verschmähend, ihr gegenüber saß.
„Glaubt mir,, Elisabeth, ich ur
theile nicht zu streng, Dein« Kinder
sind maßlos ung«zogen, es sind mit
einem Wort Rangen!"
„Aber Edith, so schlimm —"
„Glaub« es mir, w«nn es so weiter
Heht, wird nichts aus Deinen Kin
dern!" Frau Edith sprach jedes
Wort mit solcher Schärfe, daß es
klang, als zischten Stahlklingen durch
die Luft. „Ich bitte Dich, wie habt
Ihr di« Kinder denn erzogen? Hild«
init ihren «lf Jahren klettert auf den
Bäumen herum, wie eine Katze, ich
glaube, sie hat kein Kleid, das nicht
so und so oft gestopft ist."
Beinahe hätte Frau Elisabeth ge
sagt: Das schadet ja nichts, aber sie
hotte «in wenig Angst vor ihrer
jSchwägerin, die als Gattin eines be
rühmten Gelehrten meint«, der zarten
Urau Amtsmännin gegenüber imm«r
ihren hohen geistigen Standpunkt be
tonen zu müssen. Besonders rühmt«
sie gern ihr« «igene pädagogische Er
fahrung, sie wußte vortrefflich über
Kindererziehung zu sprechen, und da
sie keine eigenen Kinder besaß, war
„Rolf ist trotz seiner zwölf Jahre
«inmal richtig verbeugen kann." fuhr
di« Anklägerin fort, „und wie er ißt
und wie er trampelt, gestern hat «r
mir die Kaffeetass« aus der Hand ge
»iber das Kleid gegossen!"
Frau Elisabeth seufzt«; ach ja, ihr
Weitester war freilich etwas wild und
ungeschickt. Ihre Blicke schweiften in
den Garten hinab, der sich in üphig
> blühender Füll« vor d«m Hause aus
dehnt«; auf d«m großen Rasenplatz
dicht vor d«r Veranda, auf d«r die
beiden Frauen saßen, lagen just um
dies« Zeit die fünf Amtmannskinder
breit und voll floß das Sonnenlicht
jib«r ihre blonden Köpfe. Manchmal
hob sich wohl ein langes dünnes, roth
»Monika ist die einzig«, die vortheil
haft absticht, es ist ein sanftes Kind
voll Grazie und Anmuth."
!vie ein leuchtendes Bild sich von d«m
dunklen Gebüsch des Parkes abhe
bend.
«ine helle Kugel wirbelte es üb«r die
Gelächter der Geschwister.
„Aber das ist ja unerhört!" rief die
Entsetzen lähmt« einige Sekunden ih
ren Redefluß, und Frau Elisabeth
benutzte rasch die Pause und begann
„Nun bitte ich Dich, was war denn
das wieder?" rief Frau Edith ausge
bracht.
! Das jubelnde Lachen da draußen
hatte «inen milden Wid«rsch«in auf
dem Gesichte der Mutter gefunden;
bei der heftigen Frag« der Schwägerin
> fuhr sie erschrocken zusammen und
W sagt« verlegen:
„Das war ja nur der Jndianer
tanz, Rolf hat ihn erfunden!"
„Nur der Jndianertanz?" Die
Professorin schlug die Händ« zusam
men: „Ich bitte Dich, Elisabeth, wi«
kannst Du solch sinnloses Toben dul
den? Nein, es ist wirklich unerhört!"
In dieser Nacht lag Frau Elisa
beth lange in schwerem Sinnen wach;
leise rauschten die beiden alten Pap
peln, die wie zwei riesengroße Wächter
vor d«m Haus standen, eine schwer-
Sorg«nlied. Bisher hatt« die Mutter
gefreut; si« hatte in ihrer Wildheit
keinen Anlaß zur Sorge gefunden;
ab«r nun, da sie alles überdacht«, was
auf einmal bang um's Herz. Hatte
Edith nicht recht, wuchsen die Kinder
nicht in allzu unbeschränkter Freiheit
auf? Das große alte Haus mit dem
weiten pariähnlichen Garten, das
tes echtes Kinderparadies. Die lleine
Stadt, an die das Besitzthum an
grenzt«, besaß gute Schulen, die di«
vier ältesten Kinder besuchten, denn
nur Fritzel war noch frei vom Schul
hung gesorgt.
