Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 04, 1907, Image 3

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    Herbststurm.
Roman von Ida Boy-Ed.
llki. Fortsetzung.)
Er öffnete den ersten Brief. Ein
junger Schriftst«ll«r bat ihn, ihm doch
«inen Verleger zu besorgen. Das koste
dem großen, berühmten Meister doch
nur ein Wort. Er selbst suche schon
lange vergebens und habe einfach keine
Lust mehr, sich immer abweisen zu
lassen; auch läge dieser Mißerfolg ge
wiß nicht an seinen Arbeiten, die «r
als werthvoll bezeichnen dürfe; die
Herren Verleger hätten eben ein Vor
«rtheil gegen Anfänger.
Weiter: Ein Handlungsgehilfe
fragt in kaufmännischem Deutsch an,
ob er nicht daS Drama, das er ver
faßt habe, zur Begutachtung einsenden
dürfe, und sprach das Verlangen aus,
daß Hendrick Hagen dann «inen
Theaterdirektor veranlassen möge, das
Stück schleunigst aufzuführen. In
zwischen aber, damit er sorgloser sei
nem schriftstellerischen Geschäft nach-
Der dritte Brief: Eine Dame, die
irgendwo an irgend einer Table
d'hote einmal mit ihm über das Wet
ter zehn Worte gesprochen hatte, erin
nerte ihn an diese „freundlich« Bezie
hung" und leitete au- ihr das Recht
her, ihn zu bitten, daß er doch di« bei
folgend« Skizz« ihr«r hochbegabten
Enkelin bei irgend einer Zeitung an
bringen möge. Ihre Enkelin schreibe
eben auch, freilich nur zum Zeitver
treib, und um sich ein bißchen Ta
schengeld zu machen. Daß sie sich
ganz und gar der Schriftsteller«,
widm«, würde ihr Papa, d«r sehr ex
klusiv denke, der Tochter nie «rlauben.
Ferner: Ein Mann, d«r sich auch
für verkannt und auch für ein Opf«r
der unkünstl«risch gesonnenen Verleger
hi«lt, schickt« seine im S«lbstv«rlag
«rschi«nenen G«dichl« und ersuchte, den
weil sie «ine Pension gründen wolle.
Und ein Backfisch aus Oesterreich
flehte um Hendrick Hagens Auto-
Nur über diesen Backfisch lächelte
gewöhnt.
Und alles andere? Allmählich wi
derte es ihn fast an. Er wußte, daß
hielt, die er oft kaum noch ertrug
diese naive Plumpheit, die ihn Meister
«annte, um ihn morgen für «inen
.schlechten Schriftsteller" zu halten,
wenn er alle Wünsche unerfüllt ließ.
Früher hatt« er sich noch die Mühe
genommen diesen Thoren zu sagen:
um den Nachwuchs, er schaut gtradizu
nach ihm aus, schon aus Geschäfts
nothwendigkeit, wie ein kluger Forst
mann Schonungen anlegt, tvenn auch
die Eichen in seinem Wald noch lange
nicht zum Schlagen bestimmt sind.
Früher schrieb er: Die Theaterdirek
toren lechzen nach neuen, guten Stü
cken. Er sagt« auch wohl einmal:
Sehen Sie mich an, ich fing auch
ynd auch ich sandte meineManuskripte
an die Verleger, und man schickte sie
mir nicht zurück.
Er hatte aber längst begriffen:
Alle diese „Verkannten" und Dilettan
ihre Enttäuschung machte sie, die sich
unaufgefordert an ihn herangedrängt
haitc.i, zu seinen Feinden.
Jetzt beantwortete er alles knapp
ablehnend. Er hätte auch einfach keine
Zeit gehabt, sich an die Lesung all der
Manuskripte zu machen, die man ihm
zuschicken wollte und nur zu oft ein
fach gleich in's HauS sandte.
Weiter: Da war noch ein Brief von
einem Verleger, ob es denn gar nicht
möglich sei, fragte der, daß auch er
einmal «in Hagen'fches Werk in Ver
lag bekomme. Und noch eine Post
karte: ein lieber Gruß von einem be
freundeten College::, der gerade «ine
Reise um die Erde machte. Und end
lich noch ein Brief, dessen Aufschrift
von weiblicher Hand herrührte.
Im Augenblick, als er den Brief
in die Hand nahm, die Schrift sah.
hatte er eine Vorempsindung.
