Herbststurm. Roman von Ida Boy-Ed. llki. Fortsetzung.) Er öffnete den ersten Brief. Ein junger Schriftst«ll«r bat ihn, ihm doch «inen Verleger zu besorgen. Das koste dem großen, berühmten Meister doch nur ein Wort. Er selbst suche schon lange vergebens und habe einfach keine Lust mehr, sich immer abweisen zu lassen; auch läge dieser Mißerfolg ge wiß nicht an seinen Arbeiten, die «r als werthvoll bezeichnen dürfe; die Herren Verleger hätten eben ein Vor «rtheil gegen Anfänger. Weiter: Ein Handlungsgehilfe fragt in kaufmännischem Deutsch an, ob er nicht daS Drama, das er ver faßt habe, zur Begutachtung einsenden dürfe, und sprach das Verlangen aus, daß Hendrick Hagen dann «inen Theaterdirektor veranlassen möge, das Stück schleunigst aufzuführen. In zwischen aber, damit er sorgloser sei nem schriftstellerischen Geschäft nach- Der dritte Brief: Eine Dame, die irgendwo an irgend einer Table d'hote einmal mit ihm über das Wet ter zehn Worte gesprochen hatte, erin nerte ihn an diese „freundlich« Bezie hung" und leitete au- ihr das Recht her, ihn zu bitten, daß er doch di« bei folgend« Skizz« ihr«r hochbegabten Enkelin bei irgend einer Zeitung an bringen möge. Ihre Enkelin schreibe eben auch, freilich nur zum Zeitver treib, und um sich ein bißchen Ta schengeld zu machen. Daß sie sich ganz und gar der Schriftsteller«, widm«, würde ihr Papa, d«r sehr ex klusiv denke, der Tochter nie «rlauben. Ferner: Ein Mann, d«r sich auch für verkannt und auch für ein Opf«r der unkünstl«risch gesonnenen Verleger hi«lt, schickt« seine im S«lbstv«rlag «rschi«nenen G«dichl« und ersuchte, den weil sie «ine Pension gründen wolle. Und ein Backfisch aus Oesterreich flehte um Hendrick Hagens Auto- Nur über diesen Backfisch lächelte gewöhnt. Und alles andere? Allmählich wi derte es ihn fast an. Er wußte, daß hielt, die er oft kaum noch ertrug diese naive Plumpheit, die ihn Meister «annte, um ihn morgen für «inen .schlechten Schriftsteller" zu halten, wenn er alle Wünsche unerfüllt ließ. Früher hatt« er sich noch die Mühe genommen diesen Thoren zu sagen: um den Nachwuchs, er schaut gtradizu nach ihm aus, schon aus Geschäfts nothwendigkeit, wie ein kluger Forst mann Schonungen anlegt, tvenn auch die Eichen in seinem Wald noch lange nicht zum Schlagen bestimmt sind. Früher schrieb er: Die Theaterdirek toren lechzen nach neuen, guten Stü cken. Er sagt« auch wohl einmal: Sehen Sie mich an, ich fing auch ynd auch ich sandte meineManuskripte an die Verleger, und man schickte sie mir nicht zurück. Er hatte aber längst begriffen: Alle diese „Verkannten" und Dilettan ihre Enttäuschung machte sie, die sich unaufgefordert an ihn herangedrängt haitc.i, zu seinen Feinden. Jetzt beantwortete er alles knapp ablehnend. Er hätte auch einfach keine Zeit gehabt, sich an die Lesung all der Manuskripte zu machen, die man ihm zuschicken wollte und nur zu oft ein fach gleich in's HauS sandte. Weiter: Da war noch ein Brief von einem Verleger, ob es denn gar nicht möglich sei, fragte der, daß auch er einmal «in Hagen'fches Werk in Ver lag bekomme. Und noch eine Post karte: ein lieber Gruß von einem be freundeten College::, der gerade «ine Reise um die Erde machte. Und end lich noch ein Brief, dessen Aufschrift von