Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 23, 1907, Image 6

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    Richter: „Ihre Frau hat zwei Jahre bekommen! Haben Sie als
Mann dazu etwas zu bemerken?"
Pantoffelheld: „Ich danke vielmals, hoher Gerichtshof!"
Vat -r der ra u t (Kaus
s-n will, als in der Wohnung ein
Klavier ertönt): „O, dös Hätt'S net
braucht, jetz' wär' i' ohnehin 'ganga!"
Ausweg. Kellner: „Der
Fisch, den der Herr auf der Terrass«
destellt hat, riecht schon etwas."
Wirth: „Dann servirst ihn, wenn
g'rad' 'n Autel vorbeigesaust ist."
Freund: „D«in Jung« >v-iß aber auch
Vater (stolz): .Glaub's, was ich dem
stöhlen hab !"
Boshaft. Junger Dramati
ker: .Ihr werdet bei der Premier« mei
nes Schauspiels doch auch im Thea
ter sein?" Chor der Freunde: .I»
Dich schützen."
Deshalb.
Herr (zu einem aufdringlichen
Strafgesetzbuch?"
.O ja."
wenn ich S.e d.e Treppe runterwer
— Der Weintrinker. Ver
mittler: „Die Dame, die ich Ihnen
in Vorschlag brachte, ist aus Riides
heim gebürtig!" „Da brauch' ich
ist mir riesig sympathisch!"
Heimgezahlt. A.: „Hören
Sie mal.machen Sie immer solch faule
Witze?" B.: „Nein, ich richte mich in
se/lschaft!"
Ein seiner Mann. Mut-
Nicht unwahr! „Denk Dir,
die Elly hat zu ihrer Hochzeit lauter
Marine-Leutnants eingeladen." „Na.
seekrank!"
Protzig. Herr: „Für fünf
tausend Mark haben Gnädige das
Bild erstanden? Das ist sehr billig!"
„Fahren Sie nur fort, mein Herr!"
Schuldig. „Die Müllers
werden sich scheiden lassen." „So?
Wer ist der schuldige Theil?" „Na-
Müller ist ein ausgezeichneter Mensch,
seine Frau ist es nicht." „Eben da
rum! Seine Schuld besteht darin, daß
er diese Frau geheirathet hat."
aber keine wesentlichen Einnahmen!"
EinschwachesGeschöps.
Präsident: „Schämen Sie sich nicht,
Angeklagter, ein so schwaches Ge
schöpf wie Ihre Frau mit Schlägen
zu mißhandeln?" Angeklagter (lä
chelnd): „Schwächet Jeschöpf? Haben
gesehen, Herr Präsident?" Präsident:
„Nein!" Angeklagter: „Na, denn er
loben Se mir bloß eene janz kurze
Mittheilung. Vor drei Wochen habe
schöpft?
lkin Zeittind.
Vater: „Nun hättest Du schon
! WM
Die sparsame Schwiegermutter.
Pranger hatte sich bei ihrer jungosr-
Heiratheten Tochter Elsa zu Besuch
angesagt, und diese hatte mit großem
Enthusiasmus die freudige Nachricht
mit einer ausführlichen Schilderung
der heimischen Verhältnisse erwidert.
„ Du wirst staunen, liebe
Mama," so schloß sie ihren Bericht,
„in welch distinguirter Gesellschaft
wir uns hier bewegen, und mit wel
cher Spannung man Deinem lieben
Besuch auch in unserem Bekannten
kreise entgegensieht. Denn ich habe
bereits viel von Dir erzählt, und
Frau Oberamtsrichter Steinfeld und
die Gattin des Fabrikdirektors
Sauermann wollen es sich nicht neh
men lassen, bei Deinem Empfang am
Bahnhofe zugegen zu sein. Wegen
dieses Umstandes bitte ich Dich auch,
lieber erster Klasse zu fahren. Denn
einmal reist es sich bequemer, und
dann wird eine solche Noblesse nicht
verfehlen, einen großartigen Eindruck
auf die Damen meiner Bekanntschaft
zu machen."
Frau Oberlehrer Pranger war,
was diesen letzten Punkt betraf, voll
ständig mit ihrer Tochter einverstan
den, ja sie erachtete es geradezu als
ihr- Pflicht, das Ansehen derselben ge
genüber der neugewonnenen Gesell
schaft zu wahren und zu heben. Aber
die alte Dame war auch eine äußerst
ökonomische Frau und hatte mit im
merhin begrenzten Mitteln zu rechnen.