Heiß stieg ihm das Blut in den
Kopf.
Ja, es war «in Brief von ihr.
Er hielt ihn in seiner kalten Hand
sah mit unersättlicher Begier hin
ein die Buchstaben waren ihm wie
ihr G«sicht «r forschte darin....
Kater ist mit der „BoNvia" glücklich
gleich morgen Nachmittag. Hoffent
lich paßt eS Ihnen.
Brita Benrath."
Einfacher und sachlicher konnte
keine Mittheilung sein. Daß sie an
ihn ergehen mußte, lag in den Ver-
und sprachen sich immer.
Es war ihm «in« Gnade, ein Trost
nach den ungeheuren, finstern Erschüt-
Er schob all den Wust der lästigen
„-Um Ihrem Herrn Vater, der doch
reisemüde sein wird, die Fahrt hierher
zu ersparen, werde ich mir heute am
und Ihren verehrten Herrn Vater in
Jserndorf aufzusuchen. Ich bin
Ihr Hendrick Hagen,"
Aber seine Seele sprach zugleich zu
ihr: Dich liebe ich. Dich, mehr als
mein Leben alles, was ich einst
der Altar.
rechts vom Fenster, vor dem der
Schreibtisch stand, sehr schräg noch
einen Strom blanker Strahlen herein.
hat.
grellte, öffnete si« sich.
Das Klopfen hatte der' Mann, der
gerad« den Brief schloß und beschrieb
und dachte, daß Brasch ihn mit dem
Auto hinfahren sollt« das Klops«n
hatt« «r üb«rhört. Aber das Oeffnen
Im vollen Licht, das in tausend
Stäubchen zitterte, stand sein Stief
sohn.
Auf dem Gisicht des junger Men
nuten störin, Papa?" fragte der an
dere bescheiden.
„ES ist meine Arbeitszeit."
werdender Lebhaftigkeit ein paar
Schritte in's Zimmer vor.
„Es ist sehr wichtig, Papa," sagte
er beschwörend.
keine That des Wahn
sinns ...
„Wichtig?"
wollte.
»Ja, Papa," sprach er dann, mit
unerträglich, das darf nicht so weiter
gehn!"
„Ich habe das schlimme Wort nicht
Andr« b«kam einen rothen Kopf.
Ich weiß wohl, Papa es war
ganz abfch«ulich von mir, mit d«m
Gericht zu drohen. Als ob ich dazu
imstande wäre mit Dir zu prozef
ner Mutter kommt! Ich bitte Dich,
verzeih' mir. Du weißt, ich bin «in
Hitzkopf. Ja, nicht wahr. Du verzeihst
es mir?"
Er ließ die Stuhllehne und trat
schnell üb«r diese Drohung gelächelt
hatte. Daß sie ihm «in Beweis ge
w«sen war, ein so willkommener, von
der Unreife dieses jungen Menschen.
Und daß es ihn einige Tage hindurch
fast Mühe gekostet hatte, s«in Wes«n
noch so in fr«mde, feindliche Kälte zu
hüllen nur weil er fühlte: die
Frage durfte noch nicht entschieden
Iverden, dieser Str«lt um die Scholl«
mußt« noch fortdauern, weil hinter
ihm sich der heißer« Kampf »«rbarg.
Nun ab«r f«it jenem furchtbaren
Augenblick gestern nun hatte sich
Nervöse Schauer durchri«silt«n ihn
wie Frostgefühl, als er die streich«lnd«
Hand an seinem Arm fühlt«.
Di« bittend« Stimm«, dieser zu
trauliche Ton waren ihm unerträglich.
Er fühlte: gleich würde er mit der
Faust dreinfchlagen
Und er bitte doch eine dumpfe Em
pfindung, daß dieser junge Mensch
gut, liebenSwerth, frisch, natürlich
handelte.
Und gerade daS, das steigert« noch
s«in«n haßvollen Zorn.
Ja, wenn di«s«r da wid«rwärtig
dies Gesicht war.
