Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 04, 1907, Image 2

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    Ein Prüsuugatllg.
nicht. Die junge Dame hatte etwas
später den Pflegeberuf ergriffen.
Der Gatte meiner Freundin hatte
vor seiner Verh«irath«ung auf Spa
ziergängen oft lang« mit ihm über das
Wesen des Kindes rathschlagen müss«n
nun war er in der glücklichen Lage,
ihm ein eigenes Pathchen als For
schungsobjelt anbieten zu können.
Halb belustigt, halb entrüstet aber
heim. Der Beehrte hatte sich ansang,
lich gesträubt und sich als txsVorzuges
ganz unwürdig hingestellt die jung-
Mutter durfte es gar nicht wissen.
Erst als er erfahren, daß ihm noch ein
Monat Frist bleibe, hatte sein Gesicht
sich aufgehellt und er hatte angefan
gen, von allerlei Tödtlichem zu reden,
das einem Neugeborenen zustoßen
könne: Schluckauf, Stimmritzen
krampf, Magenverstimmung, Din
ge, welche gerade in den letzten Mona
ten, wo in der Stadt sich ein Verein
zur Bekämpfung der Kindersterblich
keit g«bildet hatte, viel genannt wur
den.
„Es liegt halt jetzt so in der Luft."
suchte ich zu begütigen.
„Ach er ist «in Sophist! Er würde
die herzlichste Theilnahme empfinden
und über die ihn selbst betreffende
Seite d«r Sache sich «b«nso herzlich
freuen. Sein.weitausschauender Blick
nämlich sieht Verwicklungen und
Schwierigkeiten aus dieser Pathen
schast entstehen, d«nn er ist kinderscheu
und kinderlieb bis zum Lächerlichen."
Ich sprach meine Begier aus, ein so
seltsam conponirte» G«müth kennen
zu lernen und erhielt das B«rfprech«n,
bei Tisch neben ihm sitzen zu sollen.
Die Tage vergingen, und das
Schicksal kam dem widerwilligen Pa
then in keiner W«is« zu Hilf«. Nicht
«inmal ein vorübergehendes Unwohl
sein stellte sich ein. um dem Klein«n
die Nothtaufe zu verschaffen, und die
F«ier konnte zur festgesetzten Zeit
stattfinden. D«r Taufvater hatte den
Freund gelegentlich nochmals an die
Stunde erinnert und ihm vorsichtig
mitgetheilt, daß man nicht gut um
hin könne, auch die Schwester von der
neuerrichteten B-wahranstalt einzula
den, da s«ine Gattin sich im Vorstande
derselben befind«. Jener wußte schon
daß eine Fügung diejenige, w«lch« ein
Jahr lang der Brennpunkt sein» Ge
danken gewesen, wieder in die Stadt
geführt hatte. Er war zuerst ein we
nig erschrocken, hatte dann aber ver
sichert, daß ihm das Wiedersehen so
gar lieb s«in werde. Einst hätten sie
scherzend miteinander ausgemacht, daß
si< nach zehn Jahren sich wied«rbeg«g
mn und prüfen wollten, was aus ih
nen geworden. Er freilich hätte das
gethan in der Annahme, daß damit
d-er zehnjährige G«denktag sich für si
beide in keiner Weis« von allen an
deren Tagen unterscheiden werde. Fast
z«hn Jahre f«i«n jetzt verstrichen? «r
s«i «in ruhiger Mann geworden und
sehe leinen Grund, sich vor ihr zu ver
stecken und d«n hab« umgekehrt auch
sie wahrhaftig nicht.
D«r jung« Vater sagt« mir von die
ser Auffassung des Freuntxs zum Be
weis seiner freien Denkungsart und
seines lauteren Charakters.. „So
werden die zwei sich b«i uns wi«d«r
g«g«nübertreten. Ob sie dann mehr
aneinander vermissen und an sich selbst
betrauern w«rd«n, als txn v«rblichenen
Jugendglanz? Er ist inzwischen mit
seiner Jd/e oerheirathet sie mit ih
rem Berus; und die Kinder, deren sie
sich annehmen, sind die and«r«r Leute."
