Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 10, 1907, Image 6

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    " ?in König der Lauddicbe.
reien. Seine Mitschuldigen.
Am „Spitzbubenhimmel" bildet je
denfalls John A. Benson, w«lcher
unlängst nebst E. B. P«rrin im San
Francisco'er Bundesdistriktgericht we
gen colossaler Landdetrügercien zu
zehn Jahren Strafhaft, sowie auch
«iner Geldbuße verutheilt wurde, ei
nen Stern erster Größe!
Vielleicht hat der größte Theil un
seres verehrlichen Publikums, welches
durch so viele Meldungen über Land-
und sonstige Betrügereien nachgerade
obgestumpst wird, der Kunde von
Benson's Schuldigsprechung und Ber
urtheilung nur flüchtige Aufmerksam
st geschenkt. Aber es steckt weit
mehr dahinter, als die dürftige Mel
dung über das Proceß - Ergebniß
dem sich übrigens noch andere Pro
ceße gegen Benson und seine Cumpa
ne anschließen vermuthen lassen
tönnte: Ein Schwindelräuberl«ben
von drei Jahrzehnten, das sogar in
z>v«i Weltthcilen spielte!
Benson darf ohne Uebertreibung
als «in König der Landgroßdiebe k
zeichnet werden, und sein und seiner
Mitverschworenen und Werkzeuge
Treib«« hat, was die Interessen der
Allgemeinheit anbelangt, eine viel
größere Bedeutung, als manche
blutrünstige Geschichte von' westli
cher Gewaltsräuber- und Desperado
band«n, über die schon so viele
Druckerschwärze vergossen worden ist!
Gibt es hier auch nichts über wild
romantische Bergschluchten und pul
«rdustige Kämpfe mit Sheriffs-
oder Bundesmarschall - Aufgeboten
zu erzählen, so sind die vorliegenden
Dinge doch viel kennzeich«nder für
die Geschichte unseres öffentlichen Le
bens.
Big Jahren aufgerollt, welches einen
aanzen Rattenkönig von Betrug. Die
berei mrd Korruption bildet, in bis
sen Mitte der gewandte und kühn«
G«schästsstuben - Bandit John A.
er noch nie bereit, «ine ehrliche Schuld
zu bezahlen, bis er alle Mittel, sich
darum zu -drücken, erschöpft hatt«!
Honntagsfchul - Superintendenten
klasse der Spitzbuben rechnen. Aristo
kratisch u. hochnäsig gegen „Unterge
derben heraufbeschworen! Auch er
ist schon ziemlich weit über 6<Z lah".
Doch zurück zum Oberbanditen selbst!
Benson steht seit dreißig Jahren so
tract fiel auch B«nson zu oder wurde
von ihm ergattert. Dies konnte um
so weniger Wunder nehmen, als Ben-
wirklich einige ehrliche Arbeit; ade»
es dauerte nicht lange, so besorgte er
das „Vermessen" nach einer viel ein
facheren und für ihn profitabler«!?
Methode. Er machte sich nämlich nur
durch flüchtigen Blick mit dem allge
meinen Aussehen des b«tr«ffenden
Landes bekannt, dann setzte er sich
ruhig in sein Büreau und machte die
allerschönsten Vermessungskarten mit
eingehenden Beschreibungen, die aus
seiner fruchtbaren Phantasie geschöpft
waren. Ströme, Hügel und and«re
Lappalien der wirklichen Welt genir
ten ihn dabei nicht im Geringsten!
Das Papier war ja geduldig, und die
Arbeit ging ungemein fix.
Der Schwindel blieb lange genug
unentdeckt, daß Benson über eine
Biertelmillion Dollars auf
feine Vermessungscontracte einheimsen
Was ihm schließlich den Hals brach,
das war der Umstand, daß Benson
gl«ich gewissen Falschmünzern all
z u genaue Zeichnungen machte. Er
nung, indem sie sich einen sogenannten
Ausgleichs - Bruchtheil lassen, und
zwar der Bequemlichkeit halber alle
mal an der nördlichen und westlichen
Seite eines „Township". Dies« Bruch
stücke benutzen sie zu nachherigen Bc
ganze Schwindelgewebe b!oßgel«gt!
Nicht weniger als 32 Betrugsan-
gegen General-
Waren. Das mußte ja einer der
schlimmsten Verbrecher der Welt sein!
Man steckte ihn einstweilen bei Brot
Gestalt fortzusetzen. In dieser Zeit
s«reni Westen etwas so Gewöhnliches,
daß sie von den biciseren Bewohnern
mancher Gegenden überhaupt nicht
mehr als Betrug angesehen wurden.
Aber Benson und Hyde spannten die
zen liegt, ohne Rücksicht auf vorherige
Ansprüche. Daher verfügte jenes Ge
setz, daß jeder Ansiedler auf einem
für entsprechende Läsdereien außer
halb des Forstreserve - Areals ein
tauschen könnten.
inandem nehmen, um seinen Handel
mit der Regierung zum Abschluß zu
bringen. Benson und Hyde verletzten
während, sondern machten noch der
Vorschubleistung zum Meineid sich in
allen betreffenden Fällen schuldig.
Deckung des Betruges Alles.
Mit der Z«it wurde aber der Land-
Methode zu schwerfällig und toftspie
lig, und statt Strohmänner in's Feld
zu schicken, fälschte sie einfach
Namen zu Tausenden!
Wohl liefen von Zeit zu Zeit Be-
Name F. A. Hyde als Käufer der
weiht, war Joost R. Schneider.