„Si«h mal, Papa," begann Andre
wi«d«r zu bitten, „ich hab' 'ne Ent
schuldigung. Es reizt« mich so, daß
Du g«wiss«rmaßen mein« Mutter ver
leugnetest. Wenn Du nur silbst hät
test Deinen Ton hören und Dein Ge
sicht sehen können! Aber ich weiß ja:
daS war nicht so gemeint. Ich w«iß
doch, wi« Du si« geliebt hast. Noch
gestern Abend las ich die Verse, die
Du ihr nach ihrem Tod« weihtest.
mich wieder rührten. Und ich sah eS
doch: all die Jahre hast Du ihrem
Andenken gelebt, lebst ihm noch. Und
daS sind' ich so wundervoll Liebe
bis über d«n Tod."
war gerührt und fuhr dann mit fri
schem, hiitermMuth fort: „Ab«r nxnn
man mal in Rag« kommt nicht?
Wenn man heftig g«geneinander wird!
Was sagt man dann nicht all«». DaS
Währ«nd dieser Worte gingen mit
der Raschheit, die nur habgepeitschte
Gedanken haben können, die merkwür-
Hirn. Es war an das Zusammen
knüpfen der Ding«, an Folgerungen,
an Boraussetzungen gewöhnt wie
eS sonst an den Stoffen, die dem
Schriftsteller sich für seine Arbeit auf
drängten, arbeitete so arbeitete es
nun an dem eigenen Erlebniß. Ja,
klüger war eS, sich scheinbar zu ver
sagen konnte: sie waren F«ind«.
—da lag Brita's Brief. Heute
Gewiß war «S besser, den Versöhn
ten zu spielen.
Wie «S auch würd«. Für L«b«n
voll: ist ja Wahnsinn lebst
hier Dein Leben Du schreibst hier
kein«n Roman. Und alles, waS Du
fühlst und möchtest, ist Fieber Du
wirst «S nicht thun b«s!nn Dich
hier ist hellichter Tag. und di«s ist die
nüchtern« Alltagswelt....
Ja AlltagSwelt ab«r auch in
ihr schlägt «in Mann den and«rn nie
der um das Weib.
Er lächelte in sich hinein mit so
sonderbarem Ausdruck.
Andre staunte dies Gesicht an. ES
„Ach, Papa, wie oank' ich Dir/
rief der junge Mann und nahm ein
beiden Händen zu umschließen und zu
drücken. „Es hat mir all di« letzten
Tage vergällt. Und mein Herz war
schon sowieso so voll. Wenn man
hofft und im nächsten Augenblick wie-
Nein, nein, ich w«iß wohl. Du magst
kein Vertrau«» Du meinst
Männer müssen schweigend alles mit
sich abmachen. Ja, Du, Du sprichst
Dich in Deinen Werken aus aber
unsereiner man muß ja mal her
ausschreien ...."
Hendrick Hag«n stand, als sei alles
Leben in ihm todt, jede Antheilnahme
in ihm erloschen blaß, stumm, fast
athemloS.
Aber in dem andern war zu viel
Bewegung, glückliche und doch voll
Unsicherheiten er konnte sie nicht
niederzwingen, ganz stumm und ganz
mannhaft, wie er dachte, daß von ihm
verlangt werde....
Er lachte kurz auf, heiß, v«rl«gen
wie heimlich«, stolze, junge Liebe
lacht.
„Wenn Du wüßtest, daß ich sehr
viel zu hören b«kommen habe D«inet
w«gtn!" sagt« «r wichtig und voll
strahlender Geheimnißthuer«i.
Hendrick Hagen begriff von w«m!
Dieses Lieb«Slach«n sagt« «s ihm.
„So?" fragte er. „Meinetwegen?"
.Ja, Fräulein Brita fand, daß
man sich von einem Mann, wie Du
böse Laune in aller Demuth gefallen
lassen müßte. Du glaubst nicht, wie
sie Dich oerehrt, wie sie Dir dank-
Er fühlte: Di«fer will Dir daS
Weib, daS ich lieb«, als Schwieger
tochter empfehlen.
Er lachte laut auf.
Ab«r er stand ja einem einfachen,
unbefangenen Herzen gegenüber. Und
das hörte nicht die Nebentöne in die-
Andr« lachte mit.
„Ja, und sie hat mir noch gestern
anbefohlen, Dich um Verzeihung zu
bitten."
„Sieh mal an also nur des
halb ...."
„O nein, Papa," beschwor Andre
mit roth«m Kopf, „ich war schon ftlbst
entschlossen."
„Ich glaub'S ja gewiß aber
nun sieh Du weißt meine
Arbeitszeit."