„Es genügt, wenn ich erster Klasse
ankomme," kalkulirte sie diplomatisch,
„fahren kann ich ja bis zur vorletzten
Station, wo ich längeren Aufenthalt
habe, zweiter Klass- und mir dann
dort di- Fahrkarte erster Klasse für
die kurze Endstrecke lösen." Und so
that sie auch. Mit nervöser Aufmerk
samkeit paßte sie auf die kritische
Zwischenstation, und als diese endlich
ausgerufen wurde,, stieg sie erleichtert
aus.
Gottlob, bis jetzt war die Sache gut
gegangen! Sie eilte nach dem Schal
ter, löste sich dort die entsprechende
Fahrkarte und konnte es sich nachher
nicht versagen, in den großen Spie
geln des Wartesaals ihre Toilette zu
mustern. Zeit hatte sie ja genügend.
In angenehme und höchst zufrieden
stellende Betrachtungen versunken,
wurde sie aber plötzlich durch ein«
rauhe Stimme unterbrochen.
„Wollen Sie noch mitfahren?
Dann ist es höchste Zeit! Der Zug
hat Verspätung!"
Mit einem jähen Sprunge war die
alte Dame hinaus, um auf dem Per
ron von einem dienstfertigen Schaff
ner in Empfang genommen zu wer
den, der sie ohne weitere Umstände in
den nächstbesten Wagen schob. Dann
rollte auch schon der Zug davon. Es
war wirklich allerhöchste Zeit gewesen!
Aber, o Entsetzen, wo befand sie sich!
Mitten unter qualmenden Bauern mit
Lederhosen und knorrigen Stecken.
Angst und Schreck nahmen ihr fast
den Athem. Was würd«n Elsa und
ihr- vornehmen Freundinnen sagen,
wenn man sie in dieser Umgebung er
blickte. Zehntausendmal verwünschte
sie jetzt ihre Sparsamkeit. Hätte sie
doch gleich eine Karte erster Klasse für
die ganz« Strecke genommen! Dann
wäre sie glänzend dagestanden, anstatt,
wie jetzt, ihre Tochter ganz schauder-
Jhre anfängliche Verwirrung
machte indessen bald klugen Erwä
gungen Platz. Noch war es möglich,
durch umsichtige Taktik die Situation
<u retten. Denn es war nicht anzu
nehmen, daß Elsa ihre Aufmerksam
keit auf den Wagen dritter Klasse
richten würde, sondern sie mußte ihre
Mutter dort suchen, wo sie sie pro
grammgemäß zu finden erwartete.
Das ließ ihr Zeit, unbemerkt auszu-
sich unter das Publikum
Immer noch besser, man hatte sie
hen Umständen. Ihre Fahrkarte war
ihr ja schließlich Legitimation genug
und deren Abgabe wollte sie schon hin
reichend augenfällig bewerkstelligen.
Als der Zug in die Station einlief,
späht- sie vorsichtig zum Fenster hin
aus. Richtig, da stand ihre Tochter
in Begleitung zweier würdevoller Da
men.
Barmherziger Himmel, nur nicht
blicken lassen!
Kaum war der Zug richtig zum
Halten gebracht,, so glitt sie, obwohl
ihr die Knie fast zu brechen drohten,
mit einem behenden Sprung aus dem
Zuge. Dann ein paar rasche Schritte
und sie befand sich mitten im dichtesten
Gewühl. Und Niemand hatte sie ge
sehen. O Jubel, o Jubel! Ihr Vor
haben war geglückt. Und mit einem
lauten Rufe: „Elsa, hier bin ich ja!"
eilte sie auf die Gruppe der sie erwar
tenden Damen zu. Die Freude war
groß und die Pose der Frau Oberleh
rer Pranger fast majestätisch zu uen
ter Teint ging etwas in's Gelbliche,
indessen hatte sie die Genugthuung,
sen is'! Ja, g'wiß a no'!" setzte er
Gesicht blickte. Dann hielt er ihr
keine so noblichte Frau in der ganzen
dritten Klass' gesessen."
Der Frau Oberlehrer war äußerst
schwach zu Muthe und ihrer Tochter
nicht minder. Gern hätte sie den
Schirm verleugnet, aber er hatte drei
ßig Mari gekostet und war ein An
denken an ihren verstorbenen Gatten.
So nahm sie ihn denn mit einer resig
nirten Handbewegung an sich und
brachte damit das doch nicht mehr ver
meidliche Opfer aus dem Altar der
Blamage. Ein kleiner Trost in die
sem bitteren Leid sollte ihr jedoch zu
guter Letzt nicht versagt bleiben. Aus
den Falten des Schirmes siel nämlich
die verloren geglaubte Fahrkarte;
allerdings war es Pech, daß gerade
die Oberamtsrichter^St^einfeld
reicht«.
Aber das waren die Folgen der
Sparsamkeit!
Tas Frauenhaar in Gefahr.