weiblicher Hand herrührte. Im Augenblick, als er den Brief in die Hand nahm, die Schrift sah. hatte er eine Vorempsindung. Heiß stieg ihm das Blut in den Kopf. Ja, es war «in Brief von ihr. Er hielt ihn in seiner kalten Hand sah mit unersättlicher Begier hin ein die Buchstaben waren ihm wie ihr G«sicht «r forschte darin.... Kater ist mit der „BoNvia" glücklich gleich morgen Nachmittag. Hoffent lich paßt eS Ihnen. Brita Benrath." Einfacher und sachlicher konnte keine Mittheilung sein. Daß sie an ihn ergehen mußte, lag in den Ver- und sprachen sich immer. Es war ihm «in« Gnade, ein Trost nach den ungeheuren, finstern Erschüt- Er schob all den Wust der lästigen „-Um Ihrem Herrn Vater, der doch reisemüde sein wird, die Fahrt hierher zu ersparen, werde ich mir heute am und Ihren verehrten Herrn Vater in Jserndorf aufzusuchen. Ich bin Ihr Hendrick Hagen," Aber seine Seele sprach zugleich zu ihr: Dich liebe ich. Dich, mehr als mein Leben alles, was ich einst der Altar. rechts vom Fenster, vor dem der Schreibtisch stand, sehr schräg noch einen Strom blanker Strahlen herein. hat. grellte, öffnete si« sich. Das Klopfen hatte der' Mann, der gerad« den Brief schloß und beschrieb und dachte, daß Brasch ihn mit dem Auto hinfahren sollt« das Klops«n hatt« «r üb«rhört. Aber das Oeffnen Im vollen Licht, das in tausend Stäubchen zitterte, stand sein Stief sohn. Auf dem Gisicht des junger Men nuten störin, Papa?" fragte der an dere bescheiden. „ES ist meine Arbeitszeit." werdender Lebhaftigkeit ein paar Schritte in's Zimmer vor. „Es ist sehr wichtig, Papa," sagte er beschwörend. keine That des Wahn sinns ... „Wichtig?" wollte. »Ja, Papa," sprach er dann, mit unerträglich, das darf nicht so weiter gehn!" „Ich habe das schlimme Wort nicht Andr« b«kam einen rothen Kopf. Ich weiß wohl, Papa es war ganz abfch«ulich von mir, mit d«m Gericht zu drohen. Als ob ich dazu imstande wäre mit Dir zu prozef ner Mutter kommt! Ich bitte Dich, verzeih' mir. Du weißt, ich bin «in Hitzkopf. Ja, nicht wahr. Du verzeihst es mir?" Er ließ die Stuhllehne und trat schnell üb«r diese Drohung gelächelt hatte. Daß sie ihm «in Beweis ge w«sen war, ein so willkommener, von der Unreife dieses jungen Menschen. Und daß es ihn einige Tage hindurch fast Mühe gekostet hatte, s«in Wes«n noch so in fr«mde, feindliche Kälte zu hüllen nur weil er fühlte: die Frage durfte noch nicht entschieden Iverden, dieser Str«lt um die Scholl« mußt« noch fortdauern, weil hinter ihm sich der heißer« Kampf »«rbarg. Nun ab«r f«it jenem furchtbaren Augenblick gestern nun hatte sich Nervöse Schauer durchri«silt«n ihn wie Frostgefühl, als er die streich«lnd« Hand an seinem Arm fühlt«. Di« bittend« Stimm«, dieser zu trauliche Ton waren ihm unerträglich. Er fühlte: gleich würde er mit der Faust dreinfchlagen Und er bitte doch eine dumpfe Em pfindung, daß dieser junge Mensch gut, liebenSwerth, frisch, natürlich handelte. Und gerade daS, das steigert« noch s«in«n haßvollen Zorn. Ja, wenn di«s«r da wid«rwärtig dies Gesicht war. „Si«h mal, Papa," begann Andre wi«d«r zu bitten, „ich hab' 'ne Ent schuldigung. Es reizt« mich so, daß Du g«wiss«rmaßen mein« Mutter ver leugnetest. Wenn Du nur silbst hät test Deinen Ton hören und Dein Ge sicht sehen