„Es geht so nicht weiter," dachte
Frau Elisabeth gequält, und alles
was ihr in der Tageshelle leicht er
schienen war, wurde im Dunkel der
Nacht zu «in«r schweren Last. Förm
liche Schreckbilder künftiger Schlech
tigkeiten ihrer Fünf peinigten die ge
traute sie ihrem Mann ihr« Sorg« an.
Noch war «s still im Haus, das
wilde Quintett genoß die Schlaffrei
heit d«r Ferien, und auch die pädago
gische Tante liebte einen langen Mor
genschlaf. Amtsrath Grothe wollte
derte.
Gedanken, Mädele!" Mädele nannt«
Hilde.
„Es ist unartig, so zu schreien. Ein
Jndianertanz ist ist Unsinn!"
„Unsinn unser Jndianertanz? Aber
Mutti!" Ein fünffacher Entrüstungs
schrei gellte aus, und di« Tant« hielt
sich verzweifelt die Ohren zu.
Das Geschrei aber stählte die Ener
«r unt«rbl«ibt fortan!"
Noch nie hatte sich so viel Schelte
zusammen über die Häupter der Fünf
selbst Nesthäkchen konnte leicht die
Rolf niedergeschlagen.
Hild« hatte eine Art Scheheraza
denamt bei den Geschwistern; war ir
g«nwett«r eingetreten, oder gar die
schöne Einigkeit der Fünf gestört,
dann erzählte Hilde in ihrer drolli
keit ihrer
auf der Mauer und lauscht«n Hild«!
Worten. Diese erzählte eine wunder
same Geschichte, die in einem Hühner
stall begann, eine Weile in einer sehr
reich ausgestatteten Vorrathskammer
spielte und ziemlich unmotivirt in ei
nem Königsschloß endete. „Der Kö
nigssohn heirathete Monchcn, Rolf
wurde Minister, Gert Graf und Fritzel
Hofbäcker," schloß Hild«, liebevoll
sämmtliche G«schwist«r versorgend.
„Ach," schrie Fritzel, „da back ich
lauter Torten."
„Und ich bau mir en Schloß," sagte
Gert, der Schn>«st«r einen Freuden
puff versetzend.
Mönchen zupfte b«fri«digt ihr hell
buntes Kleidchen zurecht:
„Prinzessin mag ich schon werden,"
zwitscherte sie gnädig. .
„Aber was wirst Du denn, Hilde?"
fragte Rolf, die Schwester zärtlich
von der andern Seite in die Rippen
vuffend.
Hilde dr«hte ihren blond«n Kopf
wie ein Pfau, reckte ihr schmales
Näschen in die Luft und sagte hoch
müthig: „Ich werde ein« Dichterin!"
Dies« Antwort reizte die Geschwi
ster zum Lachen, das hellklingend auf
einmal das stille, verborgene Garten
winkelchen mit lauter Lust erfüllte.
Rolf wand sich förmlich auf der
Gartenmauer. Gert schlug kreischend
mit den Füßen um sich, daß der Kalk
von der Mauer herabrieselte. „Dich
terin, puh, huh, ha! Dichterin, hi
zessinnenwürde.
Hilde schmollte: „Wie dumm, all«
seid Ihr dumm!"
klingt!"
„Gräßlich dumm seid Ihr!" schrie
Hilde empört.
halben Höhe; berauschend stieg der
Dust d«s blühenden Klees zu ihnen
empor, ein« solch« Fülle von Licht und
Mutterherzens zu unsäglicher Qual.
Wortlos schritt di« Mutter auf eine
„Mutti!" Der Freudenruf ver
stummt« jäh. Blaß, erst stand die
Mutter d«n Kindern gegenüber, kein
sanften Augen standen Thränen. Die
Mutler weinte!
Noch nie hatten die Fünf die Mut
derduft alter Möbel mischte. „Wir
tanzen, weil weil doch Mutter ge
weint hat!" sagte Rolf gepreßt.
„Immer sollen wir nun still sein?"
murmelt« Gert kleinlaut.
„So lange die Tante da ist," «nt
schi«d Rolf.
„Vielleicht reist sie morgen ab!"
meinte Hild« hoffnungsvoll.
„Ich thu' ihr 'nen Igel in's Bett!"
schri« das mädchenhafte Monch«n zor
nig.
Gert und Fritz fanden diesen Plan
chen anfingen, und nur das drohende:
„ich hau'" des ältesten Bruders hieß
sie schweigen.