Zunächst sollte der Brief an Brita
WirthschaftShof und suchte Brasch,
den «r in der Garage pftifend b«ini
Laternrnputzen fand.
Er blieb als Wächter, um zu seh«n,
daß er ohne V«rzögerung fortkam.
Wenige Minuten später stand er,
wieder in'S Haus zurückkehrend, noch
unter d«m Eingang still und sah d«m
davonhuschendxn weißen Wagen nach,
d«r ein Staubgewölk hinter sich ließ
und rasch in ihm unsichtbar ward.
Der Chauffeur brachte den Brief nach
Jserndorf.
Hendrick Hagen machte dann in
seinem Zimmer keinen Versuch, zu ar
beiten.
Er nahm kein Buch vom Bord.
Er wußte doch: er konnte iveder
schreiben noch lesen.
sein Leben stand still.
Es war ein« große Pause.
So wie vor rasendem Unwetter die
Natur den Athem anhält.
Oder wie in Kunstwerken auf der
Bühne bange Sekunden des Schwei
gens sich zu Zeiträumen »01l Erwar
tung und Entsetzen dehnen können.
Er fühlte nur das «ine: Er oder
ich!
Das klopfte sein Herz. Das sagten
seine Schritt«. Das tickte die Uhr.
DaS war d«r Zwtitakt, nach dem sich
Er oder ich! Ich oder er!
Tisch sitzen, der Ändre's Gesicht und
sich rüsten tonnte, zu fahren.
Er war ganz besonnen, er bedachte,
daß man Vater und Tochter eine
schickliche Zeit nach dem Wiedersehen
allein lassen müsse. So ließ er es
Spätnachmittag werden, ehe er fuhr.
Draußen schlief der Tag ein,
freundlich wie ein Greis, der an sei-
keit, mit der sein Gefährt den Wald
öder Gnad« standen b«i ihm.
Wenn sie d«n andern liebte oder
auf dem Weg zu feinem Herzen war
unbewußt, nachtwandlerisch, wie
werdende Liebe gebt?
Er oder ich! klopft« wieder dumpf
und im Takt sein Blut. Und wieder
empörte sich sein Verstand.
Er handelte mit ihm sagte: Ich
will nur erst wissen! Nur erst d«r
Wahrhkit in's Gesicht seh«n weiter
nichts.
Und gegen diese Gier nach der
Wahrheit, die vi«ll«icht das Glück,
viell«icht daS Elend war, konnt« auch
der Verstand nichts aufbringen. Ja,
der spielte ganz gefaßt mit dem Ge
danken, daß dann, so oder so, die
Ruhe käme.
Der Herzschlag aber klang in d«n
Schläfen und schmerzte und war wie
«in Hammer, der auf zwei Töne ab
wechselnd schlug: Er od«r ich! Ich
oder er!
Wie das unerträglich wurde. Wie
eine Monomanie.
Er kam an. Still lag der Platz
vor dem Hause. Der v«rr«nkte Löwe
im zerzausten Boskett, der mit seiner
Tatze das schräggestellte Wappen von
Sandstein mit den zerbröckelnden
Rändern hielt, schien sein Maul mit
den zerbrochenen Zähnen noch weiter
Mann es sei, der ihm schon auf dem
Flur «ntgegentrat. Brita's Vat«r!
Eine sehr starte Bewegung überkam
ihn sie machte ihn befangen. Ihm
Bewerbers dem Vater der Geliebten
Wie das seiner kranken Seele wohl
vornübergebeugt. Auch sein Kopf
stalt auffallend klein. Aber er hatte
«in bärtiges Träumergesicht und darin
leuchtete den Theetisch, der in Erwar
tung d«S Besuches schon hergerichtet
gestanden.
Brita.
„Der erst« Eindruck sollte mir nicht
gleich zu weh thun/ sagte ihr Vater
und streichelte ihr das Haar. Sie sah
ihn zärtlich an und nickte «in wenig
täuschunzen ausgewogen sein durch
den Besitz seiner Tocht«r. Ihm war
der Maßstab für alle anderen LebenS
w«rthe abhanden gekommen: er em
war ihm der Mittelpunkt der Welt.
das HauS noch eigentlich auch für dt
Trauer recht passenden schwarze»,
Kleid.
Daß der andere Mann in peinli
chen Verlegenheiten dasitzen mochte,
fiel ihm gar nicht ein.
