Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 18, 1907, Image 7

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    Herbststurm.
Roman von Ida Boy-Ed.
(18 Fortsetzung.)
Er schrieb ihr: der offenbar sehr
nervöse Zustand seines lieben Va
ters machte es ihm zur Pflicht, in sei
ner Nähe zu bleiben, um immer zur
Stelle zu sein, falls nach ihm ver
langt würde. Fräulein Brita möge
ihn bei Herrn von Benrath enischul
digen. Und dann schloß er den ganz
«llinöthig langen Brief, den er drei
mal in verschiedener Fassung schrieb,
»he er ihn bedeutungsvoll genug fand:
Und zum Schluß noch eine schöne
Nachricht: Papa hat sich bereit erklärt,
auf Rothe Heide zu verzichten. In
den nächsten Tagen wird Berthold
das betreffend- Aktenstück, das er jetzt
ausarbeitet, vorlegen. Ich hoffe, daß
die Uebernihmebedingungen für mich
so günstig sein werden, daß ich dann
mit gutem Gewissen daran denken
darf, einen Hausstand gründen.
Frau habe, die mir tapfer hilft
denn so eine geliebte >
de ich der glücklichste Mensch auf Er
den sein."
Im Grunde war er eS schon, als
er dies schrieb. Mit glückseligem Herz
klopfen hoffie er: sie wird verstehen,
wer diese Frau einzig und allein sein
kann.
Nur die Sorgt um Hendrick Hagen
betrübte ihn. Sie wurde immer stär
ker. . .
Er hörte eines Nachts, daß ein
gleichmäßiger Schritt immerfort, im
merfort hin und her wandert«. . . das
War doch zu beunruhigend. Er stand
«nif und horchte an der Thür von
Hendrick Hagen. Ja, weiß Gott: der
King hin und her in seinem Zimmer,
und es wur doch drei Uhr in der
Nacht. Mit der liebevollen Weisheit,
die die Jugend auch einem ehrfurcht
gebietenden Leidenden gegenüber hat.
beschloß Andre sofort, am Morgen
nach H'!!ng<>rten zu schicken, für jetzt
aber den Ruhelosen ins Bett zu re
den.
Er klopfte. Drinnen ging der'
Sch.'it: weiter. Er klopfte noch ein
mal und stärker.
Die Schritte, monoton und traurig
In ihrem dumvsen Hall, klangen wei
ter. Er virsuckte, die Thür zu öffnen.
Sie war verschlossen.
Da rief er herzlich und flehend:
.Pava Papa ich ängstige mich
um dich. . ."
D«r Schritt stockte. . . setzte wieder
an und näherte sich wie im Lauf
der Thür. Das Schloß knackte. . .
die Thür ward aufgerissen. . . Ein
halbenikleidetcr Mann mit blassem,
verzerrtem Gesicht und Augen, aus
denen Emvörung sprühte, stand auf
der Schwelle.
„Laß mich in Frieden", sagte die
ser Mann heiser, „laß mich. . .'
Herz ward ihm schwer. . . em selt
samer, ein entsetzlicher Gedanke wollte
an ihn herankommen. . . war das
Nacht durck, wandert«, nicht das eine?
De?önkn? . . Aber er ließ den Ge-
Mit schicklicher Fassung mußte
Hendrick Hagen die Fragen des asth
dauer in der Tasche hat, während er
vor Asthma pfiff und keuchte.
Hendrick dachte mit flüchti
„lst es etwa» Ernstliches mit Pa-
So'n Eindruck macht er eizenttich.
Aber bei Menschen, die stark geistig
arbeiten, kommen ja so viel Unbere-
»«ch nichi gedacht. N« «i?d mir ja/
erst klar, was Berthold mir von mei
ner Pflicht, Opfer zu bringen, gesagt
hat. Gott ich weiß gar nicht, was
ich machen soll. ."
Seine Stimme wurde unsicher.
Sein Herz war ganz bestürzt. Neue
Fragen traten an ihn heran. . . Sie
mutheten ihm zuviel Größe zu
schien es er konnte sich nicht gleich
fassen. . .
„Na, wenn Sie den Grund wis
sen!" sprach Heimgarien. . . „Es hieß
ja immer, er liebe den Fleck Erde lei
denschaftlich. . . er hat hier ja auch
die unendlich glücklichen Jahre mit
Ihrer Mutter gehabt. . Nun, das sind
Ihre Sachen. Ich kann nur verord
nen: Brom, Ruhe, heitere Eindrücke,
Zerstreuung und nicht grübeln,
nicht grübeln. . ."