„Mutter hat doch geweint," er
Wette d
ten machen," sagte Rolf mit tiefem
Seufzer.
Zögernd kam das Echo von Gert
und Mönchen: „Wir auch."
„Ja, und ich werde ein Tischtuch
säumen," sagt« Hilde tapfer.
„Und ich werd« meinen Kasten auf
räumen, und Ihr müßt das auch
thun, bei Euch sieht'S liederlich genug
aus," wandt« sich Rolf an die Klei
nen. „Ueberhaupt w«nn Ihr nicht
fen, weinte leise. Die andern waren
still, die Last all der guten Vorsätze
Am Abend diktirte der Vater ziir-
Mittagstisch, und die Mutter entließ
die Fünf ein.
Ueber die musterhafte Thätigkeit
der Kinder war am nächsten Tag
selbst die Tant« erstaunt. Rots und
Hilde führten ein streng«s Regiment
und hielten die Geschwister im Zaum,
ihr leises: „Ihr wißt doch, daß Mut
ter geweint hat," dämmte di« Fröh
lichkit. Mönchen flüchtete sich trotzig
zu ihren Puppen, und aus Rache über
die schwesterlichen Püffe, behandelte
sie die Kinder, Lottchen, Grete und
Mieze, sehr schlecht, und zuletzt sperrte
die erboste kleine Mama sie all« drei
legte den Schauplatz seiner Thaten in
Küche und Gesind«stub« und wurde
dort, da er allein kam, auch g«duld«t.
Beim einsamen Mittagsmahl in
d«r Kinderstube verrieth er freude
strahlend, es gäb« Kirschpudding, ab«r
dle süße Speis« erschien nicht auf
dem Kindertisch. „Die Mutter hat
es verboten," lautete die Auskunft der
ines gethan," knurrte Gert.
„Nei in," jamm«rt« Fritzel. Die
andern schwiegen, aber als sie etwas
auch folgen konnten, herrschte
Stille, aber die Still« bedrückte die
Mutter. Sie fühlte die Scheu und
lasseaheit sie quälte. Als hätte ein
si« ein köstliches Kleinod, das sie ver
loren hatt«, suchen gehen, und ihr Herz
begann freudig zu schlagen, als fröh
auf der Gartenmauer und besprachen
den Fall „Tante Edith", da sahen sie
die Mutter kommen, sahen das gütige
„Mutti!" „Mutterle!" Springend
ringten Frau Elisabeth. „Mutterle,
Die Kind«r versprachen alle möglichen
Thaten des Fleißes und der Ordnung
„Den Jndianertanz tanzen wir auch
nicht mehr!" versprach Rolf entsa
gungsvoll, und die andern nickten
Dl« Mutter sah sie schelmisch an,
„Ach ja, gleich, wir sind ganz leise!'
flehten Mönchen und Fritzel. Und
Frau Elisabeth lachte und winkt«, und
ehe sie noch wußte, wie es geschehen,
stand sie mitten im Kreise, und um
sie herum tobte der Jndianertanz.
„Aber das ist ja unerhört!" rief da
plötzlich in alle jauchzende Freude hin
ein, eine kühle, scharfe Stimme. Frau
Edith stand vor dem Hause sie
hatt« den Zug versäumt. Eine hohe
Gluth verbreitete sich auf Frau Eli
sabeths Gesicht, verwirrt sah sie zu
ihrer Schwägerin auf, doch da traf
ihr Blick ihren Mann, der lachte, daß
ihm die dicken Thränen in den Bart
rannen, „Lieserl," rief er, „Lieserl,
wo ist Deine Pädagogik hin!"
„Ach, Walter!" ri«s die Frau, halb
weinend, halb lachend, „sie tanzen ja
nur d«n Jndianertanz!"
„Deine Kinder werden gut gera
then, bei dieser Erziehung," sagte
Frau Edith hart und spöttisch.
In di« Augen der Mutter trat ein
tiefes. warmesGlllcksleuchten: „Doch,"
rief sie zärtlich und breitete die Arme
aus, „sie werden schon gut werden!"
Die Kinder, fühlend, daß die Streng«
der Eltern, ihr Zürnen, nur «in flüch
tig zerfliegender Schatten gew«s«n,
drängten sich jauchzend und schmei
chelnd an Vater und Mutter heran
und in die blühend« Sommerschönheit
hinein tönte ihr s«l!g«s Lachen.
Vergeben.