können! Aber ich weiß ja: daS war nicht so gemeint. Ich w«iß doch, wi« Du si« geliebt hast. Noch gestern Abend las ich die Verse, die Du ihr nach ihrem Tod« weihtest. mich wieder rührten. Und ich sah eS doch: all die Jahre hast Du ihrem Andenken gelebt, lebst ihm noch. Und daS sind' ich so wundervoll Liebe bis über d«n Tod." war gerührt und fuhr dann mit fri schem, hiitermMuth fort: „Ab«r nxnn man mal in Rag« kommt nicht? Wenn man heftig g«geneinander wird! Was sagt man dann nicht all«». DaS Währ«nd dieser Worte gingen mit der Raschheit, die nur habgepeitschte Gedanken haben können, die merkwür- Hirn. Es war an das Zusammen knüpfen der Ding«, an Folgerungen, an Boraussetzungen gewöhnt wie eS sonst an den Stoffen, die dem Schriftsteller sich für seine Arbeit auf drängten, arbeitete so arbeitete es nun an dem eigenen Erlebniß. Ja, klüger war eS, sich scheinbar zu ver sagen konnte: sie waren F«ind«. —da lag Brita's Brief. Heute Gewiß war «S besser, den Versöhn ten zu spielen. Wie «S auch würd«. Für L«b«n voll: ist ja Wahnsinn lebst hier Dein Leben Du schreibst hier kein«n Roman. Und alles, waS Du fühlst und möchtest, ist Fieber Du wirst «S nicht thun b«s!nn Dich hier ist hellichter Tag. und di«s ist die nüchtern« Alltagswelt.... Ja AlltagSwelt ab«r auch in ihr schlägt «in Mann den and«rn nie der um das Weib. Er lächelte in sich hinein mit so sonderbarem Ausdruck. Andre staunte dies Gesicht an. ES „Ach, Papa, wie oank' ich Dir/ rief der junge Mann und nahm ein beiden Händen zu umschließen und zu drücken. „Es hat mir all di« letzten Tage vergällt. Und mein Herz war schon sowieso so voll. Wenn man hofft und im nächsten Augenblick wie- Nein, nein, ich w«iß wohl. Du magst kein Vertrau«» Du meinst Männer müssen schweigend alles mit sich abmachen. Ja, Du, Du sprichst Dich in Deinen Werken aus aber unsereiner man muß ja mal her ausschreien ...." Hendrick Hag«n stand, als sei alles Leben in ihm todt, jede Antheilnahme in ihm erloschen blaß, stumm, fast athemloS. Aber in dem andern war zu viel Bewegung, glückliche und doch voll Unsicherheiten er konnte sie nicht niederzwingen, ganz stumm und ganz mannhaft, wie er dachte, daß von ihm verlangt werde.... Er lachte kurz auf, heiß, v«rl«gen wie heimlich«, stolze, junge Liebe lacht. „Wenn Du wüßtest, daß ich sehr viel zu hören b«kommen habe D«inet w«gtn!" sagt« «r wichtig und voll strahlender Geheimnißthuer«i. Hendrick Hagen begriff von w«m! Dieses Lieb«Slach«n sagt« «s ihm. „So?" fragte er. „Meinetwegen?" .Ja, Fräulein Brita fand, daß man sich von einem Mann, wie Du böse Laune in aller Demuth gefallen lassen müßte. Du glaubst nicht, wie sie Dich oerehrt, wie sie Dir dank- Er fühlte: Di«fer will Dir daS Weib, daS ich lieb«, als Schwieger tochter empfehlen. Er lachte laut auf. Ab«r er stand ja einem einfachen, unbefangenen Herzen gegenüber. Und das hörte nicht die Nebentöne in die- Andr« lachte mit. „Ja, und sie hat mir noch gestern anbefohlen, Dich um Verzeihung zu bitten." „Sieh mal an also nur des halb ...." „O nein, Papa," beschwor Andre mit roth«m Kopf, „ich war schon ftlbst entschlossen." „Ich glaub'S ja gewiß aber nun sieh Du weißt meine Arbeitszeit." Zunächst sollte der Brief an Brita WirthschaftShof und suchte Brasch, den «r in der Garage pftifend b«ini Laternrnputzen fand. Er blieb als Wächter, um zu seh«n, daß er ohne V«rzögerung fortkam. Wenige Minuten später stand er, wieder in'S Haus zurückkehrend, noch unter d«m Eingang still und sah d«m davonhuschendxn weißen Wagen nach, d«r ein Staubgewölk hinter sich ließ und rasch in ihm unsichtbar ward. Der Chauffeur brachte den Brief nach Jserndorf. Hendrick Hagen machte dann in seinem Zimmer keinen Versuch, zu ar beiten. Er nahm kein Buch vom Bord. Er wußte doch: er konnte iveder schreiben noch lesen. sein Leben stand still. Es war ein« große Pause. So wie vor rasendem Unwetter die Natur den Athem anhält. Oder wie in Kunstwerken auf der Bühne bange Sekunden des Schwei gens sich zu Zeiträumen »01l Erwar tung und Entsetzen dehnen können. Er fühlte nur das «ine: Er oder ich! Das klopfte sein Herz. Das sagten seine Schritt«. Das tickte die Uhr. DaS war d«r Zwtitakt, nach dem sich Er oder ich! Ich oder er! Tisch sitzen, der Ändre's Gesicht und sich rüsten tonnte, zu fahren. Er war ganz besonnen, er bedachte, daß man Vater und Tochter eine schickliche Zeit nach dem Wiedersehen allein lassen müsse. So ließ er es Spätnachmittag werden, ehe er fuhr. Draußen schlief der Tag ein, freundlich wie ein Greis, der an sei- keit, mit der sein Gefährt den Wald öder Gnad« standen b«i ihm. Wenn sie d«n andern liebte oder auf dem Weg zu feinem Herzen war unbewußt, nachtwandlerisch, wie werdende Liebe gebt? Er oder ich! klopft« wieder dumpf und im Takt sein Blut. Und wieder empörte sich sein Verstand. Er handelte mit ihm sagte: Ich will nur erst wissen! Nur erst d«r Wahrhkit in's Gesicht seh«n weiter nichts. Und gegen diese Gier nach der Wahrheit, die vi«ll«icht das Glück, viell«icht daS Elend war, konnt« auch der Verstand nichts aufbringen. Ja, der spielte ganz gefaßt mit dem Ge danken, daß dann, so oder so, die Ruhe käme. Der Herzschlag aber klang in d«n Schläfen und schmerzte und war wie «in Hammer, der auf zwei Töne ab wechselnd schlug: Er od«r ich! Ich oder er! Wie das unerträglich wurde. Wie eine Monomanie. Er kam an. Still lag der Platz vor dem Hause. Der v«rr«nkte Löwe im zerzausten Boskett, der mit seiner Tatze das schräggestellte Wappen von Sandstein mit den zerbröckelnden Rändern hielt, schien sein Maul mit den zerbrochenen Zähnen noch weiter Mann es sei, der ihm schon auf dem Flur «ntgegentrat. Brita's Vat«r! Eine sehr starte Bewegung überkam ihn sie machte ihn befangen. Ihm Bewerbers dem Vater der Geliebten Wie das seiner kranken Seele wohl vornübergebeugt. Auch sein Kopf stalt auffallend klein. Aber er hatte «in bärtiges Träumergesicht und darin leuchtete den Theetisch, der in Erwar tung d«S Besuches schon hergerichtet gestanden. Brita. „Der erst« Eindruck sollte mir nicht gleich zu weh thun/ sagte ihr Vater und streichelte ihr das Haar. Sie sah ihn zärtlich an und nickte «in wenig täuschunzen ausgewogen sein durch den Besitz seiner Tocht«r. Ihm war der Maßstab für alle anderen LebenS w«rthe abhanden gekommen: er em war ihm der Mittelpunkt der Welt. das HauS noch eigentlich auch für dt Trauer recht passenden schwarze», Kleid. Daß der andere Mann in peinli chen Verlegenheiten dasitzen mochte, fiel ihm gar nicht ein. Er genoß dies« Augenblick« si« waren