Die Ehr« der N«benpath«nschaft
th«ilt« mit mir die Baronesse, die erste
Vorsitzende des neu gegründ«ten Ver
eins, welche in ihrer Walkürenerfchei
nung mit d«n kräftigen Bew«gung«n
und dem rechtschaffenen Zorn wider
alles Schlechte in ihren Augen beson
ders befähigt erschien, üble Ding« zu
b«kämpfen und sei es selbst der
Tod. Schwester Margot, welche die
ausführende Kraft war, verschwand
fast neb«n ihr. Die beiden aber hatten
sich schon miteinander eingelebt. Es
Schild Wache halt«n. Ja, wenn die
Bazillen in Gestalt greifbarer Thiere
«inh«rschlichen, wäre mir nicht bange
um ein Kind, das sich di«s«s Schutzes
erfreut«! Si« beschirmt« aber auch
dringenden Schwierigkeiten, so daß
dies« ruhig d«n Werk«n des Friedens
nachgehen konnte.
Ich hatte unter den Augen d«r
jungen Mutter den Täufling bereit
gemacht, wob«i «r ruhig schlief, und
ihn d«r Kind«rfrau üb«rgiben. Dann
gingen wir, die Gast« zu begrüßen.
Auch ein fünfjährig«! Vetter des
Täuflings, Namens Jiiigen, war
mitg«bracht worden und beanspruchte
viel Aufm«rkfaink«it für «ine junge
Katze, die er gleich bei seiner Ankunft
auf der Treppe gegriffen hatt« und
begehrte voll Spannung, den H«ld«n
des Tages zu sehen, worauf dief«r
herbeordert würd«, und ging dann
langwallendem, gesticktem Mantel ein
«ifrig: „Ist dies das Kind?"
„Sieh selbst nach," lacht« der Vater.
„An dem Ende, wo du d«n Kopf ver
inuthtst. lüfte den Mantel ein wenig.
derfloß.
„Witfo reicht?"
ten soll —"
Sieh es dir recht genau an: unterhalb
des Kopfes ist es in s«in«r Struktur
höchst fremdartig. Wenn das Wesen
des Kindes gestattete, an einen Ko
„Jch habe die stärksten Gründ« für
Hatt in sich selbst haben. Glauben
«r fragt«, ob das kl«in« Wesen, selbst
wenn es «ine Zeit lang ganz stillg«l«-
wände wieder heranzuziehen.
Ich versicherte ihm, daß er diesen
Fall nicht zu fürchten brauch«, obwohl
Pathinnen zu gelangen, nur gerecht
fertigt finden würde. Auf seinen Vor
schlag, daß ich während d«r F«i«r
mein« Hand auf d«s Kind«s Brust ha
ben mög«, um es auf seinen Armen
Säuglingssterblichkeit zur Aufgab«
gesetzt habe. Schwester Margot war
während unserer letzten Wechselnd«
lachte herzlich und offen, indem «in
gut«r Blick aus ihren Augen sein sor
genumwolltes Haupt traf. So schaute
schen Anschlag« zuvorkommen könne.
Als das Taufwasser die Stirn d«s
samm«n, ich nahm fchl«unigst das
Kind und bracht« es der Mutter,
worauf über beide der Segen gespro
chen würd«.
einer glücklich verheiratheten Frau
und kinderreichen Mutter gegenüber-
jsj c ige «
Augen aufschlagen, steht darin die
fatz dtssen, was sie hi«r sehen. Ich
mein«, im früheren Erforschen der
Kindesseele würde man auch über jene
W«lt wundersame Ausschlüsse erlan
gen können. Ab«r nur mit der tief-
Zusammenhäng« hineinleuchten. Eine
Königsfipp« sind diese Kleinen bis
sie beginnen, sich in dieser Welt breit
Er brach ärgerlich ab und runzelte
die Stirn. der kleine Jürgen zog
an meinem Rock. w«il er mir eine
Mädch«n, um mit ihm zu tändeln,
„Dieser gehört schon zu d«n g«s«ll
schaftlichen Störenfrieden, di« jedes
nen Sie ein«n Vater od«r «in«
Mutter, welch« dann noch mit mehr,
als halbem Ohr zuhörten? Ja sie
lallen beginnt! Ist das nicht läp-
M tfh ih ' °
ten si« sie sagen, sind sie schon v«r
gcss«n. Nichts bleibt, als ein dum
pfes Heimgefühl auf dem Unter
scher Ansteckung!"
