Z« Krabe«. Die letzten Klänge der Glocken ver schwammen in der llaren, hellen Win terluft über der schimmernden Fläch«, die in unabsehbar« Weite sich dehnte. Langgestreckten Bändern gleich zogen „ach verschiedenen Seiten hin Land straßen mit ihren dunlelgrauen Baumreihen durch di« verschneite kalten Tagen zu sein Pflegt. Krischan, des Barons alter Bot«, Der Alte hatte den Auftrag erhal lte Luft. Kälte. Von Z«it zu Zeit blieb er stehen ' Alt-Leßten begeben. als Krischan die letzten Häuser des Dorfes hinter sich ließ und mit et was wankenden Schritten den Heim- Weges gekommen, als er plötzlich Halt wachte, sein« roth«n, zwinkernden Aeuglein erstaunt aufriß und ver das dunkle Ding unten im Graben erkennen. Nach einigem stillen Beob achten beugte er sich weiter vor. dem Rücken. Nichts regte sich in sei len geschlossen. Neben ihm lag ein« umgeworfene Kiepe. Verschiedene Ge- darunter auch Flaschen kommen sein? Krischans stumpfes, durch den Ge nuß von Branntwein noch mehr ge schwächtes Denkvermögen fand kein« Antwort. Nur das Brausen des immer hefti ger werdenden Windes tönte an sein ' Ohr. In immer dichterem Treiben fegte der Sturm den Schnee über die > Felder. Krischan überlegte. Was ging ihn der Alte da unten an? Der konnte liegen bleiben, solang« er wollte. Aber di« Flasch«n... die Flaschen! Wäre das nicht «in Spaß, wenn der alte Md, versuchte er den Abhang Hinun scharfabfallende Fläche bot, ihm leinen Stützpunkt. Er verlor den Halt und plumpste schwerfällig in den Graben. Im ersten Augenblick wa? er wie betäubt. Als er wieder zu sich kam, fühlte er etwas Kaltes, Glattes in eine Flasche, die durch den Fall den oberen Theil des Halses verloren hatte. Prüfend hob er sie in die Höhe und schüttelte sie. Ein guter Rest war noch darin. Dann blickte er um sich. Neben ihm lag regungs los der alte Wasily mit wachsblei chem, runzligem Gesichte, ties in di« zusammengewachsenen Brauen hatten sich di« Flocken festgesetzt und waren zu «in«r festen Kruste zusammenge froren. Auf dem alten Filzhute und dem dunklen Mantel lag eine noch brennenden Trunk hinunter. Ah! Wie das durch die Kehle rann! Krischan blickte um sich. Was war das? Alles wie Nadeln sein Gesicht. Wasilq war todt!... daß das Blut ihm die Kleider be spritzt hatte. Aber jetzt... Und wieder kroch das unheimliche Gefühl an seinem Kikper empor. Mit eisernem Griffe langt« «s vom BodtN Kehle. Da packte ihn das Entsetzen! Laut brüllend lief er, so rasch er lang in die Nacht hinein. Seine wie das Heulen des Wolfes. Doch das Sausen des Windes verschlang alles. Der Graben stieß an beiden Enden Böschungen geschlossen. An dem Ende des Grabens hielt Krischan keuchend inne. Der Schweiß Grabens. Jetzt erst kam ihm das Be- Mit Händen und Füßen sich stiitz chen, hielt Krischan vollständig er schöpft inne. Kraftlos sank er zu Bo sen und starrt« mit brennenden Au tsch decken sollte. Schon jetzt fühl!« er, wie die Glie- Was sollte er thun? wieder an die Stelle zurückkehrte, wo der Todte lag? Da gab's ja noch einige Branntweinflaschen! Bielleicht vermocht« er sich damit warm zu erhalten. Doch «hin fchaud«rte jetzt vor dem Schnaps und außerdem nichts nützen! Eine weiche Regung üb«rkain ihn. Vielleicht lebt« Wafyli dort drüb«n lassen? Krischan erhob sich und wankte mit tief gebeugtem Nacken und baumeln- Bei dem Alten angekommen, blieb er stehen. Merkwürdig, er hatte jetzt gar kein« Angst mehr. Es war nur Er beugte sich