wi« ein Idyll inmitten des stürmischen Erlebens. Wie «in ruhe volles Zukunftsbild: Er, die Geliebte, ihr Vater das stille, bürgerlich friedvolle Licht, der goldbraune Trank in den alten, feinen Tassen, das wohl thätig« Schweigen dies« Aug«n blick« gaben den Vorg«schmack von d«n Sicherheiten und dem Frieden des Besitzes. Herr von Benrath blickte in sein« Tasse hin«in und verfolgte, wie der Zucker langsam zerging. Er hielt da bei immerfort die Tasse am Henkel fest, als warte «r nur daS Zerschmel zen des Stückes Zucker ab, um sie dann zum Mund zu führen. Aber der Zucker war längst zerschmolzen, und noch immer sah der Mann dem Vorgang zu, der sich gar nicht mehr fuhr er auf und suchte Hagems Blick und sah, wie er an Brita hing. Da wurde er ein wenig roth. Das, was er dachte, machte seinem empfind lichen Gefühl alles noch unfreier. Sein« Tochter hatte noch kein Ge sprach mit ihm geführt, das nicht zu letzt von ihr bis zu dem Sohn dieses Mannes geleitet worden war. Und ihm war der Glaube gekommen, daß Hendrick Hagen für den Sohn handle. Er, der nichts von den Feindselig keiten zwischen Hendrick Hagen und Andre von Marschner erfahren hatte, dachte fast gar nicht an das Wort .Stiefsohn". Er mußte sich bemühen, den Unbe fangenen zu spielen vor allen Din gen, um diestn Männern das Gefühl der Freiheit zu geben Um kein« Hoffnungen zu zeigen gegen die sein Stolz sich sein zeden Wunsch schon als JndiSkreliön zu empfinden. „Jch weiß nicht, Herr Hagen," be gann er Hagen wandte sich ihm sofort und mit ergebener Aufmerk samkeit zu „ich weiß gar nicht, ob ich unser Gespräch mit Dank und Fragtn beginnen soll. Beides, Dank und Fragen bewegen mich übermäch tig." „Beschäftigen wir uns nur mit den wenigen, nöthigsten Fragen," sagte Hagen, „aber lassen Si« mich erst er fahren, wie «s Ihnen geht." „Wie es einem mürben Mann ge hen kann, der als Rekonvaleszent nach «wer Lungenentzündung schlimm« Nachrichten bekommt. Man fühlt sich eben «twas widerstandslos." „Ich bin da, um Jhn«n alles abzu nehmen oder vielmehr, meinFreund und Rechtsbeistand Dr. Berthold ist dafür da. Denn hier thut ja ein Mann noth, der sich in allen Para graphen auskennt." .Was dies«r Ludewig mir in einem kurzen Gespräch dargelegt, war so «ntmuthigend. daß ich fürchte " «r unterbrach sich und sprach in seiner «twas kraftlos«n, ergeben«n Art weiter. .Si« haben große Geldopfer g«. bracht, H«rr Hagen Sie haben ei nen schmachvollen Bankerott von mei det. Daß Sie «s nicht g«than hab«n, um nun als Gläubiger, der Jserndorf in dir Hand hat, mich zu drängen, weiß ich von selbst. Aber da die Ver hältnisse doch triib«r liegen, als ich nach den Depeschen annehmen durfte, fürchte ich, daß Sie Ihre rasche That »O nein Papa, Du kennst Herrn Hager nicht, wenn Du denkst, er könnte eine edle That bereuen," rief Brita in einer begeisterten Aufwal lung. Sie sah ihn strahlend an, und er konnte nichts thun, wie in heißem Glück ihre Hand nehmen und dankbar küssen. Sie hatte sich seit jener Stunde, «o er für sie eintrat, sie beschützte und dann doch nicht um sie warb, mit ih rer Mädchenweisheit einen Hendrick Hagen zurechtgedacht. der weniger ei nem Menschen als einem selbstlosen, göttlichen Wesen glich. Es war das erstemal in