Er genoß dies« Augenblick« si«
waren wi« ein Idyll inmitten des
stürmischen Erlebens. Wie «in ruhe
volles Zukunftsbild: Er, die Geliebte,
ihr Vater das stille, bürgerlich
friedvolle Licht, der goldbraune Trank
in den alten, feinen Tassen, das wohl
thätig« Schweigen dies« Aug«n
blick« gaben den Vorg«schmack von d«n
Sicherheiten und dem Frieden des
Besitzes.
Herr von Benrath blickte in sein«
Tasse hin«in und verfolgte, wie der
Zucker langsam zerging. Er hielt da
bei immerfort die Tasse am Henkel
fest, als warte «r nur daS Zerschmel
zen des Stückes Zucker ab, um sie
dann zum Mund zu führen. Aber
der Zucker war längst zerschmolzen,
und noch immer sah der Mann dem
Vorgang zu, der sich gar nicht mehr
fuhr er auf und suchte Hagems Blick
und sah, wie er an Brita hing.
Da wurde er ein wenig roth. Das,
was er dachte, machte seinem empfind
lichen Gefühl alles noch unfreier.
Sein« Tochter hatte noch kein Ge
sprach mit ihm geführt, das nicht zu
letzt von ihr bis zu dem Sohn dieses
Mannes geleitet worden war. Und
ihm war der Glaube gekommen, daß
Hendrick Hagen für den Sohn handle.
Er, der nichts von den Feindselig
keiten zwischen Hendrick Hagen und
Andre von Marschner erfahren hatte,
dachte fast gar nicht an das Wort
.Stiefsohn".
Er mußte sich bemühen, den Unbe
fangenen zu spielen vor allen Din
gen, um diestn Männern das Gefühl
der Freiheit zu geben Um kein«
Hoffnungen zu zeigen gegen die
sein Stolz sich sein
zeden Wunsch schon als JndiSkreliön
zu empfinden.
„Jch weiß nicht, Herr Hagen," be
gann er Hagen wandte sich ihm
sofort und mit ergebener Aufmerk
samkeit zu „ich weiß gar nicht, ob
ich unser Gespräch mit Dank und
Fragtn beginnen soll. Beides, Dank
und Fragen bewegen mich übermäch
tig."
„Beschäftigen wir uns nur mit den
wenigen, nöthigsten Fragen," sagte
Hagen, „aber lassen Si« mich erst er
fahren, wie «s Ihnen geht."
„Wie es einem mürben Mann ge
hen kann, der als Rekonvaleszent nach
«wer Lungenentzündung schlimm«
Nachrichten bekommt. Man fühlt sich
eben «twas widerstandslos."
„Ich bin da, um Jhn«n alles abzu
nehmen oder vielmehr, meinFreund
und Rechtsbeistand Dr. Berthold ist
dafür da. Denn hier thut ja ein
Mann noth, der sich in allen Para
graphen auskennt."
.Was dies«r Ludewig mir in einem
kurzen Gespräch dargelegt, war so
«ntmuthigend. daß ich fürchte "
«r unterbrach sich und sprach in seiner
«twas kraftlos«n, ergeben«n Art weiter.
.Si« haben große Geldopfer g«.
bracht, H«rr Hagen Sie haben ei
nen schmachvollen Bankerott von mei
det. Daß Sie «s nicht g«than hab«n,
um nun als Gläubiger, der Jserndorf
in dir Hand hat, mich zu drängen,
weiß ich von selbst. Aber da die Ver
hältnisse doch triib«r liegen, als ich
nach den Depeschen annehmen durfte,
fürchte ich, daß Sie Ihre rasche That
»O nein Papa, Du kennst Herrn
Hager nicht, wenn Du denkst, er
könnte eine edle That bereuen," rief
Brita in einer begeisterten Aufwal
lung.
Sie sah ihn strahlend an, und er
konnte nichts thun, wie in heißem
Glück ihre Hand nehmen und dankbar
küssen.
Sie hatte sich seit jener Stunde,
«o er für sie eintrat, sie beschützte und
dann doch nicht um sie warb, mit ih
rer Mädchenweisheit einen Hendrick
Hagen zurechtgedacht. der weniger ei
nem Menschen als einem selbstlosen,
göttlichen Wesen glich. Es war das
erstemal in ihrem Leben gewesen, daß
sie Jemand Geld hingeben sah. nicht
Zu
Berordentlich. In Amerika, vor ein
daar Monaten noch, hätte sie gedacht:
»er muß ein Narr sein. Hier aber
und jetzt, da es gerade Hendrick Ha
gen war. dachte sie: Er ist ein Gott.