Der Mitgevatt«r sah sie erfreut an
und ri«f: „Das ist es ja, was ich
in«in«." Und «r wollte ein« große
Tisch gebeten wurde und er mir sei
nen Arm reichen mußte. Schw«st«r
Margot hatte sich bestimmen lassen,
auch die weltförmig« Nachfei«r d«r
Tauf« unter der A«gid« ihrer «rsten
Vorstandsdam« mitzugenieß«n und
Mein Nachbar klagte alsbald, daß
er sein Pathengeschenk dah«!m v«rl«gt
hab« —es sei ein hübscher Silber
becher. Als er fort mußte, hatte er
ihn vermißt. Er suche ab«r grund
die Erwähnung des Silberbechers in
Eifer versetzt. Sie pries die Vor
sehung, daß sie des Hauptpathen Ge-
Harren möge, bis er alt genug für
ein Museum sei. Gerad« die Grün
spanvergiftung fehle noch unter den
eins dieser Unglücksgefäße darin.
Er versuchte, scherzend seine Absicht
zu vertheidigen und kam dann schnell
auf di« erste «rziehliche B«handlung,
über w«lche er länger als ein Jahr
zehnt nachgedacht hatte. Er förderte
dessen inneres Ohr nicht besonder»
auf sie gestellt war. „Die Kind«rfrau
unterläßt «s Wohl, di« Thür zu fchlie-
Grundidee Plato als Eideshelfer di«'
schmerzlich, daß f«!n Kummer kein
Mutter an der Mitte der Tafel unru
hig zur Thür blickte.
ftlbst keinen Anspruch auf Gehorsam
Mann also vor einem Neugeborenen
schon di« Waffen strecken. Er versant
in die unerfreulich« Art f«iner Natur
auf's Bett gehoben und sich selbst mit
seinen Bauklötzen beschäftigt. Die
Krallen des Thieren hatten blutunter
der nah« am Ersticken gewesen. An
der Art des Schreiens hatte der
Schwester verfeinertes Gehör erkannt,
lichkeit mit so raschem Erfolge be
kämpft!
G«sicht huschten Licht und Wollen
die Rechte zu ein«m kräftigen Hände
schütteln. „Ich glaubt, das Beste an
kann". Erforderlich waren unter an
derem 60 Pfund Kümmel, 50 Pfund
Wachhold«rb«eren, 3500 Pfund
Kirschmus, 12,000 Stück Zitron«n
und Pomeranzen, 12 PfundZimmet-
Safran, 65 Pfund Näglein (Gewürz
n«ltcn), 400 Pfund Zngw«r, 450
Pfund Pf«ff«r, 2000 Pfund Kandis
zucker, 5000 Pfund M«liszucker, 70-
Pfund Mustatblumen, 400 Pfund
Mandeln, 1200 Pfund groß« Rosi
nen, 1500 Pfund kleine Rosinen.
500 PfundPflaumen, 1200 Pfund
Lachse, 6 t gepökelte Lachse, 8 tKabel
jau, 4 t Schellfisch, 12 t kleiner
Dorsch. 500 Pfund Klippfische, 12 t
Stockfisch, 18 t Heringe usw. Fer
ner brauchte man 200 t Salz be
brets 3 Wifpel 12 Scheffel Erb
sen, 1 Wifpel Hirse, 3 Wifpel Buch
kohl. Mit jenen 24,000 Thalern
denn dtt dazu, das unschuldige
Kind zu schlagen?" „Die Tach« ist
sehr einleuchtend. Sehen Sie, der
Mann ist Geschäftsreisender und h«ißt
Eusebius Schwalbe. Als er an je
g?ben"
Erbsen «nd Speck.
Jahr 1621 für die Mittagstafel am
Donnerstage folgende Gericht«: „1.