ihrem Leben gewesen, daß sie Jemand Geld hingeben sah. nicht Zu Berordentlich. In Amerika, vor ein daar Monaten noch, hätte sie gedacht: »er muß ein Narr sein. Hier aber und jetzt, da es gerade Hendrick Ha gen war. dachte sie: Er ist ein Gott. Womit sich ihr unbewußt auch et was Väterliches verband. Nun zweifelte sie auch keinen Au genblick mehr daran, daß Großmama sich nur etwas eingeredet gehabt hatte, weil es ihr wünschenSwerth erschien, die Enkelin reich zu verheirathen. Ein Wunsch, der Brita jetzt, wo sie di« verzweifelte Vermögenslage kannte, sehr erklärlich schien. Sie selbst hatte ja Zeiten gehabt, wo sie dachte: Geld ist alles. Alle ihre Lebenserfahrun gen waren nur ganz äußerlicher Na tur. Sie konnte noch nicht mehr «r -rißliniea. Und nun stand es für sie In aller Einfachheit fest: Hendrick Ha gen war ein unaussprechlich edler und elbstloser Mann. (Fortsetzung folgt.) Fir die Kj che. ReiSsuppe mit Knochen brühe. Von beliebigen Knochen und Abfällen, am besten von Rind- od«r Kalbfleisch, kocht man mit etwas Wur zelwerk und Salz eine Brühe, die durch daS Brühsieb gegossen wird. In die ser Brühe (ungefähr 2 Quart) kocht man 2sL Pfund Reis, der gut verlesen, gewaschen, mit kochendem Wasser gebrüht und abgegossen wor den ist, sehr weich, streicht die Mass« durch «in Sieb, giebt, wenn nöthig, noch etwas siedendes Wasser und ein eigroßes Stückchen frische Butter da zu, läßt di« Suppe aufkochen und quirlt sie mit I—2 Eidottern ab. Di« Suppe wird gehörig nach Salz abge schmeckt! wer will, giebt etwas Mus« den. Wenri man körnigen Reis in der Suppe liebt, läßt man vor dem Durchrühren etwas Reis zurück und giebt diesen in die fertige Suppe. Brod- und Semmelreste verkocht man zu sehr wohlschmeckenden Suppen, wenn man zunächst Brod und Semmel auf einem Blech im Ofen hart röstet und eS nach dem Erkalten im Mörser zerstößt oder durch di« Maschine gehen läßt. Ein wenig ge rösteter Pumpernickel macht die Suppe füllt. Eine gute Pilzomelette stellt schiebt. Diese Omelette ist daS End- schält 30 bis 4t) Stangen mittelstarken giebt nach und nach eine große Ober tasse feines, trockenes Mehl, zwei Eß löffel voll feingehacktem, rohem oder Pfeffer und einige Löffel Milch dazu, Pfund sehr gute Butter wird aufhörlichem Rühren Pfund fei nen Zucker, sechs Eidotter, 10 Unzen bestes Mehl, Unzen geschälte und Mandeln, fügt zuletzt das zu sehr f«- mit Butter bestrichenes Backblech, be- Pikantes KalbsU-isch c« übrig, so wird das Ragout beson ders wohlschmeckend. Man dünstet dazu einen bis zwei Lössel Mehl in zerlassener Butter hochbraun, verkocht diese Einbrenne mit Wasser oder Brühe und Bratensauce, fügt ein hal bes Lorbeerblatt, einige kleine, ge« schälte Schalotten, etwas Pfeffer, Ge würz, feinen Essig, ein Glas Weiß wein dazu, läßt alles zu etwas Sauce verkochen, die man nach Belie ben mit zerschnittenen Senfgurken (im Nothfalle saure Gurken), kleinen Perlzwiebeln u. s. w. würzt. Nach Ge schmack gibt man ev. etwas Zucker, Salz, Citronensaft dazu und läßt das ftinfcheibig geschnittene Fleisch in der Sauce heiß werden, aber nicht mebr kochen. Es liegt natürlich im Belieben, die Sauce mehr oder weni ger pikant zu machen. Dieselbe soll nicht zu dünn-, aber auch nicht zu dickflüssig sein.