Damit ging er, geräuschvoll nach
Luft ringend, langsam davon, be
stieg mühsam sein schwarzblank la
ckirtes Doktorwägelchen, stopfte sich
die rehfarbene, Mit dicken Muschen be-'
tupfte Häkeldecke fest um die Knie
utiv dachte fortfahrend: .Der junge
Mensch scheint doch viel von dem
Stiefvater zu halten."
Andre kehrte zurück und fand
Hendrick Hagen an seinem Schreib
tisch. Das Tintenfaß war geschlos
sen. Seine Hand hielt keine Feder.
Still saß er und starrte zum Fenster
.Papa, du solltest in die Lust ge
hen. Es ist wieder ein herrlicher
.Meinst du?" sagte Hagen müde
„Komm ja ich geh mit dir
wir wollen auf Neu-Wachow zu
gehen du glaubst nicht, wie das
aus dem Erdboden wächst. Fabel
haft."
Sie gingen. Andre versuchte al
lerlei Gespräch. Er bekam keine
Antwort. Er sah: das war keine Un
freundlichkeit. Es war tiefste Ver
senktheit in schwere Gedanken. Und
schwer. In all sein junges Lebens
behagen schlichen sich trübe Erwä
gungen. Wenn es dem armen Mann
so weh that, nicht mehr Herr zu
bleiben, da. wo er einst übermenschli
ches Glück durchlebt, wo er heiß ge
litten. . .
Andre bemühte sich, dies tapfer
welche Selbstüberwindung er zu üben
habe. . . Großmuth mußt« wieder
Großmuth finden. . .
Es war nicht leicht, plötzlich noch
verzichten zu sollen, wo er schon ge
glaubt hatte zu besitzen. . .
Aber gerade, weil ihn diese Vorstel
lung so schmerzt«, begriff er erst ganz,
daß der Verzicht Hendrick Hagen hart
Schweigend gingen sie durch den
Park und das Dorf.
Die Sonne schien warm, der Him
mel zeigte eine klare Bläue, als s«i
ein Sommertag. Das war k«ne
tes GMck über sie kam.
Fußsohlen.
Und darüber lag die Baustell« Neu-
Wachow. Freudige Farbenflicke setz
das weite Bild. Gleich rothen Li
auf ihren Betonfundamenten aus dem
hellen Sand. Eine Maurerschaar
hantirte in raschen, schlanken
Durch das Gewölk, das der gelöschte
Kalk aufzischen ließ, sah man den
blauen Kittel des Mannes.
Und die Arbeiterbaracke sonnte sich
mit ihrem schwarzen, wie von Bril
erthatte.^..
! angeschlossen.
»Mich wirst du gleich wieder lot.
Die Herren haben GesckMe mN dir.
Ich wollt« blos mal sehen, od du
noch so miserabel in's Leben schaust
wie neulich. Mensch, bei dem Wetter.
Laß dich mal angucken ..."
Er nahm Hagen bei den Schultern
und ließ nach kurzem Blick wie
der von ihm ab.
.Na, also Staat ist auch heute nicht
mit dir zu machen. be-
Vernünstig, daß du mal mit 'n Arzt
gesprochen hast. Hat er nicht lau
warme Kompressen aus die Brust ver
ordnet die verordnet er immer!"
Man ging hinein. Der Bürger
meister, obschon er nicht stören wollte,
kam immerhin mit. Denn Berthold
hatte eine Nachricht! Er, der Bür
germeister, mußte doch mal sehen, ob
denn die nicht seinen Freund Hagen
aufzumuntern vermochte.
.Laß mich es sägen, Berthold," bat
er, und der lächelte sein und belustigt.
„Also: es ist ein Käufer da sür
Jferndorf."
rief Andre ...
Hagen wechselte die Farbe. Beide
Männer dachten das gleiche, das ein«:
dann kommt der Augenblick, wo sie
mit ihrem Vater fortgehen wird.
.Ich werde sie halten", dachte der
ein« weiter.
.Ich werde mit ihr gehen", der «n
-dere.
«Ein Käufer?" fragte Hendrick
Hagen.