Womit sich ihr unbewußt auch et
was Väterliches verband.
Nun zweifelte sie auch keinen Au
genblick mehr daran, daß Großmama
sich nur etwas eingeredet gehabt hatte,
weil es ihr wünschenSwerth erschien,
die Enkelin reich zu verheirathen. Ein
Wunsch, der Brita jetzt, wo sie di«
verzweifelte Vermögenslage kannte,
sehr erklärlich schien. Sie selbst hatte
ja Zeiten gehabt, wo sie dachte: Geld
ist alles. Alle ihre Lebenserfahrun
gen waren nur ganz äußerlicher Na
tur. Sie konnte noch nicht mehr «r
-rißliniea. Und nun stand es für sie
In aller Einfachheit fest: Hendrick Ha
gen war ein unaussprechlich edler und
elbstloser Mann.
(Fortsetzung folgt.)
Fir die Kj che.
ReiSsuppe mit Knochen
brühe. Von beliebigen Knochen und
Abfällen, am besten von Rind- od«r
Kalbfleisch, kocht man mit etwas Wur
zelwerk und Salz eine Brühe, die durch
daS Brühsieb gegossen wird. In die
ser Brühe (ungefähr 2 Quart)
kocht man 2sL Pfund Reis, der gut
verlesen, gewaschen, mit kochendem
Wasser gebrüht und abgegossen wor
den ist, sehr weich, streicht die Mass«
durch «in Sieb, giebt, wenn nöthig,
noch etwas siedendes Wasser und ein
eigroßes Stückchen frische Butter da
zu, läßt di« Suppe aufkochen und
quirlt sie mit I—2 Eidottern ab. Di«
Suppe wird gehörig nach Salz abge
schmeckt! wer will, giebt etwas Mus«
den. Wenri man körnigen Reis in
der Suppe liebt, läßt man vor dem
Durchrühren etwas Reis zurück und
giebt diesen in die fertige Suppe.
Brod- und Semmelreste
verkocht man zu sehr wohlschmeckenden
Suppen, wenn man zunächst Brod und
Semmel auf einem Blech im Ofen
hart röstet und eS nach dem Erkalten
im Mörser zerstößt oder durch di«
Maschine gehen läßt. Ein wenig ge
rösteter Pumpernickel macht die Suppe
füllt. Eine gute Pilzomelette stellt
schiebt. Diese Omelette ist daS End-
schält 30 bis 4t) Stangen mittelstarken
giebt nach und nach eine große Ober
tasse feines, trockenes Mehl, zwei Eß
löffel voll feingehacktem, rohem oder
Pfeffer und einige Löffel Milch dazu,
Pfund sehr gute Butter wird
aufhörlichem Rühren Pfund fei
nen Zucker, sechs Eidotter, 10 Unzen
bestes Mehl, Unzen geschälte und
Mandeln, fügt zuletzt das zu sehr f«-
mit Butter bestrichenes Backblech, be-
Pikantes KalbsU-isch
c« übrig, so wird das Ragout beson
ders wohlschmeckend. Man dünstet
dazu einen bis zwei Lössel Mehl in
zerlassener Butter hochbraun, verkocht
diese Einbrenne mit Wasser oder
Brühe und Bratensauce, fügt ein hal
bes Lorbeerblatt, einige kleine, ge«
schälte Schalotten, etwas Pfeffer, Ge
würz, feinen Essig, ein Glas Weiß
wein dazu, läßt alles zu etwas
Sauce verkochen, die man nach Belie
ben mit zerschnittenen Senfgurken
(im Nothfalle saure Gurken), kleinen
Perlzwiebeln u. s. w. würzt. Nach Ge
schmack gibt man ev. etwas Zucker,
Salz, Citronensaft dazu und läßt
das ftinfcheibig geschnittene Fleisch in
der Sauce heiß werden, aber nicht
mebr kochen. Es liegt natürlich im
Belieben, die Sauce mehr oder weni
ger pikant zu machen. Dieselbe soll
nicht zu dünn-, aber auch nicht zu
dickflüssig sein.