„Die Fluth Deines rothblonden
Haares ..." Vor zwei oder drei Jah
ren wurde ein Walzerlied mit diesem
Refrain in ganz Berlin gesungen, ge
pfiffen und gesummt; von allen
Drehorgeln klang es, aus sämmtlichen
Biophonen, Grammophonen und wie
die modernen Musik- und Singappa
rate heißen mögen, schallte es, daß
man sich schier nicht retten konnte vor
den schmachtend-süßen Tönen, die sich
jedermann ins Ohr schmeichelten...
„Die Fluth Deines rothblonden
Haares . . ." Als wär's ein Lied, das
eine Sehnsucht unsrer Zeit endlich er
füllte.
Ach ja, eine Sehnsucht . . . denn
mit dem Liede wurde das verherrlich
te „rothblonde Haar" mit einem
Schlage ganz außerordentlich popu
lär. Man sah es plötzlich auf vielen
Frauen- und Mädchenköpfen, auf de
nen es früher nicht gewesen, die vor
zwei Wintern noch im Gretchenblond
geleuchtet und im vergangenen Jahr
ein schönes Kastanienbraun gezeigt
hatten.
Es war keine Fluth. es war schon
«in Meer von Rothblond, das sich in
Theatern und Concertsälen den er
staunten Blicken darbot, «in Meer von
Rothblond in den wirksamsten Nuan
cen: von dem Glanz der lohenden
Flamm« an bis zu dem seltenen zar
ten Ton eines rNhlich-gelben Katzen
felles. Sogar das ehrliche Roth wirk
lichen natürlich-rothen Menschenhaa
res konnte man wahrnehmen. In die
sem Falle war es aber echt, ich meine
auf dem Kopf der Trägerin gewach
sen.
Das ist aber heutzutage «in selte
ner Fall, auch wenn es sich um brau
nes, schwarzes oder blond-s Haar
handelt: das meiste ist Surrogat und
Nothbehelf, ob man es nun „Ban
deau", „Touff", „Transformation",
„Von zwölf Damen, die meinen La
den betreten," plauderte kürzlich «in
indiskret«! London«! Modefriseur ei
nem Interviewer aus, „tiagen zehn
falsches Haar, ohne daß j-mand es
m-rkt, selbst ihre Männer ahnen
nichts davon. . In Berlin wie in
anderen Großstädten ist es kaum an
ders, und wenn es hier der Ehemann
doch ahnen oder gar merken sollte, so
wird ihn seine „Gnädige" lächelnd be
lehren, daß es einfach eine Unmög
lichkeit sei, aus ihrem Haar eine halb
wegs vernünftige Frisur herzust«ll«n.
Und ist der Eheherr nur ein bischen
galant, dann wird er diese Unmög
lichkeit ohne weitere Beweisführung
einsehen und die „Bandeaux",
„Tousss", „Toupets" usw. nicht mehr
ahnen und b«meik«n.
Denn wei mag seine Flau gein
ohne Frisur sehen? Man muß sehr
schön sein« um unsiisiit noch hübsch
auszuschauen, und ein einst vielgelese
ner französischer Romanschriststell«!
Scherz, halb im Einst ausgespioch«n,
daß die Liebe in dei Eh« zumeist
deshalb aufhöre, weil Madame sich
unsiisiit an den Frühstückstisch setze.
Es gibt aber auch kaum etwas
Kleidsameres als die moderne Fri
sur. Das Vorderhaar, in schönen
Wellen nur wenig in die Stirn sal-
Pusfchignon oder einen vollen, ge
flochtenen Knoten, und auf dem Wir
bel des Kopfes eine Fülle reizend«!
Locken und Söckchen, die untei den
non. Das schön ondulirte Haai ver
leiht jedem Gesicht einen prächtigen
Rahmen, und ein graziös angeordne-
Anblick, den man wohl als ästhetisch I
und P«in hilft.
Als das Stirnhaar schöner Da
menköpfe von der Brennscheere arg
rest- toupirt, über Haar- oder Woll-
Unterlagen gebürstet als glatte Wülste
über die Stirn gelegt. Junge Frauen
so kunstvoll gearbeiteten Bandeaux
usw. werden jetzt sozusagen zur Scho
nung des „eig«nen Haares" angeprie
ser. Hoffen wir also, daß sich das so
sehr malträtirte Frauenhaar auch
wirklich unter dem Schutz des künst
lichen zu neuem Wachsthum erholt.
Auch an die Zweckmäßigkeit der präch
tigen Nackenknoten will ich unter die
sen Umständen glauben, gewähren sie
doch wenigstens einen angenehmeren
Anhlick, als das Arsenal von Käm
men, Spangen. Knispern usw., das
den Hinterkopf der Damen schmückte,
um das spärliche, ungleichmäßige na
türliche Nackenhaar emporzuhalten.