nieder Der Mann war zweifellos todt. Mit tiefem Seufzer ließ sich Kri- Knabe noch, krank gewesen; da hatte die sorgend« Mutter aus allen Win keln der armseligen Hütte all« wol mals war ihm j«tzt zumuthe. Ja, an sein« Mutter mußte er denken. Ach, wie lange war sie schon todt. Di« Rauschen an sein Ohr schlug. Tief unten sah er das ganze, w«it« Land liegen; mitten drin sein Dorf. Noch einmal durchlebte er wie im Fluge sein ganzes sechzigjähriges Le- Nach dem Tode seiner, Mutter hatte in den Pferdestall auf dem Gutshof. Hier zwischen den Thieren und den Ha! Was war das? Was wälz- und die Mädchen wichen ihm ängstlich aus. Ihm dem häßlichen, rothhaari gen Geschöpf. Und was hatte er gethan? Gar nichts! Nur, daß er häßlich war, schreckhaft häßlich, verschlossen Auch nicht das kleinst« Fünkchen Liebe fiel wärmend in sein verwilder l tes Herz. O, wie er sie haßte, diese Menschen! Sollte er so allein und einsam durch's Leben gehen? So erkor er die Flasche zur Freundin, den Schnaps zum Gesellen. Seitdem theilte sich sein trostloses, stumpfes Leben in Har le Arbeit und in den Genuß des brennenden, unentbehrlich gewordenen Trunkes. So war er von Stufe zu Stufe hinabgesunken. So lag er jetzt hier im Graben.... Ja, lag er auch wirklich da? Ihm schien, als schleu dere ihn ein weit wogendes, weißes Gewässer hoch empor oder reiß« ihn ti«s hinab, daß di« eisige Fluth über ihm zusammen schlug. Wo mochte er sein? Doch horch! Was war das? Kling... kling... machte es. Es kam immer näher. Kling... kling ... kling. Wie ein Blitz fuhr es durch Kri schans Gehirn: Das war der Baron Fritzlar, der nach Alt-Leßten im Schlitten zurückfuhr. Kling... kling... kling Das Gefährt war schon ganz nahe herangekommen. Krischan macht« ei ne verzweifelte Anstrengung sich auf zurichten. Eisige Krallen hielten ihn am Boden fest. Er vermochte kein Glied seines Körpers zu rühren. Er versuchte den Mund zu öffnen. Nur halb gelang's ihm. Er schrie... schrie, daß ihm der Hals schwoll.... Schrie? Nur schwach«, gurgeln de Laute bracht« er über di« Lippen. Einig« Augenblicke vernahm er das Stampfen und Schnauben der Rosse, das Gleiten und Rascheln des Schlit tens. Ein schwacher Lichtschein flog rasch durch das Flockengewirbel und über den Graben hin. Kling... kling..^in^.. Verlern! Hoffnungslos verloren! Krischans Gesicht verzerrte sich im Schmerzt der Verzweiflung. Thrä nen brachen aus seinen Augen und Er versuchte zu beten: „Vater... uns«»... du... bi5t..."... Weiter sein« Brust erbeben ließ, kam als «in schwaches Röcheln üb«r seine Lip pen. zu verwirren. Ha! Was war das? Was wälz te sich da heran? ! Grad auf ihn zu! Auf der Straße kam «s daher zwisch«n den Bäumen hindurch, die Krischan riß mit einer letzten An strengung di« halbgeschlossenen, tief eingesunkenen Augen aus. War das nicht sein Baron? Wehte da nicht s«in weißer, langer Schnurrbart? Der wollte ihn wohl strafen, weil er nicht zurückgekommen war. Ein einziges, nxißes, wallendes Etwas senkte sich nieder und legte sich ihm weich und doch schwer auf Leib und Brust. Er versucht« noch «inen letzten Schrei auszustoßen... seine krampst«» sich tief in den Schnee.... Schneewehe in den Graben geworfen. Nur noch «in Stückchen der Kiepe sah aus dem glänz«nd«n weiß«n Teppich hervor. Huh!... Huh! heulte d«r Sturm in langen, tiefen Tön«n über das Land, schüttelte di« Bäume, daß sie ächzten, fuhr in di« Kamine, daß es rasselt«, saust« durch die