.Und was für einer! Ihr rathet
es nie!" rief der Bürgermeister mit
feiner ganzen Stimmsülle.
Er legte sich ordentlich rein in da»
Vergnügen, das ihm die Neuigkeit
machte, die er eben erst im Wagen
von Berthold erfahren hatte.
.Nun?"
.Es ist Oberst Ovendorf!"
.Was, der Major von Lorenz? Ich
dachte, der Herr sei sehr arm ein
kleiner ~ D. Infanterist, wie es deren
Tausende gibt. Und nun will er auf
einmal Jferndorf taufen?" fragte
Andre.
Der Bürgermeister setzte sich für
einen Moment.
„Als Verlobte empfehlen sich: Frau
Marya Keßler und Major von Lo
renz," sprach er mit Aplomb.
„Wirklich?" fragte Henrick Hagen.
Er war der Nachricht fast dankbar.
Sie zerstreute ihn einen Augenblick.
.Ob aus versetzter Liebe zu dir
oder mir, wollen wir nun nicht wei
ter untersuchen! Das könnt« Rivali
tätsempsindungen erwecken, wir wollen
sie vermeiden von wegen der alten
Freundschaft. Der arme Lorenz ist
aber doch gewissermaßen das Opfer
deiner und meiner Sprödigkeit. Ich
fürchte, er ist der Sache nicht gewach
sen."
Er hätte gern ein paar kräftige
Witze gemacht, aber er hatte ein star
kes Gefühl dafür, was em Mann von
Stellung und Persönlichkeit in Ge
genwart eines jungen Menschen sagen
und nicht sagen darf.
„Herr von Lorenz war heute, kurz
bevor wir abfuhren, bei mir und
tholt?""'
Andre, der sein brennende» Interesse
an dem Geschick Jserndorss gar nicht
verbarg.
Bankrott treibt."
gen.
„Ich glaube sehr sympathisch.
Anstoßes mit dem Fedder'schen Geld
„Wir werden ihn auszahlen."
„Zwanzigtausend Mark sind viel
Geld," bemerkte andächtig Zusuß.
den wie für alle, die nichts haben,
Grohmuth in Geldsachen das Selbst-
Rechtsanwalt Berthold den Schrift
daß er sich in irgendeiner heimlichen
und sehr großen Aufregung befand.
Berthold sah: Freude über die sehr
leicht gemacht. Daß er den unter-
l»ar wohl schicklicher. Ab«r
dies eine: hier war alles aus dem
Gleichgewicht. Und sein« Borsicht,
seine seine Gewissenhaftigkeit verboten
terfchriften zu fordern, die über so
viel entschieden. Er legte das Akten
stück auf den Schreibtisch nieder und
bat, daß die Herren es noch in Ruhe
Die Sonn« schien und zeigte in den
Glasscheiben von Fenst«r und Thür
blauen Himmel, unten übergittert
durch die grauweißen Sandsieinsäul
chen der Balustrade, die die Terrasse
umschloß. Es war ein lachende»
Stückchen Süden da draußen.
Und hier drinnen ein trotz aller
schweren Seelenkeiden gesunder Mann,
der das, was er heute seinen .letzten
Willen" nannte, morgen als trüb
selige Laune verlachen konnte. Die
beiden Juristen wenigstens waren fest
überzeugt, daß die» Papier bald zer
rissen oder noch mit vielen Anhängen
versehen werden würde, daß von einer
ehernen, unwiderruflichen Bestimmung
über das Grab hinaus gar ktin« Rede
sei. Ja, eigentlich waren sie deS
Glaubens, daß der Mann im Zwang
einer düsteren Poetenstimmung handle,
die sich durch Gott weiß was sür Un
berechenbarkeiten bald wieder in eine
strahlend lebenifröhliche umwandeln
konnte.
Und dennoch. Sie sprachen scheu
miteinander, sie fühlten sich beklom
men ihnen war, al» tast«t«n sie an
Dingen, mit denen man nicht spielen
soll ...
Berthold gab sich Mühe zu einem
kalten, sachlichen Ton der durch
den bloßen Klang anzeigte: die» sei
nicht wichtiger als etwa der Kaus ei
nes Acker» oder der Berkauf eines
Pferdes. Aber der Ton gelang ihm
nicht.