Erbf«n, 2. Speck, 3. Kelber oder
man sie am Donnerstag, der den
Namen d«s Gottes trägt. Damit
hängt gleichzeitig ein alter märkischer
Punkt erreicht, so werden „ganze
Göbfchen von Erbfen"(G. —Hände)
gegen di« Fensterscheiben geschleudert,
ist ja der Wettergott, d«r G«witt«r,
Hagel schickt, weshalb man bekanntlich
den „Wetterhahn", Thors Vogel mit
dem rothen Kamm, zu Ausschauen
heutigen G«neration die Bedeutung
des Wortes „Federmesser" vielfach
nicht m«hr bekannt ist, aber noch nicht
Schreibfedern in unserem Sinne.
Erst Alois S«n«felder, an welchen
auch in Berlin ein Denkmal erinnert,
so viel fort, daß ein« Spitze entstand.
Das geschah vor etwa 100 Jahren,
so daß di« Stahls«der demnach ihr
hundertjähriges Jubiläum feiern
kann. Bald darauf ging Senefel
der nach England. Hier wurd«n zu
End« des zweiten Jahrzehnts in Bir
mingham di« ersten Schreibfedern
tigt. Aber erst 1830 begann man
in der Stadt, Stahlf«d«rn fabrik
mäßig h«rzustell«n und die Fabri
kation in die Höhe zu bringen.
1846 gründeten Heize und Blarlckertz
die erste und zunächst einzige Stahl
fed«rfabrik Deutschlands, und bald
gelang es, dies« echt märkische In
dustrie so leistungsfähig zu machen,
daß sie di« englische überflügelt«.
Die Berliner Fabrilate stehen zwar
den englischen im Preise erheblich
nach, übertreffen dies« aber in der
Qualität b«i weitem. Lange Zeit
sträubten sich namentlich die älteren
Schreiber, di« moderne Stahlfeder zu
benutzen, und noch um 1860 konnt«
man bei Vielschreibern an der In
nenseite des rechten Daum«ns ein«
reich mit Narb«n v«rseh«ne Stelle be
merken, an der das „Federmesser"
beim Anschneiden d«r Kiel« sein«
Spuren zurückgelassen hotte.
Di« R«aens»>rmspr«»e.
Ein britischer Humorist hat die Re
genfchirmfprache ergründ«» und be
schreibt sie wie folgt: Ein Schirm in
einem Schirmständer deutet meist auf
einen Tausch d«s Besitzers hin.
Schnelles Oeffnen bedeutet Gefahr
für die Augen des Nächsten.
Schnelles Schließtn ist Gefahr kür
die Hutkrempe d«s anderen. Ein
über zwei Verfonen aufgespannter
schlechts sind, bei Verliebten od«r Ver
lobten die Tropfen auf den Mann
fallen, sind sie aber verheirathet, dann
auf die Frau! Wer den Schirm
unterm Arm trägt, ist «ine öffentlich«
leiht, ist ein Esel. W«r «inen
verdächtk».
„H«ute w«rd« ich noch einmal Deine
Schulden bezahlen aber zum un
widerruflich letzten Male!"
„Nun, lieber Onkel, dann warte
wenigstens bis morgen!"
—Mi ß v« rstä n dn !ß. Neulich
der Brust. ~H«iß« Wiener!" brüllt n
sie sind."
„Jawohl, wenn si« still ruhen."
Vorschlag zur Gut«.
Vater: „So, Fritz, ich habe beschlossen,
mich vom Geschäftsleb«n zurückzuzi«-
hen das Geschäft sollst Du überneh
men!"— Sohn: „Könntest Du nicht
„D«in alter, blinder Vater steht
ja gar nicht an der Ecke und bettelt?"
„Der hat eine reich« Erbschaft ge
macht und kann j«tzt wi«d«r sehen."
Guter Rath. Wittiv« (die
«inen Diener sucht): „Ich suche also
Jemand, der alle groben Arbeiten im
Hause besorgt, Gänge läuft, nie wider
spricht und auf den Wink gehorcht!"
Bewerber: „Madame, thäten Sie nicht
bess«r, Sie v«rheirathtten sich?"
Anspielung. Sonntagsjä-