Luken d«s kleinen, stumpfen Kirchthurms, daß selbst di« Glocken erschauerten, und trug einen schwachen, summenden To,, Die Reuommier-Rtisr. tig! Oder sollten Lehmanns heim lich geerbt haben? Wer weiß? Den Menschen traue ich jede Gemeinheit B tzk hatt sich sl chen. Der Arzt hat Dir doch jeden Aerger streng verboten. Willst Du wieder Herzbeklemmungen bekommen? an?!" den Bertehr mit ihnen abbrechen." „Erst recht nicht! Sonst würden sie ja merken, daß wir neidisch sind, und sich in's Fäustchen lachen. Nein, nun gerade nicht! Im Gegentheil. Wir wollen sie ärgern, daß sie bersten vor Wirth!" „Aber Röschen, Liebling - nach dem Nordkap! Das kostet ja minde stens " „Laß es kosten, was es will! Die Hauptsache ist, daß wir ihre Protzerei übertrumpfen!" Gustav entgegnete nichts. Er pflegte jeden Wunsch seiner Frau stets willig zu erfüllen, theils aus übergro ßer Liebe, theils weil sie ihm vom er sten Tage ihrer Ehe an das Widerspre beim besten Willen nicht war Unter uns gesagt außer der Hoffnung auf einen Vorschuß von 250 Mark, um den er bei der Betriebsgefell wähnte Panamahut war bezahlt! Er durfte sich eigentlich in diesem Jahre überhaupt keine Sommerreif« leisten. Doch hatte es der Doktor für unbedingt nothwendig erklärt, daß er mit Rös chen nach „Waldesruh" führe, einem sogenannten Luftkurort nahe Berlin. Die Kosten dafür waren schon schwer genug erschwinglich. Aber die Nvrdlairdstour !! Gustav schwieg und starrte hoff- ! nunqslos in's Leere, während sich! Röschen lebhaft in den kühnen Reise plan vertiefte. heutzutage überhaupt jeder gebildete Mensch kennen, behauptete sie. Täglich stünden Annoncen in der Zeitung, daß die Fahrten ganz billig wären. Mit 7(X) Mark käme man gewiß aus, und > . , sog«» nach Spitzbergen! Aber wollte „Ach, Du lieb«: Gott!" Und die erste größere Bitte willst Du 7<X) Mart! Bedenke doch bloß das Jetzt blieb Röschen die Antwort ihre Augen schloß. Als Gustav am nächsten Morgen in's Bureau mußke, schlief sie noch fest. Rücksichtsvoll weckte er sie nicht, be auf ihre Bettdecke legte. Röschen sollte Mark 4VO Mark Vorschuß giebt, und das Beste hoffen! „Aber Schatz ich leichtsinnig?! willst?" „Na ja der Vorschuß. Aber wo füllt werden?!" Bettel „Habe ich nicht so etwas Aehnliches gesagt? Aber Du wolltest ja nichts der Gesellschaftsfahrten die kriegt „Aber " sorgunq mit. Es fährt doch gewiß „Ja, natürlich Dr. Müller. Und der thäte mir auch gewiß den Gefallen. > denken?! Dem hatte ich auch schon von > unserer Nordlandssahrt erzählt." „Sag' ihm, es handle sich um einen Scherz." Gerichtsvollzieher die M Mark für d« „Ob auch Dr. Müller die Kart« nicht vergißt?" fragte eines Nachmit tags Natten, der be^ag „Dafür lege ich meine Hand in'Z Feuer," entgegnet« Gustav, „einen Zu verlässigeren konnten wir gar nicht fin den!" „Ich möchte wohl die neidischen Ge sichter von den Lehmanns sehen! Du, ich wett« mit Dir, daß die Frau vor Wuth die Migräne kriegt! Wenn die ahnte, daß sie's doch so viel besser hat als Der Kalbsbraten heute war nicht berühmt. Und die vielen Mücken hier im Garten! Scheußlich!" „Aber dafür scheint doch die Sonne, Röschen," tröstete Gustav. „In Monte Carlo regnet's vielleicht." In d«m Augenblick knarrte die Gar tenthür. Der Hausdiener des „Hotel Waldesruh" kam schwitzend von der Bahn zurück. Er schleppte einen schwe ren Koffer und verschiedene Handge päckstücke. Da er sonst regelmäßig leer heimzukehren pflegte, gerieth Gustav