Jahrelang hatte er für Hüde gear
sogleich verhaftet, floh mit Jnstichlas-
Benfon und Hyde bekämpften ihre
Verfolgung „bis zum letzten Graben",
aber sie konnten das Verhängniß nur
sein Waterloo gesunden; aber das
Landgaunerei-System ist eine mehr
als neunköpfige Hydra, und jeo«r
Kopf, in Kalifornien und anders wo,
muß einzeln abgeschlagen werden!
Das gibt noch viele Arbeit; aber im
merhin: der Ball ist im Rollen, und
man glaubt allgemein, daß die oben
erwähnte erste Verurtheilung Ben
son's und seines Werkzeugs und Gim
pels Perrin der Anfang vom Ende
der ganzen Gaunersippe dieser
Sorte ist! Die Folgen ihrer Ver
brechen werden indeß noch lange fühl
bar sein!
Der Gutsbesitzer.
Ost besuchte ich ihn einst in seiner
kleinen Dachkammer da oben mit den
halbschrägen Wänden, in der er nur
ganz in der Mitte oder unter dem
Dachausbau der beiden Fenster auf
recht stehen konnte. Er war ein stil
ler, sinniger Mensch, der sich an sei
nen paar Büchern erfreute und mit
kleinen Erzählungen, die er für Pro
vinzblätter schrieb, seinen targen Le
bensunterhalt verdiente. Nur selten
verließ er sein Heim, er erlebte alles
kleine Geschichte nach der anderen
flog ihm zum Fenster hinein, und
nie trat er von seinem Luginsland
zurück, ohne daß er wieder etnlas er
wischt hatte.
„Ich hab' wieder eine!" rief er mir
stern. Stand man dort, so flog der
Blick über weite Wiesen und Felder
bis drüben hin zum Fahrdamm, hin
„Jch bin Gutsbesitzer", sagte mir
hat.
Psleae. Wie wollte ich da schaffen!
wäre ich!"
„Nun, brauchst du das alles?"
fragte ich. „Du hast ja viel mehr,
du Guts- und Mitbesitzer. Es ist
„Also tröste dich."
wieder so." Die Sicheln rauschten
im Gleichtakt durch das saftige Gras
unter unserem Fenster. Dunkel wurde
fort Sßscht Sßscht Sßscht
Wetzen der Sense, bis es 10 Uhr
rauschende Nacht.
„Siehst du die Wiese da drüben?
an die Holzstangcn ein Brett mit der
feingemalten Aufschrift: „Das Betre
ten der Wiese ist bei Strafe verbo-
Freund. „Das thäte ich nicht. Ich
thum" oder „Allen Unbefugten ist der
Eintritt untersagt" u. s. w. Und
seitdem gingen die Kinder nicht mehr
Land drängen, als vor dreißig, vier
„Der Wiesenpfahl da abe: ist nicht
Nöthig", fiel meinGutsbesitzer ein, uikd
sah, seufzte er tief.
So kam der November. Der
Wind blies über die Stoppeln. Di
steln, Zyanen. Mohn das fand
Wiesen und Felder in üppiger Pracht.
„Der Gutsbesitzer ist heute Nacht
sticht!^—^
Im letzten Frühjahr durchstreite ich
die Gegend wieder. Es war alles noch
wie ehedem. Die Frauen im Felde
und da drüben die Wiesen, die Pferde
der Bauern und der üppige Part des
Gutshofes im frischen Grün. Alles
graue den schwarzen. Nur sein
Kinderauge fehlte mir, das Auge mei
nes Gutsbesitzers, das alles dies einst
mit solcher Innigkeit und Liebe über
strahlte.
Im Wonnemonat. „Sic
haben sich also im Wonnemonat Mai
verlobt?" .Ja, ich habe mir einen
reizenden Maikäfer gesucht."
Ein Trost. Tourist: „Das
«Lechen ist aber doch zu winzig und
o pfui! dazu voller Maden!"
Bergwirth: „Da lönnen S' ja doch
froh sein, daß er nicht größer ist."
Wasser, in d«r Tass« dort ist die
Der kleine Fritz (der vor
vier Wochen von der Großmama eine
Mark bekommen hat, w«il er sich so
brav einen Zahn hat ausziehen las
sen): „Großmama, kannst Du mir
nicht auf den nächsten Zahn SO Pfen
nige Vorschuß geben?"
Plappermaul. Schwieger
mutter noch anderen Damen
Täubchen?" Der kleine Hans (Sohn
des Hauses): „Für Dich hat er auch
immer solch« Vogelnamen, Großma-
Kalale Aufmerksamkeit.
„Was willst Du nur von mir? Bin
ich nicht immer die aufmerksamste
Gattin gewesen?"
„Das mein' ich: Alles, was Du
kannst, kaufst Du Dir."
Ueberzeugt. Junge Frau
(nachdem sie ihre kleinen Schuhe und
die schweren Gebirgsfchuhe ihres Gat
ten gegenseitig in den Händen abge
wogen hatte, für sich): „Hm, die
Männer sind wirklich das stärkere
Geschlecht; wenn ich eine Stunde lang
in solchen Schuh«n gehen müßte,
„Klassische" Bild«»«.
Leutnant (während einer Pau
se in Maria Stuart): „Aeh, möchte
Textbuch haben."
Stimmt. Fremder: „Ste
Paclträger, ich warte jetzt fast ein«
Stunde auf eine Droschke, und
hier steht doch groß angeschlagen:
„Droschlenwarteplatz!" Packträger:
„Ja, dös ist eben der Platz, wo ma'
auf a Droscht'» warten kann!"
Vom Examen. Süffel (der
die Prüfung bestanden, in der Knei
pe): Kinder, ums Haar wäre es wie
der schief 'gangen, die ließen mich
etwas tosten, bei der Chemieprüfung,
ich konnt« absolut nicht heraustriegen,
was es war, es war nämlich Wasser!