Der Holzhändler Jeremias Hä
m«rl, der jeden Abend in Gesellschaft
ging, gewöhnlich etwas spät heim
kam und dafür Morgens bis acht
Uhr der Ruhe Pflegte, schlief noch,
während die sorgende Gattin, wie sie
es gewöhnt war, schon eine stunde
vor ihm aus den Federn schlüpfte,
um Toilett« zu machen und das
Frühstück zu bereiten.
Eben im Begriff, die Kleider des
Gatten dem Dienstmädchen zum Aus
bürsten auf d«n Gang hinauszurei
ch«n, fi«l ihr Blick auf ein« Postkarte,
die aus der Seitentasche des Rockes
Gatte die Adresse selbst geschrieben.
hat das zu bedeuten? Wer
Das corpus delicti verschwand in
der Tasche des Morgenkleides, und
während der Toilette überlegt« die
Weise.
„Um Himmels willen, liebes Kind,
was hast du denn bist du vielleicht
krank, soll ich den Arzt rufen?"
„Mit Ihnen? Was soll das He
tzen? Wenn dein bleiches Aussehen
nicht wäre, würde ich an einen schlech
ten Scherz glauben, so aber weiß ich
wirklich nicht, was ich von der Sache
halten soll.
Und Jeremias Hämerl, d«r ein
Feind aller Zwischenfälle, die ihn aus
seiner gewohnten Ordnung bracht«,,
war, ließ sich seufzend in einen S«s
scl fall«n, in bang«r Sorge, was di«
nächsten Minuten ihm wohl offenba
ren würden. Aller Appetit war ihm
vergangen, und vor seinem geistigen
Auge ließ er rasch «in« große Anzahl
kleiner Sünden Revue passirm, dke
er auf dem Kerbholz hatte, ohne aber
Ihre Geliebte, nicht mich."
Bei Gott, sie hat eine fixe Idee,
Weise an Sie schreibt? Wenn Sie
noch einen Funken von Ehrgefühl be-
Sie gestern Abend schon das Versöh
nungsfest bei Ihrer Dulzinea feier
ten."
ein unbändiges, zwerchfellerschüttern
des Gelächter ausbrach. Er lachte,
daß ihm die hellen Thränen über die
Lust dazu hast."
eines neuen Dienstmädchens nach der
Hochstraße geschickt. Ich traf das
nicht.
Da das Mädchen Anna heißt, lau
tet die Karte allerdings etwa» ver
bist du Zufrieden?"
Ga«z tinfach.
Der kleine Karl istzugegen, als
sein Vater der Mutter erzählt, daß
ein befreundetes Ehepaar sich scheiden
lassen wolle; da fragt er voll Wißbe
gier: „Vater, was ist denn das, .sich
Vater (in einiger Verlegenheit):
.Ja aber, sieh mal sie verstehen
Te»«l!5.
Küch«, ich hätte 46 Halsweite."
Einkaufen nicht einen rothen Pfennig
machen"! Bekannte: „Bleibtn Si«
alles schuldig?"
«rlaubt/dem Ruderclub beizutreten."
„Und jetzt haben Gnädigste es ihm
doch gestattet."
„Ja jetzt ist er auf S<Z,IXX> Dol-'
lars versichert."
Perfid. Mann: „Was är
„Sie, sagen Sie mal, meinen Sie,
daß ich mit d«m Rad« da auf den
B«rg hinaufkommt?"
„Na, warum denn net? Aber Ihr
Rad«rl wer'n Sie halt tragen müs
sen!'
Der Wurstderfälscher.
Metzg«rm«ister: „Der Hund vom
Staatsanwalt Sau«rmann is ein
g'fährliches Vieh! Der hat mir amal
a Wurst g'stohl'n!" Bäcker: „Und
hat si« g'fr«ss'n!" Metzgtrmeister:
„Na sein' Herrn bat er s' bracht
und i bin nacha «'straft word'n!"
BerrS«hertsch«r Geruch.
Coll«g!n (aus dem Nachbar
nachher werden die anderen immer
«if«rsiichtig!"
Die musikalische Ma
ma. Im heutigen Wohlthätigkeits
konzert wirkt also auch Ihr Fräulein
Tochter mit, Frau Kommerzienrath,
singt sie Alt oder Sopran?
Was wird unsere Hildegard singen?
Ein Solo wird sie singen!
—Eing u t er Onk e l. Freund:
gedrückt?" Studiosus: „Ja das ist
habt"