über d«n ungewohnten Anblick in nicht geringes Erstaunen und fragte neugie rig, was für neue Gäste kämen. „Ein Herr und eine Dame," lautete die Antwort. „Sehr s«in! Sie sind sogar zweiter Klasse gefahren." „Donnerwetter! Jedenfalls Millio näre!" meinte Herr Butzke und blickt« gespannt nach d«r Chaussee, um die Ankömmlinge zu mustern. Als ob ihn eine Geistererscheinung aufschreckte, sprang Gustav entsetzt empor, und Frau Rosa fiel, in nicht geringerem Schrecken, beinah« aus d«r Hänge- Sie kannten die beiden Reisenden, die da auf der Bildfläche erschienen sie kannten sie nur allzu gut! Ei waren Herr Lehmann und Frau! „Wir dachten Ihr wäret in Monte Carlo!" Nordlandstour!" „Ihr habt uns ja schön angelogen!" „Ihr uns auch!" Die Retourkutschen fuhren noch eine geraume Zeit hin und her, so daß sich das unvermuthet« Wiedersehen zu nächst recht unerquicklich gestaltete. Schließlich wurde aber, man sich g«g«nseitig nur die gleisen Sünden vorzuwerfen hatt«, Versöhnung ge giert. Der gemeinschaftlich« Aufenthalt ir. Waldesruh erzeugte mehr und mehr ein« friedlich« Stimmung. Frau Butzk« meinte sogar bald, daß sie früher die Lehmanns verkannt hätte; es seien doch recht nette Leute! Aber das Unglück schreitet bekanntlich schnell. Es ließ auch in „Waldesruh" nicht allzu lange auf sich warten. Eines Tages überbrachte der Post bote dem Hutsabrikanten eine Ansichts karte, die schon lange in der Welt her umgereist zu sein schien, ehe sie hier den Adressaten endlich erreicht«. Die durch Dr. Müller prompt besorgte Karte vom Norbkap! Dies Corpus delicti entzündete die Kriegsfackel sofort von Neuem zu hell stem Brande. Frau Lehmann raunt« ihrem Gatten etwas in's Ohr, das wi» „raffinirte Gaunerbande" klang, und Herr Lehmann warf Gustav empört die Ansichtskarte vor die Füße, indem er zugleich seiner Stimmung in den niederschmetternd«» Worten Lust machte: „Pfui Deibel!" eschfisch« Ein drolliges Beispiel der sächsi schen Gemüthlichkeit bildet folgendes Gefchichtchen, die von einem nord deutschen Reisenden erzählt wird: Fuhr ich da neulich mit mehreren Bekannten und deren Frauen von Freiberg nach Dresden, der Zug war schon von Chemnitz aus vollständig b«s«tzt, s» daß wir in der 3. Klasse keinen Platz eines der leeren Coupes 2. Klasse zu öffnen, erwidert« der Schaffner: „Ja wenn Sc druffzahlen wollen, mach' ich uff, aber dahinden im vorletzten Wagen is noch Platz". Mit diesen Worten spdirte uns der Schaffner an den betreffenden Wagen. Dort ner, daß dieses doch ein Wagen vier ter Klasse sei! „Wär'n m'r gleich Kam." Sprachs, und drehte das Rückseite sich ein« IN befand. Auf wir mußten einfach in die 4. Klasse, bezahlt hatten. JnDresden fragte nur zur Antwort: „Sein Se doch froh, daß Se da sinnl" lein?" nug!" fund«, Herr Wirth!" Wirth: .Ich sag der Jppelberger ist reich, versteht sein Geschäft und ist ein .Wie haißt, er gefällt Der nischt! Du gefällst ihm auch nischt, und er Vater: „Was hast du denn da ja gar nichts sehen," Kind: „Aber Papa, du hast ja anstatt der Brille die Schnurrbart binde vor den Augen." Schlau. A.: Geschenkte Zi> B.: Was thun Sie denn damit, kommt der Baron von greift in die betrübend leere Tasche, legt dann den Arm jovial auf des Portiers Schulter und schxarrt: „Aeh, Portier, Geldbörse vergessen, können mir mit zwanzig Mark aus momentaner Verlegenheit helfen?" Auf der Kneipe. Bum mel: Habe den Kommilitonen
Significant historical Pennsylvania newspapers