Und der Doktor Zufuß mußte im
merfort an den Abend denken, wo er
neben dem Bett der ster
benden Frau eben dieses Man
ne» auch einen letzten Willen aufge
nommen ... damal» stand der Tod
dabei, und e» schien sein eisiger, gei
sterhafter Athem, der die Lichter zu
weilen so unheimlich aufflackern ließ.
Jetzt war Mittag, die Sonne
schien, und dort saß ein gesunder
Mann. Und dennoch waren Gespen
ster da und umschlichen die Män
' " ll
trocken vorleftn? was er in einer jener
weichen, krankhaften Stimmungen ge
wollt, wo sein Gemüth in Rührung
zu zerfließen schien.
Er hörte alle» mit Erstaunen. Wie
die Aeußerungen eine» ganz anderen
Menschen. Und dies Erstaunen
wuchs, ward kaum verhehlte Unge
duld, Verachtung eigener Sentimenta
lität. Mit Mühe bezwang er sich
Faust in dies von den sauberen Buch
staben der Kanzleischrift bedeckte
Aktenstück schlagen mögen. Das war
ja grotesk die» Rührstück mit d«m
edlen Testament. Solche entsagende
Stimmung war in ihm gewesen? Er
verleugnete sie vor sich.
Und dennoch ward wieder sein Ver
stand wach und berieth ihn. Wie
durste er sich vor diesen Männern
lächerlich machen! Wie heute etwas
spottend verlachen, das er gestern ge
wollt! Wie sich als Narr von schwan
kendem Willen und ohne Selbstzucht
entlarven!
Und Berthold war einer von den
wenigen Menschen, die er ganz und
gar resprktirte, von dem auch er ge
achtet bleiben wollte. Sein Verstand
sagte: Unterschreibe, waS du in krank
haften Stunden so'gewollt. Und nach
schicklicher Zeit ändere diesen deinen
„letzten Willen". Aendere ihn, wenn
die Gelegenheit diese Aenderung Je
dermann gerecht erscheinen läßt.
Wenn du sagen kannst: Ich habe
jetzt ein junges Weib. Eine trium
phirende Aufwallung berauschte ihn.
roth zu flimmern, al» sei erficht nnt
Tinte, als sei er mit Blut geschrie
ben ...
Das war kein Nom«, Das war
-in TodeSurtheil.
Er oder ich, dachte er. Er ahnt«
nicht, daß er e» laut gesagt hatle
ganz laut: Er oder ich!
auf. Ihr Geschäft war beendet.
Zufuß machte seinen üblichen wohlfei
len Spaß von der Langlebigkeit jener.
Berthold sagte herzlich: .Sie sind
sehr nervös. Ich bitte Sie: Denken
Sie an Ihre Gesundheit. Sie soll-
„Ja. Ich will reisen. Ich werde
wohl Herrn von Benrath und Fräu
lein Brita nach Amerika geleiten,"
sprach Hendrick hastig.
Er antwortete es nicht auf Ver
tholds Rath. Er sagte es dem Schick
sal! Um ihm zu zeigen: ich werde
dich bezwingen.
„Bravo," sagte Berthold, seine Be
troffenheit über diese verwirrende
Mittheilung verbergend.
Sie ließ sich sogar nicht mit all
den Vermuthungen, die er still gehegt,
in Einklang bringen. Sie wider
sprach so ganz der Erschütterung, die
Hendrick Hagen vor einigen Tagen ge
zeigt. als er den Plan dieses groß
müthigen Testaments zuerst dargelegt.
„Bravo, das wird Ihnen eine große
Anregung bringen. Alle die drüben
waren, sagen ja: Die unirhörte Le
bendigkeit dort suggerire einem förm
lich Frische und Kraft."
Und dann ließen die beiden Juri
sten Hendrick Hagen allein. Er klin
gelte nach Brühn. Der Mensch mit
dem glatt funktionirenden Wesen kam
und nahm die Befehle entgegen: sein
Herr ließ sich bei Herrn von Marsch
er für den Rest des Tages entschuldi
gen, er habe nothwendig zu arbeiten
und wünsche allein zu sein. Brühn
hörte mit dienstlicher Haltung und
undurchdringlichem Gesicht. Aber er
ärgerte sich und dachte: Wieder mal?
Na, dann kann ich ja doppelt da»
Essen serviren.