Wer die Haarmoden .der letzten
Jahre mitgemacht hat, ist demnach
mehr oder weniger zum Gebrauch de!
falschen Haares gezwungen, und di«
Dame von Welt und Geschmack wird
es mit Takt und Grazie tragen. Aber
mir schaudert, denk ich an die „Frau
aus dem Volke", der die Mittel für
einen grtgearbeiteten, passenden Haar
ersatz nicht zu Gebote stehen. Liegen
doch schon in den Waarenhäusern fal
sche Zöpfe, Puffen und Wiener Löck
chen in geringen Qualitäten zum Ver
kauf aus. Und sie werden gelauft und
getragen auch von solchen, die ihrer
gar nicht bedürfen und sie nicht zu
tragen verstehen, lediglich, weil es
Mode ist genau so wie es Friedrich
Nicolai, der Freund LessingS, von den
Damen seiner Zeit berichtet: „Schöne
Frauenzimmer, welche sonst auf ihre
langen Haare den größten Werth ätz
ten, schneiden sie der Mode zuliebe
ohne Barmherzigkeit ah. stellen das
Reich der Perücken wieder her, indem
sie runde Haarbiische auf ihr Haupt
stülpen, und zwar bald blonde, bald
braune, so daß sie oft in einem Tage
in zw«ierl-i und dreierlei Gestalt er
scheinen. Das fällt sehr auf und
doch ist's wahr, daß Veränderlichkeit
innerhalb des Kopfes noch bedenklicher
ist. als außerhalb ..." Man sieht,
hat...
Tagen beobachtete ich folgende kleine
Scene: Auf dem Wasserspiegel des
Landwehrkanals am Halle'fchen Thor
sich höchstlichst über dieses seltene „Na
sie wirken nicht nur aus mich wie ein
Stück frischer Natur.
Ihr Mütter! Dreht doch euren
kleinen Mädchen keine künstlichen
Locken über Nacht und laßt um Got
ieswillen die Brennscheere völlig bei
seite! Laßt die Kinder bis zu ihrem
sechsten Jahre kurzgeschoren wie Jun
gen gehen und dann pflegt und vor
allem bürstet ihr Haar gewissenhaft.
Dann werden wir wieder Backfische
mit langen, dicken Zöpfen und schönen
Desregger - Frisuren haben. Unsere
heranwachsenden Mädchen tragen
mehr oder weniger zerzaustes Stirn
haar und hinten eine große Tasst
schleise. Ein trostloser Anblick: die
ser „Chignon der Backfische".
Vor Gericht. Richter: „Aber
Student (dir frühmorgens aus der Kneipe kommt, vor seiner
Wohnung): „Alle Wetter, schon so spät? Da schaut ja bereits ein Gerichts
vollzieher bei mir zum Fenster hinaus!"
ge. Professorsgattin (flvlz): „Mein
Di/ liebe Freundin.
.Hat Dir Meiers Elfe schon zu Dei
ner Verlobung gratulirt?" „Nein,
„Wa/ d'ran ist? Aeh Ich, gnädiges Fräulein!"
Balr (d!s^
Mißverständnis.
Herr (als ihm der Schusterjunge ein Paar Stiefel bringt): „WaS
willst Du denn fortrennen? Ich zahle sie Dir gleich!"
Schusterjunge: „Ach, ich dacht«, Sie bleiben sie schuldig, weil
der Meester sagte, Sie seien ä seiner Kunde!"
Amateur -Photogra
phie. Herr: „Und welche Aufnahme
fanden Sie bei der Familie Mül-
Dame: .Jedes Mitglied der
den!"
Herr (,v einer Kok«»-, dl« In Ohnmacht fällt): .Um Gott-swillen.
was Marl!"
Gefährliche Bestien.
gerie los?" .Da klopft man die
wilden Thiere aus, damit die Mot
ten nicht hineinkommen."
tosfelheld: „Freilich, sonst »erkälti
merhin kann es Dich ein kleines
Sümmchen kosten!" „So, wai
fehlt ihr dtnn nun?" „Chronische
Seewassersucht!"
Zweideutig. .Mama, der
Leutnant hat mich schon wieder ge
küßt." .Warum hast Du mir nicht
gerufen; wozu hast Du denn Deinen
Mund?" „Ja. das meinte er auch,
als er mich küßte."
Modern. Herr (zur Zim
mervermietherin, bei der ein Dichter
starb): „Ja, als bekannt wurde, daß
eS dem Manne so schlecht gehe, wa
ren denn da nicht gleich ein paar
Wohlthäter da?" Vermietherin: „Da»
nicht, aber elf Reporter!"