Später, als Brühn einmal gerade
vom Eßzimmer her, wo er Silber
weggeräumt hatte, den Korridor be
treten wollte, sah er seinen Herrn. Er
stand vor dem Gewehrschrank im
Korridor, dicht neben der Thür zum
Arbeitzimmer. Brühn blieb hinter
der Eßzimmerthür und lauerie durch
den Spalt.
Aber er sah nichts Besonderes. Der
Herr stand nur wunderlich lange, als
könn« er sich gar nicht einig werden,
welch« Waffe er wählen wolle.
Bald danach bemerkte Brühn, daß
Hagen mit der Mütze auf dem Kopf
und der Büchse über der Schulter das
Hau» »erließ. Er ging offenbar fei
nem Stiefsohn nach, der vor einigen
merkwürdiges Gesicht zu machen, und
in der Küche hatte die Wirthschaften«,
au» dem Wachower Wochenblatt vor
gelesen, daß von Meinel bis Borkum
Sturmwarnungen ergangen seien.
Graues Gewölk war herausgekom
dem festen Land liegen mußten. Es
wirbelte in die Höhe wie Riefen
däinpse aus fernen Schlünden.
In unermeßlichen Höhen brauste e»
dahin, den Himmelsraum mit unge
heurem Leben füllend.
Und tief unten auf der armen, stil
len Erde blieb alles in kümmerlichem
war von Trauer erfüllt. Am Him
melSsaum ließen die Wolken der
Sonne einen kargen Platz frei, damit
sie das Schauspiel ihres Unterganges
geben könne. Fast zerfließend und
tupferglühend stand die riesige Scheibe
das grauschwarze Gewölk. Ein brei
ter Strom Glanz schoß von ihr aus
hin über das düstere Meer und die
unterbrochenen Reihe von niedrigen
Hainbuchenbüschen, abschloß.
Mauer als sei da Weitende. Der
Das grauschwarze Meer lief mit ei
nem trotzigen Rauschen gegen ihn in
sonderbar kurzen, stoßenden Wellen.
Nun erlosch da» Licht, der Strah
linstrom schwand weg. als habe ihn
der Wind fortgeblasen.
Da lag das Ufe: traurig in seiner
Hendrick Hagen stand still, und mit
scharfforschendem Blick sah er ost- und
westwärts hinauf und hinab.
Zurück al» anmuthiges Bild stand
das Herrenhaus von Rothe Heide mit
dem feinen Filigran der kahlen
Wipfel der Parkbäume vor dem west-
Noch weiter westlich, wo die weich»
Linie de: sanft sich in'S Land hinein
schiebenden Bucht sich zurückschwang
Ouerstreis rothen Lichts. Ostwärts
, Und der eine die Rich
nur ein Mensch /..
Hendrick Hagen stieg über den Erd
wall. drängte sich durch eine Lücke der
diinnbelaubten Hainbuchenbiische. Sie
raschelten, da die hastige Bewegung
des Mannes ihre Zweige streifte.
Und darüber schrak er zusammen...
Er stand und horchte auf den
rasenden Schlag seines Herzens ...
Und wie er so in sich hineinhorchte,
in einer dumpfen, körperlichen Furcht,
ward diese Furcht allmählich stiller,
und in der Eintönigkeit eines Wah
nes schlug daS Herz wieder stetig: Ä
oder ich ...
ES war zuletzt kein Herzschlag
e'! j «
ging hin und her und her und hin,
mit schweren Füßen wie Tyrannen
schreiten oder Henker ...
lagte immerfort. Er oder
Und der Verstand schwieg. Er war
müde geworden. Hatte keine Kraft
Menschengestalt kam des Wegs zu-
Und nun stand er still.
Er sah empor. Er schien die große
Bewegung in der Höhe zu beobach
ten ...
Dem Jäger, der dies Wild jagen
wollte, bebten die Hände.
Wie brüllten plötzlich die Wasser?
Oder war dies Rauschen sein eigene»
Blut, das sein Hirn überfüllte
ihm den Blick unklar machte in sei
nen Ohren als höllischer Lärm tobte?
Jetzt-Jetzt...
Die kalten Finger tasteten am Griff
der Büchse umher, als seien es Kna
benfinger, die noch nie solche Waffe
gehalten ... Die Wange preßte sich
gegen den schlanken Lauf. Ein kur
zes Bewußtsein: Ich kann nicht zie
len ... Ein huschendes Denken: Ich
will nicht zielen ... Und doch trug
Willens fort unaufhaltsam ... mit
der Gewalt des Verderbens ... Ein
Schuß krachte ...
weißgelben Ufersaum einer seinen Weg
weiter ... ahnungslos ...
folgt.)
Aiir dir Kkchr.
große Stücke geschnittene, recht mehl
reiche Kartoffeln weich, gießt das Was
ser ab, zerdrückt die Kartosf«lstiick« mit
einer Reibkeule sehr fein, vermischt sie
mit 3 zerquirlten Eiern, 4—S gehäuf
ten Eßlöffeln voll Parmesankäse und
etwa» Salz, läßt sie ein wenig ausküh
len und formt die Masse dann zu
handlangen dünnen Würsten. Nach
dem diese gänzlich erkaltet sind, schnei
det man sie in fingerdicke Scheib«n, die
man auf einer runden Schüssel berg
förmig anrichtet, mit Pfund heißer
Butter übergießt und auf einen Topf
mit heißem Wasser in den Ofen stellt,
so daß die Polenta von unten heiß
wird und von oben g«lb bäckt.
Rinderherz mit Sauce.
Das Herz «ines Rindes wäscht man gut
ab, um es sodann sehr stark zu klopfen.
Man kocht es darauf mit Wurzelwerk,
Pilzen und allerlei Gewürz nebst ei
nem Stückchen Lorbeerblatt ab. E»
wird kalt zugesetzt und muß mehrere
Stunden kochen. Ast das Herz gar, so
benutzt man die kräftige Brühe zu
Suppen und kocht einen Theil derselben
turz ein, um damit nachstehende Sauce
zu bereiten: Man schwitzt Zwirbeln,
getrocknete Steinpilze, 1 Tomate, Sel
lerie, Petersilie und ein Stückchen
Mohrrübe in Butter weich, rührt 2
Kochlöffel voll Mehl, 1 Eßlöffel voll
Citronensaft und Essig nach G»schmack
daran, um schließlich von der starken,
eingekochten Fleischbrühe so viel al»
nöthig hinzuzuthun uird einen Thee
löffel voll Mostrich mit verkochen zu
lassen. Nun streicht man die» alle»
durch ein Haarsieb, läßt e» mit einer
ganz fein gewiegten Sardelle und ei
nem Theelöffel voll Kapern aufkochen
und richtet die Herzscheiben darin an.
Sehr gut schmeckt es auch, wenn diese
panirt, mit Citronensaft beträufelt
und in steigender Butter braun gebra
ten werden.
Gedünstete Barsche. I Pfd.
Barsch« schuppt und wäscht man gut,
läßt in einer Pfanne Butter zergehen,
legt die mit. Salz bestreuten Fische hin
ein und läßt sie 10 Mnuten ziehen.
Nun bestäubt man sie mit Mehl, läßt,
die» gar werden und gießt dann so viel
kochendes Wasser dazu, daß die Fische
bedeckt sind, fügt eine feingehackte Scha
lotte, 1 Löffel gehackte Petersilie und
eine Messerspitze Pfeffer bei und dün
stet die Fische langsam weich. Man
reicht sie mit der Sauce zu Tisch. Nach
Belieben kann man die Sauce auch mit
Rahmauflauf mit Wein
sauce. In Pfund schaumig ge
rührte Butter werden 8 Eidotter ge
trocken ausgepreßter Rahm dazugege
chen bringt, 2 Eßlöffel voll Essig und
eine gut ausgebutterte Puddingform.
Die Speise wird eine Stunde lang
bei mäßiger Hitze gebacken. Zu Sauce
auf leinen Fall.
Karame l l 112 p e! fe. l/» Pfund
Quart rohe, kalte in die 4 Ei
gelb, 1 Stange Vanille und 1 Löffel
voll Weizenmehl verquirlt sind, hin
zwischen hat man eine Schale mit
Lösfelbiskuits ausgelegt, gießt di«
Masse hinein, stellt sie kalt und gar-
Schlagsahne.
Gebackene» Kalbsgekrö
se. Das gut gewaschene und gerei
einem Löffel Mehl, fünf bis sec^s
damit alle kleinen Raupen herausfal
des, gleicht gesa?zems Wasser, läßt ihn
mesanlcise) aber und begießt
heißer geschmolzener oder gebräunter
vutter.